Dino-Land - Folge 15 - Manfred Weinland - E-Book

Dino-Land - Folge 15 E-Book

Manfred Weinland

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Beschreibung

FOLGE 15: DIE ERBEN DER MENSCHHEIT:

Dino-Land vor der Entscheidung - in Zukunft und Vergangenheit! Wenn es Pounder gelingt, der Kinder habhaft zu werden und die Zeit mit ihrer Hilfe zu manipulieren, hat dies irreparable Schäden des Raum-Zeit-Kontinuums zur Folge. Wenn Schneider und Littlecloud Erfolg haben, sind zwar die Kinder in Sicherheit, Dino-Land aber wird sich weiter ausbreiten, bis es die ganze Gegenwart verschlungen hat. Ein Dilemma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint ...

***

DINO-LAND - RÜCKKEHR DER SAURIER:

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel - und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc "Red" Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade ...

Willkommen in "Dino-Land": Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen ...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über diese Folge

Über die Autoren

Impressum

Die Erben der Menschheit

Dino-Land – Rückkehr der Saurier

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel – und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc »Red« Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade …

Willkommen in »Dino-Land«: Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen …

Über diese Folge

Dino-Land vor der Entscheidung – in Zukunft und Vergangenheit! Wenn es Pounder gelingt, der Kinder habhaft zu werden und die Zeit mit ihrer Hilfe zu manipulieren, hat dies irreparable Schäden des Raum-Zeit-Kontinuums zur Folge. Wenn Schneider und Littlecloud Erfolg haben, sind zwar die Kinder in Sicherheit, Dino-Land aber wird sich weiter ausbreiten, bis es die ganze Gegenwart verschlungen hat. Ein Dilemma, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint …

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel – und mit ihm die Dinosaurier. Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Willkommen in »Dino-Land«: Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen …

Über die Autoren

An der Serie »Dino-Land« haben die Autoren Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland mitgewirkt. Jeder von Ihnen hat bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Action-, Fantasy-, Science-Fiction oder Horrorromanen. Mit Dino-Land gelang ihnen ein temporeicher und spannungsgeladener Genre-Mix, der sich einer der ältesten uns bekannten Bedrohungen widmet: Den Dinosauriern.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 1993-1994 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: metha1819 © thinkstock: Grape_vein | sjhaytov

E-Book-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-3530-9

Manfred Weinland

Die Erben der Menschheit

DIE ERBEN DER MENSCHHEIT

Mesopotamien, 24. August 2002

Die gebirgige Zone des biblischen Zweistromlandes zwischen Euphrat und Tigris lag glühend heiß in der Mittagssonne. Jacques Lacombe wischte sich den Schweiß vom Gesicht, hielt einen Moment inne und spähte zu den einheimischen Helfern, deren Stimmenvielfalt die Ausgrabungen seit Tagen untermalte. Um so auffälliger war die plötzliche Stille, deren Grund sich nicht sofort ersehen ließ.

Die Männer in den weiten Kutten und dem Kopfschutz mussten schon eine ganze Weile aufgehört haben, Sand und Steine beiseitezuschaufeln, denn der obligatorische Staubdunst in ihrer Umgebung hatte sich bereits gesenkt.

Die grelle Sonne warf harte Schatten.

Lacombe wollte die Männern etwas zurufen, wurde jedoch abgelenkt. Das Licht änderte sich abrupt, kippte um. Gleichzeitig verdüsterte sich die Welt wie bei einem Sturm. Etwas Rotes fuhr aus dem Irgendwo auf die Versammlung herab. Begrub alles unter sich. Jede Gestalt, jeden Stein.

Der Archäologe hörte Schreie, unter die sich auch seine eigenen mischten. Eine nie gekannte Angst sprang ihn an. Er taumelte, stürzte. Rings um ihn zerbrach die Welt, die er kannte. Ein unheimliches Sausen und Heulen erfüllte die Luft, und …

Kinderstimmen?

Er richtete sich auf, strich über seine Augen, öffnete sie – und traute ihnen weniger als zuvor.

