Die Protein-Revolution – neue Wege der Fütterung - Birgit Vorndran - E-Book

Die Protein-Revolution – neue Wege der Fütterung E-Book

Birgit Vorndran

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Das Sortiment der Futtermittel für den Hund wächst weiterhin rasant. Sorten wie Strauß, Känguru, Büffel und Rentier sind längst Normalität und haben ihren Weg in die Futternäpfe unserer Hunde gefunden. Seit einiger Zeit setzen Hersteller vermehrt auf pflanzen- und insektenbasiertes Futter. Nicht nur Hundebesitzer, auch Therapeuten und Berater stehen Futtermitteln auf Pflanzen- und Insektenbasis häufig noch kritisch gegenüber. Insekten als Proteinquelle in der Hundeernährung – ist das natürlich? Sinnvoll? Gesund? Ist das eine ernstzunehmende Alternative zu Fleisch und Fisch oder nur eine neue Marketing-Idee der Futtermittelhersteller? Fragen über Fragen … Sandra Orkunt und Birgit Vorndran haben sich als Ernährungsberaterinnen diesen Fragen umfassend gewidmet. Neben jahrelanger Praxiserfahrung fließen in ihr Buch "Die Protein-Revolution" evidenzbasierte Fakten aus diversen Studien mit ein. Genauso wichtig ist es den Autorinnen, die anatomischen und physiologischen Abläufe der Verdauung und des Stoffwechsels im Hundekörper, sowie ein grundlegendes Verständnis für Futter- und Lebensmittelkunde zu vermitteln. Auf dieser Basis begann im Jahr 2022 die Idee für ein Buch Gestalt anzunehmen. Inhaltlich gelingt es den Autorinnen ein umfassendes Bild zu zeichnen: über die Nährstoffprofile verschiedener Lebensmittel, die faszinierende Proteinsynthese des Körpers, bis hin zu Ökologie und Ethik. Die Ergebnisse der verschiedenen Perspektiven, aus denen man das Thema "pflanzen- und insektenbasierte Fütterung des Hundes" betrachten kann und sollte, finden zusammengeführt ein eindeutiges Ergebnis: Nährstoffe aus Pflanzen und Insekten bieten dem Hund nicht nur eine vollumfängliche Versorgung, sie tragen auch zur Gesundheit bei. Für unsere Umwelt, und damit für die Erde auf und von der wir alle leben, ist dieser neue "Trend" alternativlos. Wir stehen am Anfang eines andersartigen Umgangs mit Lebensmitteln und Rohstoffen. Diese Revolution beginnt auch im Napf unserer Hunde.

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Seitenzahl: 84

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Alternativ füttern – es geht!

Eine ausgewogene Ernährung ist von großer Bedeutung für das Wohlbefinden unserer Tiere und so stellen wir heute hohe Ansprüche an Hundefutter. Gleichzeitig werden Bedenken und Unsicherheiten immer größer, je mehr Produkte auf den Markt kommen.

Unser Buch zeigt neue Wege der Fütterung auf: die vollumfängliche Versorgung des Hundes auf Basis einer pflanzenbasierten Diät und der Nutzung von Proteinen aus Insekten.Die Vorbehalte bezüglich einer solchen Fütterung sind verständlich: Die Abstammung des Hundes vom Wolf, sein Gebiss, sowie die zahlreichen fleischbasierten Futtermittel auf dem Markt können Zweifel aufkommen lassen, ob ein pflanzen- und insektenbasiertes Futter im Napf alle notwendigen Nährstoffe liefert und unsere Hunde gesund erhält. Schaut man jedoch genauer hin, sind diese Bedenken nicht zutreffend: Hunde profitieren von einer ausgewogenen Ernährung, die auf alternativen Proteinquellen basiert.

In diesem Buch werden die grundlegenden Stoffwechselprozesse sowie wichtige Nähr- und Wirkstoffe ausführlich beschrieben. Wir zeigen, warum eine pflanzliche Ernährung in Kombination mit Proteinen aus Insekten viele gesundheitliche Vorteile für unsere Tiere bietet. Ethische Aspekte und ökologische Folgen der herkömmlichen Fütterungskonzepte werden angesprochen und einer kritischen Betrachtung unterzogen.

