Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert: Reclam Lektüreschlüssel XL - Wolfgang Borchert - E-Book

Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert: Reclam Lektüreschlüssel XL E-Book

Wolfgang Borchert

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Beschreibung

Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar

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Seitenzahl: 126

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Wolfgang Borchert

Draußen vor der Tür

Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen willLektüreschlüssel XL

Von Von Martin C. Wald

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür. Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will. Hrsg. von Mario Leis. Stuttgart: Reclam, 2023.

 

E-Book-Ausgaben finden Sie auf unserer Website

unter www.reclam.de/e-book

 

 

Lektüreschlüssel XL | Nr. 962188

2024 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2024

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962188-3

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015546-2

www.reclam.de

Inhalt

1. Schnelleinstieg

2. Inhaltsangabe

3. Figuren

Beckmann

Gliederung des Figurentableaus

Figuren der äußeren Handlung: »Reale Personen«

Figuren der inneren Handlung: »Symbolische Figuren«

4. Form und literarische Technik

5. Quellen und Kontexte

6. Interpretationsansätze

Identität und Sprache

Opposition und Raumgestaltung

Lebenssinn und Mysterium

Schuld und Hoffnung

7. Autor und Zeit

8. Rezeption

9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen

Klausurvorschlag 1

Klausurvorschlag 2

10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen

Primärtexte

Biografien

Forschungsstand

Online-Ressource

11. Zentrale Begriffe und Definitionen

1. Schnelleinstieg

Autor

Wolfgang Borchert (1921–1947), bedeutender deutscher Schriftsteller des 20. Jh.s

Gattung

Schauspiel

Entstehung, Veröffentlichung, Uraufführung

Das Stück entsteht 1947 innerhalb von wenigen Tagen; kurz danach, im Februar 1947, wird es als Hörspiel im Nordwestdeutschen Rundfunk Hamburg gesendet; Uraufführung ist am 21. November 1947 in den Hamburger Kammerspielen

Ort und Zeit der Handlung

Das Stück spielt in der Nachkriegszeit in Hamburg, wohin die Hauptperson Beckmann nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft heimkehrt; es umfasst den Zeitraum von ungefähr einem Tag.

Mai 1945. Ein Deutschland im Jahre 1945Deutschland gibt es nicht mehr. Seine Städte existieren nur noch als Trümmerwüsten. Die deutsche Armee, die knapp sechs Jahre zuvor begonnen hatte, den europäischen Kontinent zu erobern, hatte sich geschlagen zurückziehen und schließlich kapitulieren müssen, als wäre sie verdampft. Ihr Häuptling hatte im sogenannten »Führerbunker« der Reichshauptstadt Berlin sich selbst und damit die dem Volk seit zwölf Jahren eingetrichterte nationalsozialistische Weltanschauung gerichtet. Zuvor hatte er für die traurigen Reste der einstmals so stolzen Kampfeinheiten nur noch einen Konkursverwalter eingesetzt. Doch die Menschen, die einstmals für diese Armee hatten kämpfen wollen oder kämpfen müssen, werden nach und nach zurückgespuckt in etwas, das eine nationalsozialistische Volksgemeinschaft gar nicht mehr, aber eine demokratische Zivilgesellschaft längst noch nicht ist. In einer Welt, in der so viel Ende und so viel Anfang ist, wie kaum je zuvor, ziehen Zwischenexistenzen zwischen Todessehnsucht und Überlebenswillen, zwischen bleierner Düsternis und blassen Hoffnungsschimmern, zwischen blankem Materialismus und Anflügen von Menschlichkeit ziellos umher.

Einer davon ist Beckmann, der KriegsheimkehrerBeckmann. Einfach nur Beckmann. Die Privatheit des Vornamens hat er im Heer, in Gefangenschaft und jetzt auf den elenden Straßen seiner Heimatstadt Hamburg eingebüßt. Er hat keinen Platz. Seine Ehefrau hat sich einem anderen hingegeben. Die Eltern sind tot, eine Arbeit, von der man leben könnte, ist in weiter Ferne. Der Ort, der so ganz anders aussieht als der, den er einst verlassen hatte, um Europa mitzuerobern, verschließt sich vor ihm. Oder verschließt er sich vor den Menschen, die dort leben und die seine Erfahrungen aus dem Krieg nicht teilen? … Um ihn herum wirbelt ein Kuriositätenkabinett grotesker und allzu normaler Figuren: Aber entspringen die seinem kranken Hirn oder dienen sie im Gegenteil dazu, ihn auf dem steinigen Weg einer Selbstfindung zu begleiten?

