Die Unbunten auf Schatzsuche - Manfred Cibis - E-Book

Die Unbunten auf Schatzsuche E-Book

Manfred Cibis

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Beschreibung

Das Schloss der Grafen von Schlotterbein muss dringend renoviert werden. Die Kosten für die Reparaturen kann der junge Graf nur aufbringen, wenn er seinen Wald verkauft. Dieser wird dann wahrscheinlich abgeholzt. Eine Katastrophe für alle im Wald lebenden Tiere. Zufällig entdecken die Unbunten einen rätselhaften Hinweis auf einen Schatz der Adelsfamilie. Dies könnte die Rettung für die Waldbewohner bedeuten. Ben, Jerry, Konrad und Salvatore machen sich auf die Suche, die zu einem spannenden Abenteuer für die vier Freunde wird. Fantasievoll und lustig, manchmal auch zum Nachdenken - ein Buch zum Vorlesen und zum Selberlesen. Die liebevolle Geschichte ist ein Lesespaß für die ganze Familie.

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Für Ina und Ingo

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Anmerkung

Kapitel I

Unruhig war die Nacht, Regen prasselte auf das Dach, der Wind heulte immer lauter, und die Unbunten, die wie immer so eng zusammenlagen, dass man nur einen schwarzen Fleck sah, mit einem Schnabel, ein paar Schnurrbarthaaren, einem Hundeschwanz und der Nasenspitze des kleinen Maulwurfs, rückten noch enger zusammen. Sie lagen im Stroh auf dem Dachboden des alten Bauernhauses, das seit fast einem Jahr ihr gemeinsames Zuhause war. Der Frühsommersturm wurde immer stärker und plötzlich fielen zwei Dachpfannen mit lautem Getöse nur so knapp neben die vier Freunde, dass Jerry vor Anspannung und Aufregung wieder eine lange Reihe von ›Hicks‹ von sich gab. Er reagierte immer mit Schluckauf, wenn er nervös wurde.

»Ruhe bewahren, jetzt nur nicht die Nerven verlieren«, kam es beruhigend von Ben, dem liebenswerten Schnudel. Doch gerade als Konrad, der ehemalige Chef eines Krähenschwarmes, Ben zustimmen wollte, krachte es laut im Garten und ein riesiger Ast des alten Birnbaumes, der seit einigen Wochen verblüht war, sauste zu Boden. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Erst mit dem Sonnenaufgang wurde aus dem Sturm ein leichtes Lüftchen.

Jerry war der erste, der sich heraustraute und sich die Folgen des nächtlichen Sturmes anschaute. Bis auf ein paar heruntergefallener Dachpfannen, einer umgeknickten Gartenlampe, die schon seit Jahren nicht mehr funktionstüchtig und verrostet war, hat die Ruine diese Naturkräfte ganz gut überstanden.

»Glück gehabt«, sagte Jerry und begann, wie seine Freunde auch, mit der morgendlichen Reinigung seines Felles. Konrad fuhr mit seinem schwarzen Schnabel wie immer Feder für Feder von oben nach unten durch sein Federkleid und betonte flüsternd vor sich hin:

»Mit geputzten Federn kann man besser fliegen und gutes Aussehen erleichtert das Leben.« Laut gab er diese Sätze nicht mehr von sich, denn seine Freunde hatten sie schon zu oft von ihm gehört.

Nachdem alle gefrühstückt hatten, fragte Ben Jerry, was man denn heute gemeinsam unternehmen könnte. Doch Jerry war mit seinen Gedanken ganz woanders.

»Bisse due noch inne Traum?«, fragte Salvatore.

»Nein, nein, ich dachte nur an die letzten Worte des Professors, bei dem ich lebte, bevor er für zwei Jahre nach Kanada ging. Er sagte, dass ich in seiner Abwesenheit auf das Haus aufpassen soll. Das war sicherlich nicht ganz ernst gemeint, aber nach dieser windigen Nacht würde ich schon gern einmal nach dem Gebäude sehen.«

»Ah, bisse due auch eine Hausmeister«, kommentierte dies der kleine italienische Maulwurf, der zufällig mit ausgegrabenen Pflanzen den Weg nach Mainz fand. Jerry und seine Freunde lachten, und so begann der Tag nach dem nächtlichen Sturm gut gelaunt.

»Wir sollten unterwegs etwas spielen, damit uns der Weg zu Jerrys altem Zuhause nicht so lang vorkommt«, brummte Ben vor sich hin.

