Dino-Land - Folge 08 - Manfred Weinland - E-Book

Dino-Land - Folge 08 E-Book

Manfred Weinland

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Beschreibung

FOLGE 8: DINO-FIEBER:

Eine neue, schreckliche Gefahr geht von Dino-Land aus! Doch die infizierten Soldaten im Camp sind nur die Spitze des Eisbergs. Was, wenn die rätselhafte Seuche weiter um sich greift? Es gibt keinerlei Medikamente dagegen; binnen kurzer Zeit würde sie sich über den ganzen amerikanischen Kontinent ausbreiten.

Weder Wissenschaftler noch Militärs ahnen, dass diese Katastrophe kurz bevorsteht. Denn durch Frohns Kontakte zu Prostituierten wurde die Seuche bereits weitergegeben! Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt - die Jagd nach dem Gegenserum ...

***

DINO-LAND - RÜCKKEHR DER SAURIER:

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel - und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc "Red" Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade ...

Willkommen in "Dino-Land": Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen ...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über diese Folge

Über die Autoren

Impressum

Dino-Fieber

In der nächsten Folge

Dino-Land – Rückkehr der Saurier

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel – und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc »Red« Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade …

Willkommen in »Dino-Land«: Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen …

Über diese Folge

Eine neue, schreckliche Gefahr geht von Dino-Land aus! Doch die infizierten Soldaten im Camp sind nur die Spitze des Eisbergs. Was, wenn die rätselhafte Seuche weiter um sich greift? Es gibt keinerlei Medikamente dagegen; binnen kurzer Zeit würde sie sich über den ganzen amerikanischen Kontinent ausbreiten.

Weder Wissenschaftler noch Militärs ahnen, dass diese Katastrophe kurz bevorsteht. Denn durch Frohns Kontakte zu Prostituierten wurde die Seuche bereits weitergegeben! Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt – die Jagd nach dem Gegenserum …

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel – und mit ihm die Dinosaurier. Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Willkommen in »Dino-Land«: Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen …

Über die Autoren

An der Serie »Dino-Land« haben die Autoren Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland mitgewirkt. Jeder von Ihnen hat bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Action-, Fantasy-, Science-Fiction oder Horrorromanen. Mit Dino-Land gelang ihnen ein temporeicher und spannungsgeladener Genre-Mix, der sich einer der ältesten uns bekannten Bedrohungen widmet: Den Dinosauriern.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 1993-1994 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: metha1819 © thinkstock: coleong | Igor Zhuravlov | mauspat | Elenarts | Freer Law | 3dalia

E-Book-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3523-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Manfred Weinland

Dino-Fieber

DINO-FIEBER

Mit gemächlichen, majestätischen Bewegungen glitt er in die Tiefe. Warm und weich umschmeichelte das salzige Wasser seinen Körper. Scharlachrote und giftgrüne Korallenstöcke auf Riffen, die wie Klauen zu ihm hochragten, tauchten aus der Dunkelheit des Sees auf und blieben hinter ihm zurück.

Hier war die Heimstatt der Kannibalen, der Ort ohne Wiederkehr …

Sy Kidredge wusste nicht, dass er träumte. Für ihn war es Realität. Die mysteriöse Krankheit, mit der ihn ein hundertzwanzig Millionen Jahre alter Moskito infiziert hatte, trieb seinen Geist unerbittlich in den Wahnsinn …

Als Jim Harryhausen die Fesseln seines unruhigen Schlafs abstreifte, kauerte Sy Kidredge wie eine gewaltige Kröte auf seinem Bauch und schloss gerade die Hände um seine Kehle.

»Sind Sie übergeschnappt, Sergeant?«, herrschte Harryhausen seinen Untergebenen schlaftrunken an.

Kidredge antwortete auf seine Weise, indem er ihn würgte, wie er es während seiner Spezialausbildung von Harryhausen selbst gelernt hatte. Bis sein Vorgesetzter, verblüfft und geschockt zugleich, endlich reagierte, war es zu spät …

Direkt neben dem Mörder richtete sich Bill Carson auf, ein schlaksiger Kerl mit derben Zügen. Als er realisierte, was sich vor seinen Augen im Halbdunkel des lang gezogenen Raumes abspielte, begann er gellend zu schreien.

Kidredges wirrer Traum riss ebenso abrupt wie die dazugehörigen Emotionen. Er sprang behände von seinem Opfer herunter und streckte Carson mit einem wuchtigen Faustschlag nieder. Damit konnte er jedoch auch nicht mehr verhindern, dass Aufruhr losbrach.

Binnen kürzester Zeit wachten alle auf. Der Tumult weitete sich aus, als sich zwei Soldaten Kidredge entgegenwarfen und ihn zu überwältigen versuchten. Der Sergeant prügelte um sich wie ein Berserker. Nicht einmal die vereinten Kräfte zweier in Normalverfassung mindestens ebenbürtiger Gegner konnten ihn in seiner Wut, seinem Wahn und seinem Tötungswillen stoppen.

Er befreite sich aus der Umklammerung und floh mit ausgreifenden Schritten zum Ausgang der Unterkunft, die in eine Quarantänezone umfunktioniert worden war. Erst als die Tür nicht nachgab, erinnerte er sich, dass man sie eingesperrt hatte. Sie alle.

Hinter ihm wurden die nachsetzenden Verfolger abgelenkt, als zwei weitere Soldaten die Maske der Beherrschung fallen ließen, brüllend um sich zu schlagen begannen und ähnlich zerstörerische Energien freisetzten wie Kidredge. Im Nu entbrannte eine wüste Schlägerei.

Kidredge selbst schien von einer Sekunde zur nächsten lammfromm zu werden. Mit dem Rücken presste er sich gegen die kühle Wand und rutschte langsam daran herunter, bis er, am Boden kauernd, dem wilden Kampf wie einem eigens für ihn aufgeführten Schauspiel folgte. Er schien das Tohuwabohu regelrecht zu genießen.

Lindbergh, ein Schwarzer und einer der beiden, die die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatten, begann plötzlich, noch während seine Arme wie Dreschflegel wirbelten, lauthals zu singen. Das Lied, das er anstimmte, hatten frühere Sklavengenerationen bei der Feldarbeit verwendet, um sich aufzuputschen und wenigstens in Gedanken der Gefangenschaft zu entrinnen.

Lindbergh sang so leidenschaftlich, dass er noch leichteres Spiel mit denen hatte, die sich ihm entgegenwarfen. Die ersten akzeptierten bereits, dass er den Verstand verloren hatte, und wichen vor ihm zurück.

Casallo, der zweite Ausgeflippte, hatte sich hingegen einen übermächtigen Gegner ausgesucht: sich selbst. Was andere nicht schafften, erledigte er mit einer Leidenschaft, die nur auf eine zuvor verschüttete, sadistische Ader zurückgeführt werden konnte.

Scheinbar unmotiviert begann er, im Wechsel Hiebe an seine Umgebung auszuteilen – und sich selbst welche zu verabreichen. Er gab dabei ein an alte Slapstick-Filme erinnerndes, tragikomisches Bild ab.

Als endlich die Tür aufgerissen wurde und Ordnungskräfte hereinstürmten, hockte Sy Kidredge immer noch wie einer, der kein Wässerchen trüben konnte, in unmittelbarer Nähe des Ausgangs auf dem Boden und lächelte verklärt.

Als die Uniformierten Minuten später Lindbergh und Casallo am Wickel gepackt hatten und abführten, und als so viel Ruhe einkehrte, dass man endlich auf Harryhausens Leiche aufmerksam wurde, war der Platz, wo Kidredge die ganze Zeit gesessen hatte, leer.

***

Der Schuss riss ein kopfgroßes Stück aus der Türummantelung und hallte in der Enge des Ganges überlaut von den Wänden wider. Es kam einem Wunder gleich, dass Allan Hunters Trommelfell keinen bleibenden Schaden erlitt. Doch darauf achtete er ohnehin ebenso wenig wie die Personen, die ihn umgaben.

Niemand verschwendete einen Gedanken an diese Nebensächlichkeiten. Pulvergeruch erfüllte die Luft, und noch ehe er sich verziehen konnte, brüllte die Stimme von Major Healy: »Vorwärts! Stürmen!«

Ein Tritt, und die Tür flog nach innen auf. Nacheinander, wie an einer Kette gezogen, drängten vier Soldaten, die M13-Gewehre im Anschlag, in Nadjas Unterkunft, wo Sekunden vorher ein anderer Schuss aufgedröhnt war und Allan Hunters Herz fast zum Stillstand gebracht hatte.