Einer davon war auch Borchert, Vorname Wolfgang. Der junge Autor ist etwa gleich alt wie sein Held, Jahrgang 1921. Auch er dient an der Ostfront, von wo er aber krank und der Wehrzersetzung angeklagt immer wieder und schließlich dauerhaft ausscheidet. Auch er erkennt seine Heimatstadt Hamburg kaum wieder, doch er setzt ganz aufs befreiende Lachen in der Not, will die Kabarettbühne erobern. Da macht ihm seine fortschreitende Lebererkrankung einen Strich durch die Rechnung: Nun bleibt er ans Bett gefesselt, beginnt wie ein Begnadeter zu schreiben, und zwar etwas, das sein schmales Werk zu einer der aussagekräftigsten kulturellen Überlieferungen der unmittelbaren deutschen Nachkriegszeit macht. Borchert hat ein Anliegen: Er will seinen Zuschauern die zentrale Empfindung derer ausdrücken, die er als »seine Borchert, Sprecher seiner GenerationGeneration« versteht: Verraten, vergessen worden und nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg hungrig, halberfroren und müde an einem Platz der Nichtzugehörigkeit gestrandet: »Draußen vor der Tür«.

Abb. 1: Porträt eines Kriegsheimkehrers 1950 in Leipzig, Foto von Roger und Renate Rössing

2. Inhaltsangabe

Ein [Vorrede]Erzähler bereitet auf das kommende Geschehen vor: »Ein Mann kommt nach Deutschland.« (S. 7) Er war lange weg, friert, ist hungrig und innerlich und äußerlich verletzt. Es ist ein Film, den er da bei seiner Rückkehr nach Deutschland, wie viele andere, erlebt: Er findet kein Zuhause mehr, bleibt »draußen vor der Tür«.

Ein Beerdigungsunternehmer Vorspielbeobachtet einen Mann mit Bürstenfrisur in altem Soldatenmantel, wie er in die Elbe bei St. Pauli springt. Auch dieser Tote werde wie so viele in diesen Tagen bald vergessen sein, das Leben werde auch ohne ihn weitergehen. Ein alter Mann, der sich als Gott vorstellt, klagt über seine »Kinder« (S. 9), die in Massen ihr Leben verlieren, ohne dass er es ändern könne. Der Beerdigungsunternehmer entpuppt sich als der Tod. Das Rätsel wird gelöst, warum er von Anfang an so ekelerregend rülpst: Fett ist er geworden, an den vielen Toten hat er sich überfressen. Er lässt Gott seine Überlegenheit spüren.

Wir sind zurück bei Der TraumBeckmann. So heißt der ehemalige Soldat, der zu Beginn des Vorspiels Selbstmord begehen will. Er begegnet der Elbe in Gestalt einer alten, stinkenden Frau, und gesteht ihr, dass er »[d]a oben« (S. 12) – an Land, in der alten Heimat – einfach nicht mehr könne. Jetzt wolle er nur noch »pennen«, tot sein. Doch die Elbe ruft ihn zur Ordnung: Er sei doch noch viel zu jung, um nach den von ihm erzählten armseligen Erfahrungen eine solche Entscheidung treffen zu können: »ich scheiß auf deinen Selbstmord« (S. 13). Sie weist ihre »Jungens« an, Beckmann vorsichtig wieder ans Ufer zu setzen.

Als Beckmann am Strand von Blankenese wieder erwacht, wartet 1. Szene: Begegnung mit dem Anderen – Rettung durch das Mädchenschon »der Andere« (S. 14) auf ihn, ein ungreifbarer Mensch, der sich ihm wortreich als eine Art Prinzip des Mitmenschen oder auch als andere Seite in Beckmanns Persönlichkeit beschreibt, als optimistischer »Jasager«. Beckmann will ihn zunächst von sich wegstoßen, öffnet sich ihm dann aber doch so weit, dass er ihm knapp seine Vorgeschichte erzählt: Drei Jahre in Russland, dort am Bein verwundet, sein erst ein Jahr altes Kind, ohne dass er es je gesehen hat, bei einem Bombenangriff verloren, tags zuvor bei der Rückkehr seine Frau mit einem neuen Mann erwischt. Seit sie ihn distanziert »Beckmann« (S. 16) genannt habe, trage er keinen Vornamen mehr. Danach spaziert ein Mädchen am Strand entlang, findet den Halbtoten und bewegt ihn zum Aufstehen. Sie habe zuhause auch noch trockene Sachen zum Wechseln. So nimmt das Mädchen, dem Beckmann in seiner Trostlosigkeit gut gefällt, den Hungrigen und Frierenden mit zu sich nach Hause. Der Andere, der für das Mädchen offenbar unsichtbar war, bleibt in seinen Gedanken alleine zurück, manchmal brauche so ein gescheiterter Selbstmörder nur eine schöne, warme, mitleidvolle Frau, um wieder zum Leben zu erwachen.

