Die Mitschuldigen - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Die Mitschuldigen E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Die Mitschuldigen ist ein Lustspiel von Johann Wolfgang von Goethe. Die erste Fassung entstand als Einakter zwischen November 1768 und Februar 1769, die zweite zwischen Juni und September 1769. Das Stück wurde am 9. Januar 1777 mit Goethe in der Rolle des Alcest im Weimarer Liebhabertheater uraufgeführt. 1787 lag der Erstdruck der bis April 1783 überarbeiteten Fassung vor.

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Johann Wolfgang von Goethe

Die Mitschuldigen

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Mitschuldigen

Personen.

Erster Auftritt

Zweiter Auftritt

Dritter Auftritt

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt

Sechster Auftritt

Siebenter Auftritt

Achter Auftritt

Neunter Auftritt

Zehnter Auftritt

Eilfter Auftritt

Zwölfter Auftritt

Dreizehnter Auftritt

Vierzehnter Auftritt

Funfzehenter Auftritt

Impressum neobooks

Die Mitschuldigen

Personen.

Alcest

Sophie

Söller

Der Wirt

Erster Auftritt

Das Theater ist geteilt, der Hauptteil stellt das Zimmer Alcests, der kleinere einen Alkoven vor.

SÖLLER in einem Domino, den Hut auf, die Maske vorm Gesicht, ohne Schuhe, kömmt ganz leise zu einer Seitentüre herein, leuchtet vorsichtig mit einer Blendlaterne umher; da er sieht, daß alles still ist, kömmt er mit leisen Schritten hervor ans Theater, tut die Maske und den Hut ab und wischt sich das Gesicht.

Zum Leben braucht's nicht just, daß man so tapfer ist,

Man kömmt auch durch die Welt mit Schleichen und mit List.

Der eine geht euch hin, bewaffnet mit Pistolen,

Sich einen Sack voll Geld, vielleicht den Tod zu holen.

Und ruft: »Den Beutel her! Her! ohn euch viel zu sperrn!«

Mit so gelaßnem Blut, als spräch er: Prost, ihr Herrn!

Ein andrer zieht herum, mit zauberischen Händen

Und Volten, wie der Blitz, die Uhren zu entwenden;

Und wenn ihr's haben wollt, er sagt euch ins Gesicht:

»Ich stehle! Gebt wohl acht!« Er stiehlt; ihr seht es nicht.

Mich machte die Natur nun freilich viel geringer,

Ein allzu leichtes Herz und gar zu plumpe Finger

Gab mir die Stiefmama; das ist nun sehr betrübt

Für einen, der nichts hat und der doch alles liebt.

Verstünd ich mich nicht drauf, ein bißchen aufzupassen

Und die Gelegenheit beim Kragen anzufassen,

Der Durst verjagte mich von Wirtschaft, Frau und Haus.

Er gebt herum und sucht.

Ich kann so sachte gehn, vor mir läuft keine Maus.

Mein Schwiegervater meint, ich sei die Nacht zum Balle,

Das glaubt auch meine Frau, und ich betrüg sie alle.

Er findet die Schatulle auf dem Tisch und zieht Schlüssel aus der Tasche.

Habt Dank, ihr Dietriche! Ihr helft mir durch die Welt!

Durch euch erlang ich ihn, den großen Dietrich, Geld!

Indem er aufschließt.

Wie ist nicht alles still! Alcest ist nicht zu Hause;

Er schmaust, da ich ihm hier die schönen Taler schmause.

Die Schatulle geht auf.

Brav! Schön gemünzt! So viel! O das ist eine Lust!

Die Tasche schwillt von Geld, von Freuden meine Brust.

Wenn es nicht Angst ist.

Er horcht.

Still! Nein! Pfui, ihr feigen Glieder,

Was zittert ihr!

Er fährt zusammen.

Horch! Nichts!

Er macht die Schatulle zu.

Genug! Nun gut!

Er will gehn, erschrickt und steht still.

Schon wieder?

Es geht was auf dem Gang. Es geht doch sonst nicht um.

Der Teufel hat vielleicht sein Spiel; das Spiel wär dumm.

Ist's eine Katze? Nein, das geht nicht wie ein Kater.

Geschwind, es dreht am Schloß.

Er springt in den Alkoven und sieht durch die Vorhänge.

Behüt! mein Schwiegervater!

Zweiter Auftritt

Der Wirt kömmt im Schlafrock, der Nachtmütze und Pantoffeln mit einem Wachsstock furchtsam zur Nebentüre herein.

Söller im Alkoven, horchend.

DER WIRT.

Es ist ein närrisch Ding um ein empfindlich Blut!

Es klopft, wenn man auch nur halbweg was Böses tut.

Dächt ich nicht aus dem Brief was Wichtiges zu holen!

Er steckt' ihn eilig ein. Er kam gewiß aus Polen.

Den, der was Neues liebt, plagt jeder Aufenthalt.

Das Neuste, das man hört, ist immer monatsalt.

In Strümpfen, wie ich bin, ritt ich wahrhaftig weiter

Als bis zum Tartar Cham, eh der verdammte Reuter

Von Altona hierher mit seinem Pferde kriecht,

Und wenn man's recht besieht, noch gar sein Stückchen lügt.

Er sucht überall.

Ich find ihn nicht, den Brief. Er kriegt' ihn doch gewißlich.

Vielleicht nahm er ihn mit! Das wäre mir verdrüßlich.

Er sucht.

SÖLLER im Alkoven.

Du guter alter Narr! Ich seh wohl, es hat dich

Der Diebs- und Zeitungsgott nicht halb so lieb wie mich.

DER WIRT.

Ich find ihn nicht.

Er erschrickt.

O Weh! Hör ich auch recht? Daneben

Im Zimmer –

Er horcht.

SÖLLER erschrocken.

Riecht er mich vielleicht?

DER WIRT.

Es knistert, eben

Als wär's ein Weiberschuh!

SÖLLER getrost.

Schuh! Nein, das bin ich nicht.

DER WIRT blast den Wachsstock aus.

Aus! Bleibe, wer da will! Geh auf!

Er kann das Schloß in der Eile nicht aufmachen und läßt darüber den Wachsstock fallen; endlich stößt er die Türe auf und läuft fort.

Dritter Auftritt

Sophie mit einem Lichte, kömmt zur Haupttüre herein.

Söller im Alkoven.

SÖLLER erstaunt.

Ein Weibsgesicht!