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Dieses Buch sollten Sie lesen, wenn Sie... * Ihr Selbstwertgefühl durch die Liebe stärken... * Ihr Liebesleben neu ausrichten... * Negatives verbannen und nur Positives zulassen... * Nicht ängstlich, sondern mutig durchs Leben gehen... * Ihr Leben durch Gelassenheit und Vertrauen in neue Bahnen lenken wollen. Zum Inhalt: Der Mensch ist ein Narzisst, der sich zutraut, die Liebe zu beherrschen. Mit Nichten! Mit revolutionären Erkenntnissen über die stärkste Kraft im Universum sprengt dieses Buch mit Hilfe ihrer Helden Giden und Gezen alle Klischees über die Liebe. Auf ihren Reisen erhellt sich, dass die Liebe der entscheidende Nährstoff für unsere Seele ist. Aus "Liebe ist..." wird "Liebe ist!" (Punkt!) Dieses Buch fordert mit Nachdruck, dass wir uns von dem Glauben verabschieden, die Liebe erklären oder an Lebensumstände knüpfen zu können. Es räumt auch mit der Vorstellung auf, dass "die Liebe verschwunden ist". Sie kann weder verschwinden noch auftauchen, wenn wir sie brauchen, sondern wenn SIE uns für würdig erachtet, uns Zugang zu ihren Wundern zu gewähren!
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Seitenzahl: 203
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Eine Reise der Liebe
Ein Fluss der Liebe
Liebe kennt keine Bedingungen
Die Ermaechtigung der Liebe
Die Befleckung der Liebe
Reinheit der Liebe
Das Wunder der Liebe
Wenn die Liebe ein Du ist
Loyalitaet der Liebe
Ein klarer Sieg der Liebe
Giden und Gezen...
Mit dem einleitenden Satz "Es war einmal" beginnen unsere Märchen zu lesen. Es war einmal vor langer, langer Zeit, heißt es, und mit diesen Worten entführen uns die Märchen aus unserer Irdischen in ihre wunderbaren Traumwelten. Zeit und Ort ins Ungewisse auflösend, versinken wir in diesem Zauber. Plötzlich erscheinen uns Orte, an denen der Büffel ein Barbier ist, das Kamel ein Geschichtenerzähler und sogar der Sohn die Wiege des Vaters schaukelt. Es sind Welten voller Geheimnisse und Phantasie, die so unglaublich erscheinen und mit ihrem Zauber unsere Phantasie beflügeln. Der Grund für diese Macht liegt in ihrer verborgenen Natur.
So gerne wir Märchen lesen und in ihre mystischen Welten eintauchen, so unwirklich und fremd erscheinen sie uns doch aus unserer irdischen Welt betrachtet. Dabei drängt sich unweigerlich die quälende Frage auf, ob wir Menschen selbst eigentlich in einer Welt der Wahrheit oder, ähnlich wie die Märchen, in einer Welt der Unwahrheit leben?
Diese irdische Welt, die nach den Gesetzen ihres Schöpfers vergänglich ist, wird sich eines fernen Tages selbst in eine einzige Lüge verwandeln. In den Versen der Liebe heißt es, dass das Ende der irdischen Welt den einzigen bleibenden Wert, die Liebe, nicht mit in das dunkle Elend der Vergänglichkeit reißen wird. Obwohl diese für uns unbegreiflichen Mächte an den Zähnen dieser Wirklichkeit zerren und die Wahrheit der Liebe immer wieder zu uns spricht, haben wir Menschen es doch von Zeit zu Zeit wieder gewagt, auch diese über alles erhabene Macht, die Liebe, die einzige Verbindung zwischen dem irdischen Dasein, dem ganzen Universum und den über alles erhabenen Welten, als ein Märchen aus Tausend und einer Nacht abzutun und aus unserem Leben zu verbannen. Aber so undankbar waren wir der gewaltigen Kraft des Universums gegenüber nicht immer. Auch wir haben sie einst, vor langer Zeit, als die eine, ja die einzig wahre Macht begriffen, als die Wahrheit, die in allen Welten ewig bleibt. Und wir haben sie auch als diese Wahrheit gelebt. Wir haben unser Denken und Fühlen und alles Geschehen nach ihr ausgerichtet, und alles erschien uns in einem anderen Licht, als es nach unserem heutigen Urteil der Fall ist.