Völlig verändert sah die Umgebung aus. So verwandelt, dass er bezweifelte, sich noch in den irakischen Bergen aufzuhalten. Feuchte Schwüle streifte ihn, ein Hauch von Fremde, und seine Poren öffneten sich. Schweißbäche rannen ihm über das Gesicht, die Brust, aus den Achselhöhlen …

Die Moslems waren verschwunden.

Lacombe verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Entweder er war tot, oder er träumte. Aber einen Traum wie diesen hatte er noch nie erlebt, schon gar nicht bei Tag!

Rings um ihn kreischte es im Unterholz der Deltalandschaft. Zwischen gigantischen Baumgewächsen bewegten sich nicht minder gigantische Schatten. In den Lüften segelten albtraumhafte Kreaturen, die ihm aus Berichten und Filmen über das in der amerikanischen Nevadawüste entstandene Gebiet namens DINO-LAND geläufig waren …

Hatte ihn irgendein unbegreiflicher Vorgang dorthin versetzt?

Lacombe spürte, wie sich Schweiß anderer Qualität unter die bisherigen Ströme mischte.

Angstschweiß.

Bis zu diesem Moment war er der festen Überzeugung gewesen, dass ein erfolgreicher Archäologe nicht automatisch auch sehr mutig sein musste. Beharrlichkeit und ein klares Ziel waren ihm stets wichtiger erschienen. So auch bei diesem Auftrag, der ihm nach einigen diplomatischen Anstrengungen endlich die Erlaubnis gebracht hatte, hier im ehemaligen Zweistromland nach den Resten eines alttestamentarisch erwähnten Artefaktes zu suchen: nach Noahs Arche. Gründliche Recherchen hatten ihn zu dem Schluss geführt, sie hier und nicht in der heutigen Türkei, wie von vielen Kollegen spekuliert, entdecken zu können.

Das war nun alles nicht mehr wichtig, denn entweder hatte ihm die Hitze nachhaltig den Verstand getrübt, oder …

Direkt vor ihm teilte sich der fremdartige Wald, der das karge Gebirge ersetzt hatte, und ein zähnefletschender Dinosaurier, fünfmal so hoch wie Lacombe, raste mit gespreizten Klauen auf ihn zu.

Das träume ich! dachte der Archäologe.

Dann war der Koloss bei ihm …

***

Schanghai

Han Zong erwachte von einem fauligen Geruch und einem Kitzeln an seiner Nase. Gleich nach dem Essen hatte er sich in seinem Haus oben auf der Anhöhe über der Hafenstadt aufs Ohr gelegt. Hier auf seinem Altersruhesitz ließ der Unternehmer sich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen, seit er die Tagesgeschäfte in die Hand seiner drei Söhne gelegt hatte. Der Handel mit chinesischer Seide hatte neue Konjunkturhöhen erreicht. Produkte aus Fernost zählten wieder etwas auf dem Weltmarkt.

Han Zong hob träge und völlig arglos die Lider.

Statt auf die erwartete Geisha fiel sein Blick auf eine Fratze am Ende eines langen, schlangenartigen Halses, der aus einem walfischgroßen Rumpf auf vier Säulenbeinen wuchs. Das unglaubliche Geschöpf kaute genüsslich an einem Farnbüschel, dessen Spitzen Han Zongs Nase kitzelten.

Der alte Mann bäumte sich schreiend auf.

In den Armen einer Frau hatte er zu sterben gehofft – eines fernen Tages.

Nun war es ein längst ausgestorbenes Monster, und der Tod kam wie ein Hammerschlag!

***

DINO-LAND

»Der Präsident auf Rot!«, meldete eine Stimme.

In Pounder tobte es. Er drehte sich vom Fenster weg, wo er gestanden und die Fäuste gegen das Panzerglas gepresst hatte.

Der Oberbefehlshaber über DINO-LAND wusste, dass er den Hörer nicht ein zweites Mal ungestraft hinknallen durfte, sosehr es ihn in den Fingern juckte. Das hätte Bill Frazer ihm nicht verziehen.

Das rote Telefon hatte Ähnlichkeit mit der Farbe, die der Himmel annahm, nur von ein paar Soldaten außerhalb des Gebäudes bemerkt.

»Mr. President …?«

»General! Wir wurden unterbrochen …«

Falsch, korrigierte Pounder, ich habe dir in den Arsch getreten!

