Die Schule der magischen Wesen - Jahr 5 - Lucía Ashta - E-Book

Die Schule der magischen Wesen - Jahr 5 E-Book

Lucia Ashta

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Beschreibung

Die Schule der magischen Wesen! Band 5 der Fantasy Bestseller Serie Jetzt endlich auf Deutsch Neue Regel: Wenn du eine glänzende, hübsche Halskette findest, zieh sie nicht an. Jas weiß schon lange, dass es magische Gegenstände gibt. Sie hätte nur nie gedacht, dass der Anhänger, den ihr Sommerflirt zurückgelassen hat, einer sein würde. Jetzt muss Jas herausfinden, wie sie ihren Anhänger beherrschen kann ... bevor er sie beherrscht.

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DIE SCHULE DER MAGISCHEN WESEN

JAHR 5

LUCÍA ASHTA

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

1

Die Winterferien vergingen so furchtbar langsam, dass ich Sadie bat, das Anwesen meiner Eltern zu durchsuchen, um sicherzustellen, dass nichts Magisches den Lauf der Zeit beeinflusste.

In der Welt, in der wir lebten, war so gut wie alles möglich.

Allerdings versicherte mir Sadie, dass das quälend langsame Verstreichen der Minuten in diesem Fall nichts mit einem Zauberspruch und alles mit meiner herrischen Mutter zu tun hatte.

Sadie musste es wissen. Sie war einen Tag nach mir auf dem Anwesen meiner Eltern in Upper New York angekommen. Da sie vom Hauptquartier der Vollstrecker angewiesen worden war, ununterbrochen an meiner Seite zu bleiben, hatte sie die ständigen Sorgen und den übertriebenen Kontrollzwang meiner Mutter aus erster Hand mitbekommen. Als Folge davon hatte sie die üble Angewohnheit entwickelt, an ihren Nägeln zu kauen, die mittlerweile bis zum Nagelbett abgenagt waren.

Ich zog ihr die Finger aus dem Mund, während ihr Blick über die kunstvollen Gärten neben der Haupteinfahrt zur riesigen Villa meiner Eltern schweifte. Wir hatten beide das Bedürfnis, der ständigen Aufmerksamkeit meiner Mutter zu entkommen.

Why, das Pandahornjunge, das nur selten von meiner Seite wich, war das einzige mir bekannte Wesen, das gegen den zweifelhaften, erstickenden Charme meiner Mutter immun war. Wahrscheinlich half es, dass er das meiste von dem, was sie sagte, nicht zu verstehen schien. Er hatte die Ferien damit verbracht, zu viel zu essen, mit mir im Bett zu liegen und sich den Bauch streicheln zu lassen. Dank seiner anspruchsvollen Erwartungen war er unerträglich geworden - und verdammt niedlich.

Es war amtlich: Ich hatte ihn zu sehr verwöhnt.

"Wo bleibt er so lange?", knurrte Sadie leise. Ich legte ihr einen Arm über die Schulter - wobei ich mich strecken musste, da sie, wie so ziemlich jeder, größer war als ich - und lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen sie. Why umarmte mein nacktes Bein wie ein Koala, wobei er darauf achtete, sein Horn von meinen Beinen fernzuhalten, die nach allem, was sie durchgemacht hatten, keine weiteren Verletzungen vertragen konnten.

Obwohl Sadie nicht mit meiner Mutter gesprochen hatte, hörte Mom sie trotzdem und warf einen Blick auf die goldene Uhr an ihrem schlanken Handgelenk. "Dieser Magier ist zehn Minuten zu spät. Bei den exorbitanten Gebühren, die wir ihm zahlen, ist das inakzeptabel. Ich werde einen Teil des Honorars zurückverlangen. Das ist höchst unprofessionell."

Dad stand hinter Mom, einen Finger auf eines seiner Augenlider gedrückt, um das Zucken zu kontrollieren, das während meines Besuchs schlimmer geworden war. "Caroline, du weißt doch, wie das mit der Magie ist. Diese Fähigkeit funktioniert nicht exakt. Er könnte alle möglichen Gründe für die Verzögerung haben, auch welche, die außerhalb seiner Kontrolle liegen."

Mom drehte sich nicht einmal zu Dad um, sondern fixierte mich mit ihrem scharfen Blick. Ihre Augen waren hellblau, genau wie meine. "Wenn dieser Zauberer nicht in der Lage ist, sich professionell zu verhalten, dann sollte er sich nicht als Profi bezeichnen."

"Ich dachte, du hättest ihn über die Akademie der magischen Künste gefunden." Ich schaute von der leeren Einfahrt zu einer Bank in einem der Gärten und überlegte. Lange konnte ich nicht mehr auf meinem schmerzenden Bein stehen, aber ich wollte die Ankunft des Magiers nicht verpassen.

"Ja, und die Akademie der magischen Künste ist eine professionelle Schule mit einem erstklassigen Ruf. Wenn die Akademie ihre Absolventen empfiehlt, dann sollte sie auch einen guten Grund dafür haben." Mom schaute wieder auf ihre Uhr. "Ich werde Sir Lancelot von meinem Missfallen in Kenntnis setzen."

