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In Mecklenburg-Vorpommern im Nordosten der Bundesrepublik liegt mit der Mecklenburgischen Seenplatte das größte zusammenhängende Seengebiet Deutschlands. Für den Paddler besonders interessant ist die sogenannte Kleinseenplatte mit ihren vielen kleinen und größeren Seen,die durch Kanäle und Flüsschen miteinander verbunden sind und eine Vielzahl an Rundtouren ermöglichen. Einige der Touren liegen im Müritz-Nationalpark oder führen durch Natur-oder Landschaftsschutzgebiete. Überhaupt ist die Tier-und Pflanzenwelt von erstaunlicher Artenvielfalt. Das mag daran liegen, dass Mecklenburg-Vorpommern das am dünnsten besiedelte Bundesland Deutschlands ist. Weniger bekannt,aber durchaus reizvoll ist die Peene,auch Amazonas des Nordens genannt,oder weitere Flüsschen wie Warnow, Tollense und Recknitz. Paddeltechnische Schwierigkeiten hat der Paddler dabei nicht zu erwarten. Der Autor hat elf Mehrtagestouren zusammengestellt,die sich in insgesamt 55 Tagestouren aufteilen. Viele der Touren lassen sich miteinander verknüpfen oder beliebig variieren. Angefangen bei einer gemütlichen Tagestour über Wochenendefahrten bis zum längeren Kanuurlaub kann hier jeder Paddler auf seine Kosten kommen.
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Seitenzahl: 254
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Manfred Schröder
Die schönsten Kanutourenin Mecklenburg-Vorpommern
11 Tourenvorschläge mit 55 Tagesetappen
Impressum:
© 2014 DKV Wirtschafts- und Verlags-GmbHPostfach 10 03 15D-47003 DuisburgTel.: +49 (203) 99759-0Fax: +49 (203) [email protected]
1. Auflage Juli 2014
Karten: © Jübermann VerlagFotos: Manfred SchröderGestaltung: www.publicdesign.de
Aktuelle Infos:Der Deutsche Kanu-Verband und die ZeitschriftKANU-SPORT bieten aktuelle Informationen überihre jeweilige Homepage. Anregungen zu diesemBuch werden in der nächsten Auflage berücksichtigt.Verlag und Autor sind für alle Hinweisedankbar und erreichbar unter:[email protected]
Sonstige Adressen und diverse Infos: Deutscher Kanu-Verband e.V.Bertaallee 8, 47055 DuisburgTel. 0203/99759-0, Fax -60Internet: www.kanu.de
ISBN: 978-3-937743-45-5
Manfred Schröder
11 Tourenvorschläge mit 55 Tagesetappen
DKV Wirtschafts- und Verlags-GmbHPostfach 100315 - 47003 Duisburg
Trotz seiner landschaftlichen Reize ist das mecklenburgisch-vorpommersche Binnenland für viele noch immer ein weißer Fleck auf der Landkarte. Dabei ist die den südlichen Teil Mecklenburgs umfassende Mecklenburgische Seenplatte das größte zusammenhängende Seengebiet Deutschlands. Auch der zweitgrößte deutsche Binnensee, die Müritz, ist hier zu finden. Zwar werden die Einwohner der Müritz-Region nicht müde zu behaupten, dass ihrem See der Spitzenplatz gebührt; denn bekanntermaßen ist der Bodensee ein internationales Gewässer. Aber, um der Wahrheit die Ehre zu geben – auch der zu Deutschland gehörende Teil des Bodensees ist nun mal deutlich größer als die Müritz.
Für einen gelungenen Paddelurlaub spielt solch Attribut wie „der Größte“ zum Glück nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger für die vielen Kanuten, die diese Gegend kennen gelernt haben, sind die landschaftliche Vielfalt und die unberührte Natur. Für nicht Wenige ist es das schönste Paddelrevier Deutschlands überhaupt. Gewässersperrungen, wie sie andernorts auf der Tagesordnung sind, gibt es hier kaum, allenfalls ein paar naturschutzrechtliche Einschränkungen. Teile der Paddelrouten führen durch den Müritz-Nationalpark oder durch Naturschutzgebiete. Vielleicht rührt die Großzügigkeit der Behörden daher, dass in dieser wirtschaftlich schwachen Region eines der wenigen festen Standbeine der Tourismus ist. Maßnahmen, die an diesem Bein sägen, sind hier (noch) verpönt.
Zu Mecklenburg-Vorpommern fallen mir immer sofort ein paar Dinge ein, die diesen Landstrich treffend charakterisierten und teils noch heute typisch für ihn sind: Schlösser und Katen, Junker und Bauern, Seen und Wälder, Seerosen und Seeadler, Alleen und Kopfsteinpflaster, Backsteingotik und Fachwerkhäuser. Das Wappen Mecklenburgs zeigt seit alters her den Stierkopf, ein Symbol, das zum hiesigen Menschenschlag passt. Denn dem sagt man nach, er sei dickköpfig, ausdauernd, maulfaul und vorsichtig. Letztere Eigenschaft führte vielleicht zu Bismarcks Ausspruch, dass in Mecklenburg alles 50 Jahre später geschehe, sogar der Weltuntergang.
Aus dem Rahmen fällt auch die Aussprache des Wortes „Mecklenburg“. Anders als es nach den grammatischen Regeln sein müsste, wird es nicht mit kurzem „e“ wie beim Wort meckern, sondern mit langem „e“ als „Meeeklenburg“ gesprochen.
