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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Thema: Internationale Organisationen, Note: 1,3, Universität Erfurt (Staatswissenschaftliche Fakultät), Veranstaltung: "Ordnung" in den internationalen Beziehungen, Sprache: Deutsch, Abstract: Das internationale System ist dadurch gekennzeichnet, dass kein allgemein anerkanntes, politisch legitimiertes Machtzentrum existiert. Einige theoretische Strömungen der Internationalen Beziehungen, wie vor allem der Realismus und Neorealismus, bezeichnen diesen Zustand, angelehnt an Thomas Hobbes Staatsphilosophie, als Anarchie. Hobbes wohl bekanntestes 1651 erschienenes Werk „Leviathan“ besagt, dass vor der Gründung von Staaten ein „Naturzustand“ (Anarchie) herrschte. In diesem Naturzustand ist jedes Individuum frei alles zu tun, was seiner Selbsterhaltung dient. Er ist folglich als Kriegs-zustand „Aller gegen Alle“ zu verstehen und endet im Chaos. Die einzigste Möglichkeit den Krieg zu verhindern, ist die individuelle Abgabe des Rechts auf Selbsterhaltung an einen „Dritten“, unter der Voraussetzung, dass der Nächste das auch tut. So wird aufgrund wechselseitiger Verträge der Leviathan bzw. ein künstlicher Staat erschaffen. Überträgt man Hobbes „Naturzustand“ auf das internationale System, zeigen sich einige Prallelen. Die Akteure sind nun nicht mehr die einzelnen Individuen, sondern souveräne Staaten. Zwar herrscht kein Krieg aller gegen alle, aber Konflikte, sowohl zwischenstaatlich als auch innerstaatlich, sind gegenwärtig keineswegs selten. Doch kann deshalb von „Chaos“ gesprochen werden? Das internationale Sicherheitssystem ist hauptsächlich durch gegenseitige Abschreckung bestimmt, wie es im Kalten Krieg deutlich wurde, aber dass die Situation nicht weiter eskaliert, ist sicher, neben (wirtschaftlichen) Abhängigkeiten von Staaten und transnationalen Akteuren, internationalen Organisationen zu verdanken, die durch einen völkerrechtlichen Vertrag entstanden sind. Allerdings besitzen sie zu wenig Souveränität, um sie als Leviathan des internationalen Systems betrachten zu können und wohl auch nicht die Absicht, zu einer Weltregierung zu werden. Die bekannteste internationale Organisation sind die Vereinten Nationen , die mit 191 Mitgliedsstaaten nahezu die ganze Welt „vereint“. Aber angesichts der Gegenüberstellung gegenwärtiger Krisen und des primären Ziels der UNO, internationalen Frieden zu wahren, stellt sich die Frage, ob die UNO im Politikfeld Internationale Sicherheit versagt hat oder inwieweit es überhaupt möglich ist, dass ein solcher Zusammenschluss den Weltfrieden sichern kann?