Sir Lancelot war nicht einmal der Direktor der Akademie für magische Künste, sondern er leitete meine Schule, die Akademie für magische Kreaturen. Aber das war Mom egal. Als Mitglied des Vorstands der wahren Wandler-Allianz nutzte sie ihren Einfluss, um die Leute dazu zu bringen, auf ihre Forderungen einzugehen und nach ihrer Pfeife zu tanzen. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass Sir Lancelot und eine Menge anderer Wesen von ihrer Unzufriedenheit erfahren würden.

Sadie seufzte schwer und wippte von einem Fuß auf den anderen. Sie trug wie üblich Jeans und Springerstiefel. Gebogene Messer zierten beide Hüften, und heute trug sie ein helles, lilafarbenes T-Shirt mit der Cartoonzeichnung eines Einhorns, das Regenbögen pupste. Ihr schulterlanges, blondes Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden.

Sie zappelte ständig herum. Sie wollte weg.

Ich auch.

"Vielleicht ist das ein Zeichen, Gray." Mom drehte sich endlich um, um Dad zu betrachten, und gönnte mir damit eine Pause von ihren ständigen Blicken. "Jasmine sollte nicht zur Akademie zurückkehren, nicht nach dem, was im letzten Semester passiert ist. Wir können sie dort nicht beschützen, hier dagegen können wir die besten Sicherheitsleute anheuern, die man für Geld kaufen kann."

Genau das hatten meine Eltern in den letzten vier Wochen getan. Es gab keinen einzigen Teil des achtzig Hektar großen Anwesens, der nicht ununterbrochen überwacht wurde, sowohl durch nichtmagische Technologie als auch durch die besten magischen Wächter.

"Mom." Ich stöhnte und lehnte mich auf meinen Stock. Ich hatte es ihr schon tausendmal erklärt. "Niemand ist letztes Schuljahr in die Akademie eingedrungen, um mich zu kidnappen. Ich bin nur in Schwierigkeiten geraten, weil ich versehentlich den Campus verlassen habe."

"Ja, und genau deshalb solltest du hier bei uns bleiben. Du kannst den Anhänger genauso wenig kontrollieren wie im letzten Semester."

Als ob mein Anhänger wüsste, dass Mom von ihm sprach, pulsierte der violett glänzende Edelstein an meiner Brust warm auf meiner Haut, bevor er wieder kalt und leblos wurde.

Aber ich hatte ihn durchschaut. Er täuschte mich nicht länger, indem er sich tot stellte.

Durch den Anhänger konnte ich auf die Macht der Engel zugreifen, was weniger cool war, als es sich anhörte. Ich konnte meine Realität mit einem einzigen Gedanken verändern. Für jemanden, der so sarkastisch war wie ich und ständig Lust hatte, sich daneben zu benehmen, bedeutete das viel mehr Ärger, als es wert war.

Obwohl ich einen Monat lang recherchiert, gegrübelt und nachgedacht hatte, hatte ich keine Fortschritte dabei gemacht, herauszufinden, wie ich den magischen Anhänger beherrschen konnte, bevor er mir den Rest meiner Magie und Lebenskraft raubte.

"Ich bin nicht die Einzige, die die Kräfte des Anhängers erforscht hat, erinnerst du dich?", fügte ich hinzu.

Natürlich tat sie das. Ich hatte ihr das schon mindestens tausendmal gesagt. Es war Moms Methode, einen so lange zu nerven, bis man die Dinge so sah, wie sie es wollte. Es machte ihr nichts aus, einen Sieg zu feiern, den sie durch die Verzweiflung oder Erschöpfung anderer errungen hatte. Hauptsache, sie gewann, egal wie.

Mom öffnete den Mund, doch fuhr ich fort. "Albacus und Mordecai haben die ganze Zeit, in der ich hier war, mit Untersuchungen verbracht, genauso wie Sir Lancelot." Ich hatte keine Ahnung, ob das stimmte oder nicht, aber sie hatten es mir versprochen, und ich nahm alles, was ich bekommen konnte. "Und Mister Mont, Kys Vater, ist ein Experte für all diese Dinge und er hat ebenfalls recherchiert."

Aber Mom schüttelte den Kopf, ihr langes, glänzendes schwarzes Haar schwang hin und her und die Strähnen sahen in der Sonne fast blau aus.

"Das ist ein weiterer Punkt. Du wirst mit Ky auf der Akademie sein und ich bin nicht da, um euch zu beaufsichtigen."

Ja, Gott sei Dank. Endlich würde ich Ky wiedersehen!

Ich bemühte mich um einen neutralen Gesichtsausdruck. "Du weißt, dass es im Wohnheim eine Ausgangssperre gibt, Mom. Also brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Außerdem werde ich mich benehmen."

Und damit meinte ich selbstverständlich, dass ich mich daneben benehmen würde.

Mom verschränkte die Arme, neigte den Kopf zur Seite und musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich trug einen Minirock über dem Gips, der mein komplettes rechtes Bein bedeckte, ein schwarzes Tanktop, das nicht zu viel Dekolleté zeigte, eine Betty Boop-Socke und einen schwarzen Ankle Boots - und als neuestes modisches Accessoire ein Pandahorn, das auf dem Schuh saß.