Das Wappentier Vorpommerns ist der rote pommersche Greif. Beide – Stierkopf und Greif – zieren gemeinsam das Wappen Mecklenburg-Vorpommerns.
Bevor unsere Reise jetzt beginnt noch ein Wort zu den südlichen Nachbarn Mecklenburgs: Die Seen um Rheinsberg, Lychen und Fürstenberg gehören zwar geografisch mit zur Seenplatte, liegen aber im Bundesland Brandenburg. Hier wird schon ein bisschen berlinert. Die Entfernung zur Hauptstadt ist recht gering. Landschaftlich aber gibt es kaum Unterschiede. Und bis auf Rheinsberg, dass sich total preußisch gibt, existieren auch architektonisch viele Gemeinsamkeiten.
Es lohnt sich, Mecklenburg-Vorpommern selbst kennen zu lernen, und sich eventuell in den Reigen derer einzureihen, die immer wieder hierher zurückkehren.
Die beliebtesten Kanutouren liegen im Süden des Landes Mecklenburg-Vorpommern, in der Mecklenburgischen Seenplatte. Je nach Heimatort bieten sich zur Anreise in die Seenplatte die Fahrt über Berlin auf der A 19 oder über Hamburg auf der A 24 an. Beide treffen in Wittstock aufeinander. Die letzten Kilometer der Anreise sind dann vom konkreten Urlaubsziel abhängig.
Dem, der mit der Bahn anreist, stehen auf der Strecke Berlin – Rostock mit Fürstenberg, Neustrelitz, Kratzeburg und Waren mehrere Orte zur Verfügung, in denen die Paddeltour begonnen werden kann oder die das Umsteigen zu weiteren Linien ermöglichen.
Vom Wetter her lässt es sich in Mecklenburg-Vorpommern zu allen Jahreszeiten paddeln. Selbst die Winter sind im Normalfall so mild, dass die Seen nur an wenigen Tage mit einer Eisdecke überzogen sind. Es hängt somit stark von der Einstellung des Paddlers ab, welche Jahreszeit für ihn die Liebste ist.
Frühling: Nach den trüben Wintertagen drängt ab Ostern alles in die Natur. Eine Vielzahl von Blumen erblüht und die Vögel sind von ihren Überwinterungsplätzen zurückgekehrt. Dennoch beginnt die Tourismussaison nur verhalten. Auf dem Wasser ist vor allem an den Arbeitstagen kaum ein Boot unterwegs. Erst ab Mitte Mai wagen sich mehr Urlauber aufs Wasser. Die Ausnahme bilden die Wochenenden über Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Dann sind alle Bootsvermieter ausgebucht und mehr Getümmel herrscht auf den Gewässern auch im Hochsommer nicht.
Sommer: Es ist Haupturlaubszeit in der Mecklenburgischen Seenplatte. Neben Wassersportlern tummeln sich Radler, Wanderer, Reiter und Angler im Revier. Wem beim Paddeln zu heiß wird, findet beim Baden in den sauberen Seen eine willkommene Erfrischung. Ruhe und Stille auf den Seen herrscht jedoch nur noch am frühen Morgen und den späten Abendstunden. Dafür geht die Sonne auch sehr früh auf und spät unter. Allerdings haben auch Mücken und Bremsen Hochkonjunktur. An den Wochenenden ist überall etwas los. Jedes noch so kleine Dorf feiert sein Volksfest.
Herbst: Der Trubel des Sommers ist vorbei. Auf dem Wasser wird es zunehmend einsamer. Sich begegnende Kanuten grüßen wieder. Die Blätter färben sich bunt. Die Buntfärbung des Laubs nach dem mecklenburgischen Altweibersommer gilt als eine der Schönsten in Deutschland. Nachts fällt die Temperatur schon mal in Richtung Gefrierpunkt, aber tagsüber sind die Temperaturen noch durchaus angenehm. In den Wäldern wachsen Unmengen von Pilzen, allerdings kaum noch Beeren. Die Ruhe nach einem hektischen Sommer ist Balsam für die Seele.
Winter: So strenge Winter wie jene Ende der neunziger Jahren oder im Jahr 2013, als die ersten zu Ostern anreisenden Paddler ihre Boote auf den Dachgepäckträgern lassen konnten, weil noch eine dicke Eisschicht trotz lauer Temperaturen die Seen bedeckte, sind die absolute Ausnahme. Einige Tage frieren die Seen in jedem Jahr zu, aber nach einem Wärmeeinbruch mit Regen sind sie auch bald wieder eisfrei. Man hat die Gewässer wirklich ganz für sich allein. Abends in der gemütlichen Pension beim heißen Grog ist die nasse Kälte schnell vergessen. Wer es härter mag, findet aber auch auf einigen über Winter geöffneten Campingplätzen einen Platz fürs Zelt.
