Dillinger hat Schwein - Rudi Kost - E-Book

Dillinger hat Schwein E-Book

Rudi Kost

4,8

Beschreibung

Im Hohenloher Land ereignen sich mysteriöse Vorfälle: Eine ganze Schweineherde verschwindet, Rinder werden freigelassen, eine Kuh irrt durch die Gegend und frisst sich durch die Gemüsefelder. Für den Versicherungsvertreter Dillinger aus Schwäbisch Hall sieht das zunächst nach den üblichen und nicht sonderlich aufregenden Schadensfällen aus. Er wird jedoch schnell eines Besseren belehrt. Denn plötzlich brennt eine Scheune und in den Trümmern findet man eine Leiche. Wer ist der Tote? Hat bei dem Brand jemand nachgeholfen? Und warum? Dillingers Neugier ist geweckt. Bei seinen Recherchen trifft er auf ein Wiesencamp mit engagierten Tierschützern, unter ihnen die ebenso anziehende wie undurchsichtige Bille. Sind sie alle tatsächlich so idealistisch, wie sie vorgeben? Der erklärte Feinschmecker Dillinger wird hineingezogen in einen erbitterten Glaubenskrieg über die Frage, wie man sich in der heutigen Zeit gesund und umweltbewusst ernährt. Dann stolpert Dillinger über eine weitere Leiche. Zwischen all den verwirrenden Geschehnissen erhält er wichtige Hinweise von einer resoluten Wirtstochter aus Braunsbach – und einem Hund.

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Rudi KostDillinger hat Schwein

Rudi Kost

Dillinger hat Schwein

Ein Baden-Württemberg-Krimi

Rudi Kost, 1949 in Stuttgart geboren, ist gelernter Journalist und arbeitet seit langem als freier Autor und Herausgeber. Er hat Hörfunkfeatures und Hörspiele geschrieben, PC-Fachbücher, Reiseführer und vieles mehr. Er lebt bei Schwäbisch Hall, wo auch seine Krimiserie um den Versicherungsvertreter Dillinger spielt.

1. Auflage 2016

© 2016 by Silberburg-Verlag GmbH,Schönbuchstraße 48, D-72074 Tübingen.Alle Rechte vorbehalten.Umschlaggestaltung: Christoph Wöhler, Tübingen.Coverfoto: © rotofrank - iStockphoto.

E-Book im EPUB-Format: ISBN 978-3-8425-1718-9E-Book im PDF-Format: ISBN 978-3-8425-1719-6Gedrucktes Buch: ISBN 978-3-8425-1459-1

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Inhalt

Über den Autor

Kapitel

ANMERKUNGEN

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Ich war schon wach, als Bierbaum anrief. Ein böser Traum hatte mich aufgeschreckt. Ich hatte einen Schweinebraten in der Röhre, saß voller Vorfreude da und kaute an einem Riesling aus dem Remstal. In den köstlichen Duft, der aus der Küche kam, mischten sich deutliche Röstnoten. Sehr deutliche. Eigentlich roch es… Als ich die Tür des Backofens aufriss, stand ich fassungslos vor einem verkohlten Schweinebraten.

Verkohlt! Und das mir!

Mehr Albtraum geht nicht, dachte ich.

Ich sollte mich getäuscht haben.

Im Rückblick betrachtet, war es, als ob mir mein Unterbewusstsein eine Botschaft schicken wollte. Nur verstand ich sie nicht.

Jedenfalls konnten mich an diesem Morgen weitere Hiobsbotschaften nicht erschrecken. Ich verstand nicht genau, was Bierbaum von mir wollte, aber er klang verstört, und da ich den Bauern als besonnenen Mann kannte, der nicht zu übermäßigen Gefühlsausbrüchen neigte, musste es wohl etwas Ernstes sein. Ich hatte nicht nachgefragt. War eine gute Gelegenheit, meinen gelben Porsche mal wieder ohne schlechtes Gewissen spazieren zu fahren, es ging ja schließlich zu einem Geschäftstermin.

Vielleicht lenkte mich die Fahrt auch von meinem Albtraum ab. Verkohlter Schweinebraten!

Ich ging zu meiner Garage. Das massive Stahltor hatte ein Sicherheitsschloss, das nicht zu knacken war. Angeblich. Der Beweis stand noch aus. Jedenfalls war es ein Versprechen, für das man ganz schön löhnen musste. Ich hatte das bereitwillig getan. Man konnte nicht vorsichtig genug sein in diesen Zeiten.

Mit Stolz und Zärtlichkeit blickte ich auf mein Gefährt. Es hatte mir all die Jahre treu gedient, wir hatten viel durchgemacht miteinander. Ich wusste, wo die Narben waren, die das Leben geschlagen hatte, auch wenn viele von ihnen nicht mehr zu sehen waren. Verfolgungsjagden. Ein herabstürzender Ast. Beziehungen hatten auf seinen Ledersitzen hoffnungsvoll begonnen und oft genug auch dort als Dramen geendet. Immer waren wir gerade noch mal davongekommen, wir beide. Mir war, als blickten mich die runden Augen schelmisch an.

Nein, ich würde meinen Porsche nie aufgeben, niemals. Wir beide gehörten einfach zusammen. Und sollte ihn einmal die Kraft verlassen, dann würde ich ihn eben schieben.

Der Wagen war genauso ein Oldtimer wie ich selbst.

Ich überlegte. Gab es unterwegs Tankstellen? Ein paar fielen mir ein, aber ich war schon längere Zeit nicht mehr dort gewesen. Vielleicht hatten auch sie mittlerweile ihre Zapfsäulen stillgelegt wie so viele andere und führten nur noch Austauschbatterien für die E-Autos.

Vorsichtshalber füllte ich nach und lud einige leere Kanister in meinen Wagen. Man musste jede Gelegenheit nutzen, die sich ergab. Ich bunkerte ziemlich viel Sprit in der Garage, deshalb war sie auch so gut gesichert. Das war zwar verboten, aber es war so viel verboten mittlerweile, dass man kaum mehr mitkam. Und solange mir mein Benzinlager nicht um die Ohren flog, war mir das egal.

Ich fuhr den Wagen aus der Garage, schloss wieder sorgfältig ab und wappnete mich gegen das, was auf mich zukommen mochte.

Wir Benzinschlucker waren nicht mehr wohlgelitten in diesen Tagen. Den Stinkefinger bekam ich oft zu sehen, wüste Beschimpfungen waren an der Tagesordnung. »Dreckschleuder« gehörte noch zu den liebenswürdigen Bezeichnungen. Einmal hatte man mich sogar mit Tomaten beworfen, was immerhin ein interessantes Farbmuster auf meinem gelben Auto ergab. Wie von Jackson Pollock, nur nicht ganz so wertvoll.

