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Sehr geehrter Leser! Mit Dr. Glenn Morton hat Autor John Ball eine der faszinierendsten Figuren der Grusel- und Horror-Literatur geschaffen, wenn nicht die fesselndste und bedeutsamste überhaupt. Außergewöhnlich, initiativ, zielstrebig, ungeheuer ehrgeizig, geachtet, geehrt – genial – und doch hart, rücksichtslos, gehasst: das ist DR. MORTON, Arzt und Wissenschaftler! Verbrecher und Mörder – das sagen die anderen. Urteilen Sie selbst! Lassen auch Sie sich von der Ausstrahlung seiner schillernden Persönlichkeit und von seiner unheimlich zwingenden Geisteskraft gefangen nehmen. Er ist ein von seinen Ideen Besessener, ein Genie zwischen Gipfel und Abgrund. Fürchten Sie sich nicht vor dem Abgründigen in DR. MORTON, fürchten Sie sich nicht vor sich selbst. Schließen Sie das Fenster und löschen Sie das überzählige Licht. Eine angenehme Gänsehaut verträgt nur wenig Geräusch und knappe Helligkeit. Eine unheimliche Lektüre wünschen Ihnen Verlag und Redaktion ERBER+LUTHER VERLAG Empfohlen ab 16 Jahren
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Seitenzahl: 115
Dr. Mortons unfreiwilliger Gast
DR. MORTON
erscheint im
ERBER+LUTHER VERLAG, Schweiz.
Konvertierung: DigitalART, Bergheim.
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise,
gewerbsmäßige Verbreitung in Lesezirkeln,
Verleih, Vervielfältigung/Reproduktion sowie
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zum Zwecke der Veräußerung
sind nicht gestattet.
DR. MORTON ist auch als
Printausgabe erhältlich!
Bisher erschienen:
Band 01: Blaues Blut
Band 02: Das ist Ihr Sarg, Sir!
In Vorbereitung:
Band 03: Bad in HCL
Band 04: Biedermann und Rauschgifthändler
Band 05: Mr. Gregory kann nicht sterben
Band 06: Dr. Morton empfiehlt Selbstmord
Dr. Glenn Morton war auf der Rückfahrt von seinem Cottage in der Nähe von Ashburton, Dartmoor. Ausnahmsweise hatte er sich von Grimsby abholen lassen. Er saß im Fond des Rolls-Royce Phantom V und beschäftigte sich mit der Lektüre der Times, als er spürte, dass die Fahrt sich abrupt verlangsamte.
»Was gibt es, Grimsby?«
»Ein Unfall, Sir, wenn ich mich nicht täusche.«
Wenige Yards später mussten sie halten. Morton ließ die Seitenscheibe nach unten gleiten und sah sich plötzlich einem geröteten Gesicht gegenüber, aus dem ihn zwei wasserhelle Blauaugen anstarrten.
»Sie sind nicht zufällig Arzt, Sir?«, fragte der Polizist.
»Ich bin zufällig Arzt«, sagte Morton.
Er war schon ausgestiegen, bevor der andere weitere Fragen stellte. Im Graben neben der Straße lag ein schwerer Daimler Sovereign mit einem dezenten Wappen auf der Vordertür.
Dr. Morton drehte sich fragend um, da er kein Unfallopfer sah.
»Der Earl of Saffron, Sir. Wir haben ihn versorgt, so gut es ging. Er liegt dort drüben.«
Dr. Morton betrachtete den Verunglückten. Er war bewusstlos und hatte offenbar einen Schock erlitten. Um den Hals trug er eine rot gefärbte Bandage.
»Er hat geblutet wie ein Schwein, Sir, mit Verlaub«, sagte der Uniformierte. »Wir wussten uns nicht anders zu helfen.«
»Wo ist das nächste Krankenhaus?«
»In Winchester.«
»Das sind mehr als zehn Meilen, nicht?«
»Im Dorf dort vorne gibt es einen Behandlungsraum. Aber …«
Dr. Morton ließ den bewusstlosen Earl, nachdem er ihm an Ort und Stelle eine Infusion gegen Schock verabreicht hatte, dorthin bringen. Der Behandlungsraum erwies sich zwar als sauber, aber primitiv ausgestattet.
