Die Vögel - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Die Vögel E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

Der poetisch geflügelte Einakter "Die Vögel" von Johann Wolfgang von Goethe ist ein parodisch-komischer Satireblick auf die Gesellschaft.Zwei Auswanderer, welche ihre ursprüngliche Heimat verlassen mussten, finden sich in den Bergen wieder. Dort gründen sie mit den dort lebenden Vögeln einen eigenen Staat, die "Wolkenkukucksburg". Unmittelbar nach der Staatsgründung versammeln sich Dichter, Wahrsager und Bürokraten, um ihre Dienste anzupreisen und an dem neuen Staat Kapital zu schlagen. Goethe parodiert in seiner Dichtung die griechische Kultur mit ihren Göttern.-

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Seitenzahl: 36

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Johann Wolfgang von Goethe

Die Vögel

Nach dem Aristophanes

Saga

Die Vögel

 

Coverbild/Illustration: https://www.lempertz.com/en/catalogues/lot/1076-1/1062-flemish-school-17th-century.html

Copyright: Kunsthaus Lempertz

Copyright © 1787, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726957525

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Personen

Treufreund, als Scapin. Hoffegut, als Pierrot. Schuhu. Papagey. Chor der Vögel.

Waldiges, felsiges Thal auf einem hohen Berggipfel, im Grunde eine Ruine.

Hoffegut(von der einen Seite oben auf dem Felsen). O gefährlicher Stieg! o unglückseliger Weg!

Treufreund(auf der andern Seite in der Höhe ungesehn.) Still! Ich hör' ihn wieder. – Houp!

Hoffegut(antwortend). Houp!

Treufreund. Auf welche Klippe hast du dich verirrt?

Hoffegut. Weh mir! o weh!

Treufreund. Geduldig, mein Freund!

Hoffegut. Ich stecke in Dornen.

Treufreund. Nur gelassen!

Hoffegut. Auf dem feuchten betriegrischen Moos schwindl' ich am Abhang des Felsens!

Treufreund. Immer ruhig! – Mach' dich herunter! Da seh' ich ein Wieschen!

Hoffegut. Ich fall', ich falle!

Treufreund. Nur sachte! ich komme gleich!

Hoffegut. Au, au, ich liege schon unten!

Treufreund. Wart', ich will dich aufheben!

Hoffegut(auf der Erde liegend). O daß den bösen Verführer, den landstreicherischen Gesellen, den wagehalsigen Kletterer die Götter verderblich verdürben!

Treufreund. Was schreyst du?

Hoffegut. Ich verwünsche dich!

Treufreund(den man oben auf dem Felsen auf allen Vieren erblickt). Hier ist der Muscus cyperoides polytrichocarpomanidoides.

Hoffegut. Er bringt mich um.

Treufreund. Hier ist der Lichen canescens pigerrimus, welch eine traurige Figur!

Hoffegut. Mir sind alle Gebeine zerschellt.

Treufreund. Siehst du, was die Wissenschaft für ein Nothanker ist! In den höchsten Lüften auf den rauhsten Felsen findet der unterrichtete Mensch Unterhaltung.

Hoffegut. Ich wollte, du müßtest im tiefsten Meergrund' ein Conchiliencabinet zusammen lesen, und ich wäre, wo ich herkomme!

Treufreund. Ist dir's nicht wohl? Es ist so eine reine Luft da oben.

Hoffegut. Ich spür's am Athem!

Treufreund. Hast du dich umgesehen? Welche treffliche Aussicht!

Hoffegut. Die kann mir nichts helfen.

Treufreund. Du bist wie ein Stein –

Hoffegut. Wenn die Kälte ausschlägt! ich schwitze über und über.

Treufreund(herunter kommend). Das ist heilsam; und ich versichere dich, wir sind am rechten Ort –

Hoffegut. Ich wollte, wir wären wieder unten –

Treufreund. Und sind den nächsten Weg gegangen.

Hoffegut. Ja, grad' auf, aber ein Paar Stunden länger. Ich kann kein Glied rühren, von der Müh' und vom Fall. Weh! o weh!

Treufreund(hebt ihn auf). Nu, nu, du hängst ja noch zusammen.

Hoffegut. O müß' es Allen denen so ergehen, die zu Hause unzufrieden sind!

Treufreund. Faß' dich, faß' dich!

Hoffegut. Wir hatten wenigstens zu essen und zu trinken –

Treufreund. Wenn uns Jemand borgte, oder es was zu schmarutzen gab.

Hoffegut. Warm im Winter –

Treufreund. So lange wir im Bette lagen.

Hoffegut. Keine Strapazen; und es waren gewiß Leute schlimmer dran als wir, die wir wie unsinnig in die Welt hinein rennen und was Tolles auf die tollste Art aufsuchen.

Treufreund(gegen die Zuschauer). Unsere Geschichte ist mit wenigen Worten diese: Wir konnten's in der Stadt nicht mehr aushalten. Denn, ob wir gleich nicht viel verlangten, so kriegten wir doch immer weniger als wir hofften; was wir thaten wurde gut bezahlt, und wir hatten immer weniger als wir brauchten; wir schränkten uns auf alle mögliche Weise ein, und konnten niemahls auskommen. Wir lebten gern auf unsere Weise, und konnten selten eine Gesellschaft finden, die für uns paßte. Kurz, wir sehnten uns nach einem neuen Lande, wo's eben anders zuginge.

Hoffegut. Und haben uns auf dem Wege vortrefflich verbessert.

Treufreund