An diesem Morgen passierte nichts. Ich fuhr die Crailsheimer Straße hoch, unbeachtet von den Menschen, die verschlafen zur Arbeit trotteten. Nur eine junge Frau, das sah ich im Rückspiegel, drehte sich um und sah mir nach, und gar nicht mal unfreundlich, wie mir schien. Das war ja fast wie früher, wenn ich durch die Stadt blubberte. Ich sollte sofort umkehren und mir ihre Telefonnummer geben lassen. Ich verzichtete darauf, um mir eine Enttäuschung zu ersparen. Vielleicht war das ja gar kein bewundernder Blick gewesen, sondern nur ein verblüffter. Dass es so was noch gab!

Es war noch früh am Morgen, ein Spätsommertag, der sich noch nicht entschieden hatte, was er werden wollte. Ich reihte mich in den Strom der Fahrzeuge ein.

Ich bin ja nicht so für Reglementierungen gleich welcher Art, aber die strikten Lärmbegrenzungen für die herunterladbaren Motorengeräusche fanden meine volle Zustimmung. Davor hatte man sich wie bei der Formel 1 gefühlt (ohne Boxenluder), denn der Renner war natürlich alles von Ferrari an aufwärts. Außerdem hörte man mich jetzt wieder besser unter all den nahezu lautlos dahingleitenden E-Autos. Ich war der lärmende Prolet.

Dafür hatte ich ordentlich Power unter der Haube. Die zwangsweise Entdeckung der Langsamkeit, die mit der flächendeckenden Einführung der E-Autos einherging, machte nicht nur Freude. Ich sah das an den verkniffenen Gesichtern der Fahrer, die ich einen nach dem andern zügig überholte, ohne meinen Wagen quälen zu müssen.

Ich war eine Provokation, und ich genoss das.

Heute war ein wunderschöner Tag, beschloss ich, egal was er noch bringen mochte. Mein altes Auto und ich. Unterwegs durchs Land. Ich legte Deep Purple ein, »Highway Star«, danach »Born to be wild« von Steppenwolf, drehte laut, trat aufs Gas und gab meiner killing machine Gummi. Die volle Dröhnung.

Die Felder rauschten an mir vorbei. Der Schattenwurf der Windräder, die dicht an dicht standen, malte bizarre Bilder auf die Landschaft. Die Mühlen waren schon lange kein Aufreger mehr. Irgendwoher musste der viele Strom ja kommen für all die E-Autos, die E-Bikes und die E-Sonstwas, und auch die ständig laufenden Zwangsbelüftungssysteme der zwangsgedämmten Häuser brauchten Saft. Dieser Tage erst hatte ich ein Schreiben meines Stromlieferanten erhalten, in dem er sich auf die Schultern klopfte, weil der Ausbau der regenerativen Energien so gewaltige Fortschritte mache. Deswegen müsste nun leider, leider der Strompreis erhöht werden.

Diese Windräder waren kein schöner Anblick, beileibe nicht. Aber mir war das egal. Bei mir kam der Strom ja aus der Steckdose.

Man gewöhnt sich an vieles, wenn man keine Wahl hat. An manches auch nicht.

In Braunsbach ging es hinauf auf die Hochebene. Die beiden Spitzkehren nahm ich mit gemäßigtem Reifenkreischen und zischte dann hinüber nach Zottishofen.

Bierbaum hatte mich wohl herfahren hören, er kam aus dem Haus, als ich ausstieg. Er sagte kein Wort, sondern starrte mich an.

»Ich hätte dich kaum erkannt«, sagte er schließlich.

»Neue Zeiten erfordern neue Maßnahmen«, antwortete ich.

Er machte eine Kopfbewegung. Wir stiegen in seinen 300-PS-Schlepper und zogen los. Herrlich, dieser nostalgische Duft nach Schmieröl und Diesel! An einem E-Traktor waren die Ingenieure bisher noch gescheitert. Ihre Prototypen zogen allenfalls einen Handkarren, aber keinen voll beladenen Hänger.

Bierbaums Schweine, Sorte Schwäbisch-Hällisches Landschwein, unverwechselbar mit ihren schwarzen Köpfen und Schenkeln, hatten am Waldrand ein großes Freigehege zur Verfügung. Der Herbst stand bevor, die Schweine sollten sich an den Eicheln laben, die bald herabfallen würden. Eichelmastschwein, was ganz besonders Leckeres. Kenner zahlten Unsummen dafür.

Ich sah sofort, was los war.

Die Weide war von einem mannshohen Stahlzaun aus Doppelstabmatten umgeben, mit Nato-Stacheldraht obendrauf. Jemand hatte sich richtig viel Arbeit gemacht und ein Loch in den Zaun geschnitten. Die Weide war leer.

»Eine Tierbefreiungsaktion?«, fragte ich.

Wieder diese stumme Kopfbewegung. Ich schlüpfte hinter ihm durch das Loch.

Die Sau war in Kreuzigungspose an eine dicke Eiche genagelt, man hatte sogar einen Querbalken für die Vorderläufe angebracht. Man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten, ihr den Bauch aufgeschlitzt und sie ausgeweidet. Die Eingeweide lagen auf einem Haufen zu ihren Füßen. Ich befühlte sie. Sie waren kalt. Die Untat war also schon ein paar Stunden her.

»Das war die Susi«, sagte Bierbaum.

»Deine Schweine haben Namen?«

»Natürlich. Hunde haben Namen, Kühe haben Namen, warum nicht auch Schweine? Meine Tiere sind meine Freunde.«

»Und wenn du eine Sau schlachtest? Dann tötest du einen Freund.«

»Meine Schweine haben ein schönes Leben und sterben einen schnellen und gnädigen Tod. Einen besseren jedenfalls als die Antilope, die von einem Löwen gejagt wird. Oder die Maus, mit der die Katze lange spielt, ehe sie sie auffrisst. So ist die Natur. Fressen und gefressen werden. Die Bestimmung meiner Schweine ist es, im Kochtopf zu landen.«

»Das sieht man heutigentags aber anders.«

Bierbaum grunzte nur abfällig.

Ich deutete auf die gekreuzigte Sau. »Da waren Profis am Werk. Saubere Metzgersarbeit.«

Bierbaum nickte. »Wenigstens hat Susi nicht leiden müssen, wie’s aussieht.«

Ich nahm einen herumliegenden Ast und stocherte in den Eingeweiden herum. »Alles da. Bis auf das Herz.«

»Ist mir auch schon aufgefallen.«

»Feinschmecker waren das nicht«, sinnierte ich. »Die Nieren haben sie dagelassen.« Ah, Saure Nierle!