"Mom, du machst dir zu viele Sorgen. Weißt du, ich mache mir auch Sorgen um dich. All das Grübeln tut dir nicht gut. Hast du noch nicht gehört, dass Stress einen vorzeitig altern lässt?" Ich strich mir meine weiße Haarsträhne aus dem Gesicht und schenkte meiner Mutter ein falsches Lächeln. "Ich muss zurück in die Schule, um alles aufzuklären, und du brauchst etwas Zeit, um ... zu entspannen."

Na bitte. Diplomatie vom Feinsten.

"Entspannen?" Allein ihr Tonfall hätte ausgereicht, um zu erkennen, dass ich das Falsche gesagt hatte, aber die Art, wie sich ihr Gesicht verzog, als leide sie an Verstopfung, war mehr als deutlich.

"Es ist die Aufgabe einer Mutter, sich Sorgen zu machen. Das ist ihr Job. Willst du mir erklären, du brauchst keine Mutter mehr, nur weil du zwanzig geworden bist? Dann lass dir gesagt sein, das stimmt nicht. Du brauchst mich jetzt mehr denn je, und deshalb wirst du hierbleiben. Du kannst sogar dieses lästige Pandahorn behalten. Ich werde ihm Unmengen an Muffins bestellen. Er kann ganze Paletten davon haben, die vor Zuckerguss triefen."

Neben mir dehnte Sadie ihre Nackenmuskulatur. Es knackte laut.

Ich kann dich verstehen, Schwester. Jeder Muskel in meinem Körper war verkrampft, dabei sollte ich mich entspannen, um meine zögerliche Heilung zu fördern.

Mit dem letzten Rest an Geduld, den ich aufbringen konnte, lächelte ich weiter und hoffte, dass es nicht so falsch aussah, wie es sich anfühlte. "Natürlich will ich nicht sagen, dass ich keine Mutter mehr brauche." Allerdings könnte ich eine andere Mutter gebrauchen. "Du bist mir wichtig, und ich mag es nicht, dich so traurig zu sehen."

"Und ich mag es nicht, wenn du halb tot bist und dein Bein aussieht, als ob du von Kannibalen angegriffen worden wärst!"

"Kannibalen? Ernsthaft, Mom?"

"Hör auf mit deinem ernsthaft, Mom. Du wirst von Psychopathen verfolgt. Dieser Haufen machtgieriger Deppen von der Stimme ist hinter dir her, Jasmine. Sie wollen deinen Anhänger, und diese hirnlosen Idioten werden nicht aufgeben, bis sie ihn haben - oder wir sie alle vorher töten."

"Wow", flüsterte ich, und Sadie beugte sich interessiert vor.

"Was? Glaubst du, du bist die Einzige in dieser Familie, die Umgangssprache benutzen darf, junge Dame? Mach jetzt keinen Fehler, ich bin stinksauer. Wenn dich jemand auch nur anrührt, werde ich ihn in Stücke reißen."

Mom war eine Opossum-Wandlerin, also könnte das eine Weile dauern. Doch der grimmige Zug um ihren Mund und das manische Funkeln ihrer Augen verrieten mir, dass sie es ernst meinte.

"Deine Mutter ist echt gnadenlos", flüsterte Sadie mir ins Ohr.

Das Grinsen meiner Mutter wurde zu einem Serienkiller-Lächeln. "Zur Hölle, ja, ich bin gnadenlos, und deshalb solltest du zu Hause bleiben, Jasmine, bei mir und deinem Vater."

"Und der Schutztruppe, die rund um das Anwesen Wache steht", fügte Dad hinzu.

"Et tu, Brute?", sagte ich zu ihm.

Dad war fast immer auf meiner Seite. Wenn man mit einer Frau zusammenlebte, die Mutterschaft wie einen Sport betrieb, bei dem sie Steroide schluckte, brauchte man Verbündete.

Dad zuckte mit den Schultern und nahm den Finger von seinem Auge. Sein Augenlid zuckte zweimal kurz hintereinander, und er seufzte. "Ich will auch nicht, dass dir etwas Schlimmes zustößt. Solange du deinen Anhänger nicht unter Kontrolle hast, haben wir keine Gewissheit, dass du auf der Akademie in Sicherheit bist."

"Das gilt hier genauso", sagte ich. "Ich könnte hier ebenso gut verschwinden."

"Aber hier würden wir es sofort wissen", argumentierte Mom. "Und wir könnten die Leute sofort auf dich ansetzen."

Sadie räusperte sich, während ich heimlich die Gegend musterte, aus der der Magier kommen sollte. Wo blieb dieser Kerl? Wenn er nicht bald käme, würde ich schreien.

"Mister und Misses Jolly", fing Sadie an, "meine Aufgabe ist es, Ihre Tochter die ganze Zeit über zu bewachen. Ich werde im selben Zimmer schlafen wie sie. Ich werde sie in den Unterricht begleiten und mit ihr die Mahlzeiten einnehmen. Wo immer sie hingeht, gehe ich mit. Solange ich im Dienst bin, wird ihr nichts passieren, und wenn doch, würde ich Sie auf der Stelle benachrichtigen."

