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Durch den großen Erfolg der ersten Auflage haben die Autoren weitere Forschungen betrieben und sind wieder zu erstaunlichen Erkenntnissen gekommen. Die Aussage: "In Österreich gab es keine Templer" wird von Ferdinand Neundlinger und Manfred Müksch eindeutig widerlegt. Die in umfassenden Recherchen und Studienreisen gewonnenen Erkenntnisse beseitigen einen wesentlichen "weißen Fleck" auf der Templer-Landkarte und die Geschichte des österreichischen Mittelalters wird in Bezug auf diesen sagenumwobenen Orden neu geschrieben. Die habsburgischen Erblande und Teile Italiens wurden ebenso wie die Ursprünge der Templer in Frankreich und deren Spuren in Großbritannien und in den Ländern des ehemaligen "Ostblocks" erforscht. Neben den spannenden Ausführungen zur Herkunft, Geschichte, den Riten und Bauwerken sowie der Philosophie der Templer findet sich in diesem Buch auch ein ausführlicher Reiseführer für "Templerreisende". Ein fesselndes Werk über ein bisher noch weitgehend unerforschtes Thema der österreichischen und europäischen Geschichte.
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Seitenzahl: 301
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Neundlinger/Müksch
Die Templer in Österreich
Neundlinger/Müksch
Auf den Spuren der geheimenLehrmeister der Freimaurer in Europaund den habsburgischen Erblanden
Edition zum rauhen Stein
Editorische Notiz: Die Templer in Österreich
Die Templer werden immer wieder mit der Freimaurerei in Zusammenhang gebracht. In dem vorliegenden Werk wird der interessierte Leser auch manchen Hinweis darauf erhalten. Ob allerdings die österreichischen Freimaurer direkte Nachfahren der Templer sind, bleibt auch weiterhin zweifelhaft. Die Edition zum rauhen Stein bietet hier eine wertvolle Ergänzung zur Templerliteratur.
Michael Kernstock, Herausgeber
© 2001, 2005 by StudienVerlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck2., erweiterte und verbesserte Auflage 2005
e-mail: [email protected]
Internet: www.studienverlag.at
Buchgestaltung nach Entwürfen von Kurt Höretzeder
Satz: Studienverlag/Tommi BergmannUmschlag: Studienverlag/Günther ReinalterFotos: Neundlinger/Müksch
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.ddb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-7065-5766-5
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
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Danksagung
Der Anfang
„Der weiße Fleck auf der Landkarte“
Eine kleine Geschichte des Ordens
Vorgeschichte
Die klassische Variante der Templergeschichte
Neun arme Ritter
Der Orden vom Heiligen Grab
Legenden zur Gründung
Hugo der Heide?
Soldatische Disziplin und Schlagkraft
Die Kleidung
Die Privilegien
Der Aufstieg
Vermögen und Schenkungen
London
Strukturen des Ordens
Die Bauwerke
Die Idee hinter den Templern
Militia Dei
Die Wirtschaftsmacht
Der Untergang
Die Anklage
Der Baphomet
Das Verfahren nach der Anklage
Zeitgenossen
Wohin sind sie entschwunden?
„Last minute“ oder „Die Entdeckung von Kilfinan“
Fluchtpunkt Schottland?
Schottland
Conclusio
Die Lehre
Templer und Freimaurer
Die Templer und die mittelalterlichen Bauhütten
Die Templer und die Häresie
Templer und Freimaurer heute
Die Templer in Österreich
Bei Zeiten salviret ...
Vergleichszahlen
Erste Spuren
Mögliche Niederlassungen
Commanderie Wilhelmsburg?
Grabplastik
Graffitis
Kreuzmotive und weitere Steine
Geschichtliches
Wohin sind sie entschwunden?
