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Aus dem Inhalt: Man darf wohl den Satz aussprechen, dass unheilbare Krankheiten immer naturwidrig sind. Die Zerstörung des menschlichen Gebisses, die Lähmung des Darmes und die daraus entstehende Autointoxikation, die Schädigung der Einsonderungsdrüsen, der Kreislauforgane, die Erblindung, der Gehörverlust, die Geschwülste, die Geisteskrankheiten usw. — das alles ist naturwidrig. Der Kundige weiß, dass die Weisheit, die in dem Kunstwerk der Schöpfung, im Körper, waltet, unter Anwendung der sinnreichsten Schutzmaßnahmen jedes Organ und das Ganze zu erhalten strebt. Was also immer unheilbare Krankheiten verursacht, es hat die Macht, das Walten jener Weisheit zu verhindern oder zu besiegen. Die Heilnahrung erwies sich unerwarteter Weise als ein diagnostisches Mittel, um unter den vielen Krankheiten mit unbekannter Ursache festzustellen, ob bei ihrer Entstehung die Missernährung eine ursächliche Rolle spielt. Die Ausbeute übertrifft alle Begriffe. Niemand hat jemals nur geahnt, in welch riesenhaftem Umfange die Ernährung für den Menschen zur Krankheitsursache werden kann, aber noch weit weniger, welche immense Heilkraft der Heilnahrung, zu der jetzt auch die wohldosierte Besonnung der unbekleideten Körperoberfläche gezählt werden muss, innewohnt. Gemessen an der Wirklichkeit waren unsere bisherigen Vorstellungen über die Kraft und Wirkung der Nahrung auf die Gesundheit nichtssagend, oberflächlich und irrig. Selbst im Gebiete der Infektionskrankheiten fällt der Nahrung eine höchst wichtige Rolle zu, da die Forschung nachweisen konnte, dass die Beschaffenheit der Nahrung die Widerstandskraft gegen Bakterien, die Immunität, erhöht oder erniedrigt. Wenn es in der Welt etwas gibt, was der krebsverseuchten, zivilisierten Menschheit wieder helfen kann, so ist es die Ehrfurcht vor der vegetabilen Rohkost. Diese ist es, was der Zahnkaries Halt gebietet, was mit ihrem vollen Jodgehalt, mit ihren Vitaminen und Mineralien der Kropfkrankheit entgegentritt, was die Stuhlverstopfung beseitigt, was die normalen chemisch-physikalischen Gleichgewichte im Blute und in den Geweben wieder herstellt und den Zellen die verbrauchten Lebensenergien wieder zurückgibt. Vergessen wir nicht: wo Zahnfäule, Kropf und Stuhlverstopfung herrschen, da gedeiht auch der Krebs. Man setze die vegetabile Rohkost wieder in ihre natürliche Vorzugsstellung in der menschlichen Ernährung ein, und man wird sehen, dass sie die mächtigste Hilfe ist, um den ganzen Komplex der Ernährungsfehler, der in verderblichem Zusammenspiel bis zur Krebskrankheit führt, zu überwinden. Das ist der goldene Weg zur Verhütung der Krebskrankheit! Inhalt: Einleitung Das Inferno des Unheilbaren Die Ursachen des Unheilbaren Die hauptsächlichsten Fehler in der Ernährung der zivilisierten Völker Die Verbesserung der Volksgesundheit Erstveröffentlichung: Wendepunkt-Verlag 1934 Autor: Dr. med. Max Bircher-Benner 2. E-Book-Auflage 2018 Umfang: ca. 80 Buchseiten
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Seitenzahl: 108
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Dr. med. Max Bircher-Benner
Die Verhütung des Unheilbaren
Bitte beachten Sie dass einige Ausführungen in vorliegender Schrift nicht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechen. Dr. Max Bircher-Benners Methoden haben sich dennoch in der praktischen Ausführung bereits tausendfach bewährt. Um etwaige Risiken zu vermeiden, sprechen Sie bitte vor Anwendung der im Inhalt geschilderten Ratschläge mit Ihrem Arzt. Der Verlag übernimmt keinerlei Haftung.