»Gute Idee«, stimmte Konrad zu, »und an welches Spiel denkst du?«

»Ich dachte an: Wer erzählt die schönste Lügengeschichte?«

»Lügen kann ich aber nicht gut. Wenn ich lüge, dann schließe ich immer die Augen«, kam es von Konrad.

»Gut, dann sollten es Geschichten aus dem eigenen Leben sein, die etwas Wahrheit beinhalten, aber an einigen Stellen maßlos übertrieben oder geschummelt sind«, ergänzte Ben. Alle Unbunten nickten zustimmend und begannen sich eine schöne Geschichte auszudenken. Salvatore bestieg seine Transportlaterne, die am Halsband von Ben hing, und die vier Freunde schlenderten los. Konrad wurde ausgeguckt für die erste Erzählung. Die schwarze Rabenkrähe bemühte sich, ernsthaft zu bleiben, damit die Freunde nicht sofort merkten, welcher Teil der Geschichte übertrieben oder geflunkert war.

»Liebe Freunde, es war eines der schönsten Ereignisse meines Lebens. Es hatte eine riesige Welle der Aufmerksamkeit in allen Zeitungen der Region ausgelöst.« Schon nach diesem Satz schauten die übrigen Unbunten gespannt auf ihren gefiederten Freund.

»Ich war gerade zwei Jahre Anführer des großen Krähenschwarms von Mainz. Ich kann mich genauestens erinnern: Es war ein Mittwoch im Herbst und ich flog an der Spitze des Schwarms unsere tägliche Flugroute. Plötzlich kam dichter Nebel auf. Dummes Geschwätz, es war kein normaler Nebel, es war eine wahre Waschküche. Man sah den Flügel vor den Augen nicht mehr. Der Nebel zog in wenigen Minuten über die Stadt, so dass niemand aus meinem Schwarm den Nachbarvogel mehr sehen konnte. Alle Vögel versuchten meinem lauten Geschrei zu folgen und so den Anschluss zur Gruppe nicht zu verlieren. Ich musste mich so konzentrieren, dass ich nicht bemerkte, dass die Fluggeräusche um mich herum immer lauter wurden und ein seltsames Vogelgeschrei aufkam. Die Geräusche wurden immer extremer und ich begann mir Sorgen um meinen Schwarm zu machen, für den ich ja verantwortlich war. Der Dunst löste sich durch aufkommenden Wind ein wenig auf und ich leitete den Landevorgang auf einer Feuchtwiese in der Nähe des Rheins ein. Nach einer kurzen Erholung drehte ich mich vorsichtig um, denn aus dem lauten Geschrei wurde ein ohrenbetäubender Lärm. Was war passiert? Drei große Schwärme Zugvögel, Kiebitze, Wildgänse und Stare, mit tausenden von Tieren sind mir im dichten Nebel gefolgt. Sie hatten sich auf meine Führungsqualitäten verlassen und waren mit uns in der Nähe von Ingelheim sicher gelandet. In Windeseile erschienen viele Zeitungsreporter und fotografierten diese ungewöhnliche Zusammenkunft. Die Schlagzeile am nächsten Tag lautete: ›Krähenschwarm rettet Zugvögel im Nebel‹.

»Tolle, fantastico«, rief Salvatore begeistert.

»Wow, unglaublich, Konrad ein wahrer Held«, ergänzte Ben.

»Es ist eine Lügengeschichte«, rief Jerry, »das dürfen wir nicht vergessen.«

»Nicht alles ist gelogen«, kam es schmunzelnd von Konrad. »Der Nebel und die Tatsache, dass sich einige Vögel unserem Schwarm angeschlossen hatten, sind wahr.«

»Und der Zeitungsartikel?«, fragte Ben.

»Ist natürlich gelogen«, gab Konrad zu.

»Hasse aber tolle erzählt, binne stolz auf dich«, fügte der italienische Maulwurf hinzu.

»Zeitungsartikel«, das war das Stichwort für Salvatore, um mit seiner unterhaltsamen Geschichte zu beginnen.

»Iche war aber auch eine Star ine der Medienlandschaft, iche habe für enormi, äh, riesige Schlagzeilen ine Italia, Europa, nein, der tutto, äh, der ganzen Sportwelt gesorgt.« Alle Augen richteten sich auf den kleinen schwarzen Erdgraber.

»Leg los«, rief Jerry, »das wollen wir hören« und lachte schon, bevor er auch nur ein Wort gehört hatte.