Vor etwa zweihundert Jahren wurde begonnen, die Mecklenburgische Seenplatte für die Schifffahrt auszubauen. Um die unterschiedlichen Höhen zwischen den Wasserwegen auszugleichen, wurden Schleusen errichtet. Auf einer durchschnittlichen Paddeltour wird man kaum mehr als zwei bis drei Schleusen pro Tag überwinden müssen. Trotzdem sollten die Wartezeiten vor den Schleusen in die tägliche Zeitenplanung mit einbezogen werden. Wird außerhalb der Sommersaison nur zu bestimmten Zeiten geschleust, so heißt es in der Hauptsaison warten, bis man an der Reihe ist. Und dies kann vor allem an den Schleusen in Strasen, Canow und Diemitz dauern. Hier kreuzen sich mehrere auch für Motor- und Segelbootführer interessante Routen. Hinzu kommt, dass an diesen Schleusen auch nicht umgetragen werden kann. An anderen Schleusen lässt sich die Wartezeit durch Nutzen der Bootschleppe oder des eigenen Bootswagens verkürzen. Ohne hohen Kraftaufwand geht das bei vielen der oft uralten Schleppanlagen aber nicht ab. Selbst ohne Boote und Gepäck haben die Loren ein stattliches Gewicht und diese dann aus dem Wasser zu ziehen, erfordert geballte Muskelkraft. Leider haben viele Paddler, nachdem das eigene Boot auf der anderen Schleusenseite im Wasser liegt, dann nicht mehr die Energie die Bootsschleppe wieder an Land zu ziehen. Will der nächste Paddler zufällig in die Gegenrichtung, erspart es ihm sogar etwas Aufwand. Kommt er aber aus der gleichen Richtung wie sein Vorgänger, vergrößert sich seine Mühe. Vorsicht ist auch beim ins Wasser lassen der Boote geboten. Durch das hohe Gewicht zieht es die Bootswagen auf den abschüssigen letzten Metern mit Gewalt ins Wasser. Die Zugkette sollte also bereits vor Erreichen der Hangneigung straff gehalten werden. Ansonsten sollte nicht zu spät mit dem Abbremsen begonnen werden. Ist der Wagen erst mal in Fahrt, hat er beim Versuch ihn zu stoppen schon manchen von den Beinen geholt.
Von den Kindern werden Schleusen oft als willkommene Abwechslung begrüßt. Zum einen haben sie vorerst Ruhe vorm Paddeln, zum anderen ist das Auf und Ab in der Schleusenkammer, die hautnahe Begegnung mit anderen Booten, eventuell auch mit hektischen Zeitgenossen ein eigenes Abenteuer. Und nicht zuletzt haben die Erwachsenen Zeit, die Verpflegungskiste zu öffnen.
In Himmelpfort und an der Müritz-Elde-Wasserstraße wurden einige Schleusen so umgebaut, dass sie jetzt von den Freizeitkapitänen selbst bedient werden können. Um künftig weiter Personalkosten einsparen zu können, will das Wasser- und Schifffahrtsamt noch weitere Schleusen auf Selbstbedienung umstellen. An den Schwerpunktschleusen in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte würde dies wahrscheinlich zu einem Chaos führen. Zu groß ist der Andrang hier in der Hauptsaison.
Außer an Schleusen gibt es noch andere Stellen, die ein Umtragen der Boote erfordern. Eine der Bekanntesten ist die 600 m lange Umtragestrecke im Müritz – Nationalpark zwischen Granzin und Pagelsee, da der zu umgehende Havelabschnitt aus Naturschutzgründen für Paddler gesperrt ist. Allerdings wurde hier eine neue, mit wenig Kraftaufwand zu bedienende Bootsschleppe durch das Nationalparkamt erbauen lassen. Anderswo versperren Wehre die Weiterfahrt und erfordern das Umsetzen. Manch einer nimmt auch größere Wege auf sich, um einen Rundkurs nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. So verbindet ein ca. 3 km langer Weg zwischen Babke und Schillersdorf das Wesenberger mit dem Mirower Paddelrevier.
Die Mitnahme eines Bootswagens ist sicher nicht verkehrt, jedoch kommt man im Normalfall auch ohne ihn aus.
Obwohl die Seenplatte eines der sichersten Bootsreviere ist, kommt es doch Jahr für Jahr zu mehreren Unfällen; manche davon mit tödlichem Ausgang. Ursachen sind meist nicht unvorhergesehene Naturgewalten, sondern bodenloser Leichtsinn wie Alkohol oder Nichtbeachten des Wetters.
Natürlich gibt es Jahreszeiten oder Paddelreviere, die gefährlicher sind als andere. Eine Kenterung im Hochsommer auf einem kleinen See kann zwar auch böse Folgen haben; ein gesunder Paddler, der schwimmen kann, wird jedoch fast immer das Ufer erreichen. Anders sieht es im zeitigen Frühjahr, im Spätherbst oder gar im Winter aus. Die Kälte lähmt bald jeden Muskel und selbst 50 m bis zum Land können auch für geübte Schwimmer zu lang sein. Auch die Mecklenburgischen Großseen, wie Müritz oder Schweriner See, erfordern besondere Vorsicht. Winde ab Stärke 4 können Bedingungen schaffen, die ungeübte Paddler nicht mehr beherrschen. Gerät das Boot quer zum Wind, und kommt noch etwas Panik hinzu, ist eine Kenterung vorprogrammiert. Manche Boote sind mit Familie und Urlaubsgepäck so beladen, dass nur ein paar Zentimeter Freibord vorhanden sind. Ohne Spritzdecke schlägt das Boot bei aufkommenden Wellen schnell voll und sinkt, wenn es nicht ausreichend Auftriebskörper über Wasser halten.
Im Sommer 2000 ist eine Jugendgruppe in mehreren Booten bei stürmischem Wind auf die Müritz gepaddelt. Dank schneller Hilfe konnten alle, wenn auch mit starken Unterkühlungen gerettet werden, als einige Boote in Seenot gerieten.
Besondere Sorgfalt ist beim Paddeln mit Kindern zu beachten. Eigentlich ist es selbstverständlich, dass ohne angelegte Schwimmweste keine Tour beginnen darf. Bei Gruppenfahrten sollte auch in wenigstem jedem dritten Boot ein Erwachsener sitzen, denn auf dem Wasser zieht sich die Truppe schnell auseinander. Wenn ein Tourenbegleiter den letzten Bootsbesatzungen noch erklärt, wie das Paddel zu halten ist, sind die Pfiffigeren schon hinter der nächsten Biegung verschwunden und treiben möglicherweise Unsinn.
Das Jedermannsrecht in seiner speziellen skandinavischen Bedeutung gibt es in Deutschland nicht. Aber auch hier hat Jedermann gewisse Rechte, die in den verschiedensten Gesetzen geregelt sind. So sind beispielsweise das Recht zum Paddeln auf unseren Gewässern und das Recht auf Umtragen von Hindernisse wie beispielsweise der Staustufen im Landeswassergesetz geregelt. Gestattet ist wie überall in Deutschland das Sammeln von Waldfrüchten in geringen Mengen für den eigenen Gebrauch. In Mecklenburg – Vorpommern besteht für die nichtmotorisierten Wanderer ähnlich wie in Skandinavien und anders als in den meisten anderen Bundesländern die Möglichkeit in freier Landschaft für eine Nacht zu biwakieren, soweit sie „privatrechtlich dazu befugt sind und keine andere Rechtsvorschrift entgegenstehen“. Verwunderlich ist, dass es im Gesetz keine Einschränkungen bezüglich der Gruppengröße der Wandersleute gibt. Zumindest sollte jeder, der von diesem Recht gebraucht macht, den Platz wieder so verlassen, wie er ihn selbst vorfinden möchte. Nicht selten finden sich Plätze, an denen größere Horden „wandernder“ Zeitgenossen gewütet haben. Gebüsche und Pflanzen wurden niedergewalzt, um Platz für die Zelte zu schaffen, riesige Lagerfeuerstätten angelegt und Abfallberge hinterlassen.
Zur Regelung dieses freien Biwakierens gibt es natürlich diverse Einschränkungen. So versteht es sich fast von selbst, dass dies in Naturschutzgebieten und im Nationalpark aber auch in einigen Landschaftsschutzgebieten nicht möglich, sowie nach dem Landeswaldgesetz von Mecklenburg – Vorpommern in Wäldern verboten ist. Im Buch werden mehrmals die Begriffe „Biwakplatz“ und „Rastplatz“ verwendet – Begriffe, deren Bedeutung in Publikationen, Karten und Umgangssprache nicht einheitlich ist. Als Biwakplatz bezeichne ich im Buch einfach ausgestattete, genehmigte Zeltmöglichkeiten, die oftmals privat bewirtschaftet werden und überwiegend für die Übernachtung eine geringe Gebühr entrichtet werden muss. Auf Rastplätzen darf nicht übernachtet werden. Weitere Einschränkungen oder Besonderheiten, die auf Grund eines speziellen Schutzstatus´ wie Nationalpark oder Naturschutzgebiet gelten, werden in den Tourenbeschreibungen separat erwähnt.
Folgende Regeln sollte jeder Paddler aber überall einhalten:
▶ Einfahren in Röhrichtbestände und andere dichtbewachsene Uferbereiche vermeiden,
▶ Vogelansammlungen weiträumig umfahren,
▶ Überfahren besonders flacher Gewässerpartien vermeiden!
Die Mecklenburgische Seenplatte ist die am dünnsten besiedeltste Region Deutschlands. Das bringt zwangsläufig Einschränkungen im Personennahverkehr mit sich. Grundsätzlich ist jeder Ort in den öffentlichen Verkehr einbezogen. Einige Orte jedoch nur ein oder zwei Tage die Woche oder über ein sogenanntes Rufsammeltaxi. Die Einwohner sind somit auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen und nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel immer weniger. Die Auslastung der Strecken sinkt und weitere Linien werden geschlossen. Besser sind nur die Städte und die an den Hauptverkehrswegen liegenden Orte angeschlossen.
Wer vorher weiß, welche Strecken er wann mit Bussen oder Bahn fahren will, um beispielsweise das Auto umzusetzen, sollte sich über die Abfahrtszeiten in den Informationsbüros beraten lassen. Kurze Strecken lassen sich auch mit dem Taxi überbrücken. Einige Taxiunternehmen haben sich auch auf den Transport von Kanus eingerichtet. Wer seine Tour aus irgendwelchen Gründen abbrechen muss, kann sich dann mit Boot und Gepäck an den gewünschten Ort bringen lassen.
Vor der Wende gab es in fast jedem kleinen Dorf einen Lebensmittelladen, den „Konsum“ oder den „HO“. Da die Preise staatlich festgelegt waren, entfiel das Suchen nach günstigen Schnäppchen und jeder kaufte vor der Haustür ein. Jedenfalls solange es vor der Haustür vorrätig war. Gerade im Sommer konnte es passieren, dass Bier und alkoholfreie Getränke schon mal für Stunden ausverkauft waren. Dann hieß es warten, oder übers Land zu besser ausgestatteten Läden fahren.
Heute gibt es nur noch in größeren Dörfern wie in Userin, Wustrow oder Rechlin Lebensmittel zu kaufen. Umso besser sind die Kleinstädte mit Supermärkten ausgestattet. So bieten sich in Mirow für etwa 3500 Einwohner vier Marktketten Konkurrenz. Hinzu kommen in den Kleinstädten Drogerien, Getränkemärkte und die vielen kleinen privaten Händler, die dank des Tourismus ihr Auskommen finden und einen Stadtbummel lohnend machen.
