Die Vampirschwestern 3 – Das Buch zum Film - Franziska Gehm - E-Book

Die Vampirschwestern 3 – Das Buch zum Film E-Book

Franziska Gehm

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Beschreibung

Das Buch zum Kinofilm "Die Vampirschwestern 3 – Reise nach Transsilvanien" nach der Vorlage des Bestsellers von Franziska Gehm – mit den schönsten Filmfotos! Eigentlich hatten Silvania und Daka schon genug Probleme, schließlich sind sie gerade in der Pubertät und das ist für Halbvampire, die versteckt in Deutschland leben, schon eine ganz schön schwierige Angelegenheit. Silvania wollte Jacobs Jacke wirklich nicht mit ihrem heißen Blick in Brand setzen und auch ihre Eltern hat sie nur unfreiwillig hypnotisiert … Doch dann kommt es noch schlimmer, denn die dunkle Königin Transsilvaniens hat es auf ihren kleinen Halbvampirbruder Franz abgesehen und ihn entführt. Klar, dass die Familie Tepes Franz nicht kampflos aufgeben wird! Mehr Infos rund um die Vampirschwestern unter: www.vampirschwestern.de

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Das Schwarze Schloss

Es war eine tiefschwarze Nacht – so dunkel und finster wie die Nächte nur in einem Land dieser Welt sein können. Ein Land, von dem seit Anbeginn der Zeit gruselige Geschichten erzählt werden. Wo die Wälder feucht und modrig sind. Die Tage kurz. Und die Nächte lang. Wo das fahle Mondlicht auf blasse Wesen scheint, die sich von Blut ernähren. Von frischem Blut. Menschenblut. Dieses Land heißt Transsilvanien und ist die Heimat der Vampire.

Über Jahrtausende hinweg kannte man hier nur einen Herrscher: Graf Dracula, Seine unverbesserliche Schrecklichkeit. Doch auch ein traditionsbewusstes Volk wie das der Vampire hat sich im Laufe der Jahrhunderte verjüngt. So folgten auf den alten Grafen viele andere Herrscher über Transsilvanien. Furchterregende und mächtige Herrscher. Zuletzt niemand Geringeres als Antanasia, Ihre unerhörte Schönheit. Tief verborgen im Wald stand ihr Schloss, das im Vampirmund nur Das Schwarze Schloss genannt wurde. Antanasia war ebenso mächtig, wie sie schön war, und ebenso stark, wie sie schlau war. Ihre Macht ging weit über die Grenzen Transsilvaniens hinaus bis in die entlegensten Zipfel der Erde. Sie wusste über jede noch so versteckt lebende Vampirfamilie Bescheid und eine davon hatte ihr ganz besonderes Interesse geweckt. Eine Familie, die in einem fernen Land lebte, das Deutschland hieß. Mit dieser Familie hatte Antanasia Großes vor und die Zeichen dafür standen günstig. Sehr günstig. Antanasia hob ihren langen weißen Finger und sogleich flatterte eine Fledermausbotin herbei und ließ sich darauf nieder. Die Fledermaus sah ihrer Herrscherin tief in die Augen. Antanasia beugte sich vor und flüsterte der Fledermaus etwas ins Ohr. Diese schloss kurz die Augen, breitete ihre Flügel aus und erhob sich geräuschlos. Sie flog eine Runde durch den prunkvollen Thronsaal des Schwarzen Schlosses und entschwand durch die verwinkelten Gänge in die Finsternis. Die Fledermaus flog in den dichten Wald Transsilvaniens und hinweg über raue Gebirge und rauschende Flüsse. Alles, was die Fledermaus sah – ein Wolfsrudel auf der Jagd, Vampire im Anflug auf ein einsam gelegenes Bauernhaus und das Licht des Mondes, das auf den Wellen der Flüsse tanzte –, konnte Antanasia durch ihr Monokel beobachten, welches sie stets an einer Kette um ihren Hals trug.

„Flieg weiter, flieg immer weiter!“, flüsterte Antanasia.

