Dorian Hunter 11 - Horror-Serie - Ernst Vlcek - E-Book

Dorian Hunter 11 - Horror-Serie E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Kitty spürte die Schläge nicht. Das Entsetzen lähmte sie. Der schwarze Todesengel hob sein Messer - und stach zu. Immer wieder drang die Klinge in ihren Körper ein ...
Als Dr. Deming, der Leiter der O’Hara-Stiftung, die Leiche kurz darauf entdeckte, wurde ihm beim Anblick der furchtbar zugerichteten Toten fast übel. Er überwand sich, zerrte die Leiche ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Er musste sich um seine anderen Patienten kümmern, allen voran um - Lilian Hunter ...


Dorian Hunter hat als Baron Nicolas de Conde zunächst seine Seele dem Teufel verkauft - und wurde in der Folge zum größten Feind der Dämonen. Asmodi hat sich entschieden, dem Treiben nicht länger zuzusehen und holt zum nächsten Schlag aus. Es gibt nur einen Ort, an dem Dorian sich vor den Dämonen sicher glaubt: zwischen den geistesgestörten Insassen der O’Hara-Stiftung, in der sich bereits seine Frau Lilian befindet ...

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Seitenzahl: 143

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Inhalt

Cover

Impressum

DIE TODESENGEL

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

mystery-press

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7640-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auf Schloss Lethian an der österreichisch-slowenischen Grenze gerät der Reporter Dorian Hunter in ein Abenteuer, das seinen Verstand übersteigt. Die acht Männer, die seine Frau Lilian und ihn begleiten, sind seine Brüder  – gezeugt in einer einzigen Nacht, als die Gräfin von Lethian, selbst eine Hexe, sich mit dem Teufel Asmodi vereinigte! Dorians Brüder nehmen die Offenbarung euphorisch auf. Nur Dorian will sein Schicksal nicht akzeptieren. Er tötet seine Mutter und eröffnet die Jagd auf seine Brüder. Danach steckt er das Schloss in Brand und flieht mit seiner Frau. Aber Lilian ist nicht mehr sie selbst. Sie hat bei der Begegnung mit den Dämonen den Verstand verloren. Übergangsweise bringt Dorian sie in einer Wiener Privatklinik unter, die auf die Behandlung psychischer Störungen spezialisiert ist  – und begegnet kurz darauf der jungen Hexe Coco Zamis, die von ihrer Familie den Auftrag erhalten hat, Dorian zu töten. Doch Coco verliebt sich in den Dämonenkiller und wechselt die Seiten, wodurch sie nicht nur ihre magischen Fähigkeiten verliert, sondern darüber hinaus aus der Schwarzen Familie ausgestoßen wird.

Coco wie auch Dorian sind nun gleichzeitig Jäger und Gejagte, denn Dorian hat sich geschworen, seine Brüder, die das Feuer auf Schloss Lethian offenbar allesamt überlebt haben, zur Strecke zu bringen. In London tötet er Roberto Copello, nachdem dieser den Secret-Service-Agenten Donald Chapman auf Puppengröße geschrumpft hat. Mit Hilfe des Secret Service gründet Dorian die »Inquisitionsabteilung«, der nicht nur er selbst, sondern auch Coco und der Puppenmann Chapman fortan angehören. Ein weiteres »inoffizielles« Mitglied ist der geheimnisvolle Hermaphrodit Phillip, dessen Adoptiveltern von Dämonen getötet wurden. Zum Hauptquartier der Inquisitionsabteilung wird die Jugendstilvilla in der Baring Road, in der Phillip aufgewachsen ist, doch gleichzeitig stöbert Dorian Hunter weiter in der Bibliothek seines alten Reihenhauses in der Abraham Road nach Hinweisen auf dämonische Umtriebe  – und stößt auf das Tagebuch des Barons Nicolas de Conde, der auf dem Eulenberg nahe Nancy im Jahr 1484 seine Seele dem Teufel verkaufte. De Conde bereute, wurde zum Hexenjäger und Mitautor des »Hexenhammers« und starb als angeblicher Ketzer. Der Fluch erfüllte sich. Seither wird de Condes Seele nach jedem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren, in dem er zunächst mühsam seine verschütteten Erinnerungen freilegen muss  – zuletzt als Dorian Hunter!