Christusritter
Templeisen
Wien
Mödling
„Da liegents die Herrn von Metling“
Die Schatzkammer des Deutschen Ordens
Andere Standorte
Legenden und Urkunden
Rundkirchen und andere Zentralbauten in Österreich
Bauformen
Karner
Einzelne Bauwerke
Kirchen ohne Zentralbaucharakter
Templerhysterie im 18. Jahrhundert
Das Geheimnis von Höflein
Tirol
Oberösterreich
Steiermark
Friaul
Templerniederlassungen an der Bernsteinstraße
Westpanonien
Legenden und Bekenntnisse
Reiseführer
Niederösterreich
Steiermark
Wien
England und Schottland
Frankreich
Tschechische Republik
Anmerkungen
Quellen- und Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Register
Die Autoren
Die Autoren hätten dieses Buch ohne Unterstützung nur schwer oder vielleicht gar nicht zu Papier bringen können. Wir möchten uns daher bei all jenen bedanken, die in irgendeiner Form dazu beigetragen haben, das Werk zu vollenden. Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Personen anzuführen, die uns in den letzten fünf Jahren mit Informationen versorgt haben. Manchmal war auch ein Nebensatz wichtig um weiterzukommen.
Dennoch gibt es einige, die wir besonders hervorheben möchten:
Michael Kernstock, unser Herausgeber, der uns mit Rat und Tat bei der technischen Umsetzung half.
Hofrat Dr. Georg J. Kugler vom Wiener Kunsthistorischen Museum, der uns nicht nur das Bild des Türsturzes mit der „Abgaros Inschrift“ zur Verfügung stellte, sondern auch die Abschrift von Dr. Kurt Gschwantler und die Übersetzung von H. Wankel.
Herrn Gerhard Geisberger, der uns gestattete, sein von ihm während einer Ballonfahrt aufgenommenes Photo von Friedersbach zu veröffentlichen.
Die Damen und Herren des Kataster- und Rechnungsamtes von Wilhelmsburg, die uns einen Grundrissplan des Ensembles der Marienkirche überließen und eines der wenigen Restexemplare „Der Stadt unter dem Herzogshut“ mit der Stadtgeschichte aus dem Archiv hervorholten.
Madame Mariette Guinod und Monsieur Emile Lecoq aus Payns in Frankreich, die uns nicht nur ihr kleines Museum über Hugo de Payens zeigten, sondern uns auch auf die Besonderheiten der zahlreichen umliegenden Commanderien aufmerksam machten.
Einen Dank können wir leider nur mehr posthum aussprechen: Graf Abensberg-Traun, der eine Photographie seines Gemäldes von Petronell gestattete und uns über die Geschichte des Karners informierte, ist leider vor einiger Zeit verstorben.
Unser besonderer Dank gilt Frau Doris Schneider, die uns in der Österreichischen Nationalbibliothek eine unschätzbare Hilfe war, und Herrn Dr. Georg Reiser, der uns die Einsicht in sein noch unveröffentlichtes Manuskript gestattete.
Danken möchten wir auch den Herren der Großloge von Schottland, die durch ihre Publikationen und persönliche Gespräche zu unserem Verständnis beigetragen haben.
Ferdinand Neundlinger, Manfred Müksch
Die Darstellung der Präsenz des ersten und bedeutsamsten Ritterordens der abendländischen Geschichte, so bedeutend der Gegenstand auch sein mag, ist gleichsam nur ein Nebenprodukt einer völlig anderen Ursache. Entgegen der Kälte und Grausamkeit des Themas, wurde die Beschäftigung damit in der Gegenwart durch Sympathie und eine Hilfestellung ausgelöst.
Wie es bei sensiblen Menschen zu gehen pflegt, war es einem unserer Freunde vor einigen Jahren in einer Phase des Nachdenkens, vielleicht auch der persönlichen Unsicherheit psychisch nicht allzu gut gegangen. Dieser Zustand blieb nicht lange verborgen und wir versuchten, ihn auf andere Gedanken zu bringen, ihn mit der Hinführung zu einem ungelösten Rätsel der Geschichte aus der belastenden Gegenwart zu „entführen“. Es kam, wie es kommen musste: Nach kurzer Zeit hatte uns die Thematik selbst ergriffen und führte uns in eine mehrjährige Feld- und Archivforschung, die auch uns beiden mehr Freude und Abstand von den drängenden Tagesproblemen brachte, als wir je erwarten konnten. Immer mehr wurden wir mit unserem Gegenstand vertraut, und glauben schließlich zu verstehen, dass es jenseits der Gruppen, die öffentlich Anspruch erheben, die Nachfolger des Templerordens zu sein, ein Kontinuum gibt, welches zumindest Teile des geistigen Erbes des Templerordens bewahrt.
