Doctor Who - Apollo 23 - Justin Richards - E-Book

Doctor Who - Apollo 23 E-Book

Justin Richards

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Beschreibung

Ein Astronaut in vollem Raumanzug taucht aus dem Nichts in einem belebten Einkaufszentrum auf. Vielleicht ein Werbegag? Ein Foto zeigte eine gut gekleidete Frau in einem roten Mantel, die tot am Rand eines Kraters auf der dunklen Seite des Mondes liegt - daneben ihr geliebtes Hundchen Poochie. Vielleicht ein Schwindel? Aber der Doctor und Amy finden bald heraus, dass dies nur unbedeutendere Nebeneffekte in einem teuflischen Plan sind, die komplette Menschheit zu versklaven. Und es gibt nur eine Möglichkeit, sie zu retten: Apollo 23.

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumWidmungEinleitungKAPITEL 1KAPITEL 2KAPITEL 3KAPITEL 4KAPITEL 5KAPITEL 6KAPITEL 7KAPITEL 8KAPITEL 9KAPITEL 10KAPITEL 11KAPITEL 12KAPITEL 13KAPITEL 14KAPITEL 15KAPITEL 16KAPITEL 17KAPITEL 18KAPITEL 19KAPITEL 20KAPITEL 21KAPITEL 22KAPITEL 23KAPITEL 24KAPITEL 25

Über dieses Buch

Ein Astronaut in vollem Raumanzug taucht aus dem Nichts in einem belebten Einkaufszentrum auf. Vielleicht ein Werbegag? Ein Foto zeigte eine gut gekleidete Frau in einem roten Mantel, die tot am Rand eines Kraters auf der dunklen Seite des Mondes liegt – daneben ihr geliebtes Hundchen Poochie. Vielleicht ein Schwindel? Aber der Doctor und Amy finden bald heraus, dass dies nur unbedeutendere Nebeneffekte in einem teuflischen Plan sind, die komplette Menschheit zu versklaven. Und es gibt nur eine Möglichkeit, sie zu retten: Apollo 23.

Über die Autorin

Justin Richards, ein gefeierter Autor zahlreicher Romane und Kreativberater für die BBC-Reihe der Doctor-Who-Bücher, lebt und arbeitet in Warwick mit seiner Frau und seinen zwei Kindern. Wenn er gerade nicht schreibt, frönt er seinen Leidenschaften fürs Erfinden, Lesen und (viel zu viel) Fernsehen.

Justin Richards

DOCTOR WHO

APOLLO 23

Aus dem Englischen von Axel Franken

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Deutsche Erstausgabe

Titel der englischen Originalausgabe: »Doctor Who – Apollo 23«

First published in 2010 by BBC Books.

BBC Books is a part of the Penguin Random House Group of Companies

Copyright © Justin Richards 2010 für die Originalausgabe

Doctor Who is a BBC Wales production for BBC One

Executive producer: Chris Chibnall

BBC, DOCTOR WHO and TARDIS (word marks, logos and devices) are trademarks of the British Broadcasting Corporation and are used under licence.

Cover design: Lee Binding © Woodlands Books Ltd, 2010

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat: Stefan Bauer; Textredaktion: Dr. Frank Weinreich, Bochum

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7325-6112-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Für Jim, Nick & Simon –die Herren, die zu Mittag speisen

Zwanzig Minuten vor seinem Tod verfütterte Donald Babinger kleine Stückchen seines Käsesandwichs an eine Taube.

Es war ein kalter, grauer Tag, und die Taube schien für die Aufmerksamkeit ebenso dankbar zu sein wie für die Krümel. Sie pickte eifrig an dem Brot herum, schenkte dem Käse und der Essiggurke jedoch keine Beachtung. Zusammengekauert in seinen Mantel saß Babinger auf der Treppe, die zum Konzertpavillon hochführte. Der Pavillon war der Ort, an dem die Jugendlichen abends rumhingen, im Park neben der Bibliothek. Die Geländer waren verrostet und der schartige Betonboden mit dunklen Klecksen gut festgetretenen Kaugummis übersät, aber das rissige Dach bot etwas Schutz vor dem anhaltenden Nieselregen.

Zehn Minuten vor seinem Tod stopfte Donald Babinger sich die letzten Reste des Sandwichs in den Mund, lächelte der Taube entschuldigend zu und stand auf. Ein strammer Spaziergang um die Ecke des kleinen Parks, dann zurück ins Büro. Er ging gern um die Mittagszeit raus, auch wenn das Wetter nicht so gut war. Babinger hielt es für eine gute Idee, ab und zu frische Luft zu schöpfen.

Was angesichts der Umstände, unter denen er gleich sterben würde, paradox war.

