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<p><strong>Maximaler Praxisbezug</strong></p> <p>Der Titel behandelt die wichtigen Krankheitsbilder und Fragestellungen in der Allgemeinmedizin. Dabei gilt: Nur so viel Theorie wie n&ouml;tig. Viele Fallbeispiele aus der Praxis illustrieren das konkrete Vorgehen. Die Texte am Seitenrand fassen das Wesentliche zusammen und sind ideal zum Reinlesen in ein Thema und zum Wiederholen, z. B. vor einer Pr&uuml;fung.</p> <p>Die Auflage ist auf dem neuesten Stand, inkl. Ber&uuml;cksichtigung der relevanten Leitlinien und wichtiger Formulare. Neu hinzugekommen ist ein Kapitel zum in der Allgemeinmedizin sehr relevanten Thema &bdquo;Quart&auml;re Pr&auml;vention&ldquo;.</p> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verf&uuml;gung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.</p> <p>Ideal f&uuml;r Studenten im klinischen Studienabschnitt, PJ-Studenten und &Auml;rzte in der Weiterbildung zum Facharzt f&uuml;r Allgemeinmedizin.</p> <p>Duale Reihe: Ausf&uuml;hrliche Lehrb&uuml;cher zum vertiefenden Lernen mit vielen didaktischen Elementen sowie Abbildungen und Tabellen, die das Lernen erleichtern.</p> <p>Der Text in der Randspalte dient als Repetitorium und kann zur gezielten Pr&uuml;fungsvorbereitung genutzt werden. Hier finden Sie die wichtigsten Aussagen des Haupttextes geb&uuml;ndelt und Sie haben die zugeh&ouml;rigen Abbildungen und Tabellen immer im Blick. </p>
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Seitenzahl: 1634
Veröffentlichungsjahr: 2017
Duale Reihe
Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Michael M. Kochen
Heinz-Harald Abholz, Attila Altiner, Cadja Bachmann, Stephan Bartels, Erika Baum, Annette Becker, Antje Bergmann, Stefan Bilger, Wolfgang Blank, Jutta Bleidorn, Stefan Bösner, Silke Brockmann, Jean-François Chenot, Norbert Donner-Banzhoff, Günther Egidi, Peter Engeser, Thomas Fischer, Michael H. Freitag, Ildikó Gágyor, Jochen Gensichen, Ferdinand M. Gerlach, Katharina Gerlach, Christiane Godt, Peter Godt, Markus Gulich, Markus Herrmann, Wolfgang Himmel, Eva Hummers-Pradier, Jürgen in der Schmitten, Elke Jäger-Roman, Ralf Jendyk, Detmar Jobst, Stefanie Joos, Ulrike Junius-Walker, Hanna Kaduszkiewicz, Reinhold Klein, David Klemperer, Hans-Dieter Klimm, Michael M. Kochen, Thomas Kühlein, Thomas Ledig, Manfred Lohnstein, Wolf-Dieter Ludwig, Thomas Maibaum, Peter Maisel, Fritz Meyer, Wilhelm Niebling, Christina Niederstadt, Uwe Popert, Susanne Rabady, Stephan Reichenbach, Marco Roos, Carla Rosendahl, Jörg Schelling, Martin Scherer, Guido Schmiemann, Antonius Schneider, Nils Schneider, Sven Schulz, Andreas Schuster, Ulrich Schwantes, Anne Simmenroth, Alfred Simon, Andreas Sönnichsen, Jost Steinhäuser, Joachim Szecsenyi, Gudrun Theile, Wolfgang Tonn, Pinar Topsever, Michael Wendler, Robert Werhahn, Armin Wiesemann, Stefan Wilm
5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
160 Abbildungen
„In many instances knowing the person who has the disease is as important as knowing the disease that person has.“ Prof. James McCormick (1925 – 2007)
Das über 20 Jahre alte Zitat von James McCormick, Allgemeinarzt und ehemaliger Professor für Gemeindemedizin am Trinity College in Dublin, hat auch heute nichts an Aussagekraft verloren. Die Gleichwertigkeit der Kenntnis eines Individuums und des Wissens um seine Krankheit verdeutlicht eine der Besonderheiten der Allgemeinmedizin und ist Teil der Definition des Faches geworden. Deutlich weniger stark verbreitet als zur Zeit der früheren Auflagen, aber immer noch präsent ist hingegen das Missverständnis, das Fach sei ein Sammelsurium von Teilen anderer Fachgebiete, pragmatisch auf die Bedürfnisse der Praxis zugeschnitten. Zweifellos wird der Hausarzt mit verschiedenen Beschwerden konfrontiert, die in unterschiedliche Fachgebiete hineinreichen; deshalb muss er auch Aspekte dieser Fächer in seine Überlegungen integrieren. Das Spezifische der Allgemeinmedizin ist jedoch in erster Linie die umfassende, d. h. somatische, psychische und soziokulturelle Beratung und Betreuung von Menschen, gesunden wie kranken, die den Hausarzt als erste Kontaktstelle des Gesundheitssystems aufsuchen („primary health care“). Die Art und Häufigkeit der dabei vorgebrachten Probleme sowie die Umgangsformen der betroffenen Patienten und ihrer Familien mit Krankheiten und Konflikten unterscheiden sich oft fundamental von der stark selektierten „Realität“ mancher Spezialfächer. In Ergänzung, nicht selten aber auch im Gegensatz zur synoptischen Beschreibung einzelner Krankheitsbilder in der „klinischen Medizin“, steht die umfassende hausärztliche Betreuung des ganzen Menschen in seinen individuellen Lebensumständen im Mittelpunkt dieser Darstellung. Sie betrifft die Multidimensionalität des Krankseins und die soziale Autonomie auf Seiten des Patienten ebenso wie die Probleme der Entscheidungsfindung oder die Unsicherheit beim „abwartenden Offenlassen einer Diagnose“ auf Seiten des Allgemeinarztes. Neben der Vermittlung theoretischer Grundlagen und spezifischer Problemfelder der Allgemeinmedizin widmet sich das Buch unverändert den in der Praxis wichtigen und häufigen Beratungsanlässen. Der bewusste Verzicht auf Vollständigkeit bei der Abhandlung bekannter medizinischer Fakten (die in Lehrbüchern anderer Fachgebiete ausführlicher nachgelesen werden können), die problemorientierte Darstellung und die Konzentration auf die spezifische Vorgehensweise des Allgemeinarztes sollen deutlich machen, dass es sich hier um eine allgemeinmedizinische „Denkschule“ und nicht um die oft unreflektierte Aneinanderreihung von Teilen anderer Fachgebiete handelt. Diese Art der Darstellung bringt es mit sich, dass an einigen Stellen Kenntnisse zu bestimmten Krankheitsbildern vorausgesetzt werden.
Das Buch ist – wie auch in anderen Gebieten üblich – ganz überwiegend von Vertretern des eigenen Faches verfasst worden: von praktizierenden, oft an den Universitäten lehrenden Allgemeinärzten. Die in der Allgemeinmedizin – noch stärker als in anderen Fächern – vorherrschende Individualität des Arztes hat dazu beigetragen, dass, trotz der „ordnenden Hand“ des Herausgebers, die persönliche Handschrift der Verfasser bei jedem Kapitel spürbar ist. Die völlig neue 5. Auflage des von der Leserschaft mit großer Zustimmung akzeptierten Lehrbuchs wurde – unter Betonung der evidenzbasierten Medizin – inhaltlich auf den aktuellen Stand der Erkenntnis gebracht und bietet wiederum ein neues Kapitel zum Thema „Quartäre Prävention – die Verhinderung nutzloser Medizin“, für das kompetente Autoren und Autorinnen gewonnen werden konnten. Die weiterführenden Literaturstellen sind unverändert auf „thieme.de" nachlesbar. Mein herzlicher Dank gilt allen Autor/innen, Verlagsmitarbeiter/innen und Studierenden. Vielen engagierten Leserinnen und Lesern, die mich durch konstruktive Zuschriften unterstützten, bin ich ebenfalls zu Dank verpflichtet. Sie haben Autoren und Herausgeber ermutigt, die neuen Wege bei der Darstellung des Faches Allgemeinmedizin auch in der fünften Auflage weiterzuentwickeln.