Und die Fledermaus flog immer weiter nach Westen. Der Morgen graute und die Fledermaus flog und flog, bis die Sonne hoch am Himmel stand. Über Wiesen und Täler, Wälder und Straßen. Erst als die Sonne schon fast wieder untergegangen war, flatterte die Fledermaus über ein paar Felder auf eine Stadt zu. Es war eine Stadt in Deutschland. Sie hieß Bindburg. Als die Fledermaus am Rande der Stadt auf ein Haus mit schiefen Fensterläden zusteuerte, richtete Antanasia sich gespannt auf. Das Haus stand im Lindenweg und hatte die Hausnummer 23. Es stand in einem romantisch verwilderten Garten und war über und über mit Efeu bewachsen. Die Fledermaus landete auf einem Fensterbrett im Erdgeschoss des alten Hauses und lugte neugierig hinein. Antanasia folgte dem Blick der Fledermaus und ihre Augen blitzten auf. Aus ihrem dunkelrot geschminkten Mund entfuhr ihr ein schreckliches Fauchen. Sie verzog ihre Lippen zu einem diabolischen Lächeln und entblößte ihre furchtbar spitzen Eckzähne …

Furzgranaten-Alarm

Dakaria und Silvania Tepes entblößten ebenfalls ihre Eckzähne. Aber nicht, weil sie wussten, dass sie beobachtet wurden, sondern weil ihre regelmäßige Dentiküre anstand. Die beiden Zwillinge standen vor dem großen Spiegel im Flur und feilten ihre Eckzähne. Dakaria, genannt Daka, musste sich dabei besonders anstrengen, denn ihr Spiegelbild war immer leicht verschwommen. Silvania strengte sich auch besonders an, aber vor allem deshalb, weil sie nicht wollte, dass jemand ihre langen spitzen Eckzähne bemerkte. Mit „jemand“ waren die Menschen gemeint. Daka und Silvania waren nämlich waschechte Vampire. Oder besser gesagt: Halbvampire. Ihr Vater war Mihai Tepes, seines Zeichens stolzer Vampir aus der Vampirmetropole Bistrien in Transsilvanien. Dort war er vor mehr als 13Jahren einer wunderschönen Frau mit wilden Wuschellocken, verträumten Augen und zartrosa Lippen begegnet. Das Verführerischste an ihr war ihr Duft gewesen. Unwiderstehlich für einen Vampir im schwarzen Saft seines Lebens. Mihai flopste sich an die unbekannte Frau heran (flopsen heißt übrigens nicht „ranmachen“ im Sinne von „flirten“, sondern sich in geradezu übermenschlicher Schnelligkeit von einem Ort zum anderen bewegen). Mihai flopste sich also hinter die Frau und tat, was ein Vampir tun musste: Er biss zu. Doch anstelle von weicher Haut und warmem, süßem Blut schmeckte Mihai hartes, bitteres Plastik. Die Frau trug eine Halskrause, weil sie sich bei einem Sturz verletzt hatte. Sie blickte auf und sah dem Vampirmann in die Augen. Dunkle, verwegene Augen, die von einem Leben voller Gefahr erzählten. Mihai blickte in sanftmütige Augen, die von einem Leben voller Geborgenheit und Liebe erzählten. Er verliebte sich auf der Stelle in die Frau, die Elvira hieß. Und Elvira verliebte sich auf der Stelle in diesen Vampirmann, sodass sie bald Elvira Tepes hieß. Schon bald nach der Hochzeit bekamen Mihai und Elvira die Zwillinge Silvania und Dakaria. Die beiden Halbvampirinnen glichen ihren Eltern in vielerlei Hinsicht. Silvania hatte lange dunkelblonde Locken und kleidete sich gern verspielt mit Rüschen und Spitzenkleidern und sie war sehr menschlich, so wie ihre Mutter. Daka dagegen liebte schwarze Lederjacken, wild frisierte, kurze schwarze Haare und in ihr loderte viel wildes Vampirblut. Ganz wie in ihrem Vater. Obwohl sie so unterschiedlich waren, hielten die beiden Schwestern immer fest zusammen. Das war in Transsilvanien so und vor allem, seit sie vor einiger Zeit von Bistrien nach Bindburg gezogen waren. Die Eingewöhnung in Deutschland war nicht ganz leicht gewesen, weder für Daka noch für Silvania.