Ich überlegte. »Vielleicht ein Ritualmord?«

Bierbaum starrte mich baff an. »Wie kommst du denn darauf?«

»Bei den Opferungen der Mayas war das noch zuckende Herz ein Leckerbissen. Aber ich glaube, die haben Jungfrauen bevorzugt. War ja auch eine Hochkultur.«

»Widerlich. Apropos: Mich wundert, dass du den Anblick meiner Susi so gelassen hinnimmst. Andere wären kotzend davongerannt.«

»Ich habe schon bei mehr als einer Hausschlachtung mitgemacht. Zu den Zeiten, als das noch erlaubt war. Apropos: Kann man die Sau noch essen?«

»Natürlich. Aber verkaufen kann ich sie nicht mehr. Offiziell wenigstens nicht.«

»Einverstanden. Ich nehme die Hälfte. Man kann doch solche Leckerbissen nicht verkommen lassen.«

»Weil du’s bist. Ich lasse sie noch ein paar Tage abhängen«, sagte Bierbaum. Dann schüttelte er bekümmert den Kopf. »Wer macht denn so was? Das war doch meine Susi!«

»Eine normale Tierbefreiung war das nicht, das steht fest. Ich glaube, da will jemand ein Zeichen setzen.«

»Mit meiner Susi?«

»Wahrscheinlich mit einer Sau ganz allgemein. Ihr Tierzüchter steht ja schwer unter Beschuss.«

Bierbaum explodierte. »Das brauchst du mir nicht zu sagen, das erlebe ich jeden Tag! Irgendwann tut’s mal einen Schlag. Ich lass mich nicht dauernd beschimpfen. Was glauben die denn, wer ich bin?«

»Einer, der Tiere tötet, damit sie gegessen werden. Ein Tiermörder.«

»Vegane Arschgeigen!«

»Warum brüllst du mich so an? Ich habe das nicht erfunden. Wie auch immer, deine Schweine sind weg. Hast du die Polizei schon verständigt?«

»Warum sollte ich? Die das gemacht haben, erwischt man doch nicht.«

»Mir geht es weniger um die Täter als um die Opfer. Deine Versicherung wird auf einer Untersuchung durch die Polizei bestehen.«

»Du bist die Versicherung.«

»Ich bin nur der Vertreter der Versicherung.«

»Ich will das nicht. Gibt nur Ärger.«

»Mit der Versicherung gibt es immer Ärger.«

»Und das sagst du!«

»Klar. Schließlich bin ich die Ver… Ach, was red ich!«

»Ich fange meine Schweine schon wieder ein.«

»Und wenn nicht?«

»Zahlst du. Deine Versicherung.«

»Das ist der Punkt. Deine Schweine sind besser versichert als seinerzeit die Beine von Ronaldo. Glaubst du, die Versicherung schreibt dir mir nichts, dir nichts einen Scheck aus nur wegen deiner blauen Augen? Da geht es um eine Riesensumme.«

»Meine Augen sind grau.«

»Lenk nicht ab, Bierbaum!«

»Es wird Fragen geben.«

»Unvermeidlich.«

»Fragen verlangen Antworten.«

»Das ist der Sinn der Sache.«

»Manche Antworten sind vielleicht gar nicht gut.«

»Was willst du damit sagen?«

»Wie heißt es so schön: Man soll keine schlafenden Hunde wecken.«

»Was läuft da, Bierbaum?«

»Du stellst zu viele Fragen, Dillinger.«

Kopfschüttelnd wählte ich die Nummer von Kommissar Keller in Schwäbisch Hall. »Ich habe ein Tötungsdelikt zu melden zum Nachteil einer gewissen Susi.«

»Nachname?«

»Weiß ich nicht. Sau wahrscheinlich.«

»Willst du mich verscheißern?«

Ich erzählte.

»Was?«, rief Keller entsetzt. »Eine Schwäbisch-Hällische? Einfach so abgestochen? Das ist ja ein Verbrechen!«

»Sag ich doch.«

»Mann, Mann, was für Zeiten! Aber warum rufst du mich an?«

»Weil du für Kapitalverbrechen zuständig bist.«

»Dillinger, du lebst hinterm Mond. Kapitalverbrechen ist kein juristisch definierter Begriff. Wir reden von Tötungsdelikten.«

»Dann reden wir von dem gleichen.«

»Ich bin zuständig für Straftatbestände gegen das Leben von Menschen.«

»Können wir das nicht allgemeiner fassen: gegen Lebewesen? Auch eine Sau ist ja so was wie ein Mensch und unser Freund, den wir ehren und schätzen. Die Susi hat ja sogar einen Namen.«

»Ich schätze eine Sau sehr, wenn sie als Schnitzel auf meinem Teller liegt.«

»Keller, du hast die Zeichen der Zeit nicht begriffen. Tiere essen ist verpönt.«

»Mir wurst, mich geht deine Sau nichts an. Das ist allenfalls Sachbeschädigung.«

»Sachbeschädigung? Bei einem getöteten Tier? In diesen Zeiten?«

»Sie arbeiten dran, glaub mir.«

»Übrigens käme auch noch Diebstahl hinzu. Die anderen Schweine sind ja weg. Wir brauchen ein offizielles Dokument.«

»Der Bauer braucht das für die Versicherung, stimmt’s?«

»Auch wir haben unsere Vorschriften, nicht nur so Sesselfurzer wie du.«

»Bist du sicher, dass der Bauer nichts damit zu tun hat?«

»Nein.«

»So ist das also! Ich schicke die Spusi raus.«

»Nur, weil du zu faul bist, deinen fetten Hintern zu heben, wird der feige Mord an der armen Susi also ewig ungesühnt bleiben.«

»Wieso? Du bist doch da.«

»Ich soll mich nicht in polizeiliche Ermittlungen einmischen, sagst du immer.«

»Diesmal darfst du. Mit meinem offiziellen Segen.«

»Ehrlich? Mensch, Keller, ich bin gerührt! Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt.«

Keller knurrte.

»Übrigens, um ein Thema aufzugreifen, das du vorhin angeschnitten hast: Ich habe mir die Hälfte der Sau gesichert. Aber lange kann sie nicht mehr so hängen bleiben, es wird bald warm. Mach der Spusi Beine!«

»Du wirst dich gedulden müssen. Du weißt, die Jungs kommen von weit her und haben auch noch anderes zu tun.«

»Die Hälfte meiner Hälfte für dich.«

»Die Spusi ist praktisch schon unterwegs.«

»Da gibt es noch einen Grund, weshalb du hier sein solltest. Die Spusi wird die Susi ja vielleicht mitnehmen, als Beweismittel oder so, und dann ist die Susi sozusagen dem natürlichen Kreislauf entzogen.«

»Der Gruber von der Spusi ist ein vernünftiger Mann, mit dem kann man reden. Ich brauche noch ein Viertel.«

»Unmöglich. Dann bleibt für mich nichts mehr.«

»Das Leben kann so ungerecht sein.«

»In dem Fall ziehe ich die Anzeige zurück. Diesen Anruf hat es nie gegeben.«

»Zu spät. Anrufe bei der Polizei werden protokolliert.«

»Aber doch nicht auf deinem Privathandy!«

»Wir wollen jetzt nicht über unwichtige Details diskutieren. Vorschlag: Wir dritteln deine Hälfte. Ich kriege auf alle Fälle das Filet.«

»Das ist Erpressung!«

»Was hast du gesagt? Die Verbindung ist gerade schlecht. Dillinger, hörst du mich? Hörst du mich?«

Dann wurde aufgelegt.

Ich sagte zu Bierbaum: »Die Kriminaltechnik ist im Anmarsch. Die untersuchen das, machen ein schönes Protokoll, und dann sehen wir weiter. Aber ohne Protokoll läuft gar nichts, auch wenn es dir nicht gefällt.«

Bierbaum hätte mir eigentlich dankbar sein müssen, schließlich ging es um eine beträchtliche Summe, aber so schaute er nicht gerade drein.