Können wir wirklich in Zukunft weiter so füttern wie bisher? Wenn nein, dann sollten wir wissen, wie und warum es auch anders geht! Dieses Buch zeigt die Alternativen aus fachlicher Sicht auf.

Begleiten Sie uns auf dem Weg der neuen Fütterung.

Sandra Orkunt und Birgit Vorndran, September 2023

Danke – Mein großer Dank gilt …

… meiner Co-Autorin Sandra, die mich mit stichhaltiger, wertvoller und zeitintensiver Recherche unterstützt hat. Ihr Blick auf die Dinge bringt eine weitere Perspektive mit sich, durch die dieses Buch sowohl an fundierten, wissenschaftlichen Fakten als auch an Lebendigkeit gewinnt.

… meinen Freunden und Kollegen, die mir in vielen Gesprächen sowohl ihre Zuversicht und ihr Interesse geschenkt haben. Danke, für eure klugen, freundlichen Gedanken, den Tee und die Schokolade.

… meinen Hunden Adora und Valea, die das Thema Fütterung und Nahrungsaufnahme jeden Tag mit dem Wichtigsten verbinden: Fürsorge, Liebe und Freude.

1. Vorwort

Seit vielen Jahren schreibe ich Lehrunterlagen und Fachartikel jeglicher Art zu den Themen Naturheilkunde und artgerechte Fütterung für Hunde. Doch den Einstieg in dieses Buch zu finden, fiel mir schwer. Das Thema „pflanzen- und insektenbasierte Fütterung des Hundes“ ist vielschichtig. Die physiologischen Abläufe der Nahrungs- und Nährstoffverwertung ziehen sich durch mehrere Organ-, Stoffwechsel- bzw. Regulationssysteme. Verschiedene (ernährungs-) physiologische und pathologische Ansätze müssen einbezogen werden. Lange trug ich die Gedanken in meinem Bauch, Herz und Kopf, drehte und wendete sie, suchte Rat bei Freunden und Kollegen. Ich legte das Skript beiseite, mit dem Gefühl „Ich bin noch nicht so weit – die Welt ist noch nicht bereit“. Und doch hielt sich das Thema hartnäckig in meinem Bewusstsein und wollte verschriftlicht werden. Mag sein, dass ich noch nicht so weit bin … die Welt aber schon. Alternativen zur Proteinversorgung aus tierischem Gewebe sind zukunftsweisend und unumgänglich. Sie sind der Weg heraus aus der Klimakrise, hin zu mehr Tier- und Umweltschutz und zur besseren Gesundheit für Mensch und Hund. Eine Win-win-Situation auf allen Ebenen. Warum habe ich Schwierigkeiten meine Gedanken zu ordnen, wenn es um die Nährstoff-, oder genauer gesagt um die Proteinversorgung des Hundes geht? Zumindest darüber wurde ich mir schnell klar: Über 15 Jahre lebe ich vegan und weiß, wie emotional Menschen reagieren, wenn man die Vorteile alternativer Ernährungsweisen im Vergleich zum Konsum tierischer Produkte anspricht. Mein Umgang mit Nahrungsmitteln steht auf einer breiten Basis an Fachwissen bzgl. der Physiologie des Säugerkörpers und der Lebensmittelkunde, dennoch bin ich ein praktischer Mensch. Ich esse gerne und möchte auch für meine Kunden und deren Tiere die Nahrungsaufnahme mit Freude und Genuss verbinden. Aus meiner langjährigen Tätigkeit als Therapeutin, Beraterin und Dozentin weiß ich aber, dass viele Menschen sich eine kontrollierte Fütterung ihres Hundes wünschen. Sie fühlen sich sicherer mit Nährwerttabellen, Rationierungsrechnern, Kalorienzählern und Supplementen, als mit einem natürlichen Umgang mit Lebensmitteln und dem Vertrauen in die Selbstregulation des Körpers. Und ich verstehe die Ängste und Unsicherheiten. Viele Hundebesitzer stellen mir ihren kranken Hund vor, dessen Fütterung nicht mehr viel mit dem natürlichen Nahrungsrepertoire eines Kaniden zu tun hat, dessen Verdauung und Stoffwechsel völlig durcheinandergeraten sind. Menschen, die von den vielen Expertenmeinungen, die sich auf dem Haustiermarkt tummeln, zutiefst verunsichert sind. Brauchen diese Menschen eine weitere Meinung? Noch einen anderen Ansatz? Ich denke: Ja! Und nicht nur die Menschen, auch die Hunde und nicht zuletzt unsere Welt und alle ihre Bewohner, mit denen wir das Leben teilen, mit denen wir verwoben sind. Ich werde also in den folgenden Kapiteln meinen sehr praktischen, natürlichen Umgang mit Nahrungsmitteln und Nahrungsaufnahme mit dem Ergebnis wissenschaftlicher Arbeiten verbinden. Ich hoffe, den Kreis zwischen Leben, Lebensmitteln, Stoffwechsel, Studien, Laboranalysen und Genuss zu schließen. Denn letztendlich ist die Fütterung die Lebensgrundlage des Hundes und diese sollte mit Freunde gestaltet sein.