Silvania hatte sich riesig auf Deutschland gefreut, weil in ihr die menschliche Seite viel stärker war und sie diese hier voll ausleben wollte. Aber sie hatte feststellen müssen, dass sie eben auch ein halbes Vampirmädchen war und ein Neuanfang als volles Menschenmädchen nicht so einfach war.

Daka fand Deutschland von Anfang an langweilig. Alles war ihr zu ordentlich und niemand durfte wissen, dass sie Halbvampirin war. Sie durfte nicht fliegen, nicht flopsen und musste tagsüber in die Schule und nachts schlafen. Daka zog es immer wieder zurück nach Bistrien. Dennoch hatten die Vampirschwestern in Deutschland gute Freunde gewonnen. Allen voran Helene, das coolste Menschenmädchen aller Zeiten. Helene liebte Friedhöfe, Monstertattoos und hatte kein Problem mit Vampirfreundinnen. Na ja. Am Anfang war sie schon etwas erschrocken gewesen, aber da sie gerne flog, waren ihre Vorbehalte schnell verflogen (im wahrsten Sinne).

Und Helene hing gerne ab. Sie hatte nichts dagegen, dass die Vampirschwestern dies am liebsten kopfüber an einer Stange taten.

Außerdem liebte Helene Geheimnisse. Sie selbst trug ein Hörgerät, was niemand wissen durfte. Die Vampirschwestern waren Halbvampire, was auch niemand wissen durfte. Oder fast niemand. Und auch Ludo Schwarzer, der zu ihren Freunden gehörte, hütete ein Geheimnis. Er hatte die dunkle Gabe. Er konnte Dinge in der Zukunft sehen. Und sein Großvater war Ali Bin Schick, ein Zauberer. Geheimnisse verbinden.

Dagegen konnte Jacob Barton allerdings abstinken. An ihm war gar nichts Besonderes oder Geheimnisvolles, außer vielleicht, dass sein Vater Australier und seine Mutter, Franziska Barton, Autorin von Vampirromanen war. Und dass er Knoblauchbaguette mochte. Aber er hatte kein wirkliches Geheimnis. Außer vielleicht, dass er Silvania liebte. Das wussten aber alle. Und im Grunde war er damit doch etwas ganz Besonderes. Er war Silvanias Freund. Richtiger Freund. Mit Händchen halten und Küsschen geben.

Für Silvania war in Deutschland ein Traum wahr geworden, Knoblauchbaguette hin oder her. Sie hatte eine Menschenfreundin (Helene), einen Menschenfreund (Ludo) und einen Menschenfreundfreund (Jacob) gefunden.

Daka war mit den neuen Freunden in Deutschland zwar auch glücklich, aber sie sehnte sich nach wie vor mehr nach Vampiren. Sie war volle Blutwurstkanone verknallt in Murdo Dako-Apuseno, Sänger der obergrottenmuffencoolsten Band der Vampirwelt: Krypton Krax!

Vor Kurzem hatte sie Murdo sogar persönlich kennengelernt, als sie heimlich auf ein Konzert von Krypton Krax geflogen war. Krypton Krax hatte in Deutschland gespielt und Daka hatte vor der Bühne richtig abgerockt. Und dann war etwas passiert: Murdo hatte sie, Dakaria Tepes, auf die Bühne geholt! Nach dem Konzert durfte Daka dann sogar mit in den Backstagebereich und Murdo richtig kennenlernen. Murdo fand Daka auch obergrottenmuffencool. Er hatte einen Song für sie geschrieben und wollte sie sogar mit auf seine Welttournee nehmen. Im letzten Moment hatte sich Daka aber für ihre Freunde und ihre Familie und ihr Leben in Deutschland entschieden. Manchmal bereute sie das heimlich. Aber dann streichelte sie einfach Karlotta, Murdos Schleimtier. Karlotta hatte sich Herz über Schleim in Dakas Schleimtier, Karlheinz, verliebt. Und Murdo hatte Karlotta in Dakas Obhut gegeben, damit die beiden verliebten Schleimer zusammen sein konnten.