»Also«, begann Salvatore, »esse war an einem glorioso, äh, herrlichen Sommertag in Norditalien. Iche buddelte so vor mich hin und war dabei so begeistert über die lockere Erde und die vielen Würmer, dass iche niche bemerkte, dass iche mich inmitten eines Golfplatzes befand. Meine letzten großen Erdhaufen hatte iche aus Versehen direkt neben dem Grün des 18. Loches aufgeworfen. Das wäre ja noch keine Pressenachricht wert gewesen, wenn nicht gerade ein großes und traditionsreiches Golfturnier stattgefunden hätte. Die letzten Spieler, die beiden führenden ine der Gesamtwertung, schlugen nacheinander ab. Nur ein Schlag trennte die beiden Spieler. Der Golfball des bis dahin erstplatzierten Spielers landete auf meinem größten Erdhügel une lief von dort langsam, aber unaufhaltsam ine den Wassergraben. Strafschlag! Jetzt holte der zweitplatzierte aus, une der Golfball flog genau in dieselbe Richtung.

Er traf auch auf meinen großen Erdauswurf, lief von dort aber ine die andere Richtung und direkt ins Loch mite nur einem Schlag.

›Buco in uno‹, äh ›hole in one‹. Das war der Sieg. Und die Schlagzeile ine allen Sportseiten der Weltpresse lautete: Maulwurf entscheidet das internationale Golfturnier vone Norditalien.«

»Eine unglaublich schöne Geschichte«, riefen die anderen Unbunten.

»Aber welcher Teil ist davon wahr?«, fragte Ben. Bevor jedoch Salvatore etwas zu den gelogenen Anteilen der Geschichte sagen oder ein anderer mit seiner Geschichte beginnen konnte, bemerkte Jerry, dass sie ihr Ziel, das Haus des Professors, erreicht hatten.

Allen vier kam der Weg sehr kurz vor. Das Erzählen der Lügengeschichten hatte so viel Freude bereitet, dass die Zeit wie im Fluge vergangen war.

»Hier habe ich gelebt, bevor ich euch getroffen habe«, begann Jerry zu erzählen. »Ich hatte eine wunderschöne Zeit bei dem Professor und seiner Frau Lilo.« Doch plötzlich unterbrach er seine Ausführungen, denn er entdeckte, dass das Fenster an der Westseite des Hauses durch den Sturm in der Nacht zerstört worden war. Ihm war sofort klar, dass er irgendetwas unternehmen musste, denn wenn Regen in das Haus eindringt, werden die wertvollen Bücher des Professors zerstört. Das Loch in dem Fenster war so groß, dass selbst Ben mit Salvatore an seinem Halsband ohne große Probleme ins Haus krabbeln konnte. Kaum hatte der letzte Unbunte den Boden des Arbeitszimmers betreten, hörten sie ein »Uhuhu, Uhuhu« und etwas Großes mit riesigen Flügeln flatterte durch den Raum. Jerry bekam sofort heftigen Schluckauf. Die »Hicks« waren bald so laut wie das Flügelgeflatter des unbekannten Flugobjekts.

Ben verkroch sich mit Salvatore unter den Schreibtisch und Konrad saß mit Jerry ganz fest am Bücherregal angelehnt, in der Hoffnung, dass dieser Spuk bald vorbei ist und man erkennen konnte, was dort in der Luft kreiste. Urplötzlich war es leise und der große Vogel hatte nicht, wie gehofft, das Arbeitszimmer wieder durch das Fenster verlassen, sondern saß, nachdem er seine riesigen Flügel eingeklappt hatte, auf dem Schreibtisch.

»Ihr könnt wieder herauskommen, ich tue euch nichts«, sagte der unbekannte Vogel. Ganz vorsichtig krochen die Unbunten aus ihrem Versteck und alle erkannten, dass eine große Eule den Platz des Professors eingenommen hatte.

»Das passt«, sagte Jerry, »die Eule ist nämlich das Symbol der Weisheit und der Philosophie. Der Professor hätte seine wahre Freude.«

»Une wie verhält sich die Eule zu Maulwürfen?«, kam es ängstlich von Salvatore. »Auch kluge Eulen müssen essen. Weisheit hin oder her.«

»Auch wenn du sehr leise gesprochen hast, ich habe dich verstanden. Du musst nicht ängstlich sein, du stehst nicht auf meiner Speisekarte«, versuchte die Eule Salvatore zu beruhigen. »Und darüber hinaus esse ich keine Tiere, die ich persönlich kennengelernt habe. Ich heiße Frieda-Sofie und kenne nahezu alle Tiere hier in der Umgebung und lebe normalerweise auch im Wald. Gestern Nacht aber musste ich mir bei dem Unwetter doch einen sichereren Platz suchen«, was die Unbunten sehr wohl nachvollziehen konnten.