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Das Buch ist das Ergebnis der "Spurensuche", einem sächsischen Jugendprojekt der Sächsischen Jugendstiftung. Die Kinder und Jugendlichen des Hortes "Auer Weltentdecker" erforschten gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der Historie die Geschichte der Straßennamen ihrer eigenen Heimatstadt. Herausgekommen ist eine Zusammenstellung von Informationen, die man sich sicherlich auch in anderen Städten und Gemeinden deutschlandweit wünscht.
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Seitenzahl: 157
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Vorwort
Aue und seine Stadtteile
Straßenkarten aus unterschiedlichen Zeiten
Straßennamen damals und heute
Aufbau der Namen
Die Straßen von Aue
Aue
Auerhammer
Neudörfel
Eichert
Zelle
Niederpfannenstiel
Klösterlein
Alberoda
Brünlasberg
Aue in Bildern damals und heute
Tabelle der Straßennamen zu verschiedenen Zeiten
Straßenverzeichnis
Danksagung
Quellenverzeichnis
Das vorliegende Werk ist beim Projekt Spurensuche unter dem Titel „Wo bitte liegt die Straße M?“ entstanden. Hierbei arbeiteten das Bürgerhaus Aue ganz eng mit dem Hort „Auer Weltentdecker“ zusammen. Diese intensive Zusammenarbeit soll auch in Zukunft weiter bestehen bleiben und weitere Projekte und Möglichkeiten, die sich in dieser Zusammenarbeit realisieren lassen, fördern.
Allen am Projekt beteiligten Kindern und Jugendlichen danken wir für das lange Durchhalten ebenso wie den Projektpartnern für die Geduld und das Verständnis, den Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen, neben dem schon stressigen Schulalltag. Und natürlich der Sächsischen Jugendstiftung, die das Projekt gefördert hat.
1173 wurde Klösterlein als ältester Stadtteil erstmalig in einer Urkunde erwähnt. In dieser wurden dem Kloster verschiedene Rechte zu Ländereien zugesprochen. 1219 wurde der Ort erstmals als Bertoldus prepositus de Owe urkundlich erwähnt, 1286 sprach man von Awe, 1460 von Aw, 1533 von Awe, das dorffe und seit 1572 von Aue. Aus dem kleinen beschaulichen Ort, der 1533 als Dorf in den historischen Unterlagen genannt wird, wurde durch die 1627 erhaltenen Marktrechte ein reger Handelsplatz. Seit etwa 1628 wurde Aue als accisbare Stadt bezeichnet. Die entsprechende Gründungsurkunde ist im 30 jährigen Krieg verschollen. 1629 malte der Städtemaler Dillich alle sächsischen Städte, darunter auch Aue. Daher muss Aue schon 1629 den Titel Stadt getragen haben. Seit 1792 trägt sie auch den Namen Bergstadt. Von Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden zu Aue viele vorgelegte Ansiedlungen eingemeindet. 1897 wurde Zelle eingemeindet, 1921 Niederpfannenstiel, 1922 Klösterlein, 1929 Alberoda, 1930 Auerhammer und zuletzt die Ortschaft Brünlasberg 1937.
um 1880
einer der Pläne von 1895
1906
1939
1960
1980
Aues Straßennamen sind, ähnlich wie in vielen anderen sächsischen Städten und Gemeinden auch, von sechs verschiedenen Einflüssen geprägt worden. Dies geschah oftmals entsprechend der Zeit der Namensgebung.
Zu Beginn wurden die Straßen nach deren Funktion oder Örtlichkeit benannt (Salzstraße, Eisenweg; Schwarzenberger Straße und so weiter).
Als nächste Einteilung ist die Zeit der Planung zu nennen. Hierbei trugen die neuen Straßen Namen durch Buchstaben und Zahlen (Straße A, Straße M; Straße 26). Bei dieser Planung sind jedoch nicht alle Zahlen und Buchstaben wie es geplant wurde, umgesetzt. Hierbei gab es Straßen, die später mit Häusern bebaut wurden, oder welche, die nur geplant wurden, aber nie gebaut. Andere wiederum wurden mehrfach geplant.
Die Zeit der sächsischen Könige und der Industrie folgte als Nächstes (Wettinerstraße, Carolastraße, Albertstraße; Gessnerstraße, Ernst-Papst-Straße).
