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Eine alte Raumschiffkapitänin befindet sich auf ihrer letzten Fahrt. Zwischenstopp vor dem Sprung durch die Passage ist ein geheimnisvoller Planet, auf dem sich eines der bekanntesten Heiligtümer des bekannten Universums befindet. Kurz vor ihrer Ankunft entdeckt die Crew eine blinde Passagierin, ein junges Mädchen, das nicht spricht. Die Kapitänin nimmt das Mädchen mit zum Heiligtum. Die Folgen sind weitreichend.
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Seitenzahl: 23
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Michael J. Awe
Die Passage
SF-Story
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Die Passage
Autor
Impressum neobooks
Die Sterne spiegelten sich in den Augen der alten Frau, die reglos vor der transparenten Hülle der Außenwand stand. Die Uniform an ihrem immer noch aufrechten Körper war ihr nach all den Jahren im Weltraum zu einer zweiten Haut geworden. Ihr tiefes Blau verschmolz mit dem schwarzen Hintergrund des Alls. Für einen Moment stellte sie sich vor, wie sich das Sichtfenster ihres Raumes auflösen und das Vakuum sie in die eisige Stille hinaussaugen würde, wo ihr Körper Ewigkeiten umhertreiben konnte. Ein verschwindend kleiner Gegenstand zwischen den Sternen. Das letzte, was sie wahrnehmen würde, wäre die absolute Geräuschlosigkeit, die alles Leben erstickte.
Ein leises Signal ertönte, dann glitt die Tür zu ihrem Raum auf.
»Kapitän«, erklang eine Stimme hinter ihr. Es war Ivan, der Chefmechaniker an Bord.
»Was gibt es?«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. Sie verspürte einen Widerwillen, ihren Blick von der endlosen Weite abzuwenden.
»Das sollten Sie sich einmal angucken«, antwortete Ivan. »Wir haben einen blinden Passagier.«
Neben der breiten Gestalt ihres Chefmechanikers stand ein Mädchen von vielleicht vierzehn Jahren, in dicke, robuste Sachen gehüllt, die ihr alle eine Nummer zu groß waren. Ihr strähniges, schwarzes Haar ließ erkennen, dass sie lange kein Bad mehr gesehen hatte. Der Kapitän überschlug im Kopf ihren jüngsten Landaufenthalt, der auf Deleria 4 vor knapp drei Wochen gewesen war. Einer der letzten bewohnten Planeten vor der Passage.
Sie fixierte das Mädchen, das unter ihrem Blick nervös wurde. Mit einem Wink gab sie dem Chefmechaniker zu verstehen, dass er sie allein lassen sollte. Mit ruhigen Schritten ging der Kapitän zu einem altmodischen Holztisch, der an der Kopfseite des Raumes stand.
»Mein Name ist Shavon«, sagte sie. Ihr Name kam ihr ein wenig schwerfällig über die Lippen, da sie meistens nur als der Kapitän bezeichnet wurde. Sie nahm eine Porzellantasse zur Hand, deren Form und Dekor von vergangenen Zeiten zeugten. Das Licht von der Decke blitzte für einen Moment auf den silbernen Abzeichen an ihren Unterarmen.
»Du bist an Bord der Ikarus.«
Sie goss Tee in die Tasse. Das Mädchen stand wie angewurzelt neben der Tür und beobachtete jede ihrer Bewegungen. Ihr Haar war von so einem tiefen Schwarz, dass es im Schein der Deckenbeleuchtung bläulich schimmerte.
»Damals hatten die Namensgeber der Raumschiffe noch Humor!«
Der Kapitän nahm einige Butterkeks aus einer verzierten Keksdose und legte sie auf einen Teller. Der Blick des Mädchens verharrte auf dem Gebäck.