Sogar in der offiziellen Theologie finden sich über die Lehre des Joachim de Fiore Anklänge an Ideen, die den Templern jedenfalls nicht fremd waren. Diese, wenn auch zaghafte und vorsichtige Öffnung der offiziellen theologischen Lehre gegenüber den damaligen Gedankengängen betrachten wir als einen Beweis für das Überleben der grundsätzlichen Ideen des Tempelritterordens, welche durchaus auch noch in anderer Form überdauert haben könnten.
Den in der heutigen Literatur sehr oft und auch sehr konträr zueinander geäußerten Spekulationen standen wir zweifelnd gegenüber. Es ist daher unsere Absicht, durch eine verständliche Darstellung auch jene Leser anzusprechen, die nicht schon auf Grund einer eingehenden Beschäftigung mit der Geschichte des Mittelalters einen außergewöhnlichen Verständnishorizont für die Thematik mitbringen. Dieser Horizont wird so knapp als möglich einfließen. Wir hoffen, dadurch eine leichte Orientierung zu erlauben. Lücken der Überlieferung, und gerade zu diesem Thema gibt es deren genug, gleichwohl die Literatur dazu ganze Bibliotheken umfasst, sollen nicht durch reine Phantasieprodukte geschlossen werden. Die schon ursprüngliche Geheimhaltung durch den Orden wurde später noch durch die Unterdrückung von archivalischen Materialien ergänzt. Wir haben uns daher bemüht, das Fehlende nicht durch Erfindungen, sondern durch logische Deduktion aus Vorhandenem zu ergänzen.
Es mag unnötig erscheinen besonders hervorzuheben, dass unsere Sympathie den Ritterorden und hier besonders den Tempelrittern gehört. Eine Gemeinschaft, die das Rittertum und damit die Verteidigung der eigenen errungenen Werte nicht in Frage stellte. Ein Umfeld, welches auch die kontemplativen Werte des Ordens schätzte. Natürlich träumte die Ordensführung der Templer, ebenso wie manche „Mächtige“ heute, von einer sozialen Utopie. Aber im Gegensatz zu den Utopien der nachfolgenden Jahrhunderte sind sie weiter gekommen und überlebten länger als heutige. Daher erschien ihr Schicksal uns als ernste Mahnung an die heutigen Utopisten, aber auch an jene besonnenen, aber naiven Zeitgenossen, die alle Geschichte in ihrer Zeit als überlebt und unwiederholbar betrachten.
Anno Domini 1307 wurde der Templerorden im wahrsten Sinne des Wortes liquidiert. Der König von Frankreich Philipp, „le bel“ – „der Schöne“, schickte seine Häscher aus und ließ einen Großteil der französischen Tempelritter am 13. Oktober 1307, einem Freitag, verhaften. Wen wundert es noch, wenn seit diesem Ereignis die abergläubische Furcht vor Freitag dem Dreizehnten besteht.
Philipp IV., „le bel“
Papst Clemens V. war ein willfähriger Helfershelfer, der mit seiner Zustimmung zum folgenden Scheinprozess den juristischen Schlussakkord unter einen der wohl größten Justizskandale der Geschichte setzte. Die Scheiterhaufen loderten über Jahre. Damit hätte die Sache eigentlich, von ein paar juristischen Nachwehen abgesehen, wie der formellen Auflösung der Templer im Jahre 1312 durch ein päpstliches Dekret, erledigt sein müssen. Ungeachtet dessen erscheinen seit hunderten von Jahren immer wieder Veröffentlichungen, die den Templerorden zum Thema haben. Immer wieder wird versucht, das Geheimnis, welches diese Organisation bis heute umgibt, zu erforschen und zu erklären.
