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»Ein isländischer Schriftsteller kann nicht leben, ohne beständig über die alten Bücher nachzudenken.« Halldór Laxness Der Stellenwert, den die Isländersagas im kulturellen Gedächtnis der Isländer einnehmen, ist enorm. Bis heute haben die fesselnden Geschichten rund um die Besiedelung der nordischen Insel nicht an Leuchtkraft verloren: Die Prosatexte aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind eine Sternstunde der Geistesgeschichte Europas – und können hier in einer breiten Auswahl bewundert werden. Mit der vorliegenden Neuedition öffnet sich dem Leser ein Tor in eine Welt, die beseelt ist von wütenden Außenseitern, starken Frauen und Rechtskundigen, von Rache, Totschlag und Buße, aber auch von Schadenszauber und Wiedergängern und nicht zuletzt abenteuerlichen Reisen in ferne Länder. Die Isländersagas sind Weltliteratur. Die ›Isländersagas‹ - vorgelegt von den besten literarischen Übersetzern und angereichert mit wissenschaftlichen Zusatzinformationen - räumen einer der bedeutendsten Literaturen den Platz ein, der ihr gebührt. Mit einem Vorwort der Herausgeber Mit Faksimiles der mittelalterlichen Handschriften Mit Karten der Handlungsorte der Sagas Mit einem Glossar
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Seitenzahl: 162
Veröffentlichungsjahr: 2011
Herausgegeben von Klaus Böldl, Andreas Vollmer und Julia Zernack
Isländersagas
Klaus Böldl debütierte 1997 mit dem Roman »Studie in Kristallbildung«. Seither erschienen u.a. das mit dem Brüder-Grimm-Preis sowie mit dem Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnete poetische Reisebuch »Die fernen Inseln« (2004) und der Roman »Der nächtliche Lehrer« (2010). Klaus Böldl ist Professor für skandinavische Kultur- und Literaturgeschichte des Mittelalters an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Andreas Vollmer war Lektor für Isländisch an der Humboldt-Universität zuBerlin und übersetzt isländische Literatur. In der Mediävistik beschäftigenihn Fragen der Überlieferung und Edition von mittelalterlichen Texten.
Julia Zernack ist Professorin für Skandinavistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Ihre Forschungsinteressen gelten unter anderem der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens und Islands sowie ihrem Nachleben in der Neuzeit.
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Covergestaltung: hißmann, heilmann, hamburg
Isländische National- und Universitätsbibliothek Landsbókasafn Íslands, Reykjavík, Island sowie dem Handschrifteninstitut Stofnun Árna Magnússonar í íslenskum fræðum, Reykjavík, Ísland.
Karten Peter Palm, Berlin
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2011
Der Verlag dankt für die großzügige Förderung durch Sagenhaftes Island sowie durch die Kunststiftung NRW, Düsseldorf, in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen.
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ISBN 978-3-10-401673-3
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Vorwort
Die Saga vom Hochlandkampf
Einleitung
Die Saga vom Hochlandkampf
16 Barði stellt seine Männer zusammen, um seinen Bruder Hall zu rächen
17 Halldór bittet seinen Ziehbruder Barði um Unterstützung
18 Þórð soll vierzig Heuladungen einfahren, den Leithammel holen und den Ochsen schlachten
19 Þórð bringt seiner Schwester und seiner Ziehmutter das Schlachtfleisch
20 Þórarinn bittet seinen Ziehsohn Barði, Þórð seine Pferde zurückzubringen
21 Barði bringt Þórð seine Pferde zurück, trifft seinen Verbündeten Arngrím, seine Neffen und noch einige andere
22 Barðis Mutter Þuríð ist erzürnt, dass ihr Sohn Hall immer noch nicht gerächt ist, und will Barði und seine Gefährten auf ihrem Zug begleiten