Freiburg, im Juni 2017
Michael M. Kochen
Vorwort
Teil I Hausärztliche Handlungskonzepte
1 Anamnese, körperliche Untersuchung und Dokumentation
1.1 Die Bedeutung von Anamnese und körperlicher Untersuchung in der Allgemeinmedizin
1.2 Spezifische allgemeinärztliche Anamnese und Untersuchung
1.3 Erlebte Anamnese
1.4 Eine zentrale Frage: Was haben Sie sich gedacht?
1.5 Die Validität allgemeinmedizinischer Anamnese
1.6 Das Gespräch bei der Anamnese-Erhebung
1.7 Evidenzbasierte körperliche Untersuchung in der Allgemeinmedizin
1.8 Dokumentation
2 Der Hausbesuch
2.1 Einführung
2.2 Arten von Hausbesuchen
2.3 Inhaltliche und methodische Schwerpunkte bei den verschiedenen Besuchsarten
2.3.1 Erstbesuch aus akutem Anlass
2.4 Hausbesuchsanforderung und Telefonanamnese
2.4.1 Art der Hausbesuchsanforderung
2.4.2 Umfelddiagnostische Vorteile des Hausbesuches
2.4.3 Hausbesuch als sozialmedizinische Intervention
2.4.4 Die Hausbesuchstasche
2.4.5 Der Hausbesuch im Vertretungsdienst
2.4.6 Bedeutung des Hausbesuches in der Weiterbildung
3 Der Notfall in der Allgemeinmedizin
3.1 Definition des Notfalls
3.2 Häufigkeit von Notfällen
3.3 Diagnostik bei Notfällen
3.3.1 Erklärungen für subjektiv als bedrohlich empfundene Zustände, die es objektiv nicht sind
3.4 „Erlebte Anamnese“ und Arzt-Patienten-Beziehung
3.5 Versteckte Notfälle
3.6 Versorgungsorganisation des Notfalls
4 Früherkennung und Umgang mit Risikofaktoren
4.1 Allgemeines
4.1.1 Begriffe und Definitionen
4.1.2 Früherkennungsuntersuchungen
4.2 Kardiovaskuläre Prävention
4.2.1 Einführung
4.2.2 Bestimmung des kardiovaskulären Risikos
4.2.3 Risikokommunikation
4.2.4 Lebensstiländerungen
4.2.5 Medikamentöse Therapie und Langzeitbetreuung
5 Gesundheitsberatung
5.1 Behandlungsanlass
5.2 Grundlagen
5.2.1 Stadien der Veränderungsbereitschaft
5.3 Ätiologie – häufige Beratungsanlässe
5.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
5.5 Diagnostisches Vorgehen
5.5.1 Anamnese
5.5.2 Körperliche Untersuchung
5.5.3 Zusatzuntersuchungen
5.6 Therapieoptionen
5.6.1 Therapieziele
5.6.2 Beratungsinhalte und -strategien
5.6.3 Weitere Maßnahmen
5.7 Prognose, Nachsorge
6 Impfungen
6.1 Einführung
6.2 Grundlagen
6.3 Impfstofftypen
6.4 Aktive Immunisierung (Impfung)
6.5 Passive Immunisierung
6.6 Simultanimpfung
6.7 Standardimpfungen für Säuglinge, Kinder und Jugendliche
6.7.1 Impfung gegen Rotaviren
6.7.2 Impfung gegen Diphtherie
6.7.3 Impfung gegen Wundstarrkrampf (Tetanus)
6.7.4 Impfung gegen Pertussis
6.7.5 Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
6.7.6 Impfung gegen Poliomyelitis
6.7.7 Impfung gegen Hepatitis B
6.7.8 Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln
6.7.9 Impfung gegen Varizellen
6.7.10 Impfung gegen Meningokokken
6.7.11 Impfung gegen Pneumokokken
6.7.12 Impfung gegen humane Papillomviren (HPV)
6.7.13 Auffrischimpfungen, Schließung von Impflücken im Kindes- und Jugendalter
6.8 Impfungen im Erwachsenenalter
6.8.1 Auffrisch- und Standardimpfungen
6.8.2 Indikationsimpfungen
6.8.3 Reiseimpfungen
6.9 Impfpolitik/-empfehlungen
6.9.1 Impfpolitik und öffentliche Impfempfehlungen
7 Arbeitsunfähigkeit, Vorsorgemaßnahmen, Rehabilitation, Gutachten
7.1 Arbeitsunfähigkeit
7.2 Das Verfahren der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
7.2.1 Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit
7.2.2 Stufenweise Wiedereingliederung
7.3 Epidemiologie der Krankschreibung
7.4 Arbeitsunfähigkeit und Rehabilitation
7.5 Das Rehabilitationsverfahren
7.6 Frühberentung
8 Umgang mit Arzneimitteln
8.1 Arzneiverordnungsdaten im primärärztlichen Sektor
8.2 Besonderheiten der Pharmakotherapie in der Allgemeinpraxis
8.3 Einflüsse auf das Verordnungsverhalten niedergelassener Allgemeinärzte
8.3.1 Erwartungen des Patienten
8.4 Arzneimittelformularsystem (Individualliste)
8.4.1 Beispiel nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
8.5 Plazeboverordnungen
8.6 Multimorbidität
8.6.1 Diagnosen des Fallbeispiels im Einzelnen
8.6.2 Resümee
8.7 Adhärenz ( früher „Compliance“)
8.8 Patientenwünsche
8.9 Nicht-medikamentöse Behandlung
8.10 Umgang mit Werbestrategien der pharmazeutischen Industrie
8.10.1 Arzneimittelinformation
8.10.2 Arzneimittelmuster
8.11 Zehn Empfehlungen zur rationalen Arzneimitteltherapie
9 Umgang mit physikalischer Therapie
9.1 Einführung
9.2 Grundlegende Prinzipien
9.2.1 Wirkmechanismus physikalischer Therapie
9.2.2 Anwendung physikalischer Therapie im deutschen Gesundheitssystem
9.2.3 Vor- und Nachteile physikalischer Therapie
9.3 Wichtige Formen physikalischer Therapie
9.3.1 Massage
9.3.2 Bewegungstherapie und Manuelle Therapie
9.3.3 Thermotherapie
9.3.4 Physikalisch-technische Behandlungsmethoden
10 Komplementärmedizin und Naturheilverfahren
10.1 Grundlagen
10.1.1 Verbreitung und Akzeptanz von Komplementärmedizin bei Patienten und Ärzten
10.1.2 Komplementärmedizinische Verfahren – Historie und Gegenwart
10.2 Beratungsanlässe
10.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
10.4 Diagnostisches Vorgehen
10.4.1 Anamnese
10.4.2 Körperliche Untersuchung und weiterführende Diagnostik.
10.5 Therapeutische Optionen
10.5.1 Akupunktur
10.5.2 Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)
10.5.3 Homöopathie
10.6 Ausblick
11 Psychotherapeutische Aspekte in der Allgemeinmedizin
11.1 Ambulante Psychotherapie
11.1.1 Psychotherapeutische Fertigkeiten und Methoden des Allgemeinarztes
11.1.2 Die psychosomatische Grundversorgung (PSGV)
11.1.3 Diagnostisch-therapeutisches Instrument Arzt-Patienten-Beziehung
11.1.4 Psychotherapieverfahren
11.2 Praktisches ärztliches Handeln
11.2.1 Patientenorientiertes Erstgespräch
11.2.2 Gesprächsergänzende Fragebogendiagnostik
11.3 Probleme und Grenzen von Psychotherapie in der allgemeinärztlichen Praxis
12 Arzt-Patienten-Kommunikation
12.1 Vorbemerkung
12.2 Zuhören können
12.3 Beziehung schaffen
12.4 Die ärztliche Grundhaltung
12.4.1 Empathie
12.4.2 Wertschätzung
12.4.3 Kongruenz
12.4.4 Einige Worte zur „Technik“
12.5 Schwierige Gesprächssituationen
12.5.1 Eingreifende Lebensereignisse
12.5.2 Langzeitbetreuung
12.5.3 Der fordernde Patient
12.5.4 Die schwerwiegende Diagnose
12.5.5 Vermeidbare kommunikative „Fallen“
12.6 Schlussbetrachtung
13 Sexualberatung
13.1 Sexualmedizinische Beratungsanlässe
13.1.1 Sexuelle Störungen
13.1.2 Empfängnisverhütung, Familienplanung und Kinderwunsch
13.1.3 Sexuell übertragbare Infektionen
13.1.4 Homosexualität, abweichendes Sexualverhalten und Missbrauch
13.2 Diagnostische Überlegungen
13.2.1 Die Sexualanamnese
13.2.2 Gesprächstechnik
13.2.3 Einbeziehung des Partners
13.2.4 Bedeutung somatischer Diagnostik
13.2.5 Diagnostik von sexuell übertragbaren Infektionen
13.3 Therapeutische Optionen
13.3.1 Relevanz des Hausarztes als Sexualberater
13.3.2 Definition von Sexualberatung
13.3.3 Katalytische Wirkung von Sexualberatung
13.3.4 Überweisung zur Psychotherapie
13.4 Weitere Verhaltensregeln
14 Ausländische Patienten
14.1 Geschichte und soziokultureller Hintergrund der Migration
14.1.1 Aktueller Stand
14.2 Ethnizität und Gesundheit – Kultur und Krankheitsempfinden
14.2.1 Epidemiologische Faktoren
14.2.2 Soziokulturelle Faktoren
14.3 Migration und Gesundheit
14.3.1 Stellenwert der primären Gesundheitsversorgung bei der Betreuung von ausländischen Patienten
14.3.2 Besondere Gesundheitsrisiken von Migranten
14.4 Besonderheiten bei der Versorgung von Migranten
14.4.1 Versorgung von Asylbewerbern
14.4.2 Versorgungspfade und nichtstaatliche Strukturen der medizinischen Hilfe
14.4.3 Kultursensible Kommunikation zur besseren und befriedigenderen Verständigung
14.4.4 Leitfaden für die ärztliche Gesprächsführung mit ausländischen/türkischen Patienten
15 Krankheit bei alten Menschen
15.1 Kurzüberblick
15.2 Grundlagen
15.3 Besonderheiten bei Erkrankungen im Alter
15.4 Wesentliche Gesichtspunkte der Betreuung älterer Patienten
15.5 Das Geriatrische Assessment
15.5.1 Einführung
15.5.2 Bedeutung und Definition des geriatrischen Assessments
15.5.3 Das Assessment in seiner praktischen Anwendung
15.5.4 Assessmentinstrumente für den Funktionsstatus
16 Kinder und Jugendliche in der hausärztlichen Praxis
16.1 Grundlagen
16.1.1 Epidemiologie des Praxisalltags mit Kindern
16.2 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
16.2.1 Fieber
16.2.2 Husten
16.2.3 Hautausschlag
16.3 Abwendbare gefährliche Verläufe
16.4 Diagnostisches Vorgehen
16.4.1 Anamnese
16.4.2 Körperliche Untersuchung
16.4.3 Zusatzuntersuchungen
16.4.4 Weiterführende Diagnostik
16.5 Therapieoptionen
16.6 Früherkennungsuntersuchungen
17 Chronisches Kranksein
17.1 Grundlagen
17.1.1 Definition
17.1.2 Epidemiologie
17.2 Umgang mit chronischer Krankheit und chronischem Kranksein
17.3 Mitteilung der Diagnose
17.4 Krankheitskonzept des Patienten
17.5 Aushandlung eines gemeinsamen Betreuungskonzeptes
17.6 Konkordanz oder Compliance
17.7 Kontrolluntersuchungen
17.8 Sonstige Hilfen, Rehabilitationsmaßnahmen und Berentung
17.9 Hilfen außerhalb der hausärztlichen Betreuung
18 Lebensbedrohliche chronische Erkrankungen am Beispiel Krebs und AIDS
18.1 Einführung
18.2 Epidemiologie in der Allgemeinpraxis
18.3 Diagnostik
18.4 Die Bedeutung einer lebensbedrohlichen chronischen Erkrankung
18.5 Der Umgang des Patienten mit seiner Erkrankung
18.6 Der Umgang des Arztes mit der lebensbedrohlich chronischen Erkrankung
18.7 Betreuung lebensbedrohlich chronisch Erkrankter
18.7.1 Kuration und Palliation
18.7.2 Die Aufklärung des Patienten
18.7.3 Die Begleitung des Patienten
18.7.4 Komplementäre Therapien
18.7.5 Selbsthilfegruppen
18.7.6 Krankschreibung, Rehabilitation und Berentung
19 Funktionelle und somatoforme Störungen
19.1 Definition und Charakterisierung funktioneller Störungen
19.2 Die Funktionelle Störung im engeren Sinn (FSe)
19.2.1 Akute funktionelle Störung
19.2.2 Chronisch-rezidivierende funktionelle Störung
19.3 Somatoforme Störungen
19.3.1 Definition und Klassifikation somatoformer Störungen
19.3.2 Pathogenese somatoformer Störungen
19.3.3 Epidemiologie
19.3.4 Diagnostisches Vorgehen bei somatoformen Störungen
19.3.5 Therapieoptionen
20 Palliativmedizinische Betreuung unheilbar Kranker und Sterbender
20.1 Einleitung
20.2 Epidemiologie in der Allgemeinarztpraxis
20.3 Schwerpunkte palliativmedizinischer hausärztlicher Tätigkeit
20.3.1 Symptombehandlung
20.3.2 Koordination eines multiprofessionellen Teams
20.3.3 Psychosoziale Unterstützung von Patienten und Angehörigen
20.4 Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen am Lebensende
20.4.1 Therapiezieländerung und ihre Folgen
20.4.2 Ärztliches Handeln, welches das Sterben zulässt, begünstigt oder herbeiführt („Sterbehilfe“)