Mom knabberte an ihrer Unterlippe, ein Zeichen dafür, dass sie verdammt nervös war ... aber sie dachte offenbar über Sadies Worte nach. Dad ging zu Mom und legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.

"Sadie ist eine der besten Vollstreckerinnen, die es gibt. Das habe mir zwei ihrer Vorgesetzten bestätigt. Beide haben mir versichert, dass es keine Bessere für den Job gibt. Wenn sie die ganze Zeit auf unsere Tochter aufpasst, wird es Jas gut gehen - zumindest so gut, wie es ihr hier gehen würde."

Während mein Vater redete, dachte ich nur daran, dass ich die ganze Zeit darauf gewartet hatte, mit Ky allein zu sein, und dass es sich nicht so anhörte, als würde es jemals dazu kommen.

Ich warf einen schweren Blick auf die Bank im Garten, stützte mich auf meinen Stock und begann, darauf zuzugehen. Obwohl ich nur langsam vorankam, war mein rechtes Bein im Laufe der Ferien gut verheilt. Ich konnte das Bein leicht belasten, aber der Gips, der vom Knöchel bis zur Hüfte reichte, würde bleiben, bis es vollständig geheilt war. Wenn das so weiterging, würde ich ihn vielleicht nie abnehmen können.

Ohne den Anhänger, der mir meine Magie und Lebenskraft entzog, wäre ich längst vollständig geheilt gewesen oder zumindest so gut wie.

Dank meines schönen Schmucks, den ich nicht abnehmen konnte, egal was ich versuchte, hatte ich Glück, dass ich überhaupt so weit genesen war. Meine Eltern hatten ein kleines Vermögen in Heiler und ihre magischen Salben investiert, und die Investition hatte sich gelohnt.

Der Schmerz, der sich durch mein ganzes Bein bis in mein Hüftgelenk gezogen hatte, war zu einem dumpfen Ziehen und gelegentlichen Pochen abgeklungen. Wenn man bedachte, dass ich nicht sicher gewesen war, ob mein Bein überhaupt wieder zusammenwachsen würde, war das ein großer Fortschritt.

Aber lange stehen konnte ich nicht.

Ich war schon einige Schritte in Richtung der Bank gegangen, schwer auf Sadie gestützt, während Why neben mir her huschte, als die Luft zu knistern begann. Why standen die Haare zu Berge und die losen Haare von Sadies Pferdeschwanz schienen unter Strom zu stehen.

Mehrfarbige Blitze leuchteten auf, und Sadie führte mich sofort darauf zu. So schnell war ich nicht mehr gelaufen, seit der Werwolf mich gebissen hatte.

"Tschüss, Mom und Dad", rief ich über meine Schulter und schluckte einen Aufschrei herunter, als Mom direkt neben mir auftauchte.

"Wenn du denkst, du könntest verschwinden, als wären wir Fremde, ohne eine Umarmung und einen Kuss, dann hast du dich geschnitten, junge Dame. Ich bin deine Mutter."

Diese Tatsache würde ich garantiert niemals vergessen.

Sadie kam ein paar Meter vor den Lichtern zum Stehen und ich sackte gegen sie, während Why sich an mein gesundes Bein klammerte. Während die Lichter zu flackern begannen und in allen Farben des Regenbogens leuchteten, als wären wir auf einem Rave, bildete sich in ihrer Mitte eine Öffnung, die groß genug für einen Menschen war.

"Gott sei Dank", murmelte ich, während Mom noch einmal auf die Uhr schaute, zweifellos um dem Magier mitzuteilen, wie sehr er sich verspätet hatte. Da es sich um einen Mann handelte, erwartete ich, dass ein polierter Schuh aus dem Portal treten würde, oder vielleicht ein Stiefel oder ein Turnschuh, oder sogar etwas Wildes und Interessantes wie Mokassins aus Krokodilleder - Magier waren schließlich exzentrisch.

Was ich nicht erwartet hatte, war eine lange, haarige Pfote mit feuerrot lackierten Krallen.

Ich wusste genau, wem sie gehörte.

Mühsam unterdrückte ich ein Stöhnen. Diese Kreatur war genauso furchterregend wie Mom.

2

Die dunklen Augen von Roberta Raindown richteten sich auf mich, sobald sie aus dem Portal getreten war. "Da ist ja meine beste Freundin!"

Mom stotterte und war ausnahmsweise mal sprachlos, als Roberta ihre pelzigen Arme weit ausbreitete und auf mich zu sprang. Doch dann blieb sie direkt vor mir stehen und ließ ihren scharfen Blick an meinem Körper auf und ab wandern, während sie ihre Arme fallen ließ. "Du siehst schon ein bisschen besser aus, aber du könntest noch besser aussehen. Hat man sich hier nicht gut um dich gekümmert?"

Mom knurrte. Ich versuchte, von ihr abzurücken.

Doch sie legte mir eine kräftige Hand auf die Schulter, so dass ich mich nicht bewegen konnte. "Ich bin ihre Mutter. Ich kümmere mich sehr gut um sie, und ich verstehe nicht, was du mit deiner Frage andeuten willst."

"Du bist ihre Mama?" Roberta drehte sich zu meiner Mutter um, die ihr Kinn vorstreckte und die Schultern straffte, damit sie das Kaninchen überragte, das fast so groß war wie wir. Wenn man das eine aufgerichtete Ohr von Roberta mitzählte, waren wir sogar kleiner als die Kaninchendame.

Roberta, die einen Jeansminirock trug, der meinem ähnelte, dazu ein Tank-Top, das nicht für pelzige Brüste gemacht war, und bunte, schicke Armbänder an einem ihrer Arme, spitzte die Lippen - und verbarg dabei dankenswerterweise ihre haifischähnlichen Zähne.

"Warum hast du nicht gesagt, dass du ihre Mama bist? Du musst eine gute Mutter sein, sonst hätte Jas sich nicht so gut entwickelt. Ich weiß alles über Mutterschaft. Ich habe selbst Hunderte von Kindern."

Roberta umarmte Mom stürmisch, bevor die sie daran hindern konnte. Moms Augen weiteten sich schockiert und ihr Mund stand offen, während Roberta sie fest an ihre Brust zog.

Dads Augen waren genauso groß wie die von Mom und er wich schnell ein paar Schritte zurück, um aus der Reichweite der Umarmung zu kommen.

"Wo ist eine Kamera, wenn man sie braucht?", murmelte Sadie mir zu und ich lachte.

Sie hatte recht. Der Moment war unbezahlbar. Mom fühlte sich niemals unwohl. Dafür sorgte sie, indem sie sich grundsätzlich mit Situationen und Menschen umgab, bei denen sie die Kontrolle hatte.

Aber Roberta, nun ja, die Kaninchendame war anders als alle, denen Mom jemals begegnet war.

Roberta klopfte Mom ein paar Mal auf den Rücken und drückte ihr die Krallen auf die Schulter. Als das Kaninchen zurücktrat, schaute es meine Mutter neugierig an. "Habe ich etwas verpasst? Wartet!" Sie drehte sich auf der Stelle und hob ihre Pfoten in Kampfstellung. "Werden wir angegriffen?"

"Wie kommst du denn darauf?", stotterte Mom.

"Weil du aussiehst, als hättest du einen Geist gesehen, meine Liebe, und vielleicht hat dieser Geist versucht, euch alle zu töten."

Mir entwich ein Glucksen, und inzwischen hatte Mom sich wieder so weit gefangen, dass sie mich anfunkelte, bevor sie dem Killerkaninchen in unserer Mitte einen höflichen, professionellen Blick zuwarf. Sie strich mit einer Hand über ihre himmelblaue Anzugjacke, als ob Roberta sie ruiniert hätte.

Roberta schaute sich im Garten um, bevor sie sich wieder auf mich konzentrierte. "Also keine Bedrohung für dich und dein Leben?"

Ich schüttelte den Kopf, traute mich aber nicht, zu sprechen, weil ich befürchtete, dass ich über die absurde Situation lachen müsste. Jetzt gab es schon zwei Frauen, die ich auf keinen Fall verärgern wollte, vielleicht sogar drei. Sadie und ich hatten uns in unserem gemeinsamen Schrecken vor meiner Mutter zusammengetan, aber ich hatte nicht vergessen, wie gnadenlos die Vollstreckerin sein konnte. Sie metzelte einen Feind in Sekundenschnelle nieder und verlangte gleich danach einen Snack.

Roberta ließ ihre Pfoten fallen und stellte sich vor den einsamen Magier, der aus dem Portal aufgetaucht war, während wir durch die Matriarchin der Kaninchenmafia abgelenkt waren.

Der Mann hatte die Finger vor seinem Bauch verschränkt und knetete sie nervös. Er hatte schlaffes, ergrautes Haar, trug einen zerknitterten Anzug und wirkte schockiert. Offensichtlich hatte er bereits Bekanntschaft mit Roberta gemacht.

Das Kaninchen drehte sich wieder zu uns, als ob der Magier keine Rolle spielen würde. "Sadie, geh zur Seite. Ich habe meine beste Freundin einen ganzen Monat lang nicht gesehen. Ich brauche unbedingt eine Umarmung."

Sadie wich zuvorkommend zur Seite. Sogar Why sprang von meinem Bein und jammerte, während er ein paar Meter weiter huschte - er hatte echte Bindungsprobleme.

Ich hörte, wie meine Mutter "beste Freundin?" murmelte, während ich zuließ, dass Roberta mich in eine bärenstarke Umarmung zog und dabei hochhob. Roberta war genauso stark wie ihre Persönlichkeit.

Sie hob ihre Hand, um mir auf den Rücken zu klopfen, hielt dann aber inne. Ich bog meinen Kopf zurück und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Keine Sorge, mein Mädchen, ich habe nicht vergessen, dass du im Moment ein bisschen empfindlich bist." Ich sah sie finster an und sie kicherte. "Nur im Moment, denk dran. Ich habe nicht vor, dich zu behandeln, als ob ein kräftiger Furz dich umblasen könnte. Ich weiß, was in dir steckt, und wer auch immer dir diesen Anhänger umgehängt hat, sollte sich darauf gefasst machen, dass er - oder sie - den Hintern versohlt bekommt. Es ist nie klug, die Frauen zu unterschätzen."

"Verdammt richtig", sagte Sadie und ich stützte mich wieder auf sie, sobald Roberta mich losgelassen hatte.

Als ich Sadie zum ersten Mal getroffen hatte, war ich beeindruckt von ihrer Stärke. Sie war eine Frau, die sich von niemandem etwas gefallen ließ. Sie zog ohne Rücksicht auf Verluste in den Kampf, und nach einer kurzen Pause ging es von vorne los.

In dieser Situation war ich bei ihr am sichersten, abgesehen von Dad vielleicht, und der hatte eindeutig Angst vor dem aktuellen Östrogenspiegel.

"Da das Portal offen ist, sollten wir gehen", verkündete Sadie lautstark.

Dafür, dass sie uns schnell hier rausbringen wollte, hätte ich sie küssen können.

Why klopfte mit seinem Horn ein paar Mal gegen meinen glänzenden Stock. Er war aus einem einzigen Stück Amethyst geschnitzt. Ironischerweise passte sein Farbton perfekt zu meinem Anhänger. Ich führte ihn an meine Lippen und flüsterte: "Magie getan, versteck dich, bis ich wieder Hilfe brauch."

Mom grummelte vor sich hin. Ich konnte mir denken, worum es ging. Sie konnte falsche Grammatik oder übertriebene Umgangssprache nicht leiden.

Es war nicht der ausgeklügeltste Zauber, aber der Magier, der mir den Stock gegeben hatte, hatte darauf bestanden, dass es etwas Einfaches sein musste, das ich nicht vergaß.

Innerhalb weniger Sekunden verschwand der Stock mit einem Lichtblitz. Ich spürte, wie er in dem Armband verschwand, das ich an meinem rechten Handgelenk trug. Das Amethystjuwel in der Mitte des silbernen Armbands wurde leicht warm, als es die Magie aufnahm, und kühlte dann sofort wieder ab.

Why stellte sich auf die Hinterbeine und drückte seine Vorderpfoten gegen mein nacktes Bein. Ich tat so, als würde ich mich beschweren, und bückte mich dann, um ihn aufzuheben. Kaum lag er in meinen Armen, brummte er zufrieden und schlief sofort ein, sein Horn zeigte von mir weg.

"Dieses Pandahorn ist gefährlich", brummte Mom. "Wehe, wenn er dich auch nur mit seinem Horn kratzt ..."

Ihre Drohung hing in der Luft, während Sadie, Roberta und ich sie böse anstarrten.

Mom warf die Hände in die Luft. "Du willst diese Kreatur zähmen? Gut, nur zu. Aber beschwer dich nicht bei mir, wenn sie dich aufschlitzt."

"Meine Güte, Mom. Nimm bitte eine Beruhigungspille."

"Warum nur eine? Sie soll ruhig die ganze Packung nehmen", hauchte Sadie. Als Mom sie misstrauisch ansah, begann die Vollstreckerin zu pfeifen und unbeteiligt den Himmel zu mustern.

Ich unterdrückte ein Glucksen. Sadie konnte einfach nicht schauspielern. Auch wenn sie sich normalerweise nicht für ihre Worte und Taten rechtfertigte, Betrug war nicht ihr Stil. Sie war eher wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Und genauso mochte ich sie.

"Okay, Mom und Dad", sagte ich schnell, bevor noch mehr schiefging. "Wir sollten jetzt gehen."

"Nicht, bevor ich mit deinem Transporteur gesprochen habe."

Bevor ich es verhindern konnte, stolzierte sie auf den armen Mann zu, der abwägende Blicke auf das funkensprühende Portal hinter sich warf, als würde er überlegen, ob er verschwinden konnte, bevor Mom ihm das Fell über die Ohren zog.

Mom blieb vor ihm stehen und schlug die Hacken zusammen, als wäre sie beim Militär. "Sie sind extrem spät dran."

"Ja, Mrs. Jolly. Das tut mir leid. Es ließ sich nicht ändern." Er warf Roberta einen vielsagenden Blick zu und wischte sich mit dem Handrücken die Schweißperlen von seiner Stirn.

"Falls du mit dem Finger auf mich zeigen willst, lass es lieber, zumindest, wenn du an deinen Fingern hängst." Roberta verschränkte die Arme vor der Brust, und der Magier trat eilig ein Stück zurück, so dass er nur noch zwei Schritte von dem Punkt entfernt war, an dem das Portal ihn in sich hineinziehen würde.

"Ha ha." Er gluckste und verzog nervös das Gesicht. "Was ich sagen wollte ist, dass Roberta Raindown darauf bestanden hat, dass ich sie abhole, und als ich bei ihr war, gab es ein, ähm, Problem mit ihren Kindern."

Roberta stemmte die Pfoten in die Hüfte. "Was er meint, ist, dass einige meiner Kids dachten, sie müssten uns begleiten. Ich brauchte ein paar Minuten, um sie zur Vernunft zu bringen und sie daran zu erinnern, dass ich der einzige Schutz bin, den Jas braucht - außer Sadie natürlich, aber da wusste ich ja noch nicht, dass sie auch dabei ist."