So sehr wir einst diesem schönsten Gefühl des Universums Gehör schenkten, so sehr waren wir zuletzt doch nur Menschen, die selbst dieses erlösende Gefühl zu verbannen wussten und uns lieber mit den Schrecken und Leiden unseres Daseins als vergängliche Wesen zu definieren suchten. Und wenn uns danach war und wir nach Lust und Laune etwas von der Liebe hören und lesen wollten, dann schrieben wir Gedichte, sangen Lieder, erzählten glorreiche Geschichten über sie. Als wir Narzissten sie dann nicht mehr für nötig hielten und meinten, ohne sie viel weiter zu kommen, lehnten wir uns gegen sie auf und warfen sie wie nutzlosen Zierrat beiseite.
Und als ob das alles noch nicht genug wäre an Verleugnung der Nahrung unserer wahren, seelischen Identität, haben wir die Liebe in unserem irdischen Dasein als unser Eigentum betrachtet, wie unser sonstiges Hab und Gut, und sie in unsere Regeln und Käfige eingesperrt, und in dieser Arroganz haben wir ihr gestattet, nur noch in diesen Kerkern zu existieren. So haben wir ihre Wirklichkeiten in Lügen für unseren Verstand umgeschrieben, und in dieser Entfremdung hat sie sich schließlich immer wieder von uns abgewandt. Immer dann, wenn die Liebe diese untreuen Menschen nicht mehr für würdig hält und sich so weit von uns entfernt, dass sie aus unserer Welt zu verschwinden droht, öffnet sie sich jedoch mit den Versen der Liebe einen neuen Weg, um wieder Zugang zu unserer Welt und zu unseren Herzen zu finden. Das bunte und helle Licht der Liebe ist dazu aus den Herzen derer, die es vor mir in Zeilen geschrieben haben, in ihre Hände und aus ihren Händen mit der Feder auf das Papier geflossen. So kommt die Liebe wieder in unsere Welt und sucht sich neue Würdenträger, die zum Verstehen und zur Wiedergabe ihrer Worte in der Lage sind. Die Liebe hat meine Hand dazu auserwählt, und so habe ich die Griffel beiseite gelegt, die nur die Worte dieser Welt schreiben, und habe geschrieben, was mir die Feder der Liebe geschenkt hat.
Giden erwacht...
In unserer vergänglichen Welt sind unsere Beziehungen mindestens genauso vergänglich. Als diese Beziehungen, Partnerschaften oder Ehen eines Tages in die Brüche gingen, dachten wir, dass die Liebe es den Beziehungen gleichtun und ebenfalls verschwinden würde. Wie konnten wir es wagen, so zu denken? Um mit diesen Lügen über die Liebe aufzuräumen, werden nun die Verse der Liebe neu geschrieben, und die Herrschaft der Liebe wird zurückkehren. Und Giden wird eine der neuen, tapferen Botschafterinnen dieser Herrschaft sein.
Aber in diesem Moment der anhaltenden Trauer ist Gidens Zustand noch eher beklagenswert. Ihr Kopf ist über den Tisch gebeugt, ihr Herz ist verbittert und ihre Augen sind voller Tränen. Großvater Varmış empfindet immer mehr Mitleid mit ihr und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass Giden diesen Zustand hinter sich lässt und erwacht. Doch Giden scheint trotz aller Bemühungen von Großvater Varmış in diesem Zustand verharren zu wollen. Leider definiert der Mensch sein Dasein auf dieser Welt sehr oft über den Schmerz. Auch damit muss jetzt Schluss sein. Großvater Varmış, den die Menschen auch als den "Angekommenen" kennen, hat auch hierzu etwas zu sagen.
Er sagt: "Giden. Mein Kind, Giden, hebe endlich deinen Kopf. Ich habe dir gesagt, du sollst aufwachen. Wach auf aus diesem bösen Traunm und hör mir zu."
Giden schafft es kaum den Kopf zu heben. Vor sich hin murmelnd sagt sie: "Warum? Ich bin zufrieden mit dem, was ich tue. Lass mich!"
"Das bin ich aber nicht", reagiert Großvater Varmış etwas verärgert.