Durch diese Zusammenhänge bekommt Dorians Kampf gegen Asmodi eine neue Dimension  … aber auch Asmodi lässt nichts unversucht, den Dämonenkiller auszuschalten. Und bald wird Dorian klar, dass es nur eines gibt, das ihn tatsächlich wirksam vor dem Zugriff der Schwarzen Familie schützen kann: die Ausstrahlung von Wahnsinnigen  …

DIE TODESENGEL

von Ernst Vlcek

»Darf ich Ihre Tasse haben, Miss Ashton?«, fragte eine der beiden Gastgeberinnen mit sanfter, freundlicher Stimme.

Deborah Ashton zuckte leicht zusammen, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde.

»O ja, danke – Mrs. …«, stammelte sie und blickte sich unsicher um. Sie fühlte sich von den anderen beobachtet, obwohl diese es tunlichst vermieden, sie direkt anzusehen.

»Miss, wenn ich bitten darf!«, korrigierte die Gastgeberin sie würdevoll, während sie geziert Tee aus der Kanne in die Tasse goss. Sie war eine ältere Dame, an die Siebzig, aber immer noch rüstig und eine stattliche Erscheinung. Ihre Kleidung und ihr Auftreten wirkten sehr vornehm, wenn auch etwas aristokratisch übertrieben. Sie schien die Güte in Person zu sein. In kameradschaftlichem Ton fügte sie hinzu, wie um ihren ersten Worten die Spitze zu nehmen: »Ich war nie verheiratet. Nennen Sie mich also einfach Schwester Mercy. Das tun hier alle. Nehmen Sie Milch zum Tee? Dann bedienen Sie sich bitte selbst! Es steht alles auf dem Tisch.«

1. Kapitel

»Danke – Schwester Mercy.« Deborah wollte über den Tisch nach der Milchkanne greifen, doch da wurde sie von ihrem Gegenüber am Handgelenk gepackt.

»Nein!«, sagte die Frau, die Deborah als Mrs. Betty Drawson vorgestellt worden war. Sie mochte um die Dreißig sein und sah sehr gepflegt und nicht unattraktiv aus, wenngleich sie sich unvorteilhaft gekleidet hatte. Sie ließ Deborahs Hand gleich wieder los und erklärte: »Man tut zuerst Milch in die Tasse und gibt dann den Tee dazu. Andersherum geht es nicht.«

»Wenn Sie meinen, Mrs. Drawson«, sagte Deborah.

»Lassen Sie sich nur nicht einschüchtern, mein Kind«, sagte Schwester Mercy und tätschelte ihr die Schulter. »Wenn Sie Milch zum Tee haben wollen, dann gießen Sie sich nur ein.«

»Das geht nicht!«, behauptete Mrs. Drawson wieder, diesmal strenger. Ihr Mund war zusammengekniffen und bildete einen schmalen Strich. »Wir sollten solche Unsitten nicht dulden. Die Milch gehört zuerst in die Tasse. Selbst die Königin …«

»… ist sich in dieser Streitfrage nicht sicher«, vollendete Dr. Deming den Satz und lächelte gewinnend. »Entschuldigen Sie meine Unterbrechung, Mrs. Drawson. Aber seit man in England Tee trinkt, diskutiert man auch darüber, was zuerst in die Tasse gehört – Tee oder Milch. Man wird wohl in dieser Frage nie zu einer Einigung kommen, ebenso wenig wie man beantworten kann, was denn früher auf der Welt gewesen ist, das Ei oder das Huhn. Deshalb schlage ich vor, dass jeder von uns Tee mit Milch nach eigenem Gutdünken mischen soll.«

»Bravo!«, rief sein Assistent Dr. Ernest Hillary, der neben ihm an einer der Schmalseiten des Tisches saß. Fast alle, außer Mrs. Drawson, zollten Dr. Deming Beifall.