Während er mit den Gedanken schon wieder bei der Kalkulationstabelle war, die er am Nachmittag fertigstellen musste, ging Babinger langsam durch den kleinen Park. Mit einem stummen Nicken grüßte er eine junge Frau, die ein Kleinkind in einem Kinderwagen schob. Er lächelte einer anderen Frau in einem roten Regenmantel zu, die ihren Hund ausführte, und schüttelte traurig den Kopf über den Abfall, der vom Wind gegen den niedrigen Metallzaun um ein Blumenbeet geweht wurde und sich dort sammelte. Er fragte sich wieder einmal, wie um alles in der Welt der Bauträger die Erlaubnis für das neue Einkaufszentrum bekommen hatte, das seinen grauen Beton- und Glasschatten auf das Ende des Parks warf. Babingers Kollegin Mandy stand sicher noch bei Perfect Burger für ihr Mittagessen Schlange. Was für eine Zeitverschwendung, wenn man sich sein Sandwich selbst mitbringen konnte …

Vielleicht hätte er ihr die Zeit gegönnt, wenn Babinger gewusst hätte, dass er selbst nur noch fünf Minuten zu leben hatte.

Den größten Teil dieser fünf Minuten brachte er damit zu, eine Runde durch den Park zu absolvieren. Mit nur noch dreißig Sekunden zu leben sah er auf die Uhr, stellte fest, dass seine Mittagspause fast vorbei war, und kehrte um in Richtung Konzertpavillon. Die Mutter und das Kleinkind befanden sich auf der anderen Seite des Parks. Von der Frau mit dem Hund war nichts zu sehen.

Babinger beschloss, quer durch den Park zu gehen, anstatt für den Rest des Weges dem Pfad zu folgen. Am besten ginge er zurück und machte sich wieder an die Geschäftsbücher. Ja, das war eine kluge Entscheidung!

Eine Entscheidung, die ihn umbrachte.

Donald Babinger war fast wieder am Pavillon, als er die erste Enge in der Brust spürte, die ersten Probleme beim Luftholen. Sein Blick trübte sich und seine Sicht verschwamm. Er blinzelte und schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, doch die Welt wurde grau. Der Himmel verdunkelte sich.

Seine Atmung kam in abgehackten Stößen. Seine Brust schnürte sich weiter zusammen. Der Boden unter seinen Füßen war kein feuchtes Gras mehr, sondern trockener Staub. Das Einkaufszentrum war fort. Der Pavillon war fort. Alles war fort, und an seiner Stelle …

»Oh mein-«, setzte Babinger an.

Aber es kamen keine weiteren Worte.

Er hatte keinen Atem mehr, um sie auszusprechen.

Babinger lag auf den Knien und zerrte mit den Händen an seinem brennenden Hals. Seine Zunge zischte, als würde der Speichel kochen. Die Augen fühlten sich an, als würden sie jeden Moment platzen. Babingers ganzer Körper schien leicht und aufgebläht. Er fiel auf den Rücken, sich krümmend und zitternd. So kalt!

Dann, schlagartig, lag er still. Der Nieselregen fiel auf sein Gesicht. Er sammelte sich in den nichts mehr sehenden Augen, bis er überlief und wie Tränen sanft über seine Wangen rann.

»Wir brauchen selbstverständlich eine Autopsie«, sagte der Pathologe.

Der Police Sergeant nickte. Er wartete, bis der Fotograf fertig war, und gab dann den wartenden Rettungssanitätern ein Zeichen.

»Sie können ihn jetzt wegbringen. Armer Kerl!« Er wandte sich an den Pathologen. »Und, was meinen Sie?«

Dr. Winterbourne zuckte die Achseln. Er hatte über zwanzig Jahre lang mit der Polizei zusammengearbeitet – lange genug, um sich nicht vorzeitig festzulegen, aber auch, um zu wissen, dass eine schnelle Diagnose manchmal entscheidend sein konnte. »Wahrscheinlich Herzversagen. Er scheint ganz gesund zu sein, außer dass er tot ist natürlich, aber man kann nie wissen. Nur weil er jung und fit aussieht …« Er seufzte. »Es gibt keine Gerechtigkeit auf der Welt.«

Sergeant Rickman unterdrückte ein Grinsen. »Besten Dank auch.«

»Ich meine, nicht bei so was.«

»Ich weiß.«

Ernst sahen beide zu, wie die Sanitäter eine dunkle Plastikplane über die Leiche auf der Krankentrage zogen.

»Ja, muss sein Herz gewesen sein«, befand Winterbourne. »Seltsam ist es trotzdem – die Farbe seiner Haut, die Art, wie seine Zunge …« Die Stimme des Arztes verlor sich. »Nun ja, das passt alles zu einem Erstickungstod. Als wäre er stranguliert worden.«

»Er war allein«, sagte Rickman ausdruckslos. »Diese Frau mit dem Kind hat ihn von da drüben vom Tor aus gesehen. Sagt, er hätte sich irgendwie das Gesicht gehalten und wäre dann umgeklappt. Sie hatte gerade das Kind aus dem Kinderwagen geholt, deshalb konnte sie es nicht allein lassen und rüberlaufen, um ihm zu helfen. Sie hat Zeter und Mordio geschrien, bis jemand aufmerksam wurde.«

Der Krankenwagen fuhr in den Verkehr davon. Eine kleine Menschengruppe stand auf der anderen Seite eines Absperrbands und verfolgte das Geschehen. Ein Reporter von der Lokalzeitung winkte mit einem Notizblock und versuchte, die Aufmerksamkeit des Sergeanten zu erregen.