»Sie werden assistieren, Grimsby.«
»Jawohl, Sir.«
Sie standen nebeneinander an den beiden Waschbecken und wuschen sich die Hände. Fünf Minuten später standen sie neben dem Verunglückten, der sich zu regen begann. Der Bobby war ebenfalls im Raum und einige weitere Personen, die hier absolut nichts verloren hatten. Aber Morton nahm sich keine Zeit, sie zu verscheuchen.
»Bandage abnehmen«, sagte Morton.
Grimsby kam der Anordnung nach. Der Earl of Saffron wendete stöhnend den Kopf. Eine Blutfontäne schoss fast yardhoch in die Luft. Einige der Zuschauer schrien vor Schreck auf. Vielleicht schrie auch Saffron, aber das hörte man nicht.
Die Fontäne fiel zurück, dem Earl ins Gesicht. Er spuckte und hustete und würgte und keuchte: »Ich sterbe. Oh, ich sterbe!«
Dann hustete er das Blut durch die Gegend und dem neugierigen Polizisten, der sich zu nah herangewagt hatte, über die schöne Uniform.
Im Moment war die Blutung gestoppt, denn Dr. Mortons Finger steckte in der Wunde.
»Und jetzt?«, fragte Grimsby.
Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Sache war schwierig und spannend. Er hatte noch keine Ahnung, wie sein Chef sich aus der Affäre ziehen würde, aber er traute ihm zu, dass er mit der Situation fertig wurde.
»Wir müssen ihn schlafen schicken, Grimsby. Und Sie stellen seine Blutgruppe fest. Ob's hier Konserven gibt?«
»Sind vorhanden, Sir. Ich hab' eben nachgeschaut. Vorausgesetzt, er hat keine ausgefallene Blutgruppe.«
Der Earl wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Er wälzte sich hin und her, und Dr. Morton hatte alle Mühe, seinen Finger auf der zerstörten Halsschlagader zu halten.
Auf Mortons Anweisung gab Grimsby dem Verletzten so viel Pentothal, dass er sich rasch beruhigte. Dann führte er den Intratrachealtubus ein.
»Das hat er immerhin überlebt«, murmelte Glenn Morton. »Aber wenn's mir nicht bald gelingt, diese verdammte Schlagader abzuklammern …«
Er hatte nur die linke Hand zur Verfügung, und das war ein arges Handicap. Einige Leute wurden blass und zogen sich zurück, als sie sahen, wie er die Verletzung mit mehreren raschen Skalpellschnitten vergrößerte. Dann führte er die Klammer an seinem Finger vorbei in die Wunde. Grimsby schüttelte den Kopf.
»Mit einer Hand?«, fragte er zweifelnd.
»Versuchen Sie's!«, sagte Morton.
Grimsby, obwohl er sein Medizinstudium schon nach wenigen Semestern zwangsweise abgebrochen hatte, erwies sich auch in dieser prekären Situation als geschickter Mann. Eine halbe Minute später saß die Klammer. Dr. Morton konnte seinen Finger wegnehmen. Er drehte sich um und sah sich mehr als einem halben Dutzend Neugieriger gegenüber, die ihn mit großäugiger Verwunderung anstarrten.
»Raus!«
Keiner wich. Morton wandte sich an den Uniformierten: »Sorgen Sie dafür, dass die Leute verschwinden. Ich gebe Ihnen zehn Sekunden.«
»Jawohl, Sir!« Der Bobby salutierte. Er hatte jetzt wieder sicheren Boden unter den Füßen. Die Anweisung des Doktors war ein Befehl, und den führte er aus.
Der Rest war Routine. Nachdem die Blutgruppe des Earls ermittelt war, stellte sich heraus, dass genügend Konserven vorhanden waren. Dr. Morton, der sich bereits als junger Assistent in der Unfallstation des Middlesex Hospitals ausgiebig mit Vaskularchirurgie beschäftigt hatte, setzte eine saubere Naht und versorgte seinen Patienten für den Transport ins Krankenhaus. Der Transportwagen stand schon seit einer Weile vor der Tür.