»Dr. Deming hat mit salomonischer Weisheit eine Entscheidung gefällt«, meinte Schwester Mercy wohlwollend, während sie mit ihrer Teekanne die Runde um den Tisch machte. »Wir wollen, natürlich unter Beachtung der guten Tischsitten, jeden nach seiner Fasson leben lassen.«

Deborah erschrak, als ihre Nachbarin plötzlich so heftig mit der Faust auf den Tisch schlug, dass das Geschirr klirrte. »Ihr tut ja gerade so, als gäbe es nichts Wichtigeres, als die Klärung der Frage, wie man seinen Tee trinkt«, rief die Frau im ärgsten Soho-Slang. »Dr. Deming sollte seine Weisheit lieber dafür verwenden, euch zu heilen.«

»Ihr Benehmen missfällt mir, Miss Lorraine«, sagte der Mann, der ihr gegenüber und links von Betty Drawson saß. Er war Mitte vierzig, hatte eine Hakennase und musste sich ständig Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen, die durch seine heftigen Kopfbewegungen immer wieder nach vorn fielen. Er wirkte überaus nervös, um nicht zu sagen gehetzt.

Kathrine Lorraine, Deborahs Nachbarin, beugte sich über den Tisch und sagte geheimnisvoll: »Nehmen Sie sich nur in acht, dass ich Ihren Erben nicht einen Wink gebe, Mr. Storm!«

John Storm sprang erregt von seinem Platz hoch. »Wollen Sie mir etwa drohen?«

Statt einer Antwort begann Kathrine Lorraine schallend zu lachen.

»Beruhigen Sie sich wieder, Mr. Storm!«, sprach Schwester Mercy begütigend auf ihn ein und drückte ihn in den Sessel zurück. »Kitty hat das nicht so gemeint. Vergessen Sie nicht, dass auch sie leicht reizbar ist.«

»Ja, ja, ich weiß«, sagte John Storm, und sein stark hervortretender Adamsapfel hüpfte erregt auf und ab. »Sicherlich steht Miss Lorraine vor dem Ausbruch einer Krise. Aber wenn es so ist, dann sollte man sie nach drüben bringen. Ich könnte leicht auf ihre Gesellschaft verzichten.«

»Sie werden mich schnell los, wenn Sie mir einen Joint verschaffen, Johnny«, sagte Kathrine Lorraine. »Wenn Sie das für mich tun, dann verpfeife ich Sie auch nicht.«

»Pfui, Miss Lorraine!«, sagte der schwergewichtige Mann, der ebenfalls auf der anderen Seite des Tisches saß und den Platz neben Dr. Hillary einnahm. Seine kleinen Augen, die Nase und der kleine, volle Mund verschwanden fast in den Fettmassen seines Gesichts. Er hielt den Blick gesenkt, während er das Wort an Kitty richtete.

»Warum siehst du mich denn nicht an, Danny, wenn du mit mir sprichst?«, erkundigte sich Kitty spöttisch. Und sie gab ihrer Stimme einen verführerischen Klang, als sie hinzufügte: »Gefalle ich dir denn nicht, Danny? Findest du mich denn nicht wenigstens ein bisschen sexy?«

Daniel Dean begann am ganzen Körper zu zittern und kniff die Augen zusammen.

»Jetzt ist es aber genug, Miss Lorraine!«, sagte Dr. Deming streng. »Entweder Sie benehmen sich ordentlich, oder Sie gehen!«

»Aber, aber, Doktorchen!«, rügte Kitty. »Sie arrangieren diese Teekränzchen doch nur, damit wir dabei über unsere Probleme sprechen können. Das ist doch das Besondere an Ihrer revolutionären Heiltherapie! Sie predigen immer, dass wir freiweg von der Leber sprechen sollen, um uns allen Ballast von der Seele zu reden. Ist es nicht so? Nun, Dannys Problem sind die Frauen: Warum sollen wir nicht darüber sprechen?«

»Jedenfalls nicht auf die Art, wie Sie es tun«, erwiderte Dr. Deming. »Ich werde nicht zulassen, dass Sie ständig irgendjemanden beleidigen, demütigen oder provozieren. Haben Sie mich verstanden, Miss Lorraine?«

»Schon gut«, seufzte Kitty ergeben und zwinkerte Deborah dabei zu.