"Was soll ich dir jetzt sagen, Großvater? Was willst du hören? Du weißt, dass unser Zusammensein eine einzige Lüge war. Willst du das noch einmal von mir hören? Es war eine Lüge!", sagt Giden leicht ärgerlich.
"Nur die sterbliche Welt ist eine Lüge, Giden!"
"Großvater, ich bin am Ende meiner Kräfte und meines Glaubens. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass alles, auch die Liebe, eine große Lüge zu sein scheint. Wie auch alles, was ich mit ihm erlebt habe. Sogar die Liebe, die er mir beteuerte, war eine einzige große Lüge. Wenn man erfährt, dass selbst die Liebe nur eine Lüge zu sein scheint, ein Lippenbekenntnis, das man ausspricht, wenn man es braucht, und wenn man es nicht mehr braucht, streicht man es aus dem Gedächtnis, legt es beiseite wie ein Märchen aus fernen Tagen, was bleibt einem dann überhaupt noch zu glauben in dieser verlogenen Welt?", sagt Giden.
"Ich verstehe deine Frustration, aber was bleibt, ist die Liebe und der Glaube an die Liebe, mein Kind. Sie ist das Einzige, was ewig währt, die einzige Sprache unserer Seele, die uns in der Sprache der Welten erzählt wird. Du siehst in ihrem wahren Gesicht, in ihrer Vollständigkeit, die einzige Wirklichkeit. Ich bitte dich, binde sie nicht an die falschen Liebesgeschichten, die in der Sprache der Menschen erzählt werden."
"Was ist der Unterschied zwischen dem, was die Menschen über die Liebe erzählen, und dem, was die Liebe in ihrer angeblichen Wahrheit sagt, kannst du mir das bitte beantworten, Großvater?"
"Die Beziehungen auf dieser Erde sind so sterblich wie das Menschengeschlecht. Aber die Liebe währt ewig! Die Liebe ist der Inbegriff der Wahrheit!"
"Du nennst die Liebe die eine Wahrheit. Sieh, was ich durchgemacht habe, als ich den Geschmack der Liebe suchte. Wie kann ich in dieser falschen Welt glauben, dass ihre Liebe wahr ist, Großvater Varmış?"
"Die Liebe ist die einzige Wahrheit in dieser Welt und in den Welten, die darüber erhaben sind. Aber ich glaube nicht, dass du diese Einsichten hier an diesem Tisch, in deinem betrunkenen Zustand, begreifen kannst."
"Großvater. Schau, ich will hier nur meinen Rakı trinken und alles vergessen, ihn, meine Beziehung zu ihm und am besten auch gleich meine ganze Liebe."
Großvater Varmış setzt sich Giden gegenüber und lächelt. "Du willst die Liebe vergessen? Stell dir für einen Moment vor, deine Gedanken wären die Maxime aller Welten. Stell dir eine Welt vor, in der die Liebe vergessen ist und daran nicht mehr erinnert wird."
Giden findet diesen Gedanken äußerst erschreckend. In einer Welt, in der die Liebe in Vergessenheit geraten ist, wird es keinen erhellenden Grund mehr geben zu leben!
Giden fragt: "Was soll ich deiner Meinung nach tun? Bitte sag es mir, Großvater!"
" Hör mir zu. Hör mir gut zu, mein Kind. Dein Zustand ist nicht der, den ich mir für dich wünsche! Die Liebe, die sich in deiner Rebellion gegen sie allmählich von dir abwendet, ist kein Zustand. Es ist keine Lösung für deine Sorgen. Es ist ein Weg in die Dunkelheit."
"Dunkelheit? Ich möchte nicht in der Dunkelheit sein! Ich ziehe das Licht vor. Dann sag mir, was muss ich tun, um den Weg des Lichts zu gehen? Du nennst die Liebe die Wahrheit. Was muss ich tun, um zu glauben, dass sie wirklich die einzige Wahrheit aller Welten ist?"
"Wenn ich dir die Antwort gebe, wirst du dann wirklich tun, was ich sage, Giden?"
Giden stutzt einen Moment. Es ist klar, dass sie, wenn sie Großvater Varmış jetzt ihr Ja gibt, dann sie nun auch eine große Verantwortung in sich trägt.
"Wie kann ich das jetzt schon beantworten?", fragt Giden etwas verlegen.
