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DIE SCHÖNSTEN SAGEN AUS ALLEN REGIONEN DES BURGENLANDES … gesammelt von den österreichischen Sagen-Experten Wolfgang Morscher und Berit Mrugalska. Mehr als 70 bezaubernde und spannende, romantische und unheimliche Geschichten vom Rätsel des Neusiedler Sees und von der Oberwarter Mäuseschlacht, vom Ludvérc und vom Berimandl, von der Teufelsmühle bei Landsee und vom Lutzmannsburger Schatz, vom Geschenk der Zigeunerin und vom Purbacher Türken, Sagen von Hexen und Teufeln, Räubern und Schätzen, Weißen Frauen und Dämonen. DIE SCHÖNSTEN SAGEN AUS ALLEN BUNDESLÄNDERN: Die schönsten Sagen aus Oberösterreich Die schönsten Sagen aus Niederösterreich Die schönsten Sagen aus Kärnten Die schönsten Sagen aus dem Burgenland Die schönsten Sagen aus Tirol Die schönsten Sagen aus Südtirol Die schönsten Sagen aus Salzburg Die schönsten Sagen aus Wien Die schönsten Sagen aus der Steiermark Die schönsten Sagen aus Vorarlberg
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Seitenzahl: 217
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Wolfgang MorscherBerit Mrugalska
© 2010
HAYMON verlag
Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
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ISBN 978-3-7099-7482-7
Umschlag und Buchgestaltung:
Kurt Höretzeder, Büro für Grafische Gestaltung, Scheffau/Tirol
Mitarbeit: Ines Graus
Coverabbildung: August von Pettenkofen: Pferde am Ziehbrunnen
(o. J.), Öl auf Holz, 46,5 × 32,5 cm, Oberösterreichische
Landesmuseen/Schlossmuseum, Linz
Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.
Wolfgang Morscher/Berit Mrugalska
Die schönsten Sagen aus dem Burgenland
Als die Türken wieder einmal Wien belagern wollten – das war im Jahr 1532 –, da trieben sich auch einige Horden in der Gegend des Neusiedler Sees herum. Eine Reiterschar gelangte auch nach Purbach, nicht weit entfernt. Als die Purbacher vom Herannahen der Türken erfuhren, versteckten sie schnell all ihr Hab und Gut und flüchteten in das nahe Leithagebirge.
Das Leithagebirge ist ein Ausläufer der Alpen, nicht besonders hoch, dafür stark bewaldet. Im Norden bildet es sogar eine Verbindung bis hin zu den Karpaten, und die Purbacher kannten sichere Schlupfwinkel, wo sie sich verstecken konnten. Die Türken fanden daher die Ortschaft menschenleer vor und begannen damit, die Häuser zu durchsuchen – und da wurde natürlich auch manch guter Bissen entdeckt. Einer der türkischen Soldaten kam in einen Weinkeller und gönnte sich einen guten Tropfen Purbacher. Er ließ ihn sich munden und trank des Guten zu viel, so dass er nur mehr taumelnd über die Stiege hinaufgehen konnte. Das Haus wollte er jedoch weiter durchsuchen, und schwankend kam er dabei in eine weitere Vorratskammer mit einem Sack. Dort gab er seinen wackeligen Füßen nach, lehnte sich an diesen Sack, um ein wenig auszuruhen – und schlief ein. Er schlief lange, und sein Schlaf hätte wohl noch länger gedauert, wenn er nicht von sehr lauten Stimmen im Hof geweckt worden wäre. Er horchte auf. Ja, das war doch nicht seine Muttersprache! Wo waren denn nur seine Kameraden geblieben?
Sogleich wurde ihm alles klar. Während er geschlafen hatte, waren seine Kameraden abgezogen und die Bewohner indessen heimgekehrt.
Im Nu versteckte sich der Türke, und daran tat er gut; denn gleich darauf wurde die Tür geöffnet und zwei Männer traten ein. Sie schauten sich um, bemerkten aber nichts Verdächtiges und suchten woanders weiter.