Dann passierte etwas, das den Mann im Weißen Haus erneut zur Nichtigkeit degradierte.

Ein Raunen ging durch die Zentrale der im urzeitlichen Wald errichteten Station. Alle Anwesenden starrten plötzlich in die Mitte des mit Technik vollgepackten Raumes und staunten wie kleine Kinder.

Wegen eines Kindes!

Pounder spürte seinen Mund trocknen werden vor so viel Dreistigkeit. Auch er blickte zu der Stelle, wo das Unbegreifliche von einem Dutzend Zeugen beobachtet wurde. Wo sich die Gestalt eines etwa vierjährigen, sommersprossigen Jungen wie aus ätherischem Nebel zu verdichten begann und in seltsamem Licht erstrahlte.

Das Gesicht dieses Kindes war qualverzerrt. Der Mund klaffte übertrieben offen. Wie eine Axtkerbe, die jemand in einen jungen, glatten Stamm getrieben hatte.

Pounder erkannte sofort, dass es sich nicht Alexander handelte.

Nicht um jenen Jungen, der Schneider … entführt hatte.

Also gibt es mindestens zwei, dachte Pounder zufrieden. Ich wusste es …

Einen Moment hielt er Ausschau nach Ben Kenya. Er hatte den schwarzen Ex-Oberst und ein Korps in die Vergangenheit geschickt, damit sie für ihn Jagd auf die Kinder machten, die wie lebende Zeitmaschinen zu funktionieren schienen.

Aber der Junge war allein.

Und er hatte Schwierigkeiten.

»Einfangen!«

Pounders heiserer Ruf setzte Uniformen in Bewegung. Den Männern darin war jedoch anzusehen, dass sie sich überwinden mussten, sich der Kindergestalt zu nähern, die etwas Unirdisches ausströmte und fast an einen Astralleib erinnerte. Unbekannte Energien umflossen die Silhouette des Jungen, der keinen Halt im Diesseits zu finden schien. Es war keine Einbildung – er flackerte wirklich. Licht und Schatten wechselten bei ihm, als würde jemand einen Schalter an- und ausknipsen. Manchmal sah man jede Pigmentierung auf seinem verkniffenen Gesicht; dann wieder erinnerte er an einen Schattenriss, von dem nur die schwarzen Konturen gegen den hellen Raumhintergrund sichtbar waren.

»Packt ihn!«

Pounders Stimme dokumentierte eigenes Glaubensdefizit. Er bezweifelte längst, dass sie ihn »packen« konnten. Etwas stimmte nicht mit dem Jungen, dessen Mund sich öffnete und schloss wie bei einem Fisch auf dem Trockenen. Er schien sich verständigen zu wollen, aber das misslang ebenso wie der Versuch, die letzte Stofflichkeit zu erlangen. Er war sichtbar, aber er war nicht richtig da. Ein entscheidender Rest fehlte. Und die Hände der Soldaten griffen bei dem Versuch, ihn festzuhalten, wie erwartet ins Leere.

Es kam zu einer plötzlichen Entladung, deren Heftigkeit an einen gezielten NEMP erinnerte – einen ungeheuerlichen elektromagnetischen Schock – und alle Strom führenden Geräte innerhalb der Zentrale schlagartig lähmte.

Als die Blendung der Anwesenden – Pounder eingeschlossen – nachließ, konnte jeder sehen, dass der geisterhafte Junge verschwunden war. Spurlos, als sei er gerade in einem purpur sprühenden Kugelblitz zerplatzt.

Während um Pounder herum fieberhaft an der Behebung der Schäden gearbeitet wurde, versuchte der Vier-Sterne-General sich selbst darüber klar zu werden, was eigentlich geschah.

Außerhalb von DINO-LAND war Katastrophenalarm gegeben worden.

Ein Beben gigantischer Stärke hatte eine urzeitliche Schneise in den Wüstensand geschlagen. Seit exakt 23 Minuten wucherte sattes, mörderisches Grün in Richtung auf den Lake Mead, östlich des früheren Standorts Las Vegas gelegen. Dort stauten sich Millionen Tonnen Wasser an den Mauern eines von Menschenhand erschaffenen Beckens, und hinter dem Hoover Staudamm lagen um die Weißen Berge Ranches, Dörfer, ganze Städte mit Tausenden und Abertausenden noch ahnungsloser Menschen!