Ein Grundsortiment an Lebensmitteln führen Läden, die auf den Campingplätzen geöffnet haben. Hier kann man auch seine frischen Brötchen fürs Frühstück am nächsten Morgen bestellen und kalte Getränke bekommen, denn insbesondere an heißen Tagen kühlt selbst das Wasser in den Seen das Bier nicht mehr auf die empfohlene Trinktemperatur.
Ansonsten empfiehlt es sich vorzusorgen, wenn mehrere Tage keine größeren Orte angefahren werden.
Paddeln macht hungrig und vor allem durstig. Proviant wird auf fast jeder noch so kleinen Tour mitgenommen. Aber wohin mit dem ganzen Abfall nach der Pause?
Wer Übernachtungsplätze wie Campingplätze, Pensionen oder Privatquartiere nutzt, kann dort seinen Müll entsorgen. Ansonsten gibt es an manchen Schleusen oder Wasserwanderrastplätzen für Wasserwanderer Mülltonnen. Besonders dankbar sind Unternehmen, Schifffahrtsamt und Kommunen, wenn der Müll gleich in Papier-, Glas- und Grüner – Punkt – Verpackungsabfall getrennt entsorgt wird. Leider erlebt man es immer wieder, dass die Abfälle achtlos in der Natur landen. Nicht nur Angler und motorisierte Bootsfahrer hinterlassen so ihre Andenken. Auch unter den Kanuten gibt es schwarze Schafe. Es kann doch für keinen ein Problem sein, die Verpackungen, die voll transportiert wurden auch entleert bis zur nächsten Mülltonne mitzunehmen.
So lang die Geschichte des Kanus auch zurückreicht; als Sportgerät wird es erst seit gut einhundert Jahren genutzt. Ging die Entwicklung vom Holzkajak zum Faltboot und später zum Plastekahn noch recht langsam vor sich, wechseln heute in rasanter Geschwindigkeit wie bei kaum einem anderen Sportgerät Form, Material, Fertigungstechnologie und vor allem Zweck.
Fast alle dieser Typen wurden bereits auf den mecklenburgischen Gewässern gesichtet, egal ob aus Holz, den verschiedenen Kunststoffen oder aus „Gummi“; als starres oder faltbares Boot; Canadier oder Kajak; Seekajak, Allrounder, Wildwasserboot oder ultrakurzes Spielboot. Natürlich kann man sich etwas Besseres vorstellen, als im zwei Meter langen Spielboot oder im Wildwassercanadier auf stehenden Gewässern eine Tagestour von zwanzig Kilometern oder mehr zu paddeln. Gruppen, die Mehrtagestouren mit Gepäck vorhaben, bevorzugen die voluminösen Canadier. Für Touren, bei denen das Reisegepäck an Land bleibt, bieten sich Einer- oder Zweierkajaks an. Nach ein paar Runden auf dem Wasser haben auch Ungeübte bald den Bogen raus, das Schiff auf Kurs zu halten. Schwieriger ist da schon das Geradeausfahren im steuerlosen Einerkajak. Schon mehr als einer hat entnervt aufgegeben, wenn das Boot immer wieder allen Gegensteuerns zum Trotz in den Wind drehte. Für den Anfänger ist ein Kajak mit Steuer da sicher besser.
Vermieter haben Canadier und robuste Einer- und Zweierkajaks im Angebot. Kaum jemand vermietet aber Faltboote oder aufblasbare Luftboote. Diese sind im Anschaffungspreis recht teuer und sehr reparaturanfällig. Diese Bootstypen bieten sich für den an, der sein eigenes Boot haben möchte, aber zu Hause keinen Platz zum Unterbringen starrer Boote besitzt oder oft auf Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. mit dem Flugzeug geht.
Gute Bootsvermieter stellen heute nicht nur Boot und Paddel zu Verfügung, sondern zumindest noch wasserdichte Tonnen und Schwimmwesten. Bei einigen kann man sich die komplette Campingausrüstung leihen oder von Kanulehrern begleitete Touren buchen. Eine umfassende Einweisung in die Paddeltechnik und die zu beachtenden Umweltbestimmungen gehören ebenfalls zum Merkmal guter Verleihstationen.