Der Türke war zu Tode geängstigt und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er wollte auf die schützende Dunkelheit der Nacht warten und dann die Flucht wagen.
Erst in der Finsternis kam er leise aus seinem Versteck hervor. Er tastete sich an den Wänden entlang und fand eine Tür, die aber fest verschlossen war. Wie sollte er hier jemals wieder herauskommen, fragte sich der Türke und bemerkte beim Absuchen des Raumes, wie der Mond so freundlich durch den Schornstein hereinschien. Da dachte sich der Mann: „Vielleicht kann ich auf diesem Weg hinausgelangen?“
Flink stieg er auf den Herd und blickte durch den Rauchfang in den Himmel hinauf. Im Rauchfang gab es querliegenden Stangen, er war also in einer Selchküche, wo geräuchert wurde, daher auch keine Fenster. Wenn er doch nur die Stangen erreichen könnte, dann wäre sein Weg in die Freiheit nicht mehr weit; aber so sehr er sich auch abmühte, es gelang ihm nicht. So trat er dann wieder in die Kammer zurück und suchte nach einem Strick – und er fand auch einen. Mit viel Geschick warf er nun diesen über die Stangen und konnte daran hinaufklettern. Es kostete ihm einige Mühe, bis er seinen Kopf aus dem Rauchfang stecken konnte – endlich Frischluft! Als er sich aber umblickte, wie er hinuntergelangen könnte, hörte er unten auf der Gasse ein Laufen und Schreien.
„Haben sie mich vielleicht entdeckt?“, dachte er sich, zog wie eine Schnecke seinen Kopf zurück und wartete, was nun geschehen würde. Es dauerte nicht lange, da öffnete man unten im Haus die Tür und die herbeigeeilten Bauern deuteten jetzt unter zornigem Rufen auf den Rauchfang. Der im Kamin gefangene Türke wollte hinausklettern, um zu entfliehen. Kaum hatte er jedoch seinen Kopf herausgestreckt, da sah er mit Entsetzen, dass die Gasse voll bewaffneter Bauern war. Sie schrien und drohten ihm mit den Fäusten, und einige hatten Mistgabeln und Dreschflegel in den Händen.
Da zog er sich wieder in den Rauchfang zurück und rührte sich einfach nicht, obwohl sie ihm später zuredeten und ihn ermunterten herunterzusteigen.
Zuletzt kam einer auf die Idee, man solle den Flüchtling ganz einfach ausräuchern, wenn er schon meinte, dort im Rauchfang bleiben zu müssen. Und so geschah es auch. Man machte Feuer. Der Rauch und die Hitze wurden dem Türken unerträglich und er musste den Rauchfang verlassen und auf das Dach herausklettern. Er wurde nun mittels einer Leiter vom Dach herabgeholt und in das Gefängnis geführt.
Jetzt versammelte sich der Gemeinderat, um zu beraten, was mit dem feindlichen Soldaten geschehen sollte. Das Urteil lautete, es werde ihm nichts geschehen, wenn er den christlichen Glauben annähme. Und damit er der Gemeinde nicht zur Last fallen sollte, wurde er dem Besitzer des Hauses, in dem er gefangen worden war, als Knecht ins Eigentum übergeben.
Der Türke war mit dem Urteil zufrieden und ließ sich taufen, er lernte die deutsche Sprache und blieb fortan im Haus seines neuen Herrn.
Als dann der Knecht gestorben war, ließ der Bauer einen Türkenkopf aus Stein meißeln und setzte diesen auf den Rauchfang, wo der Türke gefangen worden war.
Noch heute ist das Steinbild eines Türken auf dem Rauchfang über den Dächern von Purbach zu sehen und in der ganzen Gegend als Purbacher Türke bekannt. Früher war es das Haus 163, heute steht das Haus in der Schulgasse und trägt die Hausnummer 9.
Heute kann man es sich kaum noch vorstellen, wie es war in der Zeit, als die Türken in das Land einfielen. Einmal, da schossen sie gar von Prellenkirchen in Niederösterreich aus nach Pama herüber. Da flohen die Bewohner aus ihren Häusern in die nahe gelegenen Sandgruben, um darin Schutz zu suchen.