»Geben Sie mir wegen der Autopsie Bescheid«, sagte der Polizist. »Fürs Erste sagen wir mal, es sieht nach natürlichen Ursachen aus. Keine verdächtigen Umstände. Klingt das okay für Sie?«

»Gut, gut«, stimmte Winterbourne zu. »Wissen Sie, da oben gibt es ein kleines italienisches Restaurant.« Er zeigte auf die gewölbte Glasfassade des aufragenden Einkaufszentrums.

»Sie meinen, es könnte weitere Zeugen geben?«

»Ich meine, ich hatte noch kein Mittagessen«, korrigierte Winterbourne ihn. »Wir unterhalten uns später.«

Mandy hatte seit zehn Minuten bei Perfect Burger in der Schlange gestanden, als der Raumfahrer auftauchte.

Sie machten hier nicht nur Burger. Normalerweise nahm sie einen Thunfischsalat, was ein bisschen gesünder war. Mit Pommes. Aber heute war es so grau und kalt, dass sie keine richtige Lust auf Salat hatte. Sie orientierte sich gerade auf der Menütafel, als der Raumfahrer auftauchte.

Gerade war er noch nicht da, dann war er da. Vielleicht hatte sie geblinzelt. Er musste aus der Tür zu den Toiletten gekommen sein oder so was. Komisch, dass ihr das entgangen war – eine so unförmige Gestalt in einem weißen Raumanzug und mit knollenförmigem Helm konnte nicht einfach so auftauchen.

Er stand da und starrte Mandy an; zumindest bildete sie sich das ein. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, weil der größte Teil des Helms ein golden getönter Spiegel war, der die Schlange der Leute reflektierte, von denen sich immer mehr umdrehten, um Mandys Blick zu folgen.

Der Astronaut bewegte sich unbeholfen in seinem Raumanzug. Steif kam er auf Mandy zu und schwankte dabei hin und her – er schien die Knie nicht genug beugen zu können, um mühelos zu gehen.

Als er so nah war, dass sie ihn mit ausgestreckter Hand hätte berühren können, blieb der Raumfahrer stehen. Über den Boden hinter ihm zog sich eine Spur aus feinem grauen Staub. Seine großen Stiefel waren damit überzogen, erkannte Mandy. Die Spur endete an der Menütafel – als wäre er tatsächlich gerade dort aufgetaucht.

»Muss ein Werbegag sein«, sagte jemand hinter Mandy.

»Ja, irgendwas wollen sie wieder verkaufen«, stimmte ein Mann zu. »Gleich erzählt er uns, dass er gerade die tollste Pizza im Sonnensystem gegessen hat oder so was.«

Inzwischen war die Schlange eigentlich keine Schlange mehr; alle hatten sich um den Raumfahrer geschart, sogar aus den anderen Schnellimbissen kamen Leute herüber. Von der Galerie über ihnen schauten Ladenbesucher herab, zeigten auf den Astronauten und lachten. Der Werbegag schien ein voller Erfolg zu sein.

Der Raumfahrer hob die Arme und machte sich an den Klammern zu schaffen, die den Anzug mit dem Helm verbanden.

»Ich wette, er hat’s heiß da drin!«

»Wofür wirbt er überhaupt? Einen neuen Film vielleicht. Was meinst du?«

Man hörte das Zischen von Druckluft, als sich die Klammern lösten. Der Astronaut drehte den Helm seitwärts. Dann hob er ihn vom Kopf.

Unter dem Helm trug der Mann eine weiße Kapuze, wie eine Balaklava. Daran schien ein Headset angebracht zu sein, komplett mit Ohrstöpsel und Mikrofon. Als er den Helm so festhielt, wirkte er noch unbeholfener, und instinktiv streckte Mandy die Hand aus, um ihn ihm abzunehmen.

»Danke, Ma’am.« Er hatte eine dunkle Stimme mit einem amerikanischen Akzent. Mandy konnte jetzt sehen, dass auf seiner Schulter eine kleine US-Fahne war und darunter sein Name, wie sie annahm – GARRETT.

Da er nun die Hände frei hatte, zog der Astronaut die Kapuze aus, unter der dunkles, kurzgeschnittenes Haar zum Vorschein kam. Er schien in den Dreißigern zu sein und hatte Augenbrauen, die sich fast in der Mitte über seiner breiten Nase trafen. Er entwirrte das Headset von der Kapuze und starrte es zornig und mit offensichtlicher Frustration an.

»Hat hier jemand ein Mobiltelefon, das ich mir ausleihen kann?«

Der Mann hinter Mandy lachte. »Ich habe ein Handy, das Sie sich ausleihen können.«

»Du bist nicht mehr in Kansas!«, rief jemand anderes.

»Ja, dachte ich mir schon.« Astronaut Garrett lächelte zwar matt, aber Mandy konnte die Besorgnis und die Unruhe in seinen grauen Augen sehen, die Art, wie er unsicher auf seinen Füßen schwankte, als er das Handy des Mannes entgegennahm.