▶ Baedeker Allianz Reiseführer Mecklenburg Vorpommern, Verlag Karl Baedeker
▶ Mecklenburgische Seenplatte, DuMont Reiseführer
▶ DKV-Gewässerführer Ostdeutschland 4. Aufl., DKV: Duisburg 2013
▶ Kanuführer Region Peene, Pollner Verlag
▶ Tourenatlas Wasserwandern TA 6, 1:75.000 Jübermann Verlag
▶ Wasserwanderkarte Strelitzer Seenplatte 1:50.000, Klemmer-Verlag
▶ Wasserwanderkarte Müritz und Plauer See 1:50.000, Klemmer-Verlag
▶ Rad-, Wander- und Paddelkarte Mirow und Wesenberg, Klemmer-Verlag
▶ Rad-, Wander- und Gewässerkarten Wesenberg, Mirow, Müritz, Malchow, Plauer See Rheinsberg, Fürstenberg, 1: 35.000 Verlag grünes herz
Detaillierte Informationen über aktuelle Übernachtungsmöglichkeiten, Kanuverleiher usw. erfährt man in den örtlichen Info-Büros, deren Adressen am Ende jeden Abschnitts unter „Informationen“ aufgelistet sind. Übersichtsmaterial über das gesamte Paddelrevier liefern die folgenden regionalen Tourismusverbände:
▶ Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte, Turnplatz 2, 17207 Röbel/MüritzTel.: 039931-53 80, Fax: 039931-5 38 29info@mecklenburgische-seenplatte.dewww.mecklenburgische-seenplatte.de
▶ Tourismusverband Ruppiner Land Fischbänkenstraße 8, 16816 NeuruppinTel.: 03391-65 96 30, Fax: 03391-35 79 [email protected]
▶ Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin, Alexandrinenplatz 7, 19288 LudwigslustTel.: 03874-66 69 [email protected]
Landes-Kanu-Verband Mecklenburg-Vorpommern 1990 e.V., Schillerstraße 6, 17033 Neubrandenburg, www.landeskanuverband-mv.de
Wesenberg: Union Wesenberg, In den Wällen, 17255 Wesenbergwww.sv-union-wesenberg-kanu.cabanova.de
Neustrelitz: WSV Einheit Neustrelitz Zierker Nebenstraße 31, 17235 Neustrelitz www.wsv-neustrelitz.de
Neubrandenburg: Sportclub Neubrandenburg Schillerstraße 6, 17033 Neubrandenburg www.sc-neubrandenburg.de
• Motor Süd Neubrandenburg, Lindenstr. 6a 17033 Neubrandenburg, www.msn-kanu.de
Waren: Müritz-Sportclub Waren, Am Mühlenberg 12, 17192 Waren (Müritz)www.mueritz-sportclub.de
Malchin: Malchiner Kanu-Club, Am Kanal 4, 17139 Malchin, www.malchiner-kanu-club.de
Bützow: Kanuclub Bützow, Bahnhofstr. 33 e 18246 Bützow
Schwerin: Kanurenngemeinschaft Schwerin Schleifmühlenweg 8 c, 19061 Schwerin www.krg-schwerin.de
• SV Mecklenburgisches Staatstheater, Werderstraße 122, 19059 Schwerin www.svthschwerin.de
• SV Post Telekom Schwerin, Hamburger Allee 240, 19063 Schwerinwww.sv-post-telekom-schwerin.de
• Kanu- und Kleinsegelverein Schwerin Bornhövedstraße 101a, 19055 Schwerin www.kuk-schwerin.de
Rostock: Rostocker Kanu-Club, Mühlendamm 35 B, 18055 Rostock, www.rostocker-kanu-club.de
Gützkow: Kanuverein Gützow, Andreas Metzler, Pommersche Straße 65, 17506 Gützkow, www.guetzkow.de/kanuverein
Zur Zeit der Geburt von Fürst Niklot (ca. 1100 bis 1160), des Stammvaters der mecklenburgischen Herrscherhäuser, stand Mecklenburg schon einige hundert Jahre im Blickwinkel der deutschen Könige, die unter dem Deckmantel der Christianisierung heidnischer Länder versuchten, ihren Herrschaftsbereich bis an die Ostsee auszudehnen. Ein kleines Geplänkel Niklots mit dem dänischen Königreich nahm 1160 der sächsische Herzog Heinrich der Löwe zum Anlass, um wieder einmal über unser Land herzufallen. Durch eine List gelang es ihm Niklot und seine Mannen aus der Burg Werle hervorzulocken, die er zuvor erfolglos belagerte. Der Tod des Fürsten in diesem Kampf läutete zwar das Ende der slawischen Selbstständigkeit in diesem Landstrich ein, war aber auch der Beginn einer 750 Jahre währenden Herrschaft seiner Nachfahren im Land Mecklenburg.
Da die Erfolge Heinrichs – die dieser weidlich für sich ausnutzte – Kaiser Friedrich Barbarossa ein Dorn im Auge waren, belehnte Heinrich 1167 Pribislaw, den Sohn Niklots mit dessen ehemaligem Herrschaftsgebiet, um sich ganz auf den Streit mit dem Kaiser konzentrieren zu können. Pribislaw musste jedoch den alten Göttern abschwören und den christlichen Glauben annehmen.
Als etwa 500 Jahre vor Niklots Zeit – so um das Jahr 600 – die ersten Slawen zur Zeit der Völkerwanderung ins heutige Mecklenburg-Vorpommern kamen, fanden sie das Land bis auf wenige bewohnte Höfe verlassen vor. Die germanischen Stämme, die hier ungefähr 1000 Jahre lang lebten, zog es nach Süden. Von ihnen verlassene Siedlungen wurden wiederbelebt aber auch neue Dörfer entstanden. Niklots Stamm, die Obotriten, siedelten in der Schweriner Gegend. Mit ihren östlichen Nachbarn, dem ebenfalls slawischen Stamm der Wilzen, standen sie oft auf Kriegsfuß. Die Unterwerfung unter den Löwenherzog sicherte den Obotriten auch die Herrschaft über deren Territorium. Aber statt die günstigen Bedingungen zu nutzen und Mecklenburg zu einer Macht im Norden machen, kam es schon unter den Urenkeln Pribislaws zur ersten großen Landesteilung. In den folgenden Jahrhunderten wurde dies dann regelmäßig fortgeführt. Zusammenschlüsse und Teilungen wechselten sich ab, bis es 1701 dann zur letzten Landesteilung in die Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz kam. Zu Herzögen wurden die Nachfahren Niklots bereits 1348 erhoben. Albrecht der II. hatte im Streit zwischen König Ludwig dem Bayern und dem späteren Kaiser Karl IV. auf das richtige Pferd gesetzt und letzteren unterstützt. Zum Dank ernannte Karl nach seiner Krönung zum König von Deutschland Albrecht II. und dessen Bruder Johann zu Herzögen und Reichsfürsten. Als Schwager des schwedischen Königs konnte Albrecht II. seinem Sohn Albrecht III. 1364 zur schwedischen Königswürde verhelfen, die dieser jedoch nach einer Niederlage gegen Königin Margarete von Dänemark 1393 wieder abgeben musste. Pikant an diesem Streit: Beide suchten die Unterstützung der Ostseepiraten unter ihren berühmten Kapitänen Klaus Störtebecker und Gödecke Michels. Diese lavierten geschickt zwischen den beiden Kriegsparteien und konnten ihre Macht im Ostseeraum für die nächsten zehn Jahre ausbauen. Die Störtebecker-Festspiele auf der Freilichtbühne in Ralswieck auf Rügen zeigen jeden Sommer ein bildgewaltiges Spektakel jener Zeit.