Nachdem die Vampirschwestern mit der Dentiküre fertig waren, gingen sie ins Wohnzimmer. Daka lief zum Schleimtier-Haus auf dem Fensterbrett und kraulte Karlheinz und Karlotta die glitschigen Bäuche, woraufhin diese genüsslich furzten. Das ist so eine Eigenart von Schleimtieren. Sie schleimen nicht nur, sie pupsen auch gern.

„Bin ich denn hier nur noch von Stinkern umgeben?“, beschwerte sich Silvania. Silvania hatte eine feine Nase, die nur bei Jacob eine Ausnahme machte, wenn er mal wieder Knoblauchbaguette gegessen hatte.

„Ist doch süß!“, meinte Daka und grinste.

„Ja, bei Franz ist das süß, aber nicht bei diesen Schleimbolzen da!“, motzte Silvania.

Franz war neu in der Familie Tepes. Er war die süßeste Furzgranate der Welt. Er war der Bruder von Daka und Silvania. Ein kleines Halbvampirbaby mit viel vampirischem Blut. Schon im Bauch hatte er die ersten Flugübungen gemacht und Mama Elvira war so während ihrer Schwangerschaft immer wieder durch plötzliche Flugmanöver aufgefallen. Und das, obwohl sie selbst das Fliegen in der Öffentlichkeit und bei Tageslicht verboten hatte. Aber wie erklärte man das einem ungeborenen Halbvampir-Baby im Bauch? Wenn es schon ihre zwei Teenie-Töchter nicht immer einsahen. Aber immerhin war Elvira die erste Schwangere, die sich nicht wie ein Walross, sondern wie eine schwebende Elfe gefühlt hatte. Na ja. Fast. Einmal hatte sie sich als Mastsau kurz vor dem Schlachtfest bezeichnet. Aber das war kurz vor der Geburt gewesen. Da sagen Frauen solche Sachen. Dann war der kleine Franz auf die Welt gekommen und alle verliebten sich heiß in ihn. Elvira sowieso.

Mihai hatte sich zwar ein Mädchen gewünscht, summte dem kleinen Franz aber liebend gerne seine transsilvanischen Heimatlieder ins Ohr.

Silvania hätte auch lieber eine Schwester gehabt, die so war wie sie, fütterte ihren kleinen Bruder aber hingebungsvoll mit Blutfläschchen und Blutwurstbrei.

Daka war begeistert von dem wilden Babybruder. Sie übte fleißig Flugrolle vor- und rückwärts mit ihm. Damit er sich nicht stoßen konnte, hatte sie ihm sogar einen Helm besorgt.

Franz war das Größte, was den Vampirschwestern in Deutschland passiert war. Sogar größer als Jacob und Murdo zusammen. Aber das flüsterten sie natürlich nur dem kleinen Babybruder ins Ohr. Geschwisterliebe war außerdem etwas ganz anderes, als in einen Jungen verknallt zu sein. Gleiches Blut verbindet. Vor allem Halbvampirblut!

„Komm, lass uns Fotos auf dem Vamplet sortieren!“, schlug Silvania vor.

Die beiden Schwestern bastelten an einem Babyalbum, das sie Franz zum ersten Geburtstag schenken wollten.

„Einverstanden“, meinte Daka und flopste sich auf das Sofa.

Silvania setzte sich dazu und schaltete das Vamplet ein. „Das nehmen wir jedenfalls als Deckblatt für unser Fotobuch“, entschied Silvania und zeigte auf ein Bild von ihnen und ihren Eltern. Elvira war darauf hochschwanger und stand ausnahmsweise mit beiden Füßen auf dem Boden.

„Boi.“ Daka nickte.

Silvania wischte über das Vamplet, überblätterte Bilder mit Franz, Helene und Ludo und blieb seufzend bei einem Bild hängen: „Guck mal. Jacob und Franz. Wie süüüß!“

Daka rollte mit den Augen, sagte aber nichts. Wenn Silvania nämlich einmal anfing, von Jacob zu schwärmen, hörte sie so schnell nicht wieder auf. Daka war da ganz anders. Sie gab gar nicht gern zu, dass sie in Murdo verknallt war.

Die Vampirschwestern vertieften sich weiter in die Bilder. Sie bemerkten die Fledermaus nicht, die schon vor einer Weile auf der Fensterbank gelandet war und ins Wohnzimmer der Familie Tepes schaute.

Nur Silvania sah einmal kurz auf, als die Fledermaus nach einer Mücke schnappte, die im Abendlicht ihr Tänzchen abhielt. Ihren letzten Tanz in diesem Fall.

Doch Silvania entdeckte die Fledermaus nicht.

„Haben wir auch ein Bild von Ursula? Die muss unbedingt mit rein“, sagte Daka.

„Na klar, mach weiter!“, meinte Silvania und sie betrachteten Bilder von der schwangeren Ursula. Ursula war Krankenschwester in dem gleichen Krankenhaus, in dem Mihai Tepes in der Gerichtsmedizin arbeitete. Auch sie arbeitete am liebsten nachts und hielt sich hin und wieder länger als erlaubt in dem Kühlraum mit den Blutkonserven auf. So hatten sich die beiden kennengelernt. Wie Mihai war Ursula ein versteckt lebender Vampir. Oder eine Vampirin. Eines Tages wurde der Nachbar von Familie Tepes, Dirk van Kombast, seines Zeichens Pharmavertreter und selbst ernannter Vampirjäger, verletzt in das Krankenhaus eingeliefert. Dort hatte er sich in die sanften Hände von Schwester Ursula ergeben und sich unsterblich in sie verliebt. Dass sie eine Vampirfrau war, wusste er nicht. Für ihn war Ursula ein wunderschöner blonder Engel! Und dass er ein Vampirjäger war, wusste Ursula zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Für sie war Dirk van Kombast ein unwiderstehlich duftender und sehr charmanter Mann.

Obwohl Ursula inzwischen sein Kind erwartete, mit Sicherheit einen kleinen Halbvampir oder eine kleine Halbvampirin, hatte Ursula ihm noch immer nichts verraten. Frauen haben eben Geheimnisse, sagte Ursula immer, wenn Silvania oder Daka sie drängten, Dirk van Kombast die Wahrheit zu sagen. Aber wie sagte man einem Vampirjäger, dass man ein Vampir war? Dirk van Kombast jagte nämlich Vampire, seit solche Kreaturen seine Mutter in den Wahnsinn (genau genommen in das Irrenhaus) getrieben hatten. Keiner hatte ihr geglaubt, dass sie Vampiren begegnet war. Herr van Kombast wollte der Menschheit beweisen, dass es Vampire wirklich gab und dass seine Mutter nicht verrückt war. Dass er diesen Beweis genau vor seiner Nase hatte und auch noch heiß verliebt in ihn war, ahnte er nicht.

Daka schaute auf ein Foto und kicherte: „Herr van Kombast kann echt so bescheuert gucken! Weiß er jetzt eigentlich, dass er ein Halbvampir-Baby bekommt?“

Silvania schüttelte den Kopf. „Nee, ich glaube, Ursula hat es ihm noch immer nicht gesagt.“

„Pff.“ Daka zuckte mit den Schultern. „Als ob das so schlimm wäre. Halbvampire sind doch megamuffencool. Oh, wie süß. Franz spielt mit Karlheinz und Karlotta.“

„Du meinst, er pupst mit ihnen um die Wette“, kommentierte Silvania die Fotos.

In diesem Moment pupste es im Flur und Elvira erschien im Bademantel mit dem kleinen Franz im Arm in der Tür.

„So, Zeit fürs Bett, ihr Fledermäuschen!“, rief sie.

Silvania und Daka sprangen sofort auf und überfielen ihren kleinen Bruder mit herzhaften Knutschern. Sie kneteten seine dicken Ärmchen und Beinchen und zwickten in seine herrlichen Bäckchen.

„Boi noap!“, riefen sie. Immer weiter küssten und kuschelten sie Franz, bis Elvira ihn lachend an sich zog.

Und noch jemand konnte sich gar nicht an dem Anblick des kleinen Franz sattsehen.

Antanasia starrte wie gebannt durch ihr Monokel auf den kleinen Halbvampir. Von ihren Eckzähnen tropfte etwas Speichel und sie leckte sich die Lippen.

Doch plötzlich erschien ein grünliches, schleimiges Etwas in ihrem Monokel.

„AAAAHHHH!“, angeekelt ließ Antanasia das Monokel fallen.

Karlheinz hatte die neugierige Fledermaus mit ihren verdächtig glühend roten Augen auf dem Fensterbrett entdeckt und ihr seine Schleimfratze entgegengestreckt. Karlheinz war nämlich mehr als nur ein Schleimtier. Er war auch mehr als ein Haustier. Er selbst bezeichnete sich als ein Wachtier. Klein, aber oho! Wütend starrte er die Fledermaus an, die sich sogleich umdrehte und die Fliege machte. Oder die Fledermaus. Karlheinz sah ihr misstrauisch nach und beschloss, wachsam zu sein. Noch wachsamer als sonst.

„Boi noap, ihr zwei Süßen!“ Daka beugte sich über Karlheinz’ und Karlottas Häuschen und schaltete das Licht aus.

Boi noap hieß Gute Nacht in der Vampirsprache Vampwanisch.

Karlheinz rutschte ganz nah an Karlotta, die ihm zwei schöne Schleimschmatzer verpasste. „Schwoi schwapp!“, wünschte sie. Das war die Schleimtiersprache Schleimisch und hieß auch Gute Nacht.

Daka tapste in ihr Bett. „Gute Nacht, Silvania!“, wünschte sie.

„Gute Nacht, Daka!“, flüsterte Silvania.

„Gute Nacht, Mama!“, rief Daka.

„Gute Nacht, Fledermäuschen!“, murmelte Elvira.

„Gute Nacht, Papa!“, rief Silvania.

„Boi noap, alle miteinander!“, brummte Mihai zurück.

„Gute Nacht, Franz!“, säuselte Silvania.

„Wäääh!“, machte Franz.

„Gute Nacht, Karlheinz!“, rief Daka.

„Schwoi schwapp!“, fiepte Karlheinz, aber das verstand leider keiner. Familie Tepes sprach kein Schleimisch.

„Karlheinz?“, hakte Daka nach.

PUPS!, machte Karlheinz.

Das verstand die Familie Tepes und lachte sich in den Schlaf. Niemand ahnte, dass schon bald nichts mehr sein sollte, wie es war … bis auf Karlheinz vielleicht. Der träumte wirres Zeug von Daka in einem schwarzen Schloss umgeben von dunklen Gestalten, die … Schleimgebadet wachte Karlheinz auf, pupste erschrocken und dachte darüber nach, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Er hatte sich so echt angefühlt. Und diese neugierige Fledermaus vorhin war ihm noch immer nicht geheuer. Sie hatte so einen starren Blick gehabt. Karlheinz kam aus Transsilvanien, Daka hatte ihn dort liebevoll im Schleimtierunterricht gezüchtet und mit nach Deutschland gebracht. Und Karlheinz meinte, dass diese Fledermaus aus seiner alten Heimat kommen musste. Sie war schwärzer als die deutschen Fledermäuse. Und ihre roten Augen waren so stechend gewesen. Gierig. Vielleicht sollte er mal Dakas Freund Ludo Schwarzer fragen. Der kannte sich doch mit Ahnungen und Träumen aus. Aber wie sollte er Ludo fragen? Soweit Karlheinz wusste, sprach Ludo kein Schleimisch. Wie die meisten Menschen. Karlheinz seufzte. Nicht mal Daka konnte ihn verstehen. Wobei sie ein bisschen Zeichensprache konnte. Ihr Kraulen und Knutschen war ganz passabel. Zum Glück hatte Karlheinz seine Karlotta. An diese kuschelte sich Karlheinz dann auch und schlief schon bald ruhig ein.

Heiße Blicke

Der nächste Tag war für Silvania ein Albtraum, der sich leider nicht nur echt anfühlte, sondern auch echt war. Sport stand auf dem Stundenplan. Silvania hasste Sport. Das war noch viel schlimmer als Fliegen.

Frau Bönisch, die Sportlehrerin, war wie immer gnadenlos. Mit der Trillerpfeife im Mund rannte sie über den Platz und die Klasse hechelte hinterher. Also ein paar Schüler wie Jacob liefen locker hinter ihr her, auch Helene und Ludo hielten sich ganz gut, aber Silvania hechelte fürchterlich.