Einen Moment lang starrte er die kleinen Tasten auf dem Telefon an und dann die breiten, plumpen Finger seines Handschuhs.

»Soll ich für Sie wählen?«, bot Mandy an. Sie lud den Helm bei einer anderen Frau ab und nahm das Telefon. Sie gab die Nummer ein, die der Astronaut ihr sagte. Sie fing mit 001 an – war das nicht die Vorwahl für die USA? Mandy war froh, dass der Anruf nicht auf ihrer Rechnung auftauchen würde.

»Es klingelt.« Sie gab es ihm zurück.

Das Telefon verschwand in dem enormen Handschuh, als Garrett es ans Ohr hob. Alle schwiegen, weil sie hören wollten, mit wem er sprach. Weil sie auf irgendeinen Hinweis darauf warteten, was er nun wohl anpreisen oder verkaufen würde.

Inmitten des stillen Einkaufszentrums, direkt vor Perfect Burger, war Garretts Stimme klar.

»Houston«, sagte er, »wir haben ein Problem.«

KAPITEL 1

Der Mittagspausenansturm auf die Imbissbetriebe war vorbei, und es gab ein paar freie Plätze auf dem Parkplatz.

Eine plötzliche Brise wirbelte das Herbstlaub auf und ließ es unnatürlich in der Luft tanzen. Ein kratzendes, knirschendes Geräusch zerriss die Stille. Mit einem resoluten abschließenden Bums stand eine blaue Polizeizelle stabil dort, wo wenige Sekunden zuvor noch keine gestanden hatte. Sie überspannte zwei Stellplätze, und das Licht auf ihrem Dach leuchtete kurz auf.

Fast gleichzeitig öffnete sich die Tür der TARDIS, und der Doktor stiefelte heraus. Mit Interesse sah er sich die geparkten Autos an. Er warf einen Blick auf den grauen Himmel. Er blinzelte sich Regen aus einem Auge und schüttelte den Kopf, um die feuchten Haare aus dem anderen zu bekommen. Dann zog er seine Fliege gerade und rückte die zerknitterte Jacke zurecht, um ihr einen Anschein von Ordnung zu verleihen.

»Toll!«, sagte Amy, als sie hinter ihm herauskam. Die Brise wehte ihr die langen roten Haare ums Gesicht. »Der Planeten-Parkplatz, einer der glamourösesten Orte in der Asphalt-Galaxie!«

Mit einem Nicken bekundete der Doktor seine volle Zustimmung. »Obwohl es«, sagte er, »tatsächlich auch die Erde sein könnte. Großbritannien, wenn ich eine sachkundige Vermutung äußern darf.«

»Das haben Sie von den Nummernschildern!«, sagte Amy.

»Nein. Vom Wetter. Sehen Sie sich das an!« Der Doktor streckte die Hand aus und ließ sie vom leichten Regen befeuchten.

»Ich merke auch so, wenn es regnet«, klärte Amy ihn auf. »Ich bin aus Schottland, schon vergessen?« Sie tastete in ihren Jeanstaschen herum. »Haben Sie Geld?«

»Tonnenweise.«

»Ich meine Kleingeld. Wechselgeld. Für den Automaten.«

Der Doktor schaute sie verständnislos an.

»Vergessen Sie’s!« Amy hatte eine Ein-Pfund-Münze und ein paar Zehn-Pence-Stücke gefunden.

Interessiert sah der Doktor zu, wie sie den nächsten Parkscheinautomaten damit fütterte und dann auf einen großen grünen Knopf drückte.

»Was machen Sie da?«

»Ticket«, antwortete sie, während der Schein ausgedruckt wurde und in einen kleinen Schlitz unten im Automaten fiel. »Wir brauchen einen Parkschein.«

»Sie wollen einen Park besuchen?«

»Nein, das ist ein Schein zum Parken.«

Amy ging wieder in die TARDIS und klemmte das Ticket an eines der Fenster in der Tür.

»Dann bleiben wir also?«, fragte der Doktor, als sie wieder herauskam und die Tür hinter sich schloss. Er deutete auf den durch das Glas zu sehenden Parkschein.

»Nur für ein paar Stunden. Mehr konnte ich mir nicht leisten.«

»Und was machen wir hier?«

Amy ging auf ein großes Gebäude zu, das aussah, als wäre es aus Glas und Beton zusammengewürfelt.

»Einkaufen.«

Der Doktor nickte und rümpfte die Nase angesichts des Nieselregens. »Das ganze Universum!«, verkündete er, als sie die Einkaufspassage aus Glas und Beton betraten. »Alle Zeit und aller Raum! Von der Erschaffung von Bandrazzle Maxima bis zum Wärmetod von Far-Begone. Vom Zipfel von Edgewaze zum Bakov Beyonned … Und Sie wollen einkaufen gehen!«

Eine kleine alte Dame mit Krückstock drehte sich um und betrachtete ihn misstrauisch. Der Doktor grinste sie an und sagte »Hallo«. Schnell ging sie weiter.

