Du Mama - Helmut Zöpfl - E-Book

Du Mama E-Book

Helmut Zöpfl

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Beschreibung

"Du Mama" - bei diesem Satz ist jedem klar, was folgen wird: Mama soll die Welt erklären. Gnadenlos, wie nur Kinder es sein können, geben sie sich dabei nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Eine Frage führt direkt zur nächsten und irgendwann kommt der Moment, in dem Mama mehr oder minder an die Grenzen ihres Wissens stößt. Die kindliche Fragestunde entwickelt sich zum Philosophiekurs und zeigt den Erwachsenen, wie wichtig es ist, auch hinter das bloße Faktenwissen zu schauen. Der bayerische Autor Helmut Zöpfl lässt den Leser in diesem Buch an farbenfrohen Gesprächen zwischen Mutter und Kind teilhaben, die teils zum Lachen, teilweise aber auch zum Nachdenken einladen.

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Carolin Reiber gewidmet

Worum geht es im Buch?

Helmut ZöpflDu Mama

„Du Mama“ — bei diesem Satz ist jedem klar, was folgen wird: Mama soll die Welt erklären. Gnadenlos, wie nur Kinder es sein können, geben sie sich dabei nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Eine Frage führt direkt zur nächsten und irgendwann kommt der Moment, in dem Mama mehr oder minder an die Grenzen ihres Wissens stößt. Die kindliche Fragestunde entwickelt sich zum Philosophiekurs und zeigt den Erwachsenen, wie wichtig es ist, auch hinter das bloße Faktenwissen zu schauen.

Der bayerische Autor Helmut Zöpfl lässt den Leser in diesem Buch an farbenfrohen Gesprächen zwischen Mutter und Kind teilhaben, die teils zum Lachen, teilweise aber auch zum Nachdenken einladen.

LESEPROBE zu Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2011

© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Titelillustration und Illustrationen im Innenteil: Sebastian Schrank, München Lektorat und Satz: Bernhard Edlmann Verlagsdienstleistungen, Raubling

Inhalt

Mir is so langweilig!

Über die Lebensbewältigung und warum man dazu Humor braucht

Langeweile

Die Genehmigung

Humor

Muaß i beichtn geh’?

Von Sündern und Unschuldslämmern

Gehirnforschung

Das Plagiat

Derf i amal auf die Universität?

Bildung, Einbildung und Scheinbildung

Hochbegabung

Pisa

Lehrer

Evolution

Was haltst’n du vom Fortschritt?

Und jetzt wird’s philosophisch!

Fortschritt

Der Anfang

Anders

Dummheit

Der Atheist

Stammbaum

Du, Mama …

Mir is so langweilig!

Über die Lebensbewältigung und warum man dazu Humor braucht

Langeweile

MADL: Mama, mir is so langweilig.

MAMA: Langweilig? I glaub, i hör net recht. In deim Alter langweilig? Des Wort hab i als Kind überhaupt net kennt.

MADL: Wahrscheinlich habts ihr halt an begrenzteren Sprachschatz ghabt und einfach vor euch hingähnt.

MAMA: Sie schau o. Begrenzter Sprachschatz. Von wegen. Grad hab i glesn, dass der Wortschatz von unsere jungen Leut immer kloaner und kloaner wird. Koa Wunder mit dem Fernsehen und dene Comicheftl: »Boing, boing, peng, peng.« Und sonst bloß no: »geil« und »cool«. Von euch woaß ja koaner mehr, was beispielsweise, ein Gefilde, a Gesinde, a Gebäude is oder was Auen san. (BEGINNT DAS LIED »DURCH DIE WÄLDER DURCH DIE AUEN« ZU SINGEN.) Des ganze Elend geht für mich damit o, dass ihr weder Gedichte no Liader kennts. Da lernt ma die Schönheit unserer Sprache kennen. (BEGINNT WIEDER ZU SINGEN: »DER MOND IST AUFGEGANGEN«.)