23 Þórarinn und Barði tauschen ihre Waffen aus. Barði und seine Männer reiten nach Borg zu Eyjólf. Álöf, Barðis Ziehmutter, legt ihm ein Steinhalsband um
24 Þórarinn berät Barði und seine Männer in Bezug auf die Kampfplätze und die Vorgehensweise beim Kampf
25 Barði und seine Männer übernachten bei Njáll. Barðis Steinhalsband verrutscht
26 Nun wird von denen aus der anderen Gegend erzählt: Þorbjörn träumt, dass sein Schwert zerbricht. Þorgauts Söhne mähen Gullteig
27 Barði teilt seine Männer so auf, wie Þórarinn es ihm geraten hat
28 Die Brüder Þorgaut, Þorbjörn und Ketill verbreiten gewisse Neuigkeiten in der Gegend
29 Barði und seine Begleiter streiten um den Kampfplatz. Þórarinn hatte den Kampfplatz im nördlichen Gebiet empfohlen, sie aber sind auf dem im südlichen Gebiet
30 Barði und seine Männer kämpfen mit den Männern aus dem Süden, beide Seiten erleiden große Verluste
31 Eyjólf, Þorgísl Höggvandi und Eiðs Söhne rächen Barði und seine Männer
32 Þórarinn berät Barði, wie er die Toten holen soll. Barði wird von seiner Frau Guðrún geschieden
33 Barði bittet den Goden Snorri um Rat. Snorri lässt einen Friedensspruch verkünden
34 Barði und sein Gefolge schmieden Pläne
35 Barði geht während des Things mit neunhundert Mann zum Gesetzesfelsen
36 Barði ist für den Schiedsspruch bereit
37 Die gefallenen Männer werden verglichen
38 Barði und seine Männer wollen Island verlassen, erleiden aber Schiffbruch
39 Barði und seine Männer werden aufgenommen. Barði sorgt dafür, dass sie gut angesehen und vermögend werden
40 Die Männer aus dem Süden müssen große Verluste hinnehmen
41 Barði segelt nach Norwegen und wird von König Ólaf dem Heiligen wohlwollend aufgenommen. Barði kehrt nach Island zurück
42 Barði heiratet Auð, lässt sich wieder scheiden
43 Barði reist nach Garðaríki und findet dort im Kampf den Tod
Anmerkungen
Die Saga vom Hochlandkampf
Glossar
Editorische Notiz zu Schreibung und Aussprache isländischer Namen und Begriffe
Die Isländersagas (Íslendingasögur) sind umfangreiche Prosaerzählungen in altisländischer Sprache, entstanden im 13. und 14. Jahrhundert. Sie gelten als der wichtigste Beitrag Islands zur Weltliteratur und sind in viele Sprachen übersetzt worden, mehrfach auch ins Deutsche. Die vorliegende Ausgabe präsentiert eine breite Auswahl dieser Sagas in neuen deutschen Übertragungen, ergänzt durch eine Reihe thematisch und stilistisch verwandter Erzählungen (þættir) aus derselben Epoche. In ihrer novellenhaften Kürze und Pointiertheit legen sie zusammen mit den Isländersagas in eindrucksvoller Weise Zeugnis ab von der im Mittelalter einzigartigen Erzählkunst Islands.
Viele Übersetzer haben zum Entstehen der neuen Ausgabe beigetragen. Wenn die Übertragungen dadurch einen je individuellen Ton bekommen haben, dann ist dies durchaus beabsichtigt. Denn die Originaltexte haben bei allen Gemeinsamkeiten doch immer eine deutlich eigene Prägung, die auch in der Übersetzung noch durchscheint. Damit die Sagas als literarische Kunstwerke für sich wirken können, sollten sie von allen erläuternden Zusätzen möglichst frei bleiben. Für das Verständnis unverzichtbare Anmerkungen der Übersetzer sowie Karten zur geographischen Orientierung finden sich in einem Anhang. Den größeren kultur- und literaturgeschichtlichen Zusammenhang erschließt der Begleitband.
April 2011
Die Herausgeber
Heiðarvíga saga
Aus dem Altisländischen von Ursula Giger und mit einer Einleitung von Laura Wamhoff
Das Titelblatt einer Handschrift der Saga vom Hochlandkampf von 1780. Die Saga ist seit dem Brand von Kopenhagen 1728 nur noch fragmentarisch erhalten; der Inhalt der ersten 15 Kapitel ist aber aus einer kurz danach entstandenen Zusammenfassung bekannt, die in diesem Manuskript der Abschrift des Pergament-Fragments vorangestellt ist.
