Dragons Schwur - P.C. Cast - E-Book

Dragons Schwur E-Book

P.C. Cast

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Beschreibung

Als Vampyr Gezeichnet. Von der Liebe geblendet. An einen Schwur gekettet.. Bevor Zoey Gezeichnet wurde … bevor sie ins House of Night eintrat …bevor sie den Kampf gegen das Böse aufnahm…gab es schon einen, der dort seit langem lebte: Dragon Lankford, Schwertmeister und Krieger. Dies ist seine Geschichte. Vom eigenen Vater verstoßen, der ihn im Jahre 1830 auf ein Schiff nach Amerika verbannt, wird Dragon Lankford noch im Hafen von London als Jungvampyr Gezeichnet. Doch das Leben als Vampyr im Amerika des 19. Jahrhunderts ist gefährlich. In St. Louis wird er zum Schwertmeister ausgebildet. Sein neues Leben birgt nicht nur viele Gefahren, sondern hält auch einige Vergünstigungen bereit. Denn da ist Anastasia, die junge, bildhübsche Lehrerin für Zauberei und Rituale, die sein Leben für immer verändern wird. Doch noch ist der Kampf gegen das Böse nicht gewonnen. Kann er sie beide retten?

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Seitenzahl: 128

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P.C. Cast

Dragons Schwur

Eine House of Night Story

Aus dem Amerikanischen von Susanne Goga-Klinkenberg

Fischer e-books

Für alle Krieger-Leserinnen. Wir lieben euch!

Eins

Oklahoma, Gegenwart

Zorn und Verwirrung regten sich in Dragon Lankford. Wollte Neferet sich tatsächlich so bald nach dem Tod des Jungen und dem verheerenden Besuch ihrer Göttin verabschieden?

»Neferet, was wird aus der Leiche des Jungvampyrs? Sollten wir nicht weiter Wache halten?« Dragon Lankford konnte seine Stimme nur mit Mühe beherrschen, als er die Hohepriesterin ansprach.

Neferet schaute ihn aus wunderschönen Smaragdaugen an und lächelte milde. »Es ist richtig von dir, mich daran zu erinnern, Schwertmeister. Diejenigen unter euch, die Jack mit lila Kerzen geehrt haben, werfen sie auf den Scheiterhaufen, wenn sie gehen. Die Söhne des Erebos wachen während der restlichen Nacht über der Leiche des armen Jungvampyrs.«

»Wie du wünschst, Priesterin.« Dragon verbeugte sich tief vor ihr und fragte sich, weshalb seine Haut so kribbelte – fast so, als wäre er mit Schmutz bedeckt. Plötzlich verspürte er das unerklärliche Verlangen, sehr heiß zu baden. Es liegt an Neferet, meldete sich sein Gewissen mit sanfter Stimme. Mit ihr stimmt etwas nicht, seit Kalona sich aus der Erde befreit hat. Das hast du gespürt …

Dragon schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. Nebensächliche Ereignisse hatten nichts zu bedeuten. Gefühle waren nicht länger wichtig. Was zählte, war die Pflicht – und vor allem die Vergeltung. Konzentriere dich! Du musst an deine Aufgabe denken!, befahl er sich selbst und nickte einigen Kriegern zu. »Treibt die Menge auseinander!«

Neferet sprach noch kurz mit Lenobia, bevor sie den Platz in der Mitte des Schulgeländes verließ und zu den Unterkünften der Lehrer ging. Dragon würdigte sie kaum eines Blickes. Seine ganze Aufmerksamkeit galt wieder dem brennenden Scheiterhaufen und dem flammenden Leichnam des Jungen.

»Die Menge hat sich zerstreut, Schwertmeister. Wie viele von uns sollen mit dir am Scheiterhaufen wachen?«, erkundigte sich Christophe, einer seiner engsten Vertrauten.

Dragon zögerte mit der Antwort. Er versuchte, seine innere Mitte zu finden, bemerkte aber, dass die Jungvampyre und Lehrer, die sich unschlüssig um den hell lodernden Scheiterhaufen drängten, erregt und aufgebracht waren. Die Pflicht. Wenn alles andere nicht hilft, denk an die Pflicht!