Birgit Vorndran – Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin, Dozentin

2. Fütterung – Die Versorgung des Organismus mit allen lebensnotwendigen Nähr- und Wirkstoffen

„Was ist die richtige Art der Fütterung?“

Sehr viele Fragen, die mir als Ernährungsberaterin und Dozentin für Ernährungsberatung gestellt wurden, kann ich auf diese eine Frage herunterbrechen. So vielfältig die Fragen auch formuliert wurden, ich kann ebenso mit einem einzigen Satz antworten: „Die richtige, artgerechte Fütterung versorgt den Hund bedarfsgerecht mit allen nötigen Nähr- und Wirkstoffen, wobei die Belastung des Körpers mit Schadstoffen möglichst gering zu halten ist.“

Nehmen wir diesen Satz einmal auseinander:

artgerechte Fütterungbedarfsgerechte VersorgungNähr- und Wirkstoffegeringe Belastung

Artgerechte Fütterung

Eine artgerechte Fütterung besteht aus Lebensmitteln, die der Hund aufgrund seiner anatomischen, physiologischen und entwicklungsgeschichtlichen Gegebenheiten gut verdauen, d. h. aufschlüsseln und aufnehmen kann. Hier spielen hauptsächlich die Länge des Darms und die körpereigenen Enzyme eine Rolle. Im Verhältnis zu seinen Körpermaßen ist der Darm des Hundes mittellang: Seine Darmlänge ist ungefähr siebenmal so lang wie seine Körperlänge. Ganz ähnlich wie bei Menschen und Schweinen. Der Hund ist also als Omnivore (Allesfresser) einzustufen, der ein breites Nahrungsspektrum verdauen kann. Außerdem liegt beim Hund eine natürliche und physiologische Unverträglichkeit von Fruchtzucker (Fruktose) und Milchzucker (Laktose) vor. Ganz einfach, weil ihm zur Aufspaltung die nötigen Enzyme Fruktase und Laktase fehlen.

Bedarfsgerechte Versorgung

Der Bedarf an Nähr- und Wirkstoffen kann für einen Hund anhand seines Körpergewichts ermittelt werden. Wir sprechen dann aber nur von Richtwerten, denn der tatsächliche Bedarf an Nähr- und Vitalstoffen ist immer individuell und stark abhängig von Alter, Aktivität, Körpergröße, Rasse, Hormonhaushalt, Stoffwechsellage und bestehenden Erkrankungen. Auch Wachstum, Trächtigkeit, Laktation und körperliches Training verschieben den Nährwertbedarf. Ein Windhund hat andere Bedarfswerte als ein Chihuahua und zwischen diesen Extremen liegen viele Facetten.

Nähr- und Wirkstoffe

Zu den Nährstoffen zählen Proteine, Kohlenhydrate und Fette, genauer gesagt ihre kleineren Einheiten Aminosäuren, Glukose, Fettsäuren und Glyceride. Nährstoffe versorgen den Körper mit Kalorien und Baumaterial, sodass Materie und Energie aufrechterhalten werden können. Wirk- oder Vitalstoffe initiieren Stoffwechselprozesse, sie aktivieren die Eigenregulation und Selbstheilungskräfte des Körpers. Beides zusammen nennt man „Homöostase“.

