79,99 €
<p><strong>2 in 1! Lehrbuch + Kurzlehrbuch zur schnellen Pr&uuml;fungsvorbereitung. </strong></p> <p>Erreger, Infektionskrankheiten, Pr&auml;vention: Verschaffe dir den erforderlichen &Uuml;berblick mit der Dualen Reihe Medizinische Mikrobiologie. Du findest hier das gesamte relevante Wissen zu Virologie, Bakteriologie, Mykologie, Parasitologie, Immunologie, Klinischen Infektiologie und Hygiene.</p> <p><strong>Deine Vorteile:</strong></p> <ul> <li>Lerne entspannt: Die Texte sind klar strukturiert und &uuml;bersichtlich gestaltet. </li> <li>Verstehe sofort: Auch komplizierte Sachverhalte sind maximal verst&auml;ndlich beschrieben. </li> <li>Merke es dir leichter: Exzellente Fotos und Grafiken zeigen anschaulich Erreger, Abl&auml;ufe und Krankheitsbilder. </li> <li>Lerne nachhaltig: Klinische Fotos, Fallbeispiele und Exkurse machen dir Zusammenh&auml;nge klar und schaffen den Praxisbezug. </li> <li>W&auml;hle selbst: Wiederhole die Inhalte schnell mit dem integrierten Repetitorium oder lies vertieft im eigentlichen Lehrbuch. Die hilfreichen Abbildungen und Tabellen hast du in beiden F&auml;llen stets im Blick!</li> <li>Plus: Addendum zu SARS-CoV-2</li> </ul> <p>Die duale Wirkung kurzgefasst: Das bew&auml;hrte Lehrbuch enth&auml;lt alles, was du wissen musst. Zus&auml;tzlich findest du die wichtigsten Inhalte in der Randspalte zum schnellen Wiederholen und zur gezielten Pr&uuml;fungsvorbereitung.</p> <p>Gut zu wissen: Der Buchinhalt steht dir ohne weitere Kosten digital in unserem Lernportal via medici und in der Wissensplattform eRef zur Verf&uuml;gung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App hast du viele Inhalte auch offline immer griffbereit.</p>
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 1904
Veröffentlichungsjahr: 2022
Duale Reihe
Herbert Hof, Dirk Schlüter, Rüdiger Dörries
Dunja Bruder, Oliver A. Cornely, Rüdiger Dörries, Gernot Geginat, Herbert Hof, Udo Reischl, Dirk Schlüter, Paul Schnitzler, Constanze Wendt
8., unveränderte Auflage
560 Abbildungen
Das Thema „Infektion“ hat wegen der schwerwiegenden medizinischen Probleme, die durch die Pandemie mit dem Coronavirus hervorgerufen werden, bei vielen verschiedenen medizinischen Fachkreisen und auch bei Politikern sowie bei der Bevölkerung erheblich an Aufmerksamkeit gewonnen. Darüber hinaus wird an diesem Beispiel klar, dass Seuchen auch heute noch – trotz der Fortschritte in den Kenntnissen über die biologischen Grundlagen und dem klinischen Management – eine Bedrohung für Individuen und die Gesamtbevölkerung darstellen. Auch unter den Studierenden der Medizin wird dieser Lehr- und Lernstoff „Medizinische Mikrobiologie und Hygiene“ offensichtlich als Folge dieses omnipräsenten Problems verstärkt wahrgenommen, denn die 7. Auflage des Buches war in kurzer Zeit vergriffen. Somit wurde kurzfristig eine 8. Auflage notwendig. Eine wesentliche Ergänzung der aktuellen Auflage ist das Addendum zum aktuellen Thema Coronavirus. Die Biologie der Viren, die Diagnostik der Erkrankung und die Prävention mittels Impfung ist im Detail noch einmal dargestellt, um das spezielle Interesse an diesem brennenden Thema zu befriedigen. Ansonsten bleibt die 8. Auflage bis auf einige Präzisierungen/Korrekturen/Verbesserungen gegenüber der 7. Auflage praktisch unverändert.