Die Saga vom Hochlandkampf, die aufgrund ihrer besonderen Überlieferung seit jeher für reichlich Diskussionsstoff sorgt, erzählt detailreich von einem langwierigen Konflikt zwischen zwei Familien aus dem Nordwesten und dem Westen Islands. Inhaltlich lässt sich der Text grob in zwei Teile gliedern: Der erste Teil erzählt von Víga-Styr und wurde deshalb auch als die Erzählung von Víga-Styr bezeichnet, der den Konflikt initiiert. Der zweite Teil berichtet hauptsächlich von Barði Guðmundarson, mit dessen Rache die Fehde schließlich ein Ende nimmt.
Zufällig stimmt die ungewöhnliche handschriftliche Überlieferung des Textes mit dieser inhaltlichen Aufteilung annähernd überein: Es liegen zwei Teile des Textes vor, der sogenannte Teil II beruht auf einer fragmentarisch überlieferten mittelalterlichen Handschrift (Holm perg 18 4to), die um 1300 entstand. Teil I hingegen ist nur in einer Nacherzählung von Árni Magnússons Schreiber Jón Ólafsson aus Grunnavík in den Westfjorden bewahrt. Zu dieser außergewöhnlichen Überlieferung kam es, als von dem mittelalterlichen Manuskript, das 1683 in die Königliche Bibliothek Stockholms gebracht wurde, die Hälfte des Textes (12 Blätter) 1725 für eine Abschrift nach Kopenhagen überführt wurde. Da sie nicht rechtzeitig zurückgegeben wurde, verbrannte sie schließlich im Stadtbrand 1728 mit vielen anderen Manuskripten. Bevor die mittelalterliche Handschrift verbrannte, hatte Árni Magnússons Schreiber Jón Ólafsson den Text kopiert und einige Listen mit charakteristischen sprachlichen Wendungen und archaischen Wörtern angelegt. Jóns Abschrift verbrannte zwar mit der Pergamenthandschrift, aber anhand der Wörterlisten verfasste Jón aus der Erinnerung eine Paraphrase des Textes dieser 12 Manuskriptblätter (etwa bis Kap. 15), der uns heute als Teil I der Saga vom Hochlandkampf überliefert ist. Als späte Nacherzählung aus dem Gedächtnis weist dieser Text allerdings erhebliche Unsicherheiten auf. Zudem fehlt auch dort der Sagabeginn, der bereits im mittelalterlichen Manuskript nicht mehr vorhanden war.
Jóns Paraphrase und damit Teil I der Saga vom Hochlandkampf beginnt unvermittelt mit dem Totschlag an einem gewissen Atli. Sofort wird er von dem maßlosen Víga-Styr gerächt, der seinerseits weitere Totschläge begeht, u.a. an zwei Berserkern, von denen er einem seine Tochter versprochen hatte. Diese wird nun mit dem Goden Snorri verheiratet, der eine der Hauptfiguren der Saga von den Leuten auf Eyr darstellt, in der die Totschläge an den Berserkern ebenfalls beschrieben werden (vgl. Kap. 28). Styrs letzter Mord ist der an Þórhall auf Jörvi, dessen Sohn Gest ihn umbringt. Gest kommt nach dieser Tat vorübergehend bei einigen Männern (u.a. bei Þorsteinn Gíslason und Kleppjárn) im Borgarfjord unter, bis er sich nach Norwegen absetzt. Dorthin verfolgt ihn Víga-Styrs Sohn Þorsteinn, der Gest zweimal in Norwegen und ein weiteres Mal in Konstantinopel zu töten versucht. Mit viel Glück überlebt dieser und legt den Streit bei, indem er verspricht, niemals in den Norden zurückzukehren. In Island geben sich Þorsteinns Verwandte jedoch nicht damit zufrieden, dass Gest auf diese Weise davongekommen ist. Der Gode Snorri mischt sich in den Konflikt um seinen erschlagenen Schwiegervater ein und bringt stellvertretend Þorsteinn Gíslason zusammen mit seinem Sohn Þorvarð um, weil sie Gest unterstützt hatten. Die Sache wird schließlich vor das Allthing gebracht, wo der Mord an Þorsteinn mit dem an Styr verglichen und die Acht für Gest offiziell verhängt wird. Daraufhin greifen Háreks Söhne, die mit Kleppjárn und Þorsteinn Gíslason verwandt sind, ein und versuchen in Norwegen Kolskegg, einen angeheirateten Verwandten von Snorri, trotz der gerichtlichen Beilegung zu töten. Kolskegg flieht mit Hilfe von Hall Guðmundarson nach England, und die Hárekssöhne bringen an seiner Stelle Hall in Trøndelag um. Hall wiederum muss von seinem Bruder Barði gerächt werden, und damit kommt die Blutrache zurück nach Island. Barði Guðmundarson auf Ásbjarnarnes ist eigentlich ein ruhiger Mensch, aber sein Ziehvater Þórarinn, ein ihm gänzlich entgegengesetzter Charakter, schmiedet an Barðis Stelle einen Racheplan. Er weist Barði an, sich zunächst in Geduld zu üben und auf dem Allthing eine friedliche Lösung zu finden, was er drei Sommer in Folge versucht.