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Veröffentlichungsjahr: 2007
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Vereinten Nationen - Vorgeschichte und Entstehung
2.1 Die Gründung der UNO
2.2 Ziele und Grundsätze der UNO
3 Das Prinzip der kollektiven Sicherheit
3.1 Der Sicherheitsrat als ausführendes Organ zur Friedensschaffung
3.2 Mängel des Prinzips der kollektiven Sicherheit
4 Mittel der UNO jenseits des Prinzips kollektiver Sicherheit
4.1 „Peacekeeping“ als Weiterentwicklung konsensualer Sicherheit
4.2 Vier Generationen des „Peacekeepings“
5 Reformanspruch und -vorschläge
6 Schlussbemerkungen
7 Quellenverzeichnis
7.1 Literaturverzeichnis
7.2 Internetquellen
Das internationale System ist dadurch gekennzeichnet, dass kein allgemein anerkanntes, politisch legitimiertes Machtzentrum existiert. Einige theoretische Strömungen der Internationalen Beziehungen, wie vor allem der Realismus und Neorealismus, bezeichnen diesen Zustand, angelehnt an Thomas Hobbes Staatsphilosophie, als Anarchie.[1] Hobbes wohl bekanntestes 1651 erschienenes Werk „Leviathan“ besagt, dass vor der Gründung von Staaten ein „Naturzustand“ (Anarchie) herrschte. In diesem Naturzustand ist jedes Individuum frei alles zu tun, was seiner Selbsterhaltung dient. Er ist folglich als Kriegszustand „Aller gegen Alle“ zu verstehen und endet im Chaos. Die einzigste Möglichkeit den Krieg zu verhindern, ist die individuelle Abgabe des Rechts auf Selbsterhaltung an einen „Dritten“, unter der Voraussetzung, dass der Nächste das auch tut. So wird aufgrund wechselseitiger Verträge der Leviathan bzw. ein künstlicher Staat erschaffen.[2] Überträgt man Hobbes „Naturzustand“ auf das internationale System, zeigen sich einige Prallelen. Die Akteure sind nun nicht mehr die einzelnen Individuen, sondern souveräne Staaten. Zwar herrscht kein Krieg aller gegen alle, aber Konflikte, sowohl zwischenstaatlich als auch innerstaatlich, sind gegenwärtig keineswegs selten. Nach dem Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung, wobei latente Konflikte ebenso beachtet wurden wie zwischenstaatliche Kriege, zählte man im Jahr 2005 249 Konflikte auf der Welt.[3] Doch kann deshalb von „Chaos“ gesprochen werden?
Das internationale Sicherheitssystem ist hauptsächlich durch gegenseitige Abschreckung bestimmt, wie es im Kalten Krieg deutlich wurde, aber dass die Situation nicht weiter eskaliert, ist sicher, neben (wirtschaftlichen) Abhängigkeiten von Staaten und transnationalen Akteuren (z.B. Intergovernmental Organisations, Transnational companies), internationalen Organisationen zu verdanken, die durch einen völkerrechtlichen Vertrag entstanden sind. Allerdings besitzen sie zu wenig Souveränität, um sie als Leviathan des internationalen Systems betrachten zu können und wohl auch nicht die Absicht, zu einer Weltregierung zu werden. Die bekannteste internationale Organisation sind die Vereinten Nationen[4], die mit 191 Mitgliedsstaaten nahezu die ganze Welt „vereint“. Aber angesichts der Gegenüberstellung gegenwärtiger Krisen und des primären Ziels der UNO, internationalen Frieden zu wahren, stellt sich die Frage, ob die UNO im Politikfeld Internationale Sicherheit versagt hat oder inwieweit es überhaupt möglich ist, dass ein solcher Zusammenschluss den Weltfrieden sichern kann? Demnach behandelt die folgende Arbeit das Problem, wie die Vereinten Nationen als Staatenverbund souveräner Staaten handeln kann, ein friedliches Zusammenleben dieser Staaten zu sichern und somit Ordnung in internationalen Beziehungen zu schaffen.
Um diese Problemstellung zu analysieren, gehe ich nach einem kurzen geschichtlichen Abriss der Vorgeschichte und Entstehung der UNO, auf Ziele und Grundsätze (Charta) sowie deren Widersprüchlichkeit ein. Weiterhin wird das Systems kollektiver Sicherheit und der Sicherheitsrat als ausführendes Organ zur Friedensschaffung beschrieben. Daraufhin möchte ich, um die Nichtumsetzung des Systems kollektiver Sicherheit zu erläutern, diverse Mängel des Systems aufzeigen. Ferner werden in der Arbeit Mittel der UNO jenseits des Prinzips kollektiver Sicherheit und speziell das friedenserhaltende Instrument des „peacekeepings“ dargestellt. Schlussfolgernd sollen der Reformanspruch und Reformvorschläge thematisiert werden.