»Sie haben ihm das Leben gerettet, Sir«, sagte Grimsby eine Viertelstunde später, als sie die Außenbezirke von London erreicht hatten.
Morton, wieder in die Lektüre der Times vertieft, antwortete nicht darauf.
»Der Earl of Saffron«, sagte Grimsby nachdenklich. »Er könnte uns bei Gelegenheit nützlich sein.«
Morton sah von seiner Zeitung hoch und lächelte.
»Was mich an Ihnen immer wieder fasziniert, Grimsby, ist die Tatsache, dass Sie in jeder Situation praktisch denken.«
*
Dr. Glenn Morton hatte William Grimsby zu sich bestellt, da es etwas zu besprechen gab. Als Grimsby eintrat, fand er jedoch außer seinem Chef auch Miss Cynthia Barrington vor, Mortons a n d e r e rechte Hand.
»Morgen, Schwester«, knurrte Grimsby, der die attraktive Cynthia an diesem Tag noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
»Haben Sie die Zeitung gelesen?«, fragte Schwester Barrington mit leuchtenden Augen. »Sie sind voll von Dr. Mortons Bravourstück!«
»Von mir schreiben sie nichts?«, fragte Grimsby und grinste. »Ich sollte mich beschweren. Schließlich …«
»Schließlich haben Sie mir assistiert«, vollendete Morton gut gelaunt, »und tatsächlich beachtlichen Anteil daran, dass der Earl den Unfall überlebt hat. – Ist noch etwas, Cynthia?«
Sie begriff, dass er Grimsby unter vier Augen sprechen wollte, und machte sich davon. Sobald sie den Raum verlassen hatte, veränderte sich Grimsbys Haltung. Eine Spur Vertraulichkeit kam zwischen den beiden Männern auf.
»Philipp Gregory«, sagte Dr. Morton. »Sagt Ihnen der Name was, Grimsby?«
Der andere dachte nach, überlegte mit gerunzelter Stirn.
»Sprechen Sie von dem Burschen, der seine Erzieherin umgebracht hat, Sir?«
»Richtig. – Wenn auch das Gericht zu dem Schluss kam, die alte Dame sei von Gregory nur verprügelt worden und aus Angst aus dem Fenster gesprungen.«
»Wobei sie sich unter anderem das Genick brach«, sagte Grimsby nickend. »Ich erinnere mich jetzt sehr gut an den Fall. Wir haben auch schon einmal darüber gesprochen. Damals, als man ihn zu lächerlichen 18 Monaten verurteilte.«
»So ist es«, sagte Dr. Morton seufzend. »Inzwischen ist Philipp Gregory erneut unliebsam in Erscheinung getreten.«
»Ach?«
»Es ist vertuscht worden. Kaum eine Zeile hat in den Zeitungen gestanden. Gregory hat seine Frau in einer Bar in Kensington fast erwürgt und zwei Gäste, die ihr zu Hilfe kamen, krankenhausreif geschlagen. Der eine lag mehrere Tage bewusstlos und hat einen Schaden zurückbehalten, der ihn lebenslang arbeitsunfähig macht.
Gestern war die Verhandlung. Der Teufel weiß, wie Gregorys Anwälte es angestellt haben. Jedenfalls begnügen unsere Abendblätter sich mit lapidaren Fünfzeilenmeldungen, und statt den Namen des hoffnungsvollen jungen Mannes zu nennen, bringen sie nur die Initialen. Das Urteil …«
»Lassen Sie mich raten, Sir!«, unterbrach Grimsby. »Freispruch?«
»Allerdings. Gregory hatte sich mit seinen Opfern vorher geeinigt.«
»Was ihm bei seinem Vermögen nicht schwergefallen ist.«
»Richtig. Er hat sich inzwischen scheiden lassen. Ich vermute, die Abfindung war so hoch, dass seine Frau keine Schwierigkeiten hat, die Szene ebenfalls aus ihrem Gedächtnis zu streichen.«
»Ein unsympathischer Zeitgenosse«, murmelte Grimsby, der über Philipp Gregory nachdachte.