In einer Grube hatte sich eine Bäuerin mit ihrem Nachbarn versteckt. Zitternd hockten die beiden auf der Erde und lauschten dem Donner der türkischen Mörser. Wie weit in ihre Nähe würden die Kugeln kommen? Während einer Feuerpause, als der Lärm etwas nachließ, kroch der Mann an den Rand der Grube, um sich ein wenig umzusehen und um ihre Lage einzuschätzen.
Gerade als er über den Grubenrand blicken wollte, begann die Schießerei von neuem. Plötzlich kam eine große Kugel geradewegs auf die Sandgrube zugeflogen, der Mann konnte sie deutlich erkennen. Er ließ sich vor Schreck in die Grube zurückfallen, und dabei besaß er noch die Geistesgegenwart zu rufen:
„Dora, schwenkt nach links!“
Und ebenso schnell warf sich seine Nachbarin nach links und bückte sich noch tiefer. Im nächsten Augenblick sauste die große, steinerne Kugel heran und über die Sandgrube hinweg, allein der Luftzug streifte ihren Rücken.
Mit dumpfem Aufprall schlug sie knapp am hinteren Rand der Grube ein, sodass der Sand nach allen Seiten spritzte. Die Bäuerin Dora und ihr Nachbar blieben unverletzt. Sie haben später dann die Kugel ausgegraben und im Gedenken an das Erlebte aufbewahrt.
Noch vor Jahrzehnten konnte man die große Türkenkugel in Pama sehen und alte Leute können sich heute noch an sie erinnern.
Im Seewinkel lebte ein tüchtiger Musikant, von allen nur der Klarinetthiasl genannt. Einmal ging er spät in der Nacht von einem Nachbarort, wo er zum Tanz aufgespielt hatte, nach Hause.
Als er dann in Wiesen ins Spatzenviertel kam, da wurde er auf einmal von hohen, weißen Gestalten umkreist. Und ehe er wusste, wie ihm geschah, da wurde er plötzlich in die Luft gehoben und fortgetragen. Spätestens, als er auf dem Hexenanger, einer kleinen Wiese in der Nähe des Ortes, abgesetzt wurde, war er sich sicher, dass er Hexen in die Hände gefallen war. Der Hexenanger wurde normalerweise von den Bewohnern der Gegend gemieden, eben weil hier Geister und Hexen umtriebig waren.
Die Hexen nahmen ihn dann in die Mangel und zwangen ihn einen Schwur zu leisten, der lautete wie folgt:
„Wir reiten siebenmal um den Mist und leugnen den Herrn Jesu Christ.“
So leistete er den Schwur und wurde danach von den Hexen köstlich bewirtet. Die Tische bogen sich unter den guten Speisen und Getränken. Als er das Besteck zur Seite legte, musste Hiasl den Hexen sofort zum Tanz aufspielen. Und er spielte so gut es ging, in seiner Angst. Die Hexen sangen und tanzten die ganze Nacht, ja sie ließen ihn nicht eher in Ruhe, bis die ersten Sonnenstrahlen am Horizont hervorkamen.
Da gaben ihm die Hexen noch reichlich Krapfen und andere Mehlspeisen mit auf den Weg und er wurde mit viel Gelächter und Gekreische entlassen.
Als er endlich nach Hause kam, erzählte er seiner Frau von dem sonderbaren nächtlichen Erlebnis und zog zum Beweis die Krapfen aus seinen Taschen. Seine Frau dachte nämlich, dass er zu viel vom guten burgenländischen Wein getrunken und daher nicht den Weg ins eheliche Bett gefunden hatte. Als er dann anstatt der Krapfen, von denen er so reichlich gegessen hatte, nur Pferdemist hervorzog, da drehte es dem guten Klarinetthiasl den Magen um.