20.4.3 Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen und Spiritualität
20.4.4 Kernbedürfnisse sterbender Menschen
21 Umgang mit riskantem Konsum und Sucht am Beispiel Alkohol
21.1 Sucht und riskanter Konsum
21.1.1 Formen des Alkoholkonsums
21.1.2 Klassifizierungen der Sucht
21.1.3 Epidemiologie und Kosten
21.2 Die Koabhängigkeit
21.3 Intervention bei riskantem Alkoholkonsum
21.3.1 Was kann in der hausärztlichen Praxis getan werden?
21.3.2 Kurzinterventionen in der Hausarztpraxis helfen
21.3.3 Stadien der Verhaltensveränderung
21.3.4 Erfolgsfaktoren von Interventionen bei riskantem Konsum
21.3.5 Ablauf der ärztlichen Intervention
21.3.6 Barrieren der Alkoholprävention in der Praxis
21.4 Intervention bei Alkoholabhängigkeit
21.4.1 Qualifizierte Entzugsbehandlung
21.4.2 Postakutbehandlungen
21.5 Ärzte mit Suchterkrankungen
22 Umweltmedizinische Probleme
22.1 Grundlagen
22.1.1 Einführung
22.1.2 Definitionen
22.1.3 Umweltmedizin in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung
22.1.4 Umweltfaktoren mit Einfluss auf die Gesundheit
22.2 Bedeutung der Umweltmedizin im hausärztlichen Bereich
22.2.1 Einführung
22.2.2 Diagnostisches Vorgehen und abwendbar gefährliche Verläufe
22.2.3 Hausärztliche Verantwortung: Probleme und Fallstricke
23 Hausärztliche Gemeindemedizin (community medicine)
23.1 Einführung
23.2 Gesundheitsrelevante Lebensbereiche in der Gemeinde
23.3 Gesundheitsziele von Gemeinden
23.4 Konkrete Möglichkeiten hausärztlicher Tätigkeit im Gemeinderahmen
23.4.1 Die Arbeit mit Gruppen in der Gemeindemedizin
23.5 Zukunft hausärztlich mitverantworteter Gemeindemedizin
Teil II Häufige Behandlungsanlässe
24 Der „banale Fall“
24.1 Einführung
24.2 Warum kommt ein Patient mit „banalem Fall“?
24.3 Einige Zahlen
24.4 Banalität als diagnostische Herausforderung
24.5 Definition der „Hidden Agenda“
24.6 Barrieren auf Seiten von Patient und Arzt
24.7 Leitfaden zur Prüfung vermeintlicher Banalität
25 Kopfschmerz
25.1 Grundlagen
25.1.1 Praxisrelevanz und diagnostische Problematik
25.2 Ätiologie und Klassifikation von Kopfschmerzen
25.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
25.4 Diagnostisches Vorgehen
25.4.1 Suche nach sekundären Ursachen
25.4.2 Nach Ausschluss sekundärer Ursachen
25.5 Therapieoptionen
25.5.1 Allgemeine Hinweise
25.5.2 Spezielle Therapie
25.6 Prognose/Nachsorge
26 Halsschmerzen
26.1 Einführung
26.2 Epidemiologie
26.3 Weitere diagnostische Überlegungen
26.4 Therapeutische Optionen
27 Brustschmerz
27.1 Einführung
27.2 Epidemiologie
27.3 Ätiologie – Differenzialdiagnose
27.3.1 Erkrankungen des Bewegungsapparates bzw. der Brustwand (Brustwandsyndrom)
27.3.2 Ösophagus-Erkrankungen
27.3.3 Syndrom der Pleurareizung
27.3.4 Tracheitis, Bronchitis und Perikarditis
27.3.5 Akutes Koronarsyndrom (ACS)
27.3.6 Dissektion eines thorakalen Aortenaneurysmas
27.3.7 Psychogener Brustschmerz
27.4 Abwendbar gefährliche Verläufe – „red flags“
27.5 Diagnostisches Vorgehen
27.5.1 Basisdiagnostik
27.5.2 Weiterführende Diagnostik/Schnittstellenproblematik
27.5.3 Umgang mit Unsicherheit
27.5.4 Wenn nicht das Herz, was ist es dann?
27.6 Therapieoptionen
28 Dyspnoe
28.1 Einführung
28.2 Grundlagen
28.3 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
28.3.1 Asthma
28.3.2 Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
28.3.3 Herzinsuffizienz
28.3.4 Akute Atemwegsinfektionen
28.3.5 Psychische Erkrankungen
28.3.6 Andere Ursachen für Dyspnoe
28.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
28.5 Diagnostisches Vorgehen
28.5.1 Basisdiagnostik
28.5.2 Weiterführende Diagnostik
28.5.3 Schnittstellenproblematik
28.6 Therapieoptionen
28.7 Prävention
29 Beinschmerzen
29.1 Einführung
29.2 Grundlagen
29.3 Diagnostisches Vorgehen
29.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
29.5 Differenzialdiagnosen
29.5.1 Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
29.5.2 Tiefe Beinvenenthrombose (TVT)
29.5.3 Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI)