Allerdings fehlt der Name Österreich in diesen Abhandlungen so gut wie immer. Dies ist um so merkwürdiger, als es rund um Österreich zahlreiche, sowohl urkundlich als auch in der Überlieferung dokumentierte Niederlassungen der Tempelritter gab. Eine ganze Reihe von Legenden weisen aber auf eine Vielzahl von Templerbesitzungen in Österreich hin. Im Speziellen auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich.
Betrachtet man die Landkarte von Europa aus der Sicht des Historikers, ist Österreich ein „weißer Fleck“ auf der Templerkarte.
Das scheint in Anbetracht der Tatsache, dass in Europa einige tausend Niederlassungen der Templer existierten und eine der angeblich selbstgewählten Aufgaben der Templer der Schutz der Pilgerwege war, höchst merkwürdig. Führte doch eine der Hauptrouten ins Heilige Land – der sogar mancher Kreuzzug folgte – durch das Donautal und somit quer durch Ober- und Niederösterreich.
Dazu schreibt Elisabeth Kraus-Kassegg1:
„Unendliche Begeisterung löste der erste Kreuzzug 1096 aus. Auch Graf Friedrich von Peilstein nahm daran teil. Glanzvoll war die Zusammenkunft der Kreuzfahrer in Melk, wo der Sammelplatz war. Bis Pöchlarn und Ybbs, bis Zelking und Wieselburg reichten die Zelte der Kreuzfahrer...“.
Bei der Dichte des europäischen Netzes an Templerniederlassungen scheint es doch recht unwahrscheinlich zu sein, dass man sich hier auf eine symbolische Präsenz beschränkt hätte. War es doch zur Blütezeit des Ordens üblich, dass sich der Adel mit Schenkungen von Ländereien an den Templerorden gegenseitig überbot.
Wir wurden natürlich gefragt, warum wir das Thema der Tempelritter nicht den Publikationen der Fachgelehrten überlassen. Dafür gibt es, außer unserem persönlichen Interesse an diesem Thema, durchaus gute Gründe. Der wichtigste davon erscheint uns, dass seitens der Fachpublikationen das Thema Tempelritter in Österreich peinlichst vermieden wird. Offenbar ist es doch so, dass ein anerkannter Historiker damit seinen guten wissenschaftlichen Ruf riskieren würde, wenn er sich mit einem Thema befasst, welches eine breitere Wirkung hat, als jene auf seine Fachkollegen. Es ist natürlich brisanter, Theorien über Tempelritter aufzustellen, als über die Marktsituation in den obersteirischen Städten im hohen Mittelalter zu dissertieren.
Signifikant erscheint, dass in den jüngst erschienenen Werken „Österreichische Geschichte“, die mit dem Jahr 378 beginnen und nunmehr in die Gegenwart vorgedrungen sind, nicht einmal im Register das Wort „Tempelritter“ oder „Templer“ aufscheint. Obwohl diese Bände, verfasst von hervorragenden österreichischen Historikern, eine Fülle von hochinteressanten Details bieten, die auch eine Popularisierung der Darstellung vermeiden, haben sie für die Templer nicht einmal einen Nebensatz oder eine Fußnote übrig. Wir haben uns daher gefragt, ob es Gründe für diese literarische Enthaltsamkeit sonst durchaus publikationsfreudiger Wissenschaftler gibt. Noch dazu, wo diesem verschämten Stillschweigen eine Flut von weltweiten Veröffentlichungen gegenüber steht, die das anhaltende und immer breiter werdende Interesse des Leserpublikums an der Geschichte der Tempelherren zeigt. Ein Interesse, das einen fast zur Annahme verleitet, dass dieser Orden den Schlüssel zu einer vielleicht etwas besser organisierten Welt in Händen hatte, und dass das Wissen darum vielleicht nicht ganz verloren ist und im geheimen weitergegeben wurde.
Ohne ein derart fundamentales menschliches Interesse ist es nicht erklärbar, warum sich der Orden seit seiner Gründung einer so außerordentlichen Popularität erfreut, die bei weitem den Bekanntheitsgrad der Johanniter, des Ordens vom Heiligen Grab, des Lazarusordens oder ähnlicher Organisationen aus dieser Zeit übersteigt.
Dem gegenüber stehen Veröffentlichungen aus dem 19. und beginnendem 20. Jahrhundert. Diese Bemühungen sind einerseits durch eine Vielfalt von Hinweisen auf die Templer in Form der „Baphomete“ an vielen Kirchen gekennzeichnet, andererseits durch den Hinweis auf die angebliche, legendarisch ausgeschmückte Geschichte der Gründung und eine ermüdende Aufzählung vollkommen trockener Fakten relativiert. Die Werke befassen sich aber oft nur mit dem Randgeschehen der Situation. So werden Hugo de Payens und Gottfried de Saint-Omer als einfacher burgundischer Ritter und sein nordfranzösischer Landsmann bezeichnet, was an der Realität völlig vorbeigeht.
Behauptet wird, dass die Templerregel der Ordensregel des Heiligen Benedikt entlehnt wäre, dass König Balduin II. diesen Rittern beim Tempel Salomonis ein Haus eingeräumt hätte, wo sie in äußerster Dürftigkeit ihr halb ritterliches, halb mönchisches Leben fristeten. Die Ordensregel am Konzil von Troyes wird als missverstandenes Protokoll bezeichnet und ähnliche Minimierungen mehr. Jedenfalls bemerkt man, dass die Autoren wenigstens auf einem Auge blind waren, oder im Sinne der Einigkeit von Thron und Altar zu diesem Thema blind sein mussten.
Verständlicherweise ist es für eine große und mächtige Organisation wie die römische Kirche nicht angenehm, literarisch mit einem ihrer größten Schauprozesse und Justizirrtümer konfrontiert zu werden. Den Irrtum einzubekennen wie es bei Galileo Galilei und Jeanne d’Arc, wenn auch Jahrhunderte später, geschah, kommt noch immer für den Orden „Der armen Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel“ nicht in Frage. Verständlich, waren es doch dort hunderte Tote, die ihr Leben auf den Scheiterhaufen lassen mussten. Trotzdem, es ist vollkommen unverständlich, dass ein Wissenschaftler wie Hans Prutz im Jahr 1907 sich noch immer auf angebliche Beweise aus den Prozessprotokollen bezieht und das Ausmaß der zugrunde liegenden Folterungen unter den Tisch fallen lässt.
Sollen also die Aspekte überprüft werden, die auch heute noch das Interesse unserer Zeitgenossen finden, dann müssen es Journalisten, Hobbyhistoriker und wahrscheinlich auch Juristen auf sich nehmen, sich der Schelte oder was schlimmer wiegt, dem Stillschweigen der Fachleute auszusetzen. Wissenschaftstheoretisch gesehen bewegt man sich dabei in sehr guter Gesellschaft. Schon John Stuart Mill, ein berühmter britischer Philosoph und Volkswirt, hat dringend angeraten, neue und auch ungeprüfte Konzeptionen durchaus in Betracht zu ziehen, weil das zur Verbesserung der Zivilisation führt. Außerdem kann die offizielle historische Wissenschaft den Gebrauch von Alternativen bis zum Auftauchen widersprechender Tatsachen nicht „verbieten“, solange Tatsachen vorgelegt werden, welche die Theorie, dass es selbstverständlich auch im heutigen Österreich und seinem Umfeld Tempelritter und deren Niederlassungen gegeben hat, dokumentieren. Aufgabe der etablierten Wissenschaft kann es dann nur sein, diese Alternativen nicht nur zu kritisieren, sondern vom Dogmatismus abzugehen und widersprechende Tatsachen und eigene Erkenntnisse vorzulegen, sofern diese vorhanden sind!
Die Masse der Literatur über die Tempelherren zeigt uns, dass von einem interessierten Publikum einfache und klare Fragen gestellt werden, die von der etablierten Fachwelt nicht ignoriert oder als Pseudofragen beiseite getan werden dürfen. Sie verlangen nach einer Antwort. Anderenfalls würde sich das historische Establishment wie jene schlechten Ärzte verhalten, die ihnen unbekannte Symptome als Einbildung abtun.