An dieser Stelle beginnt der zweite Teil der Saga, die in der mittelalterlichen Handschrift überliefert ist und die Grundlage für die folgende Übersetzung darstellt. Þórarinn instruiert Barði darin schrittweise, wie er vorzugehen hat und wie er eine Mannschaft an Verbündeten für einen Anschlag sammeln kann. Die Fehde zwischen den Familien eskaliert schließlich auf der Hochebene Tvídægra im sogenannten Hochlandkampf (Heiðarvíg), nach dem die Saga benannt wurde.
Vor allem die archaische Sprache, die einfache Komposition und die Tatsache, dass etliche andere Sagas eng mit der Saga vom Hochlandkampf in Verbindung stehen, gaben Grund zur Annahme, dass sie eine der ältesten Isländersagas sei. Letztlich ist ihre Datierung allerdings wie bei allen Isländersagas unsicher, da einerseits die ungewöhnliche Überlieferungssituation aufgrund etlicher unsicherer Stellen in Jón Ólafssons Nacherzählung Probleme aufwirft und andererseits das genaue Verhältnis zu anderen Sagas bisher nicht geklärt ist. Auch die ausgefeilte und komplexe Fehdestruktur ist ein Beleg dafür, dass die Saga der Blütezeit der Gattung angehört.
Die Saga vom Hochlandkampf ist aufgrund ihrer einmaligen Überlieferungsgeschichte und der daraus entstehenden Fragen ein faszinierender Text unter den Isländersagas, der die unerbittliche Logik von Blutfehde und Rache besonders eindringlich vor Augen führt.
Barði und seine Brüder hatten in diesem Sommer viel Arbeit, kamen aber gut voran, da sie besser besetzt waren als sonst. Etwa sieben Wochen vor Ende des Sommers reitet Barði zu seinem Ziehvater Þórarinn nach Lækjamót. Sie redeten oft lange miteinander, und die Leute wussten nicht genau, was sie besprachen.
»Nun werden sich die Leute an einem Ort treffen, der Þingeyr heißt, das liegt zwischen Hóp und Húnavatn«, sagt Þórarinn. »Bislang habe ich dafür gesorgt, dass die Versammlung nicht hier stattfand. Reite nun dorthin und stell deine Freunde auf die Probe, denn ich glaube, dass nach so langer Zeit sehr viele Männer dort sein werden. Bestimmt wird Halldór, dein Ziehbruder, dort sein. Bitte ihn um Unterstützung, wenn du vorhaben solltest, den Bezirk zu verlassen, um deinen Bruder zu rächen.«
Ein Hof heißt Bakki, er liegt in der Nähe vom Húnavatn. Dort wohnte eine Frau, die Þórdís hieß und Gefn genannt wurde, sie war Witwe. Ein Mann bewirtschaftete ihren Hof, er hieß Odd und war sehr tüchtig. Er war weder wohlhabend noch stammte er aus einer angesehenen Familie, dennoch war er weithin bekannt.
»Bitte ihn, mit dir zu kommen, darüber wird er selbst entscheiden«, sagt Þórarinn.
