Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Schicksalskind fragte: Welche Richtung ist die Beste? Werdandi sprach: Diese Antwort ist leicht und einfach zugleich. Menschen, die vor dir den Schicksalsweg verfehlten, haben es sich zu kompliziert gemacht. Folge einfach nur der Liebe in deinem Herzen. Sie wird dir den Weg zeigen! Lass dein goldenes Herz den Kompass sein. Urd antwortete: Es ist so einfach. Fühle dein Herz schlagen. Es pumpt Blut durch deinen Körper, aber eigentlich wird es angetrieben von der Liebe, die das ganze Universum geboren hat. Diese Liebe lebt in selbst dem winzigsten Teil des Universums fort. Folge dieser Liebe. Wann immer du verwirrt bist und nicht weiter weißt, dann lausche, bis du diese universelle Liebe wiedergefunden hast. Skuld tanzte.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 72
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Personen
1. Aufzug: Die Drei
2. Aufzug: Kinder
3. Aufzug: Schicksal
Anhang
Urd
Werdandi
Skuld
Erzähler*in
Mädchen
Junge
Drittes Kind
Anonymes Wesen
[Szene: gigantische Wurzeln eines gewaltig, großen Baumes. Attribute wie Spinnrad, Brunnen, geritzte Zeichen verschiedenster Kulturen. Drei in dunklen Gewändern verhüllte Frauen erscheinen hinten am Bühnenrand. Wilde Geräusche, die langsam in schöne, epische Musik übergehen. Dann Stille und mit einem Knall tritt Erzähler*in auf. Wenn E spricht, dann spricht E zum Publikum. Gelegentlich tanzt E ums Bühnenbild und schmiegt sich hin und wieder elegant an einige Requisiten]
E: Tausende, fremde Augen in tausenden, fremden Zeiten schauen. Anfang und Ende kreisen. Nur die Mitte steht still. [E bewegt sich beim Sprechen langsam] Was ist, ist, weil Zeit ist. Doch was ist Zeit und was von euch bleibt, verschwindet die Zeit? [Kurze Atempause]
Wir haben uns hier zusammen gefunden. Einige von euch sind gekommen, weil sie hier die höchste Wahrheit suchen. Einige von euch wollen nur eine schöne Zeit mit uns verbringen. Andere möchten ihre Freunde beeindrucken, indem sie sich kulturellem Genuss hingeben. Einige sind hier wegen eines romantischen Dates. Einige kamen mit vernebeltem Geist. Sie haben sich nur treiben lassen und landeten bei uns. Dann gibt es die Besonderen, die das Schicksal zu uns geführt hat.
Ach ja, das Schicksal; ist es nicht ein zauberhaft, magisches Wort? Es ist undurchschaubar und mächtig. Es sagt alles und zugleich sagt es nichts. Es formt und leitet. Aber es kommt nicht zu euch angekrochen oder holt euch ab, ihr müsst es euch verdienen. Einige von euch werden durch Blut und Schweiß waten müssen, um es zu erlangen.
Es sind Fragen und Sehnsüchte, die ihr mitbringt. Sie haben euch zu uns geführt. Magie findet ihr hier. Das wusstet ihr. Den Blick in eine größere Welt versprechen wir und das triggert euch. Es hat in euch eine Frage anklingen lassen. Aber war es wirklich nur eine? Sicher spürt ihr, es sind viele Fragen, die euch zu uns geführt haben und noch mehr Sehnsüchte. Es sind verborgene, unsichtbare Triebe, die euch Tag aus, Tag ein lenken. Auch sie führten euch hierher! Alles kulminiert in diesem Moment. Im ewigen Jetzt entscheidet sich euer Schicksal.
Also was wollt ihr? Wer seid ihr? Weil ihr seid, was ihr seid, wollt ihr, was ihr wollt. Ist es nicht so? Aber welcher Wille machte euch und lebt dieser Wille in euch fort? Seid ihr eins mit diesem Willen oder von ihm verschieden. Wie wollt ihr? Was wollt ihr? Wird euch euer Wollen zu höchstem Glück oder abgrundtiefem Schmerz führen?
Im Nordland sagen sie; Schicksal ist eine alte Frau, die am Straßenrand sitzt. Sie trägt dunkle Gewänder und eine schwarze Kapuze bedeckt ihren Kopf. Auf den ersten Blick seht ihr nur ihre große Nase, ihre riesige Warze und die tiefen, schwarzen Augen. Aber schaut ihr genauer hin, findet ihr nichts von dem wieder. Es schien nur ein Trugbild für die einfachen Geister gewesen zu sein. Doch da war Dunkelheit.
Gebändigte Äonen an Dunkelheit haben sich in ihr versammelt. Sie verängstigen jeden Sterblichen. Wer von euch wagt es, tiefer zu schauen? Oh, ihr werdet Schönheit finden. Das verspreche ich euch. Es ist eine grenzenlose Schönheit, die sogar das Wesen des Lichts überstrahlt. Es ist eine Schönheit, die es sonst nirgends auf diesem Erdball gibt. [Erzähler*in berichtet mit dramatischen Gesten, während E über die Bühne läuft, auch durchs Publikum. Dann beginnt E langsamer zu reden, E spricht sehr betont und dramatisch]
Es kann sie nicht geben. Denn wenn der Moment beginnt, dann muss der Beginn einen Beginn haben und auch dieser Beginn einen Beginn. Wenn der Moment endet, dann muss auch das Ende enden, bevor es enden kann. Aber was ist dann der Beginn und das Ende des Moments? Was verdammt ist euer Moment, wenn er nicht zu finden ist, wenn ihr nach ihm greift. Was ist Zeit, wenn sie doch nicht zu greifen ist? Was seid ihr, wenn eure Zeitlichkeit unergründlich ist?