»Ist nichts auszusetzen an einem kleinen Einkaufsbummel. Das muss erledigt werden. Und wir können was zu Mittag essen«, fügte Amy hinzu und deutete auf eine Uhr, die an einer Wand in der Nähe angebracht war.

»Mittagessen?« Der Doktor zog die Wangen ein und steckte die Hände in die Jackentaschen. »Nun, das ist etwas anderes. Ich habe seit Jahrhunderten nicht mehr zu Mittag gegessen.«

Im ersten Stock gab es ein kleines italienisches Restaurant. Amy entschied sich für einen Tisch nahe eines großen Fensters, das auf einen kleinen Park mit einem Konzertpavillon in der Mitte hinausging. Von hier aus konnte sie auch auf das Stockwerk darunter sehen, wo Leute für Burger und anderes Fast Food Schlange standen.

Der Doktor inspizierte derweil die zwischen Pfeffer und Salz eingeklemmte Plastikspeisekarte. »Kommen die hier zu uns oder müssen wir zu ihnen?«, fragte er sich. »Ich kann die Milch nicht entdecken. Sie müssen doch welche für den Kaffee haben. Außer sie benutzen diese kleinen Döschen. Ich wette, sie benutzen diese kleinen Döschen.« Der Doktor lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und brachte ihn gefährlich in Schieflage, als er die langen Finger hinter dem Kopf verschränkte. »Kommen sie zu uns oder müssen wir zu ihnen?«, fragte er laut. »Ich meine, um zu bestellen?«

Es dauerte einen Moment lang, bis Amy merkte, dass er nicht mit ihr, sondern mit dem Mann am Tisch hinter sich redete. Der Mann trug einen dunklen, zerknitterten Anzug, schien um die fünfzig zu sein und hatte ergrauendes Haar.

Als der Doktor keine Antwort bekam, schaffte er es irgendwie, den Stuhl auf einem Bein herumzudrehen, sodass er dem Mann am anderen Tisch zugewandt war.

»Oh, tut mir leid«, sagte der Mann. »Ja, die Bedienung kommt zu Ihnen. Na ja, zu mir sind sie jedenfalls gekommen.« Er lächelte zu Amy und dem Doktor hinüber. »Aber vielleicht bin ich ja was Besonderes.«

»Jeder ist etwas Besonderes«, erklärte der Doktor ihm. »Sehen Sie sich Amy an, sie ist etwas wirklich Besonderes. Und ich bin der Doktor.« Er streckte die Hand aus.

Der Mann erhob sich höflich ein wenig, als sie sich die Hand gaben. »Ich auch.«

Der Doktor runzelte leicht die Stirn. »Kleines Universum.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Pasta auf dem Teller des Mannes. »Sie essen nicht viel. Heißt das, das Essen hier taugt nichts?«

»Nein, nein! Es ist sehr gut.« Der Mann stocherte mit seiner Gabel in den Nudeln. »Aber ich finde halt, dass einem der Tod ganz schön den Appetit verdirbt.«

Der Doktor seufzte. »Ich kenne das Gefühl. Allerdings bin ich seit Monaten nicht mehr gestorben. Danach ist man immer ziemlich hungrig, finde ich.« Er schwenkte den Stuhl wieder herum, um Amy anzusehen. »Bedeutet vermutlich, dass er Vegetarier ist oder so was. Eine etwas eigenartige Weise, das zu sagen.«

Amy war sich ganz und gar nicht sicher, dass der Mann das gemeint hatte. Sie stand auf, ging zu dem freien Stuhl am Tisch des Mannes und setzte sich.

»Sie sagten ›ich auch‹. Heißt das, Sie sind Arzt?«

»Ja. Na ja, Pathologe eigentlich. Gyles Winterbourne.«

Der Doktor war wieder herumrotiert. »Ah – daher der Tod!«

Winterbourne sah auf das große Fenster neben ihnen. »Vermutlich habe ich mir nicht den besten Sitzplatz ausgesucht. Der arme Kerl ist da unten gestorben, im Park.«

»Ein Unfall?«, erkundigte sich Amy. Sie konnte mehrere Polizisten und eine kleine Schar Schaulustiger herumstehen sehen.

»Natürlicher Tod.« Er zögerte, ehe er hinzufügte: »Glaube ich.«

»Sie sind sich nicht sicher?«, hakte der Doktor nach.

»Muss eine Autopsie vornehmen. Noch was, das einem das Essen verleidet.« Winterbourne spießte eine Makkaroni auf, führte sie zum Mund, überlegte es sich dann anders und legte die Gabel wieder zurück auf den Teller. »Sie sind doch ein Doktor, haben Sie jemals einen Fall von Herzversagen mit sämtlichen Symptomen des Erstickens gesehen?«

Der Doktor atmete tief aus, während er überlegte. »Nun ja, ich bin eigentlich kein Doktor der Medizin.«

»Student?«, schlug Winterbourne vor.