»Ich habe gründlich darüber nachgedacht«, sagte Dr. Morton knapp.
William Grimsby wusste, was das bedeutete. Er sah seinen Chef mit schräg gelegtem Kopf an und wartete auf Anweisungen.
»Wir müssen die Gerechtigkeit wiederherstellen, nicht wahr, Grimsby?«
»Sehr wohl, Sir.«
»Er hat gemordet«, sagte Morton langsam. »Bei seinem Naturell ist es nur eine Frage der Zeit, wann er das nächste Verbrechen begeht. Das heißt: Es wäre nur eine Frage der Zeit …«
»Haben Sie schon bestimmte Vorstellungen, Sir?«
»Noch nicht. Wir wollen das auch nicht überstürzen. Jedenfalls benutze ich die nächste Gelegenheit, mich einmal mit dem jungen Mann zu unterhalten.«
»Was Ihnen nicht schwerfallen dürfte.«
Dr. Morton nickte.
»Auch etwas, was ich nicht verstehe. Die Londoner Gesellschaft, die sonst so rasch mit Verdammung und Verbannung reagiert, hätschelt diesen Burschen, als sei er's, dem Unrecht geschehen ist. Er wird nach wie vor überall eingeladen.«
Grimsby schüttelte den Kopf.
»Der Gipfel der Unverschämtheit ist: Er geht auch nach wie vor überall hin.«
»Nicht mehr lange«, erlaubte Grimsby sich zu bemerken.
Dr. Morton änderte seine Haltung. Sein Gesichtsausdruck verlor jede Spur von Nachdenklichkeit. Für Grimsby war das Beweis genug, dass das Thema Philipp Gregory für diesmal abgeschlossen war.
»Wie geht es in Brighton, Grimsby?«, erkundigte Dr. Morton sich sachlich.
Klar, dass Dr. Morton mit dieser Frage weder Lannix Manor meinte, noch die Klinik.
»Mrs. Clandon geht es soweit gut«, antwortete Grimsby nachdenklich. »Sie scheint auch die letzte Behandlung ohne für mich erkennbare Schäden zu überstehen. Aber psychisch …«
»Sie ist bald am Ende«, stellte Dr. Morton sachlich fest. »Kein Wunder. Wenn man Sie einsperrte, Grimsby, oder mich … Ich gebe zu, Mrs. Clandon tut mir leid. Wäre sie doch nur nicht Stone über den Weg gelaufen.«
»Aber was können wir tun, Sir?«
»Nichts«, sagte Morton sachlich.
»Etwas schon.«
»Was meinen Sie?«, fragte Morton interessiert und sah Grimsby erwartungsvoll an.
»Wir könnten sie töten«, antwortete Grimsby schlicht. »Es wäre eine Erlösung für sie.«
Dr. Morton antwortete nicht. Er schien Grimsby anzusehen, aber in Wirklichkeit sah er durch ihn hindurch und dachte über den Vorschlag nach.
Arme Mrs. Clandon, dachte er. Der Tod als Erlösung. Such is life …
*
Dr. Glenn Morton, erfolgreicher Arzt, Mitglied des Königlichen Kollegiums der Chirurgen und eines halben Dutzends ähnlicher exklusiver Vereinigungen, Praxis in der Harley Street und Privatklinik in Brighton – dieser Dr. Glenn Morton, der scheinbar als Prototyp des Arztromans gelten konnte, wie ein großer Teil der weiblichen Bevölkerung ihn mit Herzen und feuchten Augen verschlingt, machte auch im Frack, mit einigen dezenten Ordensbändchen eine fabelhafte Figur. Es gab ein paar Konservative, die's ihm übel nahmen, dass er sein Haar sehr lang und dazu noch einen Bart trug, aber natürlich tolerierten die meisten bei einem Mann von Mortons Zuschnitt solch kleine Extravaganzen. Und die anderen verstiegen sich höchstens zu der Bemerkung, Dr. Glenn Morton sei eine etwas schillernde Persönlichkeit.