29.5.4 Arthrose
30 Bauchschmerzen
30.1 Grundlagen
30.2 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
30.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
30.4 Diagnostisches Vorgehen
30.4.1 Basisdiagnostik
30.4.2 Weiterführende Diagnostik/Schnittstellenproblematik
30.5 Therapieoptionen
31 Diarrhö
31.1 Grundlagen
31.2 Ätiologie – ein differenzialdiagnostischer Überblick
31.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
31.4 Diagnostisches Vorgehen
31.4.1 Anamnese
31.5 Therapieoptionen
32 Obstipation
32.1 Einführung
32.2 Epidemiologie
32.3 Ätiologie
32.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
32.5 Diagnostisches Vorgehen
32.6 Therapieoptionen
32.6.1 Nicht medikamentöse Therapie
32.6.2 Medikamentöse Therapie
32.7 Prognose
33 Rückenschmerzen
33.1 Einführung
33.2 Grundlagen
33.3 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
33.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
33.5 Diagnostisches Vorgehen
33.5.1 Basisdiagnostik
33.5.2 Erweiterte Diagnostik
33.6 Therapieoptionen
33.6.1 Akute Kreuzschmerzen (≤ 6 Wochen)
33.6.2 Chronische und rezidivierende Kreuzschmerzen
34 Gelenkbeschwerden
34.1 Einführung
34.2 Epidemiologie und Klassifikation
34.3 Differenzialdiagnostischer Überblick
34.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
34.5 Diagnostisches Vorgehen
34.5.1 Anamnese
34.5.2 Körperliche Untersuchung
34.5.3 Zusatzuntersuchungen
34.5.4 Schnittstelle zum Spezialisten
34.6 Therapieoptionen
35 Fieber
35.1 Grundlagen
35.2 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
35.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
35.4 Diagnostisches Vorgehen
35.4.1 Basisdiagnostik
35.4.2 Weiterführende Diagnostik/Schnittstellenproblematik
35.5 Therapieoptionen
35.6 Prognose
36 Schlafstörungen
36.1 Grundlagen
36.2 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
36.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
36.4 Diagnostisches Vorgehen
36.4.1 Basisdiagnostik
36.4.2 Weiterführende Diagnostik
36.5 Therapieoptionen
36.6 Prognose, Nachsorge
36.7 Zusammenfassung
37 Husten, Schnupfen, Heiserkeit
37.1 Einführung
37.2 Husten
37.2.1 Grundlagen und Epidemiologie
37.2.2 Ätiologie
37.2.3 Differenzialdiagnostischer Überblick
37.2.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
37.2.5 Diagnostisches Vorgehen
37.2.6 Therapieoptionen
37.2.7 Prognose
37.3 Schnupfen und Heiserkeit
37.3.1 Grundlagen
37.3.2 Differenzialdiagnostischer Überblick
37.3.3 Komplikationen
37.3.4 Diagnostisches Vorgehen
37.3.5 Therapieoptionen
38 Müdigkeit, Erschöpfung, Leistungsknick
38.1 Einführung
38.2 Grundlagen
38.3 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
38.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
38.4.1 Depression und Angststörungen
38.4.2 Malignome und chronische Erkrankungen
38.4.3 Häufige Fehler und Trugschlüsse
38.5 Diagnostisches Vorgehen
38.5.1 Basisdiagnostik
38.5.2 Weiterführende Diagnostik/Schnittstellenproblematik
38.6 Therapieoptionen
38.6.1 Medikamentöse Therapie
38.6.2 Allgemeinmaßnahmen
38.7 Prognose, Nachsorge
39 Hautausschlag
39.1 Einführung
39.2 Grundlagen
39.3 Anamnese
39.4 Körperliche Untersuchung
39.4.1 Bewertung der Einzeleffloreszenz
39.4.2 Verteilung der Effloreszenzen
39.5 Grundlagen der Therapie
39.5.1 Terminologie topischer Zubereitungen
39.5.2 Regeln zum Verschreiben von Cremes und Salben
39.6 Häufige Hauterkrankungen in der Hausarztpraxis
39.6.1 Dermatitis/Ekzem
39.6.2 Atopische Dermatitis
39.6.3 Kontaktdermatitis
39.6.4 Seborrhoische Dermatitis
39.6.5 Psoriasis vulgaris
39.6.6 Acne vulgaris
39.6.7 Tinea
39.6.8 Trockene Haut
39.6.9 Sonnenbrand
39.6.10 Hyperhidrose (und Körpergeruch)
39.6.11 Weitere häufige Hautbefunde
40 Schmerzen beim Wasserlassen
40.1 Einführung
40.2 Epidemiologie und Differentialdiagnose
40.3 Weitere diagnostische Überlegungen
40.4 Therapeutische Optionen
40.5 Prophylaxe bei rezidivierenden Harnwegsinfekten
40.6 Geriatrische Patientinnen
41 Schwindel
41.1 Behandlungsanlass
41.2 Definition
41.3 Epidemiologie
41.4 Klassifikation
41.5 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
41.6 Abwendbar gefährliche Verläufe
41.7 Diagnostisches Vorgehen
41.7.1 Anamnese
41.7.2 Körperliche Untersuchung
41.8 Weiterführende Diagnostik
41.8.1 Technische Untersuchungen
41.8.2 Überweisung
41.9 Therapieoptionen
41.9.1 Allgemeines
41.9.2 Weitere Grundsätze zur Therapie
42 Angst
42.1 Einführung
42.2 Grundlagen und Epidemiologie
42.3 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
42.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
42.5 Diagnostisches Vorgehen
42.5.1 Allgemeine Diagnostik
42.5.2 Spezielle Diagnostik
42.6 Therapieoptionen
42.6.1 Allgemeine Aspekte der Angsttherapie
42.6.2 Das ärztliche Gespräch
42.6.3 Psychotherapie
42.6.4 Medikamentöse Therapie
42.7 Prognose
43 Depression
43.1 Einleitung
43.2 Grundlagen
43.2.1 Definitionen
43.2.2 Verläufe
43.2.3 Risikofaktoren
43.2.4 Epidemiologie
43.3 Diagnostik depressiver Erkrankungen
43.3.1 Basisdiagnostik
43.3.2 Verlaufsdiagnostik
43.3.3 Überweisung
43.3.4 Suizidalität
43.4 Therapiestrategien bei Depression
43.4.1 Nicht medikamentöse Therapie
43.4.2 Medikamentöse Therapie
43.5 Depression und Komorbidität
43.5.1 Depression und psychische Komorbidität
43.5.2 Depression und somatische Erkrankungen
44 Augenprobleme
44.1 Einleitung
44.2 Das rote Auge
44.2.1 Bakterielle Konjunktivitis
44.2.2 Virale Konjunktivitis
44.2.3 Allergische Konjunktivitis
44.2.4 Subkonjunktivale Blutung (Hyposphagma)
44.2.5 Skleritis/Episkleritis
44.2.6 Herpes-simplex- und Varizella-zoster-Virus-Infektionen
44.2.7 Uveitis/Iritis
44.2.8 Kornealulzera
44.2.9 Akuter Glaukomanfall
44.2.10 Keratoconjunctivitis photoelectrica („Verblitzung“, Schneeblindheit)
44.3 Weitere für die Hausarztpraxis wichtige Augenerkrankungen
44.3.1 Trockenes Auge (Keratoconjunctivitis sicca)
44.3.2 Hordeolum und Chalazion
44.3.3 Blepharitis
44.3.4 Verletzungen und Fremdkörper
44.3.5 Orbitaphlegmone
44.3.6 Wann soll grundsätzlich überwiesen werden?
45 Hörstörungen
45.1 Behandlungsanlass
45.2 Grundlagen
45.3 Ätiologie der Hörstörungen – differenzialdiagnostischer Überblick
45.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
45.5 Diagnostisches Vorgehen
45.5.1 Basisdiagnostik
45.6 Weiterführende Diagnostik, Schnittstellenproblematik, Therapieoptionen
46 Ohrenschmerzen
46.1 Behandlungsanlass
46.2 Grundlagen
46.3 Ätiologie der Ohrenschmerzen – differenzialdiagnostischer Überblick
46.4 Abwendbar gefährliche Verläufe
46.5 Diagnostisches Vorgehen
46.5.1 Basisdiagnostik
46.5.2 Weiterführende Diagnostik, Schnittstellenproblematik
46.6 Therapieoptionen und Prognose
47 Beschwerden an Nacken, Schulter, Armen und Händen
47.1 Grundlagen
47.2 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
47.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
47.4 Diagnostisches Vorgehen
47.4.1 Basisdiagnostik
47.4.2 Weiterführende Diagnostik
47.5 Therapieoptionen
47.6 Prognose, Nachsorge
48 Potenzstörungen
48.1 Einführung
48.2 Definition und Epidemiologie
48.3 Klassifikation/Stadieneinteilung
48.4 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
48.5 Abwendbar gefährliche Verläufe
48.6 Diagnostisches Vorgehen
48.6.1 Basisdiagnostik
48.6.2 Weiterführende Diagnostik
48.7 Therapieoptionen
48.7.1 Medikamentöse Therapie
48.8 Zusammenfassung
49 Essstörungen
49.1 Grundlagen
49.1.1 Definition und Klassifikationen
49.1.2 Methoden der Gewichtsreduktion bei Essstörungen
49.1.3 Körperwahrnehmungsstörungen als ein Merkmal von Anorexia nervosa
49.2 Klinische Bilder
49.2.1 Anorexia nervosa
49.2.2 Bulimia nervosa
49.2.3 Binge-Eating-Disorder (Essanfälle, „Fressattacken“)
49.3 Epidemiologie
49.4 Differenzialdiagnostische Überlegungen
49.5 Abwendbar gefährliche Verläufe
49.6 Diagnostisches Vorgehen
49.6.1 Anamnese
49.6.2 Körperliche Untersuchung
49.6.3 Schnittstellenproblematik – Hausärztliche Rolle
49.7 Therapieoptionen
49.8 Prognose, Nachsorge
50 Harninkontinenz
50.1 Grundlagen
50.2 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
50.3 Abwendbar gefährliche Verläufe
50.4 Diagnostisches Vorgehen
50.4.1 Basisdiagnostik
50.4.2 Weiterführende Diagnostik/Schnittstellenproblematik
50.5 Therapieoptionen
50.5.1 Allgemeinmaßnahmen – allgemeinärztliches Beratungskonzept
50.5.2 Verhaltensintervention
50.5.3 Toilettentraining
50.5.4 Hilfsmittel
50.5.5 Physiotherapie
50.5.6 Medikamentöse Therapie
50.6 Prognose
51 Gedächtnisstörungen
51.1 Einführung
51.2 Grundlagen
51.2.1 Diagnose einer Demenz bzw. einer „Schweren Neurokognitiven Störung“ nach DSM-5
51.2.2 Codierung der Demenz-Syndrome nach ICD-10
51.2.3 Diagnose von Vorstadien der Demenz
51.2.4 Epidemiologie der Demenz
51.3 Ätiologie – differenzialdiagnostischer Überblick
51.4 Diagnostisches Vorgehen
51.4.1 Basisdiagnostik
51.5 Labordiagnostik
51.5.1 Weiterführende Diagnostik
51.6 Therapieoptionen
51.6.1 Allgemeine Maßnahmen
51.6.2 Medikamentöse Therapie
51.6.3 Psychosoziale Therapieoptionen
51.7 Prognose, Nachsorge
51.8 Abwendbar gefährliche Verläufe
Teil III Theoretische Grundlagen der Allgemeinmedizin
52 Definition der Allgemeinmedizin
52.1 Das Problem einer Definition
52.2 Charakteristika des Faches
52.3 Zwei zentrale Begriffe der Allgemeinmedizin
52.4 Die offizielle Definition des Faches Allgemeinmedizin
52.4.1 Die Definition der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
52.5 Allgemeinmedizin im Wandel
53 Epidemiologische und biostatistische Aspekte der Allgemeinmedizin
53.1 Definitionen
53.1.1 Epidemiologie
53.1.2 Biostatistik
53.2 Krankheitsbilder und Behandlungsanlässe in der Allgemeinmedizin
53.3 Befindlichkeitsstörung – Krankheit – behandelte Krankheit
53.4 Die Behandlungsanlässe in der Allgemeinpraxis
53.5 Der unterschiedliche Inhalt einer medizinischen Diagnose im ambulanten und klinischen Bereich
53.6 Arbeitsinhalte der Allgemeinpraxis
53.7 Biostatistische Grundlagen allgemeinmedizinischer Arbeit
53.8 Rahmenbedingungen medizinischen Nutzens
53.8.1 Diagnostischer Nutzen
53.8.2 Therapeutischer Nutzen
54 Evidenzbasierte Medizin
54.1 Einführung
54.2 Klinische Fragen
54.3 Strategien im Praxisalltag
54.3.1 Leitlinien und Richtlinien
55 Qualitätsförderung in der Allgemeinmedizin
55.1 Warum Qualitätsförderung?
55.2 Was ist Qualität?
55.3 Wie kann man Qualität beurteilen?
55.3.1 Der Zusammenhang zwischen Prozess und Ergebnis
55.4 Methoden der Qualitätsförderung
55.4.1 Dokumentation
55.4.2 Beobachtung
55.4.3 Befragung eigener Patienten
55.5 Umsetzung eines konkreten Qualitätsprojektes
55.5.1 Erster Schritt: Prioritäten festlegen
55.5.2 Indikatoren für die Qualität der Versorgung formulieren
55.5.3 Leitlinien nutzen
55.5.4 Institutionalisierte Qualitätsförderung
55.5.5 Der Kreislauf der Qualitätsförderung
55.6 Qualitätszirkel
55.6.1 Prinzipien
55.6.2 Beispiel QZ Pharmakotherapie
55.6.3 Bedeutung für die Allgemeinmedizin
55.6.4 Qualitätsmanagement in der Hausarztpraxis
55.6.5 Fehlervermeidung und Risikomanagement
56 Quartäre Prävention – die Verhinderung nutzloser Medizin
56.1 Einführung
56.2 Primäre Prävention
56.3 Sekundäre Prävention
56.4 Tertiäre Prävention
56.5 Quartäre Prävention
57 Der Patient im Kontext der Familie
57.1 Einführung
57.2 Bedeutung der Familienmedizin
57.3 Die familienmedizinische Anamnese
57.4 Genogramme zur Unterstützung des familienmedizinischen Ansatzes
57.5 Familienstruktur
57.6 Der Lebenszyklus der Familie
57.7 Risikozonen im Leben der Familie
57.8 Erkrankungen im Lebenszyklus der Familie
57.9 Genetisches Risiko und Familienmedizin
57.10 Technik des Gesprächs mit oder über Familien
57.11 Vorteile familienmedizinischer Betreuung
57.12 Aktuelle Bedeutung der Familienmedizin
58 Soziale Dimensionen von Krankheit und Kranksein
58.1 Einführung
58.2 Krankheit und Sterblichkeit als soziales Risiko
58.3 Die soziale Dimension von Krankheit
58.4 Die soziale Dimension des Krankseins
58.5 Hilfesuche als sozialer Prozess
58.6 Selbsthilfe und das Eisberg-Phänomen
58.7 Diagnose als Legitimierung des Krankseins
58.8 Krankheitsbewältigung: Versuch der Erhaltung bzw. Wiederherstellung sozialer Identität
58.9 Die soziale Dimension von Krankheit und Kranksein als hausärztliche Herausforderung
59 Arzt-Patienten-Beziehung in der Allgemeinpraxis
59.1 Einführung
59.2 Beziehung als Spiegelung von Gefühlen
59.3 Der Patient – eine Rolle?
59.4 Umgang mit Beziehungsstrukturen
59.5 Körpersprache in der Arzt-Patienten-Beziehung
59.6 Sackgassen in der Beziehung
59.6.1 Arzt-Zentriertheit
59.6.2 Routine
59.6.3 Doppelbotschaften
59.6.4 Enttäuschung
59.7 Austausch und Partnerschaft – neue Konzepte für das Verhältnis von Arzt und Patient
59.8 Arzt-Patienten-Beziehung als Interaktionsdilemma
59.9 Gestaltung der Arzt-Patienten-Beziehung
59.10 Trennung vom Patienten
59.11 Ausblick
60 Ethische Fragen und Konflikte in der Allgemeinmedizin
60.1 Einführung
60.2 Ethische Prinzipien
60.2.1 Respekt vor Autonomie
60.2.2 Das Prinzip des Nicht-Schadens (Non-Malefizienz)
60.2.3 Das Prinzip, Gutes zu tun (Benefizienz)
60.2.4 Das Prinzip der (Verteilungs-) Gerechtigkeit
60.3 Entscheidungshilfen für die Praxis
60.3.1 Ein Leitfaden für die ethisch fundierte Entscheidungsfindung in der Hausarztpraxis
60.3.2 Ambulante Ethikberatung
60.4 Behandlung im Voraus planen: Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung
60.4.1 Behandlung im Voraus planen (Advance Care Planning)
60.4.2 Rechtlicher Rahmen
60.5 Ethisches Handeln in der Praxis
60.5.1 Alltägliche Entscheidungen
61 Entscheidungsfindung in der Allgemeinmedizin
61.1 Problemstellung
61.2 Das Vorgehen bei Entscheidungen
61.2.1 Hierarchisierung nach Problembereichen als Ausgangspunkt jeder Entscheidung
61.2.2 Nutzen für den Patienten
61.3 Leichte und schwierige Entscheidungen
61.3.1 Übergeordnete Behandlungsziele
61.3.2 Kranksein und Mehrdimensionalität
61.3.3 Hermeneutisches Fallverständnis
61.3.4 Subjektivität der Entscheidungsfindung
61.3.5 Der Umgang mit Subjektivität und Unsicherheit
61.3.6 Illustrierende Fallbeispiele
62 Allgemeinmedizin im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung
62.1 Einführung
62.2 Vergütung von Vertragsärzten
62.3 Versorgungssituation in Deutschland
Teil IV Anhang
63 Wichtige Formulare im Alltag der hausärztlichen Versorgung
63.1 Einführung
63.2 Elektronische Gesundheitskarte/Abrechnungsschein für vertragsärztliche Behandlung
63.3 Notfall-/Vertretungsschein
63.4 Überweisungsschein
63.5 Verordnung von Krankenhausbehandlung
63.6 Verordnung häuslicher Krankenpflege
63.7 Kassenrezept
63.8 Heilmittelverordnung
63.9 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU)
63.10 Verordnung einer Krankenbeförderung
64 Zusatzweiterbildungen für den Allgemeinarzt
64.1 Einführung
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum
1 Anamnese, körperliche Untersuchung und Dokumentation
2 Der Hausbesuch
3 Der Notfall in der Allgemeinmedizin
4 Früherkennung und Umgang mit Risikofaktoren
5 Gesundheitsberatung
6 Impfungen
7 Arbeitsunfähigkeit, Vorsorgemaßnahmen, Rehabilitation, Gutachten
8 Umgang mit Arzneimitteln
9 Umgang mit physikalischer Therapie
10 Komplementärmedizin und Naturheilverfahren
11 Psychotherapeutische Aspekte in der Allgemeinmedizin
12 Arzt-Patienten-Kommunikation
13 Sexualberatung
14 Ausländische Patienten
15 Krankheit bei alten Menschen
16 Kinder und Jugendliche in der hausärztlichen Praxis
17 Chronisches Kranksein
18 Lebensbedrohliche chronische Erkrankungen am Beispiel Krebs und AIDS
19 Funktionelle und somatoforme Störungen
20 Palliativmedizinische Betreuung unheilbar Kranker und Sterbender
21 Umgang mit riskantem Konsum und Sucht am Beispiel Alkohol
22 Umweltmedizinische Probleme
23 Hausärztliche Gemeindemedizin (community medicine)
| © Digital Vision
Jost Steinhäuser, Heinz-Harald Abholz
Eine genaue Anamnese und eine gewissenhaft durchgeführte Untersuchung erlauben in einem hohen Prozentsatz die Stellung einer (Verdachts-)Diagnose.
Anamnese und körperliche Untersuchung sind in der Medizin von zentraler Bedeutung – dies gilt für jeden Arzt. Mehr als in jedem anderen Fach der Medizin wird allerdings in der Allgemeinmedizin das größte Gewicht auf die Anamnese gelegt. Eine genaue Anamnese und eine gewissenhaft durchgeführte körperliche Untersuchung erlauben in einem hohen Prozentsatz eine Diagnose zu stellen bzw. Verdachtsdiagnosen auszusprechen. Letztere sind dann ggf. mit laborchemischer und/oder technischer Diagnostik weiter abzuklären.
Beim Hausarzt kommt es – im Vergleich zu Spezialisten in Praxis oder Krankenhaus – zur Vorstellung einer Vielzahl von Symptomen und Beschwerden, hinter denen sich seltener schwerwiegende bzw. umschriebene Krankheitsbilder verbergen.
In der Allgemeinmedizin können 80–90 % aller Diagnosen durch Anamnese und körperliche Untersuchung mit einer Genauigkeit gestellt werden, die den Arzt handlungsfähig macht.
Die Stellung einer Verdachtsdiagnose ist in der Allgemeinmedizin von großer Bedeutung: Beim Hausarzt kommt es – im Vergleich zu Spezialisten in Praxis oder Krankenhaus – zur Vorstellung einer Vielzahl von Symptomen und Beschwerden, hinter denen sich (prävalenzbedingt) seltener schwerwiegende bzw. umschriebene Krankheitsbilder verbergen.
Es ist entscheidend, mit einem hohen Maß an Sicherheit die Vortestwahrscheinlichkeit derjenigen Patienten zu erhöhen, die weiter untersucht werden müssen.
Es ist also gerade für den Allgemeinarzt wichtig, über Anamnese und körperliche Untersuchung vorzuklären, an welcher Stelle weitergehende technische Diagnostik notwendig ist und wann sie unterbleiben kann. Gerade in dieser Reduktion auf das Wesentliche liegt die ärztliche Kunst. Dies spart Ressourcen und schützt den Patienten vor unnötiger, möglicherweise belastender Diagnostik (z. B. vor Röntgenstrahlen). Für die verantwortungsvolle Aufgabe, mit einem hohen Maß an Sicherheit eine Vorselektion derjenigen Patienten zu treffen, die weiter untersucht werden müssen, sind sowohl fundierte Kenntnisse in der Medizin als auch die Erfahrung allgemeinärztlichen Handelns nötig.
Fallbeispiel
Fallbeispiel 1
Ein 45-jähriger Patient kommt mit einer Bläschenbildung im Bereich der linken Achselhöhle und des linken Thorax zu mir. Die Inspektion der Veränderung und die streng halbseitige Lokalisierung lassen keinen Zweifel an einer Gürtelrose. Meine Anamnese beschränkt sich auf die Frage, ob er in letzter Zeit sehr viele Belastungen gehabt habe. Er bejaht dies und berichtet von einer sehr anstrengenden Geschäftsreise sowie dem „erneuten Kummer“ mit seinem Freund. Beim Anziehen sagt er dann noch: „Ich habe die Stelle immer mit Babypuder behandelt, man muss ja schließlich etwas dagegen tun. Ich habe mir schon gedacht, dass es wieder eine Gürtelrose ist.“ Ähnlich kurz wie die Anamnese ist meine körperliche Untersuchung. Sie beschränkt sich auf die Inspektion der Haut. Und dies, obwohl mir klar ist, dass sich hinter einem Herpes zoster – selten, wie die Literatur ausweist - konsumierende Erkrankungen, Abwehrstörungen usw. verbergen können. Warum ich dennoch nicht mehr wissen wollte, hatte eine recht einfache Erklärung: Ich kenne den Patienten seit 6 Jahren, weiß, dass er HIV-positiv ist und eine leicht erniedrigte T4-Zellzahl aufweist (bisher Stadium B2 nach CDC-Klassifikation) und dass er als homosexueller Mann mit einem festen Partner zusammenlebt. Dieser macht immer wieder „Ausbrüche“ aus der festen Beziehung, die meinen Patienten dann in tiefe Krisen stürzen. Ich weiß schließlich, dass der Patient für seinen Umgang mit der HIV-Infektion den Weg gewählt hat, sich möglichst nicht kontinuierlichen medizinischen Kontrollen oder Prophylaxemaßnahmen auszusetzen, sondern „gesund“ zu leben und nur bei deutlicher Symptomatik einen Arzt aufzusuchen. Eine antiretrovirale Medikation lehnt der Patient derzeit ab, um nicht dauernd an die Krankheit erinnert zu werden. Trotz wiederholter Diskussion, bzw. des Beginns einer Behandlung, zeige ich in diesem Moment keine Neigung, diese Umgangsform mit der Krankheit zu durchbrechen und eine weitergehende Diagnostik zu betreiben. Mir scheint dies auch ohne Gefährdung vertretbar, denn es ist aus der Literatur bekannt, dass bei betroffenen Patienten eine HIV-Infektion ohne weitere opportunistische Infekte ausreicht, um überhäufig einen Herpes zoster zu verursachen. Zudem werde ich den Patienten im Verlauf seiner Grunderkrankung noch einige Male sehen.
Regeln für Anamnese und klinische Untersuchung in der Allgemeinmedizin:
eine vollständige Anamnese und körperliche Untersuchung wird in der Praxis meist erst über einen längeren Zeitraum erreicht.
Bei umschriebenen Fragestellungen ist eine fokussierte Anamnese und Untersuchung verantwortbar.
Eventuell wird auf weitere diagnostische Maßnahmen verzichtet.
Von erheblicher Bedeutung ist das Zuhören auf die Wortwahl des Kranken, vgl. Kap. ▶ Arzt-Patienten-Kommunikation.
Eine längere Arzt-Patienten-Beziehung führt im Laufe der Zeit zu einer „erlebten Anamnese“.
Verallgemeinert man das oben Geschilderte, so lässt sich für die Allgemeinmedizin in Bezug auf Anamnese und körperliche Untersuchung Folgendes festhalten:
Der Allgemeinarzt kommt zu einer vollständigen Anamnese und körperlichen Untersuchung – in der Regel – über die Zeit, in der er seinen Patienten betreut und intensiv kennen lernt.
Häufig ist der Allgemeinarzt – ebenso wie der Spezialist – nur zu einem umschriebenen Gesundheitsproblem gefragt und verzichtet dann zum Teil auf eine umfassende Anamnese und körperliche Untersuchung. Dies ist im Zusammenhang mit Punkt 1 verantwortbar.
Der Allgemeinarzt verzichtet manchmal sogar auf eine weitergehende Anamnese und Untersuchung, selbst wenn diese medizinisch wünschenswert wären (z. B. wenn die Ausweitung von Anamnese und körperlicher Untersuchung mit anderen Aspekten der Betreuung des Patienten in Kollision gerät).
Von erheblicher Bedeutung ist das Zuhören auf die Wortwahl des Kranken. Den Hinweis des Patienten im obigen Beispiel, er habe Babypuder benutzt, denn man müsse etwas tun, nehme ich sehr ernst: Neben meiner Verordnung von Aciclovir (Zovirax, Generika) erörtere ich auch noch die wissenschaftlich zwar fragwürdige, vom Patienten aber gewünschte Möglichkeit, mit B-Vitaminen selbst etwas gegen seine Beschwerden zu unternehmen. Meine Botschaft soll sein: Ich nehme Sie ernst.
Mit zur Anamnese in der Allgemeinmedizin gehört auch, dass mit dem Patienten über Jahre eine gemeinsame Erfahrung vorliegt. Diese Erweiterung der Anamnese, die ganz spezifisch für die kontinuierliche Betreuung in der Allgemeinpraxis ist, wird als „erlebte Anamnese“ bezeichnet.
Voraussetzungen: Lange bestehende Arzt-Patienten-Beziehung, häufige Arzt-Patienten-Kontakte, vertrauensvolles Verhältnis.
Die erlebte Anamnese – hier verstanden als Terminus technicus – entsteht nur in Arzt-Patienten-Beziehungen, die eine oder mehrere der folgenden Bedingungen aufweisen:
Lange bestehende bzw. vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung
Häufige Arzt-Patienten-Kontakte
Betreuung während schwieriger Lebensphasen/einschneidender Ereignisse des Patienten
Diese oder ein Teil dieser Bedingungen sind besonders beim Hausarzt gegeben, können aber grundsätzlich auch beim Spezialisten vorhanden sein, wenn dieser sehr intensiv einen chronisch kranken Patienten betreut.
Definition
Unter der erlebten Anamnese versteht man die – gedankliche oder manchmal auch schriftliche – Sammlung von Informationen über einen eigenen Patienten, die aus einer gemeinsamen mit dem Patienten erlebten Geschichte von Krankheit und Gesundheit stammen.
Die erlebte Anamnese beinhaltet nicht nur gut benennbare Diagnosen, Befunde und definierte Tatbestände, sondern auch folgende Aspekte:
Anders als die medizinische Anamnese beinhaltet die erlebte Anamnese nicht nur gut benennbare Diagnosen, Befunde und definierte Tatbestände aus der Vorgeschichte, sondern sie zeichnet sich durch Aspekte aus, die – wenn überhaupt – nur durch einen längeren Text festhaltbar wären.
Dies sind:
Erfahrungen zum Umgang des Patienten mit Krankheit und Gesundheit.
Erinnerung an Symptome und grenzwertige Befunde, die bisher nicht Eingang in eine Diagnose gefunden haben.
Immanent präsente, weil erlebte Vorgeschichte ergänzend zur aktuellen medizinischen Anamnese.
Die mit dem Patienten gemachten Erfahrungen zu dessen Umgang mit Krankheit und Gesundheit. Der „wehleidige“ oder der „bagatellisierende“ Patient sind hierbei nur extreme Beispiele für eine sehr nuancierte Vielfalt von Formen des Krankheitsumganges.
Die Erinnerung an Symptome, angegebene Beschwerden, aber auch grenzwertige Befunde aus der Vergangenheit, die bisher nicht Eingang in eine Diagnose für den Patienten gefunden haben. Hier werden also die bisher nicht einzuordnenden Dinge festgehalten, die in einer neuen Situation möglicherweise einen Sinn bekommen – wenn sie z. B. mit weiteren, aktuell aufgetretenen Beschwerden zusammen zu einer Diagnose führen können.
Immanent präsente, weil erlebte Vorgeschichte zur medizinischen Anamnese. Da Krankheiten eine hohe Vielfalt von Ausprägung und Verlauf haben, lässt sich durch eine medizinische Anamnese nur ein erheblich vereinfachtes Bild gewinnen. Bei sehr dramatischen Erkrankungen ist dies häufig ausreichend, um als Arzt handlungsfähig zu sein. Es gibt aber viele Bereiche, in denen die erlebte „medizinische Anamnese“ sehr hilfreich ist.
Ein Fallbeispiel soll die Bedeutung der erlebten Anamnese illustrieren.
Fallbeispiel
Fallbeispiel 2
Ein 68-jähriger, sehr korpulenter, ehemaliger Baggerführer mit einem nie richtig gut eingestellten Hypertonus und einem hohen Zigarettenkonsum ruft in der Vormittagsstunde an, ob ich nicht heute einmal zum Hausbesuch kommen könne, er „fühle sich so gar nicht“. Auf meine Nachfrage sagt er, ihm sei so komisch im Kopf und außerdem sei ihm heute die Kaffeekanne fast aus der linken Hand gerutscht. Dies sei zwar die Hand, in der er noch eine Teillähmung nach dem Unfall vor 14 Jahren habe, aber so ungeschickt wie heute habe er sich noch nie angestellt. Mit der Hand sei eigentlich wieder alles in Ordnung, aber der Kopf sei so komisch. Vielleicht habe er gestern beim Skat doch etwas zu viel Bier getrunken.
Ich sehe den Patienten recht selten – wenn er seine Rezepte holt, oder dann, wenn er schon erheblich krank ist mit einer Erkältung, einem massiven Durchfall oder einer Prellung des Fußes. Wenn dieser Mann – so sage ich mir – anruft (er hat noch nie einen Hausbesuch angefordert), dann liegt hier auch etwas vor (Punkt 1 der erlebten Anamnese). Neulich, als er wegen des gequetschten Fußes kam, hatte er mir doch von diesem Kribbeln im linken Arm gesprochen, das ich – bei erheblichen Schmerzen und Hyperventilation dabei – auf Letztere zurückgeführt hatte. Nicht ganz stimmig war, dass dieses Kribbeln nur auf der einen Seite angegeben wurde. Ich hatte dann bei der Notversorgung des Fußes und nach Gabe eines Analgetikums ganz vergessen hier nachzufragen, um diese Unstimmigkeit zu verstehen. Jetzt fiel mir dies wieder ein (Punkt 2 der erlebten Anamnese). Ich fuhr zur Wohnung des Patienten und war gespannt, was ich finden würde. Der Mann entschuldigte sich mehrmals, dass er mich überhaupt geholt habe, eigentlich sei ja das mit dem Kopf auch jetzt nicht mehr so schlimm. Bei der Untersuchung lag der Blutdruck bei 180/110 mmHg, ein Wert, der sicherlich die Beschwerden nicht erklärte und den er ab und zu einmal bei Aufregung hatte. Die weitere Untersuchung in Richtung Schwindel – so interpretierte ich das eigenartige Gefühl im Kopf – erbrachte nichts. Bei den Risikofaktoren, dem jetzt erhöhten Blutdruck, dem „komischen Gefühl im Kopf“, käme aber auch ein „kleiner“ Schlaganfall in Frage – dachte ich. Die neurologische Untersuchung erbrachte eine Schwäche im linken Arm (was mir bekannt war), bestand doch hier die Teilparese auf Grund des Arbeitsunfalls mit Läsion im Plexus brachialis. Beim Vorhalteversuch zeigte sich aber, dass diese Schwäche eine Nuance stärker ausgeprägt war, als es sonst der Fall gewesen war (Punkt 3 der erlebten Anamnese). Die Diagnose einer zerebralen Ischämie wurde schließlich bestätigt.
Zur Beurteilung der Selbstbeobachtung und Beurteilungsfähigkeit des Patienten sollte diese Frage nach jeder Schilderung der Symptomatik erfolgen.
Wesentlich für die allgemeinmedizinische Anamnese-Erhebung, die den Patienten als zentrale Person mit Selbstbeobachtung und Beurteilungsfähigkeit ernst nimmt, ist die Frage: „Was haben Sie sich gedacht?“ Eine solche Frage sollte nach jeder Schilderung der Symptomatik erfolgen. Ein Fallbeispiel, in dem diese Frage – fehlerhaft – unterblieb, soll dies illustrieren.
