Doktor Glas - Hjalmar Söderberg - E-Book

Doktor Glas E-Book

Hjalmar Söderberg

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Beschreibung

Eine literarische Perle – exklusiv bei Manesse

Warum Doktor Glas den Arztberuf gewählt hat, weiß er nicht mehr – das Körperliche der Menschen ekelt ihn an. Auch deshalb war er noch nie mit einer Frau liiert. Eines Tages bittet ihn die junge und schöne Gattin des abstoßenden Pastors Gregorius um Hilfe. Durch Notlügen soll der Doktor sie von der Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten befreien. Er verliebt sich und kommt ihrer Bitte nach. Als der Pastor seine Gemahlin vergewaltigt, beschließt Glas, ihn zu vergiften.

Mit federleichtem Strich skizziert Söderberg, der überragende Stilist und einer der beliebtesten schwedischen Erzähler der Jahrhundertwende, Situationen, Personen und Stimmungen im sommerlichen Stockholm. Die schnörkellose Modernität seiner geschliffenen Sprache fasziniert noch immer.

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Seitenzahl: 238

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HJALMAR SÖDERBERG

Doktor Glas

Roman

Aus dem Schwedischen übersetzt

von Verena Reichel

Nachwort von Antje Rávic Strubel

MANESSE VERLAG

ZÜRICH

12. Juni

So einen Sommer habe ich noch nicht erlebt. Hundstage seit Mitte Mai. Den ganzen Tag hängt dichter, staubiger Dunst völlig unbeweglich über Straßen und Plätzen.

Erst abends lebt man etwas auf. Vorhin habe ich einen Abendspaziergang gemacht, wie fast jeden Tag nach meinen Krankenbesuchen, und die sind im Sommer nicht gerade zahlreich. Von Osten her kommt ein kühler, anhaltender Luftstrom, der Dunst hebt sich, segelt langsam davon und bildet weit hinten im Westen einen langen Schleier aus rotem Staub. Kein Geratter von Lastfuhrwerken mehr, nur ab und zu eine Droschke und die Straßenbahn mit ihrem Geklingel. Ich gehe gemächlich die Straße entlang, treffe hier und da einen Bekannten und bleibe zu einem Schwatz an der Straßenecke stehen. Aber warum muss mir ständig dieser Pastor Gregorius über den Weg laufen? Ich kann diesen Mann nicht sehen, ohne dass mir eine Anekdote in den Sinn kommt, die ich einst über Schopenhauer1 gehört habe. Der mürrische Philosoph saß eines Abends im Café an seinem Eckplatz, wie üblich allein; die Tür geht auf, und herein kommt ein Kerl von unsympathischem Aussehen. Schopenhauer mustert ihn mit vor Ekel und Abscheu verzerrtem Gesicht, springt auf und fängt an, dem Mann seinen Stock auf den Schädel zu hauen. Und zwar nur wegen seines Aussehens.

Nun, ich bin kein Schopenhauer; als ich von Weitem den Pastor auf mich zukommen sah, es war auf der Vasabron2, blieb ich gleich stehen, um die Aussicht zu betrachten, die Arme aufs Brückengeländer gestützt. Die grauen Häuser auf Helgeandsholmen3, die morsche gotische Holzarchitektur des alten Dampfbads, die sich gebrochen im fließenden Wasser widerspiegelte, die großen alten Weidenbäume, die ihre Blätter in den Fluss tauchten. Ich hoffte, der Pastor hätte mich nicht gesehen und würde mich auch von hinten nicht erkennen, und ich hatte ihn schon fast vergessen, als ich ihn plötzlich neben mir stehen sah, die Arme auf dem Geländer wie ich, den Kopf schief gelegt – in genau derselben Haltung wie vor zwanzig Jahren in der Jakobs-Kirche4, als ich neben meiner seligen Mutter auf der Familienbank saß und zum ersten Mal diese abscheuliche Physiognomie wie einen ekligen Pilz auf der Kanzel auftauchen sah, wo er sein «Abba, lieber Vater» anstimmte. Dasselbe schwammige, fahle Gesicht, dieselben schmutzig gelben Koteletten, mittlerweile vielleicht ein wenig ergraut, und derselbe unergründlich verschlagene Blick hinter den Brillengläsern. Kein Entkommen möglich, schließlich bin ich jetzt sein Arzt, wie der vieler anderer, und er sucht mich gelegentlich mit seinen Beschwerden auf.

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