Die anschließende Zeit des Nationalsozialismus brachte vor allem der Stadt eines: einen modernen Baustil mit dem nationalistischen typischen Großbauten, wie zum Beispiel Bahnhofsbrücke, Anton-Günther-Platz. Heute sind fast alle in dieser Zeit verwendeten Namen wieder verschwunden.
In der Zeit des Sozialismus wurden oftmals genau diese Straßen mit den Namen nationalsozialistischer Helden und Ehrenmenschen umbenannt in Menschen, die dem Sozialismus nahe standen. Die meisten waren Widerstandskämpfer.
Die letzte große Welle der Umbenennungen erfolgte in der Zeit ab 1990. Viele Erwachsene sprechen hier von der Zeit der „Wende“. Es entstand ein einheitliches Deutschland. Viele der nach dem zweiten Weltkrieg umbenannten Straßen wurden wieder zurück benannt in Namen aus der Zeit vor dem Einfluss des Nationalsozialismus, andere blieben.
Nicht über jede Namensumbenennung gibt es ausreichende Belege.
In dem nun folgenden Text, einer überarbeiten Version eines Vortrages von Herrn Heinz Poller, unserem Ortschronisten, aus dem Jahre 2002, sind die meisten dieser Namen mit den vorliegenden Erklärungen zum Namen und der Geschichte, beschrieben und von den Kindern während der Projektzeit vervollständigt.
In diesem Zusammenhang möchten wir uns schon im Vorab bei Herrn Poller bedanken, dass er uns seine große Zuarbeit über die Straßennamen der Großen Kreisstadt Aue kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Auch möchten wir uns bei all denen bedanken, die uns durch Gespräche und Mithilfe beim Herausfinden von Informationen unterstützten.
Viele Straßen bekamen Namen von berühmten Persönlichkeiten, denen zu Ehren Straßen und Plätze benannt wurden und werden. Eine Art Unsterblichkeit, denn Denkmale können zerstört werden oder zerfallen, aber Straßennamen werden auch unsere UrUrahnen zu lesen bekommen, wenn sie sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen, wie wir es getan haben. Und wenn sie sich mit der Auer Geschichte in der DDR Zeit befassen, werden sie fragen: „Wer war denn Ernst Bauch, nach dem eine Straße benannt ist? Genauso wie wir uns heute fragen, wer ein gewisser Herr Mehnert war, nach dem die Mehnertstraße benannt wurde.
Außerdem bekamen verschiedene Namen neben den für eine Stadt typischen Namen noch Zweitnamen über die Stadtgrenzen hinaus: Handelsstraßen. So verlief von Zwickau über Lößnitz bis nach Böhmen die Salzstraße, von Chemnitz über Schneeberg nach Nürnberg die Eisenstraße (Transport von Eisenerz), aber auch von Zwickau über Aue, Schwarzenberg nach Böhmen eine nicht weniger genutzte Straße, der sogenannte Rittersgrüner Pass. Den damit verbundenen Verkehr machte man sich zunutze und errichtete in unmittelbarer Nähe den Marktplatz. Wir vermuten, dass diese Stelle mit den Namen Markt die erste Straßenbezeichnung in jedem Ort war.
Wann in Aue die Straßenbezeichnung Markt oder Am Markt geläufig wurde, haben wir nicht erfahren können. Aber mit dem Bau des Rathauses (1642-1907) und die unmittelbare Nähe der Nikolai Kirche auf dem Kirchplatz, begann sich das Bild um den Markt durch Ansiedlung von Handwerker und Händler zu verändern.
der Altmarkt früher und heute
Mitte der 20er Jahre gab es eine Idee, den Markt mit seinen umliegenden Häusern attraktiver zu gestalten. Man wollte diese Häuser mit Laubengängen verschönern. 1930 wurde eine Architektenausschreibung unternommen, um dem Markt ein neues Aussehen zu geben. Stadtbaurat Hasse wollte ein Zusammenlegen mit dem Kochschulplatz, aber man ahnte schon den Protest der Hausbesitzer.
Ein anderer Plan sah vor, dass der Markt durch den Abriss der Häuser vom Marktgäßchen aus (Apotheke, ehemals Amboss, Centralhalle, Foto-Landgraf bis Korb Süß) sowie der Reichsstraße vergrößert werden sollte.
Doch am 21.05.1930 kam die staatliche Bausperre für Neu- und Veränderungsbauten und zwei Jahre später am 03.05.1932 wird das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen für nicht durchführbar erklärt.