Amy unterdrückte ein Lächeln, als der Doktor den anderen Mann beleidigt anfunkelte. »Ich habe mehr Menschen sterben gesehen, als Sie Essen haben kalt werden lassen!«

»Und dann ist da noch der Staub«, fuhr Winterbourne fort, beinahe an sich selbst gewandt. »Kommt überall hin – sehen Sie, ich habe noch etwas am Ärmel.« Er wendete seinen Ärmelaufschlag und zeigte ihnen einige blassgraue Spritzer trockenen Staubes.

Das Stirnrunzeln des Doktors kehrte zurück. Er packte Winterbournes Hand und zog sie so plötzlich über den Tisch, dass der Mann fast mit dem Gesicht in die Nudeln fiel. Dann, genauso unvermittelt, ließ er wieder los.

»Entschuldigung«, sagte Amy.

Winterbourne lächelte sie matt an. »Am Burgerladen gibt es haufenweise davon«, sagte er. »Falls Staub Ihr Ding ist.«

»Am Burgerladen?«, fragte der Doktor und blickte um sich.

»Unten. Sie wissen schon, wo der Raumfahrer ist.«

»Ist klar«, meinte der Doktor herablassend und nahm die Speisekarte zur Hand. »Ist ja auch Mondstaub.«

Amy beobachtete den Doktor und zählte im Geiste die Sekunden mit. Sie kam bis vier.

Der Doktor ließ die Karte fallen und sprang auf. »Augenblick mal, Moment! Mondstaub – in einem Einkaufszentrum? Und ein Raumfahrer?«

»Nun ja, ein Astronaut. Ein Werbegag, meinte jemand.« Winterbourne deutete aufs Fenster. »Sehen Sie, da ist er gerade, bei den Männern in den Anzügen.«

Der Stuhl, auf dem der Doktor gesessen hatte, stürzte krachend um. Verwundert drehte Winterbourne sich zu Amy um, doch auch sie war verschwunden.

Sie folgte dem Doktor schnell auf die andere Seite des Restaurants. Gemeinsam stützten sie sich aufs Geländer und blickten auf die Schnellimbissläden in dem Stockwerk darunter hinab.

»Ein Astronaut«, sagte Amy. »Ich wette, es ist derjenige im Raumanzug!« Der Astronaut ging gerade steifbeinig durchs Einkaufszentrum, den knollenförmigen Helm unter einen wulstigen Arm geklemmt. »Ist ein gutes Kostüm.«

»Das ist kein Kostüm«, stellte der Doktor fest.

Amy zeigte auf drei Männer in dunklen Anzügen, die alle Sonnenbrillen trugen und unnötig kurz geschnittene Haare hatten. »Und das da sind auch keine Agenten des amerikanischen Secret Service.«

Der Doktor seufzte. »Amy Pond!«

»’tschuldigung.«

»Die sind bei der CIA.«

Sie beobachteten schweigend, wie die Männer in Anzügen den Astronauten aus der Einkaufspassage führten. Gleich darauf fuhr ein großer, schwarzer Wagen mit getönten Scheiben an dem kleinen Park vorbei.

»Und, was haben wir hier?«, fragte Amy, lehnte sich mit dem Rücken ans Geländer und streckte die Beine von sich. »Ein Astronaut, der mal kurz für einen Burger ’nen Zwischenstopp eingelegt hat oder was?«

»Mondstaub … Astronaut …« Der Doktor stieß sich vom Geländer ab. »Und Erstickung. Der Tote hatte Staub an sich – kommen Sie!«

Amy musste laufen, um ihn einzuholen, als der Doktor zur nächsten Rolltreppe hastete. Sie hatte sich auf einen kleinen Einkaufsbummel gefreut; das wäre nach den letzten Erlebnissen einmal etwas angenehm Normales gewesen. Inzwischen sah es allerdings so aus, als stünde ›normal‹ gerade nicht auf der Speisekarte.

»Wohin gehen wir?«

»Zurück zur TARDIS. Falls ich recht habe …« Unvermittelt blieb er stehen und nahm seinen Schallschraubenzieher heraus. »Ich habe recht!«, bestätigte er nach einem Moment. »Quantenverschiebung.« Dann war er wieder weg.

»Und was ist Quantenverschiebung, wenn sie bei sich zu Hause ist?«, fragte Amy auf der Rolltreppe.

»Schwerwiegend. Und sie ist nicht zu Hause – das ist der springende Punkt. Sie ist verschoben worden. So wie der Astronaut und der Tote.«

Der Mann stand neben einer Polizeizelle auf dem Parkplatz und trug eine dunkelblaue Uniform, aber er war kein Polizist. Der Parkplatzwächter überprüfte den Parkschein, der durchs Fenster der TARDIS zu sehen war, und machte einen Vermerk auf seinem Block. Er sah auf die Uhr und schrieb noch einen Vermerk.

»Problem?«, erkundigte sich Amy fröhlich.

Der Wächter rümpfte die Nase. »Problem«, stimmte er zu.

»Wir sind noch gut in der Zeit«, sagte Amy zu ihm.