Fallbeispiel
Fallbeispiel 3
Eine 42-jährige Patientin kommt zu mir mit heftigen Schmerzen im Bereich der rechten Schulter und des Nackens. Sie klagt über eine massive Bewegungseinschränkung, die durch die Schmerzen bedingt sei. Die Beschwerden hätten immer weiter zugenommen und hielten nun schon eine knappe Woche an. Ich habe die Patientin bisher immer nur für recht kurze Zeit im Zusammenhang mit jeweils sehr dramatisch geschilderten Beschwerden behandelt. So unterschiedlich diese Beschwerden auch waren, eine feste Diagnosestellung war nicht möglich und wohl auch nicht notwendig. Die Symptomatik verschwand dann – gemessen an der jeweils vorgetragenen Dramatik – immer wieder recht schnell. Auch diesmal ging ich von einem ähnlichen Verlauf aus, nachdem bei der körperlichen Untersuchung außer der geschilderten Schmerzhaftigkeit und einer leichten Verspannung im Bereich des Nackens keinerlei weitere Auffälligkeiten zutage traten. Da die Patientin – wie sie berichtete – schon einen erfolglosen Behandlungsversuch mit einer Rheumasalbe unternommen hatte, beginne ich die Behandlung mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum. Schon einen Tag später kommt sie weinend wieder und berichtet, dass die Beschwerden nicht verschwunden seien. Ich untersuche und stelle keine Befundveränderung fest. Nun beantwortet mir die Patientin die Frage, die ich zu stellen am Anfang versäumt hatte: Was denken Sie? Sie berichtet über ihre große Angst, dass sie Knochenkrebs habe. Meine Verwunderung über diese Vorstellung beantwortet sie mit der Information, dass ihr Bruder vor zwei Jahren mit einer ähnlichen Symptomatik erkrankt sei und erst nach einem halben Jahr die Diagnose eines Knochenkrebses durch eine Röntgenuntersuchung gestellt worden sei. Ich gebe ihr daraufhin eine Überweisung zum Röntgenologen. Zwei Tage später kommt die Patientin, deutlich besser aussehend und inzwischen beim Friseur gewesen, mit der Bemerkung, jetzt ginge es ihr fast schon wieder völlig gut. Die Röntgenaufnahme habe keinerlei Veränderung am Knochen erbracht, und sie wolle das neue Präparat noch 2–3 Tage nehmen. Ich bin überzeugt, dass nicht das Präparat, sondern die Erleichterung über das normal ausgefallene Röntgenbild den wesentlichen Fortschritt in der Therapie erbracht hat.
Die Frage nach der Erklärung der Symptomatik durch den Patienten kann hilfreich sein und dabei ergeben sich Hinweise auf das Krankheitskonzept des Patienten.
Die Frage nach der Erklärung der Symptomatik durch den Patienten kann – wie im Beispiel angesprochen – für ärztliches Handeln hilfreich sein. Darüber hinaus ergeben sich oft auch diagnostische Hinweise, an die der Arzt primär gar nicht denkt. Angesprochen sind hier besondere und dem Arzt nicht immer bekannte berufliche oder private Belastungen. Die Beantwortung der Frage nach den eigenen Vorstellungen zur Erklärung der Symptomatik führt den Arzt auch häufig in das Krankheitskonzept des Patienten ein – selbst wenn dieses nicht selten völlig disparat zu medizinisch-naturwissenschaftlichen Vorstellungen ist, vgl. Kap. ▶ Chronisches Kranksein.
Für einen sinnvollen therapeutischen Ansatz ist das Wissen um das Krankheitskonzept wichtig, weil der Krankheitsverlauf entscheidend davon abhängen kann.
Das ▶ Krankheitskonzept des Patienten zu kennen, ist nicht zuletzt deshalb wichtig, weil seine Compliance (die Befolgung des therapeutischen Konzeptes des Arztes, heute eigentlich besser als „Adhärenz“ und bei der gewünschten Übereinstimmung zwischen Patient und Arzt auch als „Konkordanz“ bezeichnet) davon abhängig ist. Bei erheblicher Abweichung muss der Arzt entweder eine Korrektur des Krankheitskonzeptes des Patienten versuchen oder sich in seinem therapeutischen Ansatz – z. T. in taktischer Erwägung – diesem annähern.
Wie bereits betont, ist die Anamnese in der Allgemeinmedizin von außerordentlicher Wichtigkeit. Dies gilt sowohl für die diagnostischen als auch die therapeutischen Entscheidungen. Die Anamnese lenkt, was diagnostisch weiter veranlasst wird, und steuert, was ich als Allgemeinarzt aus einer gefundenen Diagnose an Relevanz und damit an Behandlungsbedürftigkeit ableite.
Die allgemeinmedizinische Anamnese basiert auf:
medizinischer Anamnese
▶ erlebter Anamnese.
Die allgemeinmedizinische Anamnese basiert hierbei auf:
der medizinischen Anamnese (so wie sie auch in den anderen Fächern üblich ist).
der ▶ erlebten Anamnese, also das, was an Erfahrung mit dem Patienten über die Zeit gesammelt wurde; die Einbettung einer Krankheitsgeschichte in den psychischen und soziokulturellen Rahmen des Patienten.
Durch die Kombination dieser beiden Teile der allgemeinmedizinischen Anamnese erhält der Allgemeinarzt mehr Sicherheit bei der Beurteilung einer Krankheitssituation als durch die medizinische Anamnese allein.
Durch das Zusammenbringen dieser beiden Teile der allgemeinmedizinischen Anamnese erhält der Allgemeinarzt unvergleichbar mehr Sicherheit bei der Beurteilung einer Krankheitssituation als dies durch die medizinische Anamnese allein möglich wäre. Entsprechende Studien konnten zeigen, dass diagnostische und therapeutische Entscheidungen bei Patienten, die der Allgemeinarzt länger kennt, deutlich treffsicherer und zielführender sind als bei denjenigen, bei denen er sich auf die medizinische Anamnese beschränken muss (Nazareth, King).
Man sollte dabei aber immer peinlichst auf „Unstimmigkeiten“ achten, um falsche (Verdachts-)Diagnosen zu vermeiden.
Und dennoch sollte man zur Erhöhung der Sicherheit einer Beurteilung immer peinlichst auf „Unstimmigkeiten“ achten. Unter „Unstimmigkeit“ wird hier verstanden, wenn Teile der Anamnese – medizinische oder erlebte – nicht zueinander stimmig sind und/oder nicht zu einem Befund oder dem Auftreten des Patienten passen. Unstimmigkeiten weisen nicht selten darauf hin, dass unsere Beurteilung, unsere Hypothese in Form einer Verdachtsdiagnose, falsch ist. Das Bemerken von Unstimmigkeit kann uns so vor Fehlern bewahren.
Fallbeispiel
Fallbeispiel 4
Eine 78-jährige rüstige Dame, die ich in einigen Erkrankungssituationen über die Jahre als „hart im Nehmen“ kennen gelernt habe, kommt zur Kontrolle ihres Blutdrucks und für ein Wiederholungsrezept ihres Diuretikums. Ich sehe die Frau höchstens alle zwei Monate – von Ausnahmen akuterer Erkrankungen abgesehen – und immer plaudern wir dann ein wenig. Sie hat zwei Probleme: Ihre Tochter, die sich sexuell „so unschön“ entwickelt hat (gemeint ist eine lesbische Paarbeziehung) und ihr Rücken, der durch den Friseurberuf sehr „gelitten“ hat und chronische Schmerzen verursacht. Über das Erstere redet sie selten, über das Zweite regelmäßig, wenn auch nicht massiv klagend oder gar auf grundsätzliche Abhilfe hoffend. Auch heute ist es so: Sie verlangt nach ihrem Medikament, der Blutdruck ist in Ordnung und ich frage „Na, was gibt es so?“ „Ach es geht ganz gut, was soll ich da viel klagen: der Rücken tut wie immer weh, im Frühjahr werde ich mich wieder durchwalken lassen.“ Bei der Verabschiedung bemerkt die Patientin dann noch „Nur in der letzten Woche, da war es besonders schlimm, da hat die Schulter und die ganze Brust wehgetan, ich konnte mich kaum rühren, mir war richtig übel vor Schmerz. Das hat mir diesmal sogar ein bisschen die Luft genommen, aber am nächsten Morgen ging es etwas besser. Obwohl immer noch die Übelkeit und dann auch ein Schwindel da waren.“ Ich fand dies plötzlich doch alles ein wenig anders als das, was sie sonst und wie sie sonst über ihre Rückenschmerzen sprach. Die dann vertiefende medizinische Anamnese sowie das angefertigte EKG bestätigten meinen Verdacht: Es war ein Hinterwandinfarkt abgelaufen – ohne bisherige Angina pectoris oder auffälliges EKG. Es war eben eine Nuance anders, es bestand eine „Unstimmigkeit“ zum restlichen Bild.
Die Anamnese-Erhebung soll mit einem vertretbaren Aufwand möglichst relevante Informationen erbringen.
Die Anamnese-Erhebung soll mit einem vertretbaren Aufwand möglichst relevante Informationen erbringen. Besonders viele Informationen erhält man, wenn man den Patienten ausführlich über seine Beschwerden sprechen lässt und ihn ermuntert, seine Vorstellung zum Krankheitsentstehen und zur Symptomatik vorzubringen, s. Kap. ▶ Arzt-Patienten-Kommunikation. Bei dem Gespräch hat der Arzt neben der sachlichen Information Wortwahl, Schwerpunktlegungen und Emotionen des Patienten zu beachten, will er sich einer Erklärung der vorgebrachten Symptomatik nähern ( ▶ Tab. 1.1).
Tab. 1.1
Die sechs Elemente eines strukturierten Arzt-Patienten-Gesprächs
1. Aufbau einer Beziehung zwischen Arzt und Patient
Rahmen
Vertraulichkeit ermöglichen, Störungen vermeiden
Begrüßung und Vorstellung
Blickkontakt aufnehmen, Grußformeln äußern, mit Namen anreden, Hand geben, sich vorstellen, evtl. Funktion mitteilen
Situierung
Im Sitzen sprechen, z. B. Stuhl am Krankenbett, „Sitzen/Liegen Sie bequem?“, Distanz abstimmen, Körperhaltung beachten
Orientierung
Gesprächsziele verdeutlichen, Zeitrahmen ermitteln
2. Der Patient soll sein Anliegen artikulieren
Eröffnungsfrage
„Was führt Sie zu mir?“, „Was kann ich für Sie tun?“, „Wie fühlen Sie sich?“ etc.
Erzählen lassen, aktiv zuhören
Hörersignale: „Hm; ja ...“, nicken, Blickkontakt, nicht unterbrechen, Pausen tolerieren. Verbal unterstützen: zum Weitersprechen ermutigen, Äußerungen wörtlich wiederholen/paraphrasieren, Gesagtes zusammenfassen, Emotionen aufgreifen, den herausgehörten Beratungsanlass benennen („Wenn ich Sie richtig verstanden habe kommen Sie heute zu mir, um/weil …, nicht wahr?“)
Auf Lücken in den Schilderungen achten
Siehe Punkt 4
Beziehungsverhalten reflektieren
Wie geht der Patient mit dem Angebot von Hilfe um?
3. Emotionen vonseiten des Patienten tolerieren
Emotionen beachten
In Schilderung und Ausdruck
In die Situation des Patienten einfühlen
Empathisch antworten
Emotionen benennen und mit ihrer Ursache verknüpfen: „Dieses Erlebnis war ein Schock für Sie …?“, „Ich kann verstehen, dass Sie nach all dem traurig sind“
Emotionale Öffnung fördern
Bewältigung von Belastungen anerkennen, Emotionen mithilfe offener Fragen klären. Direkt ansprechen: „Kann es sein, dass …?“, „Sie machen so einen besorgten Eindruck“
Eigene Emotionen als Indikator benutzen
4. Details der Patientenbeschwerden erforschen
Dimensionen der Beschwerden erfragen
Lokalisation und Ausstrahlung: „Wo haben Sie Schmerzen?“
Intensität: „Wie stark sind die Schmerzen?“ (Skala von 1–10)
Begleitzeichen: „Haben Sie Luftnot dabei?“ Zeit (Beginn, Verlauf, Dauer): „Seit wann/wie oft haben Sie Schmerzen?“
Kondition: „In welchen Situationen tritt das auf?“
Subjektive Vorstellungen explorieren
„Was stellen Sie sich darunter vor?“, „Haben Sie eine Erklärung dafür?“
Anamnese vervollständigen
Auf Lücken zurückkommen
5. Das weitere Vorgehen mit dem Patienten besprechen
Evidenzbasiertes Vorgehen planen
Was ist gesichert?, Hat die Diagnostik Konsequenzen?, Wertigkeit?, Kosten?
Erwartungen klären
„Was haben Sie sich vorgestellt?“, „Was hat Ihnen bisher geholfen?“
Bisherige Befunde klären
Plan für Diagnostik und Therapie erläutern
Auf Reaktionen eingehen
Um Konsens bemühen
6. Fazit dem Patienten mitteilen
Ergebnisse zusammenfassen
Klärung offener Fragen anbieten
„Gibt es weitere Fragen, die Sie noch besprechen möchten?“
Folgetermin vereinbaren
Patient verabschieden
Dokumentation vervollständigen
Dabei ist es essenziell, dass bei einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Krankseins neben der medizinisch-naturwissenschaftlichen Dimension auch die psychischen und sozialen Aspekte Berücksichtigung finden. Auch hier gilt, dass viele Informationen zu gewinnen sind, wenn dem Patienten ausreichend Platz zur eigenen Darstellung geboten wird. Dabei wird auch die „Sitzordnung“ von Arzt und Patient mitwirken, wie weit sich der Patient im Gespräch öffnet ( ▶ Abb. 1.1).
Das Arzt-Patienten-Gespräch in unterschiedlicher Sitzordnung
Abb. 1.1
Es gibt eine Vielzahl an Lehrbüchern zur körperlichen Untersuchung. Den meisten ist gemeinsam, dass sie dem Leser kaum Hinweise auf die Wertigkeit der einzelnen Untersuchungsmethoden und den Nachweis klinischer Zeichen bieten. So bleibt beim Leser wohl nicht selten der Eindruck zurück, jedes akut geschwollene und überwärmte Bein ginge auf eine Beinvenenthrombose zurück und jede Pneumonie müsse typische Geräusche bei der Auskultation verursachen. In der klinischen Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte wird auf diesen Sachverhalt selten eingegangen, wenngleich sicherlich viele Kollegen ihre Erfahrungen mit der ausgeprägten Subjektivität der Einschätzung körperlicher Zeichen machen mussten. Wissenschaftlich wird dies als Reliabilität bezeichnet, also die Übereinstimmung verschiedener Ärzte bei der Untersuchung desselben Patienten. Gemessen wird der Grad an Übereinstimmung mittels der sog. Kappa-Statistik. Dabei kann man Kappa-Werte zwischen 0 und 1 annehmen (0 bedeutet keine, 1 vollständige Übereinstimmung). Die große Streuung von Untersuchungsergebnissen zeigt sich schon bei einfachen Verfahren: So liegt das Kappa bei der klinischen Diagnose Tachypnoe in Studien nur bei 0,25, bei der Einschätzung eines Patienten als klinisch anämisch bei 0,23–0,48.
Aber nicht nur bei der körperlichen Untersuchung gilt, dass die Übereinstimmung mehrerer Untersucher häufig klein ist. Dies gilt auch für bildgebende Verfahren, für Histologie-Befunde etc. Auch hier liegen Kappa-Werte vor, die häufig nicht über 0,4 oder 0,6 liegen.
In der Allgemeinmedizin ist dieses Problem von besonderer Bedeutung, weil wir hier häufig vor noch nicht voll entwickelten Krankheitsbildern stehen, bei denen also nur „dezentere“ pathologische Veränderungen vorliegen. In diesem Fall ist die Übereinstimmung mehrerer Untersucher aber besonders gering.
Gerade im hausärztlichen Bereich muss berücksichtigt werden, dass niedrig-prävalente Krankheiten deutlich seltener auftreten – und damit auch deutlich seltener diagnostizierbar sind – als im klinischen Bereich oder in Spezialistenpraxen.
Und noch etwas ist zu beachten: Nicht selten wird der berufliche Wechsel von der Klinik in die hausärztliche Tätigkeit dadurch erschwert, dass der bisherige eigene Erfahrungshorizont nicht übertragbar ist und z. B. die veranlassten Röntgenbilder wider den Erwartungen nur selten eine Pneumonie zeigen. Was ist der Hintergrund dieser Problematik? Im Kap. ▶ Epidemiologische und biostatistische Aspekte der Allgemeinmedizin wird ausführlich auf Testkriterien sowie die Abhängigkeit der diagnostischen Wertigkeit von der Prävalenz (u. a. am Beispiel eines EKG) eingegangen. Uns ist leider nur ungenügend bewusst, dass auch die Auskultation nur ein Test ist, für den Sensitivität und Spezifität so wie andere Testgütekriterien anwendbar sind.
In der Hausarztpraxis hängt die diagnostische Wertigkeit wesentlich von der Krankheitsprävalenz ab, die im primärärztlichen Bereich im Vergleich zu den selektierten Patienten von z. B. Krankenhäusern und Spezialistenpraxen zumeist eher niedrig ist (Niedrig-Prävalenz-Bereich), siehe hierzu auch Kap. ▶ Epidemiologische und biostatistische Aspekte der Allgemeinmedizin. Eine Stärke der Hausarztmedizin ist im Gegenzug die Wahrscheinlichkeit, dass eine ausgeschlossene Erkrankung zu Recht ausgeschlossen wurde, höher als in einem Hochprävalenzbereich ist.
Exemplarisch möchten wir die Problematik der Diagnosestellung auf der Basis der körperlichen Untersuchung an der Pneumonie demonstrieren. Die Sensitivität einzelner klinischer Befunde zur Diagnose einer Pneumonie ist niedrig. So werden Pneumoniekranke nur unvollständig erfasst. Aber die Kombination verschiedener klinischer Auffälligkeiten führt schließlich zu einer verbesserten Aussagekraft, wobei die jeweils anzunehmende Prävalenz eine wichtige, zusätzliche Rolle beim positiven Vorhersagewert spielt. Auf die hausärztliche Routine übertragen bedeutet dies, dass für Patienten mit „lediglich“ Husten und Fieber (und einer Prävalenz der Lungenentzündung in der allgemeinmedizinischen Praxis von maximal 10%) das Pneumonierisiko z. B. 5 % beträgt; bei 4–5 oder mehr Symptomen bzw. Befunden hingegen steigt die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer Pneumonie auf 50 %!
Damit ist Folgendes festzuhalten Evidenzbasierte Befunderhebung – über Untersuchung und Anamnese – muss sich immer mehrerer Einschränkungen bewusst sein:
Befunde sind subjektiv erhobene und bewertete Veränderungen im Vergleich zum Normalen – dies gilt auch für Befunde aus bildgebenden Verfahren, Histologien etc.
Dies gilt insbesondere dann, wenn überwiegend nicht sehr ausgeprägte krankhafte Befunde zu erwarten sind, also „dezente Veränderungen“ – wenn überhaupt vorhanden – die Regel sind, s. Kap. ▶ Epidemiologische und biostatistische Aspekte der Allgemeinmedizin. Dies ist im allgemeinmedizinischen Arbeitsbereich (Gering-Ausprägung).
Die Bedeutung, also die Vorhersagekraft von erhobenen Befunden, wird zudem dadurch vermindert, dass gesuchte Krankheiten/Pathologien im allgemeinmedizinischen Arbeitsbereich niedrig prävalent sind, s. Kap. ▶ Epidemiologische und biostatistische Aspekte der Allgemeinmedizin.
Eine erhöhte Sicherheit dafür, dass man dennoch mit einem Befund zu einer Diagnose kommt, bieten die folgenden „Verfahren“:
Erhebung mehrerer Befunde, die in die gleiche Richtung weisen
Die Einbettung der Befunde in die Kenntnis aus der erlebten Anamnese
Das ggf. begonnene ▶ „Abwartende Offenhalten“ bei einer diagnostischen Festlegung.
In einem solchen Verfahren besteht die größte Gefahr darin die verbleibende Unsicherheit nicht auszuhalten und daher Befunde und Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen Befunden zur „Seite zu drängen“, auszublenden. Fehler im diagnostischen Bereich entstehen hierüber. Zentrale Aufgabe des Hausarztes ist es daher, gerade mit dieser Unsicherheit zu pragmatischen Entscheidungen zu kommen, ggf. also auch immer wieder seine Arbeits-Diagnosen zu revidieren.
Die Dokumentation im Sinne einer schriftlichen Aufzeichnung von Anamnese und Befunden sollte möglichst vollständig sein. Nach der Berufsordnung für Ärzte besteht eine Aufzeichnungspflicht.
Die Dokumentation, die schriftliche Aufzeichnung von Anamnese und Befunden, sollte aus mehreren Gründen möglichst vollständig sein. Sie dient als Gedächtnisstütze des Arztes, der späteren Kontrolle durchgeführter Untersuchungen und ihrer Ergebnisse, ermöglicht Revisionen bei diagnostischen und therapeutischen Irrtümern und erlaubt die Beurteilung von Verläufen. Schließlich kann sie, wenn auch selten, bei juristischen Auseinandersetzungen mit Patienten oder der Kassenärztlichen Vereinigung dienlich sein. Nach der Berufsordnung für Ärzte besteht eine Aufzeichnungspflicht.
Bei Erstkontakten sollte ein Anamnesebogen eingesetzt werden, um die Erhebung einer strukturierten Anamnese zu erleichtern. Dies entspricht zudem den Vorschriften des Qualitätsmanagements der Kassenärztlichen Vereinigung.
Komplexe Zusammenhänge muss der Allgemeinarzt häufig unter Zeitdruck dokumentieren Lösungen des Problems bieten Stichworte oder entsprechende Textbausteine, die nur aus der Kenntnis des Patienten und dessen Lebensraum verständlich sind. Gerade bei Erstkontakten ist es jedoch sinnvoll, strukturierte Anamnesebögen einzusetzen. Dies entspricht zudem den Vorschriften des Qualitätsmanagements der Kassenärztlichen Vereinigung. Der Versuch, die Dokumentation durch Anamnese-Fragebogen zu verbessern, bietet gewisse Vorteile: Fragebögen sind systematisch aufgebaut, der Patient hat Zeit zur Beantwortung, wichtige Details werden nicht vergessen. Anamnese-Fragebögen haben jedoch auch Nachteile: Sie könne das Zustandekommen eines Gespräches behindern; der individuelle psychosomatische Zusammenhang einer Krankheitssymptomatik ist über sie kaum zu erfassen. Daher sollten Fragebögen nur Grundlage für ein Gespräch sein, sie dürfen dieses nicht ersetzen.
Fragebögen können ein persönliches Gespräch niemals ersetzen.
Als praktikables Schema zur strukturierten Dokumentation und Vorstellung von Arzt-Patienten-Kontakten hat sich international das sog. Subjective Objective Assessment Plan (SOAP)-Schema ( ▶ Tab. 1.2) bewährt:
Tab. 1.2
SOAP-Schema (SOAP: Subjecte Objective Assessment Plan)
Kategorie
Inhalte
Subjective
Aktuelle Beschwerden des Patienten, relevante Vorgeschichte
Objective
Untersuchungsbefund, evt. Laborergebnisse oder andere technische Untersuchungsbefunde (Ultraschall etc.)
Assessment
Zusammenfassende Beurteilung und Interpretation der Befunde, Diagnose(n), evtl. Differenzialdiagnose
Plan
Weiteres diagnostisches und therapeutisches Vorgehen
Übertragen auf die Möglichkeiten und Beschränkungen der Praxissoftware könnte eine beispielhafte Dokumentation folgendermaßen aussehen ( ▶ Tab. 1.3):
Tab. 1.3
Beispielhafte Dokumentation einer Arzt-Patienten-Beziehung gemäß dem SOAP-Schema
Kategorie
Inhalte
Patient: Hans Muster, geb. 4.3.1970
Anamnese
Seit zwei Tagen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, kein Husten, kein Fieber, selten krank, Nichtraucher, keine Medikamente, keine Allergien, Verwandte gesund; Bankangestellter, verheiratet, kinderlos
Befund
Rachen gerötet, keine Stippchen, keine zervikalen Lymphome, 36,5 °C
Diagnose
Akute Pharyngitis (ICD J02.9 gesichert)
Therapie
Gurgeln mit Salbeitee, Paracetamol 4 × 500 mg p. o, Wiedervorstellung bei Verschlechterung mit dem Patienten besprochen
Die Stellung einer Diagnose gibt den Punkt „Assessment“ aber nur unzureichend wieder. In der Praxis wird daher häufig noch der Punkt „Notiz“ oder „Beurteilung“ eingefügt. Dieser könnte im vorliegenden Beispiel lauten: „Centor-Score 0 Punkte (zum Centor-Score s. ▶ Tab. 26.3). Viraler Infekt wahrscheinlich.“ Gerade solche Anmerkungen können helfen, die eigenen Entscheidungen retrospektiv nachvollziehen zu können. In Gemeinschaftspraxen sind sie eine erhebliche Hilfe, um die Kommunikation zwischen den Ärzten zu erleichtern.
