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McMouse, ein eleganter Einzelgänger, wird in seinem Urlaub an der Adria Opfer seiner eigenen Neugier und gerät in ein Abenteuer, das ihn in arge Bedrängnis und in die südliche Hemisphäre bringt.
Ein Agentenkrimi um die wahre Geschichte von 5000 Seebären, die an der Küste Namibias verstarben. Die Küste Namibias birgt auch weitere Gefahren, ja sie ist geradezu verschrien wenn es darum geht, heil daran vorbeizuschippern. Jahr für Jahr wird sie zahlreichen Crews zum Verhängnis. Es sind die Tücken, die die Containerschiffe ihre Fracht verlieren lässt. Der Schiffsfriedhof hatte bisher keine Konsequenzen gefordert.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Mr. McMouse stand am Strand und sah nachdenklich in Richtung Horizont, als sich ihm ein Beach-Bar-Bunny näherte, bei dem er umgehend eine "Margerite" bestellte.
„Wir haben keine "Margerite", Sir! Aber Sie können eine „Bärensinfonie“ haben, die wird Ihnen sicher munden! Unsere „Blau gestreiften Zebras“ sind aber auch der Renner! Also wie Sie möchten ...“ McMouse ließ seine Schnurrhaare leicht vibrieren. Es war mehr ein Reflex, als Absicht. Es passierte ihm immer, wenn er sich mit einem Umstand konfrontiert sah, den er nicht vorhergesehen hatte. Er entschied für die „Bärensinfonie“, die vielversprechend klang. Nicht, dass das Blau gestreifte Zebra nicht für eine Überraschung gut war, doch sie klangen nach Blue Curacao und danach war ihm heute nicht. Also her mit den Bären, dachte sich McMouse, als das Bunny elegant am Poolrand entlang, in Richtung Beachbar hoppelte um sich um die Bestellung zu kümmern. Er lehnte sich zurück. Eigentlich mochte er diese einfachen Holz-Liegestühle nicht, die hier am Strand aufgestellt waren, doch heute schien es ihm nichts auszumachen. Er schloss die Augen und lauschte in die Brandung. Weit entfernt tutete ein Horn. „Ein Horn!“, entfuhr es ihm und er öffnete die Augen wieder, um zu sehen, welches Schiff dieses Geräusch verursachte. Das Bunny eilte mit der „Bärensinfonie“ an.
„Sagen Sie, wo ist denn das Schiff zu diesem Geräusch?“, fragte er aufgeregt.
„Wie bitte? Welches Geräusch?“, antwortete das Bunny langsam. „Ach so, das Geräusch.“, antwortete sie, als das Nebelhorn noch einmal rief und sie es vernahm: „Das ist der Korallen-Discoverer unter Captain Barsch, der jeden Samstagnachmittag vom Touristenpier ablegt. Es ist ein Glasbottom-Boat, um die Unterseewelt zu erkunden“, fügt sie hinzu. Sie lächelte, als sie den Gesichtsausdruck von McMouse sah.
„Verkaufen die auch Tickets in der Mausklasse?“
„Oh ja! Mausklassentickets sind sogar überaus beliebt bei unseren Gästen. Meistens kaufen die Gäste aber gleich einen ganzen Maus-Pass, denn sie möchten sich die anderen Attraktionen auch ansehen.
McMouse nippte an seiner „Bärensinfonie“ und lauschte den Ausführungen des Bunnys. Er zog diese Ausflugsfahrten in Erwägung, schließlich wollte er seinen Trip auskosten und so viele Eindrücke wie möglich sammeln.
„Sonntags werden alle Gäste immer ans künstliche Riff gebracht. Das ist ein Wrack, weit draußen vor der Küste. Vor ein paar Jahren sank ein Ausflugsschiff im Sturm und blieb dort draußen. Zum Glück kam keiner der Gäste oder der Besatzung zu Schaden. Man hatte entschieden, dass das Boot dort bleiben konnte, schließlich war es von einigen Meeresbewohnern bezogen worden und dient nun den Tauchern als Destination. Übrigens: Einen Tauchgang können Sie dort auch buchen!“, lächelte sie.
McMouse blinzelte über den geschwungenen Rand seines Bärensinfonie-Glases, aus dem die Bären nur so dufteten, und schenkte ihr ein erfreutes „Dankeschön! Das sind ja ganz hervorragende Neuigkeiten!“ Er prostete ihr zu und sie zog sich zurück, tief zufrieden mit sich, hatte sie doch einem Gast seine Möglichkeiten in einer gewissen Freundlichkeit dargelegt, was dem Ort nur zugute kommen konnte, denn ein zufriedener Gast mehr dient dem Geschäft.
McMouse wandte den Blick wieder auf den Horizont. Er sah das Boot, das seine Aufmerksamkeit errungen hatte, schon mehrere Seemeilen vor der Küste entlanggleiten. Er seufzte. Nichts liebte er so sehr, wie Bootsfahrten. Außer vielleicht Schiffsreisen. Schon sein Großvater war eine solche Wasserratte gewesen … Er dachte an den alten Granpa McMouse, den er schon so lange nicht mehr erwähnt hatte. Er war schon vor einigen Jahren gestorben, offiziell an Altersschwäche. Doch in Wahrheit hatte man ihn, als man die Flotte erneuerte, seines geliebten Dampfers auf dem er jahrzehntelang gedient hatte, seines bewährten Daseins beraubt. Er war einer der stolzesten Maus-Böcke der British Royal Navy gewesen, die man sich nur vorstellen konnte. Und damit hatte er eine lange Tradition fortgesetzt, die damals mit seinem Ur-Ur-Großvater, der die Kontinente zu entdecken half, begann. Seine Fähigkeit, sich bei Gefahr totzustellen, hatte McMouse von seinem Granpa gelernt, und der davor von seinem Vater. Eine nützliche Eigenschaft, dachte er, wenn man die Vorratskajüten an Bord plünderte. Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Am Nebentisch hatten sich eine Partie Eidechsen breit gemacht und lautstark nach einem kühlen Fass „Tautropfen“ gerufen.
„Was für ein Rüpelhaufen!“, dachte McMouse. „Vermutlich von irgendeinem Containerschiff!“
McMouse zahlte und machte sich auf den Heimweg. Er hatte Quartier in einer der nahen Pensionen bezogen, die auch für Mäuse mit kleinem Budget etwas passendes anzubieten hatten. Er genoss, wie der Sand zwischen den Zehen seiner Pfoten rieselte, wenn er einen Schritt tat. Der warme Sand hatte sich auch in seinem Fell abgesetzt. Es pikte ein wenig. Es war Zeit, sich für den Abend fertigzumachen und sich in der Umgebung etwas umzusehen. Ach, wie der solche lauen Abende genoss!
In seiner Bleibe war das Bett sorgfältig gemacht und auf dem Kopfkissen lag ein kleines Stück Speck in Folie. Er war gerührt, als er die Karte auf seinem Tischchen vorfand, die ihn Herzlich Willkommen!-hieß. Er fand außerdem einen Hinweis auf die Mini-Bar und warf sofort einen Blick hinein. Er überlegte, ob er sich noch einen Schluck „Spider-Tonic“ geben sollte, ehe er in die Dusche sprang, entschied sich aber dann doch dagegen und glitt in das gekachelte Badezimmer, das einen beeindruckenden Ausblick auf die Bucht freigab. McMouse staunte nicht schlecht, als er das sah. „Nichts für g'schamige Mäuschen!“, dachte er bei sich und öffnete den Wasserhahn.
Als er sich geschrubbt hatte, entschied er sich für einige Accessoires, die ihn als Weltmaus ausweisen würden und verließ das Appartement. Der Abend hatte sich auf die Küste gelegt und dieselbe in zarte Rot-Töne gehüllt. Überall gingen die Lichter an und die Dämmerung ließ die Hitze des Tages einer sanften abendlichen Kulisse weichen, die zu Gesprächen anregten. „Schade, dass kaum noch getanzt wird!“, überlegte er, als er in einem Lokal eine Runde Mäuschen kichern hörte. Ein sanfter Wind kam auf. Die Straßenhändler packten ihre Ware sorgfältig weg, ehe der Sand und die Boen diese in Mitleidenschaft ziehen konnten. Er betrat eine Strandbar, die ihm schon am Nachmittag aufgefallen war. Die Terrasse war mit einer kühnen Segelkonstruktion versehen, dazwischen strahlten goldene und purpurne Lichter Palmen an. Als Sitzgelegenheit hatte man sich für hellgraue Polsterwürfel entschieden, was diesem Anblick eine gewisse Großzügigkeit verlieh. Mr. McMouse nahm auf einem dieser Couch-artigen Stühle Platz, die einen bezaubernden Blick in dich Bucht freigaben und bestellte einen Antipasti-Teller und einen ordentlichen Schluck Prosecco, denn er hatte nicht vor, sich gleich wieder auf den Weg zu machen.
Am folgenden Nachmittag stand er am Pier und erwarb einen dieser beliebten Maus-Pässe, von denen das Bunny erzählt hatte. Er hatte sich ein Eis im nahen „Glacier Center“ gegönnt und wartete nicht lang, ehe das Glas-Bottom-Boat eintraf. Der Ort war nur einen Mauswurf von seiner Pension entfernt und er hatte am Morgen ein wenig Ortskunde betrieben. Das war durchaus ein beliebter Badeort für Ausflügler und Kurgäste, die mit dem Zug anreisten. Die breite Promenade, die Allee-Bäume, die Straßenschilder, sogar die Laternen, die abends die Wege beleuchteten, zeugten davon, dass dies ein Ort der Spaziergänger war. Die hierherkommen, hatten und haben auch jetzt noch, Zeit, sich die Gegend anzusehen. McMouse war an der Reihe und hüpfte in das Boot. Er suchte sich einen Platz auf der gepolsterten Bank und lächelte den Mitreisenden zu, die neben ihm Platz nahmen. Sittsam legte er seine Schwanz in seinen Schoß, um nicht mehr Platz zu verbrauchen, als nötig. Dann legte das Boot auch schon ab.
Keine Zwanzig Minuten später – es ging entlang der schönsten Küste, die McMouse je gesehen hatte – war dieses Ausflugsboot auch schon fast an seinem Bestimmungsort angelangt. Captain Barsch meldete sich zu Wort und informierte, dass man sich nun kurz vor dem Riff befinde – und tatsächlich: Der Glas-Boden gab eine bemerkenswerte Unterwasserwelt preis, in der sich bunte Fische tummelten und ein unebener Teppich aus Korallen und Gewächsen offenbar wurde. McMouse staunte, wie auch die anderen Reisegäste, die fasziniert auf das sich bietende Bild starrten. Eine Mutter mit zwei kleinen Hamstern hatte vergeblich versucht, ihre Kleinen auf der Bank zu halten. Sie wollten es genau sehen und saßen nun auf dem Glasboden. Das Boot wurde langsamer, ab und an meldete sich der Kapitän mit Hinweisen. Die Ausflügler fotografierten, was das Zeug hielt und es herrschte muntere Betriebsamkeit. Ein Mitarbeiter der Cruise-Company offerierte Eiscreme, Snacks und Getränke. Kinder versuchten ihre Eltern zu überzeugen, dass sie auch ein solches Boot benötigten. Eltern suchen in ihren Handys nach den richtigen Namen der Meerestiere, die sie sahen und schließlich ging es wieder heimwärts in Richtung Pier, denn die Sonne drohte den Gästen zuviel zu werden, außerdem hatte man einen Fahrplan einzuhalten.
McMouse, der zu den stillen Reisenden gehörte, war erleichtert, als er ausstieg. Es hatte ihm gefallen, doch er hatte sich mehr erwartet. Das tat er stets. Er erwartete immer mehr. Und das schon in vielen Situationen an vielen Orten, obwohl er wusste, dass das, was er erlebt hatte, völlig ausreichend und angemessen war. Es war nur ein Gefühl, weshalb er dann auch wieder froh war, Menschenansammlungen, und sei es nur solchen auf einem Ausflugsboot zu entkommen. Er dachte kurz darüber nach ob es auch den anderen Leuten so ging, oder ob er der einzige war, der das so erlebte. Er atmete durch und ging ein paar Meter, ehe er sich wieder frei fühlte. Dann schmunzelte er, als er sich dabei ertappte, den Fahrplan des folgenden Tages zu studieren. Er konnte es kaum erwarten, sich ins nächste Abenteuer zu stürzen.