»Das sind wir«, pflichtete der Doktor ihr bei, während er sich vorbeugte, um zu sehen, was der Mann schrieb. »Ich bin Experte. Ich weiß alles über Zeit.«

»Die Zeit spielt keine Rolle.«

»Na ja, das sagen Sie!«, erwiderte der Doktor. »Aber eigentlich …«

»Und wo liegt das Problem?«, fragte Amy, bevor er weiterreden konnte.

Der Parkplatzwächter wies auf den Parkschein im Fenster. Dann zeigte er auf den Boden, wo die TARDIS stand. »Ein Schein. Zwei Stellplätze.«

Amys Augen verengten sich. »Das ist nicht Ihr Ernst!«

»Er sieht ernst aus«, meinte der Doktor.

»Man muss innerhalb der Stellplätze parken«, sagte der Wächter.

»Wir sind aber zu groß«, erklärte der Doktor. »Sehen Sie – schmaler Stellplatz, breite Zelle. Sie passt nicht drauf.«

»Dann brauchen Sie zwei Tickets. Eines für jeden Stellplatz. Wenn Sie so was Museumsreifes auf einem Parkplatz abladen wollen, dann müssen Sie für die Stellplätze bezahlen. Je eher Sie es wieder abschleppen lassen, desto besser.«

»Sie geben uns also ein Bußgeld?«, fragte Amy.

»Nicht ich. Die Kommune wird das Bußgeld verhängen. Ich stelle nur die Rechnung aus. Fünfzig Pfund.«

»Fünfzig?«, fragte der Doktor, die Hand schon in der Jacke.

Amy funkelte ihn an. »Wir werden keine fünfzig Pfund bezahlen!«

Der Wächter zuckte mit den Schultern. »Dann werden es halt hundert. Wenn Sie nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden bezahlen, heißt das.«

Der Doktor nahm die Hand aus der Jacke; er hatte einen schlichten Ledergeldbeutel darin. »Moment, Moment, Moment! Ich kann das regeln.«

»Stecken Sie das Geld in den Automaten«, sagte der Wächter. »Schicken Sie das Ticket, das er Ihnen gibt, an die Kommune, und man wird das als Zahlung akzeptieren.«

»Als ob wir fünfzig Pfund in Münzen in der Tasche hätten!«, nörgelte Amy.

Der Doktor klappte den Geldbeutel auf, woraufhin ein leeres Blatt zum Vorschein kam, von dem Amy wusste, dass es sich um gedankenmanipulierendes Papier handelte. Es würde der Person, die es sich ansah, genau das zeigen, was sie zu sehen erwartete oder wovon sie überzeugt worden war.

»Zwei-für-eins-Gutschein«, erklärte der Doktor. »Bitte sehr – sehen Sie! Das dürfte die Sache aus der Welt schaffen. Der Inhaber hat für jeden Parkschein, den er zum vollen Preis erstanden hat, das Recht auf einen weiteren, freien Parkschein. Der zweite Parkschein muss nicht ausgelegt werden. Sehen Sie, genau hier steht es! Genehmigt vom Stadtrat.«

Der Wächter runzelte die Stirn. »Zeigen Sie mal her!« Er nahm das gedankenmanipulierende Papier vom Doktor und prüfte es sorgfältig. »Nun ja, das scheint in Ordnung zu sein«, brummte er verdrießlich.

Der Doktor grinste Amy an.

»Das hätten Sie mir direkt zeigen sollen!«, sagte der Wächter. »Hätte uns eine Menge Scherereien erspart.«

»Ja. Tut mir leid. Kann ich es jetzt zurückhaben?«

»Gleich.« Der Wächter beleckte das Ende seines Stifts und kitzelte das Blatt Papier unter der Schutzfolie aus Plastik heraus. »Muss es nur noch unterschreiben, um es zu genehmigen.«

Die Augen des Doktors weiteten sich, aber der Mann schrieb bereits seinen Namen auf das Papier, ehe er es wieder unter die Folie schob, den Geldbeutel zuklappte und ihn zurückgab. »Bitte schön, Sir.« Er tippte gegen den Schirm seiner Uniformmütze. »Miss. Machen Sie’s gut.«

»Er hat es unterschrieben«, sagte der Doktor mit unwirschem Flüstern, nachdem der Wächter gegangen war. Dann lauter: »Er hat es unterschrieben. Er hat mein gedankenmanipulierendes Papier unterschrieben!« Er öffnete den Geldbeutel und starrte ungläubig hinein. »Heißt das ›Albert Smoth‹? Ich kann es nicht mal lesen! Er hat mein gedankenmanipulierendes Papier ruiniert!«

»Ach, finden Sie sich damit ab!«, meinte Amy. »Hat uns immerhin fünfzig Pfund gespart. Geben Sie her!« Sie nahm den Geldbeutel und zog das Blatt heraus, dann drehte sie es um und schob es wieder an Ort und Stelle, sodass jetzt die leere, nicht unterschriebene Seite durch die Plastikhülle zu sehen war.

Der Doktor nahm den Geldbeutel wieder an sich. »Na schön, das wird gehen«, gab er zu. »Wahrscheinlich.«

»Das ging ja schnell«, sagte Amy ein paar Minuten später.