Deborah hielt es plötzlich nicht mehr aus. Die Luft erschien ihr so stickig, dass sie kaum noch atmen konnte. Sie ertrug diese Atmosphäre der unterschwelligen Feindseligkeiten und heuchlerischen Freundlichkeiten nicht mehr länger. Wie in Trance erhob sie sich und wollte sich gerade mit einer Entschuldigung in ihren Bungalow zurückziehen, als Schwester Hercy mit einem Tablett ins Wohnzimmer kam und fröhlich rief: »Hier ist der Kuchen!«

»Ah, der Kuchen!«

Begeisterte Ausrufe ertönten von allen Seiten. Man schien die kleineren Reibereien wieder vergessen zu haben. Die Situation war gerettet.

»Sie müssen unbedingt Hercys Kuchen probieren, Miss Ashton«, sagte Schwester Mercy.

Deborah nickte langsam und ließ sich gegen ihren Willen zurück in ihren Sessel sinken.

Gene Hallowell, ein etwa sechzigjähriger Mann, der einen leicht debilen Eindruck machte und zu Deborahs Linken saß, nickte beipflichtend. »Schwester Hercys Kuchen ist der beste.«

Deborah wusste, dass sie sich in diese Gemeinschaft nie würde einfügen können. Die beiden Schwestern waren zwar sehr herzliche Gastgeberinnen, und auch Dr. Deming und Dr. Hillary gaben sich alle Mühe, um die Spannungen abzubauen und die Atmosphäre aufzulockern, doch das konnte alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie sich in einer Irrenanstalt befanden.

Kitty Lorraine machte von allen noch den normalsten Eindruck, und sie schien sich auch zu Deborah hingezogen zu fühlen; aber obwohl sie ungefähr im gleichen Alter waren, trennten sie doch Welten voneinander. Deborah war auf die Freundschaft von Kitty nicht besonders erpicht. Jedes Wort aus ihrem Mund klang vulgär; sie hatte den Sprachschatz und die aggressive Haltung einer Kriminellen.

Insgesamt saßen elf Personen um den Tisch. Den beiden Psychiatern gegenüber, am anderen Tischende, hatten nun die beiden Schwestern ihre Plätze eingenommen, in deren Bungalow die Teestunde stattfand. Links von Deborah saß Gene Hallowell. Er war ein Dauerpatient und betätigte sich als Gärtner. Er fiel kaum auf und sprach auch sehr wenig; meistens beschränkte er sich aufs Kopfnicken. Kitty Lorraine dagegen ließ keine Gelegenheit verstreichen, um ihre zynischen bis beleidigenden Äußerungen anzubringen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches hatten vier Personen Platz genommen: Danny Dean, Owen Grovers, ein Alkoholiker, der mit seinen zweiundvierzig Jahren bereits wie sechzig aussah, Betty Drawson und John Storm. Während Danny Dean an Dr. Hillarys Seite saß und von diesem ständig beobachtet wurde, hatte John Storm Schwester Mercy zur Tischnachbarin.

Das Gespräch war von Dr. Deming geschickt in harmlosere Bahnen gelenkt worden. Man sprach über kleine persönliche Probleme, übers Wetter und lobte Schwester Hercys ausgezeichneten Kuchen. Nach dieser Einleitung steuerte Dr. Deming, unter Assistenz von Dr. Hillary, die Unterhaltung langsam, aber sicher in eine andere Richtung. Er ließ jeden über sich sprechen, fragte nach den Wünschen und Beschwerden und versuchte so, den Seelenzustand des einzelnen zu ergründen. Das war seine spezielle Methode der Gruppentherapie.