»Evakuieren!«, hatte Bill Frazer, der Präsident, in einer ersten Reaktion per Direktschaltung gefordert. Er oder seine cleveren Berater hatten die drohende Gefahr eines verheerenden Dammbruchs schnell erkannt.

Trotzdem hatte Pounder gedacht: Du kleines Arschloch hast ja keine Ahnung!

Und von seiner Warte hatte er recht damit. Die Bevölkerung von Las Vegas zu evakuieren, war bereits ein unmenschlicher Kraftakt gewesen. Hier jedoch waren Menschen über ungezählte Quadratmeilen verstreut.

Der wirklich ausschlaggebende Grund, der dagegen sprach, war der, dass Pounder die Lust verloren hatte!

Frazer hatte sich ohne Gespür für die seit Langem schwelende Abkapselung seines Generals an den Falschen gewandt – an jemanden, dem andere Dinge im Kopf spukten als das Überleben einer ungewissen Zahl von Menschen, von denen er nicht einmal die Namen kannte.

Pounder dachte immer noch an den fremden, sommersprossigen Jungen, der wie ein Phantom unter ihnen erschienen und wieder verschwunden war.

»Alle Systeme auf Normal, Sir!«, meldete ein beflissener Sergeant. »Soll ich die unterbrochene Verbindung zum Präsidenten wiederherstellen?«

»Das macht er ganz von alleine«, wehrte Pounder lahm ab und schüttelte den Kopf, um das Gefühl zu vertreiben, in Sekunden um Jahre gealtert zu sein.

Das rote Telefon summte wie auf Stichwort.

Pounder setzte sich, nahm das Gespräch entgegen und redete wie ein Roboter. Seine wirklichen Gedanken weilten indes bei kleinen Kindern und einem dunkelhäutigen, unehrenhaft aus der Armee entlassenen Oberst, der diese speziellen Kinder für ihn finden und gefügig machen sollte.

Routiniert überzeugte Pounder seinen Gesprächspartner in Washington davon, dass übereilte Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung völlig verfrüht waren. Neueste Beobachtungen bestätigten dies, denn nach den beiden uncharakteristischen Beben waren keine weiteren mehr gefolgt. Der kritische Punkt lag immer noch hundertzwanzig Meilen vom Hooverdamm entfernt. Die Urzeit hatte nur unbewohntes Gebiet verschlungen.

»Ich bekomme gerade eine neue, beunruhigende Meldung auf den Tisch«, sagte Frazer gegen Ende der Unterredung. »Mit den beiden Beben scheint es diesmal nicht abgetan zu sein. In etlichen Ländern der Welt wurden die Menschen von urzeitlichen Halluzinationen heimgesucht, die indirekt mit DINO-LAND zu tun haben könnten. Es sind sogar Todesopfer zu beklagen; einige starben an Herzinfarkten.«

»Eine Massenpsychose«, wehrte Pounder ab.

»So einfach können wir es uns nicht machen. Die betroffenen Regierungen haben uns Konsequenzen für den Fall angedroht, dass sich ein Zusammenhang mit unserem Experiment nachweisen lässt, und im Vertrauen: dieser Zusammenhang liegt auf der Hand.«

»Wieso?«

»Die Halluzinationen fielen mit den beiden untypischen Beben zusammen, die den Hooverdamm bedrohen. Und inzwischen wurde festgestellt, dass alle Meldungen aus Bereichen des einunddreißigsten Breitengrades kommen – die Psychose, wie Sie es nennen, raste ebenso pfeilförmig über den ganzen Globus, wie die beiden letzten Beben ausschlugen …!«

Darauf wusste Pounder vorläufig nichts zu erwidern. Er versprach, sich darum zu kümmern. Erstaunlicherweise verlor der Präsident kein Wort über die umgekommene Pentagon-Abgesandte Moira Sheaver …

Einige Zeit später verlangte ein Pilot, der sich während der Ereignisse auf Patrouillenflug über DINO-LAND befunden hatte, den General zu sprechen. Er sprach persönlich vor und beharrte auf die Dringlichkeit seiner Meldung. Pounder führte ihn in einen Nebenraum.