„Die Verhütung des Unheilbaren“ von Dr. med. Max Bircher-Benner
Erstveröffentlichung: Wendepunkt-Verlag 1934
Cover: Vincenzo Campi – The Fruit Seller
Überarbeitung: F. Schwab Verlag
Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de
Copyright © 2018 by F. Schwab Verlag
Impressum
Inhalt
Einleitung
Das Inferno des Unheilbaren
Die Ursachen des Unheilbaren
Die hauptsächlichsten Fehler in der Ernährung der zivilisierten Völker
Die Verbesserung der Volksgesundheit
Das Unheilbare sowohl wie auch die Frage seiner Verhütung sind Probleme des Lebens von solchem Umfange und so unerschöpflichem Inhalte, dass darüber im besten Falle nur eine bescheidene Auslese und ein lückenreiches Stückwerk vorgetragen werden kann. Vieles muss schon um der Zeit und des Raumes willen ungesagt bleiben; anderes — vielleicht das Wichtigste — bleibt deshalb ungesagt, weil es mit Worten nicht auszusprechen und vom menschlichen Vorstellungsvermögen nicht mehr zu erfassen ist. Wer auf Einwände und Widersprüche sinnt, wer das Positive, die Hauptsache, nicht sehen will, wird daher leichtes Spiel haben; die anderen aber bitte ich, diese sachlich bedingte Beschränkung nicht zu vergessen.
Die Wanderung durch das Reich des Unheilbaren, mit der unser Thema zu beginnen hat, führt uns zu düsteren Szenen menschlicher Not, körperlicher und seelischer Leiden, dorthin, wo bitteres Klagen und unerfüllbares Flehen um Hilfe herrschen. Wir treffen da auf Millionen von Mitmenschen, die, auf den Irrwegen des Lebens traumhaft wandelnd, ins Jammertal des Unheilbaren gerieten, wo sie eines schönen Tages erwachen und mit Schrecken ihrer Lage bewusst werden. „Warum“, fragen sie verzweifelt, „warum hat niemand uns gewarnt und gelehrt, solches Schicksal zu verhüten?“
Deshalb kommt nun heute der Arzt und sagt: „Ihr Wanderer auf den Irrwegen des Lebens, lernet das Unheilbare und die Wege, die hinführen, kennen, bevor es euch erfasst hat. Nur der entgeht ihm, der es früh genug ernst nimmt und mit kraftvollem Entschlusse seine Verhütung wirkt.“
Als Dante „in der Mitte seiner Lebensreise sich, verirrt in einem dunklen Walde, wiederfand, weil er vom rechten Wege abgewichen, und jeder Ausweg ihm versperrt war“, da kam, von der Himmelsmutter gesandt, Virgil zu ihm und sprach:
„Ich führe zu der Stadt voll Schmerz und Grauen,
Ich führe zu dem wandellosen Leid,
Ich führe hin, wo die Verlornen hausen.“
„Wir sind zur Stelle, wie ich kund dir tat,
Wo ich zu dem betrübten Volk dich bringe,
Das der Erkenntnis Gut verloren hat.“
„Da hob Gestöhn und Weh und Heulen an
Rings durch die sternenlose Luft zu hallen,
Dass anfangs ich zu weinen drob begann.“
Über der Eingangspforte dieser Stadt voll Schmerz und Grauen aber standen die Worte: „Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren.“ Dantes Weg zur Erlösung führte durch die Hölle, das Inferno, den Läuterungsberg, das Purgatorio, zum Paradiso. Das ist auch unser Weg des Heils. Das Unheilbare aber ist das wahre Inferno auf Erden, und jedes Wort, das Virgil spricht, gilt hier.
Während 43 Jahren ärztlicher Praxis sah ich Tausende mit unheilbaren Schäden, Schwächen, Minderwertigkeiten und Krankheiten vorüberziehen, sah ich das Unheilbare sich erstrecken und verschärfen über Generationen, über die Kette von Großeltern, Eltern, Kindern und Kindeskindern. Eine Fülle von eindrucksvollen Erlebnissen sammelte sich in mir und verdichtete sich schließlich zu einer Gestaltung, die einst griechische Meister als Gleichnis erschufen: zur Laokoongruppe. Vater und Söhne, zwei Generationen, stehen da von einer Riesenschlange umschlungen. Aus des Vaters Munde tönt der Schrei der Verzweiflung. Dieses Bild gewann in mir neues Leben: so sehe ich die Menschheit umschlungen von der Schlange des Unheilbaren und höre den millionenfachen Schrei der Not und der Verzweiflung. Doch diese Schlange umschlingt nicht nur zwei, sondern viele Generationen, nicht nur Individuen, sondern die Kette. Der Ruf nach Hilfe hallt als „Gestöhn und Weh und Heulen durch die sternenlose Luft“. Die Hilfe aber ist da: sie heißt Verhütung!