Auf dem Zimmer fällt dem Mädchen erst bei Licht die hässliche Gasmaskenbrille auf, die Beckmann trägt. Er verfüge 2. Szene: Zuhause beim Mädchen – Flucht vor dem Einbeinigennur noch über diese, seit ihm seine richtige in Russland kaputtgeschossen worden sei. Obwohl er beteuert, ohne Brille völlig hilflos zu sein, nimmt das Mädchen sie ihm ab, weil er ihr so besser gefalle. Die Jacke, die das Mädchen ihm gibt, ist Beckmann viel zu groß, die Jacke eines Athleten. Sie habe ihrem Mann gehört, so das Mädchen, der vor drei Jahren in Stalingrad verschollen sei. Es wird deutlich, dass das Mädchen einen Gefährten zum Reden und zur Zweisamkeit sucht, und unter den Kosenamen »Fisch« (S. 20) (weil sie ihn am Strand gefunden hat) und »Gespenst« (S. 21) (wegen der gruseligen Brille) nähert sie sich ihm körperlich. Sie will schon die Tür abschließen, was ihr Beckmann ausredet. Er sieht ohne Brille alles verschwommen, kann jedoch hinter ihr schemenhaft die Gestalt eines wahren Riesen ausmachen, der nur ein Bein hat. Das Mädchen stürzt schreiend davon: Ihr Mann ist doch noch aus dem Krieg zurückgekehrt, Beckmann erlebt dieselbe Geschichte wie tags zuvor mit seiner eigenen Frau, nur andersherum. Der Einbeinige spricht Beckmann mit Namen an, die beiden kennen sich offenbar vom russischen Schlachtfeld. Beckmann flüchtet hinaus auf die Straße und trifft dort wieder auf den Anderen, von dem er sich eher gestört als gehört fühlt. Er klärt die Bekanntschaft mit dem Einbeinigen auf: Als Unteroffizier hatte er einem Obergefreiten Bauer den Befehl gegeben, einen bestimmten Posten unbedingt zu halten. Er verzweifelt jetzt selbst an seinem Namen »Beckmann« und will nicht mehr so heißen, seit der Einbeinige ihn so vorwurfsvoll ausgesprochen hat. Auf Vorschlag des Anderen bricht er auf, einen Mann zu besuchen, der offenbar damals Beckmanns eigener Befehlsgeber war.

Beckmann ist in die Wohnung eines 3. Szene: Zuhause beim Oberst – Der AlptraumObersts und seiner Familie (Ehefrau, Tochter und Schwiegersohn) eingedrungen, die er beim Abendessen antrifft. Er äußert sich sarkastisch über seine Zeit beim Militär, und wie es manche Vorgesetzten geschafft hätten, es sich im und nach dem Krieg gemütlich zu machen und ein Leben in Saus und Braus zu führen, während er und seine Kameraden litten und noch leiden. Auch am Esstisch der Familie wird die furchtbare Gasmaskenbrille zum Thema. Die Borstenfrisur bringt den Oberst auf den Gedanken, sein ungebetener Besucher könne ein entlaufener Sträfling sein, doch kommt er zunehmend zur Überzeugung, ihm sei einfach nur durch den Krieg ein wenig der Verstand verwirrt worden. Während es seine Ehefrau vor Beckmann graut, der Schwiegersohn ihn für arrogant und die Tochter für zwar verrückt, aber doch harmlos hält, führt der Oberst das Gespräch mit seinem ehemaligen Untergebenen. Beckmann erzählt eindringlich einen Traum, den er jede Nacht träume und von dem er stets aufwache: Ein fetter, Blut schwitzender Mann, wohl ein General, mit langen dünnen Armprothesen spiele auf einem Xylophon aus Menschenknochen einen schwungvollen Marsch. Die versehrten Skelette kämen massenweise aus ihren Gräbern und überschwemmten die Welt. Der General am Xylophon aber befehle ihm, Beckmann, diese Angetretenen abzählen zu lassen. Doch stattdessen brüllten die Toten unablässig und anschwellend seinen Namen: »Unteroffizier Beckmann« (S. 35). Mit einem Schrei fahre er sodann aus dem Traum und finde dann die ganze Nacht keinen Schlaf mehr. Und weil er wieder einmal durchschlafen wolle, sei er nun hier. Er bringe dem Oberst die Verantwortung zurück, die ihm am 14. Februar bei Gorodok aufgetragene Verantwortung für zwanzig Mann, von denen elf nicht mit zurückkehrten. Er werde schon bei elf des Nachts heimgesucht von den Fragen und Klagen der hinterlassenen Frauen und Kinder, wie gehe es da wohl dem Oberst bei tausend oder zweitausend? Wenn er trotzdem gut schlafe, könne er doch auch noch die Verantwortung für weitere elf verkraften. Der Oberst reagiert auf Beckmanns Tirade unsicher, flüchtet sich dann in Gelächter und in den Gedanken, sein ehemaliger Befehlsempfänger müsse das komisch gemeint haben. Er schlägt ihm vor, sich warm zu waschen und zu rasieren und einen alten Anzug von ihm anzunehmen, damit er »erstmal wieder ein Mensch« (S. 39) werde. Diese Äußerung weckt Beckmann aus seiner Apathie und er droht Amok zu laufen. Die Lampe fällt um, das Licht erlischt, und als die Familie wieder sehen kann, fehlen nicht nur Beckmann, sondern auch die Rumflasche und ein halbes Brot. Die Szene endet mit dem auf der Straße sitzenden und sich mit dem Rum betrinkenden Beckmann. Der Alkohol ersäuft seinen Verstand, mildert dadurch aber auch sein Leiden wegen der Kriegstoten. Beckmann lässt sich auf den Gedanken des Obersts ein, das Ganze sei auch komisch zu verstehen, und fasst den Vorsatz, zum Zirkus zu gehen.

Derart vorbereitet, sehen wir Beckmann zu Beginn der 4. Szene im 4. Szene: Im Büro des KabarettdirektorsBüro des Direktors eines Kabaretts sitzen. Aus der Szene zuvor ist er noch ein wenig angetrunken. Der Direktor formuliert seine hochgesteckten Erwartungen an die Kunst der Jugend: Wirklichkeitsnah, wahrhaftig, revolutionär solle sie sein, »überlegen« (S. 42), aber gleichzeitig nicht vollendet. Sie solle lebendig sein und dem Leid der Jugend eine Stimme geben. Er selbst habe schon mit siebzehn auf der Bühne gestanden und dem Spießer den Spiegel vorgehalten. Auch der Direktor spricht Beckmann auf die groteske Gasmaskenbrille an. Während Beckmann diese mit seiner kürzlichen Rückkehr aus Sibirien entschuldigt, prahlt der Direktor mit drei verschiedenartigen hochwertigen Brillen, die er jeweils für bestimmte Anlässe benötige (von denen er deshalb keinesfalls auf eine verzichten könne). Auf der Bühne dürfe sich Beckmann aber mit seinem Gestell auf keinen Fall sehen lassen. Das Publikum wünsche doch heitere, positive Kunst. Auch dass Beckmann ein Kabarett-Neuling sei, verwendet der Direktor nun gegen ihn: Das unternehmerische Risiko sei da einfach zu groß. Beckmann sei noch zu jung, solle erst einmal das Leben kennenlernen, anfangen zu arbeiten, und dann wiederkommen. Dennoch lässt der Direktor den Kriegsheimkehrer nun, mehr gesprochen als gesungen, das Lied von »der tapferen kleinen Soldatenfrau« (S. 47) vortragen. Trotz einigen Lobes fehlt dem Direktor an der Darbietung einiges zu echter Kunst: Geist, Glanz, Weisheit – und Heiterkeit und Überlegenheit. Erneut gibt er dem Kabarett-Interessierten den Tipp, sich noch zu gedulden. Beckmann fährt nun zunehmend aus der Haut: Seine Darbietung habe doch in jedem Fall die »Wahrheit« (S. 49) für sich, eine Kategorie, deren Wert der Direktor abstreitet. Grußlos verlässt Beckmann das Büro und lässt lautstark die Tür zufallen. Draußen trifft er, von Selbstmordgedanken gepeinigt, auf den Anderen. Während er an der Welt verzweifelt und sich wieder auf seinen Platz »draußen vor der Tür« verwiesen sieht, beschwört der Andere: »Die Wahrheit lebt!« (S. 50). Der Andere lenkt Beckmann mit Gedanken an dessen Vater und Mutter ab, die er sich als nächstes aufzusuchen vornimmt.

Die 5. 5. Szene: Abweichende Struktur und LängeSzene ist die mit Abstand längste des Stückes. Sie hat anders als die vorherigen keinen eindeutigen dramatischen Mittelpunkt, sondern wiederholt und variiert alle in den Szenen zuvor aufgefächerten Handlungs- und Motivkomplexe. Auch die darin eingeführten Figuren haben einen weiteren und letzten Auftritt. Zusammengehalten werden diese kleinen angespielten Szenen durch die Dialoge Beckmanns mit dem Anderen, der den Protagonisten dazu anhält, aus seinem bösen Traum aufzuwachen und sich auf den Weg zurück ins Leben zu begeben.

Der Beginn der Szene entspricht noch der eingeführten Struktur, dass die Vorausdeutung vom Ende der vorausgehenden Szene eingelöst wird. Das heißt, Beckmann hat sich auf den Weg zur Wohnung seiner An der Schwelle des Elternhauses – Frau Kramer