»Ihr Name?«

»Mulligan, Sir!«

»Was, Mulligan, duldet Ihrer Ansicht nach keinen Aufschub?«, fragte Pounder, in Gedanken noch bei Frazer und dessen Wünschen.

Der Luftwaffenoffizier schilderte, was ihm während seines Fluges zugestoßen war.

»Eine Luftraum-Grenze zwischen DINO-LAND und der Nevadawüste?«, echote Pounder hellhörig.

»Auf der einen Seite Purpur – auf der anderen gewohnte Lichtverhältnisse«, versicherte Mulligan abermals. »Die Grenze war rasiermesserscharf gezogen und hielt sekundenlang an. Ich durchflog sie mehrere Male. Dann herrschten plötzlich wieder überall normale Verhältnisse …«

Pounder taxierte den Offizier, als müsste er sich von dessen Nüchternheit vergewissern. Dann fragte er: »Wann genau hat sich diese Sichtung ereignet?«

Mulligan sagte es ihm.

Minuten später stand fest: Das beobachtete Phänomen fiel exakt mit dem fehlgeschlagenen Versuch des unbekannten Jungen zusammen, in die Zentrale der Station zu gelangen!

***

Vergangenheit Las Vegas, Randzone

Eine Stille wie nach einem Atomschlag signalisierte Nadja, dass etwas schiefgegangen war. Ich hätte mich nicht darauf einlassen dürfen, dachte sie, aber diese Einsicht kam zu spät. Ihr Blick irrte zu Schneider. Er und die Kinder hatten sie überredet, aber es war falsch gewesen.

Falsch!

Nadja hatte das unbeschreibliche, einsam machende Gefühl, aus der Realität herausgefallen zu sein. Sie hockte neben Schneider, der in seinem Outfit einem langhaarigen Spät-Hippie ähnelte, und der Wissenschaftler bewegte sich ebenso wenig wie eines der Kinder, die einen Kreis um sie bildeten. Sie kauerten alle, als hätte sie etwas mitten im Atemzug eingefroren. Keine Wimper schlug. Als hätte jemand einen Kreis lebensechter, im Grunde aber lebloser Puppen um sie errichtet …

Warum? dachte Nadja. Warum kann ich mich bewegen?

Ein heimlicher Schmerz pochte hinter ihrer Stirn. Das war alles, was sie begleitete, als sie aufstand. Und das Gefühl, alt zu sein. Uralt.

Sie beugte sich zu Schneider hinab und berührte ihn mit derselben Scheu, mit der sie eine Leiche betastet hätte. Seine Haut war weder kalt noch warm, aber sie fühlte sich weich und lebendig an. Der Schreck fuhr Nadja erst in die Glieder, als sie keinen Puls fand, nicht einmal an so exponierter Stelle wie der Halsschlagader.

Schneiders Herz hatte aufgehört zu schlagen!

Aber er saß einfach da, fiel nicht in sich zusammen, sondern bewahrte straffe Haltung …

Es war ebenso unnatürlich wie die ganze Atmosphäre, die über dem Zimmer in der Farm lastete, wohin sie vor Pounders Häschern geflohen waren.

Nadja untersuchte die Kinder und fand dasselbe Ergebnis.

Nicht eines atmete – nicht ein Herz schlug!

Allein die Unwirklichkeit, die allem anhaftete, bewahrte Nadja vor einer Nervenkrise. Sie flüchtete sich in die unbewiesene Überzeugung, dass das, was sie gerade erlebte, nicht wahr sein konnte. Zumindest aber kein dauerhafter und unabänderlicher Zustand war.

Dennoch blieben nagende Zweifel.

Sie verließ den Kreis der Kinder und steuerte auf die Wanduhr zu, die sie vor wenigen Minuten – falls Zeit überhaupt noch von Bedeutung war – eigenhändig in Gang gesetzt hatte. Es war eine altmodische Pendeluhr, die mit Gewichten und einem Pendel betrieben wurde. Genau dieses Pendel aber hing jetzt in unmöglichem Winkel reglos in der Luft und trotzte der Schwerkraft.