Auch der Anger in Neudorf ist als Hexenplatz verschrien. Auf dem Hexenplatz befindet sich auch eine Wasserlache, und als einer auf dem Wege nach Kaisersdorf in der Nacht hier vorbeikam, da sah er die Hexen bei Musik und wildem Tanz. Wie er dem geselligen und anrüchigen Treiben im Dunkeln so zuschaute, da überraschten ihn zwei Hexen und wollten ihn bezirzen. Letztendlich gaben sie ihm Geschenke, zwei Krapfen und ein Halsband für seine Tochter. Als er Neudorf in der Früh erreichte, erzählte er dem Pfarrer von seinem nächtlichen Erlebnis. Der ging mit ihm in den Garten, band das Halsband um einen dürren Pflaumenbaum und kurze Zeit später war dessen Baumrinde wie durch Zauberei abgefressen. Hätte sich das Mädchen das Halsband angelegt, dann wäre es ihm wohl so wie dem Pflaumenbaum ergangen, und das hätte sicher seinen Tod bedeutet. Als der Mann sich dann die Krapfen aus seiner Tasche anschauen wollte, waren sie in Pferdemist verwandelt worden.
Spätabends führte einmal ein Weinhauer eine Wagenladung mit Weinfässern über das Leithagebirge, das sich ja bekanntlich auf der Landesgrenze zwischen Niederösterreich und dem Burgenland befindet. Als es bergauf ging, stieg der Bauer fröhlich pfeifend vom Wagen ab und schritt neben seinem Wagen her. Da sah er plötzlich, wie eine feurige Kugel vom Abhang herab geradewegs auf sein Fuhrwerk zurollte. Damit ihm nur ja nicht die Pferde durchgingen, griff er rasch nach einem Holzprügel und rief dem dahertanzenden Ding zu:
„Wenn du auf mich rollst, zerschlage ich dich wie einen Kürbis!“
Das kümmerte die funkensprühende Kugel wenig, ja sie begann jetzt sogar den Mann zu umkreisen und dann den Wagen. Sie wollte einfach nicht aufhören, so sehr der Mann auch auf dieses unheimliche Ding einschrie. Dem Bauern standen die Haare zu Berge und erst mit einem Stoßgebet konnte er seine Pferde zu einer schnelleren Gangart antreiben, damit sie nur möglichst rasch aus dieser furchtbaren Gegend davonkämen. Die Kugel spielte ihr beängstigendes Spiel bis knapp vor das nächste Dorf mit dem Weinhauer, bog dann einfach in einen Feldweg ein und war nicht mehr zu sehen. Da fiel dem armen Mann ein Stein vom Herzen und er kehrte erleichtert im nächsten Gasthaus ein und erzählte das eben Erlebte. Als er geendet hatte, wurde er von allen Anwesenden ausgelacht und der Weinhauer dachte bei sich, dass es heute weder die Gegend noch die Menschen mit ihm gut meinten. Er zahlte und zog seines Weges.
Wenige Tage später fand man den Weinhauer an der Stelle, wo ihm auf dem Hinweg die feurige Kugel erschienen war. Er lag tot unter den Trümmern seines Wagens, und auch die Pferde hatten diese Fahrt nicht überlebt. Doch weder der Bauer noch die Pferde wiesen irgendwelche Verletzungen auf, einzig die Schürze des Mannes hatte viele kleine Brandlöcher. Es war die Klage gewesen, die den Weinhauer und seine Pferde getötet hatte, dieses seltsame Wesen, das den Menschen Unheil, Krankheit und Tod bringt.
Die Klage ist in ihrer menschlichen Gestalt ein hageres, altes Weib, als dämonische Gestalt bedient sie sich der Schicksalskugel als Werkzeug ihres Unheils. Wohin auch die Kugel rollt, dort bringt die Klage Verderben und Tod.
In manchen Gegenden erscheint die Klage als kleines, altes Weib, auch „Heiliges Weib“ genannt, das auf den Rücken des Wanderers hinaufspringt und sich weitertragen lässt.
Mitunter versteht man unter der Klage auch irgendeinen Todesverkünder, wie die personifizierte Pest – etwa als Pestmandl oder Pestjungfer – oder die Cholera.