Kavaliershaus auf der Schlossinsel Mirow
Schwer zu leiden hatte Mecklenburg im Dreißigjährigen Krieg. Durch die wankelmütige Politik seiner Herzöge wurde das Land immer wieder Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Die Einwohnerzahl ging von etwa 300.000 auf 50.000 zurück. Ganze Dörfer wurden aufgegeben. Nach dem Krieg hatte die geschwächte Bauernschaft dann nicht die Kraft sich der Einführung der Leibeigenschaft zu widersetzen. Mecklenburg wurde ein rückständiges Agrarland von dem Bismarck sagte, wenn eines Tages die Welt untergehe, werde dies in Mecklenburg 50 Jahre später geschehen.
Infolge von Erbauseinandersetzungen kam es wie bereits erwähnt im Jahre 1701 zur Teilung des Landes in die Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz. Zur Residenzstadt seiner winzigen Herrschaft Mecklenburg-Strelitz wählte Herzog Adolf-Friedrich II. die kleine Ackerbürgerstadt Strelitz. Deren Entwicklung wurde durch einen Großbrand, bei dem das Schloss gänzlich den Flammen zum Opfer fiel, jäh unterbrochen. Dessen Sohn und Nachfolger auf dem Herzogstuhl, Adolf-Friedrich III. kam mit den Strelitzer Bürgern überhaupt nicht zurande. So baute er sein Jagdhaus in Gliencke, wenige Kilometer von Strelitz entfernt, als Neu-Strelitz zur neuen Residenz aus.
Völlig unerwartet trat das kleine Herzogtum bald darauf ins Rampenlicht der Weltpolitik. Der junge englische König Georg III. warf ein Auge auf Sophie-Charlotte, die Tochter Adolf-Friedrich III. Zwei Wochen nach der Hochzeit im September 1761 wurde sie als Queen Charlotte britische Königin. Zu Ehren ihrer Heimat Mecklenburg-Strelitz wurde eine in Südafrika durch englische Forschungsreisende entdeckte Pflanze Strelitzie getauft. Eine Enkeltochter des Königspaares war die spätere Queen Victoria.
Orangerie Neustrelitz
Ebenfalls aus dem Hause Mecklenburg-Strelitz stammte die noch heute populäre preußische Königin Louise, eine Nichte Sophie-Charlottes. Sie starb im Alter von nur 34 Jahren während eines Besuchs im mecklenburgischen Hohenzieritz. Ihr Sohn Wilhelm wurde 1871 als König von Preußen zum deutschen Kaiser gewählt.
Wankelmütigkeit zeichnete die mecklenburgischen Herrscher zur Zeit Napoleons aus. Die Politik des Mäntelchens in den Wind hängen wurde damals schon belohnt, und beide mecklenburgischen Herzöge auf dem Wiener Kongress in den Rang von Erzherzögen erhoben. An diesem Titel konnten sie und ihre Nachfolger sich jedoch nur gut einhundert Jahre erfreuen. Die Revolution von 1918 machte der Herrschaft der Nachfahren Niklots ein Ende. Mit der Übernahme der Macht durch die Arbeiter- und Soldatenräte wurde Friedrich Franz IV., Großherzog von Mecklenburg Schwerin, zum Abdanken gezwungen. Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg-Strelitz schied bereits ein halbes Jahr zuvor durch Freitod aus dem Leben.
Luisentempel vor dem Schloss Hohenzieritz
Aus den Herzogtümern wurden in der Weimarer Republik die Freistaaten Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, die in der nationalsozialistischen Zeit zum Land Mecklenburg vereint wurden. Nach dem 2. Weltkrieg wurden Mecklenburg und Vorpommern zu einem Land vereinigt. Überraschend erfolgte 1952 in der DDR die Auflösung der Länder und die Bildung von Bezirken. Das Land Mecklenburg-Vorpommern teilte man in die drei Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg.
Mit dem Beitritt zur Bundesrepublik wurden dann die alten Verwaltungsstrukturen, das Land Mecklenburg-Vorpommern mit seiner Hauptstadt Schwerin wieder hergestellt.
Eine über alle Zeiten und alle Klassenschranken einheitlich Kochkunst gab es in Mecklenburg nie. Auf dem Lande wurde anders getafelt als in den Städten. Die reichen Kaufleute aßen an ganz normalen Wochentagen, was bei einfachen Handwerksburschen nur zu besonderen Festtagen auf den Tisch kam. Und an den Tafeln der Herzöge und Junker bogen sich die Tafeln durch die Vielzahl der Gerichte, von denen die leibeigenen Bauern und Tagelöhner nur träumen konnten. Vor allem aber hat der Lauf der Zeit die Küchenlandschaft verändert.