Er selbst hatte das Militär vor das Zimmer seiner Freundin gerufen. Dass Nadja mehr war als Hunters Kollegin, wusste niemand, und es spielte nun auch keine Rolle mehr. Weil Nadja vermutlich tot war. Tot! Deshalb brachte Hunter es zunächst auch nicht fertig, dem Tross zu folgen, der die Unterkunft hineinrannte wie die Behausung eines Terroristen.

Unwillkürlich erwartete er weitere Schüsse. Eine Konfrontation mit Frohn, der Nadja in seine Gewalt gebracht und sogar kurz mit Hunter am Telefon gesprochen hatte. Norman Frohn, der mit ihnen gemeinsam das Team gebildet hatte, das den Urzeit-See erkunden sollte, der in DINO-LAND aufgetaucht war. Frohn hielt sich schon länger in dem mit Hochenergiezäunen gesicherten Lager auf, das von den Militärs vor etwa drei Monaten innerhalb der Grenzen der urzeitlichen Landschaft errichtet worden war. Damit besaß man eine nahe Operationsbasis, die nicht urplötzlich von einem Zeitbeben verschlungen und in die Vergangenheit entführt werden konnte.

Die einzigen bebensicheren Orte lagen innerhalb von DINO-LAND. Dass dies auch gleichzeitig Orte erhöhter Gefahr waren, musste angesichts der aggressiven Umweltbedingungen nicht eigens betont werden.

Es hatte enorme technische Anstrengungen gekostet, das Camp hier aufzubauen. Ein kleiner Atomreaktor lieferte die gewaltigen Energien, um hier draußen, weitab von jedem regulären Stromnetz, Sicherungen intakt zu halten, die selbst dem wütenden Ansturm eines T. Rex oder dem eher plumpen Anrennen eines in Panik verfallenden Apatosaurus standhielten.

Beide Extremfälle waren noch nicht praxisüberprüft, aber kleinere Carnivoren hatten sich bereits glühende Nasen an der Umzäunung geholt.

Bei ihnen musste schon vorher mit den Nasen etwas nicht in Ordnung gewesen sein, denn um zu verhindern, dass die Zäune zur Todesfalle für die Saurier wurden, in deren Lebenssphäre schließlich der Mensch eingedrungen war, hatte man einen Graben rings um das Camp gezogen. Dieser war mit einer von der Wissenschaft eigens entwickelten Mixtur gefüllt, die der menschliche Geruchssinn kaum wahrnahm, die auf Sauriernasen aber absolut widerwärtig und abschreckend wirken sollte.

In Insider-Kreisen wurde die breiige Flüssigkeit, die einen nur geringen Verdunstungsfaktor besaß, humorig als »Dino-Deo« gehandelt.

Als es ruhig innerhalb der Unterkunft blieb, gab Allan Hunter seinem inneren Wunsch nach und trat über die Schwelle, gefolgt von Major Duchenay. Sie versammelten sich in der Enge des kleinen Raumes, in dem exakt das Bild wartete, das Hunter insgeheim am meisten gefürchtet und auch irgendwie schon erwartet hatte.

Norman Frohn lag in einer Blutlache neben dem Bett. Die Waffe, die er dem getöteten Wächter abgenommen hatte, lag unmittelbar neben ihm. An seinem Tod gab es nicht den geringsten Zweifel.

»Er hat sich umgebracht«, flüsterte Duchenay, während Hunter sich einen Weg durch die Bewaffneten bahnte. Sie versperrten ihm die Sicht auf das Bett.

Als er endlich durch war, traf ihn Nadjas Anblick wie ein Hammerschlag. Es war ohnehin alles nur eine Frage von Sekunden seit dem gewaltsamen Öffnen der Tür, aber für Hunter dehnten sie sich spätestens ab diesem Moment zu einer Ewigkeit.

Die Art und Weise, wie Nadja vor aller Augen nackt auf dem Laken lag, erweckte dumpf-vertraute Erinnerungen an etwas schon einmal Gesehenes. Etwas Abstraktes, Surreales allerdings, das Hunter im ersten Augenblick nicht einzuordnen vermochte. Er sah nur, dass sie sich nicht mehr rührte, und dass ihr Teint blass, blutleer und aus dem Leben entrückt wirkte. Ihre Augen waren geschlossen, und das war gut so, denn die Leere darin hätte er in diesem Moment nicht ertragen.

Er bewegte sich mit einer Langsamkeit auf sie zu, als wate er durch den Sumpf, der Harryhausens Männer zum Verhängnis geworden war. Er nahm alles um sich herum nur noch wie durch eine Wand aus Watte wahr.

Als ihn jemand fast brutal zur Seite räumte, ernüchterte ihn das etwas, und er beobachtete, wie sich ein Mann in weißem Kittel, den er noch nie gesehen hatte, über Nadja beugte, sie flüchtig untersuchte und zum Telefon auf dem Nachttisch griff.

Die Anordnungen, die er gab, verstand Allan Hunter nicht. Aber er verstand mit extremer Schärfe, was der Mann sagte, als er sich zu ihnen umdrehte: »Sie ist tot. Verlassen Sie sofort alle den Raum. Lassen sie den Toten dort liegen, wo er ist. Verschwinden Sie alle – ich brauche jetzt Bewegungsfreiheit und keinerlei Störung.«

Dass er ruhig und gelassen redete und dass seine Miene nichts von dem spiegelte, was sonst über alle Gesichter im Raum geisterte, rüttelte Allan Hunter endgültig aus seiner Paralyse.

Er drehte sich zu Duchenay um und fragte: »Wer, zur Hölle, ist dieser Kerl?«

Sondstrups engster Vertrauter öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Sein Blick hing gebannt an Nadjas Leiche, die im Tod fast etwas überirdisches Schönes ausstrahlte.

Hunter hatte noch gar nicht richtig begriffen, dass sie tot sein sollte. Ermordet von Frohn in dessen Wahn … Ja, welchem Wahn eigentlich? Am Telefon hatte er Hunter beschimpft, als spreche er nicht mit ihm, sondern mit dem seit sechsunddreißig Jahren toten John F. Kennedy. In seiner Unterkunft hatte man erst vor Minuten Presseberichte und Fotos gefunden, die über Marilyn Monroes Tod berichteten und ihr Bild zeigten, wie sie zu Lebzeiten als Pinup posiert hatte: in der lasziven Haltung, die sie zur Legende hatte werden lassen.

Und in der gleichen Pose lag Nadja da!

Hunter begriff es, als er an die Zeitungsberichte von dem »Marilyn-Killer« dachte, der in Bullhead City, nicht weit von hier, sein Unwesen getrieben, zwei wasserstoffblonde Callgirls umgebracht und sie in der gleichen Pose zurückgelassen hatte.

Steckte Frohn auch dahinter? War er der kaltblütige Killer, der jetzt in Nadja sein drittes weibliches Opfer gefunden und sich anschließend selbst gerichtet hatte? Welche Motivation stand dann aber hinter beidem, hinter Mord und Selbstmord?

Hunter ahnte, dass dies ein Fall für die Kriminalpsychologen werden würde, und er begriff selbst nicht, wie er sich in dieser Situation, im selben Raum mit Nadjas Leiche, mit solchen Fragen beschäftigen konnte. War das seine Art, mit dem Unaussprechlichen fertig zu werden?

Brauchte am Ende er psychiatrischen Beistand? Fast widerstandslos ließ er sich von Duchenay hinausführen.

Auch von den anderen widersetzte sich niemand den Anordnungen des unbekannten Weißkittels. Major Healy war sogar der Erste, der den Weisungen folgte, aber bei ihm und seinen Männern wirkte es mehr wie eine Flucht, weil sie versagt hatten.

Das Militär hatte die Aufsicht über die zum Quarantänebereich erklärte Sektion des Camps und insbesondere über Norman Frohn gehabt, der als Sonderfall gegolten hatte, weil bei ihm der Erstkontakt mit einem der Urzeit-Moskitos am weitesten zurücklag. Frohn war bereits gestochen worden, als man von der Existenz der gewaltigen Biester noch nichts geahnt hatte.

Sie galten als Überträger einer noch nicht näher lokalisierten, malariaverwandten Krankheit, die sich bislang vornehmlich in Halluzinationen geäußert hatte. Zumindest bei Frohn, dem eine fast zwei Wochen längere Inkubationszeit berechnet werden musste, war sie jedoch in blanke Aggression gemündet. Er hatte getötet. Seinen Wächter und drei Frauen. Ob seine Marilyn-Neurose mit der Infizierung zusammenhing, gehörte vorläufig noch ins Reich wild wuchernder Spekulationen.

Während Duchenay Hunter in einen Nebenraum führte, stürmten mehrere Männer an ihnen vorbei ins Zimmer. Sie schleppten Dinge mit sich, für die Hunter keinen Blick hatte, weil er jetzt in die Phase kam, in der das Begreifen einsetzte.

Duchenay schien sich auszukennen. Er schloss die Tür hinter ihnen, sodass die Geräusche vom Gang ausgegrenzt wurden, und führte Hunter zu einem Stuhl. Dann öffnete er einen Schrank und füllte zwei Cognac-Gläser, von denen er eines Hunter reichte und den Inhalt des anderen selbst hinunterstürzte, als könnte er damit seine fahlen Lippen wieder mit Blut füllen.

Hunter folgte seinem Beispiel und ließ das importierte Feuerwasser die Kehle hinunterrinnen. Sekundenlang konzentrierte er sich nur auf die heiße Bahn, die der Cognac nahm und schließlich ein angenehmes Wärmegefühl in seinem Bauch weckte.

»Schrecklich«, sagte Duchenay. »Dass es so weit kommen musste … Ich weiß, Sie verstanden sich gut …«

Hunter hatte eine sarkastische Bemerkung auf der Zunge, beherrschte sich aber, weil er wusste, dass Duchenay es nur gut meinte.

»Ich verstehe es trotzdem nicht«, fuhr Sondstrups Mitarbeiter fort. »Sie hatte keine äußere Verletzung. Aber haben Sie das leere Tablettenröhrchen auf dem Nachttisch gesehen?«

Hunter antwortete nicht, aber er hatte es gesehen. Sein fotografisches Gedächtnis hatte alles jederzeit abrufbereit festgehalten, sogar Dinge, die ihm vorhin nicht ins Bewusstsein gedrungen waren.

»Könnte sie …?« Duchenay brach ab, als fände er den eigenen Gedanken zu absurd.

»Sie meinen, ob sie an Depressionen litt?« Hunter lachte kalt auf. »Ob sie sich selbst umgebracht hat und Frohn nur rein zufällig des Weges kam …? Diesen Quatsch können Sie sich selbst …«

Weiter kam er nicht. Der Lärm vom Flur drang sogar durch die gut isolierte Tür. Ehe Duchenay ihn aufhalten konnte, sprang Hunter von seinem Stuhl auf, durchquerte mit ausgreifenden Schritten den Raum und riss die Tür auf.

Wild durcheinanderredende Männer transportierten eine Trage vorbei, auf der Nadja bis zum Hals zugedeckt lag. Ein Tropf, der von dem Mann hochgehalten wurde, der sie aus Nadjas Unterkunft gescheucht hatte, mündete an einem dünnen, transparenten Schlauch in ihre Nase.

Wie Hunter es schaffte, das Wort an den Mann im weißen Kittel zu richten, wusste er später nicht mehr.

»Sagen Sie mir, was hier vorgeht!«

Der Mann hielt keinen Moment inne, sondern trieb die Männer, welche die Trage hielten, zu noch mehr Eile an. Dennoch wirkte alles an ihm stoisch gelassen, in dieser Situation einfach unnatürlich, und als er auch noch die Zeit fand, Hunter zu antworten, mutierte er in dessen Einschätzung endgültig zu einem Überwesen.

»Wir konnten sie reanimieren. Wenn keine Komplikationen auftreten, hat sie gute Chancen durchzukommen.«

Hunter klebte noch wie zur Salzsäule erstarrt auf der Türschwelle, als Duchenay hinter ihm bereits einen wilden Freudenschrei ausstieß, der so gar nicht zu ihm passte. Als er neben Hunter auftauchte, setzte er mit glühendem Gesicht die Cognacflasche an den Mund, nahm einen tiefen Schluck und hielt sie Hunter entgegen.

Dass sie sich in die Arme fielen, war dann schon ganz selbstverständlich.