Ab 1937 hieß der Platz Altmarkt, denn Aue hatte noch einen Markt dazu bekommen.
der Altmarkt Richtung
Bahnhofstraße damals heute
Durch den Abbruch der alten Tauber Sägemühle an der Reichsstraße wurde der nun freie Platz in Neumarkt umbenannt. Hierauf befand sich der Wochenmarkt. Es war sogar eine Markthalle mit Gleisanschluss geplant.
Eine von den vier großen Straßen, die Aue zerteilen, ist die Schneeberger Straße. Diese Straße war einst eine Handelsstraße, die die zwei Bergstädte Schneeberg und Annaberg verband. 1912 nannte man sie noch Annaberg – Schneeberger Straße. Sie verlief wahrscheinlich am Markt vorbei, über Niederpfannenstiel nach Oberpfannenstiel, denn diese 1872 erbaute Fahrstraße nannte man im „Bernsbacher Gebiet“ ebenfalls die Schneeberger Straße. An der zweiten Kurve bog die alte Straße in den Wald ab. 1822 wurde der Straßenverlauf nach Aue verändert. Der bisherige verlief an den Peuschelgütern entlang. Durch den Straßenneubau musste auch der Gasthof „Brünlasberg“ an die neue Straße umziehen. Auf 1,5 Kilometer Länge fällt die Straße von 475 Meter auf 350 Meter Höhenunterschied. 1898 wurde die Schneeberger Straße vom Markt bis zur Sandbrücke mit Granitsteinen gepflastert. Ab 1900 wurde sie im Stadtzentrum von der Sandbrücke bis zum Schillerplatz bebaut, anfangs waren nur das Feinkosthaus Matthes und das ehemalige Reisebüro die einzigen hohen Häuser auf diesem Teil der Straße.
Diesen Teil nannte man Innere Schneeberger Straße.
die Schneeberger Straße mit dem Stadthaus (dem heutigen Rathaus) damals heute
Die heutige Schneeberger Straße 1-13, also bis zur Sandbrücke, wurde am 31.03.1933 in Hindenburgstraße umbenannt.
Hindenburg, Paul von Beneckendorff und von: * 02.10.1847 in Posen, † 02.08.1934 in Neudeck, Generalfeldmarschall; Seine Karriere begann als Oberbefehlshaber der deutschen, später aller verbündeten Truppen im Osten. 1925 wurde Hindenburg als Kandidat dem Zusammenschluss rechtsgerichteter Parteien zum Reichspräsidenten gewählt.
Ab 1947/48 wurde sie wieder Schneeberger Straße genannt. 1957 baute man eine Verkehrsinsel (gegenüber von Zigarren Fuchs hin zum Modehaus „Anett“). 1960 war eine Bepflasterung der Straße geplant, 1995 begann man hier mit Straßenerneuerungsarbeiten.
Eine große Bedeutung im Handelsverkehr hatte auch die Schwarzenberger Straße. Diese Straße beginnt nicht, wie viele denken, an der Kreuzung am Blauen Engel, sondern erst ab da, wo der Altmarkt aufhört. So ist zum Beispiel das Sportgeschäft der Altmarkt 16 und die AOK als nächstes Haus die Schwarzenberger Straße 4.
Diese Straße wurde schon 1639 als Lauterer Straße urkundlich genannt, ebenso 1840 in einem Stadtplan. 1895 nennt man sie in alten Akten auch Annaberger-Schwarzenberger Straße. In dieser Zeit wurde sie durch die Zwickauer Firma Motthes von der Apotheke bis zur Bürgerschule gepflastert. Aus finanziellen Gründen konnte der Steinbruchpächter Salzer nur für 200 Quadratmeter Pflastersteine und 200 Quadratmeter Bordsteine liefern. In der Planungsphase 1896 wurde sie als Schwarzenberger Chaussee beschrieben. Ab 1898 begann die Bebauung links und rechts der Straße vom Friedhof ab in Richtung Lauter. Jedes Haus hatte einen fünf Meter breiten Vorgarten, der entschädigungslos bei der Verbreiterung der Straße wegfiel. Geplant war auch eine Straße, die gegenüber der Mozartstraße liegen sollte. Ebenfalls neben dem Friedhofseingang sollte eine Straße zur Alten Johanngeorgenstädter Straße führen. Doch die Anwohner waren dagegen. 1930 wurde die Schwarzenberger Straße wiederholt gepflastert. 1935 standen noch Kirschbäume an der Straße, denn man konnte durch Erlaubnis von der Stadt diese ernten.
Die Brücke über die Adorfer Eisenbahnlinie wurde mit dem Bau der Linie errichtet. Das ganze Terrain vor der Nikolai Kirche wurde nach dem Kirchenbau aufgefüllt, so dass man auch die Brückengeländer erhöhen musste. Im Bebauungsplan Januar 1909 wurde die Bebauung der Schwarzenberger Straße genehmigt.
Die höchste Erhebung der Straße ist die „Lauterer Kepp“. Die Fuhrmänner, die im Vorspanngut (ehemalige Gaststätte „Lederschürz“) vor ihre Wagen mehrere Pferde spannten und im Fuhrmannsgasthof, dem Bechergut, einkehrten, waren froh, wenn sie an der Kepp angekommen waren. Um 1930 entstand auf der Lauterer Kepp ein massiver Kiosk, der wegen Neuverlegung der Schwarzenberger Straße ab dem Bechergut 1972/73 abgerissen wurde. Man nannte den Kiosk „Lumpicht Glöckel“. In seinem Turm hing ein Glöckchen. Der alte Verlauf ging hinter der ehemaligen Minol Tankstelle am Wald entlang, wo auch die Alte Johanngeorgenstädter Straße einmündete.
Wenden wir uns nun der Straße zu, die noch 1842 Am Mühlgraben hieß. Es war nur ein Weg, denn das heutige Aussehen war erst nach 1900 entstanden. In der Planungsphase sprach man kurz von der Straße F. Aber schon 1906 wird die Straße in einem Reiseführer als "schönste Straße" von Aue bezeichnet. Nun, es ist die Wettinerstraße.
Am Mühlgraben kommt von dem abgedeckten Wassergraben, der von der Mulde, über dem Markt, die Reinhäckel Mühle in der Bahnhofstraße (1861 begann darin Erdmann Kircheis seine Produktion) und die Lang Mühle im Grundstück von Curt Bauer mit Wasser versorgte. Aus heutiger Sicht verlief der Graben über die Kreuzung, Eckhaus „Jugendmode“, ehemalige „Schmidt Bank“, die halbe Ecke von Herrenmode „Heilig Christel“.
Auch der 1893 geplante Wettinerplatz mit seinem kleinen Park, zählte dazu, dass man dieser Straße den Schönheitspreis gab. 1901 legte man einen großen Spielplatz an, der von 15 Linden umfasst wurde. Dieser Park wurde 1902 vom Park-Ausschuss verschönert. 1905 wird auf Kosten von Ernst August Papst die Herrichtung des Parkes getätigt.
Aus dem Schreiben an den Rat der Stadt Aue von 04.09.1905 entnimmt man Folgendes: Am 25. November wird es 50 Jahre, dass ich als Halbwaise meinen Einzug in Aue hielt. Da mir Gott mein Streben gesegnet und so viel zulässt, das ich den schönen Spruch nachkommen kann "Wohl tun ist edel" habe ich schon manche Veranlassung genommen, Stiftungen für Schulen in Bezug auf den Anschauungsunterricht zu machen und in Anbetracht der Dankbarkeit für genossenes Glück, Ehre und Wohlergehen in Aue den Wettiner Platz gärtnerisch herrichten zulassen, möge dieser Platz dem Schutz des Publikums übergeben werden und freue mich, dass dieses zu Pfingsten geschehen kann, auch an die Stadt richte ich die bescheidene Bitte, die Pflege und Beaufsichtigung zu übernehmen. Hochachtungsvoll grüßt Ernst Papst.
Wettiner: Sie waren das Fürstengeschlecht, welches 829 Jahre, von 1089 bis 1918, Sachsen regierte. Anfangs wurden sie vor allem als Markgrafen von Meißen benannt. Nach 1806 wurden sie sogar zu Königen erhoben. Die Verehrung des sächsischen Königshauses war Anlass auch Straßen, Brücken und Gaststätten nach ihnen zu benennen.
Das Transformatorenhaus wurde 1930 erbaut. Es stand auch eine Tanksäule der Firma BP gegenüber der Drogerie. In dieser Zeit durften nur Drogisten Benzin ausgeben. 1939 musste sie wegen des Krieges geschlossen werden.
In der Zeit des Nationalsozialismus hieß die Straße auch Dr. Fritz-Todt-Straße.
Dr. Todt, Fritz: * 04.09.1891 in Pforzheim, † 08.02.1942 auf dem Flughafen Rastenburg, Ostpreußen, deutscher Ingenieur, Reichsminister für Bewaffnung und Munition; Dr. Todt kam durch einen Flugzeugabsturz ums Leben. 1935 Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen. Somit war er auch für den Autobahnbau verantwortlich.
Ab 1947 trug sie den Namen Ernst-Thälmann-Straße. Ebenso erhielt der Wettinerplatz zu dieser Zeit den Namen Ernst-Thälmann-Platz.
Thälmann, Ernst: * 16.04.1886 in Hamburg, † 18.08.1944 im Konzentrationslager Buchenwald (bei Weimar), deutscher Politiker, Mitglied des Reichstags, Vorsitzender der KPD; Er war Parteivorsitzender der KPD von 1925 bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo im Jahr 1933. Er war kommunistischer Kandidat für die Reichspräsidentenwahlen von 1925 und 1932 und Mitglied des Reichstages von 1924 bis 1933. Aufbauend auf die sowjetische Sozialfaschismusthese bekämpfte die KPD unter seiner Führung die SPD als politischen Hauptfeind innerhalb der Weimarer Republik. Seine Verhaftung erfolgte am 03.03.1933, zwei Tage vor der Reichstagswahl im März 1933 und einige Tage nach dem Reichstagsbrand. Thälmann wurde im August 1944, nach über elf Jahren Einzelhaft, vermutlich auf direktem Befehl Adolf Hitlers, erschossen.
Nach der Wende wurde sie 1991 wieder zur Wettinerstraße, ebenso der Wettinerplatz.
Etwa in der Mitte der Wettinerstraße, am Abzweig Bockauer Talstraße, führt die Muldenbrücke über die Mulde. 1877/78 wurde sie errichtet. Durch die Neuherstellung der Wettinerstraße wurde auch die Brücke mit einem Oberbau aus einer Eisenkonstruktion (Rundbogen) neu errichtet. Beim Neubau der Brücke 1958 als Ernst-Thälmann-Brücke beklagte man einen Toten. Sie wurde in zwei Jahren, fünf Monaten und sieben Tagen erbaut und kostete damals 850 000 Mark. Ihre Länge beträgt 30 Meter. Durch die damals vorherrschende Knappheit an Baumaterial und durch den Unfall konnte nicht wie geplant am 31.10.1957 sondern erst 1958 die Einweihung erfolgen.
Als große Verkehrsader ist ebenso die heutige Bahnhofstraße zu nennen. Um 1894 nannte man sie noch Lößnitzer Straße. Heute beginnt sie unter diesem Namen nach der Bahnhofsbrücke. In Akten von 1895 steht sie unter dem Namen Auer Lößnitzer Stollberger Straße. Vom Markt ausgehend, begann auch an dieser Straße die Ansiedlung von Handel und Gewerbe. Neben den schon erwähnten Mühlen und der Maschinenfabrik von Erdmann Kircheis war der Bahnhof ein bedeutender Grund, für den damit verbundenen Speditionsverkehr den Ausbau der Straße dringend voran zu treiben. 1858 wurde die Eisenbahnlinie nach Schwarzenberg und damit auch der Bahnhof gebaut. Im gleichen Jahr wurde die Bahnpost auf die Fahrpost (Postkutsche) umgeladen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die erste Art von Postamt an der Bahnhofstraße lag. Heute befindet sich der Parkplatz vor der Schulbrücke. Die erste Erwähnung einer Post war neben dem Blauen Engel, um dann 1889 in die Bahnhofstraße 17 zu ziehen.
Das Aufleben der Auer Industrie und der damit ansteigende Verkehr waren Gründe, sich über einen Ausbau der Straße zu befassen. 1890 plante man sogar noch eine Brücke vor der Albertbrücke nach dem Steinigt (heutiges Gebiet rund um den Postplatz). Also eine Brücke neben der heutigen Schulbrücke.