»Zwei Wachen sollen die Lehrer in ihre Wohnungen bringen. Die übrigen gehen mit den Jungvampyren. Sorgt dafür, dass alle in ihre Zimmer zurückkehren. Ihr bleibt in der Nähe der Schlafsäle, bis diese furchtbare Nacht zu Ende ist.« Dragons Stimme klang rau vor unterdrücktem Gefühl. »Die Schüler müssen die schützende Gegenwart der Söhne des Erebos spüren, damit sie sich sicherfühlen. Irgendeine Gewissheit müssen sie haben.«

»Aber der Scheiterhaufen des Kindes –«

»Ich bleibe bei Jack.« Dragons Tonfall duldete keinen Widerspruch. »Ich werde an seiner Seite bleiben, bis sich das rote Glühen seiner Asche in Rost verwandelt. Tu deine Pflicht, Christophe; das House of Night braucht dich. Ich kümmere mich um die Traurigkeit, die zurückbleibt.«

Christophe verneigte sich. Dann begann er, mit kalter, nüchterner Stimme die entsprechenden Befehle zu erteilen.

Nur Sekunden schienen vergangen, bis Dragon bemerkte, dass er allein war. Er hörte das Geräusch des Scheiterhaufens – das täuschend besänftigende Knacken und Knistern des Feuers. Ansonsten erfüllten nur Nacht und unendliche Leere sein Herz.

Der Schwertmeister starrte in die Flammen, als könnte er darin ein Mittel entdecken, das seinen Schmerz linderte. Das Feuer flackerte in Bernstein und Gold, in Rostbraun und Rot und erinnerte Dragon an ein kostbares Schmuckstück – einzigartig, erlesen –, das an einem samtroten Band von der Farbe frischen Blutes hing …

Wie von selbst glitt seine Hand in die Tasche. Seine Finger schlossen sich um die ovale Scheibe darin. Sie war flach und glatt. Er spürte noch die Umrisse des Rotkehl-Hüttensängers, der einmal so klar und wunderschön in die Oberfläche graviert gewesen war. Das goldene Schmuckstück schmiegte sich in seine Hand. Er umfasste es schützend, bevor er die Hand mit dem Medaillon langsam hervorzog. Dragon fädelte das Samtband durch die Finger und rieb mit dem Daumen in einer vertrauten, geistesabwesenden Bewegung darüber. Er atmete tief aus, was mehr wie ein Schluchzen als wie ein Seufzer klang, öffnete die Handfläche und schaute darauf.

Das Licht von Jacks Scheiterhaufen huschte über die goldene Oberfläche des Medaillons und fing sich in dem Vogelbild.

»Der Staatsvogel von Missouri«, sagte Dragon mit lauter Stimme, in der keine Gefühle mitschwangen, obwohl seine Hand mit dem Medaillon zitterte. »Ich frage mich, ob du noch in der Wildnis zu finden bist, auf den Sonnenblumen am Fluss. Oder sind deine Schönheit und die der Blumen mit allem anderen gestorben, was schön und magisch ist in dieser Welt?« Seine Hand schloss sich so fest um das Medaillon, dass sich die Knöchel weiß färbten.

Dann öffnete Dragon schnell die Faust und drehte das goldene Oval ehrfürchtig wieder und wieder in der Hand. »Du Narr!«, sagte er mit bebender Stimme. »Du hättest es zerbrechen können!« Mit zitternden Fingern betastete er den Verschluss, doch das goldene Schmuckstück war unversehrt und ließ sich mühelos öffnen. Er sah die winzige Gravur, die mit der Zeit zwar verblasst war, aber noch immer das Gesicht der zierlichen Vampyrin zeigte, deren Blick den seinen zu fesseln schien.