Grundsätzlich behandelt dieses Gebiet der Medizin ein breites Spektrum an Krankheiten, das über den aktuellen Schwerpunkt hinaus berücksichtigt werden sollte. In der Tat nehmen viele Infektionen, z.B. die Malaria, parallel zu dieser weltweiten Herausforderung an Häufigkeit zu – weil die notwendigen Maßnahmen der Priorität der Corona-Pandemie geopfert werden. Auch die Bedrohung von abwehrgeschwächten und alten Menschen durch opportunistische Erreger sowie multiresistente Bakterien und Pilze nimmt weiterhin zu. Man sollte diesen anderen Infektionserreger gerade jetzt weiterhin Beachtung und Aufmerksamkeit schenken. Insbesondere wenn keine geeigneten Möglichkeiten einer gezielten Therapie zur Verfügung stehen, steigt die Bedeutung der Prävention umso mehr!
Heidelberg und Hannover im Januar 2022
Herbert Hof, Dirk Schlüter
Titelei
Vorwort
Teil I Grundlagen
1 Einführung in die Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
1.1 Übersicht
1.2 Geschichtliche Entwicklung
1.3 Einteilung der Mikroorganismen
1.3.1 Subzelluläre biologische Objekte
1.3.2 Einzellige Mikroorganismen (Protisten)
1.3.3 Mehrzellige Lebewesen
2 Allgemeine Infektionslehre
2.1 Genetische Verwandtschaft der Mikroorganismen
2.2 Mikroorganismen als Nützlinge bzw. Schädlinge
2.2.1 Ökologische Bedeutung
2.2.2 Körpereigene Flora
2.3 Mikroorganismen als Krankheitserreger
3 Diagnostik
3.1 Anamnese
3.2 Klinische Zeichen
3.3 Klinisch-chemische Merkmale
3.4 Histologische Verfahren
3.5 Bildgebende Verfahren
3.6 Mikrobiologische Diagnostik
3.6.1 Präanalytik
3.6.2 Analytik
3.7 Umgang mit potenziell pathogenen Mikroorganismen
3.7.1 Arbeiten mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO)
4 Grundlagen der antimikrobiellen Chemotherapie
4.1 Einführung
4.2 Grundregeln der antimikrobiellen Therapie
4.2.1 Mikrobiologische Aspekte
4.2.2 Pharmakologische Aspekte
4.2.3 Toxikologische und ökonomische Aspekte
Teil II Immunologie
5 Einleitung und Grundbegriffe
5.1 Einteilung und Aufgaben des Immunsystems
5.1.1 Einteilung des Immunsystems
5.1.2 Aufgaben des Immunsystems
6 Strukturelemente des Immunsystems
6.1 Allgemeines
6.2 Organe des Immunsystems
6.2.1 Primäre lymphatische Organe
6.2.2 Sekundäre lymphatische Organe
6.3 Zellen des Immunsystems
6.3.1 Allgemeines
6.3.2 Die myeloische Zelllinie
6.3.3 Die lymphoide Zelllinie
7 Das Erkennen von „fremd“ durch Zellen des Immunsystems
7.1 Allgemeines
7.2 Erkennung von Infektionserregern durch Zellen des angeborenen Immunsystems
7.2.1 Mustererkennungsrezeptoren (PRRs)
7.2.2 Rezeptoren für Opsonine
7.3 Erkennung von Infektionserregern durch Lymphozyten
7.3.1 B-Zell-Antigenrezeptor (BCR)
7.3.2 Antigenerkennung durch B-Lymphozyten
7.3.3 Der T-Zell-Antigenrezeptor
7.3.4 Antigenerkennung durch T-Lymphozyten
8 Mechanismen der angeborenen und der erworbenen Immunabwehr
8.1 Allgemeines
8.2 Die angeborene Immunabwehr
8.2.1 Physikalische, chemische und mikrobiologische Barrieren
8.2.2 Opsonisierung und Komplementsystem
8.2.3 Zelluläre Abwehr durch Phagozyten