Manchmal kann man die Klage auch winseln und rauschen hören. Passiert dies um Mitternacht und die feurige Kugel zischt am Haus vorbei, so muss man auf ein schweres Ereignis gefasst sein.
Kann man von oben herab auf die Klage blicken, etwa wenn man erhöht auf einem Treppenabsatz steht, so sieht man einen unförmigen Knäuel, der dazu noch blaue Funken sprühen kann. Auch nimmt die Klage gerne die Gestalt einer Kugel an oder eine eigenwillige Gestalt, die einem Rumpf ähnelt, während sie von Stufe zu Stufe emporhüpft.
Der Klage begegnet man aber nicht nur in der Natur, nein, sie kann auch in Gebäuden auftreten und trifft die Personen total unvorbereitet.
Einem Vater aus einem der Heidedörfer, es war wohl Parndorf oder Siegendorf, ist das passiert. Er saß am Krankenbett seiner Tochter, als auf einmal etwas noch nie da Gewesenes geschah. Plötzlich fiel nämlich von der Zimmerdecke ein schwarzer Gegenstand polternd herab, und als der Vater genauer hinsah, erkannte er, dass es eine sich selbst drehende, schwarze Kugel war. Sie knarrte und sauste durch die Luft und der alte Mann stieg schnell auf einen Stuhl, um nicht von ihr berührt zu werden. Die Kugel zog wie wild ihre Bahnen durch das Zimmer und tobte dann unter das Bett der Kranken, wo sie verschwand. Drei Tage später war das Mädchen eine Leiche – die Klage hatte sie geholt.
Eine Bäuerin in einem Heidedorf ging ihre Nachbarin besuchen, die ein Kind geboren hatte. Als ihr das Kind gezeigt wurde, fiel ihr sofort der besonders große Kopf des Kindes auf und sie fragte die Mutter, ob das wirklich ihr Kind sei. Daraufhin erzählte ihr die Mutter von einem sonderbaren Traum:
„Nach der Geburt des Kindes überfiel mich eine bleierne Müdigkeit, so dass ich erschöpft in den Kissen einschlief. Da war mir plötzlich, als ob die Tür leise geöffnet wurde und ein kleines Männchen mit scharlachroter Weste und aufgekrempelten Hemdärmeln hereinkäme. Es nahm mein Kind aus der Wiege und legte an dessen Stelle das Kind hinein, das es mitgebracht hatte. Gleich darauf bin ich aufgewacht und schämte mich über meinen Traum, denn neben mir in der Wiege lag ja das Kind.
Die Nachbarin wiegte bedenklich den Kopf von einer Seite auf die andere und sagte, dass das sicher kein Traum gewesen sei. Das war das Werk eines Kinderwechslers gewesen und das Kind in der Wiege sei ein Wechselbalg.
Nun wollte die Mutter natürlich ihr eigenes Kind wiederhaben und das andere Kleine nicht mehr bei sich haben, aber was sollte sie tun, um die Kinder wieder austauschen zu können?
Auch da wusste ihr Besuch Rat. Gleich beim abendlichen Aveläuten sollte die junge Frau ein großes Feuer machen und darüber einen Kessel voll Wasser hängen. Noch während des Läutens müsste das Wasser zu sieden anfangen und dann sollte sie so tun, als ob sie den Wechselbalg in das kochende Wasser werfen würde. Denn in diesem Moment würde der garstig behaarte Kinderwechsler wieder erscheinen und sein Kind von ihr wegholen. Und so war es auch – das Männlein legte zornig ihr Kind auf den Küchentisch, riss ihr den Wechselbalg aus den Händen und wurde nie wieder gesehen.
In Pamhagen im Seewinkel saß einst an einem Sonntag eine frohe Taufgesellschaft beieinander. Das jüngste Töchterlein vom Dorfschneider feierte seine Namensgebung, die Patenschaft hatte der erste Gemeinderat von Pamhagen übernommen und es wurde im großen Stil gefeiert. Gerade, als der stolze Kindesvater sein Glas erhob und dem Paten in dankbarer Weise zutrinken wollte, da ging die Türe auf und eine schöne Zigeunerin kam hereinspaziert.
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