MADL: Mama, jetzt langt’s wieder mit deim »Früher war alles besser«-Gerede. Von wegen Wortschatz. Schau amal dei’ Englisch o. De paar Bröckerl, de wo du kannst: »Thank you«. Und da sprichst des »th« aa no falsch aus. Übrigens is ma no oiwei langweilig.

MAMA: Sag amal, Katharina, des gibt’s doch net. Bei dem Haufa Spielsachen, die wo du hast. Jeds Jahr auf Weihnachten und zum Geburtstag kriagst neue.

MADL: Mei, i hab halt alls scho gspuit.

MAMA: Schmarrn. Spiele san immer wieder spannend. Da spuit si oiwei wieder was Neus ab, wia’s so schön heißt. Außerdem hast ganze Regale voll Bücher. I wett, dass du net amal a Viertel davon glesn hast. Und scho glei gar net deine Schuibücher, ha ha ha.

MADL: Sehr lustig. Bei de Bücher is des aa so. Oiwei wieder desselbe.

MAMA: Also manchmal glaubi i, dass du dein’ Kopf aa bloß fürs Haarschneidn hast. Wem’s langweilig is, der hat an IQ, der wo kloaner wia sei Schuahgröß is.

MADL: Von wegen IQ. I hab neulich wo ghört, dass Langeweile oft des Zeichen von Hochintelligenz is. Wenn ma scho alls woaß, na wird oam halt langweilig.

MAMA: Du und alls wissen. Bei dir hoaßts: Wissen ist Macht. I woaß nix. Macht nix. Langweilig, weil sie scho alls woaß, daat sie sagn. Du hast doch Rosinen im Kopf.

MADL: Liaber Rosinen im Kopf wia Haar’ im Kuacha, hi, hi, hi.

MAMA: Unglaublich witzig. Wann gehst denn mit dem Witz auf Tournee?

MADL: Du, Mama, kennst den aa, wo oaner in der U-Bahn zu seim Gegenüber sagt: »Was starren Sie mich denn so an?« – Sagt der andere: »Entschuldigen S’, Sie erinnern mich unglaublich an meine Frau. A solche Ähnlichkeit, mit Ausnahme von dem Schnurrbart.« – Sagt der: »Aber ich habe doch gar keinen Schnurrbart.« – »Ja, des sag i doch«, sagt der andere. »Wia mei Frau, bloß der Schnurrbart fehlt!«

MAMA: Über den Witz hat scho der Tutanchamon nimmer lacha können, wia eahm den die Nofretete erzählt hat.

MADL: Es is mir neu, dass die altn Römer scho a U-Bahn ghabt haben.

MAMA: Römer? Ägypter!

MADL: Is ja wurscht. Alt bleibt alt! »Es gibt nichts Neues unter der Sonne«, hat unser Geschichtslehrer gsagt. Des muaß irgend a solcherner alter Grieche gsagt haben. Die habn sowieso alls scho gwusst. Wia sagt der Onkel Werner oiwei: »Schon die alten Griechen …« Alls wiederholt si. Des is ja des Problem.

MAMA: Du redst ja daher wia die Buddhisten. De glaubn aa an die ewige Wiederkehr.

MADL: Aso. Und deswegn hat der FC Bayern jetzt Buddha-Statuen aufgstellt, weils’ moana, dass’ dann amal wieder Champions-League-Sieger wern.

MAMA: Mach dich net über den Buddhismus lustig. Des is ein ernst zu nehmender Glaube.

MADL: I mach mi doch net über den Buddhismus lustig, sondern über den FC Bayern. Weil der Papa den immer gar so ernst nimmt. – Stimmt des eigentlich, dass die Buddhisten an Seelenwanderung glauben, Mama?

MAMA: Natürlich. Des is sogar des Wichtigste, was’ glauben. Des is ja des mit der Wiederkehr. A jeder war scho amal auf der Welt. Bloß als was anders, glaubens’.

MADL: Du aa?

MAMA: Des woaß i net. Aber wenn i a Buddhist waar, dann daad i’s glaubn. De glaubn sogar, dass’ früher vielleicht net als Mensch glebt ham, sondern als a Tier.

MADL: Dann müaßatst du des doch auch glaubn.

MAMA: Wieso i?

