Global Offshore - Michael J. Awe - E-Book

Global Offshore E-Book

Michael J. Awe

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Beschreibung

Drei Science-Fiction-Geschichten einer düsteren und fremden Zukunft, in der Mensch und Maschine immer weiter verschmelzen. Inhalt: »Global Offshore« (Silke Jahn-Awe / Michael J. Awe) »Tanks« (Michael J. Awe) »Tank 142« (Silke Jahn-Awe)

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Seitenzahl: 45

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Table of Contents

Titel

Global Offshore

Tanks

Tank 142

Über

 

Michael J. Awe

Silke Jahn-Awe

Global Offshore

 

SF- Erzählungen

 

Silke Jahn-Awe

Michael J. Awe

 

Global Offshore

 

 

 

*Ping Thialf. Host unreachable. 35 packets transmitted, 0 received, 100% packet loss, time 33999 ms. Traceroute Thialf. Knoten Guangdong, Frisko, Haven, Kyoto, New-Murmansk. No reply.*

 

Nebel lag über dem grauen Wasser und hüllte die schweren Schiffe ein, die sich langsam Richtung Hafen schoben. Lugras Chip registrierte automatisch ihre Geschwindigkeit und die Strömung des Flusses.

Der Wind vom Meer war eisig, die Haut auf ihrem Gesicht wurde innerhalb weniger Minuten taub. Sie vergrub die Hände tiefer in die Taschen des Mantels. Wie lange die Kälte wohl noch bleiben würde? Sie setzte ihnen allen zu, und für die Heizkosten wäre es auch besser, wenn es ein bisschen wärmer werden könnte.

Im Flutlicht waren die Hafengebäude gut zu erkennen, obwohl es noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang dauern würde. Vereinzelte Schneeflocken peitschten durch die breiten Strahlen, die die Fluter in die Dunkelheit rissen. Das Dröhnen der abgeladenen Container und das Surren der Kräne hallte in ihren Ohren. Egal, wann man hier war, der Hafen schlief nie. Immer war es laut, und immer war die Luft zäh vom allgegenwärtigen Geruch nach Meersalz, Tang, Rost und Öl.

Lugra erreichte Gate 46, eine große, stählerne Tür im Hafendamm. Die Schlange vor dem Schlagbaum war nur kurz. Sie zeigte ihren Ausweis, der eingescannt wurde, dann konnte sie das Betriebsgelände betreten. Vollautomatische Träger rollten mir ihrer schweren Fracht zwischen Schiffen und Frachtgelände hin und her und hinterließen Spuren in dem feinen Pulverschnee. Fuhren sie vorwärts, piepten sie dumpf und gleichmäßig. Fuhren sie rückwärts oder bogen ab, mutierte das Piepsen zu einem schrillen Klingeln. Der Wind pfiff böig um die Hafengebäude des Sektors, und die Flagge des Konsortiums knallte über dem Haupthaus wie ein Sturmbojendrache im Wind. Lugra grüßte ein paar Kollegen von der Lagerhaltung, und ging durch einen Nebeneingang, dessen Tür in den rostigen Angeln leise quietschte.

Als sie sich im Zeiterfassungssystem einloggte, erschien eine Meldung auf dem Display, dass sie sich unverzüglich beim Betriebsärztlichen Dienst melden müsse. Sie seufzte und stieg langsam die schmale Treppe zum BD hoch, der im zweiten Stockwerk lag. Als sie oben ankam, wurde die Tür geöffnet. Eine ältere Frau kam ihr entgegen.

»Morgen Lugra, sehen wir uns gleich?«, fragte Malina.

»Ja, aber ich muss erst zum BD.«

»Viel Glück!«, sagte Malina und hielt ihr die Tür auf.

Langsam ging Lugra den langen Flur mit dem abgeschabten, fleckigen Teppich entlang. An den holzvertäfelten Wänden hingen alte Fotos des Hafens. An der letzten Tür klopfte sie an.

Dr. Millo, den alle nur den Airedale nannten, war knapp 1,50 m groß, trank und rauchte zu viel und bekam den chronischen Augenringen nach zu urteilen eindeutig zu wenig Schlaf. Ein kleinwüchsiger Mann mit dicker Brille und Wurstfingern. Er wirkte wie ein schlammverkrusteter Gummistiefel in einer frisch geputzten Küche. Bis zum Mittag würden die ersten Kaffeeflecken seinen weißen, viel zu langen Kittel zieren.

Er erhob sich und ging um den großen Tisch herum. Sein ungepflegter, hellbrauner Bart war seit ihrer letzten Begegnung wieder ein wenig krauser geworden.

»Möchtest du einen Kaffee?«, fragte er, während er an einer klapprigen Maschine auf dem Sideboard herumwerkelte.

»Später vielleicht«, sagte Lugra.

Millo brummte etwas vor sich hin und ging mit einer Tasse schwarzen Kaffees zu der Sitzgarnitur herüber, die sich in der Ecke des Raums befand. Er stellte die Tasse auf das niedrige, antike Nierentischchen und ließ sich in den abgewetzten, schmutziggelben Sessel fallen. »Sechs Uhr ist echt nicht meine Zeit«, sagte er.

Der Arzt begann, sich Tabak und Zigarettenpapier zurechtzulegen. Es war immer wieder spannend zu beobachten, wie die dicken, kurzen Finger sich kaum bewegten, und trotzdem ein dünner, akkurat gedrehter Glimmstängel am Ende dabei herauskam. Millo zündete die Zigarette an, inhalierte einen tiefen Zug und ließ den Rauch bei geschlossenen Augen durch die Nase entweichen. Durch die breite Scheibe in seinem Rücken konnte man den Containerumschlagplatz sehen.

»Man sagt«, bemerkte Lugra mit leichtem Lächeln, »dass Rauchen auf dem Gelände nicht gestattet ist.«

Millo öffnete seine schweren Augenlider ein wenig. »Das Leben hier ist nicht gut für die Menschen«, sagte er, nahm noch einen tiefen Zug und drückte die Zigarette in dem überfüllten Aschenbecher aus. »Wie geht es dir?«

»Das Übliche. Der Rücken tut weh und ich schlafe schlecht.«

»Die Segnungen der Arbeitswelt«, murmelte Millo. Er erhob sich, um über das Schreibtischdisplay eine Kurzwahltaste zu betätigen. »Sie ist jetzt hier.«

Lugra sah den Arzt fragend an. »Kommt noch jemand?«

»Wasser?«, fragte Millo, ohne auf ihre Frage einzugehen. Als sie nickte, schenkte er ein großes Glas voll und stellte es vor sie hin. »Der Nebenhäuptling aus der Personalabteilung wird sich noch zu uns gesellen.« Er ließ sich wieder in den Sessel nieder, in dem er halb versank.

Natürlich, dachte Lugra, es geht bestimmt um mein gestriges Arztgespräch.

Millo schlürfte geräuschvoll seinen Kaffee. »Was treibt dein Mann zurzeit?«

»Er war für einige Wochen bei einer Firma beschäftigt, die Steuerungssoftware für smarte Kühlschränke entwickelt. Er konnte aber ohne aktuelles Implantat die Zielvorgaben nicht erreichen. Jetzt ist er wieder daheim.«

»Heutzutage sind unsere Kühlschränke intelligenter als wir«, meinte Millo. »Wir leben im magischen Zeitalter und verstehen unsere Umwelt vielleicht noch weniger, als die Menschen des Mittelalters. Wenn Technik nur weit genug entwickelt ist, wird sie wieder zu Magie. Wer hat das noch mal gesagt ...?«