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Dann kommt der Aufbruch früh wie noch nie noch vor dem ersten Tag der Schöpfung und dem Gesang der blauschwarzen Vögel im Stadtpark dem Morgenschimmer auf den grauen Zweigen im Osten Wir lassen alles zurück Stofftiere Eheringe Bibeln Und sagen den Kindern kein Wort wohin
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Seitenzahl: 41
Für
Willem
DAS ERSTE WORT
ABENDS LEUCHTEST DU
KOPFSTEINE
KUBUS
MÖ ´81
LAUBPÜSTER
STATION I
STATUS QUO
STATION II
ENTSCHEIDUNG
STATION III
AUFBRUCH
STATION IV
RASTEN
STATION V
MUT UND RAT
STATION VI
ZWEIFEL
STATION VII
HOFFNUNG
STATION VIII
ANKUNFT
STATION IX
RÜCKBLICK
KONSTANTINOPEL
RELAIS
(1 – 4)
FILMSZENEN IM KOPF
FREMDE GEGEND
RELAIS
(5 – 8)
JAPANISCHE BAUMKRONEN
VERBOTENE INSEL
VATER
RELAIS
(9 – 12)
CLAUS MIT C
DIE LAGE
AM MORGEN
DIE LAGE AM MITTAG
DIE LAGE AM ABEND
DIE LAGE DER NACHT
BARFÜẞIGE PAARE
HALLIGBILDER
20. JULI
HALLIGBILDER 22. JULI
HALLIGBILDER 24. JULI
HALLIGBILDER 26. JULI
HALLIGBILDER 28. JULI
HALLIGBILDER 30. JULI
HALLIGBILDER 1. AUGUST
HALLIGBILDER 3. AUGUST
HALLIGBILDER 5. AUGUST
HALLIGBILDER 7. AUGUST
HALLIGBILDER 9. AUGUST
TELEFONGESPRÄCH MIT
ANNA
TELEFONGESPRÄCH MIT HENRY
TELEFONGESPRÄCH MIT JULE
TELEFONGESPRÄCH MIT MAX
ERSTE SÄTZE DREIER WELTBERÜHMTER UNGESCHRIEBENER ROMANE
DER MUND MEINER MUTTER
SPRECHEN
SANATORIUM I
MITTAGSRUHE
SANATORIUM II
ZELLENFENSTER
SANATORIUM III
LOST PLACE
SANATORIUM IV
AUF STATION
IM SPIEGEL
AUF BÄUMEN
SCHLIMME WORTE
ALLES WIRD GUT
VIELE LACHEN TROTZDEM
MONITOR DREI
KINDERZEICHNUNG
TODESANZEIGE
EINIGKEIT
SANFTE SENKEN
HOHE HALLEN
DAS LETZTE WORT
DIE ÜBERWINDUNG DER FERNE
EINS
DIE ÜBERWINDUNG DER FERNE ZWEI
DIE ÜBERWINDUNG DER FERNE DREI
Das erste
Wort
das er jemals
sagte
verschwiegen sie ihm
Sooft er
auch fragte
Abends
leuchtest du
ich seh dich schimmern
auf unserem alten Sofa
Irgendwas aus dir
aus deinem tiefsten Innern
hüllt mich ein
scheint zu mir
Draußen vor dem Fenster
verschlägt es der Welt
die Sprache
und das Gefühl
für jede Wirklichkeit
Abends
leuchtest du
ich seh dich schimmern…
Auf einmal
heben und senken sich
des Kopfsteine des Pflasters
unter meinen Schuhsohlen
im rasenden Rhythmus
von Zylinderkolben
aus Milliarden blankrasierten Schädeln
Da sitzt er
auf einem am Boden verschraubten Stuhl
aus Stahlrohr
unter 80 Metern getürmten Platten
im summenden Heizungskeller
dieses grauen Kubus´
Seit den frühen 70ern
sitzt er dort
gefangen
in der brutalistischen Vision
seiner Jugend
Und zermartert sich
seinen Betonschädel
über die Zukunft
menschenwürdigen Wohnens
Die Kinos am Hauptbahnhof
und in Hafennähe
begannen schon frühmorgens
mit ihren Vorstellungen
auf dem Spielplan meist
skandinavische Gymnastikfilme
B-Movie-Action
Kitsch und Krieg
Im Eintritt inbegriffen
Coca-Cola, ein Minifläschchen Bacardi
Liebesbonbons
und der skeptische Blick
des tätowierten Irokesen
hinter der Scheibe
Die Säle
in denen man rauchen durfte
waren leer
bis auf kleine Gruppen
ständig kichernder Japaner
und mindestens einem müffelnden Typen
ganz hinten
unter dem grün leuchtenden Licht
des Notausgangs
Danach konnte man
bei Karstadt an der Mö
schräg gegenüber von Sankt Petri
besonders an nasskalten Wintervormittagen
in der warmen Cafeteria
an einem der kleinen Tische an der Garderobe
bei einem halben Brötchen mit Kakao
günstig Zeit totschlagen
und den Bildern des Films
nachhängen
An Tagen ganz ohne Geld
blieb nur der Gang vor den Klos
im II. Klasse Bahnhofsrestaurant
am Boden
neben den anderen
auch wenn die Toilettenfrau
nach all den Wochen
mehr zu sich selbst
etwas wie
noch so jung und schon so weit unten
sagte
und einen vorwurfsvoll
und gleichzeitig mitleidig
und gleichzeitig angewidert
ansah
Oft blieben nur
die warmen Abteile
der U- und S-Bahnzüge
in denen man halbe Tage
mit hochgeschlagenem Kragen
und tiefgezogener Mütze
an der kalten Scheibe klebte
um diese erbarmungslose Winterstadt
an sich vorbeifliegen zu lassen
von Endstation zu Endstation
zu Endstation
Wenn das Wetter ganz schlecht war
schlich man sich
gleich nach dem Frühstück
in den Keller
und wartete
zwischen Kartons, alten Möbeln
Altglas und Illustrierten
bis der Schultag vorbei war
auf Mutters Schritte horchend
die in der Wohnung über einem
stundenlang
von Raum zu Raum
wanderten
Manchmal
wenn sie den Müll nach unten brachte
ging sie an einem vorbei
man hätte sie berühren können
an der Schulter vielleicht
doch sie bemerkte
den Sohn nicht
in der dunklen Ecke
hinter der verbeulten Waschmaschine
Und wenn sie das Haus verließ
gegen Nachmittag
und man blinzelnd
durchs Treppenhaus schlich
nach oben
in die Wohnung
hingen ihre Wärme
und ihr Geruch
noch in den Zimmern
Draußen püstern sie
den Sommer weg
seine Hinterlassenschaft
die von den Bäumen schwebte
liegenblieb
Vertrocknete Epidermen
zerbröselte Gittergewebe
zerfallene Strukturen
verdurstete Zellen
verdorrte Cuticulas
entfärbte Chloroplasten
verödete Stomata
leblose Vakuolen
verlassene Palisaden
verschrumpelte Schwämme
vereinsamte interzellulare Räume
Draußen püstern sie all das weg
ühhh, ühhh, ühhh
als wenn sie das Laub verachten würden
hasserfüllt geradezu
warum nicht schhh, schhh, schhh
wie früher mit dem Besen?
Das wäre wenigstens beruhigend, meditativ nahezu