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Brendan Simms spannt über die Großräume einen weiten Bogen von der Entfaltung des Begriffs im 19. Jahrhundert bis zur konfliktreichen Gegenwart. Schwerpunkte sind Carl Schmitts Konzept des Großraums in der NS-Zeit und die parallelen Vorstellungen Hitlers sowie andererseits die der alliierten Kriegsmächte und das Nachleben der Konzepte im kalten Krieg. Der Autor geht dann auf die gegenwärtigen Großraum-Vorstellungen in Rußland und der VR China ein und endet mit einem Blick auf die Europäische Union. Zum Abschluss stellt sich Brendan Simms die Frage, ob das Großraum-Konzept einen zufriedenstellenden Rahmen für das Verständnis der aktuellen Weltlage bieten kann.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
[1]
BRENDAN SIMMS
Die Rückkehr des Großraums?
[2]
Carl-Schmitt-Vorlesungen
Band 6
Herausgegeben von der Carl-Schmitt-Gesellschaft e.V
[3]
Die Rückkehr des Großraums?
Von
Brendan Simms
Duncker & Humblot • Berlin
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Die achte Carl-Schmitt-Vorlesung
„Die Rückkehr des Großraums?“ von Brendan Simms
wurde am 28.10.2023 im Festsaal der Charité,
Luisenstraße 56, Berlin gehalten.
Das Motiv auf dem Umschlag ist ein Abbild der geopolitischen Theoriedes britischen Geographen und Historikers Halford Mackinder.In deren Mittelpunkt ist die „Weltinsel“ mit der Landmassedes „Herzlandes“ (Heartland/Pivot Area), der gegenüberdie küstennahen und -fernen Inseln der Seemächte stehen.
Alle Rechte für die deutsche Übersetzung vorbehalten© 2023 Duncker & Humblot GmbH, BerlinFremddatenübernahme: L101 Mediengestaltung, FürstenwaldeDruck: CPI Books GmbH, LeckPrinted in Germany
ISSN 2367-1149ISBN 978-3-428-19022-5 (Print)ISBN 978-3-428-59022-3 (E-Book)
Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papierentsprechend ISO 9706
Internet: http://www.duncker-humblot.de
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Zunächst möchte ich Hans-Christof Kraus, Gerd Giesler und der Carl-Schmitt-Gesellschaft für die freundliche Einladung danken. Es ist eine große Ehre, vor diesem ausgewiesenen Auditorium zu sprechen. Sie wissen wahrscheinlich nicht, dass meine zweite Veröffentlichung, die 1992 vor dreißig Jahren in der Ricerche di Storia Politica erschienen ist, von Carl Schmitt und der Anwendbarkeit seiner Gedanken auf die Beziehungen zwischen Großbritannien und Preußen während der napoleonischen Zeit handelte,2 oder dass ich in meinem ersten Buch – über Preußen vor der Reform – Schmitts Zugang zum Machthaber als Rahmen für das Verständnis der „Hohen Politik“ unter König Friedrich Wilhelm III. genutzt habe.3 Mein Thema heute Abend betrifft jedoch das zwanzigste Jahrhundert und sogar das einundzwanzigste. Sie werden vielleicht erleichtert sein zu hören, dass ich nicht beabsichtige, eine moralische Bewertung des Verhältnisses von Carl Schmitt zum Nationalsozialismus abzugeben. Stattdessen habe ich vor, sein Denken zu nutzen, um nicht nur die politischen Konflikte seiner eigenen Zeit, sondern auch die der Gegenwart zu beleuchten, denn es gibt einige auffällige Parallelen, aber natürlich auch viele sehr wichtige Unterschiede.
Brendan Simms
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1 Dank an Stefan Auer, Eunice Chong, Joshua Derman, Gerd Giesler, Raphael Gross, Ahmed Hashim, Oded Heilbronner, Bill Hurst, Nora Kalinskij, Hans-Christof Kraus, Charlotte Kroll, Tim Less, David G. Lewis, Anna Lukina, Clara Maier, Artur Simonyan, Achilles Skordas, Lars Vinx, Garrett Zeitlin.
2Brendan Simms, Fra Land e Meer. La Gran Bretagna, la Prussia e il problema del decisionismo, 1804-1806, in: Ricerche di Storia Politica 6 (1991), S. 5-34.
3Brendan Simms, The impact of Napoleon. Prussian high politics, foreign policy and the crisis of the executive, 1797-1806, Cambridge 1997.
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Der Begriff des Großraums im 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts
Die deutsche Reaktion auf die Niederlage im I. Weltkrieg. Adolf Hitler und Carl Schmitt
Das Konzept des Großraums während des II. Weltkriegs. Nationalsozialistische Geopolitik versus universale Ordnungssysteme
Carl Schmitts verändertes Großraum-Konzept im Kalten Krieg
Das Großraum-Konzept in der Gegenwart. Russland unter Putin
Das Großraum-Konzept in der VR China
Ein Blick auf die EU, Europa und Deutschland
Die Rückkehr des Großraums
Wichtige Publikationen von Brendan Simms
Personenregister
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Die Ursprünge des Großraum-Konzepts, die Idee, dass Europa oder zumindest Mitteuropa um seinen deutschen Kern herum gruppiert werden sollte, scheinen bis ins frühe und mittlere 19. Jahrhundert zurückzureichen.4 Im Bereich der Wirtschaft war es die Vor-stellung vom Zollverein, einer deutschen Freihandelszone, um die mitteleuropäische Großregion zu einer kompakten Mitteleuropäischen Wirtschaftszone zu erweitern. Ihr Hauptvertreter, der Nationalökonom Friedrich List, entwarf ein Projekt für eine liberale deutsche Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung, die sich am amerikanischen Vorbild auf der Grundlage von Eisenbahnen orientierte. Dies sei effizienter, argumentierte er, als die deutsche Auswanderung über den Atlantik. List, der einige Zeit in den Vereinigten Staaten verbracht hatte, artikulierte damit die Idee, dass Deutschland einen größeren Raum für seine wirtschaftliche und demografische Entwicklung brauche, um die Abwanderung von großen Teilen seiner Bevölkerung einzudämmen. Ähnliche Argumente wurden etwas später von dem Österreicher Karl Ludwig Freiherr von Bruck vorgebracht. List und die anderen Teilnehmer dieser Debatte haben den Begriff „Großraum“ zwar noch nicht verwendet, aber genau ihn haben sie damals bereits gemeint. Auch auf die Gefahr des Anachronismus hin verwende ich jetzt das Wort Großraum avant la lettre.
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