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In »Drei Vampyre und 'n Alien« setzt Florian Patermo an, wo er mit dem »Grothstein-Mythos« aufgehört hat: Ein uraltes Vampyrgeschlecht versucht, sich in der modernen Welt zurechtzufinden und hat dabei mit einem außerirdischen Hohepriester, einer grausigen Pandemie und einem Gegner aus biblischer Zeit zu kämpfen.
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Seitenzahl: 129
Dtn 12,23
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Florian Patermo wurde am 9. April 2000 in Gotha geboren und beendete dort 2018 seine Schullaufbahn am Gymnasium Arnoldischule. Noch im selben Jahr zog er nach Leipzig und begann ein Studium der Juristerei, wechselte jedoch nach dem Grundstudium zu Evangelischer Theologie.
Sein erstes Buch, DIE ERNESTINUM-CHRONIKEN, veröffentlichte Patermo mit 17 Jahren noch in seiner Schulzeit. Zu Weihnachten 2019 folgte DER GROTHSTEIN-MYTHOS, eine Reihe zusammenhängender Kurzgeschichten, die er 2020 mit DREI VAMPYRE UND ’N ALIEN fortsetzte. Seit seiner Zeit in Leipzig probiert sich der Autor außerdem an einer Galerie abstrakter Kunst.
Zu den größten Einflüssen auf Patermos Werke zählen Bram Stoker, Arthur Conan Doyle, Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft.
Ein strahlender, heller Punkt erschien eines Nachts am Sternenhimmel über Atrocis. Er war heller als der Mond, größer als die Gestirne und er bewegte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit auf die Erde zu. Dieser Punkt war eine Raumkapsel vom Planeten Tribbolius.
Tribbolius war ein kleiner Planet in der Andromeda-Galaxie, dessen Bewohner blau- respektive grünhäutig, knapp drei Meter groß und ansonsten sehr menschenähnlich waren; die Technologie des Planeten war jedoch weit über den Standard der Erde hinaus entwickelt, sodass sie den Weltraum bereisten; die Gesellschaftsstruktur der Tribbolianer kennzeichnete sich durch die Anbetung einer Rasse großer, alter Götter. Einer ihrer höchsten, religiösen Würdenträger und gleichzeitig hochrangigsten Wissenschaftler befand sich jedoch in dieser Nacht auf dem Weg zur Erde.
Grüne Tentakel füllten die seltsam organische Raumkapsel und tasteten behutsam auf den Schaltern und Knöpfen umher. Ein Schutzschild aus purer, grünlich-schimmernder Energie bildete sich um die Kapsel, als sie gerade durch die Erdatmosphäre drang. Es holperte im Innenraum des kleinen Weltraumgefährts, deshalb umschlungen die Tentakel ein kleines, in weiße Decken gehülltes Bündel, von dem ein flehendes Schreien ausging. Keine halbe Minute später hatten sie die Erde erreicht, der Schutzschild löste sich auf, eine metallische Panzerung legte sich um die Kapsel und sie traf krachend zu Boden. Dann öffnete sie sich.
Hunderte, kleine Tentakel fühlten der geöffneten Tür entlang gen Außenwelt; schoben die Metallverkleidung zur Seite und zogen einen massigen, grünen Körper aus der Kapsel, der das Bündel im Arm hielt und sich auf drei Meter Höhe aufrichtete, als er sein Reisegefährt vollständig verlassen hatte. Das Wesen sah sich um. Weit und breit war niemand zu sehen; es schnappte nach einem handgroßen Gerät und las darauf seine Koordinaten. Erst jetzt stellte es fest, dass es auf der Erde gelandet war – dem Forschungsobjekt seiner Begierde –, nicht aber seinem eigentlichen Ziel: dem Mars. Ein lautloser Schrei erfüllte die gespenstische Nacht, als der Tribbolianer seinen Fehler festgestellt hatte, doch nun war es zu spät. Er legte das Bündel ab und kehrte zu seiner Raumkapsel zurück.
Das blauhäutige Baby blieb allein zurück.
Gaar stammt ursprünglich vom Planeten Tribbolius in der Andromeda-Galaxie. Sein Vater jedoch beschloss während seiner Schwangerschaft (auf Tribbolius tragen nämlich die Männer ihre Kinder aus), dass die Andromeda-Galaxie kein Ort für seinen Sohn sei. Verübeln kann man ihm das nicht, denn dort gibt es elefantengroße Regenwürmer, die mit ihren scharfen Zähnen Kinder fressen und sie jahrhundertelang lebendig verdauen. Aus diesem Grund machte sich Gaar Sr. auf den Weg zu einem friedlicheren Ort: dem Mars.
Leider bemerkte er erst nach seiner Ankunft, dass das Navigationsgerät seines Schiffes eine Fehlfunktion hatte und er an einem viel übleren Ort als Tribbolius gelandet war: der Erde. Gaar Sr. kehrte nach der Geburt nach Hause zurück und so war sein Sohn ganz allein.
Viele Jahre später begegnete Gaar Jr. Einer Frau namens Luna. Sie war die außergewöhnlichste Person, die er jemals getroffen hatte, deshalb verliebte er sich in sie. Luna wiederum war fasziniert von der blauen Haut und den tiefschwarzen Augen des Außerirdischen und so wurden sie bald ein Paar.
Luna hatte einen Bruder namens Bela, mit dem sie zusammenlebte. Beide hatten sie ein ungewöhnliches Hobby: Sie tranken Blut. Blöderweise hatte sich Gaar in eine Vampyrette verliebt. Die Geschwister waren die Nachkommen von Prospero und Elsa von Grothstein, den einstigen Monarchen von Atrocis. Sie wandten sich von der Familie ab, um ihr eigenes Leben aufzubauen; doch den Namen behielten die beiden. Gemeinsam mit Belas Frau Aurora, die er vor über einem Jahrhundert in Florenz kennengelernt und geheiratet hatte, lebten sie in einem viktorianischen Herrenhaus. Selbstverständlich waren Bela und Aurora über alle Maßen glücklich, dass ihre Luna (Auroras allerbeste Freundin auf der ganzen Welt) einen solch tollen Partner gefunden hatte, der auch noch so super in die Familie passte.
Als Gaar Luna das erste Mal zuhause besucht hatte, spielten sie zusammen Schach (Gaars Lieblingsspiel) und tauschten dabei Liebkosungen aus. Bela reparierte währenddessen den Kamin des Schachzimmers und erkundigte sich in regelmäßigen Abständen nach dem Spielgeschehen. Als er schließlich mitbekommen hatte, dass das Schachspiel nicht die Hauptattraktion war, holte er ganz aufgeregt seine Frau; die beiden feuerten ihre Turteltäubchen an und bei deren ersten Kuss hielt Bela liebevoll die Hand seiner Schwester. An diesem Tag war Gaar überglücklich bei ihnen eingezogen.
Das Ganze ist nun schon ein paar Jährchen her und seitdem leben die vier als eine große, glückliche Familie zusammen. Luna begann eine Karriere als Politikerin, Gaar arbeitet bei der Polizei, Bela ist freischaffender Autor (seine Geschichten sind weltweit bekannt) und Aurora wurde Malerin. An Geld mangelt es der Familie also nicht. Darum haben sie auch eine Karaokemaschine zuhause, an der sie regelmäßig zusammen singen.
»Total Eclipse!«, forderte Aurora eines schicksalhaften Abends, »Komm schon, Bela, du hast es versprochen«
Zwiegespalten sah Bela zu Boden. Ihm war heute nicht nach Karaoke, ganz und gar nicht. Wieso? Das war ihm selbst nicht klar. Doch versprochen war versprochen.
»Na gut«, sprach er, »Aber nur das eine Lied, dann ist gut für heute. Zumindest von meiner Seite«
Aurora war völlig außer sich vor Freude, ihr Liebesduett mit Bela singen zu können; Gaar und Luna dagegen verbrachten ihre Zeit – wie könnte es auch anders sein? – gemeinsam in Lunas Sarg. Ihnen leistete Aurora nach dem Lied Gesellschaft.
Bela begab sich in sein Lesezimmer; einen kleinen, gemütlichen Raum gleich bei seiner Gruft. Hierher kam er, um sich zu entspannen und so schlug er einen Band seiner selbstverfassten Memoiren auf und begann zu lesen. In völliger Dunkelheit und Stille. Blöderweise hatte sich der Vampyr den denkbar schlechtesten Moment dafür ausgesucht, denn ein strahlend grünes Licht umhüllte ihn aus dem Nichts heraus und zerrte ihn hinfort.
Gleichzeitig fühlte sich ein grünhäutiger Pilot vor einem abartig komplizierten Kontrollpult wahnsinnig klug, weil er glaubte, in einem Haushalt von drei Vampyren und einem Alien sei der Außerirdische zwangsläufig jener der vier, der seine Zeit zum einen allein und zum anderen nicht in einem Sarg verbringen würde. Zu doof, dass Bela an diesem Abend anscheinend einen unfassbar schlechten Vampyr abgab.
Es dauerte ein paar Sekunden, dann stand Bela plötzlich auf der Brücke eines Alien-Raumschiffs; inmitten von überrascht dreinblickenden Bunthäutern. Und das in seinem blutroten Morgenmantel.
»Das ist nicht mein Sohn!«, fluchte ein aufbrausender Fremder, der seiner Ausstrahlung nach das Kommando haben musste.
Der große, alte Außerirdische hatte grüne Haut, rot-glühende Augen, zwei gigantische Schwingen auf dem Rücken und eine ganze Menge glitschiger Tentakel, die aus seinem Kopf wuchsen. An irgendwen erinnerte er Bela.
»Wo ist mein Sohn? Wo ist Gaar?«, fragte der Alien forsch. Bela war verständlicherweise völlig entnervt.
»Bevor ich Euch irgendetwas sage, ist – so denke ich – erst einmal eine Entschuldigung fällig. Ihr habt mich einfach auf euer verfluchtes Raumschiff entführt!«
Der Kommandant kam einen Schritt näher auf den Vampyr zu.
»Weißt du eigentlich, wer dir gegenübersteht?«
»Gaars gemeiner Vater, der ihn allein auf einem fremden Planeten zurückgelassen hat?«
Die Tentakel des Fremden zuckten wild, seine Handlanger begannen hysterisch zu lachen. Der Alte stellte seine Flügel auf. Bela wusste wirklich nicht, mit wem er es zu tun hatte.
»Ich bin Gaar Sr., Hohepriester des Kults; ich kam den weiten Weg von R’lyeh, der versunkenen Hauptstadt des Planeten Tribbolius, um meinen Sohn zu finden. Und jetzt sag mir: Wo ist Gaar?«
Bela kochte vor Wut. Wie konnte Gaar Sr. es wagen, ihn zu entführen und dann tatsächlich noch Forderungen zu stellen? Die Zähne des Vampyrs wurden plötzlich spitzer, seine Hände verwandelten sich in furchtbare Klauen; Belas für gewöhnlich so ansehnliches Gesicht verzog sich zu einer grausamen Fratze und in seinen Augen entbrannte eine blutrote Flamme. Mit einer Bewegung seines rechten Armes schlitzte er drei seiner Entführer die Kehlen auf und ergötzte sich an ihrem (sehr herb schmeckenden) Blut. In Windeseile stürmte Bela zum anderen Ende des Raumes und zerbiss einem der Aliens, der gerade eine Waffe gezogen hatte, den Hals; einem weiteren riss er das Herz heraus und betrachtete es kurz (es ist doch ziemlich selten, dass man mal an das Herz eines Außerirdischen kommt), bevor er sich in Nebel verwandelte und die übrigen Bunthäuter vergiftete.