MADL: Du hast doch, bevorsd’ gheirat hast, Vogel ghoaßn.

MAMA: So a Schmarrn. I hab doch gsagt, im früahern Leben.

MADL: Eben, du hast doch auch amal gsagt, des war a ganz a anders Leben, bevorsd’ an Papa gheirat hast. Gell, aber unsere Hausmeisterin kann früher koa Goaß gwesn sein?

MAMA: Die Frau Zwickel? Mei, des woaß i doch net!

MADL: Ja, weil ma net zweimal desselbe sein kann. Und du sagst doch oiwei, dass sie a blöde Goaß is.

MAMA: Da siehgt ma amal wieder, dass ma mit dir net über ein ernstes Thema reden kann. Der Buddhismus glaubt halt, dass man so lang wiedergeboren werden muss, bis man sich nichts mehr zuschulden kommen lasst. Also die Wiedergeburt ist so eine Art Reinigung.

MADL: Na muaß ma also warten, bis ma als Kuh geboren wird.

MAMA: Ha? Wieso als Kuh?

MADL: Weil des doch bei dene heilige Tiere und außerhalb jeden Zweifels san.

MAMA: Jetzt, glaub i, bringst was durcheinander. Des mit de Küah san meines Wissens die Hindus. Die ham nämlich in ihrem Tempel lauter Tiergötter stehn.

MADL: Moanst, dass der FC Bayern, wenn des mit den Buddha-Statuen net hinhaut, auf Tiergötter umsteigt? Mit’m Schweini als Chef. Hahaha.

MAMA: I sag’s ja, mit dir kann ma net vernünftig reden. I versuch dir andere Religionen zu erklären und dein Toleranzbewusstsein zu stärken, und du ziahgst alles ins Lächerliche. Vielleicht werst du zur Strafe als Kichererbse wiedergeboren.

MADL: Kann man auch als Pflanze auf die Welt kommen?

MAMA: Schon möglich.

MADL: Woaß dann die Dings, die Kichererbse, dass sie einmal i war?

MAMA: Woher soll ich denn des wissen, i war noch koa Kichererbse.

MADL: Woher willst du denn des wissen? Wenn ma net woaß, wer ma amal war, dann is’ ja eigentlich wurscht, was ma amal sein werd. A anderer Mensch, a Antn oder aa a Regenwurm. Des is ja dann fast so wie beim Valentin seim Ententraum, den wo d’ Oma Anni oiwei auf der Schallplatten anghört hat. Wenn i a Antn werdn daad, na daad mir a Regenwurm gwiss schmecken. Aber da woaß i dann eben nicht, dass i amal jemand war, dem wo’s vor am Regenwurm grausen daad.

MAMA: Respekt, jetzt wirst ja richtig philosophisch. Des hätt i dir gar net zutraut. Aber im Endeffekt geht’s gar net so sehr drum, was man war oder sein wird, weil das eigentliche Ziel für an Buddhisten ist, dass man ins Nirwana eingeht.

MADL: Ha? Nir…-was?

MAMA: Nirwana. Des is so was wie nix. Also das Nichts. Im Nirwana hört dann die ganze Wiedergeburterei auf, da hat man dann sei’ Ruah von allem. Man muaß si nimmer ärgern, und nix mehr duad oam weh, weil’s nix mehr gibt außerm Nix.

MADL: Du sagst, wehdoa kann oam aa nix mehr?

MAMA: Natürlich net. As Nix kann ja schließlich net wehdoa.

MADL: Und was hat ma dann davon?

MAMA: Was hoaßt jetzt des wieder? Wenn einem nix mehr wehduat, na is doch des was Schöns. I wollt, i wurad mei blöds Ischias no amal los. Na brauchad i auch net die teuern Tabletten schlucken, von denen wo ich immer so Magenweh krieg. Koa Sodbrennen, koa Rheuma, nix mehr, net amal mehr Hunger oder Durscht.

MADL: Da gangad mir aber was ab. I find nämlich, dass der Durscht was Wunderschönes sein kann. Wenn i lang Tennis gspuit hab, freu i mich wie net gscheit auf mein Spezi. Und du musst grad reden. Wer sagt denn allerweil, wie gut a Glaserl Wein schmeckt, wenn man grad so an richtigen Glusta drauf hat.

MAMA: Siehgst, des is ja der Witz. Jetzt, wo i i bin, gib i ja gern zu, dass der Durscht durchaus was Schöns sein kann. Aber im Nirwana bin i ja nimmer i, weil’s da überhaupt nix gibt. Und wenn’s gar nix gibt, dann gibt’s natürlich mich auch nimmer.

MADL: Grad hast mi aber z’sammputzt, wie i di gfragt hab, was ma davon hat, wenn ma nix mehr spürt. Wenn ma nimmer spannt, dass ma nix mehr spürt, na kann einem des ja eigentlich scheißegal sein.

MAMA: Scheißegal sagt man net.

MADL: Is’ mir aber, wenn i nix mehr davon woaß. Von mir aus regnt’s oder schneibt’s die ganze Zeit in dem Nirwana, oder is aa sauhoaß, wia bei uns Christen in der Hölle. Bloß mit dem Unterschied, dass oan da der Sparifankerl höchstpersönlich begrüßt und net dei’ blöds Nirwana.

MAMA: Was heißt hier »dei’ Nirwana« ? Wer hat dir denn gsagt, dass i a Buddhist bin? I klär dich doch bloß übern Buddhismus auf. Wennst amal Ambitionen hättst, dassd’ selber buddhistisch wirst. Bei euch junge Leut woaß ma ja nia, auf welche gspinnerten Ideen ihr no kommts.

MADL: Buddhist? Um Gotts willen! Naa, des waar nix für mi. Wenn i mir des Nirwana vorstell: koa Garnix, koa Garniemand, mit dem ma sich unterhalten könnt. Net amal mit sich selber kann ma a Selbstgespräch führn, weil’s oan da ja aa nimmer gibt. Und irgendwie daad i mi dann doch vermissen. Langweiliger geht’s ja gar nimmer. Oh jeggerl, jetzt fallt’s mir wieder ein. Hab i dir schon gsagt, Mama, dass mir grad furchtbar langweilig is?

Die Genehmigung

MADL: Du, Mama, i hätt a große Bitt.

MAMA: A große aa no?

MADL: Naa. Eigentlich net. Es is bloß, dass ma die Janine von meiner Klass ihren Hasn schenkn daad, weils’ wegziahgn, und da konn sie’n net mitnehma.

MAMA: So so, die Janine, mit der wosd’ dich die ganze Zeit bloß gstrittn hast, und jetzt schenkts’ dir als Rache ihran Hasn.

MADL: Ja, als Trost sozusagen, hats’ gsagt. Und jetzt wollt i di fragen, ob ma net in unserm Gartn an kloan Hasnstall baun kanntn. Platz waar doch gnua.

MAMA: An Hasnstall in unserm Gartn? Um Himmels wuin. Net um vui Geld. Da gangert’s mir ja am End no wiaram Pfanzelt-Maxe, dem Freind von deim Papa. Ja, mia gaangst!

MADL: Am Pfanzelt-Maxe? Warum, was ist denn dem passiert?

MAMA: Des konn i dir scho sagn. Dem sei’ Bua hat aa an Kinihasn gschenkt kriagt und na hat er eahm an Stall im Gartn baut.

MADL: Siehgst as. Wenn des der Pfanzelt konn, na werd der Papa des doch aa könna.

MAMA: Vom Können is ja gar net die Rede.

MADL: Sondern?

MAMA: Wia’s weiterganga is. Du lasst oan ja net zu Wort komma. Pass auf: Der Pfanzelt hat also den Stall z’sammzimmert. Da hat’s am nächsten Tag in aller Früah gläut, a Mo is vor der Tür gstandn und hat gfragt: »Sie, der Stall da is scheint’s ziemlich neu. I muaß von Amts wegen fragen, ob Sie da aa a Genehmigung dafür haben.«

MADL: A Genehmigung für an so an kloana Hasnstall?

MAMA: Genau des hat der Maxe aa gsagt. Aber der Herr hat gmoant, er kaamat von der oberstn Baubehörde, und hat am Maxe sogar sein Ausweis zoagt.

MADL: Ja, und nacha?

MAMA: Na hat er an Maxe gfragt, ob er wenigstens scho an Baugenehmigungsantrag gstellt hätt. »Wenn net«, hat er gmoant, »na gengan S’ einfach ins Amt nei und stellen S’ den Antrag. Dann seh ich vorläufig von einer Bestrafung ab.«

MADL: Bestrafung, zwengs so a paar ananandergnagelte Brettl?

MAMA: Jetzt lass dir’s weitererzählen. Da Maxe als braver Bürger is in de Baubehörde neiganga und hat si des Antragsformular gebn lassn. Und da is scho als erste Frag draufgstandn, wer eahm den Bauplan erstellt hätt.

MADL: An Bauplan für an Hasnstall? Des gibt’s ja net.

MAMA: Bei unsere Behörden gibt’s nix, was’ net gibt. Und deswegn is der Maxe schnurstracks zum Herrn Eichinger ganga. Weißt schon, der wo bei uns am End von der Straß wohnt und der a Schuidl draußn hat, wo »Architekt« drobnsteht.

MADL: Den kenn i scho. Des is doch der Platterte, der wo weniger Haar’ hat wiara Tischtennisball.

MAMA: Des duad nix zur Sache. A jeder konn si net a solches teures Toupet leistn wia der Onkel Werner. Jedenfalls is der Herr Eichinger ein kompetenter Mann und hat eahm a paar Tag’ später den fertign Plan gliefert.

MADL: Na also. Na war ja alls in Butter.

MAMA: Von wegen. Der Maxe is mit dem Plan schnurstracks ins Amt neiglaufa und hat’n freudestrahlend dem zuständign Beamtn überreicht.

MADL: Na also.

MAMA: Ja, von wegen »na also«. Der Herr war durchaus freundlich, hat der Maxe erzählt, und hat’n bloß no aufgfordert, dass er in’ Antrag no neischreibn solltat, für was der Stall eigentlich bestimmt waar.

MADL: Ja mei. Na hätt er’s halt neischreibn solln.

MAMA: Hat er aa. Aber wia der Beamte glesn hat, dass der Bewohner ein Kinihas is, na hat er ganz nachdenklich gsagt, dass das ja ein größeres Lebewesen wäre, des wo nach dem neuen Seuchengesetz Paragraph sowieso z’erst amal untersuacht werdn müaßat. »Am besten«, hat er gsagt, »fahren S’ glei ins Veterinäramt eini mit dem Viecherl. Und wenn S’ a Unbedenklichkeitsattest haben, na kommen S’ no amal zu mir. Dann versprich i Eahna, dass ma des ganz zügig vorantreibn.«

MADL: Ja und? Hat er des Attest kriagt?

MAMA: Freilich! Es hat zwar a Zeit dauert, weil die neue Sachbearbeiterin aus Norddeutschland war und des Wort Kinihas nirgends im Computer gfundn hat. Wia der Maxe nach am halbertn Jahr oiwei no koan Bescheid ghabt hat, hat er erfahrn, dass der Antrag bei der Schlösserverwaltung glandt is.

MADL: Hä? Bei der Schlösserverwaltung?

MAMA: Ja, stell dir vor, die Dame hat rausbracht, dass des Wort Kini eigentich König hoaßt. Und deswegn waar die Schlösserverwaltung zuaständig.

MADL: Des gibt’s ja net.

MAMA: Grad hab i dir gsagt, dass’ bei de Behördn nix gibt, was’ net gibt. Mach ma’s kurz. Also nach am langem Hin und Her hat der Pfanzelt sei’ Unbedenklichkeitsattest endlich kriagt. Mit dem is er wieder in die Baubehörde ganga.

MADL: Da wird er froh gwesn sei, wie jetzt alls glattgangen is.

MAMA: Fast glatt. Denn der Beamte hat festgstellt, dass der Pfanzelt dem Antrag noch keine Bescheinigung vom Umweltministerium beigfügt hat.

MADL: Wiaso Umweltministerium? Was haben denn die mit am Kinihasn zum doa?

MAMA: Des hat der Maxe aa gfragt, aber der Beamte hat’n aufklärt, dass a solcherner Stall durchaus ein Umweltproblem darstellen könnte.

MADL: A Has a Umweltproblem? Also des versteh i jetzt wirklich nimmer.

MAMA: Ihr habts doch in der Schui aa scho was vom Umweltschutz ghört, oder?

MADL: Aber nix von am Hasnstall.

MAMA: A Hasnstall is a Stall wia jeder andere, habns’ gsagt und deswegn muaß ma z’erst amal gewährleistn, dass es in diesem Fall zum Beispiel zu keiner Lärm- oder Geruchsbelästigung kommen daad.

MADL: Lärmbelästigung von am Hasn? Also so a Schmarrn. Wenn oaner koan Lärm macht, na is’ a Has. Der macht ja weniger Geräusche wiara Goldfisch. Und Gruch. Oh mei, zwengs dene paar Polterl. Dass i net lach. Außerdem werdn doch de Pfanzelts den Stall regelmäßig ausmistn. Des dua i natürlich aa. Konnst di verlassn, Mama.

MAMA: Ja, ja, is scho recht. Des Umweltamt hat ja schließlich nach ara Zeit zugstimmt, wia der Pfanzelt a Bescheinigung vorgelegt hat, dass er a kloane Versitzgruabn für den Stall anglegt hat.

MADL: Du, Mama, a dumme Frag. Wenn zu dem Zeitpunkt no koa Genehmigung vorglegn is, wo hams’ na den Hasn unterbracht?

MAMA: Des is a berechtigte Frage. Ja, was is eahna denn überbliebn, de Pfanzelts, als wia dass’ den Hasn in der Wohnung einquatiert habn. Konnst dir vorstelln, was de Pfanzeltin, die a solcherner Putzteufel is, für a Freud ghabt hat.

MADL: Ja, aber jetzt hat’s ja endlich klappt. Mit dem Umweltattest is doch grünes Licht gwesn.

MAMA: Fast, fast. Jedenfalls hat der Beamte nochmal alls durchglesn und gmoant: »Sehn S’, Herr Pfanzelt, warum net glei? Es läuft doch alls wia gschmiert bei uns.« Und dann hat er eahm an Genehmigungsstempel auf des Formular naufdruckt und gsagt, jetzt braucht er bloß no damit ins Grundbuchamt geh, damit’s die absegnen können.

MADL: Grundbuchamt? Wiaso?

MAMA: Ja mei, des is halt a so, zwengs de grundsätzlichen Baurechte. De wolln halt wissen, ob de Pfanzelts des Grundstück überhaupt ghört. Ma konn ja net in am fremdn Grund irgendwas errichtn. Des versteh i scho. Wo kaamat ma denn da hi, wenn in unserm Gartn, sagn ma amal, die Frau Wirsching a Treibhaus für ihre Kürbis neistelln lassat, die wos’ jetzt allerweil für Halloween zücht?

MADL: Aber de Pfanzelts ghört eahna Grundstück doch. Oder?

MAMA: Fast.

MADL: Was hoaßt da fast?

MAMA: Ja mei, die Pfanzelts haben bloß a Erbbaurecht. Aber jetzt frag mi bitt schön net, was des is. Jedenfalls hat si rausgstellt, dass des doch a Sonderfall is. Also habn s’ eahm dafür a ganz a neues Formular zum Ausfülln gebn. Und weil inzwischn die Guatachtn wia des Unbedenklichkeitsattest verjährt warn, hat er halt no amal de ganzn Papiere einholn müaßn. Des hat natürlich a Zeit braucht. Aber endlich war’s so weit. Konnst dir vorstelln, mit welcherner Freud der Maxe des Formular dahoam vorzoagt hat. Sechs Jahr’ hat des Ganze dauert.

MADL: Ganz schee lang. Aber na hat doch die Gschicht doch no a Happy-End ghabt?