Dann verfinsterte sich sein Gesicht noch mehr. »Der hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte er.

Durch das Loch im Zaun trat ein Mann, weder alt noch jung, weder dick noch dünn, aber entschlossenen Schrittes und mit freudig erregter Miene. Bei Fuß trottete ein Hund.

Es war ein großer Hund mit einem wunderbaren, seidig glänzenden kastanienbraunen Fell ohne jede Spur von Schwarz. Ein schönes Tier, das musste sogar ich zugeben, und mein Verhältnis zu Hunden war eher distanziert. Keine Ahnung, welche Rasse das war, und es interessierte mich auch nicht wirklich.

»Bierbaum, jetzt habe ich Sie endlich, diesmal entkommen Sie mir nicht«, rief der Mann. Dann sah er mich an: »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«

Bierbaum knurrte. »Das ist Dillinger, mein Versicherungsvertreter. Und das ist der Herr Scheuerle, Bescheuertle, unsere Oberpetze vom Dienst.«

»Bierbaum, wenn Sie glauben, Sie könnten mich provozieren, haben Sie sich geschnitten!« Der Mann warf sich in die magere Brust. »Ich bin der amtlich bestellte kommunale Aufseher über die Einhaltung der Richtlinien zum Artenschutz, nur damit Sie es wissen.«

Der Mensch war mir auf Anhieb zutiefst unsympathisch. »Auch ein Job«, sagte ich.

»Einer muss es ja tun. Einer muss ja auf die Einhaltung der Regeln achten, Sie sehen ja, was sonst passiert. Jetzt sind Sie dran, Bierbaum! Auf frischer Tat ertappt! Eine illegale Schlachtung! Sie wissen genau, dass Sie jede Schlachtung von mir genehmigen lassen müssen!«

»Scheuerle, Bescheuertle! Hast du keine Augen im Kopf? Mir haben sie die Schweine geklaut und meine Susi massakriert!«

»Das ist nur eine Schutzbehauptung. Sie wollen damit die Quote unterlaufen.«

»So? Und wo sind meine Tiere dann?«

»Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich haben Sie sie versteckt. Aber ich werde sie finden, verlassen Sie sich drauf.«

»Viel Glück! Dann hättest du wenigstens einmal in deinem Leben etwas Sinnvolles getan.«

Der Bierbaum, der auf mich sonst so besonnen wirkte, war dabei, sich ganz heftig in Rage zu reden. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Diese Kontrolleure waren eine Landplage und verhasst wie nur was. Es hatte schon Anschläge auf sie gegeben, die nur deshalb keinen Schaden angerichtet hatten, weil sie stümperhaft geplant waren. Ob aus Absicht oder Unvermögen, blieb unklar.

Der Hund knurrte.

»Brav, Bello, brav!«, sagte Scheuerle. »Ja, du bist ein guter Hund. Was man von dem Herrn Bierbaum nicht sagen kann.«

»Ich bin ja auch kein Hund«, entgegnete Bierbaum, der jetzt auch knurrte.

»Das ist sogar ein ganz Böser. Weißt du, Bello, der isst Tiere, die er vorher getötet hat. Ist das nicht widerlich? Wenn es nach mir gegangen wäre, ich hätte das Schlachten von Tieren zum Zwecke des Essens sofort verboten. Und zwar grundsätzlich. Auf der ganzen Linie.«

»So hattet ihr das ja auch vorgesehen. Nur habt ihr in eurem Übereifer übersehen, dass es so was wie gefährdete Rassen gibt, und die muss man schützen, das ist Gesetz. Und was für den Gartenschläfer und das Blaukehlchen gilt, das gilt eben auch für das Limpurger Rind und das Schwäbisch-Hällische Landschwein. Das war ein schönes Eigentor!«

Scheuerle guckte giftig. »Wir haben eine Schlacht verloren, aber nicht den Krieg. Wir finden auch da eine Lösung, verlassen Sie sich drauf. Und bis dahin haben Sie sich an die Auflagen zu halten, und das heißt strenge Bestandskontrolle, Nachzucht nur zum Erhalt der Rasse, kein unkontrolliertes Schlachten, und das wissen Sie genau.«

Natürlich wusste das Bierbaum. Jeder wusste das, und niemand hatte, nachdem der erste Schock abgeklungen war, etwas gegen das Verbot der Massentierhaltung einzuwenden gehabt. Jeder, der sehenden Auges durchs Leben ging, wusste um die schrecklichen Zustände in den Ställen und den Schlachthöfen.

Damit war es nun vorbei, und zum ersten Mal seit urdenklichen Zeiten gab es wieder richtig gutes, handgestreicheltes Fleisch. Es war zwar so kostbar wie Kaviar, aber mal ehrlich: Auf Kaviar konnte man schon hin und wieder verzichten, doch auf einen saftigen Krustenbraten?

Und da lag das Problem. Fleisch war knapp, und was knapp war, war teuer und weckte Begehrlichkeiten ganz eigener Art.

Deshalb waren Bierbaums Schweine versichert. Deshalb war ich hier. Deshalb gab es Leute wie Scheuerle, die auf die Einhaltung der Richtlinien zu achten hatten.

Der baute sich jetzt vor Bierbaum auf, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und wippte auf den Fußballen. Die volle Autorität der Amtsperson.

Sein Hund knurrte.

»Sie sind ein renitenter Bursche, Bierbaum«, sagte Scheuerle. »Ich hatte Sie schon immer im Verdacht, dass Sie krumme Geschäfte betreiben, und jetzt habe ich den Beweis. Jede Wette, Sie haben Ihre Schweine selber laufen lassen.«

»Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Was glaubst du, welcher Verlust das für mich ist? Das waren zwölf Muttersauen, mit eigener Hand aufgezogen, gesund und bestens genährt. Und vierundzwanzig Jungschweine. Die wären in vier Wochen schlachtreif gewesen.«

»Genau das ist der Punkt. Dass man die Vielfalt unserer Natur schützen muss, ist ja kein Thema, und ich will gerne zugeben, dass darunter auch Ihre Schweine fallen. Aber das bedeutet eben gerade nicht, dass man sie tötet. Das ist ethisch und moralisch völlig unakzeptabel.«

»Wer Tierrassen erhalten will, muss sie essen. Die besten Ferkel kommen in die Zucht, und was mache ich mit dem Rest? Vor allem mit den Jungs?«

»Ich bin dabei, etwas zu organisieren. Einen Gnadenhof.«

»Gnadenhof?«

»Einen Gnadenhof, wo die Tiere ihren Lebensabend verbringen dürfen. Was bei Pferden geht, muss auch bei Schweinen gehen.«

»Traumtänzer! Jede von meinen Sauen wirft im Durchschnitt zehn Ferkel. Jeweils zwei brauche ich für den Erhalt der Rasse. Bleiben sechsundneunzig übrig. Nur von meinen zwölf Sauen. Dann ist bald das ganze Land ein einziger Gnadenhof.«

Scheuerle schaute etwas verdattert, aber so schnell gab er nicht klein bei.