Ihr wisst, welchen Dreien ihr heute begegnen werdet.
Ihr wisst, selbst mächtige Kriegsgötter gingen zu ihnen, um zu lernen. Die Geschichte des Einäugigen hat Krieger jahrtausendelang begeistert. Überall in der Geschichte der Erde finden sich Spuren der Drei.
Durch alle Götterreiche ertönen ihre Legenden.
Sie sind die Drei, die eine sind. Sie sind drei heilige Frauen mit überweltlicher Weisheit. Drei, die schauen. Drei, die wissen und verstehen. Sie sind drei weise Frauen, die ritzen und weben. Sie heilen und sie lehren. Sie lehren das Heilen und heilen mit ihren Lehren.
Wer von euch ist bereit zu lauschen und wer von euch ist bereit, den Preis zu zahlen? Wer von euch ist bereit ihren Ratschlägen zu folgen, um sich aus seinem Elend zu befreien?
[Die Nornen kommen aus der Dunkelheit heraus nach vorne auf die Bühne. Sie stehen im düsteren Halblicht. Dunkle Gewänder tänzeln. Gern etwas Nebel]
E: [Zum Publikum] Ihr seid hier. Jetzt! Hier mit mir seid ihr und mit ihnen. [Zeigt auf die Nornen] Da sind die Drei, die sind wie gestern, heute und morgen, aber deren wahres Wesen jenseits von Zeit und Sein ist. Ihr [Zeigt zum Publikum] seid hier mit mir. Jetzt seid ihr und wieder jetzt und in jedem Jetzt. Dieses Jetzt formt euch, prägt euch und begrenzt euch. Nur jetzt seid ihr hier mit mir. Aber wer seid ihr genau jetzt und was wurde aus eurem Gestern und wer werdet ihr morgen sein?
S: Ihr seht uns hier stehen. Aber seht ihr uns wirklich oder seht ihr nur die Interpretation eures Geistes über das, was er denkt, was wir sind?
W: Ihr seid voll bis zum Rand mit vorgefertigten Urteilen. Ihr könntet uns fragen und bitten, euch die Wahrheit zu zeigen. Denn es ist doch die Wahrheit, die ihr denkt, zu suchen?
S: Es scheint in eurer Welt so viele Arten von Wahrheiten zu geben. Was wir meinen, sind jene Wahrheiten, die endgültige Wahrheiten sind. Jene Wahrheiten, die die höchsten und letzten sind. Diese Art von Wahrheiten könnten wir euch offenbaren. Aber euer Geist ist randvoll. Was immer wir euch zeigten, ihr würdet nicht das Wahre darin sehen und ihr würdet nicht verstehen. Denn ihr würdet alles mit eurem voreingestellten Geist interpretieren und die Wahrheit verfehlen. Wenn ihr seht, bevor ihr seht, verfehlt ihr. Wenn ihr versteht, bevor das zu Verstehende entsteht, verfehlt ihr.
U: Lernt nackt zu schauen. Seht nur, wenn ihr seht. Hört nur, wenn ihr hört. Fügt nichts mit eurer Kleingeistigkeit hinzu. Die Erde dreht sich. Die Sonne rast durchs All. Milliarden Sterne glimmen in nur einem Moment. Es ist euch alles gegeben für ein großes und legendäres Schicksal. Aber ihr verfehlt es wegen eurer Kleingeistigkeit, eures Zweifels und eurer Angst. Dann werdet ihr alt und bedauert es. Ihr bedauert, dass ihr an eurer eigenen Wahrheit vorbei gelebt habt. Ihr habt sie immer gespürt. Wir wissen das und ihr wisst es auch. Aber obwohl ihr es tief in euch immer gespürt habt, habt ihr sie nicht gelebt.
S: In dieser Welt dreht sich alles und schwebt. Diese Welt ist eine von vielen Welten. Eine Welt unter vielen hängt am Weltenbaum wie ein Blatt. Ein reifes Blatt welkt und fällt. Ragnarök erklingt und verschlingt jeden Menschen und jeden Gott dieser Welt. Aber Neue blühen.
U: Kämpft bis zum letzten Augenblick eures Daseins. Kämpft um euer Recht, euren Platz, um jeden Atemzug, aber wenn es unausweichlich ist, dann gebt euch stolz dem letzten Augenblick hin. Strahlt ein letztes Mal mit eurer ganzen Wahrheit. Zeigt der ganzen Welt, dass ihr es wert seid, erinnert zu werden.
W: Es tropfen eure Jahre aus unserer Schale Menschenkinder. [Nimmt Schale mit Wasser. Lässt sie austropfen] Nutzt sie geschwind. Ein zweites Mal gibt es sie nicht. Also lebt wie der Wind. Lebt in einem Rausch aus Glück und Mitgefühl. Strebt nach dem höchsten Sinn und gebt euch wahrer Liebe hin.
S: Wir ordnen Perlen auf Fäden. Wir ritzen in den Stein. Wir weben interaktive Netze aus digitalen Universen. Wir können die tödlichste Spinne in einem Spinnennetz sein oder der rettende Engel, der deinen Fall heilsam abfedert. In unserem Kessel kochen wir die Substanzen der Zeit. Unsichtbare, dünne Zeitfäden weben das Geflecht aus dem dein Schicksal reifen kann.
W: Wir sitzen und sitzen doch nie still. Wir fließen unsichtbar. Wir sind der Fluss, der härter hämmert als alles Eisen. Wir sind Drei und doch nur Eine und somit Keine.
U: