Du Papa E-Book

Helmut Zöpfl

• Herausgeber: Rosenheimer Verlagshaus
• Kategorie: Für Kinder und Jugendliche
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2015

Beschreibung

"Du, Papa, bin ich eigentlich hochbegabt?" Kinderfragen lösen bei der Erwachsenenwelt meist große Heiterkeit aus. Manchmal sind sie aber auch fast wie die berüchtigten Fragen des alten Philosophen Sokrates: Sie zeigen dem Papa, der Mama oder Oma und Opa, dass vieles, was sie für selbstverständlich halten, gar nicht so selbstverständlich ist. Bei den Vater-Sohn-Dialogen, die uns der bekannte bayerische Schriftsteller Helmut Zöpfl hier serviert, geht es sowohl um die ganz alltäglichen als auch um die recht "ausgefallenen" Themen: um die Schule, um Stammtische, um Fußball - aber auch um Bildung, Politik und den Urknall. Und wie es Kinderfragen so an sich haben: Man kann darüber herzlich lachen - aber auch lange nachdenken.

Leseprobe

LESEPROBE zuVollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2010

© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Titelillustration und Illustrationen im Innenteil: Sebastian Schrank, MünchenLektorat und Satz: Bernhard Edlmann Verlagsdienstleistungen, Raubling

eISBN 978-3-475-54549-8 (epub)

Worum geht es im Buch?

Helmut ZöpflDu Papa

»Du, Papa, bin ich eigentlich hochbegabt?«

Kinderfragen lösen bei der Erwachsenenwelt meist große Heiterkeit aus. Manchmal sind sie aber auch fast wie die berüchtigten Fragen des alten Philosophen Sokrates: Sie zeigen dem Papa, der Mama oder Oma und Opa, dass vieles, was sie für selbstverständlich halten, gar nicht so selbstverständlich ist.

Bei den Vater-Sohn-Dialogen, die uns der bekannte bayerische Schriftsteller Helmut Zöpfl hier serviert, geht es sowohl um die ganz alltäglichen als auch um die recht »ausgefallenen« Themen: um die Schule, um Stammtische, um Fußball – aber auch um Bildung, Politik und den Urknall. Und wie es Kinderfragen so an sich haben: Man kann darüber herzlich lachen – aber auch lange nachdenken?

Inhalt

Das Packerl

Wia is des mit de Gene?Nicht nur in der Schule lernt man fürs Leben

Gene

Exakte Wissenschaft

Stammtisch

Intelligenz

Vorurteile

Was is’n Kunst?Über Zeitgenossen und Zeitgeist

Kunst

Der Akt

Der Psychologe

Der Astrologe

Gleichberechtigung

Der Agnostizist

Der Fußballstar

Was is’n Entbürokratisierung?Vater Staat und seine Kinder

Bürokratie

Bildung

Wia war des damals mit’m Urknall?Über Gott und die Welt

Was war der Anfang?

Vom Nix und wieder Nix

Werte

Punkt

Weltuntergang

Das Packerl

BUB: Du, Papa, hast du mitkriagt, was in dem Packerl drin war, des mir die Tante Fini zum Geburtstag gschickt hat?

PAPA: I hab zwar mitkriagt, dass du von der Tante Fini a Packerl gschickt kriagt hast, aber i woaß doch net, was da drin war. I werd mi hütn, dass i Post aufmach, wo draufsteht, die is für’n Bene. Da möcht i net hörn, wias du wieder stänkern daadst von wegen Briefgeheimnis. I hab lediglich bemerkt, dass des Packerl viereckert war.

BUB: Viereckert? Des is doch klar. Alle Packerl san viereckert.

PAPA: Net unbedingt. Wenn dir die Tante Fini beispielsweis an Globus gschickt hätt, na hätt des Packerl aa rund oder vuimehr kugelförmig gwesn sei’ könna.

BUB: An Globus? Was is denn des wieder? Fürs Klogeh brauch i doch koan eigenen Klo-Bus, da geh i oiwei no z’ Fuaß. Hahaha.

PAPA: Sehr witzig. Aber mi daad’s bei deiner Geografie-Notn gar net wundern, wennst wirklich net amal mehr wissatst, was a Globus is. Außerdem schreibt ma den mit am G vorn, und Klo schreibt ma mit K, konnst dir ruhig merkn. Im Falle des Falles. Wennsd’ di da verdoa daadst, könnt’s peinlich werdn. Hihi. Aber jetzt red scho, was in dem Packerl drin war, wenn’s koa Globus war.

BUB: Ja, des is’ ja grad. Des war so a komischs Dings, a viereckerts. Z’erst hab i gmoant, es waar so a veraltete Videokassetn gwesn, die’s lang vorher gebn hat vor de DVD. Und mia habn doch no an so an Rekorder. Und da wollt i’s neilegn. Hat aber net neipasst. Na hab i mir denkt, es waar irgend so was Akustisches, und i hab gsuacht, wo ma eventuell an Kopfhörer neistecka könnt. Aber i hab koa Anschlussstelle gfundn, weder obn no untn, weder hint no vorn. Und es war aa net ums Verrecka was zum finden für an Joystickanschluss.

PAPA: Ja, war denn da koa Gebrauchsanweisung dabei? Aber die hättst mit deim magern Englisch sowieso net lesn könna.

BUB: Ja, ja, is scho recht. Du muaßt redn. Du konnst ja net amal a Ti-Äitsch gscheit aussprecha.

PAPA: Was für a Tee?

BUB: Hahaha. Tee. Des sagt alls über deine Sprachkenntnisse aus. Also nacha. I hab weitergsuacht und hab gschaugt, wo ma Batterien neilegn muaß, damit des Dings vielleicht amal an Saft kriagt. Vielleicht, hab i mir denkt, leucht’ dann irgend a Lamperl auf oder was. Aber sosehr wiari des Dings abgsuacht hab, es war koa Batteriefach zum finden.

PAPA: Ja mei, na werd’s halt a ganz a moderns Gerät sei, des wo mit Sonnenenergie arbat.

BUB: Hab i ma aa denkt, aber i hab aa allerweil überlegt, wia ausgrechnet die Tante Fini, die wo doch von der modernen Technik weniger versteht wia a, sag ma amal, der Tarzan vom Schlittschuhlaufn, ausgrechnet a so a ganz modernes Gerät aussuacht, des wo ma net amal mehr wo oschliaßn braucht, weil’s ganz von selber funktioniert.

PAPA: Du meinst eine Art Perpetuum mobile.

BUB: Was für a Mobil?

PAPA: Perpetuum mobile. Des is Lateinisch, dei’ Lieblingsfach, wosd’ regelmäßig dein’ Sechser z’sammbringst. Perpetuum mobile hoaßt wörtlich übersetzt »das sich ständig Bewegende«.

BUB: Ah so, warum sagst’n des net glei? Also desselbe wia in unserer Klass der Kai-Uwe. Der is des aa.

PAPA: Jetzt kimm i nimmer mit. Wiaso sollt der Kai-Uwe a Perpetuum mobile sei?

BUB: Doch, Papa, der konn überhaupts net oa Sekundn ruhig dasitzn. Und mei’ Lehrer hat oiwei gsagt, dass er offenbar Wepsen im A… – im Hintern hat. Aber jetzt haben seine Eltern eahm vom Dr. Laubender bestätigen lassen, dass er a ADHS-Symptom hat.

PAPA: Syndrom moanst halt.

BUB: Ja, is ja wurscht. Du willst halt allerweil recht haben. Aber seit der Zeit is er furchtbar eingebildet und behaupt’, dass er ganz was Bsonders is und nämlich net bloß motorisch, sondern sogar hypermotorisch waar und deswegn a Klass glei überspringa kaant. Und deswegn trinkt er allerweil aus am Flascherl, wo »Ritalin« draufsteht. Papa, kaufst ma aa so a Trankerl, zwengs’m Überspringa?

PAPA: Vom Kai-Uwe kaanntst dir a Scheibn abschneidn.

BUB: Wiaso?

PAPA: Weils du scheint’s as pure Gegenteil von dem Kai-Uwe bist. Der konn net staad sitzn, und du bist scho a paarmal sitzn bliebn. Hahaha. – Aber ohne Gspaß. Was is jetzt des für a Gerät, wosd’ von der Tante Fini kriagt hast?

BUB: Glaub ma’s, Papa. I hab mit eahm wirklich alls Mögliche ausprobiert und gsuacht und gsuacht, wo wenigstens die »On«-Taste oder der »Enter«-Knopf sei’ kaannt. Damit i nacha auf Google hätt hupfa könna.

PAPA: Guglhupf? Ja, des waar was gwesn, wenn dir die Tante Fini an Guglhupf gschickt hätt. Ihre Guglhupfe san ein Gedicht.

BUB: Mei, Papa, bei dir is, was Technik anbetrifft, wirklich Hopfn und Malz verlorn. I woaß, du bist oiwei no net in der Lage, dassd’ a SMS schickst, und du bist aa der Oanzigste von allen Eltern in der Klass, der no net amal a E-Mail-Adressn hat. Aber a blinde Hehna findt hin und wieder, wia’s so schee hoaßt, aa amal a Korn. Schaug dir amal des Dings o. Vielleicht woaßt doch, was des is.

PAPA: Dir gib i glei a blinde Hehna. Wenn scho, dann zumindest ein Gockel. Aber ganz ehrlich, da werd i dir wirklich net weiterhelfa könna, wenn des a so komplizierts Gerät is, wiasd’ ma grad beschriebn hast. Aber wennsd’ moanst, na zoagst ma’s halt.

BUB: Moment. Da is’. Schaug amal, was da drobn steht: »Karl May«. Net amal der Monatsname is richtig gschriebn.

PAPA: Zoag her. – Ja, sag amal, bist du no zu retten? Woaßt, was des is? Ein Buch!

Du, Papa …

Wia is des mit de Gene?

Nicht nur in der Schule lernt man fürs Leben

Gene

BUB: Papa, daads du da bitt schön unterschreibn?

VATER: Was is’n des?

BUB: I wollt di ja eigentlich wegn a so an Schmarrn gar net belästigen, aber unser Biolehrerin kennt jetzt mei’ Unterschrift von dir scho.

VATER: Bio. Aha, hast jetzt die Schulaufgab rauskriagt? Was hast’n?

BUB: Die größtmögliche Punktzahl.

VATER: Ah geh. ’s letzt Mal hast aber no an Sechser ghabt. Was is’n desmal?

BUB: Wieder oana. Mei’ Lehrerin hat gsagt, i hätt a ziemlich konstantes Leistungsniveau.

VATER: An Sechser? Ja, warum sagst nacha, dassd’ die meisten Punkte hast?

BUB: Stimmt doch: A Siebner is net rauskommen. Und i war der oanzige Sechser.

VATER: Du, da versteh i jetzt wirklich koan Spaß mehr. Bio war scho immer ein Lernfach. Da wersd’ halt wieder stinkfaul gwesn sei. Des kimmt davon, weilsd’ ständig auf dem Gameboy umanandadruckst, anstatt dassd’ was lernst. Da hätt uns unser Vater was pfiffn.

BUB: Hat er gar net könna. Damals hat’s no gar koane Gameboys gebn. Also hinkt der Vergleich.

VATER: Dir hink i nacha glei. Bei dir fehlt jede Arbeitsmoral. Des is’.

BUB: Vater, jetzt komm ma bitte net mit Ethik. Informier di liaber in Genetik.

VATER: Was soll i? Was hat denn dei’ Bombensechser mit Genetik zum doa?

BUB: Da siehgt ma halt amal wieder, dass du genauso hinkst wia deine Vergleiche: und zwar hinter der Zeit her. Erstens war das der beste Sechser, den wo i seit langem gschriebn hab, hat die Lehrerin gsagt, zwoatens ghört Genetik aa zur Biologie, und drittens kann ma heutzutag über d’ Schui nimmer mitredn, wenn ma wia du koan blassn Deut von dene Gene hat.

VATER: Was soll denn des hoaßn?

BUB: Dass ma heutztag genau woaß, dass alles von de Gene abhängt. Was konn denn i dafür, wenn i net des richtige Bio-Gen hab?

VATER: Bio-Gen. A solchener Krampf. Wo hast den Schmarrn glernt?

BUB: In Biologie.

VATER: In Biologie. Ja, da schau her. I hab mir denkt, du woaßt nix von Biologie.

BUB: Ja mei, a blinde Henn findt aa a Gen. Guat, gell? Des is mir grad eigfalln. Aber im Ernst, wenn i die richtign Gene hätt, na waar i aa a solches Genie wia zum Beispiel der Einstein. Habts ihr euch eigentlich des genau überlegt, du und d’ Mama?

VATER: Was soll des jetzt wieder hoaßn?

BUB: Ja mei, vor der Zeugung halt, obs ihr des richtige Potential für an solchenen netten Buam wia mi überhaupts z’sammabringts. I will ja net euere Intimitäten wissen, aber seids ihr vorher in ara genetischen Beratung gwesn? Aber des hat’s seinerzeit ja no net gebn. Und außerdem geht des ja alles vui früahra o, bei de Großeltern, de Urgroßeltern und so weiter. Des is halt Pech, dass i rein genetisch offensichtlich den falschen Stammbaum hab.

VATER: Des is ja nimmer zum anhörn, was du da ois verzapfst. Da muaß i doch glatt amal zu deiner Biolehrerin hingeh’.

BUB: Da werst enttäuscht sei’.

VATER: Wieso?

BUB: Da haben si halt rein genetisch offensichtlich die zwoa Falschn troffn. A zwoate Claudia Schiffer is’ jedenfalls net. Aber was soll’s. Meine Großeltern mütterlicherseits waarn si wohl besser aa aus’m Weg ganga.

VATER: Also, jetzt reicht’s mir aber wirklich. Auf die Unverschämtheit hin kriagst an Hintern versohlt.

BUB: Papa, bist narrisch wordn? Prügelstrafe is längst verboten. Da konnst saubere Schwierigkeiten kriagn.

VATER: Schwierigkeiten? I? Da täuschst di. Wenn mir jetzt die Hand ausrutscht, bin doch net i schuld, sondern bloß meine Gene.

Exakte Wissenschaft

PAPA: Bene, komm amal her! Hallo, Bene. Ja, hört denn der überhaupt nimmer? Bene!

BUB: Was is denn los?

PAPA: Du, i schrei dir jetzt scho a halbe Stund. Hast du dir deine Ohrn net ausputzt? Ja, was is denn mit deim Haxn los?

BUB: Beim Fußballspuin hat mir der Martin oane naufghaut. – Und außerdem hab i grad Bio glernt.

PAPA: Du hast Bio glernt? Des is ja was ganz Neus. Möchst endlich von deim Sechser wegkomma?

BUB: Papa, Noten san Schall und Rauch. Ich mach’s der Wissenschaft zuliebe.

PAPA: Ha? Der Wissenschaft zuliebe? Was soll denn des wieder hoaßn?

BUB: Ja, dass mia halt in der Biologie streng wissenschaftlich arbeitn, net wia ihr seinerzeit bloß die oanzelnen Vogelartn auswendig lernen.

PAPA: Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar, hahaha. Immerhin hab i in Biologie an Oanser oder zumindest an Zwoarer ghabt.

BUB: Aber Wissenschaft war des koane. Unser neuer Lehrer geht experimentell vor und beteiligt uns an ganz neue Erkenntnisse.

PAPA: Dass i net lach. Des werd scho was Gscheits sei’.

BUB: Kennst du beispielsweise des Spinnen-Experiment?

PAPA: Spinnen-Experiment? No nia was ghört davo!

BUB: Siehgst as. Also, unser Lehrer hat a lebendige Spinne aufn Tisch gsetzt, hat ihr pfiffa und sie otupft.

PAPA: Ja und?

BUB: Die Spinna is sofort losmarschiert.

PAPA: Des hätt i aa ohne Experiment gwusst.

BUB: Ja, aber dann hat er ihr oan Haxn auszupft, wieder pfiffen und sie ogstoßn. Und scho is’ loskrabbelt.

PAPA: An Hax auszupft. Die arme Spinne!

BUB: Er hat’s ja für die Wissenschaft do. Aa des, dass er ihr des zwoate Haxerl ausgrissn hat. Und wieder is desselbe passiert.

PAPA: Na ja, die Spinna hat ja no gnua Füaß’ zur Verfügung, owei no mehr wia du oder i.

BUB: Siehgst, und mit zwoa Haxn is’ auf Pfiff und Stupser trotzdem no – allerdings scho mühsamer – losghumpelt.

PAPA: I kapier net, was des Ganze soll. Für mi is des Tierquälerei und sonst gar nix.

BUB: Papa, wenn alle so denkn daadn wia du, na gaab’s koane Erfindungen, rein gar nix, net amal as Rad hättns’ erfundn.

PAPA: Was hat jetzt as Rad mit der Spinna zum doa? Is des Experiment vielleicht da drauf nausglaufa, dass die Spinna, wenns’ koane Füaß’ mehr hat, Radl fahrt? Hahaha.

BUB: Papa, jetzt bist aber albern. Da merkt ma halt, dass du nia wissenschaftlich g’arbat hast. Unser Experiment hat ein höchst überraschendes Ergebnis bracht. Der Lehrer hat ihr aa no die letztn zwoa Haxn abzwickt, ihr pfiffa und sie ogstupst.

PAPA: Jetzt hörst aber auf, des arme Viecherl.

BUB: Nix armes Viecherl, eine Heldin der Wissenschaft is die Spinna jetzt. Sie hat si nämlich auf’n Pfiff koan Millimeter mehr bewegt. Und damit ist der Beweis erfolgt, dass bei Spinnen des Gehör in de Haxn sitzt. Wenns’ koane mehr haben, konnst pfeifa, so laut und so lang, wiast meinst. Da geht rein gar nix mehr.

PAPA: I glaub, i spinn.

BUB: Des hast jetzt du gsagt.

PAPA: Halt amal. Jetzt fallt ma grad ei, dass der Lehrer doch vielleicht gar net so unrecht hat.

BUB: Sag i doch, Papa. Wissenschaft ist Wissenschaft. Aber wia bist jetzt da plötzlich draufkomma?

PAPA: Ja, weil’s bei dir offensichtlich so ähnlich is wia bei dera Spinna. Seits du dein’ wehen Haxn hast, hörst offensichtlich aa nimmer gscheit.

Stammtisch

BUB: Du, Papa, was is’n des eigentlich, a Stammtisch?

PAPA: Ja, du bist guat, du werst doch wissen, was a Stammtisch is. Des is eine der wichtigsten Einrichtungen bei uns in Bayern. Aber des is typisch: Unser Jugend hat halt überhaupts nichts mehr drauf mit Traditionen und Bräuchen.

BUB: Ja, ja, is scho recht. Des is wieder typisch für di, Papa, dass du, kaum dass ma di was fragt, auf die heutige Jugend schimpfst. Aber des is net neu. Unser Gschichtslehrer hat uns erzählt, dass auf einer babylonischen Tonscherbe 2000 Jahre vor Christi Geburt scho eine Klage über die damalige Jugend draufgstandn is.

PAPA: Ja, und recht hat die Tonscherbn ghabt. Du siehgst ja, was aus Babylon wordn is. Und uns werd’s genauso geh, wenn ma die Traditionen nimmer beachtn.

BUB: Daadsd’ ma du jetzt trotzdem sagn, was a Stammtisch is?

PAPA: Also, wennst moanst. Ein Stammtisch steht in der Regel in einer Wirtschaft oder einem Biergarten. Und da treffen sich oamal in der Woch bestimmte Leut.

BUB: Welche Leut?

PAPA: Ja, eigentlich oiwei wieder dieselben, die wo halt einen Stammtisch bilden.

BUB: Also jede Woch oamal, in demselben Lokal dieselben Leut?

PAPA: Richtig.

BUB: Ja, und was dean die Leut dann?

PAPA: Ja mei, nix Bsonders. Essn und trinken und ratschn.

BUB: Aber essn und trinken dean doch in der Regel alle Leut in jeder Wirtschaft. Und redn deans’ doch aa miteinander, zumindest wenn’s mehra san.

PAPA: Ja, scho. Aber bei am Stammtisch gibt’s halt ganz bestimmte Themen, die wo si wiederholn.

BUB: Zum Beispiel?

PAPA: Ja mei. Der oane redt stundenlang über Fuaßball und schimpft über den jeweiligen Trainer von seim Verein.

BUB: Is des alls?

PAPA: Naa, naa, der andere erzählt oiwei wieder von seine Enkerl. Manchmal konn ma’s scho nimmer hörn.

BUB: Und sonst nix?

PAPA: Naa, naa. Oaner verzählt in der Regel oiwei wieder denselben Witz. Der is scho älter als wie der Böhmerwald. Und a beliebts Thema is natürlich aa die Gesundheit, oder besser die Krankheit. Oaner is an am Stammtisch allerweil dabei, der wo unentwegt über seine Wehwecherl jammert. Aber in der Regel is des aa wurscht, was der jeweilige verzählt. Es is sowieso, wia gsagt, ständig desselbe, und meistens hört koaner mehr auf den andern hi. – So, und jetzt is a Ruah mit der Fragerei. Mia pressiert’s jetzt. Heut hamma nämlich unsern Stammtisch im Volkarteck. Und der is mir heilig!

Intelligenz

BUB: Du, Papa, bin i eigentlich hochbegabt?

PAPA: Du hochbegabt? Ja, wia kimmst jetzt da drauf?

BUB: I moan halt, weil mir oiwei so langweilig is!

PAPA: So. Und was hat denn des mit Begabung zum doa?

BUB: I hab grad in der Zeitung an Artikel glesn, wo drinsteht, dass Langeweile ein Zeichen von Hochbegabung sein kann.

PAPA: Wer behauptet denn an solchen Schmarrn?

BUB: Ein gewisser Professor Dings. Der hat festgstellt, dass’ manche Kinder in der Schui oft langweilig is, weils’ scho alls wissen.

PAPA: So, so. Aber da bist auf’m Holzweg, wennst moanst, dass des Wort »genial« was mit »gähnen« zum doa hat. Vor allem brauch i bloß dei’ letzts Zeugnis oschaugn mit oam Fünfer und an Haufa Vierer. Woaßt du, was »fünf« bedeut’? Mangelhaft. Und vier: ausreichend. Des hoaßt, dass dein Wissen in der Regel ausreichend bis mangelhaft is.

BUB: Noten habn mit Hochbegabung nix z’ doa, sagt der Professor Dings. Die stellt si erst bei am Intelligenztest raus.

PAPA: Intelligenztest. Aha. Und was soll des nacha sei’?

BUB: Des liegt doch auf der Hand. Da wird die Intelligenz getestet, gemessen sozusagen.

PAPA: Ja, und was is nacha Intelligenz überhaupt?

BUB: Mei, Papa, des is doch klar. Der Professor Dings sagt: Intelligenz ist, was ma mit dem Intelligenztest messen konn.

PAPA: Also besonders intelligent is ja dei’ Professor Dings scheint’s aa net. Dann waar ja a Wasser beispielsweise des, was ma mit ara Wasserwaag wiegn konn. Du werst doch net behauptn, dass du das Wesen eines Rindviehs erfasst hast, wennst beim Metzger, sag’ ma, amal drei Pfund Rindfleisch kaufst.

BUB: Wia moanst jetzt des mit dem Rindvieh?

PAPA: So, wiar i’s gsagt hab! A Rindvieh is und bleibt a Rindvieh, gleich, ob ma’s wiegt oder net. Und i behaupt aa, dass mit dene Dings, dene Tests no koaner gscheiter wordn is. In Niederbayern gibt’s a Sprichwort: D’ Sau werd net vom Wiegen fett. – Aber i woaß oiwei no net, auf wasd’ eigentlich rauswuist. Was passiert denn mit jemand, der wo als Hochbegabter gmessn wordn is?

BUB: Allerhand. Der derf vielleicht a Klass überspringa. Des waar was für mi!

PAPA: Oh mei. I waar froh, wenn sich deine sportliche Aktivität net aufs Drehen von Ehrenrunden beschränken daad.

BUB: Papa, du bist nachtragend, wega dene zwoa Mal. Warum sträubst dich denn so, dassd’ wenigstens oamal mein’ IQ feststelln lasst?

PAPA: I-was? I-Kuh! Also doch Rindvieh, hahaha.

BUB: Jetzt werst aber albern, Papa. Du, sag amal, haben deine Eltern eigentlich bei dir seinerzeit dein’ IQ messen lassn? Vielleicht waarst du aa a verkappter Hochbegabter gwesn.

PAPA: Moanst? Jetzt schmeichelst mir aber. Naa, naa, bei uns hat’s seinerzeit so was no net gebn. Mei, vielleicht, wenn i mir’s so überleg …

BUB: Denk dir nix, du hast scho aa deine Qualitäten.

PAPA: Vielen Dank. Des erinnert mi a bisserl an die Gschicht mit dem Schulrat. Kennst die?

BUB: Naa.