"Es lohnt sich, die Wahrheit zu kennen. Die Wahrheit hat keine Zeit zu verlieren. Aber zuerst musst du mir versprechen, dass du tun wirst, was ich dir sage."
Giden lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und denkt nach. Sowohl aus Neugierde als auch wegen der Aufregung, die in ihr hochkocht, willigt sie ein, das zu tun, was Großvater Varmış sagen wird.
"Okay, okay, Großvater. Vielleicht ist dieser Weg, von dem du sprichst, der Weg, der mich wieder zu mir selbst führt. Ich verspreche dir, ich werde alles tun, was du mir sagst. Nur hol mich aus diesem Zustand heraus!"
Diese Antwort von Giden ist die Antwort, auf die Varmış Dede gewartet hat. "Es gibt einen Weg, der dich ruft. Du musst diesen Weg gehen, um deine Antworten zu finden, mein Kind."
"Ja, aber wohin soll ich gehen und was ist das für ein Weg, der auf mich wartet?"
"Es ist ein Weg, der dich die Wahrheit erfahren lässt. Es ist ein Weg, der dich dazu bringen wird, diese Wahrheit überall zu verbreiten."
"Und wo ist das Ende, ja das Ziel dieses Weges?"
"Das Ende dieses Weges ist zu lernen, dass die Liebe die einzige Wahrheit ist, an die du glauben kannst. Aber bedenke, dass das Ende dieses Weges in Wirklichkeit der Beginn eines neuen Lebens ist. Für dich und für alle Wesen auf der Welt."
"Großvater, du sagst, die Liebe ist die einzige Wahrheit, dabei bin ich in meinem jetzigen Zustand sogar ein Rebell gegen die Liebe!"
"Du hast es versprochen, vergiss das nicht, mein Kind! Du wirst diesen Weg gehen."
"Aber wohin werde ich auf diesem Weg gehen?"
"Sie wird deinen Weg bestimmen, hab also keine Angst!"
"Die Liebe wird meinen Weg bestimmen?", fragt Giden.
"Ja, die Liebe!"
"Großvater, wie kann die Liebe, an deren Existenz ich nicht einmal glauben will, meinen Weg bestimmen? Aber ehrlich gesagt, ich bin fasziniert und schau, mein Herz klopft vor Aufregung. Und was du gesagt hast, klang für mich trotz allem vernünftig. Ich glaube... ich glaube, ich werde es tun, ich werde diesen Weg gehen".
Giden bleibt eine Weile sitzen und denkt über das Gesagte nach. Dann steht sie mit entschlossenem Gesichtsausdruck auf. Großvater Varmış freut sich sehr über ihre Entschlossenheit und steht mit ihr auf.
"Das Licht, das durch die Liebe auf deinen Weg scheint, wird dir immer zeigen, wohin du gehen und wen du finden sollst, mein Kind!"
"Und wie kann ich sicher sein, dass ich auf dem Weg des richtigen Lichtes bin?"
"Vertraue auf die Liebe, vertraue auf meine Worte und fange an, auf dein Herz zu hören, mein Kind. Dieses Vertrauen und dieser Glaube werden deinen Weg erleuchten. Alles, was ich dir gesagt habe, steht bereits in den Versen der Liebe geschrieben."
"In den Versen der Liebe? Erzähl mir mehr davon, Großvater!"
"Es ist die Liebe in uns und um uns, die seit der Erschaffung der Welten alles zusammenhält. Wenn es, wie in deinem Fall, keinen Grund mehr gibt, mit einem Menschen zusammenzubleiben, dann liegt der Grund in der sterblichen Menschheit und ihren ebenso sterblichen Antrieben. Heute wirst du genug Gründe sehen, warum du Abstand von diesem Menschen brauchst. Dann vergisst du, dann vermisst du, dann willst du wieder. Aber die Liebe kommt nur zu den Würdigen und folgt weder deinem Vergessen noch deinem Vermissen! Sie ist allgegenwärtig und hält alles im verdienten Abstand und in würdiger Nähe zueinander. Die Wahrheit darüber steht in den Versen der Liebe geschrieben."
"Was du sagst, klingt für mich wie Geschichten aus einer Märchenwelt. Woher weiß ich, dass es sich um die Wahrheit handelt und nicht um Märchen?"
"Willst du das herausfinden?"
"Ja, bitte. Ich will wissen, was die Wahrheit ist. Wie kann ich herausfinden, was wahr ist und was nicht, Großvater Varmış?"
"Jedenfalls nicht, indem du hier sitzt, trinkst und weinst! Die Dinge, die dir auf dem Weg begegnen werden, den du gehen wirst, mögen selbst dir in der Vergangenheit verborgen geblieben sein. Aber wenn du anfängst, die Schönheit der Welt mit ganz anderen Augen zu sehen und mit den Ohren deines Herzens zu hören, wirst du die Wahrheit für dich selbst finden. Das Geheimnis der Liebe liegt nicht nur in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die wir erleben. Das Geheimnis der Liebe liegt darin, dass du deine Augen, deine Ohren, dein Herz und deine Seele für die Reise, die vor dir liegt, offen hältst und sie in ihrer Ganzheit erkennst".
"Ich glaube, ich verstehe, was du meinst", sagte Giden mit leuchtenden Augen.
"Zu verzweifeln und den Glauben an die Liebe zu verlieren, ist die schlimmste Form der Entmenschlichung", sagt Großvater Varmış.
Giden kann nicht mehr still sitzen. Sie erwacht aus ihrem Traum, steht auf, umarmt ihren Großvater und küsst ihm respektvoll die Hände.
"Entschuldige mich, Großvater. Ich möchte nicht mehr hoffnungslos sein. Und wenn ich es richtig verstanden habe, habe ich noch einen langen Weg vor mir."
"Dieser Weg ist so lang, wie du sagen kannst, dass du verliebt bist, und er ist so schmal, dass du nicht vom Weg abkommst, mein Kind."
"Verzeih mir, Großvater, dass ich deine Worte so lange nicht gehört habe."
"Ich verzeihe dir, mein Kind. Ich wünsche dir viel Glück und einen offenen Geist auf deinen Wegen. Eines muss ich dir noch sagen: Eines Tages wirst du auf diesem Weg jemanden treffen. Auch wenn du ihn noch nicht kennst, wird dir die Person sehr vertraut vorkommen und du möchtest ihr alles erzählen, was in dir vorgeht. Erzähle ihr alles. Erzähle ihr von deiner Liebe, von deiner Zuneigung zur Liebe und auch von den Schmerzen, die du bisher auf deinem Weg erfahren hast. Erzähle ihm alles, damit er dein Weggefährte wird. Auf dem Weg, den du jetzt gehst, sind die Schönheiten entstanden, die ich in mir trage. Sie haben sich entfaltet und sind groß geworden wie ein Baum. Und nun ist die Zeit gekommen, dass aus diesem Baum frische Triebe wie du geboren werden. Sprossen, die zur Rückkehr der Liebe in diese Welt führen. Wir sind ein Band der Liebe in dieser Welt. Eine Brücke für sie, für die sie nur die Würdigen auswählt! Darauf sollten wir stolz sein."
Gezen wird auf seine Reise geschickt...
"Das Ankommen ist die Frucht des Gehens und das Gehen die Frucht des Ankommens. In der Liebe gibt es kein Ankommen und kein Dahingehen. Solange man an die Liebe glaubt, ist man immer bei ihr; ist sie immer gegenwärtig. Nur Menschen, die fern von der Liebe leben, gehen zu ihr und suchen sich selbst oder fliehen sogar vor sich selbst und versuchen so, an einem Ort anzukommen, der sogar der Hölle nahe ist. Solchem Wahnsinn nachzugehen, ist nur etwas für die sterblichen Menschen."
Wie immer findet die Tante Eremit, die Gezen Tante Ermiş nennt, die richtigen Worte und spricht die Sprache der Wahrheit. Gezen kommt wie jeden Tag zu Ermiş Hanım und lauscht ihren Gesprächen. Besonders gerne hört er ihren Geschichten über die Liebe zu. Gezens Erlebnisse in der Vergangenheit haben ihn verwirrt, gebrochen und vor sich selbst fliehen lassen. Gezen, der bis hierher zu ihr geflohen ist, hat immer noch das Gefühl, weiter fliehen zu müssen. Der Fliehende kommt nie an. Deshalb bleibt er in dieser Stadt, in der auch Tante Ermiş lebt, müde von der ständigen Flucht und aus anhaltendem Trotz. Er bleibt und hört sich fast täglich ihre Vorträge über die Liebe an.
Gezen sagt zu Tante Ermiş: "Sehen Sie, die ganze Zeit ist vergangen, ich laufe immer noch vor mir selbst weg!" Und wieder sagt Gezen dies in einem harmlos geglaubten Delirium.
Frau Ermiş war wie immer wütend über diese Worte Gezens, aber sie verstand auch, was er meinte.
"Ich weiß, mein Sohn, ich weiß, was machst du sonst jeden Tag hier?"
Auch wenn Gezen ihr immer antwortete: "Ich finde Frieden mit dir, was soll ich tun?", reagierte Frau Ermiş mit den Worten: "Meinst du nicht, es ist an der Zeit, dass du in dir selbst Frieden findest, Gezen?"
"Du sprichst, als ob dir meine Anwesenheit unangenehm wäre."
"Das ist nicht wahr, mein Sohn. Aber wie lange kannst du noch vor dir selbst weglaufen?"
"Vielleicht so lange, bis ich mich selbst vergesse und nicht wiedererkenne", sagt Gezen etwas zornig.
"Du bist von Land zu Land gereist, nur um deine eigene Stimme nicht zu hören, du hast auf alle gehört, nur nicht auf dich selbst, und du hast bis heute auf mich gehört. Es ist an der Zeit, dass du auf dich selbst hörst, auf dein eigenes Herz, Gezen!"
"Pah! Gezen und sein Herz sagen nicht das, was ich hören will!"
"Du hast mir immer zugehört. Hast du denn nichts gelernt? Und hast du je versucht, auf Gezen zu hören?"
Gezen rümpfte die Nase, verschränkte die Arme und schwieg. Frau Ermis hingegen, die ihm trotz allem gerne erzählt, was sie weiß, versucht es noch einmal. Aber sie muss eindringlich sein. Sie sagt ihm, dass eine Reise auf ihn wartet. Und es gibt einen guten Grund dafür, für ihn und für die Menschen dieser Welt. An jenem Morgen war es ein leises Flüstern des Windes, der mit den ersten Strahlen des anbrechenden Tages wehte, und es war dieser Wind, der die Worte der Liebe zu Tante Ermiş trug. Dieses Rauschen war ein Befehl der Liebe an die Welt. Tante Ermiş gehört zu den Auserwählten, die es hören und wissen können.
"Sohn. Ich habe dir etwas zu sagen."
"Sag mir, was es ist, Tante Ermiş", sagt Gezen und legte sich auf die Seite, als warte er auf eine Rede von Tante Ermiş.
"Mein Sohn. Bitte setz dich aufrecht hin. Was ich dir zu sagen habe, ist wichtig, ich möchte, dass du es ernst nimmst!"
Gezen setzte sich augenblicklich respektvoll aufrecht hin und hörte neugierig zu, was Tante Ermiş ihm zu sagen hatte.
"Auf dich wartet eine Reise, mein Sohn."
"Eine Reise?", fragt Gezen neugierig.
"Ja. Es gibt eine Reise, du musst ihr folgen und jetzt aufbrechen."
"Aber ich bin sehr glücklich hier. Vergiss die Reise lieber schnell", sagt Gezen und winkt abweisend mit den Händen, als interessiere ihn das Gesagte nicht.
"Bist du hier glücklich, nur mit mir an deiner Seite?", fragt Tante Ermiş mit Nachdruck.
"Ja, ich bin glücklich mit dir, was ist denn daran falsch?"
"Ich spreche von einer Reise, damit du auch mit dir selbst glücklich bist."
Gezen hört immer noch nicht gänzlich zu, was seine Tante Ermiş sagt, aber neugierig ist er trotzdem geworden. "Was für eine Reise erwartet mich, Tante Ermiş?"
"Ein Weg, den du mit jemandem teilst."
"Was? Willst du mich etwa verloben?", sagt Gezen und grinst frech.
"Fangen wir nicht wieder damit an", sagt Tante Ermiş. Gezen wollte sowieso nicht heiraten.
Gezen lacht. "Wo soll ich denn hin, ich komme doch vom Reisen!"
"Was hast du denn auf dieser Reise gefunden?"
"Nun, ich habe zum Beispiel dich gefunden." Gezen lacht.
"Das stimmt, aber es ist Zeit, sich selbst zu finden, weißt du."
"Eigentlich hast du recht. Ich habe es auch satt, immer auf der Flucht zu sein. Es ist anstrengend und führt wahrscheinlich nirgendwohin. Aber kannst du mir sagen, warum das ausgerechnet jetzt, heute, passieren muss, Tante Ermiş?"
"Der Grund ist ein Geheimnis, dass die Liebe für sich behält. Auch ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass sie diesmal dich auserwählt hat."
Gezen fragt mit großen Augen: "Mich? Und warum und wofür?"
"Das wirst du auf deiner Reise erfahren, mein Sohn."
"Hätte ich das nicht jetzt lernen können?"
"Es ist Zeit für die Reise. Steh bitte auf, vertraue mir, vertraue dir selbst und vor allem vertraue der Liebe."
Gezen war sehr verwirrt über das, was er hörte. Er zog sich in sein Zimmer zurück und dachte in der Stille seines Zimmers eine Weile über das nach, was Tante Ermiş gesagt hatte. Es war ein schöner Gedanke, den Weg der Liebe zu gehen, ein Weg, den jeder gehen sollte, dachte er. Sein Herz begann vor Aufregung zu klopfen, und nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte, beschloss er, sich auf den Weg zu machen, und begann, seine Sachen zusammenzupacken.
Tante Ermiş kam zu Gezen, nahm ihn beim Arm und sagt zu ihm
"Die Liebe will, dass ihre Verse in die Welt und in die Herzen der Menschen zurückkehren."
"Die Verse der Liebe? Was sind das für Verse?"
"Es ist eine Verbindung der Liebe mit dieser Welt."
Gezen fragt erstaunt: "Soll ich etwa diese Verse aufschreiben?"
"Du brauchst mit deinen Händen nichts zu schreiben, wenn du auf ihrem Weg gehst."
"Das verstehe ich nicht."
"Die Verse der Liebe sind schon geschrieben. Du wirst dich selbst, ihn und seine Worte verstehen. Und ihre Botschaft, sie ist immer zeitgemäß und spricht nur das an, was die Menschen am sehnlichsten brauchen!"
"Bin ich bereit, das zu hören und zu verstehen?"
"Die Liebe hat dich für würdig befunden. Ich stelle ihre Entscheidung nicht in Frage."
"Wo ist der Weg, den ich gehen soll? Was ist die Richtung?"
"Der Weg ist der Weg des Lichts. Folge ihm einfach."
Gezen findet Gelassenheit und Mut in den Worten von Tante Ermiş. Es ist Zeit, dass sich die Verse der Liebe der Welt offenbaren. Auf diesem Weg des Friedens gibt es für ihn kein Zurück mehr...
Die Wahrheit soll als Wahrheit erkannt werden und die Lüge als Lüge. Es gibt keine Wahrheit ohne Lüge und keine Lüge ohne Wahrheit, es gibt keine Sünde ohne gute Taten und kein Böses ohne Güte. Ich glaube, wo Licht ist, ist auch Schatten nicht weit. Die Liebe gibt die Kraft, das zu unterscheiden.
Die Beziehungen, die die Menschen in dieser falschen Welt leben, sind wie Lügen, die in der Nacht verborgen sind, und ihre Beziehungen verschwinden wie die Dunkelheit der nächtlichen Finsternis dieser vergänglichen Welt. Nichts Vergängliches kann die Realitäten der Ewigkeit erreichen. Das ewige und leuchtende Antlitz der Liebe wird immer im Licht des Tages mit seinen Wirklichkeiten gesehen. Solange die Menschen das Licht der Wahrheit sehen wollen, indem sie ihre Augen von der Lüge abwenden. Mit diesen Worten von Varmış Dede und den Lehren, die sie auf diesem Pfad gezogen hat, ist Giden längst auf dem spirituellen Weg der Erleuchtung. Sie gewöhnt sich sogar an den neuen Frieden, den ihr die Stille ihres Geistes schenken kann, eine Stille, vor der sie sich früher so gefürchtet hatte. Auf ihrem Weg beobachtet sie die Wiesen, das Gras, die Sonne, den Mond und die Wunder, die die Natur vielen Augen nur durch den Spalt eines Vorhangs offenbart.