Der Magier räusperte sich krächzend. "Äh, ein Teil meiner Dienste besteht darin, während der Reise für Schutz zu sorgen."

"Ja, da wir gerade von Ihren Diensten sprechen", warf meine Mutter ein, "ich erwarte eine Teilerstattung aufgrund der Verspätung. Meine Zeit und die meines Mannes sind wertvoll. Außerdem bin ich diejenige, die Sie angeheuert hat, und da ich Sie nicht beauftragt habe, das Kaninchen abzuholen, hätten Sie das nicht tun dürfen. Vielleicht habe ich Anspruch auf eine vollständige Rückerstattung. Was denkst du, Gray?"

Mein Vater warf dem Magier hinter Moms Rücken einen entschuldigenden Blick. Sobald sie ihre Aufmerksamkeit auf Dad richtete, wurden seine Gesichtszüge unbeweglich. "Seine Verspätung ist vielleicht entschuldbar, aber er hat sich nicht an unsere Anweisungen gehalten."

"Das ist richtig." Mom wirbelte wieder zu dem armen Magier herum. "Sie sollten herkommen, unsere Tochter abholen und sie direkt zur Akademie für magische Geschöpfe bringen, ohne Zwischenstopps."

"Ääähhh ... ja." Der Magier machte einen weiteren Schritt auf das Portal zu. Noch ein Schritt, und ich würde hier festsitzen, bis ich ein anderes Transportmittel gefunden hätte, und ein Portal war definitiv der sicherste Weg, solange die Stimme hinter mir her war. Sobald ich das Portal betreten hatte, konnte nichts mehr unsere Reise stören, bis wir am Zielort wieder in einem Stück ausgespuckt wurden.

Der Magier fuhr sich mit der Hand durch die Haare, so dass sie wie ein Hahnenkamm in die Höhe standen. "Ma'am, sehen Sie sie an. Ich hatte keine Wahl."

Ich folgte der Richtung seines Kinns. Eine sehr zufriedene Roberta hatte die Pfoten hinter ihrem Rücken verschränkt und wippte hin und her. Dann grinste sie und entblößte dabei viel zu viele spitze Zähne. "Ich bin gnadenlos, das stimmt. Keiner legt sich mit mir oder meinen Freunden an. Dafür brauche ich meine Jungs nicht."

Sie kam an meine andere Seite. "So, wie ich das sehe, sind ein paar Idioten hinter dir und deiner hübschen Halskette her. Du solltest dich beeilen, bevor sie herausfinden, wo du bist. Sie werden wissen, dass das neue Schuljahr bald beginnt. Wenn wir noch länger warten, erwarten sie dich vielleicht schon bei unserer Ankunft."

Sie blickte über die Schulter und wandte sich an meine Eltern. "Macht euch keine Sorgen, Jas' Eltern. Ich bin bei ihr, und wenn nicht ich, dann Sadie. Ich sorge dafür, dass Jas durch das Tor kommt und es nicht dasselbe Problem wie im letzten Semester gibt."

"Was für ein Problem wie im letzten Semester?", fragten meine Eltern gleichzeitig. Dads Augenlid zuckte, als wäre es ein Metronom.

"Nichts. Es war keine große Sache", sagte ich bemüht fröhlich.

In Wirklichkeit war es eine sehr große Sache gewesen. Der Eingang zum Thunder Mountain war für mich verschlossen geblieben, und ohne Roberta wäre ich nicht in die Akademie gekommen. Das war sehr ungewöhnlich bei einem eingeschriebenen Schüler und ein Zeichen dafür, dass entweder mein Anhänger oder etwas anderes, möglicherweise Gefährliches, sich eingemischt hatte. Trotzdem, meine Eltern konnten nicht erwarten, dass ich ihnen alles erzählte.

Die Anzahl an Geheimnissen, die ich vor meinen Eltern hatte, stand in direktem Zusammenhang mit der Menge an Stress, den sie bekamen ... und den sie letzten Endes in irgendeiner Form an mir ausließen.

"Roberta hat recht. Ich liebe euch, Mom und Dad. Und jetzt muss ich rennen."

"Du rennst nirgendwohin", drohte Mom, aber ich war mir nicht sicher, ob sie das wörtlich meinte. Wie auch immer, ich nutzte die Gelegenheit und "rannte" los.

"Witzig Mom, natürlich nicht. Aber je schneller wir durch das Portal gehen, desto sicherer ist es für mich. Und ich bin mir sicher, der Magier hat heute noch was anderes zu tun."

Der Magier warf mir einen so offensichtlich erleichterten Blick zu, dass er mir leidtat.

Ich schickte meinen Eltern einen Luftkuss und ließ zu, dass Sadie mich so schnell mit sich zog, wie ich mit dem Gips am Bein laufen konnte.

"Jasmine!", rief Mom tadelnd.

Ich wirbelte herum. "Willst du, dass ich so sicher bin wie möglich oder nicht?"

"Natürlich wollen wir, dass du in Sicherheit bist ..."

"Dann lass es mich jetzt gehen. Ich bin in guten Händen. Sadie und Roberta werden nicht zulassen, dass mir etwas zustößt."

Why wimmerte und ich warf ihm einen neugierigen Blick zu.

Dad trat zu Mom, legte ihr beruhigend die Hände auf die Schultern und nickte. "Geh, Jas. Wir haben dich lieb. Pass auf dich auf und melde dich so oft wie möglich, damit wir wissen, dass es dir gut geht."

"Schick uns jeden Tag eine Textnachricht, morgens und abends", ergänzt Mom.

"Ist gut." Mein Lächeln wirkte angestrengt. Ich begann zu schwitzen, weil ich auf meinem verletzten Bein stehen musste, und Moms besorgter Blick fühlte sich an wie ein brennender Ausschlag, der sich über meinen ganzen Körper zog. "Ich schreibe dir jeden Tag."

"Zweimal", drängte sie.

Ich grinste und blähte meine Nasenflügel, so dass ich sicher wie eine Verrückte wirkte. "Zweimal."

Und bevor sie noch etwas sagen konnten, winkte ich und machte die letzten Schritte auf das Portal zu.

Der Magier sprang fast aus dem Weg, damit ich zuerst hineingehen konnte, und bellte eilige Anweisungen. "Geh hinein und achte darauf, dass du den Rand des Portals nicht berührst, bis ich dich auf der anderen Seite wieder herausführe. Denke an nichts anderes als an den Eingang zur Akademie am Fuße des Berges. Im Portal darfst du keinerlei Magie ausüben. Versuche nicht, deinen Körper daran zu hindern, sich für den Transport zu aufzulösen."

"Wow, sonst noch was?" Ich grinste. "Das ist verdammt viel Kleingedrucktes." Er warf einen panischen Blick auf meine Mutter und mich und schüttelte heftig den Kopf. "Das war's fürs Erste."

Es war offensichtlich, dass es eigentlich noch eine ganze Weile weitergegangen wäre mit seinen Warnungen und Anweisungen.

Sadie schob mich vorwärts, und ich folgte ihr. Während Why seine Stirn an meine Brust drückte, das Horn parallel zu meinem Schlüsselbein ausgerichtet, wiederholte der Magier: "Denk daran, dass du dich auf den Eingang zur Schule im Thunder Mountain konzentrieren musst. Wenn du an einen anderen Ort denkst, könntest du uns stattdessen dorthin bringen. Überlass mir die Steuerung des Portals."

Ich war mir nicht sicher, ob dies eine Standardanweisung war oder ob er von den Kräften meines Anhängers wusste. So oder so, das war nicht gut.

Hast du schon mal versucht, an etwas nicht zu denken? Das funktioniert nie.

Der Magier hatte gerade meinen ungezogenen Verstand aufgefordert, Unfug zu treiben.

Und mein Geist hatte die Macht der Engel hinter sich.

Mist.

Großer Mist.

Ich trat in den Kreis der blinkenden Lichter. Sie waren so hell, dass ich nur noch verschwommene Farbtöne sehen konnte, sobald ich ihn betrat.

Sie saugten mich ein und mein Magen überschlug sich, als säße ich in einer Achterbahn.

Ich bemühte mich verzweifelt, meinen Kopf zu leeren.

Komplett.

Ein Kloß aus Angst bildete sich in meiner Kehle.

3

Ich war bisher nur zweimal durch ein Portal gereist: Als Leander mich und unsere übrigen Freunde in das Reich der Feen mitnahm, um mitzuerleben, wie Rina mit seinem Bruder um das Recht kämpfte, mit Leander zusammen zu sein. Ja, das war barbarisch und antiquiert, aber die Feen - vor allem die Elfen - lebten nach ihren eigenen Regeln und mochten keine Einmischung von außen. Und das zweite Mal war, als ich den Goldenen Wald der Feen wieder verlassen hatte.

Es gab keinen anderen Weg in das Reich der Feen als durch die Portale, die den Zugang zur alternativen Dimension ermöglichten. Und niemand betrat das Reich der Feen ohne die Erlaubnis eines Mitglieds des königlichen Hofes.

Da es die einzige Möglichkeit war, meiner Freundin dabei zuzusehen, wie sie einem Spitzohr in den Hintern trat, hatte ich die Unannehmlichkeiten in Kauf genommen. Aber normalerweise waren weder meine Eltern noch ich Fans von Portalen. Wer war das schon? Sie zerlegten deinen Körper in winzige Teilchen und setzten ihn an deinem Zielort wieder zusammen. Die Erfolgsquote bei einem gut ausgebildeten Transporter lag bei etwa 99 %. Aber dieser Prozentsatz hing von den Fähigkeiten des Magiers ab, der das Portal steuerte, und unser Magier wirkte wie ein viel zu großer Schwächling, um dem Portal zu zeigen, wer der Boss war.

Der Magische Rat warb gerne damit, dass Portale sicherer waren als Flugzeuge. Aber Flugzeuge zerlegten dich nicht in deine Atome, um dich am Ende der Reise bestmöglich wieder zusammenzusetzen.

Wie auch immer, Portieren war dieses Mal der einzige Weg, also kniff ich meine Augen zusammen, um das Gefühl auszublenden, auseinandergeblasen zu werden ... bis ich überhaupt nicht mehr denken konnte.