Es gibt da eine Gegend mit Namen Kólgumýrar, wo viele Höfe liegen, einer heißt Meðalheim. Dort wohnte der Mann, der Þorgísl hieß und ein Vetter von Gefnar-Odd war; ein kräftiger Mann und guter Skalde, der vermögend und angesehen war.
»Fordere ihn auf mitzukommen.«
Ein Hof heißt Búrfell, er liegt zwischen Svínavatn und Blanda, das ist draußen hinter den Pässen. Dort wohnte der vorsichtige Eirík mit dem Beinamen Viðsjá. Er war ein Dichter und nicht unbedeutend.
»Bitte ihn, dich zu begleiten.«
Im Langadal liegt der Hof Auðólfsstaðir. Dort wohnte ein Mann, der Auðólf hieß; er ist ein tüchtiger Kerl und sehr angesehen. Sein Bruder heißt Þorvald, er wird vorher nicht erwähnt. Er wohnte in dem Tal, das Sléttadal heißt und oberhalb vom Svínavatn liegt. Es gibt dort zwei Höfe, die so heißen. Er war der weitaus stärkste Mann im Nordland.
»Bitte ihn nicht mit auf deine Reise, er hat einen schlechten Charakter.«
Ein Hof heißt Svínavatn, und dort wohnte ein Mann, der Sumarliði hieß und Gjallandi, der Schreier, genannt wird. Er ist wohlhabend und genoss großes Ansehen. Sein Enkel wohnte dort mit ihm und hieß Þorljót Gjallandafóstri, ein mutiger Mann.
»Bitte ihn, sich dir anzuschließen.«
Eyjólf hieß ein Mann, der auf Ásmundargnúp wohnte; das liegt zwischen Vatn und Víðidal.
»Geh zu ihm und bitte ihn, mit dir zu reiten, er ist ein Freund. Ich denke«, sagt er, »dass es niemandem weiter auffällt, wenn du das während der Versammlung machst und sie jeweils darauf ansprichst. Sag ihnen, dass sie so lange nicht in deiner Schuld stehen, bevor du nicht am Samstag, fünf Wochen vor Winterbeginn, auf dem Hof jedes Einzelnen erscheinst. Nimm niemanden mit, der dazu nicht bereit ist, auf so jemanden wäre kein Verlass.
Nimm lieber diese Männer aus dem Bezirk mit, da sie untereinander verwandt und wohlhabend sind, was auch für ihre Verwandten gilt. Sie sind die Tapfersten von allen, die hier im Víðidal und in der gesamten Gegend wohnen, und je enger wir mit ihnen befreundet sind, umso treuer werden sie euch beistehen.
Es kommt darauf an, tapfere und entschlossene Männer bei sich zu haben statt unerfahrener Taugenichtse, die auf nichts zurückgreifen können, wenn es Schwierigkeiten gibt. Die Leute von deinem Hof und deine Nachbarn, die alle mit dir verwandt oder verschwägert sind, sind bereit, sich mit dir auf die Fahrt zu begeben. Eyjólf, dein Schwager von Borg, ist ein kühner und mutiger Kerl.«
In Vesturhóp heißt ein Hof Þernumýr; dort wohnen zwei Brüder; der eine heißt Þórodd, der andere Þorgísl, beide sind Söhne von Hermund und der Verwandtschaft nach Barðis Vettern. Sie besitzen ein großes Vermögen, sind gute Kämpfer und immer zum Angriff bereit.
»Sie werden mit dir kommen.«
Barði und seine Brüder sind nun entschlossen, zu dritt zu reiten. Zusätzlich werden noch zwei Brüder genannt, die mit Barði dort auf dem Hof leben, der eine heißt Ólaf und der andere Dag, sie sind die Söhne von Barðis Tante und bei Guðmund aufgewachsen.