Weiterführende Literatur zu diesem Kapitel finden Sie unter www.thieme.de/specials/dr-allgemeinmedizin/
| © PhotoDisc
Michael Wendler, Susanne Rabady, Jost Steinhäuser
Definition
Der Hausbesuch führt den Arzt in die Wohnung oder Unterkunft des Patienten zur Diagnostik und Behandlung von Gesundheitsstörungen, Begleitung bei Immobilität durch chronische Erkrankungen und seltener für vorsorgemedizinische Maßnahmen. Hausbesuche gehören zu den spezifischen und unverzichtbaren allgemeinmedizinischen Kernkompetenzen, auch im psychosozialen Kontext.
Der Hausbesuch ist eine wichtige Komponente der Grundversorgung. Er erleichtert die krankenhausersetzende Pflege zuhause, kann die Institutionalisierung pflegebedürftiger Patienten hinausschieben und dient zur psychosozialen Unterstützung von Angehörigen und professionellen Betreuungspersonen.
Der Hausbesuch ist eine wichtige Komponente der Grundversorgung. Er erleichtert die krankenhausersetzende Pflege zuhause, kann die Institutionalisierung pflegebedürftiger Patienten hinausschieben und dient zur psychosozialen Unterstützung von Angehörigen und professionellen Betreuungspersonen. Die erlebte Anamnese vor Ort kann ein wesentlicher Bestandteil einer ganzheitlichen Betrachtung von Krankheitsbeurteilung und Salutogenese sein und Diagnostik und Therapie vor allem beim multimorbiden Patienten erleichtern. Hausbesuche sparen Systemressourcen, und können unnötige Krankentransporte und Krankenhausaufnahmen reduzieren.
Allgemeinärzte führen die meisten Hausbesuche in einem Gesundheitssystem aus. Mehr Hausbesuche werden von Landärzten und bei höherem Anteil älterer Patienten durchgeführt.
Es sind die Allgemeinärzte in ihrer primärärztlichen Funktion, die die meisten Hausbesuche in einem Gesundheitssystem ausführen, gefolgt von Kinderärzten und Internisten. Da die Hausbesuche nicht nur von der Epidemiologie der Erkrankungen oder streng objektivierbaren Umständen abhängen, sind die Unterschiede zwischen einzelnen Praxen sehr groß. Mehr Hausbesuche werden von Landärzten und bei höherem Anteil älterer Patienten durchgeführt. So berichten K. Voigt et. al. (2011) aus der sächsischen SESAM-3-Studie von einem Altersmittelwert von 77,1 Jahren und einem Anteil von 57,4 % an über 80-jährigen besuchten Patienten.
Liegt ein (meist akutes) neues Problem als Anlass des Besuches vor, sprechen wir von Erstbesuch; jeder weitere Besuch zu diesem Problem ist ein Folgebesuch.
Hausbesuche lassen sich nach der diagnostischen Lage des Patienten oder nach der Situation des Arztes zum Zeitpunkt der Bestellung einteilen: Liegt ein (meist akutes) neues Problem als Anlass des Besuches vor, sprechen wir von Erstbesuch; jeder weitere Besuch zu diesem Problem ist ein Folgebesuch.
Für den Langzeitbetreuungsbesuch („Hausbesuchspatient") treffen Arzt und Patient eine Vereinbarung, chronische Gesundheitsstörungen zu Hause zu betreuen.
Für den Langzeitbetreuungsbesuch („Hausbesuchspatient") treffen Arzt und Patient eine Vereinbarung, chronische Gesundheitsstörungen zu Hause zu betreuen, wie z.B. bei teilweiser oder gänzlicher Immobilität durch Krankheiten mit kardiovaskulärer Beteiligung.
Für geplante Hausbesuche ist eine Besuchsliste sinnvoll. Alle anderen Hausbesuche sind dringliche Hausbesuche z. B. aus der Sprechstunde heraus, im Nachtdienst und an Wochenenden sowie im gemeinsamen Vertretungsdienst. Hausbesuche, die nicht aus einer medizinischen oder psychosozialen Notwendigkeit heraus begründet werden können, sollte man aus mehreren Gründen vermeiden. Einerseits kann der Praxisbesuch für ältere und/oder chronisch Kranke einer der letzten sozialen Kontaktpunkte sein, andererseits sind Hausbesuche zeitaufwändig und verbrauchen personelle und finanzielle Ressourcen.
Eine Erstbeurteilung der Situation aufgrund der erfassbaren diagnostischen Informationen ist fast immer möglich, aber, so wie häufig in der Allgemeinmedizin, nicht immer die Erstellung einer Diagnose.
Eine Erstbeurteilung der Situation aufgrund der erfassbaren diagnostischen Informationen ist fast immer möglich, aber, so wie häufig in der Allgemeinmedizin, nicht immer die Erstellung einer Diagnose.
Das Erkennen ▶ abwendbar gefährlicher Verläufe steht in dieser Situation im Vordergrund.
Erschwerend kommen beim Hausbesuch folgende Faktoren hinzu:
ungünstige Raum- und Lichtverhältnisse: soweit wie möglich ausreichend Platz schaffen, zusätzliche Lichtquellen vorhalten (Taschen- und/oder Stirnlampe in der Arzttasche!) oder organisieren lassen, unnötige Geräuschkulissen abstellen lassen, z. B. Fernseher oder andere Geräte/Maschinen.
Einflüsse, die das nötige Maß an Fokussierung behindern: sollten unter angemessener Erklärung der Maßnahme reduziert werden. Z. B. bei diskutierenden Umstehenden, Haustieren o.ä..
Reduzierte technische Ausrüstung: Bedside-Tests für die Arzttasche, ebenso Blutröhrchen für Laborproben, weiteres Material entsprechend der Hausbesuchsanforderung.
Fehlende Assistenz: Ansprüche reduzieren, soweit möglich Anwesende heranziehen und entsprechend instruieren. Dies kann auch gegen Aufregung und Angst bei Angehörigen sehr hilfreich sein, wenn die Anleitungen exakt und einfach genug sind.
Unvollständigkeit der Informationen sowohl hinsichtlich der Patientenkartei als auch von Praxistools und Entscheidungshilfen: Tablets oder Smartphone mit Zugang zur Praxis-EDV werden daher zunehmend eingesetzt, ebenso wie mobile Zugänge zu online verfügbaren Leitlinien, Algorithmen und Apps.
Sonderfälle sind Hausbesuche in gefährlichen Situationen: Haustiere (Hunde, Reptilien etc.), psychische Krisen, gewalttätige Personen, Unfälle, gefährliche Umgebung (Stromquellen, Gase und Dämpfe etc.). Nicht vergessen: der Selbstschutz steht im Vordergrund. Wenn eine Gefährdung vor dem Hausbesuch absehbar ist, sollte Hilfe organisiert werden, wie z. B. Polizei und andere Einsatzkräfte. In unsicheren Situation muss ein Fluchtweg gesichert sein.
Merke
Auch in der Hausbesuchssituation muss für die Sicherheit von Patient und Helfern Sorge getragen werden. Auf eine Umgebung, die die nötige Fokussierung ermöglicht, ist zu achten, ebenso auf Selbst- und Fremdschutz.
Eine erste globale Klassifizierung oder Situationshypothese wird helfen, weitere Maßnahmen zu veranlassen, z.B.:
Aufklärung von Patient und Angehörigen
eine erste (oft symptomgesteuerte) Therapie
Anleitung zu allgemeinen Maßnahmen der Krankenpflege und Überwachung
Vereinbarung von Folgebesuchen, telefonischen Rückmeldungen oder Termin in der Praxis
weitere Untersuchungen (z. B. Labor) oder Überweisungen (z. B. Röntgen)
Zentrale Entscheidung wird oft sein, ob das Belassen des Patienten im häuslichen Umfeld möglich ist. Ein ▶ abwartendes Offenhalten oder die Entscheidung für einen baldigen Folgebesuch werden meist auch durch die Bewertung der Umfeldbedingungen bzw. der Beurteilung der Zuverlässigkeit der Angehörigen beeinflusst sein.
Fallbeispiel
Fallbeispiel 1
Bei einem hochfiebernden und im Allgemeinzustand deutlich beeinträchtigten Mädchen im Alter von 3 Jahren stellt sich klinisch das Bild einer Streptokokkenangina dar. Die Mutter hat nach Auftreten des ersten hohen Fieberschubes bereits adäquate pflegerische Maßnahmen eingeleitet, eine vernünftige Antipyrese begonnen, das Kind aus dem Zimmer der beiden 5- und 6-jährigen Geschwister verlegt, am Nachtkästchen steht ausreichend Flüssigkeit und die Temperaturmessungen sind regelmäßig aufgezeichnet. In diesem Fall, der mir auch als sonst als gewissenhaft und erfahren bekannten Mutter, ist es ein leichtes, die weiteren Kontrollen auf telefonische Kontakte zu beschränken.
Bei Folgebesuchen werden der Krankheitsverlauf beurteilt und weitere Behandlungsmaßnahmen nach Bedarf eingeleitet.
Bei Folgebesuchen werden der Krankheitsverlauf beurteilt und weitere Behandlungsmaßnahmen nach Bedarf eingeleitet. Psychosoziale Faktoren oder die Bewältigungsstrategien des Patienten werden vom Geübten schon beim Erstbesuch näher erfasst werden, auf alle Fälle eignen sich Folgebesuche noch besser für eine dahingehende genauere Exploration. Manches Mal ist ein Hausbesuch überhaupt ratsam, um psychosoziale Hintergründe im Sinne einer erlebten Anamnese bewusst zu erforschen.
Fallbeispiel
Fallbeispiel 2
Der 78 Jahre alte Gatte einer aus dem Krankenhaus entlassenen Schlaganfall-Patientin kommt mit dem Entlassungsbrief, um die Medikamente zu holen und zur Einleitung weiterer pflegerischer Maßnahmen. Nach einigen Tagen stellt sich heraus, dass sich die Umsetzung der vereinbarten Betreuungsmaßnahmen verzögert und neue gesundheitliche Probleme auftauchen. Ein daraufhin durchgeführter Hausbesuch ergab folgendes Bild: Im Wohnzimmer war zwar ein elektrisches Krankenbett für die Patientin mit Hemiparese und Teilaphasie, der Gatte schlief daneben auf dem Sofa, die 24-Stunden-Betreuungskraft schlief im einzigen anderen Zimmer, dem ehemaligen Schlafzimmer, das Bad musste von allen zusammen genutzt werden, in der Küche konnte man sich kaum umdrehen. Die Wohnung hatte ca. 60 m². Eine unterstützende Intervention durch die Sozialarbeiterin im Gebiet wurde daraufhin von uns veranlasst.
Der Betreuungsbesuch gilt als klassische hausärztliche Leistung und dient der Kontrolle und dem Therapiemonitoring.
Der Betreuungsbesuch gilt als klassische hausärztliche Leistung. Er dient bei chronischer Krankheit bzw. Mobilitätseinschränkung des Patienten der Kontrolle des Krankheitsverlaufs und dem Therapiemonitoring. Routine kann dabei auch zu einer möglichen Falle werden, vor allem, wenn Hausbesuche „automatisch“ und ohne klare, immer wieder neu evaluierte Zielsetzung erfolgen, oder wenn die Fokussierung auf ein vordergründiges Krankheitsbild die Gesamtwahrnehmung behindert.
Merke
Der wiederkehrende Betreuungsbesuch kann über seine medizinische Funktion hinaus z. B. bei alleinstehenden, älteren Patienten zu einem wichtigen sozialen Ereignis werden, erhält also auch eine stützende psychotherapeutische Funktion. Die Zielsetzung muss für Betreuungsbesuche immer wieder überprüft werden.
Fallbeispiel
Fallbeispiel 3
Bei einer 74-jährigen gehbehinderten Patientin