Als Deborah vor einer Woche in die O’Hara-Stiftung eingeliefert worden war, hatte er ihr seine Methode auseinandergesetzt. »Sie werden bei uns ein ganz normales Leben führen, Miss Ashton«, hatte er ihr erklärt. »Es wird Ihnen an nichts fehlen. Sie bekommen alles, was Ihr Herz begehrt. Sie werden Freunde unter den anderen Patienten finden, Freunde, die Sie zu jeder Tages- und Nachtstunde aufsuchen können. Wir sind keine geschlossene Anstalt, sondern eine Abteilung der offenen Türen. Eine Welt der Stille und der Ruhe inmitten des Chaos von Groß-London. Sie müssen immer daran denken, dass wir Sie nicht einsperren, sondern nur die schädlichen Einflüsse der Außenwelt von Ihnen abhalten wollen, dann werden Sie sich schnell mit den Gegebenheiten abfinden.«

Es hatte dennoch eine Woche gedauert, bis ihr Widerstand gebrochen worden war. Aber obwohl sie nicht mehr tobte und sich so weit in der Gewalt hatte, dass sie sich nicht mehr zu hysterischen Anfällen hinreißen ließ, konnte sie sich dennoch nicht mit ihrem Schicksal abfinden. Sie gehörte nicht in eine Irrenanstalt. Sie war normal. Davon war Dr. Deming jedoch nicht zu überzeugen. Er glaubte ihrem Mann mehr. Hätte sie doch ihrer Einlieferung nur nicht zugestimmt! Aber sie hatte diesen Wisch unterschrieben, um endlich der Hölle ihrer Ehe zu entkommen. Jetzt war es zu spät für Reue.

»Ich hatte einen schönen Traum«, hörte sie Betty Drawson gerade sagen. »Als ich aus ihm erwachte, war ich so zufrieden und ausgeglichen wie nie zuvor. Ich war ohne Körper, nur Seele, und schwebte im Unendlichen. Ich wünsche jedem, dass er einmal so viel Seligkeit verspürt wie ich in diesem Traum. Ich konnte aus der himmlischen Höhe zurück auf die Erde blicken, in meinen Bungalow, auf mein Bett – und da sah ich meinen Körper ruhen. Ich hatte ihn für immer verlassen.«

Kitty stieß Deborah an und flüsterte ihr zu: »Was meinst du, Debbie, die spinnt doch ganz ordentlich, nicht?«

»Ich weiß nicht.«

»Na klar spinnt sie, sonst wäre sie nicht hier«, sagte Kitty und kicherte. »Betty ist schwer manisch-depressiv. Sie leidet an einem Selbstzerstörungstrieb. Wenn sie ihre depressive Periode hat, muss sie nach drüben gebracht werden.«

Deborah wusste, was mit drüben gemeint war. Sie hatte die ersten fünf Tage selbst in einer der Gummizellen zugebracht.

»Warum bist du hier, Kitty?«, erkundigte sich Deborah, um Kathrine Lorraine keine Gelegenheit zu weiteren spöttischen Bemerkungen über die anderen Patienten zu geben.

»Ich fixe«, antwortete Kitty geradeheraus. »Rauschgift, verstehst du? Mit mir stand es schon ziemlich schlecht, als mich mein Alter zur Entwöhnung in diese Klapsmühle steckte. Freiwillig wäre ich nie hergekommen, aber er überrumpelte mich einfach. Er hielt in der einen Hand die Spritze mit der Mixtur und in der anderen den Füllhalter. Ich war damals so fertig, dass ich sogar dem Teufel meine Seele für einen einzigen Trip gegeben hätte.«

Weil Deborah nichts anderes einfiel, sagte sie: »Ich hätte nie gedacht, dass du rauschgiftsüchtig bist.«

»Und was ist mit dir?«

»Ich – möchte nicht darüber sprechen«, sagte Deborah. »Aber – ich bin ganz normal. Mir fehlt überhaupt nichts.«