Die Welt im Fieber - Klaus Dorbath - E-Book

Die Welt im Fieber E-Book

Klaus Dorbath

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Beschreibung

Die Durchschnittstemperaturen auf unserem Globus steigen langsam, aber kontinuierlich. Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber definitiv auch menschengemacht. Fakt ist: Die physikalischen und chemischen Gesetze funktionieren zuverlässig, unabhängig von unserem Bewusstsein oder Nicht-Wissen-Wollen. In bildreicher, poetischer Sprache wirbt der Autor für kritisches Denken, vorausschauendes Handeln und einen aktiven Klima- und Umweltschutz. Denn wir Menschen haben die Wahl und die Entscheidung: gemeinsam die Schöpfung zu bewahren oder unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Egal wie wir uns entscheiden und was wir tun bzw. nicht tun: die Folgen unseres Handelns werden nachhaltig sein für zukünftige Generationen und Zivilisationen. Die Texte und Gedanken inspirieren, eigene Denkmuster zu hinterfragen und motivieren zu mehr Engagement im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes. Die reich illustrierten Kurzgeschichten, Essays, Fabeln, Parabeln und Gedichte setzen starke Impulse, regen zum Nachdenken und Weiterdenken an, ordnen ein, weiten die Perspektive und tragen zu einem gesellschaftlichen Dialog über Zukunftsfragen bei.

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Inhalt

Vorwort

Viel mehr

Wenn zwei

Die Welt im Fieber

Fieberwahn

Perspektive

Kostenreduktion

Klimakochen

Klimawandel

Umkehr

Wenn Du

Der blaue Planet

Raserei

Rebound-Effekt

Wertewandel

Wohlstandsländer

Heilige Kühe

Innehalten

Grillsteaks

Krankhafte Gier

Essstörungen

Haupt

trieb

federn

Schöpfung

Rauchen wider alle Vernunft

Trägheit der Masse

Erdgeschichtliches Stundenglas

Globaler Irrsinn

Machtbegreifung

Nestbeschmutzer

Es ginge auch anders

Bereicherung

Den Schuh anziehen

Ein schmutziger Krieg

Tierischer als Raubtiere

Macht der Gewohnheiten

Goldene Regel für die Zukunft

Über den Autor

Grafik und Illustration

Dank

Vorwort für das Hauptwort Umwelt schutz

Alle, die dieses Buches lesen, haben mehr als ein Jahrzehnt eine Schule besucht und ungefähr 15 000 Unterrichtsstunden abgesessen oder durchgestanden. Sie alle hatten gute und schlechte Lehrerinnen und Lehrer. An mache erinnert man sich gern, andere lösen noch immer mentale Würgreize aus. Viel Stoff wurde in den Schulen bearbeitet. Viel Nützliches und Nutzloses wurde gelernt.

Beim Rückblick auf die eigene Schulzeit stellte ich mir selbst die Frage: Wie oft behandelten wir das Thema Umwelt- und Naturschutz im Unterricht und wie stark hat Schule mein Umweltbewusstsein geprägt? Wer war meine beste Lehrerin? Bei welchem Lehrer habe ich am meisten gelernt? Als ehemaliger Lehrer kenne ich beide Seiten zur Genüge: die Position auf den harten Schulstühlen und die am Lehrerpult. Auch ich hatte gute und schlechte Lehrerinnen und Lehrer.

Meine beste Lehrerin war aber ohne Frage die Natur, an die ich viele Fragen stellte. Die Natur und die Naturgesetze beantworteten mir viele davon. Von der Natur habe ich viel gelernt. Die Sprache der Natur lernte ich wie eine zweite Muttersprache. Ich wuchs quasi zweisprachig auf, auch wenn Sprachen nie meine Stärken in der Schule waren. Mit der Natur kann man sprechen, sie kann auch antworten und man kann sie verstehen lernen. Man muss nur genau hinschauen, beobachten und in die Schöpfung hineinhören. Die Naturgesetze sind eine übernationale Weltsprache.

Mit dem Verstehen von Natur und Ökologie verändert sich der eigene Blick, die Perspektive und der Standpunkt. Sogar Spinnen und Insekten können den Naturbeobachter begeistern. Er sieht Unkräuter auch als Beikräuter für andere Nützlinge oder als Heilkräuter. Wer in Beziehung und Dialog zur Natur tritt, nimmt die Natur mit all seinen Sinnen ganzheitlicher wahr. Die Geschöpfe und Kreaturen bekommen Namen. Sie werden nicht mehr nur als Nutztiere oder Material betrachtet.