Unser großer Landsmann Konrad Lorenz2 hat diesbezüglich geschrieben:
„Der Irrglaube, dass nur das rational Erfassbare oder gar nur das wissenschaftlich Nachweisbare zum festen Wissensbesitz der Menschheit gehöre, wirkt sich verderblich aus. Er führt die „wissenschaftlich aufgeklärte“ Jugend dazu, den ungeheuren Schatz von Wissen und Weisheit über Bord zu werfen, der in den Traditionen jeder alten Kultur wie in den Lehren der großen Weltreligionen enthalten ist. Wer da meint, all dies sei null und nichtig, gibt sich folgerichtig auch einem anderen, ebenso verderblichen Irrtum hin, indem er in der Überzeugung lebt, Wissenschaft könne selbstverständlich eine ganze Kultur mit allem Drum und Dran auf rationalem Wege und aus dem Nichts erzeugen.“
Wir betrachten es daher nicht als vermessen, wenn wir weiterhin und beharrlich in unserem Rahmen, und auch darüber hinaus die Frage stellen, ob der Templerorden im Besitz einer Wahrheit war und ob diese heute zu unserem Wohle noch fortwirken kann.
Trotz aller Globalisierung berührt uns jedoch die Frage vordringlich, ob wir eine historische Präsenz dieses Ordens zur Zeit seiner Blüte, aber auch zur Zeit seines Untergangs im Kern der österreichischen Erblande nachweisen können.
Wenn man das Thema „Templer in Österreich“ herkömmlich aufarbeiten will, stößt man alsbald an Grenzen. Es existieren eine Reihe von Sagen und Legenden über die Templer. Im speziellen in Niederösterreich finden sich Legenden, die möglicherweise einen historischen Kern haben. Auch manche alte Gebäude werden den Templern zugeschrieben. So wird das „Klösterl“ in der Nähe von Gars am Kamp den Templern zubenannt, ohne dass es irgend einen konkreten Hinweis gibt. All das ist für eine ernsthafte und wenigstens ansatzweise wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Problematik nicht wirklich geeignet. Allerdings sind diese Legenden Hinweise und Anhaltspunkte. Es galt nach „Artefakten“ aller Art Ausschau zu halten, die in irgendeiner Weise mit den Templern zu tun haben könnten. Aufgrund der Länge der vergangenen Zeit kommen nur mehr Urkunden, Bauwerke oder Steinmonumente und hier im Besonderen Grabsteine als Indizien für die Anwesenheit der Templer in Frage.
Zunächst der Baphomet, jenes legendäre „Götzenbild“ der Templer, den diese in ihren Kapellen verehrt haben sollen. Die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, insbesondere Hammer-Purgstall3, deklarierte zahlreiche, der nahezu überall an mittelalterlichen Kirchen zu findenden Fratzen und Gesichter als Baphomet. Allerdings ohne sich wirklich mit dem Begriff auseinander zu setzen. Man begnügte sich mit Spekulationen. In der Praxis zeigte sich, dass diese Figuren aller Art, die bei bekannten Templerniederlassungen als solche interpretiert wurden, mit den Steinbildnissen an den Kirchen in Österreich, eben den sogenannten „Baphomet-Figuren“, nur das Rohmaterial, den Stein, gemeinsam haben. Der Baphomet erwies sich vorerst als Sackgasse, stellte sich aber später als eine der wirklichen Entdeckungen heraus. Die nächste mögliche Spur war daher bei Bauwerken, im Besonderen natürlich bei Kirchen zu suchen. Mit Ausnahme einiger weniger Burgen und Schlösser haben nur wenige Profanbauten ohne gravierende Eingriffe in die Bausubstanz die Zeiten überstanden.