Die König-Albert-Brücke, zuvor Zellbrücke genannt, wurde 1719 als Brücke über das Schwarzwasser aus Stein unter Leitung des Dresdner Baumeisters Pöpelmann errichtet. Zuvor war sie aus Holz, hielt aber hölzern den Fluten oftmals nicht stand. 1894 erfolgte der Abriss und gleichzeitig der Neubau der Schwarzwasserbrücke. Sie wurde verbreitert und erhielt in dieser Zeit den Namen König Albert Brücke. Ihre Länge beträgt 45 Meter.
die Albertbrücke damals und heute (Muldenbrücke)
Auszug aus einer Stadtratssitzung vom 07.07.1897: „Der Ausschuss schlägt vor, recht bald der Verbreiterung der Bahnhofstraße im neu angeschlossenen Stadtteil (Zelle) nahe zu treten, der den außerordentlich regen Verkehr (ca. 900 Geschirre und ca. 4000 Personen pro Tag) es für recht notwendig erscheinen lässt.“
Man plante die Straße zu pflastern. Die Anwohner waren anderer Meinung und schrieben am 09.06.1903 an den Rat: „Auf der Bahnhofstraße zwischen Albertbrücke und Schwarzenberger Straße hat sich in Aue das größte Geschäftsleben entfaltet, der Handelsverkehr wird sich immer mehr entwickeln, weshalb diese Straße für alle Zeiten als die Hauptverkehrsader der Stadt gilt. (Dies ist sogar noch heute so, Anmerkung der Kinder). Unserer Meinung ist hier Stampfasphalt angebracht. Durch die Pflasterung werden die Geschäftsleute, um sich mit den Käufern nur einigermaßen verständigen zu können, ihre Türen und Fenster stets geschlossen halten müssen.“
Es war wirklich eine Geschäftsstraße, die zum Bahnhof und damit eine Verbindung zur Außenwelt darstellte. An ihr entstanden Kaufhäuser (Weichhold, Leistner), Hotels (Burg Wettin 1904, Hotel Viktoria, Hotel Erzgebirgischer Hof, Hotel Kaufmann 1915 Bahnhofstraße 37), Gaststätten, Kino, Banken und andere Gewerke.
1910 wurde erst ab der Albertbrücke bis zum Bahnhof die Kanalisation eingebaut. Bis dahin so sagte Stellmachermeister Reuther, ging man noch auf dem "Mist". In einer Akte liest man von dem Bau eines Abfallgrabens vom Hotel Wettin bis zur Gaststätte "Lokomotive". Er war zuerst nur mit Brettern abgedeckt. Bei der Erneuerung der Kanalisation 1921 von der Albertbrücke bis zum Bahnübergang Lößnitzer Straße wurde der Graben mit Betonplatten abgedeckt. Der 1906 errichtete Graben, genannt der "Kircheissche Betriebsgraben", ging vom Wehr unter der Albertbrücke bis zur Firma Leonhardt.
1899 wird vom Beginn der Güterbahnhofstraße geradlinig bis zum Eishaus (BÜRO Stopp) eine Straße gebaut, die den Namen Gessnerstraße trug. Informationen zu Ernst Gessner schreiben wir beim Gessnerplatz, um Dopplungen von Erklärungen zu vermeiden. Das Eishaus diente zur Einlagerung von Eis für die Auer Brauerei.
Ab der Bahnhofstraße 37 (Fleischerei Richter) hieß die Straße Güterbahnhofstraße (1907). Sie ist heute noch zu erkennen, wenn man zum Güterbahnhof geht.
Der immer größer werdende Verkehr brachte auch Probleme mit sich, so ein Schreiben vom Polizeioberkommissar Strohmeyer an den Rat der Stadt vom 04.12.1925: „Er bittet um eine Lampe auf dem Bahnhofsvorplatz vor der Commerzbank [...] Bei Eintritt der Dunkelheit ist es dem Verkehrsposten nicht möglich, den Fahrverkehr durch Zeichen zu regeln, da er die Zeichen der Fahrzeuge wegen der schlechten Beleuchtung nicht sieht. Auch ist es den Fahrzeugführern bzw. dem Publikum nicht möglich den Verkehrsposten zu sehen und seine gegebenen Fahrzeichen zu beachten. Da nun der Verkehrsposten infolge der angegebenen Gründe der Gefahr ausgesetzt ist, überfahren zu werden, bitte ich um Anbringung der Lampe.“
1955 wurde ein Vorschlag im Rat gemacht, dass die Straße der Befreiung, die um 1947 diesen Namen erhielt, wieder in Bahnhofstraße umbenannt werden sollte und zwar bis zum Bahnhofsvorplatz und dann erst Straße der Befreiung heißen solle (Akte 330).
Bahnhof damals (um 1900) und heute
Der Altmarkt um 1990 und heute beides am Altmarkt Richtung Marktgäßchen aufgenommen.
Am Markt wieder beginnend, sehen wir das Marktgäßchen