Nun stand bloß noch Gaar Sr. auf den Beinen und plötzlich wurde Bela bewusst, wo er ihn schon einmal gesehen hatte. Es war im Necronomicon. Der Vampyr erstarrte für eine Sekunde vor Schreck, die dem Großen Alten ausgereicht hatte, ihn an der Kehle zu packen. Belas Fangzähne vergruben sich in seiner Lippe. Wie hatte er diesen Fehler machen können?
»Du bist Cthulhu von R’lyeh nicht gewachsen, Blutsauger«, hörte er Gaars Vater sagen und verlor das Bewusstsein.
Am nächsten Abend erwachte Bela von Grothstein vom Stoßen seines Kopfes an den Sargdeckel. Er hatte einen überaus schlechten Schlaf gehabt.
Schwerlich erhob sich der Nosferatu aus seinem Sarg. Es wurde Zeit, die Straßen von Atrocis nach frischem Blut zu durchforsten; in seinen Gedanken beraubte er bereits eine Jungfrau um ihr warmes Lebenselixier, während Magenkrämpfe seine ohnehin schon unterirdische Stimmung trübten. In diesem Moment trat Aurora in die Gruft. Ihr, so schien es, war nach einer abendlichen Vereinigung mit ihrem Gemahl, doch als sie diesen erblickte, verging ihr jegliche Wollust. Verständlicherweise, wie Bela in diesem Moment erfahren sollte. Aurora erstarrte. Und Bela gab einen furchtbaren Schrei von sich, der Luna und Gaar weckte.
Letzterer gab seiner Liebsten gerade einen Kuss auf die Stirn und half ihr aus dem Sarg, bevor sie gemeinsam nach dem Hausherrn sahen. Und so standen sie da: Aurora in ihrer Reizwäsche, Gaar mit Pfeife und Morgenmantel, Luna in ihrem Häschen-Anzug und Bela mit einem kugelrunden Babybauch.
Diese gottverdammten Aliens hatten ihn geschwängert.
»Warte, was?!«, Luna war die Einzige, die etwas hervorbringen konnte, nachdem Bela seine Erlebnisse auf dem außerirdischen Raumschiff vorgetragen hatte, »Ein Schiff von R’lyeh, kommandiert von Gaars Vater – dem verfluchten Cthulhu! –, hat dich entführt, nachdem sein Pilot dachte, du wärst Gaar, weil du als einziger in dieser Nacht nicht in einem Sarg lagst; dann hast du seine Brückenbesatzung abgemetzelt und er dich als Strafe geschwängert?«
»Zugegeben«, warf Aurora ein, »Es spricht nicht von einem guten Vampyr, wenn nicht kurz vor Sonnenaufgang nicht in seinem Sarg liegt«
»Das ergibt doch alles keinen Sinn!«, kommentierte Luna, »R’lyeh ist bloß ein Mythos.«
»Genau wie Vampyre«, warf Gaar ein. Es folgte eine lange Stille.
Angewidert wandte Bela seinen Blick ab.
»Und was jetzt?«
Ja, was jetzt? Das ist eine Frage, die unsere Freunde nun beschäftigte. Würden sie sich auf die Suche nach Gaar Sr. begeben? Das ungeborene Kind aufnehmen und einfach weiterleben? Oder es gar abtreiben? Wie sich herausstellte, wurde ihnen zumindest diese letzte Frage abgenommen, denn ein tribbolianischer Fötus entwickelte sich in einem menschlichen Körper bedeutend schneller als normal; das Blut eines Vampyrs beschleunigte den Prozess sogar noch und so setzten schon jetzt bei Bela die Wehen ein.
Natürlich konnten sie – aus mehr als einem Grund – mit dem werdenden Vater nicht ins Krankenhaus, deshalb musste Gaar kurzfristig als Hebamme einspringen, während Luna und Aurora Belas Hände hielten. Als es vollbracht war, reichte ihm Gaar seinen neugeborenen Sohn.
»Er ist….grün«, bemerkte der frischgebackene Vater.
»Wie soll er heißen?«, fragte ihn seine Schwester.
Bela überlegte kurz, dann sagte er: »Robespierre« und nahm seinen Jungen in den Arm.
Während dieser hoch emotionalen Momente schwebte eine Untertasse in der Umlaufbahn der Erde. Gaar Sr. stand vor einem Bildschirm, auf der er die Geburt seines Geschöpfes beobachtete.
»Es mag zwar nicht der gewünschte Wirt gewesen sein«, sagte er zu sich selbst, »doch der Zerstörer wurde geboren. Und R’lyeh wird wieder auferstehen.«
Eines abends erwachte Aurora vom dumpfen Pochen des Türklopfers. Noch berauscht vom Blute einer Ministrantin, die sich in der Vornacht ausgesaugt hatte, stieg die Vampyrette langsam aus dem Sarg und begab sich zum Foyer des Herrenhauses, in dem sie mit ihrem Ehemann, dessen Schwester und deren Ehemann lebte. Zum Glück ihrer Mitbewohner hatte das Klopfen Robespierre, den Säugling, nicht geweckt; sein Weinen hätten einen jeden von ihnen um deren Schlaf beraubt und das nicht zum ersten Mal.
Auf dem Weg zur Hauspforte bedeckte sich Aurora mit ihrem roten Seidenmorgenmantel und sah nach, wer sie zu so früher Stunde belästigte. Zu ihrem Erstaunen stand vor der Tür jemand, dessen Besuch sie niemals erwartet hatte.
»Prospero?«, grüßte die Hausherrin, um sich zu vergewissern.
»Hallo, Aurora. Entschuldige bitte, dass ich euch störe, doch es ist wichtig. Sind Bela und Luna zuhause? Ich muss ihnen etwas sagen«
Der Großvampyr sah tieftraurig aus; wenn Graf von Grothstein die Burg verließ, musste etwas Furchtbares geschehen sein. Aurora führte ihren Gast ins Wohnzimmer, gleich darauf weckte sie Bela und Luna. Die beiden waren ebenso überrascht wie sie, als sie den Grafen erblickten.
»Papa, was machst du denn hier?«, fragte Luna, »Geht es dir gut?«
Darauf hatte Prospero keine direkte Antwort. Er musste seinen Kindern schlechte Nachrichten überbringen, das hatte jeder in diesem Raum bereits erkannt, und es fiel ihm alles andere als leicht.
»Es geht um euren Großvater, er….«, der Graf musste sich die blutigen Tränen zurückhalten, während er sprach, »Er weilt nicht mehr unter uns«
Luna erstarrte. Ihr Bruder nahm sie in den Arm, der der Schock saß zu tief, als dass dies irgendetwas nützen konnte.
»War es die Grippe?«, fragte Bela nach, woraufhin Prospero traurig zu Boden sah.
»Nein«, erwiderte er, »Davon hatte er sich schon fast wieder erholt. Euer Opa war in China; im Urlaub, irgendwo bei Wuhan. Er hatte die Nächte – wie er es so gerne tat – als Fledermaus verbracht und das….das wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde eingefangen, gekocht und in einem Restaurant an die Gäste verfüttert«
Es herrschte kurze Stille. Luna war die erste, die sie durchbrach:
»Opa ist tot?«
Diese Frage galt eher ihr selbst als irgendjemandem um sie herum. Bela streichelte ihr liebevoll den Kopf, dann sprach er:
»Die Menschen sind so grausam. Dafür gehören sie bestraft.«