In derselben Zeit, da durch die Wucht des Erlebens dieses Gleichnis mich ergriff, stieß die wissenschaftliche Forschung auf die bisher verborgenen Ursachen des Unheilbaren. Mit der Entdeckung der Ursachen aber brachte sie uns auch die Möglichkeit der Verhütung. Nicht nur das Inferno auf Erden ist da, es gibt auch einen Läuterungsberg, den die Menschheit ersteigen kann. Das ist die frohe Botschaft, die ich Ihnen bringen möchte.
Wer vom Unheilbaren hört, denkt zuerst an jene Krankheiten, die nach der Erfahrung in der Regel allen bekannten Heilverfahren widerstehen und von den Kranken und ihren Angehörigen als tragisch und schicksalhaft empfunden, von den Nochgesunden aber gefürchtet werden: an die Geisteskrankheiten, die Krebskrankheit, die Lungenschwindsucht, die Rückenmarksleiden usf. Das menschliche Gemüt wird durch den Anblick dieser Leiden erschüttert. Es empfindet sie als unbarmherzige Vernichtung der Person oder des Lebens, als Grausamkeit, als Ungerechtigkeit, als Sinnlosigkeit. Die ursächlichen Zusammenhänge vermag es nicht zu erfassen. Darum sieht der Mensch das qualvolle Siechtum, das diese Krankheiten mit sich bringen, mit Grauen und weiß nicht warum und wozu.
Millionen werden jedes Jahr von solchen Krankheiten erfasst und ziehen weitere Millionen in Mitleidenschaft, sei es seelisch durch Leid und Not, oder sei es durch ökonomische Belastung. Die Nachkommen werden von der grausen Angst der erblichen Belastung erfasst. An solchen Leiden gemessen erscheint der Tod als Erlöser, und selbst der verfrühte, plötzliche, gewaltsame Tod eines Angehörigen wird tröstlicher empfunden, „weil er doch nicht lange leiden musste“.
Es gibt aber andere Masken des Unheilbaren, in denen es unscheinbarer, scheinbar weniger brutal, geräuschloser, in Wirklichkeit aber noch heimtückischer auftritt, und deshalb weniger beachtet wird und zu wenig Eindruck macht. Es geht zunächst nicht an das Leben, sondern macht nur die Organe, die Sinne, den Körper und den ganzen Menschen minderwertig, schwächt die Lebenskraft, raubt die Lebensfreude, den Fortpflanzungs- oder Zukunftswert. Es mischen sich in ihm Angeborenes, Vererbtes mit Erworbenem. Die Kette ist davon ergriffen.
Diese Masken des Unheilbaren überragen an Bedeutung jene erstgenannten, schweren und unheilbaren Krankheiten um das Vielfache. Sie sind heute auf allen Fronten des Lebens im Wachsen begriffen, breiten sich aus wie eine Sintflut, in der die Gesundheit und die Kraft der Konstitution der Menschheit versinken. Eine unheimliche, schleichende Vernichtung, ein Untergang vollzieht sich, wie sie die Geschichte der Menschheit noch nie gekannt hat. Das Eigenartige an diesem Geschehen aber ist, dass es die Aufmerksamkeit der Gemeinschaft nicht auf sich zieht, dass daher seine Bedeutung und Gefahr nicht erkannt wird, so dass jede wirksame Gegenwehr unterbleibt.
Im Gebiete der Infektionskrankheiten zum Beispiel handelt es sich ja stets um einen Kampf zwischen dem Bakterium und dem menschlichen Organismus. Das Bakterium ist der Angreifer, der Organismus der Verteidiger. In dem Kampfe hängt der Ausgang einmal von den Kräften des Bakteriums, dann aber von den Widerstandskräften des Menschen ab, von seiner Immunkraft. Die Infektionskrankheit lässt sich verhüten, indem man die Infektion verhindert. Diese Verhütung wird heute in vollem Maßstabe und mit großem Erfolge ausgeübt. Ist aber die Infektion eingetreten, so entscheidet die Widerstandskraft (Immunität) des menschlichen Körpers über den Ausgang. Zu den verborgenen, schleichenden Taten des Bösen, das das Unheilbare schafft, gehört auch die Schwächung der Immunität. Dieser Tat wird nun bei weitem nicht in ausreichendem Maße, nicht im Bereich des Möglichen, nicht in den Hauptursachen entgegengetreten. Wohl sucht man auf künstlichem Wege die Immunität herzustellen; die natürliche Immunität zu schützen und zu stärken, das wird vergessen.
Wie in diesem Beispiele, so ist das Verhalten auf dem ganzen, großen Gebiete des Unheilbaren. Es werden uns noch viele Beispiele begegnen. Gerade das, was jede Vernunft in unserer selbstbewussten Zeit des Fortschritts erwartet, ein Aufgebot aller guten Kräfte zu zielbewusstem, wohlorganisiertem Abwehrkampfe, geschieht nicht.
Das darf nicht weiter so bleiben. Wir wollen zusammen unsere Augen auf das Unheilbare richten. Wir wollen es kennenlernen. Wir wollen seine Ursachen erfassen und sehen, ob uns nicht die Kraft zur Verhütung daraus erwächst. So bitte ich Sie denn, mir auf einer Wanderung durch das Reich des Unheilbaren zu folgen.
Zahnkrankheiten — Darmstörungen — Senkung der Eingeweide — Schädigungen der Verdauungsdrüsen — Zuckerkrankheit — Chronische Magenleiden — Störung der Einsonderungsdrüsen: Schilddrüsenerkrankung, Kropfbildung, Erkrankung der Hirnanhangdrüse — Herzkrankheiten — Rheuma — Chronische Hautflechte — Migräne — Rachitis — Stoffwechselkrankheiten — Geisteskrankheiten.
Gleich zu Beginn stößt der Wanderer auf die allgemeine, fortschreitende Vernichtung des menschlichen Gebisses. Sie tritt in dreifacher Krankheitsgestalt auf: als Zahnfäule oder Karies, als Zahnfach- und Zahnfleischtaschen-Erkrankung oder Paradentose und Alveolarpyorrhoe und als Kieferverkümmerung oder Malokklusion.
Der Zahnfäuleprozess hat seine Vorbedingung, also seine Hauptursache, in einer Minderung der Zahnhärte, einer Erweichung des Zahnes von innen her durch eine abnorme Beschaffenheit des seine Haargefäßnetze durchströmenden Blutes. Sowohl das Haargefäßnetz des Zahnmarkes, wie diejenigen der Zahnwurzelhaut und des Zahnfleisches erwiesen sich bevorzugt empfindlich auf abnorme Blutveränderungen. Den Anfang der Zahnfäule und den Boden, auf dem sie wächst, bildet also eine verschlechterte Zahnernährung. Am schlechternährten, erweichten Zahn kommt es zu Einbrüchen des Schmelzes (Emailüberzuges), wodurch der Zahn dem Angriff von Säuren und Bakterien zugänglich wird. An den eröffneten Stellen bilden sich nun Geschwüre, die zu Fäulnishöhlen werden, immer tiefer ins Innere gegen das Zahnmark hin vorrücken, bis auch dieses durch Bakterieneinwanderung in Entzündung gerät. Wachsende Schmerzen begleiten den Prozess; Eiterungen um die Zahnwurzel gesellen sich hinzu. Es bilden sich Zahnabszesse. Zahn um Zahn wird von diesem Krankheitsprozess ergriffen, bis schließlich das ganze Gebiss zerstört ist.
Die Zahnärzte leisten eine ungeheure Arbeit, um die ergriffenen Zähne zu retten. Jedes Fäulnisloch wird gereinigt, desinfiziert und mit erhärtetem Material (Amalgam, Zement, Porzellan) ausgefüllt und verschlossen. Wo die Zahnkrone zu weitgehend zerstört ist, wird eine künstliche Goldkrone aufgesetzt, so dass sich der Zahn am Kauakt wieder beteiligen kann. Doch alle diese sorgfältige und kunstvolle Arbeit garantiert keineswegs eine Rettung des kranken Zahnes. Langsam schleichend bilden sich um die Wurzelspitzen von vielen plombierten Zähnen herum Bakterienherde, die sich in den Kieferknochen ausdehnen. Man nennt diese Herde Granulome. Aus den Granulomen sickert ein leiser Strom von Giften in die Lymphbahnen des Knochens und von da ins kreisende Blut, sich nun über den ganzen Organismus verbreitend; oft wandern auf dem gleichen Wege auch die Bakterien in die Lymphbahnen und ins Blut. In dem Körper, dessen geschwächte Widerstandskraft sich schon im Weichwerden der Zähne offenbarte, führt nun diese Einwanderung von Bakterien und ihren Giften zu schweren Erkrankungen, zuerst zu chronischer Halsmandelentzündung, dann zu Magen- und Zwölffingerdarmleiden, zu Nierenleiden und zu schweren chronischen Formen des Gelenkrheumatismus; Krankheiten, die nicht mehr heilen, solange die Granulome als Brutstätten von Bakterien und Giften fortbestehen. Eine neue Aufgabe erwächst dem Zahnarzte: die Beseitigung der Granulome. Sie ist in der Regel nur durch Entfernung des Zahnes zu erfüllen. Die im Körper neuentstandenen Infektionsherde dagegen kann er ebensowenig entfernen wie die Organ- und Gelenkschäden.
Und — während der Zahnarzt die vorhandenen Löcher schließt, die Granulome behandelt, unrettbar kranke Zähne auszieht, kostspieligen Brückenersatz schafft, entstehen an den anderen, bisher noch gesunden Zähnen neue Fäulnisgeschwüre, an den neuplombierten neue Granulome, daraus neue Vergiftungen usw. Die ganze Behandlung wird ein, allerdings notwendiges und unerlässliches Flicken ohne Ende, denn trotz all dieser mühseligen und sorgfältigen Behandlung schreitet die Zahnfäule unbeirrt fort, bis das ganze Gebiss zerstört ist.
Bis in die allerneueste Zeit sah man die Ursache der Zahnfäule in der Verschmutzung der Zähne durch bestimmte Speisen, so durch stärke- und zuckerhaltige Speisen, von denen Teile an den Zähnen kleben bleiben, sich zersetzend Säuren bilden, die den Zahnschmelz anfressen und den Bakterien Zugang zum Zahninnern verschaffen; im Weichkochen der Speisen, in der Weichheit des Weißbrotes usw., kurz in allem, was das kräftige Kauen erspart und dadurch die Selbstreinigung der Zähne verhindert. Aus dieser Ursachenlehre leitete man Maßnahmen zur Verhütung der Zahnfäule ab: künstliche Reinigung nach den Mahlzeiten mit Bürste und Pasten, Spülungen mit antiseptischen Mundwässern. Eine mächtige Bürsten-, Pasten- und Mundwasserindustrie entstand; die Schulen und dann die Schulzahnkliniken wetteiferten, um der Jugend Mundhygiene beizubringen. Doch alle diese Bemühungen waren fruchtlos. Die Zahnfäule wucherte weiter.
Die gleichen Ursachen, die die Vorbedingung der Zahnfäule durch Schwächung des Zahnlebens herbeiführen sie können erst später genannt werden —, schädigen auch die Speicheldrüsen, so dass der Speichel an Qualität verliert, das Zahnfleisch, das Zahnmark und die Wurzelhaut. Mit der Wertverminderung des Speichels leidet nicht nur die Wirkung auf die Nahrung, sondern auch die Schutzwirkung des Speichels für die Zähne. Während im Munde die Zahnfäule fortschreitet, zieht sich das Zahnfleisch vom Zahne zurück. In seinen Taschen siedeln sich Bakterien an, wodurch die Zahntascheneiterung (Alveolarpyrrhoe) entsteht. Die Schädigung der Wurzelhaut führt zur Erweichung des umliegenden Kieferknochens, so dass die Zähne sich lockern und schließlich ausfallen (Paradentose). Die von innen (!) kommende Schädigung des Zahnmarkes mit Zahnerweichung aber und die Paradentose mindern die Kaukraft, so dass mehr und mehr die weichen Speisen bevorzugt werden, wodurch der Kreis der Fehler geschlossen wird.
Alveolarpyrrhoe und Paradentose haben bei uns eine enorme Verbreitung, bei den Erwachsenen wohl in ebenso hohen Prozentzahlen wie die Zahnfäule. Beide widerstehen hartnäckig jeder örtlichen Behandlung.
Zu diesen Zahnkrankheiten kommt nun noch eine ganz merkwürdige Erkrankung des menschlichen Gebisses hinzu: die Kieferverkümmerung