Von den Pflanzen, Blumen und Bäumen habe ich das Staunen gelernt, das Staunen über die Schönheit und Vielfalt des Lebens. Jede Pflanze braucht ihren speziellen Standort und lebt in enger Symbiose zu ihrer Umwelt und den Mitgeschöpfen. Die einen brauchen viel Sonne, Wasser und Nährstoffe, die anderen weniger. Zu viel ist genauso schädlich wie zu wenig. Das richtige Maß ist entscheidend. Jede Pflanze ist anders und in ihrer Andersartigkeit individuell und etwas Besonderes.

Von Tieren habe ich gelernt, wie Mütter ihre Jungen säugen, schützen und großziehen. Alle Haustiere brauchen sauberes Wasser, ausgewogene Ernährung, Wärme und Pflege. Kein Tier gleicht dem anderen. Ihre Bedürfnisse sind unterschiedlich. Sie haben Gefühle und Emotionen. Sie empfinden Schmerz und lieben Selbstbestimmung und begrenzt individuelle Freiheit.

Wer, wie ich, in der Land- und Forstwirtschaft groß wurde, der fühlt sich eng verbunden mit der Natur und seiner Umwelt. Als Sohn eines Bauern wuchs ich im schönen Taubertal mit Bäumen, Wiesen, Äckern, Weinbergen und Tieren auf. Die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer prägten meine Kindheit und Jugend. Mein Spielzeug waren Holzscheitle, Stroh, Heu, Gras, … und die Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer.

Wer, wie ich, mit Bäumen, Getreide, Zuckerrüben, Kälbern, … aufwuchs, der hat leibhaftig erfahren, dass alles Leben seine individuelle Zeit zum Wachsen und Gedeihen braucht. Alles, was lebt, entwickelt sich und was sich nicht mehr entwickelt, lebt nicht mehr. Alles hat seine Zeit, braucht seine Zeit und wächst in einer von der Biologie definierten Zeit. Geduld und Zuversicht sind angesagt, aber auch Pflege, Düngung, Unkrautjäten und Ungezieferbekämpfung.

Früh habe ich gelernt, mit der Natur zu leben und mich als Teil der Natur zu verstehen. Das Essen, das auf dem Tisch serviert wurde, wuchs im eigenen Garten, auf den Äckern oder in den Ställen. Dafür musste hart gearbeitet werden. Aber nicht nur Landwirte leben von den Ernteerträgen. Alle Menschen leben direkt oder indirekt von der Natur und dem was wächst. Selbst Fast-Food und künstlich hergestelltes Essen und Trinken basieren letztlich immer auf Naturrohstoffen. Wir brauchen die Natur essentiell. Sie ernährt uns. Betonknochensteine, Plastik oder Flachbildschirme können wir nicht essen.

Auf einem Bauernhof bestimmen die Jahreszeiten den Lebensrhythmus und Alltag. Das Klima, das Wetter, die Temperaturen, die Humusböden, die Sonne und der Regen sind existentiell wichtig. Davon hängen der Zeitplan und die Ernteerträge ab. Regen war für mich nicht automatisch schlechtes Wetter, denn ich lernte früh, dass ohne Wasser nichts wächst. Ein verregneter oder extrem trockener Sommer war schlechtes Wetter. Zu viel Regen oder eine lange Trockenheit bedeuteten eine schlechte Ernte, weniger Geld und Futterknappheit für die Tiere. Als Familie lebten wir von der Natur und der Ernte.

Wer, wie ich, in einer Großfamilie mit drei Generationen aufwuchs, lernte in Generationen zu denken, sich als Teil eines großen Ganzen zu fühlen und die Zukunft im Blick zu haben. In der Landwirtschaft muss man die Fruchtfolge ohnehin einige Jahre im Voraus planen und Bäume im Wald werden für künftige Generationen gepflanzt. Das Ego musste für die Gemeinschaft zurückgenommen werden. Die soziale Gruppe und die gemeinsame Zukunft standen im Vordergrund und im Fokus. Früh wurden Sozialverhalten, Teilen und Rücksichtnahme eingeübt.

Wer, wie ich, in bescheidenen Verhältnissen mit Plumpsklo ohne Wasserspülung, ohne Zentralheizung, ohne Kanalisation im Dorf und ohne Auto aufwuchs, der hat auch eine besondere Beziehung zu Wasser, Energierohstoffen und Lebensmitteln. Lebensmittel durften nie weggeworfen werden, nur wenn sie ungenießbar oder verschimmelt waren. Geheizt wurde sparsam mit Holz, das wir selbst sägen, spalten und lagern mussten. Mein Opa tobte, wenn ich nur einen halben Eimer Trinkwasser wegschüttete, weil ich zu bequem war, das Wasser, mit dem ich die Bullen im Bullenstall per Hand tränkte, zurück an die Tränke zu tragen.