Zur Slawenzeit hat Fürst Niklot noch etwa dasselbe gegessen wie seine Untertanen. Auf den Feldern wurde Buchweizen und Hirse angebaut und zu Grütze und Fladen verarbeitet. Aus den Seen wurde so mancher Fisch geholt. Schafe und Ziegen gaben Milch und Fleisch. Auch Schweine fraßen sich in den Eichenwäldern eine dicke Schwarte an. Und wenn ein Stück Wild in die Schlinge ging, wurde es auch nicht verschmäht. Honig versüßte das Leben. Nur die Kartoffel fehlte. Die musste Kolumbus erst noch aus Amerika nach Europa bringen. Dann aber fand sie in Mecklenburg die eifrigsten Verehrer. Mit dem Kartoffelertrag einer kleinen Ackerfläche ließen sich viele Leute satt bekommen. Nach einigen Jahren war ein Leben ohne die Erdäpfel nicht mehr vorstellbar. Lebensmittel gab es sowieso nie überreichlich. Um die harte Arbeit auf den Feldern durchzustehen, wurde buchstäblich alles Verwertbare gegessen. Je fetter und süßer desto besser. Nicht umsonst sagte ein Sprichwort „n´ Meckelbörger Magen kann allens verdragen“.
Nach den Zerstörungen, die der dreißigjährige Krieg hinterließ, geriet Mecklenburg auch kulinarisch völlig hinter den Mond. Eintönigkeit hieß Jahrhunderte lang das Motto bei Tisch.
Abwechslung vom Trott derselben Mahlzeiten brachten lediglich die Feste und die Feiertage. Auf den Gutshöfen und Bauernwirtschaften konnte der normale Tagesablauf vor zweihundert, dreihundert Jahren wie folgt ausgesehen haben: Nach dem Wecken so gegen fünf Uhr früh begann der Tag mit dem Morgenbrot, einer Mahlzeit aus gekochten Kartoffeln, Speck und dicker Milchsuppe, die mit etwas Malzkaffee heruntergespült wurde. Die „Hochimt“ – mancherorts auch Kleinmittag genannt – wurde, nachdem das Vieh versorgt war, um acht Uhr aufgetischt: Brotsuppe, wieder Speck und Bier dazu. Anschließend ging es hinaus aufs Feld. Wenn die Sonne auf ihren höchsten Stand zustrebte, wurde sehnsüchtig darauf gewartet, dass der Ruf des Horns vom Bauernhof herüberhallte. Anderswo schlug die Bauersfrau den Gong. Es war das Zeichen, dass das Mittagessen aufgewärmt war. „Mankkaakt äten“, ein deftiger Eintopf, in welchem alles verschwand, was an Essbarem von anderen Mahlzeiten übrig blieb, angereichert mit Hülsenfrüchten, Kohl, Backobst, Pökelfleisch und Speck. Zur Vesper gegen vier Uhr nachmittags wurde Brot und Butter sowie reichlich Malzkaffee mit Milch gereicht. Zum Abendbrot dann gegen sieben Uhr stand eine Riesenpfanne mit Bratkartoffeln auf dem Tisch aus der alle kräftig zulangten. Mancher stippte seine Kartoffeln auch in die saure Milch, die in einer Schüssel neben der Pfanne stand.
Auf feine Tischmanieren legte man noch nicht viel Wert. Teller für das einfache Gesinde waren zu kostspielig. Und wozu auch. Gegessen wurde aus Topf, Schüssel oder Pfanne. Und wer zu langsam war hatte eben Pech gehabt. Gutsherrn oder Hofbauern brauchten bei diesen Tischsitten auch keine Angst zu haben, dass die Essenspausen zu lange ausgedehnt wurden. Der Gutsherr mit Familie speiste natürlich separat. Nur zu einigen Festen wie zur Austköst taten auch sie sich mit dem einfachen Volk gemein.
Und wenn gefeiert wurde, dann richtig. Zu Pfingsten kam ein riesiger Pfingstochse, der Lümmel, auf den Rost. Zum Essen gab es das Lümmelbier und anschließend wurde getanzt bis zum Morgengrauen. Denn nach Pfingsten hieß es für die nächsten Monate hart arbeiten. Die Arbeit auf den Feldern erlaubte keine freie Minute. Erst am Sonntag nach der Roggenernte wurde mit dem „Austäten“ die eintönige Feldarbeit kurz unterbrochen. Die Mägen der Feldarbeiter konnten die an diesem Tag aufgetischten Mengen an Fleisch, Kuchen und Bier kaum fassen. Doch erst nachdem Mitte Oktober die letzten Kartoffeln und Zuckerrüben eingebracht waren, konnte das Erntefest, die „Austköst“ beginnen. Der Bauer, der sich jetzt lumpen ließ, musste schon ein notorischer Geizhals sein. Speziell zu diesem Anlass wurde das „Ornbier“ gebraut. War die Ernte reichlich, wurde auch mehrere Tage durchgefeiert.
Wohlverdiente Mittagspause
Und auch geheiratet musste sein. Jedoch nicht im Wonnemonat Mai sondern im grauen Regenmonat November gaben sich die Jungverliebten ihr Ja. Die Arbeit auf den Feldern war getan und Scheuern und Keller gut gefüllt.