Geringe Belastung

Wo gehobelt wird, da fallen Späne, so auch bei allen alltäglichen Stoffwechsel-, Auf- und Abbauprozessen des Körpers. Beim Aminosäurestoffwechsel, fällt bspw. der toxische Harnstoff an, der möglichst schnell ausgeschieden werden muss. Beim Energiestoffwechsel (der Zellatmung) entsteht Kohlendioxid, welches über die Lungen abgeatmet wird usw. Neben diesen beständig anfallenden Stoffwechselabbauprodukten, mit denen der Körper umgehen muss, werden zusätzlich Stoffe zugeführt, die den Körper belasten (bspw. Schwermetalle, Medikamente, Konservierungsstoffe usw.). Der Körper hat drei Möglichkeiten, mit Stoffen umzugehen, die er nicht im Blutkreislauf behalten möchte: Ausscheidung, Verstoffwechselung oder Speicherung. Wobei die Speicherung dauerhaft die schlechteste Lösung ist und vermieden werden sollte.

Diese genannten vier Punkte beschreiben also die Grundsätze der richtigen Fütterung. Aber wie genau gestaltet sich die Umsetzung ganz praktisch im Alltag? Zur Praxis kommen wir noch – sehr viel später. Zunächst bleiben wir noch eine Weile bei der Theorie und nähern uns dem Thema aus möglichst vielen Perspektiven.

3. Der Proteinbedarf des Hundes und wie sein Körper damit umgeht

3.1 Die wichtige Rolle von Proteinen im Hundekörper

Proteine sind organische Verbindungen, die aus mehr als 100 Aminosäuren bestehen. Aus der Reihenfolge der Aminosäuren ergibt sich die Struktur des Proteinmoleküls, das komplex dreidimensional gefaltet, teils spiralig gewunden und oft aus mehreren Untereinheiten zusammengesetzt ist. Proteine haben den Zweck, Körpergewebe aufzubauen (proteinogene Aminosäuren) und zu stärken. Proteine sind als Bausubstanz in jeder Körperzelle enthalten, sie übernehmen wichtige Aufgaben im Stoffwechsel und spielen im Immunsystem die entscheidende Rolle. Sie wirken entzündungsfördernd, aber auch entzündungshemmend und sind antimikrobiell sowie antiviral. Wenn wir also einen Hund vor uns sehen, sehen wir Proteine, die seine Knochen und Muskeln formen, seine Haut, sein Fell und seine Krallen bilden. Alle Organe bis zu jeder einzelnen Zelle und seine DNA bestehen zu einem großen Teil aus Proteinen. Das Design der Proteine ist dabei genetisch fixiert.

Auch Hormone, Enzyme und Botenstoffe, die im Blut zirkulieren, basieren auf Proteinstrukturen. Proteine steuern alle lebenswichtigen Vorgänge im Organismus und machen somit ihrem Namen alle Ehre: Der kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Erstrangig“, „an erster Stelle stehend“.

Aminosäuren sind also die Grundbausteine aller Proteine. Proteine sind wiederum ein wesentlicher Baustein alles Lebendigen.

3.2 Essenzielle Aminosäuren – wesentlich für die Gesundheit des Hundes

Bei den proteinogenen Aminosäuren unterscheidet man zwischen…

essenziellen Aminosäuren, die zwingend über das Futter zugeführt werden müssen, da sie lebensnotwendig sind. Der Hundekörper kann sie also nicht selbst herstellen.

nicht-essenziellen Aminosäuren, die der Hund grundsätzlich selbst synthetisieren kann.

semi-essenziellen Aminosäuren, die „bedingt lebensnotwendig“ sind. Diese Aminosäuren kann der Hund auch aus anderen Aminosäuren umbauen. Das reicht jedoch in manchen Lebenssituationen nicht aus, sodass es dann zu einem Mangel an diesen Aminosäuren kommen kann, wenn sie nicht mit dem Futter zugeführt werden.

Zehn Aminosäuren sind für Hunde (semi-)essenziell:

IsoleucinLeucinLysinMethionin (tlw. durch Cystein ersetzbar)Phenylalanin (tlw. durch Tyrosin ersetzbar) ThreoninTryptophanValinArginin (semi-essenziell)Histidin (semi-essenziell)

Die nicht-essenziellen Aminosäuren sind:

Alanin AsparaginsäureCysteinGlutaminsäureGlycinProlinTyrosinSerin