»Im Handumdrehen.« Der Doktor drückte einen Hebel auf der TARDIS-Konsole bis zum Anschlag. »Wirklich in null Komma nichts. Ich habe bloß die Sicherungen entfernt, bin in der vierten Dimension ein bisschen nach links abgewichen und habe die TARDIS durch die Quantenverschiebung fallen lassen. Sie ist jetzt natürlich verschlossen, deshalb musste sie ein bisschen in der Zeit zurückhüpfen und sich dann wieder nach vorn schieben, um das zu kompensieren.«

»Und wo sind wir jetzt?«

Der Doktor öffnete die Tür, und sie warfen beide einen Blick hinaus.

Amy atmete hörbar ein. »Das ist erstaunlich! So trostlos und doch so schön!« Sie ging über die Schräge auf die Tür zu.

»Gehen Sie nicht da raus!«, warnte der Doktor sie. »Es ist nur eine dünne Kraftmembran, die die Luft im Inneren der TARDIS hält – wenn Sie hindurchgehen, werden Sie in Sekundenschnelle ersticken. Wie der Mann, von dem Dr. Winterbourne uns erzählt hat.«

Amy drehte sich zum Doktor um. »Das ist also passiert? Er wurde, irgendwie, verschoben?«

Der Doktor ging langsam nach unten und stellte sich zu ihr an die Tür. »Er war im Park und er war ebenfalls hier. Die beiden Orte sind durch den Verschiebungsprozess miteinander verbunden, deshalb kann man zu Fuß von einem in den anderen wechseln. Nur dass die Überlappung instabil ist. Etwas ist schiefgegangen. Für eine Weile, vielleicht nur ein oder zwei Minuten, war er hier.«

»Und der Astronaut?«

»Dasselbe, nur andersrum. Und dauerhafter. Er ging von hier ins Einkaufszentrum. Wäre die Verschiebung offengeblieben, hätte er sich umdrehen und wieder zurückgehen können.«

»Von der Erde zum Mond«, murmelte Amy. »Wahrhaftig ein gewaltiger Schritt für die Menschheit.«

Sie starrten beide auf die leeren grauen Krater auf der dunklen Seite des Mondes hinaus.

KAPITEL 2

General Adam Walinski starrte auf die leere Eintönigkeit der Wüste hinaus. Sie erstreckte sich, so weit das Auge reichte. Nur das umzäunte Gelände von Basis Hibiskus unterbrach das Grau-Gelb des Sandes.

Ein Schatten fiel über das breite Fenster hinter seinem Schreibtisch. Walinski drehte sich nicht um.

»Wie kann das passieren, Candace?«, fragte er, wobei durch seinen texanischen Akzent die Vokale in die Länge gezogen wurden. »Es hieß doch, es könne unmöglich etwas schieflaufen. Sie haben das gesagt!«

»Wie’s aussieht, hab ich mich geirrt. Mordsmäßig. Die Bilder von Basis Diana kommen jetzt rein.«

Jetzt drehte Walinski sich doch um. Er blickte auf die schlanke Gestalt von Dr. Candace Hecker herab. Irgendwie schaffte sie es, trotz ihrer khakifarbenen Militäruniform weiterhin wie eine Zivilistin auszusehen. Ihre schulterlangen braunen Haare hingen lose herab, und der oberste Knopf ihrer Uniformjacke war auf. Walinski brauchte nicht auf ihre Stiefel zu blicken, um zu wissen, dass sie nicht geputzt waren.

»Will ich diese Bilder sehen?«, erkundigte er sich.

Sie zuckte die Achsel. »Ich auf jeden Fall. Wie Sie schon sagten, irgendwas ist schiefgelaufen. Vielleicht verraten uns die Bilder, was. Sir«, fügte sie als nachträglichen Einfall hinzu.

Das erste Foto kam gerade aus dem Drucker in Heckers Büro, als sie dort eintrafen. Es zeigte die Leiche einer Frau in einem roten Mantel. Ein paar von Heckers Mitarbeitern hatten sich im Büro versammelt. Graham Haines nahm den noch feuchten Abzug aus dem Ausgabefach und legte ihn auf Heckers Schreibtisch, sodass ihn alle sehen konnten.

»Offensichtlich eine größere Fehlfunktion«, sagte Haines.

»Becky Starmer«, sagte Candace. »Vierunddreißig Jahre alt. Keine Kinder, was vermutlich eine Gnade ist. Der Mann sagt, sie führte in jeder Mittagspause den Hund spazieren. Auch wenn es regnete – was es zum Zeitpunkt des, äh, Zwischenfalls tat.«

»Um wie viel Uhr kam Garretts Anruf?«, wollte Walinski wissen.

»17:32«, antwortete jemand.

Der General stieß mit dem Finger auf die Frau auf dem Foto. »Und das hier passierte …?«

»Sie wurde um 17:53 unserer Zeit entdeckt«, teilte Hecker mit. »Major Carlisle machte sich Sorgen, als Garretts halbstündige Meldung ausblieb. Sie ging in den Beobachtungsgang von Sektion 4, um selbst nachzuschauen.«