PAPA: Pass auf: Also, da hat a Schulrat amal eine Schulinspektion macha müaßn und is mit seim Auto aufs Land außegfahrn. Ausgerechnet a zwoa, a drei Kilometer vorm Schulhaus bleibt sei’ Karrn steh’ und geht ums Verrecka nimmer weiter. Wia die Akademiker san, er hat nimmer aus no ein gwussst und is kopfschüttelnd vor dem Wagn gstandn. Da is a kloaner Bua daherkomma. »Konn i Eahna helfn?«, hat der Kloane ganz höflich gfragt. – »Oh mei«, hat der Schulrat gsagt, »des is guat gmoant, aber schau hi, der Wagn geht koan Meter mehr weiter.« – »Schau ma halt amal«, sagt da der Bua und druckt glei an dem richtigen Knopf, dass die Motorhaubn aufspringt. »Aha«, sagt er und holt von dem Brunnen danebn a Büchsn voll Wasser. Des giaßt er wo nei. Dann draht er a wengerl rum und moant: »Probiern Sie’s amal, jetzt müaßt er eigentlich ospringa.« – Der Schulrat schaugt a bisserl ungläubig. Dann probiert er’s aber doch. Was soll i sagn? Prompt springt des Auterl wieder o. Der Schulrat is ganz außer sich und moant: »Also, du bist aber a gscheiter Bua.« Dann schaut er auf oamal. »Jetzt sag amal, jetzt waar doch eigentlich Unterricht. Warum bist denn du net in der Schui?« – »Oh mei, wissen S’«, stottert der Bua a bisserl verlegn, »äh, i ghör zu de Dümmern in der Klass. Und da hat unser Lehrer gmoant, weil i eahm vorm Schulrat, der wo heut kimmt, gwiss blamiern daad, soll i liaber net in d’ Schui geh.« Hahaha. Da siehgst also, dass Intelligenz und Intelligenz zwoaraloa Paar Schuah’ sei’ kenna. Im Übrigen hams’ bei uns Intelligenz no auf a ganz a andere Art festgstellt. Bei uns hat’s des net gebn, dass ma bloß aus a paar Antworten die richtige aussuacht und davor a Kreuzl macht. Da kommen doch bloß no Kreuzlschreiber raus, wennsd’ mi fragst. Aber mi fragt ja koaner.

BUB: Wer soll di denn scho fragn?

PAPA: Manche daad’s auf alle Fälle nix schadn. Also pass auf. Jetzt test i di: Darf ein Mann in Deutschland nach dem Gesetz die Schwester seiner Witwe heiraten?

BUB: Woher soll i denn des wissn? I bin doch koa Jurist.

PAPA: Haha. Wennst a bisserl nachdenkst hättst, waarst aa ohne Juristerei draufkomma, dass des net geht. Wenn sei’ Frau a Witwe is, na is er ja gstorbn. Haha. Woaßt wenigstens, wie viele Tiere Moses von jeder Sortn in seine Arche mitgenommen hat?

BUB: Also, so blöd bin i jetzt aa wieder net. Natürlich zwoa. Ein Paar halt.

PAPA: Hähähä. Der Moses hat gar keine Arche nicht ghabt, des war der Noah. Oh mei, oh mei. Bei dir fehlt’s ja weit.

BUB: Also des is ausgsprochn unfair von dir. I hab keine Möglichkeit kriagt, dass i an Joker einsetz.

PAPA: Was möchst, an Joker? Dass i net lach! Mein Joker is mein Grips.

BUB: Auf den bin I jetzt gspannt. Na müaßast du ja wissen, was der Unterschied zwischen einem Klavier und einem Eichkatzl is.

PAPA: Zwischn am Klavier und am Eichkatzl? A so a blöde Frage.

BUB: Also du gibst zua, dassd’as net woaßt. I sag’s dir: Wenn’s auf an Baum aufekraxelt, na is’ a Eichkatzl. Hahaha. Kennst du wenigstens den Unterschied zwischen am indischen und am afrikanischen Elefant?

PAPA: Moment, i glaub, die Größe.

BUB: Vui einfacher: Des is eahna unterschiedliche Postleitzahl. Papa, du denkst einfach zu kompliziert.

PAPA: Jetzt hörst aber auf mit dem Schmarrn. I lass mi doch von dir net derbleckn. Und außerdem langweilt mi schee langsam dei’ blöde Fragerei.

BUB: Papa, sag des no amal, bitte. Dir is langweilig? Des bedeutet, dass du doch irgendwie hochbegabt bist. Ui geil, dann hab i ja doch echte Chancen bei deine Gene, Papa!

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