»Auch für dieses Problem werden wir eine Lösung finden«, sagte er.

»Natürlich. Ihr findet für jedes Problem eine Lösung. Und die besteht dann in einem Haufen neuer, unsinniger Vorschriften, für die man einen Haufen neuer Leute braucht, die die Vorschriften überwachen. Noch mehr solche Blockwarte wie du, Scheuerle! Noch mehr aufgeblasene Grasdackel!«

Er spuckte vor ihm auf den Boden.

Der Hund knurrte.

Scheuerle brauste auf. »Ich muss doch sehr bitten! Das ist Beamtenbeleidigung!«

»Du bist ja gar kein Beamter.«

»So gut wie! Ich vertrete die Staatsgewalt.«

»Ein schöner Staat, der die Gewalt solchen Pimpfen wie dir überträgt.«

Scheuerle lief puterrot an und brüllte: »Sie können mich nicht produz… provozieren, Sie nicht! Das wird Ihnen noch leidtun!«

Der Hund knurrte.

Scheuerle atmete tief durch. »Brav, Bello, brav! Du hast recht, der Herr Bierbaum ist ein ganz Böser, aber er tut dir nichts, ich bin ja bei dir.« Er baute sich mit erhobenem Zeigefinger vor Bierbaum auf. »Sie werden es auch noch kapieren, Bierbaum. Entscheidend ist, dass sich das Bewusstsein ändert, und daran mangelt es Ihnen ganz entschieden. Sie sabotieren die Bewegung, wo es nur geht. Aber damit kommen Sie bei mir nicht durch. Ich werde jedenfalls Ihre Schweine genau im Blick behalten.«

»Sag meinen Schweinen einen schönen Gruß, wenn du sie triffst. Die sind nämlich verschwunden, schon gemerkt?«

Der Hund knurrte etwas lauter.

»Können Sie Ihren Köter nicht an die Leine nehmen?«, fragte ich. »Freilaufende Hunde machen mich nervös. Kindheitstrauma.«

»Bello tut niemandem was. Der ist gut erzogen. Der weiß, was sich gehört.« Wenigstens hielt er seinen Bello nun am Halsband fest. »Und Sie? Dillinger war der Name, nicht wahr? Ich hoffe, auch Sie wissen, was sich gehört in diesen Zeiten. Haben Sie Ihre Fleischsucht schon überwunden?«

»Ich arbeite daran«, sagte ich diplomatisch.

»Gesinnungsschnüffler!«, giftete Bierbaum.

»Sie wissen, dass es Desensibilisierungsprogramme gibt? Noch sind sie freiwillig und werden von der Krankenkasse bezahlt. Wir setzen ja auf die Vernunft der Bürger.«

Der Hund knurrte wieder, und es klang bedrohlich. Mir war etwas mulmig. Gut erzogen, den Spruch kannte ich. Aber er wollte nichts von mir, sein Blick war auf Susi gerichtet.

»Der riecht sein Frühstück«, sagte ich.

»Bello ist selbstverständlich ein vollständig veganer Hund, und er hat die Umstellung problemlos gemeistert, gell, Bello? Schauen Sie nur, wie sein Fell glänzt. Auch ein ehemaliger Jagdhund erkennt die Zeichen der Zeit und weiß, was gut für ihn ist.«

Der vegane Hund starrte die gekreuzigte Sau an wie eine außerirdische Erscheinung. Mit einem Ruck riss er sich los, hechtete auf Susi zu, sprang an ihr hoch, schlug seine Zähne in das Fleisch, zog und zerrte, bis er ein großes Stück im Maul hielt, und wie der Blitz rannte er davon.

Scheuerle sah ihm fassungslos hinterher. »Das hat er noch nie gemacht! Bello, komm sofort zurück, hörst du, sofort!«

Der vegane Hund hatte sich mit seiner Beute tief ins Unterholz verzogen. Bello! Den Namen hatte er noch nie leiden können, weshalb es ihm leichtfiel, die Rufe seines Herrchens zu überhören. Krethi und Plethi hieß Bello. Fiel diesen blöden Menschen nichts Besseres ein? So was wie Edler von Hinterkratzhausen?

Bello! Ging’s noch?

Er besah sich das Stück Fleisch, das er geraubt hatte. Ein Bauchlappen, ordentlich durchwachsen, wie es sich gehörte. Leider nur ein kleines Stück, mehr war in der Kürze der Zeit nicht zu packen gewesen.

Wie lange hatte er auf eine solche Gelegenheit warten müssen!

Mal ehrlich, »Cabrigourmet Wuff« sah zwar aus wie eine Wurst, aber schmeckte genau nach dem, was drin war: Weizen- und Lupineneiweiß, Reis, Erbsen, Karotten, Tofu. Also nach gar nichts. Das war zwar sicher gut gemeint von seinem Herrchen, aber so etwas setzte man nicht einmal seinem Hund vor. Äh, nein, das war jetzt irgendwie falsch gedacht. Wahrscheinlich kam das von der Nährhefe in »Cabrigourmet Wuff«.

Der vegane Hund hätte sich am liebsten mit der Gier des Ausgehungerten auf seine Beute gestürzt, doch er beherrschte sich. Er wollte jeden Moment genießen. Ausführlich beschnupperte er das Stück. Das war nicht nur der wohlvertraute Duft eines gut genährten Schweines, da schwang noch etwas anderes mit, auf das er im Moment nicht kam.

Vorsichtig biss er ein erstes kleines Stückchen ab und kaute ganz langsam.

Wahnsinn!

Er erinnerte sich noch gut an die Zeiten, als solche Genüsse alltäglich gewesen waren.

Er wusste nicht, warum sich das geändert hatte, er wusste nur: Ein veganes Schweineohr (Weizenstärke, Glyzerin, Pflanzenfaser, Lezithin, natürliches Geschmacksmittel) machte einen Hund nicht satt. Und zufrieden schon gar nicht. Natürlich hatte er auch das gefressen, es war ihm ja nichts anderes übrig geblieben. Als Hund war man leider seinem Herrchen hilflos ausgeliefert.

Und dann war es um seine Beherrschung geschehen. Mit zwei Bissen verschlang der vegane Hund seine Beute und leckte sich die Lefzen.

Jetzt wusste er auch, an was ihn dieser Duft noch erinnert hatte. Es war der Duft von Freiheit und Abenteuer.

Ein freudiges Jaulen entrang sich seiner Kehle.

Er nahm Witterung auf. Irgendwo in diesem Wald musste doch ein Hase aufzutreiben sein. Oder wenigstens eine kleine Ratte als Snack zwischendurch.

Der nun nicht mehr ganz so vegane Hund trabte los.

Scheuerle starrte erschüttert zu dem Wald hinüber, in dem sein Hund verschwunden war.