Die Party, die Glenn Morton besuchte, fand im feudalen Claridge's statt und wurde von einem Mitglied des Oberhauses veranstaltet.
Morton verstand es, sich nach einiger Zeit dem allgemeinen Interesse (schier jeder fragte ihn nach der Geschichte mit dem Earl of Saffron) zu entziehen und eine ruhige Nische zu erreichen. Von hier aus konnte er das Objekt beobachten, das ihn veranlasst hatte, der Einladung zu folgen.
Philipp Gregory schien sich fabelhaft zu unterhalten. Er plauderte, lachte und trank unglaubliche Mengen.
Wenn er so weitermacht, dachte Morton, gibt's vielleicht auch schon hier wieder einen Zwischenfall. Ich bin gespannt, wie man reagiert, wenn er in den geheiligten Hallen des Claridge's eine Schlägerei beginnt oder seine Tanzpartnerin zu erwürgen versucht.
»Sie sind doch nicht menschenscheu, Glenn?«, fragte eine sehr weibliche Stimme mit diesem sehr bestimmten Unterton, der jedem einigermaßen erfahrenen Mann verrät, was die Frage in Wirklichkeit bedeutet: Warum, zum Teufel, kümmerst du dich nicht um mich und gehst mit mir ins Bett? Merkst du denn nicht, wie scharf ich auf dich bin?
Glenn Morton drehte sich langsam um und lächelte Norah Partridge verbindlich an.
»Ich hatte keine Ahnung, dass Sie hier sind, Norah. Eine angenehme Überraschung.«
»Wirklich?«, fragte sie mit ihrer dunkelsten Stimme.
»Sie zweifeln doch nicht an dem, was ich sage? Bitte nicht! Wenn Sie damit anfangen, mich für einen Lügner zu halten, wird bald ganz London das Gleiche tun, und dann kann ich mir einen Nachfolger für meine Praxis suchen.«
»Ironisch wie immer«, sagte Miss Partridge. »Ich frage mich, weshalb ich Sie nach wie vor für einen netten Menschen halte und eine Nacht mit Ihnen für eins der erstrebenswertesten Erlebnisse.«
»Sie sind ungewöhnlich direkt, Norah«, sagte er mit einem Lächeln, das einen Teil seiner weißen, kräftigen Zähne entblößte.
»Sie sehen mich an wie ein Raubtier.« Norah spielte ihre Unsicherheit vollendet. »Wie ein sehr hungriges Raubtier, Glenn …«
»Ich war in der Tat noch nicht am Büfett. Kommen Sie mit?«
Norahs Seufzer klang enttäuscht. Warum hatte sie ihm auch diese Chance gegeben, sie missverstehen? Immerhin – wenn sie zusammen zum kalten Büfett gingen, blieb sie vorläufig in seiner Nähe.
Vielleicht …
»Nach wem halten Sie eigentlich ständig Ausschau?«
Er ließ sich nichts anmerken, aber die Frage gab ihm zu denken. Hatte er Philipp Gregory tatsächlich so intensiv beobachtet, dass es auffiel? Das war nicht gut. Das durfte er sich nicht leisten. Glenn Morton beschloss, ab sofort wesentlich vorsichtiger zu sein.
Er unterhielt sich mit Norah Partridge über alle Nichtigkeiten, die ihr einfielen. War sicher, dass die Blicke, die er Gregory trotzdem hin und wieder zuwarf, keinem Menschen auffielen.
Ein arroganter, überheblicher, dabei flacher Mensch, dachte er. Ein Bursche mit übler Veranlagung. Es wird Zeit, die Menschen von ihm zu erlösen.
Er beantwortete Norahs Fragen; das verlangte ihm nur einen Teil seiner Konzentration ab. Den Rest schenkte er Überlegungen zum Thema Verbrechensvorbeugung.