»Auch sie werden mit dabei sein.«
Schließlich sind noch zwei Männer zu erwähnen: Der eine heißt Grís, er wird Koll-Grís genannt und ist auf Ásbjarnarnes aufgewachsen. Er ist handwerklich sehr geschickt, ist der Bewirtschafter des Hofes und ihnen seit jeher gut gesonnen. Der andere heißt Þórð und wird Melrakki, der Fuchs, genannt. Er war der Ziehsohn von Þuríð und Guðmund, die ihn, weil er so arm war, als kleines Kind bei sich aufgenommen und aufgezogen hatten. Er ist jetzt erwachsen und sehr tüchtig, und die Leute sagen, dass ihm alles gelinge, ob mit Worten oder Taten, und seine Zieheltern liebten ihn sehr, vielleicht mehr, als er es verdient hätte.
»Er wird bestimmt mit dir reiten und dafür sein Zuhause verlassen.«
Nun sind die Männer genannt, die mit Barði ziehen sollen. Nachdem sie das alles besprochen haben, trennen sie sich.
Am Tag des Herrn reitet Barði nach Lækjamót und von dort aus weiter zu dem Treffen. Als er dort eintrifft, hat sich eine große Menschenmenge versammelt, und es geht dort vergnüglich zu; die Leute waren zum Reden aufgelegt, denn es war schon lange keine Versammlung mehr abgehalten worden. Deswegen fiel niemandem auf, welche Parteien sich unterhielten und was besprochen wurde.
Da begannen die Ziehbrüder Halldór und Barði eine Unterhaltung miteinander: Barði fragt, ob Halldór im Herbst nicht mit ihm eine andere Gegend aufsuchen wolle.
Halldór sagt, dass »es sicher nicht mannhaft ist, nicht mitzukommen, jetzt bin ich endlich für die Reise gerüstet, die ich schon zweimal in Angriff genommen habe. Aber mir scheint – wenn es denn so kommt, wie ich es vermute –, dass es besser ist, dir meine Unterstützung erst dann anzubieten, wenn du sie dringender benötigst. Hier sind viele, die sich sogar besser für das eignen, was du vorhast – wenn ich dein Vorhaben richtig einschätze.«
Barði gibt ihm zu verstehen, dass es so ist, wie er sagt, dass er aber nicht weniger sein Freund sei, wenn er nicht mitkomme.
»Um eine Sache möchte ich dich jedoch bitten«, sagt Halldór. »Diesen Sommer hatte ich eine Auseinandersetzung mit einem Mann namens Þórarinn. Ich bin auf ihn losgegangen und habe ihn verletzt. Er selbst ist nicht von großer Bedeutung, aber die Männer, deren Thingmann er ist und die seine Forderungen vertreten, sind Leute von großem Ansehen. Ich will Eilíf und Höskuld den Vergleich nicht verweigern, daher bitte ich dich, die Sache für mich zu begleichen. Ich bringe das nicht über mich, denn ich habe ihnen doch schon mal eine Vergeltung ausgeschlagen.«
Barði sucht Höskuld und Eilíf sofort auf und übernimmt Halldórs Angelegenheit. Sie vereinbaren zur Schlichtung ein Treffen auf Klif, dem Hof von Þórarinn, vier Wochen vor Beginn des Winters.
Daraufhin fragt Barði Gefnar-Odd, ob er wohl mit ihm in den Süden zum Borgarfjord kommen würde.
Odd antwortet darauf unverzüglich, »hättest du mich bereits vor einem oder zwei Wintern gefragt, wäre ich auch schon zu dieser Fahrt bereit gewesen.«
Nun geht Barði zu Þorgísl, Odds Vetter, und fragt ihn dasselbe.
Er antwortet: »Die Leute werden sagen, dass deine Anfrage nicht unerwartet kommt, und ich bin dabei, wenn du das möchtest.«
Da trifft er Arngrím, Auðólfs Ziehsohn, und fragt ihn, ob er mit ihm kommen wolle.
Er antwortet: »Ich werde bereit sein, wenn du bereit bist.«
Genauso sprach er mit jedem, der zuvor genannt wurde, und sie sagten alle bereitwillig zu.
Da sprach Barði: »Ihr habt mir anständig auf meine Bitte geantwortet. Ich werde also am Samstag fünf Wochen vor Beginn des Winters zu euch kommen, und sollte ich dann nicht erscheinen, seid ihr nicht verpflichtet, mit mir zu ziehen.«
Nun reiten alle von der Versammlung nach Hause.