MAMA: Net ganz, denn wia der Pfanzelt den Kinihas in den Stall neidoa wollt, hat eahm des offensichtlich an solchern Schreckn versetzt, dass er gstorbn is. Wahrscheinlich war’s a Herzverfettung, weils’n so rausgfuattert ghabt habn.

MADL: Also des is ja wirklich a traurige Gschicht. Und was is jetzt aus dem Hasnstall wordn?

MAMA: Oh mei. Du konnst dir ja vorstelln, dass der Maxe so schnell wia möglich des Erinnerungsstück an den Hasn loswerdn wollt. Er hat si also glei drogmacht, dass er an Stall abreißt. Aber grad wiara se drogmacht hat, is wieder a Herr am Zaun gstandn und hat »Halt!« gschrian. »Was deans denn da?« – »Ja mei«, hat der Pfanzelt gsagt, »des sehn S’ doch. Den Stall reiß i ab, weil der Has gstorbn is.« – »Hören Sie damit sofort auf!«, hat der andere mit strenger Amtsmiene gsagt und hat eahm a Blatt vor d’ Nasn ghaltn. »Da lesen Sie!«, hat er’n aufgfordert. »Da lesen Sie, dieser Stall steht seit gestern unter Denkmalschutz!«

Humor

MADL: Du, Mama, was genau is eigentlich Humor?

MAMA: Was? Humor? Oh mei. Des konn ma gar net genau definieren. Je mehra dass ma des duad, desto humorloser werd’s.

MADL: Humorlos? Was daadst du jetzt sagn, was humorlos is?

MAMA: Mei, stell dir halt a paar Leut vor, wosd’ moanst, dass des auf sie zuatrifft. Der Sigi Sommer hat amal von oam gsagt: Der is humorloser wia die Türklinke im Krematorium München Ost. Hi hi.

MADL: Da falln ma natürlich scho mehrere ei’. Vor allem a Haufa Lehrer. Unser Geografielehrer zum Beispui. Da hast wirklich den Eindruck, dass er zum Lacha in’ Keller geht.

MAMA: Jetzt komma der Sach scho näher. Und was is des bsonders Humorlose an eahm?

MADL: Mei, dass er überhaupts koan Gspass verseht und moant, dass er in allem Recht hat.

MAMA: Sehr gut.

MADL: Des findst du guat?

MAMA: Naa, naa. I moan bloß, dass ma auf der richtign Spur san. Fallt dir no jemand ei’?

MADL: Mehra wia gnua. Der Hausmoaster von unserer Schui. Dem kimmt aa koa Lacherer aus, und er redt, wenn er überhaupt was sagt, bloß von Vorschriften, Vorschriften und nochmal Vorschriften. Bei dem is scheint’s sogar genau geregelt, wann ma si kratzen darf. Jetzt hat er sogar a neue Vorschrift am Klo aufghängt, wia ma si genau d’ Händ’ waschn muaß. Des fangt o mit: »Erstens: Aufdrehen des Wasserhahns …«. Jetzt wart i bloß no, wann er uns aa no vorschreibt, wia ma unsern Hintern …

MAMA: Ja, langt scho. Aber aa net uninteressant.

MADL: Des mit’m Hintern?

MAMA: Schmarrn. I moan, dass oaner humorlos is, wenn er bloß no Verordnungen im Kopf hat. No jemand?

MADL: Jetzt werst lacha, da fallt ma unser Englischlehrerin ei’. De macht oan Witz nach dem andern.

MAMA: Ah so. Wenns’ Witze macht, dann kaant ma ja moana, dass’ an Humor hat.

MADL: Von wegen. Erstens san die Witz’ älter wia der Böhmerwald. Die hat der Noah scho während der Sintflut-Zeit auf der Arche verbotn ghabt, weils’ so alt warn. Und zwoatns san die Witz’ in erster Linie Witze, die wos’ über oan von uns macht. Sie hat die höchste Freud, wenn sie si über jemand lustig macha konn und der kriagt an ganz an rotn Kopf. Aber wehe, ma macht den kloanstn Witz über sie. Da konnst was derlebn.

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