Wer, wie ich, vom Esstisch und der Wohnessküche täglich den Misthaufen sah und die Jauchegrube roch, der weiß auch, dass Natur furchtbar stinken kann, massenhaft Ungeziefer gebiert, krank machen und auch brutal sein kann. Natur in modernen Gesellschaften ist selten Natur in Reinform, sondern fast immer kultivierte Natur.

Wer die Natur als Lehrerin und Naturmaterial von Kindesbeinen an kennenlernte, der lernte spielerisch den Lebenslauf von wachsen, gedeihen und sterben. Ich lernte die Natur schätzen und lieben und die Liebe hat mich gelehrt: Was du liebst, kannst du nicht zerstören wollen und was dir kostbar ist, wirst du schützen und beschützen! Der beste Umwelt- und Naturschutz ist somit, schon kleinen Kindern eine persönliche Beziehung zu Natur und Schöpfung aufbauen zu helfen.

Meine prägenden Erfahrungen aus dem bäuerlichen Milieu schlugen später auch noch beim Studium durch. Ich erinnere mich an eine Wutattacke auf meine Wohngemeinschaft. In unsere versiffte WG-Küche, die wieder mal mit Spaghettiwasser und Tomatensoße versaut war, hängte ich ein Schild mit dem selbst verfassten Spruch auf: ‚Wo Leben ist, da gibt es Dreck, nur eine Sau räumt ihn nicht weg!‘

Zurück zu meiner eigenen Schulzeit. Ein Vortrag während meiner Internatszeit in Sasbach, wo ich mein Abitur an einem vierjährigen humanistischen Gymnasium absolvierte, hat mein Denken maßgeblich geprägt und ist noch frisch in Erinnerung: Der Kosmonaut Robert Lee Gibson hielt 1976 an unserer Schule im Speisesaal einen Vortrag über seinen Aufenthalt im Weltall. Er lebte und forschte mit seiner Crew damals 84 Tage in der Raumstation Skylab-4. Das war Weltrekord, der aber schon nach vier Jahren überboten wurde. Mr. Gibson zeigte uns kleine Filmchen über den Alltag im Raumschiff, wie man schläft, sich rasiert, duscht und sich körperlich fit hält. Es wurde natürlich auch über den Sinn und Zweck der Raumfahrt gesprochen und auf Experimente in der Schwerlosigkeit hingewiesen. Nach dem Vortrag durften die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen.

Er wurde gefragt: „Was hat Sie als Kosmonaut im Weltall am meisten beeindruckt?“ Seine Antwort blieb mir im Ohr und im Kopf: „Der Blick von der Raumkapsel auf die Erde. Aus der Distanz sieht man die Erde mit anderen Augen. Man sieht die Kontinente wie Inseln in den Ozeanen. Gigantische Wassermassen bedecken den blauen Planeten. Die von der Sonne beschienen Flächen wirkten anmutig schön inmitten des unfassbar großen, dunklen Weltraums mit Millionen Sternen.“ Durch die Fensterluken habe er aber auch an der Luftverschmutzung und der künstlichen Beleuchtung erkennen können, wo welche Großstädte liegen.

Was ihn besonders beeindruckte, war die Atmosphäre um die Erde. Die Lufthülle, die die Erde umschließt und von der alles Leben abhängt, sei im Vergleich zum Durchmesser der Erde extrem dünn. Damit wir Schüler uns eine Vorstellung von den Proportionen machen konnten, nutzte er einen Vergleich: Die dünne Lackschicht auf jedem Schulglobus ist im Verhältnis zum Durchmesser viel dicker als die Atmosphäre der Erde.

Diese hauchdünne Atmosphäre, die alle Lebewesen zum Überleben brauchen, verschmutzen und beschädigen wir massiv. Wir verfeuern die Rohstoffe, die in Jahrmillionen langsam entstanden sind, in nur wenigen Generationen und nutzen die Luft als Abgas-Müllhalde. Mit dem Wasser des blauen Planeten gehen wir sorglos bis kriminell um. Kostbares Trinkwasser verschwenden wir bei jedem Toilettengang und unsere Meere vermüllen wir mit Milliarden Tonnen Plastik und anderen Schadstoffen. Kostbaren Mutterboden versiegeln wir mit Beton oder Asphalt täglich quadratkilometerweise. Hat man uns nicht in der Schule beigebracht, dass in einer Handvoll guter Humuserde mehr Lebewesen leben als Menschen auf der ganzen Erde?

Es geht mir nicht um ein naives ‚Zurück-zur-Natur‘. Zum Menschsein gehört neben der Natur immer auch Kultur. Das deutsche Wort kommt vom ausländischen, lateinischen Wort ‚cultus‘. Kultur heißt wörtlich übersetzt ‚Pflege‘.