Ob die Templer tatsächlich einen eigenen Stil entwickelten, ist strittig. Es galt daher sowohl romanische als auch gotische Bauwerke aus der Zeit zu finden, und nach spezifischen Parallelen und Hinterlassenschaften an den Gebäuden zu suchen. Das von den Templern seit dem Jahre 1146 verwendete rote achteckige Kreuz, das Tatzenkreuz, kann zwar als Hinweis gelten, doch wird diese Kreuzform mit geringfügigen Abwandlungen im Rahmen der Kirche schon in byzantinischer Zeit verwendet. Beispielsweise zu sehen in Ravenna, in der Basilika San Apollinare in Classe, aus dem Jahre 549. Es eignet sich daher nur sehr bedingt als „Wegweiser zu den Templern“.
Hainburg
Allerdings konnte als Spezifikum ein kleines Tatzenkreuz, eingemeißelt in den Türstock, ungefähr in Augenhöhe, festgestellt werden.
Als weiteres Zeichen der Templer, mit dem diese ihr Eigentum kennzeichneten, ist ein in einen Kreis eingeschriebenes Strichkreuz überliefert.
In diesem Zusammenhang erwiesen sich die Grabsteine als wichtige Quelle, die in reicher Zahl vorhanden sind, und, wenngleich oft verstümmelt, dennoch Zeugnis von den Templern geben.
Zahlreiche Exkursionen und Lokalaugenscheine in Niederösterreich, Oberösterreich, in die nunmehrige Tschechische Republik und nach Ungarn, letztlich sogar bis Schottland und nach Frankreich wurden unternommen, um Parallelen festzustellen und Vergleichsmaterial zu beschaffen. Ziel war es, Wege zum verschütteten Erbe der Templer in Österreich zu finden.
Erstaunlich war, dass nahezu alle Personen, die um Auskünfte oder Hilfestellung gebeten wurden, über den Begriff „Templer“ nicht aufgeklärt werden mussten. Noch erstaunlicher war, dass kirchliche Kreise der Thematik nach wie vor – schließlich sind seit den Prozessen 690 Jahre vergangen – sehr reserviert, in der Regel sogar ablehnend gegenüberstanden.
Endgültig vorbei scheint aber glücklicherweise jene Zeit zu sein, in der ein Autor im Jahr 1923 ausführen konnte, dass die Geschichte des Ordens in Niederösterreich lediglich in zerstreuten Nachrichten über angebliche Ordensniederlassungen und Kirchen bestünde, welche zum größten Teil auf unrichtiger Auslegung bizarrer, unerklärlich erscheinender Steinbilder an mittelalterlichen Kirchen beruhen. Vor allem aber auf der Verwechslung des Templerordens mit anderen Ritterorden und Sekten, wie dem Orden der St. Georgs Ritter oder ähnlichen Orden aus der Zeit.
Man hat sich in diesem Bereich nicht gescheut einen anerkannten Wissenschaftler, wie den gelehrten Orientalisten, den Freiherrn von Hammer-Purgstall, der wissenschaftlichen Verirrung zu bezichtigen, und ihn als Beispiel für eine krankhafte Zeiterscheinung zu benennen.
Auch den für seine Zeit beispielgebenden Universalgelehrten Wolfgang Lazius, einen der bedeutendsten Geographen und Chronisten seiner Zeit, hat man als unglaubwürdig abgetan, als er von einem Templerbau in Wien berichtete. Wir glauben, in diesem Punkt sein Ansehen wiederhergestellt zu haben.
Am 15. Juli 1099 eroberte ein Kreuzfahrerheer unter Führung des späteren Königs Gottfried von Bouillon Jerusalem. Im gleichen Jahr entstand daneben auch die Grafschaft von Edessa, das Fürstentum Antiochien und die Grafschaft von Tripolis. Das neugeschaffene lateinische Königreich Jerusalem und die zugehörigen Fürstentümer wurden zweifellos in der Absicht auf eine dauerhafte Innehabung und Verteidigung eingerichtet. Mit dieser Entwicklung kam es zu einem anhaltenden Strom von Siedlern und von Pilgern, die jetzt, mehr als zur Zeit der moslemischen Herrschaft, die Heiligen Stätten besuchten.
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