»Bello, komm zurück!«, rief er. »Gute Leckerli!«

Bierbaum grinste. »Der hat sich sein Leckerli schon selber geholt. Das wird teuer für dich, Scheuerle. Den Schaden musst du mir ersetzen.«

»Das ist ganz allein Ihre Schuld, Bierbaum. Sie haben ihn mit Ihrer Sau in Versuchung geführt. Ohne Sie und Ihresgleichen wäre die Bewegung schon viel weiter. Aber das wird Konsequenzen haben, das schwöre ich Ihnen.«

»Ach ja, dein veganer Hund.«

Bierbaum ging zu seinem Traktor und kramte darin herum. Mit einem Gewehr im Anschlag kam er wieder zurück.

Scheuerle wurde kreidebleich. »Bierbaum, das können Sie doch nicht machen.«

Bierbaum lud durch und hob den Lauf ein wenig in die Höhe. Er zeigte genau auf Scheuerle.

Scheuerle hob die Hände. »Nicht, Bierbaum! Machen Sie sich nicht unglücklich! Man kann doch über alles reden!«

»Was hat er denn, unser Aufseher?«, fragte Bierbaum grinsend. »Geht dem kleinen Scheißer vielleicht der Arsch auf Grundeis? Keine Sorge, Scheuerle, an dir mach ich mir nicht die Finger schmutzig. Das Gewehr ist für deinen Bello. Streunende Hunde sind für den Abschuss freigegeben, das solltest doch gerade du wissen. Wer weiß, was dein Hund den armen Tieren in Feld und Wald antut, und das können wir ja nicht zulassen, oder? Also schleich dich, Scheuerle, und such deinen Köter. Und bete, dass du ihn vor mir findest.«

Man musste es Scheuerle lassen. Er brachte einen Abgang mit Würde zuwege.

Fast.

Als er den Waldrand erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um, drohte Bierbaum mit der Faust und schrie: »Bauernlümmel!«

In diesem Moment fielen im Wald schnell hintereinander zwei Schüsse. Dann war ein langgezogenes Jaulen zu hören.

Scheuerle begann zu rennen. »Bello!«, rief er. »Bello, guter Hund, braver Hund, komm zurück zu Herrchen!«

Bierbaum schaute ihm nach und schüttelte den Kopf. »Was für Zeiten, Dillinger! Wie hat es nur so weit kommen können?«

Ja, wie nur? Folgendes war geschehen. Beim Aussitzen eines Problems war die Kanzlerin sanft entschlafen. Das wurde lange Zeit gar nicht bemerkt, weil man wähnte, sie sei in tiefem Nachdenken begriffen. Seit jüngstem erlaubte sich die Chefin das hin und wieder. Nun ja, von einem gewissen Alter an sah man manche Schrullen nach.

Und nun? Kein Kronprinz weit und breit, eine Prinzessin schon gar nicht, alle weggebissen. In der Not fragte man sogar bei der Ursula an, doch die würdevolle, immer noch ausnehmend attraktive, immer noch blonde ältere Dame winkte ab. Sie war damit ausgelastet, die Namen ihrer 49 Enkel auswendig zu lernen.

Die FDP hatte sich ja schon längst aufgelöst, angeblich nachdem der Rainer der Kanzlerin ein Dirndl geschenkt hatte mit den Worten: »Obenrum passt’s, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.« Die SPD war vollauf damit beschäftigt, im Monatsrhythmus ihren Kanzlerkandidaten zu demontieren, und hatte für so etwas wie Wahlkampf nun wirklich keine Zeit. Und die Linken waren zu einer ständigen Krisensitzung am gläsernen Sarkophag vom Oskar versammelt und warteten auf die göttliche Eingebung. Ja, auf die göttliche, so weit war es gekommen.

So fuhren denn die Bunten, die Nachfolgeorganisation der zahnlos gewordenen Grünen, einen problemlosen Sieg ein. Sie holten ein paar alte Träume aus der Mottenkiste. Die Claudia wurde Bundespräsidentin (eigentlich war ja der Joschka vorgesehen gewesen, aber der war etwas wunderlich geworden und erzählte nur noch Schnurren aus seiner Frankfurter Straßenkampfzeit), das Benzin kostete fünf Euro (na ja, seinerzeit war von fünf Mark die Rede gewesen, aber man musste ja auch die Inflation berücksichtigen).

Und außerdem wurde der Veggie Day eingeführt.

Das gab dann aber ziemlich lange Gesichter, als sich herausstellte, dass mit Veggie nicht vegetarisch gemeint war, sondern natürlich vegan. Und Day meinte nicht irgendeinen Tag der Woche, sondern jeden.

Vegetarisch, damit hätte man sich mit einiger Schummelei abfinden können (»Ich esse kein Fleisch, nur Wurst«). Aber vegan? Die ganz gnadenlose Variante, der Verzicht auf jegliche tierische Produkte, auf dem Teller und überhaupt? Weder Milch noch Joghurt noch Käse. Keine Lederjacke. Kein Wollpullover. Keine Daunendecke. Kein Frühstücksei, nicht mal bio.

Deutschland, Veggieland.

Eigentlich war der Veggie Day sowieso anders gedacht gewesen. Die Renate hatte die Claudia nur ärgern wollen. Der dezente Hinweis auf eine mögliche Form der Diät war als Scherz gemeint gewesen. Aber das war nicht der erste Scherz der Geschichte, der zu einem fürchterlichen Missverständnis führte.

Wir lernen daraus, dass weltgeschichtlich bedeutsame Ereignisse nicht unbedingt das Ergebnis tiefschürfender, hin- und hergewälzter Überlegungen sind, sondern einer momentanen Laune entspringen. Krach mit dem Partner. Schon lange kein Sex mehr. Ein verklemmter Furz. Schweißfüße.

Veggie Day? Es hob ein großes Murren an. Das war gemein. Wie kam denn so was? Wie kann man denn die Wähler so überrumpeln? Steht alles im Wahlprogramm, sagten sie. So, tatsächlich? Das war nicht nur gemein, das war unfair. Seit wann setzte denn eine Partei nach der Wahl das um, was sie vor der Wahl versprochen hatte? Auf die Idee muss erst mal einer kommen! Es ging sogar die Rede von Wahlbetrug. War aber nichts zu machen. Stand alles im Wahlprogramm.

Und während sich das Land allmählich aus der Schockstarre löste, wurden die ersten neuen Vorschriften erlassen. Man sprach von der Wende, von der Umstellung. Auch das böse Wort von der Umerziehung geisterte umher.

Was der Veggie Day noch alles nach sich ziehen würde, konnte niemand ahnen.

Wir sahen Scheuerle hinterher, wie er im Wald verschwand. Seine Körpersprache signalisierte, dass er nicht viel Hoffnung hatte, seinen Bello bald wiederzusehen.

»Was waren das für Schüsse?«, fragte ich.

Bierbaum zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ein Jäger wahrscheinlich.«

»Am helllichten Morgen?«

»Wildschweine erwischst du immer. Hier knallt’s dauernd, und das sind nicht nur Leute mit Jagdschein, glaub’s mir.«

»Nennt man das nicht Wilderei?«

»Ich nenne es Bestandskontrolle. Das war auch so eine Schnapsidee. Jagdverbot aus ethischen Gründen, aber hallo! Die Wildschweine und Rehe haben keine natürlichen Feinde und genug zu fressen auf den Feldern, die vermehren sich wie sonst was. Sind eine echte Landplage geworden.«

»Das haben sie ja wieder revidiert. Jetzt haben wir die Abschussquoten.«

»Viel zu gering! Die Wildsäue fressen immer noch ganze Äcker leer. Und kontrollieren kannst du die Quote sowieso nicht, es sei denn, du schaust in die Kochtöpfe und fängst an zu zählen. Frag lieber nicht, wie oft es bei uns Wildschweinbraten gibt. Unter uns, die Wildschweine sind ein einträgliches Nebengeschäft. Die Leute kriegen das Fleisch, nach dem sie gieren, und uns füllt’s die Kasse.«

»Und wenn sie dich erwischen?«

»Wer denn? Vielleicht der Scheuerle, dieser Wicht?«

»Von Landwirtschaft und Viehzucht hat er wohl nicht viel Ahnung.«

»Nicht die geringste. Hat auch sein Gutes.«

Ich sah ihn fragend an.

»Es ist ja allgemein bekannt, dass Muttersauen schon mal ein paar ihrer Ferkel erdrücken, wenn sie sich hinlegen«, erläuterte er.

»In engen Ställen, die es nicht mehr gibt, aber doch nicht in der freien Natur.«

»Das weiß der doch nicht. Deshalb ist es kein Problem, ein paar Ferkel zu verstecken, wenn er zur Bestandskontrolle kommt.«

»Ts, ts, ts«, machte ich. »Du legst ja den armen Scheuerle aufs Kreuz.«

»Kann ich was dafür, wenn sie sich solche Pfeifen als Kontrolleure aussuchen? Da ging’s ja nicht um Sachverstand, sondern nur darum, wer sich davor schon um die Bewegung verdient gemacht hat. Die Bewegung! Wenn ich das schon höre, kriege ich so einen Hals! Ich hoffe nur, dass mir sein Köter vor die Flinte läuft.«

»Der Hund kann doch nichts dafür. Gönn ihm seine Freiheit. Der ist sowieso bald wieder zurück bei seinem veganen Besitzer. Du weißt doch, Hunde brauchen die Nähe zu ihrem Herrchen.«

»Und wenn er mir das Wild reißt?«

»Komm schon, ist doch genügend da für alle.«

Bierbaum brummte.

Ich sah schwarz für den armen Bello. Jemand sollte ihn warnen.

»Viel mehr Gedanken mache ich mir um deine Schweine«, sagte ich. »Irgendwas kommt mir seltsam vor.«

»Die Tierbefreiungen nehmen neuerdings wieder rapide zu. Erst vor ein paar Tagen haben sie bei Jechtinger drüben in Jungholzhausen eine Herde Limpurger frei gelassen.«

»Tatsächlich? Habe ich gar nicht mitbekommen.«

»Wird auch nicht groß drüber geredet. Von wegen Nachahmungstätern und so.«

»Sind sie wieder eingefangen?«

»Keine Ahnung.«

Ich schaute auf meine Armbanduhr. Solarbetrieben, andere waren ja aus Umweltgründen verboten worden. Seitdem hatte ich das Gefühl, dass die Zeit viel schneller verging.

»Wird ja noch eine Weile dauern, bis die Spusi kommt. Dann fahr ich mal schnell zu Jechtinger rüber und schau mir das an.«

»Und ich? Soll ich hier Wurzeln schlagen?«

»Genau das. Sonst kriegt deine Susi Beine. Und das wollen wir doch nicht. Schließlich gehört die Susi zur Hälfte mir.«

»Wir haben noch nicht über den Preis geredet.«

»Mach eine Ansage.«

Was er sagte, erschütterte mich.

»Hast du sie nicht mehr alle?«, rief ich empört.

»Angebot und Nachfrage. Wildschwein kannst du von mir billig haben, aber meine Susi hat ihren Preis. Ist schließlich eine Hällische. Im Laden zahlst du das Doppelte.«

»Du nutzt die Notlage anderer Menschen schamlos aus! Das ist Wucher!«

»Das ist Marktwirtschaft. Ich glaube, man nennt das auch Neoliberalismus.«

»Und wie war das noch mit den Bauern und den Kartoffeln?«

»Die Zeiten sind schon lange vorbei. Auch wir Bauern können rechnen. Wir führen hocheffiziente Wirtschaftsbetriebe, wir reden von Eigenkapitalquote und Cashflow. Was ist jetzt mit der Susi? Ich krieg sie auch anderswo los, ohne Probleme.«

Zähneknirschend schlug ich ein. Er hatte ja so recht. Trotzdem.

»Bauernlümmel!«, sagte ich.

Er grinste.

Jechtinger bewirtschaftete einen Aussiedlerhof, der etwas einsam bei Jungholzhausen abseits der Kreisstraße stand. Als ich klingelte, tat sich erst mal lange Zeit nichts. Ich hörte Schritte, und endlich wurde die Tür geöffnet.

Jechtinger hatte ein Gewehr in der Hand. Die Waffe zeigte zwar auf den Boden, aber er hatte den Finger am Abzug.

Ich hob die Hände und sagte: »Fürchten Sie einen Indianerüberfall? He, ich gehöre zu den Guten!«

Rasch packte er die Waffe am Lauf und stellte sie mit dem Schaft auf den Boden. Wie einen Spazierstock.

»Ich war gerade dabei, die Waffe zu reinigen.«

Und dann nahm er sie mit, wenn es an der Tür klingelte? Er log, ohne rot zu werden.

Ich hatte schon gehört, dass Jechtinger von der robusten Sorte war. Mit ihm war nicht gut Kirschen essen, wenn ihm etwas nicht passte. Einmal hatte er einen Kontrolleur von der Landwirtschaftskammer mit dem Gewehr vom Hof gejagt, weil er seinen Nährstoffvergleich schlampig geführt hatte und deshalb im Verdacht stand, zu viel Kunstdünger und Gülle ausgebracht zu haben.

Es war wahrscheinlich das Gewehr, das er auch jetzt bei sich hatte.

Jechtinger schaute mich misstrauisch an. »Kennen wir uns?«

»Wir sind uns schon ein paar Mal über den Weg gelaufen.« Ich stellte mich vor.

»Ich hätte Sie jetzt nicht erkannt«, meinte er.

»Wie ich gehört habe, sind Ihnen ein paar Rinder entlaufen«, sagte ich.

Er schnaubte. »Entlaufen! Freigelassen hat man sie, meine ganze Herde Limpurger!«

Das Limpurger Weiderind war eine alte, äußerst schmackhafte Rasse aus der Region, die schon mal vom Aussterben bedroht gewesen war und die man mühsam wieder hochgepäppelt hatte. Ihr Schicksal hätte sich fast wiederholt.

»Haben Sie sie wieder einfangen können?«, fragte ich.

»Alle bis auf eine.«

»Wie ist es passiert?«

»Wie sie’s immer machen. Loch in den Zaun, Klaps auf den Hintern, und weg sind sie. Wenn erst mal eine losrennt, rennen die anderen hinterher.«

»Irgendeine Ahnung, wer das getan haben könnte?«

»Die üblichen Verdächtigen. Aber beweisen kann man nichts.«

»Sie hätten Überwachungskameras aufstellen sollen.«

»Hinterher ist man klüger. Aber wie soll ich die bezahlen?«

»Sparen Sie schon mal. Bald werden die Versicherungen das vorschreiben.«

Er spuckte aus. Das schien heute Morgen ein weitverbreitetes Mittel der Kommunikation zu sein.

»Was interessiert Sie das überhaupt? Das ist doch nicht Ihr Fall!«

»Ich weiß. Ihre kostbaren Rindviecher sind bei der Konkurrenz versichert.«

»Ich wollte halt mal …«

»Sie brauchen mir nichts zu erklären. Wir leben in einer freien Gesellschaft. Wenigstens in dieser Hinsicht noch. Sie dürfen sich Ihre Geschäftspartner aussuchen. Ich habe kein Problem damit.«

»Die Konkurrenz war halt billiger. Bei gleicher Deckungssumme. Ich muss auch schauen, wo ich bleibe. Die Zeiten sind hart für uns Viehzüchter.«

»Hat er sich denn schon blicken lassen, der Kollege von der Konkurrenz?«

»Ich erreiche den nicht mal!«

»Es geht halt nichts über Dillingers spezielle Kundenbetreuung.«

»Dabei rennen mir die anderen Bauern schon die Bude ein wegen der Schäden, die meine Kühe angerichtet haben sollen. Und besonders die Rosie!«

»So eine abkömmliche Kuh kann ein schönes Geschäft sein. Vor allem für den Besitzer, wenn sie verschwunden bleibt. Viel Fleisch, das man unter der Hand verkaufen kann, und noch die Entschädigung von der Versicherung.«

»Wollen Sie damit andeuten, dass ich …«

»Ich will gar nichts andeuten, und es geht mich auch nichts an. Das ist Sache der Konkurrenz. Ich mache mir nur so meine Gedanken. Zum Beispiel, dass solche Tierbefreiungsaktionen anscheinend wieder zunehmen.«

»Stimmt, eine Zeitlang war’s ruhig. Aber letzte Woche ging es Schlag auf Schlag. In Söllbot, in Altenberg, auch in Hörlebach. Immer eine ganze Herde Rinder.«

»Ach?«

»Auch nicht Ihre Fälle?«

»Der Kuchen ist groß genug für viele Esser.«

»Sofern in diesem Kuchen garantiert keine Eier und keine Milch und sonst was Tierisches ist«, sagte Jechtinger und spuckte wieder aus.

Das schien eine dumme Angewohnheit von ihm zu sein. Oder ein politisches Statement?

»Ich höre da nicht gerade große Begeisterung für unsere schöne neue Welt heraus«, sagte ich.

»Ach, wissen Sie, eigentlich bin ich für die Umstellung ganz dankbar. Es gibt keine Massentierhaltung mehr und meine Kühe können so aufwachsen, wie Tiere aufwachsen sollten.«

»Das wäre auch vor der Umstellung möglich gewesen.«

»Sicher. Nur bringt das keine Masse. Und ich muss ja auch von was leben. Wären Sie bereit gewesen, den hohen Preis zu zahlen, den ich nun mal hätte verlangen müssen, damit ich auf meine Kosten komme?«

»Ich schon. Lieber nur einmal im Monat ein Stück Fleisch, dafür eines, das wirklich schmeckt und bei dem ich kein schlechtes Gewissen zu haben brauche.«

»Den meisten ist das scheißegal. Jeder hat wissen können, wie es in den Betrieben und den Schlachthöfen zugeht, aber das hat niemanden interessiert. Hauptsache billig, das ist das Einzige, worüber man sich einen Kopf gemacht hat. Na, das ist ja jetzt vorbei, die Gemüsefresser sollen mich in Ruhe lassen, die haben ihr Ziel erreicht.«

»Noch lange nicht«, sagte ich. »Erst, wenn solche Leute wie Sie verschwunden sind. Leute, die Tiere schlachten.«

Er spuckte mir haargenau neben die linke Fußspitze.

»Da können die lange drauf warten. Wir Hohenloher Bauern können ganz schön stur sein. Und ziemlich wütend werden, wenn man uns auf den Sack geht.«

»Hat sich irgendeine Gruppe zu der Tierbefreiung bekannt?«

Er schüttelte den Kopf. »Das machen die schon lange nicht mehr. Die wissen, dass sie sonst eine Mistgabel in den Hintern kriegen. Feiglinge!«

»Was sagen die Behörden?«

»Nichts. Die nehmen die Sache zu Protokoll und das dann zu den Akten, wo es verstauben wird. Wird Zeit, dass wir unsere Angelegenheiten selber in die Hand nehmen.«

»Und die Kontrolleure?«

»Wiegen erst einmal bedenklich den Kopf, weil sie dahinter eine Schweinerei meinerseits wittern, wie Sie ja auch, und sind dann voller Häme. Selber schuld, weil ich die Zeichen der Zeit nicht erkannt habe und so. Idioten!«

»Gab’s großen Schaden?«

»Schon. Die Viecher haben sich natürlich mit Wonne über die angrenzenden Felder hergemacht. Aber was soll’s, dafür hast du ja die Versicherung. Viel schlimmer ist der ganze Ärger, bis du die Kühe wieder eingefangen hast, die rennen immer in alle Richtungen davon. Wenigstens haben die Kollegen ihre gesamten Herden wieder zurückbekommen. Meine Rosie streunt noch irgendwo draußen herum. Aber um die mache ich mir keine Sorgen. Der wird’s bestimmt bald langweilig, und dann kommt sie von selbst zurück.«

Rosie, die Streunerin, fühlte sich prachtvoll. Es fehlte ihr an nichts. So viel leckeres Grünzeug!

Gemächlich trottete sie über die Felder. Anfangs war ihr schon etwas mulmig gewesen, vor allem, als der Hunger immer stärker wurde. Sie sehnte sich nach einer Wiese, auf der sie sich richtig sattfressen konnte. Aber komischerweise fand sie auf ihrer Wanderung kaum welche.

Dafür anderes. Gemüse. Davon hatte sie gehört. Das war wohl das, was auf den Feldern wuchs, durch die sie streifte. Grün war ja das meiste, wie das Gras, das sie gewohnt war.

Gemüse. Angeblich sollte man das essen können. Sie war vorsichtig. Nicht, dass es dann in einem ihrer vier Mägen quer lag.

Sie schnupperte, leckte behutsam über das Grünzeug, nahm probehalber einen Happen. Hm. Essbar. Aber natürlich kein Vergleich mit einer saftigen Wiese mit Blumen und Kräutern.

Sie wagte sich weiter vor und rupfte mit ihrer rauhen Zunge ein ganzes Büschel aus. Wirklich nicht übel. Sie schluckte hinunter. Mal sehen, wie der Geschmack war, wenn es ihr zum Wiederkäuen wieder hochkam.