»Wie kann es sein, dass du nicht mehr da bist?«, murmelte Dragon. Er fuhr über das alte Porträt in der rechten Hälfte des Medaillons, streichelte dann auf der linken Seite die einzelne blonde Locke, die dort haftete, wo einmal sein Jugendbildnis gewesen war. Er wandte den Blick vom Medaillon zum nächtlichen Himmel und wiederholte die Frage, lauter diesmal, aus den Tiefen seiner Seele schrie er um Antwort. »Wie kann es sein, dass du nicht mehr da bist?«

Als Antwort erklang in der nächtlichen Luft das vernehmliche Krächzen eines Raben.

Zorn durchflutete Dragon, ein harter und heißer Zorn, der seine Hände wieder erzittern ließ – diesmal jedoch nicht aus Schmerz über den Verlust, sondern aus dem überwältigenden Drang heraus zu schlagen, zu zermalmen, zu vergelten.

»Ich werde dich rächen.« Dragons Stimme klang wie der Tod. Wieder schaute er auf das Medaillon und sprach zu der blonden Locke darin. »Dein Drache wird dich rächen. Ich werde das Unrecht, das ich zugelassen habe, wiedergutmachen. Ich werde nicht mehr den gleichen Fehler begehen, meine Liebste, meine Einzige. Die Kreatur wird nicht ungestraft davonkommen. Das schwöre ich.«

Plötzlich wehte ein heißer Windstoß vom Scheiterhaufen herüber. Er hob die Locke an, und während Dragon vergeblich versuchte, sie festzuhalten, wurde sie davongetragen, weg von ihm, hoch hinauf auf den warmen Luftzug, fast wie eine Feder. Sie schwebte dort, und dann veränderte sich der heiße Wind, stieß einen Laut aus, der an das überraschte Keuchen einer Frau gemahnte, atmete ein und sog die Haarlocke in den lodernden Scheiterhaufen, wo sie sich in Rauch und Erinnerung verwandelte.

»Nein!«, schrie Dragon und sank schluchzend auf die Knie. »Jetzt habe ich alles verloren, was ich von dir besaß. Durch meine Schuld …«, sagte er mit gebrochener Stimme. »Durch meine Schuld, so wie ich auch deinen Tod verschuldet habe.«

Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er sah, wie sich die Locke seiner geliebten Gemahlin in Rauch auflöste, der vor ihm wirbelte und tanzte. Dann begann er magisch zu schimmern, sich von Rauch in einen Schleier grüner und gelber und brauner Funken zu verwandeln, die sich umeinander kräuselten und teilten und zu einem Bild zusammensetzten: Die grünen Funken wurden zu einem langen, dicken Stängel – zarte gelbe Blütenblätter formten sich um den braunen Kreis in ihrer Mitte.

Dragon wischte sich die Tränen ab, er konnte kaum glauben, was er da sah. »Eine Sonnenblume?« Seine Lippen fühlten sich ebenso taub an wie sein Verstand. Es ist ihre Blume!, rief sein Geist. Es muss ein Zeichen von ihr sein! »Anastasia!«, schrie Dragon, als sich die Taubheit in eine schreckliche und wunderbare Quelle der Hoffnung verwandelte. »Bist du hier, meine Einzige?«

Das Bild der schimmernden Sonnenblume zitterte und veränderte sich. Das Gelb floss in einer Kaskade hinunter, die sich goldblond färbte. Das Braun erhellte sich zur Farbe sonnengeküsster Haut, und das Grün schmolz in die Haut und gerann zu leuchtenden Kugeln, die zu türkisfarbenen Augen wurden, vertraut und geliebt.

»Oh, Göttin, Anastasia! Du bist es!« Dragons Stimme brach, als er die Hand nach ihr ausstreckte. Doch das Bild hob sich, verspottete ihn, schwebte knapp außerhalb seiner Reichweite. Enttäuscht schrie er auf und unterdrückte einen Elendslaut, als sich die Stimme seiner Gemahlin wie ein Bach, der über wassergeschliffene Kiesel rinnt, singend um ihn herum ausbreitete. Dragon hielt die Luft an und lauschte der geisterhaften Botschaft.

Verzaubert ist dies Medaillon für dich, meinen Einzigen, meinen Gemahl, der mir entrissen.

Gekommen ist der Tag, an dem der Tod uns brachte Trennungsschmerzen.

Ich werde ewig auf dich warten, sollst du wissen.

Bis wir uns wiedersehn, trag deine Liebe ich im Herzen.

Bedenk, du hast geschworen, Kraft mit Gnade abzumildern.

So lang wir auch getrennt sein mögen, gemahne ich dich an den Eid

ewiglich … ewiglich …

Das Bild vor ihm lächelte noch einmal, bevor es verschwamm, sich in Rauch verwandelte und dann in Nichts auflöste.

»Mein Eid!«, rief Dragon und sprang auf die Füße. »Zuerst erinnert Nyx mich daran und jetzt du. Begreifst du nicht, dass du wegen dieses verfluchten Eides gestorben bist? Hätte ich mich vor all den Jahren anders entschieden, hätte ich das alles vielleicht verhindern können. Es war ein Fehler, Kraft durch Gnade abzumildern. Weißt du das nicht mehr, meine Einzige? Erinnerst du dich nicht? Ich werde es nie vergessen …«

Während Dragon Lankford, Schwertmeister des House of Night, über der Leiche des gefallenen Jungvampyrs wachte, starrte er in den brennenden Scheiterhaufen und ließ sich von den Flammen in die Vergangenheit tragen, damit er noch einmal den Schmerz und die Freude – die Tragödie und den Triumph – einer Vergangenheit durchleben konnte, die diese herzzerreißende Zukunft geformt hatte.

Zwei

1830, England

»Vater, du kannst mich nicht enterben und nach Amerika verbannen. Ich bin dein Sohn!« Bryan Lankford, der dritte Sohn des Earl of Lankford, schüttelte den Kopf und sah seinen Vater ungläubig an.

»Du bist mein dritter Sohn. Ich habe noch vier weitere, zwei ältere und zwei jüngere, und keiner von ihnen macht so viele Scherereien wie du. Dank ihrer Existenz und deines Verhaltens fällt mir die Entscheidung nicht schwer.«

Bryan unterdrückte den Schock und die Panik, die die Worte seines Vaters in ihm auslösten. Er zwang sich, entspannt und lässig an der hölzernen Stalltür zu lehnen, während er den Earl mit seinem typischen Lächeln bedachte. Es war ein entwaffnend attraktives Lächeln. Frauen fanden es unwiderstehlich und wollten ihn deswegen verführen, Männer fanden es charmant und wollten wie er sein.

Die dunkle, reglose Miene des Earls verriet ihm, dass er dieses Lächeln nur zu gut kannte – und vollkommen unempfänglich dafür war.

»Meine Entscheidung steht fest, Junge. Du solltest dich durch dein unwürdiges Betteln nicht weiter demütigen.«

»Betteln!« Bryan spürte, wie sich der vertraute Zorn in ihm regte. Warum musste sein Vater ihn immer erniedrigen? Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie um etwas gebettelt – und er würde jetzt nicht damit anfangen, was immer auch die Folgen sein mochten. »Ich bettle nicht, Vater. Ich versuche einfach nur, sachlich mit dir zu sprechen.«

»Sachlich sprechen? Du blamierst mich fortwährend mit deinem Temperament und deinem Schwert. Wie soll ich da sachlich mit dir sprechen?«

»Vater, es war nur eine kleine Auseinandersetzung und dann auch noch mit einem Schotten! Ich habe ihn nicht einmal getötet. In Wahrheit habe ich seine Eitelkeit mehr verletzt als seinen Stolz.« Bryan musste ein Lachen unterdrücken, doch das Geräusch ging in dem Husten unter, der ihn schon den ganzen Tag geplagt hatte. Diesmal überkam ihn auch eine Welle der Schwäche. Er war so abgelenkt, dass er keinen Widerstand leistete, als sein Vater plötzlich auf ihn zuschoss, ihn mit einer Hand am Kragen packte und mit solcher Kraft gegen die Stallwand stieß, dass der letzte Atem aus seinem Körper gepresst wurde. Mit der anderen Hand schlug der Earl ihm das blutige Schwert aus der schlaffen Hand.

»Du kleiner Prahlhans! Dieser Schotte ist ein Laird aus dem Grenzland. Sein Besitz grenzt an den meinen, was du nur zu genau weißt, da seine Tochter und ihr Bett nur einen kurzen Tagesritt von unserem Anwesen entfernt sind!« Das zornesrote Gesicht des Earls war dem seines Sohnes so nahe, dass Speicheltropfen auf Bryan herabregneten. »Mit deinem ungezügelten Verhalten hast du diesem Laird genügend Beweise geliefert, um zu unserem närrischen neuen König zu laufen und Schadenersatz für die verlorene Jungfernschaft seiner Tochter zu verlangen.«

»Jungfernschaft!«, stieß Bryan hervor. »Aileenes Jungfernschaft war längst verloren, als ich sie traf.«

»Das ist egal!« Der Würgegriff des Earls verstärkte sich. »Was zählt ist, dass du der Dummkopf warst, der zwischen ihren Knien erwischt wurde. Jetzt kann dieser schwächliche König guten Gewissens ein Auge zudrücken, wenn diebische Clanangehörige aus dem Norden herbeiströmen, um fettes Vieh zu stehlen. Wessen Tiere werden sie sich wohl aussuchen, mein Sohn?«

Bryan konnte nur nach Luft ringen und den Kopf schütteln.

Voller Verachtung ließ der Earl of Lankford seinen Sohn los, der kraftlos auf den schmutzigen Stallboden sank. Dann deutete der Edelmann auf die rot gewandeten Mitglieder seiner persönlichen Leibgarde, die ungerührt die Demütigung mitangesehen hatten. Er wählte den pockennarbigen Anführer der Truppe aus. »Jeremy, fessle ihn, wie es ein Übeltäter wie er verdient hat. Nimm zwei weitere Männer, die dich begleiten. Bringt ihn zum Hafen. Schafft ihn aufs nächste Schiff, das nach Amerika fährt. Ich will ihn nie wiedersehen. Er ist nicht mehr mein Sohn.« Dann deutete er auf die Stallburschen. »Bringt mir mein Pferd. Ich habe genügend kostbare Zeit an diesen Unsinn verschwendet.«

»Vater! Warte, ich –«, begann Bryan, doch ein weiterer Hustenanfall ließ ihn verstummen.

Der Earl warf noch einen verächtlichen Blick auf seinen Sohn. »Wie ich bereits erklärt habe, du bist verzichtbar und sollst nicht länger meine Sorge sein. Bringt ihn weg!«

»Du kannst mich nicht so wegschicken!«, schrie er. »Wie soll ich denn leben?«

Sein Vater deutete mit einer Kopfbewegung auf das Schwert, das neben ihm im Schmutz lag. Der Earl selbst hatte es seinem frühreifen Sohn zum dreizehnten Geburtstag geschenkt, und auch hier im staubigen Dämmerlicht des Stalls schimmerten die Juwelen, mit denen das Heft besetzt war. »Vielleicht wird es dir in einem neuen Leben mehr nützen als in deinem alten. Er darf das Schwert mitnehmen«, sagte er zu den Wachen, »aber nichts anderes! Ihr bringt mir den Namen des Schiffes und die Unterschrift des Kapitäns als Beweis, dass er England verlassen hat. Noch vor Sonnenaufgang soll er verschwunden sein. Als Belohnung wartet eine Börse voller Silber auf euch.« Mit diesen Worten schritt der ältere Mann zu seinem wartenden Pferd.

Bryan Lankford wollte seinem Vater etwas hinterherrufen – ihm sagen, dass er es später bereuen würde, wenn er sich daran erinnerte, dass ihm sein dritter Sohn zwar die meisten Scherereien bereitet hatte, aber auch am talentiertesten, intelligentesten und interessantesten gewesen war. Dann überkam den Siebzehnjährigen ein weiterer Hustenanfall, und er konnte nur hilflos nach Luft ringen. Sein Vater galoppierte davon. Er konnte sich nicht einmal wehren, als ihn die Wachen des Earls fesselten und durch die schmutzigen Ställe zerrten.