8.2.4 Induzierbare Effektorsysteme
8.3 Die erworbene Immunabwehr
8.3.1 Die afferente Phase
8.3.2 Die Induktionsphase
8.3.3 Die efferente Phase
8.3.4 Das Gedächtnis der adaptiven Immunantwort
9 Defekte und deregulierte Immunantwort
9.1 Allgemeines
9.2 Die defekte Immunantwort
9.2.1 Humorale Defekte
9.2.2 Zelluläre Defekte
9.3 Die überschießende Immunantwort
9.3.1 Hypersensitivität vom Typ I (Allergie)
9.3.2 Hypersensitivität vom Typ II
9.3.3 Hypersensitivität vom Typ III
9.3.4 Hypersensitivität vom Typ IV
9.4 Die autospezifische Immunantwort
9.4.1 Autoimmunerkrankungen
9.4.2 Mechanismen der Selbsttoleranz
9.4.3 Verlust der Selbsttoleranz
9.4.4 Pathomechanismen der Autoimmunreaktion
Teil III Virologie
10 Allgemeine Virologie
10.1 Ursprünge der Virologie und ihr Weg zur modernen Biowissenschaft
10.2 Virion und Virus
10.2.1 Zusammensetzung und Struktur
10.2.2 Abgrenzung zu anderen Mikroorganismen
10.3 Molekulare Virologie und Genetik
10.3.1 Evolution viraler Erbinformationen
10.4 Klassifikation von Viren
10.5 Virus und Wirtszelle
10.5.1 Vermehrungszyklus
10.5.2 Zytopathogener Effekt
10.6 Pathogenese
10.6.1 Eindringen in den Wirt
10.6.2 Primärreplikation
10.6.3 Ausbreitung im Körper
10.6.4 Organmanifestation
10.6.5 Ausscheidung und Transmission
10.7 Immunabwehr
10.7.1 Unspezifische Abwehr
10.7.2 Spezifische Abwehr
10.7.3 Immunevasion
10.8 Verlaufsformen viraler Infektionen
10.8.1 Akute Virusinfektion
10.8.2 Persistierende Virusinfektion
10.9 Prophylaxe und Therapie von Virusinfektionen
10.9.1 Prophylaxe
10.9.2 Antivirale Chemotherapie
10.9.3 Zytokine als virostatische Therapeutika
11 Spezielle Virologie
11.1 Übersicht
11.2 Viren mit positivsträngigem RNA-Genom
11.2.1 Picornaviridae
11.2.2 Caliciviridae
11.2.3 Hepeviridae
11.2.4 Coronaviridae
11.2.5 Togaviridae
11.2.6 Flaviviridae
11.2.7 Retroviridae
11.3 Viren mit negativsträngigem RNA-Genom
11.3.1 Paramyxoviridae
11.3.2 Rhabdoviridae
11.3.3 Filoviridae
11.3.4 Deltavirus
11.3.5 Arenaviridae
11.3.6 Bunyaviridae
11.3.7 Orthomyxoviridae
11.4 Viren mit doppelsträngigem RNA-Genom
11.4.1 Reoviridae
11.5 Viren mit DNA-Genom
11.5.1 Herpesviridae
11.5.2 Papillomaviridae
11.5.3 Polyomaviridae
11.5.4 Parvoviridae
11.5.5 Adenoviridae
11.5.6 Poxviridae
11.5.7 Hepadnaviridae
11.6 Viroide und Prionen
11.6.1 Viroide
11.6.2 Prionen
Teil IV Bakteriologie
12 Allgemeine Bakteriologie
12.1 Struktur und Funktion der Bakterienzelle
12.1.1 Genetische Struktur und Organisation
12.1.2 Zytoplasma – Proteinsyntheseapparat
12.1.3 Zytoplasmatische Membran – Energieproduktionsapparat
12.1.4 Zellwand
12.1.5 Äußere Membran bei gramnegativen Bakterien
12.1.6 Zellwanddefekte
12.1.7 Fimbrien und Pili
12.1.8 Kapseln
12.1.9 Geißeln (Flagellen)
12.1.10 Sporen
12.1.11 Extrazelluläre Toxine
12.2 Physiologie und Kultur der Bakterien
12.3 Grundlagen der antibakteriellen Chemotherapie
12.3.1 Naturstoffe mit antimikrobieller Wirkung
12.3.2 Endogene Antibiotika des Menschen
12.3.3 Antibiotika und antimikrobielle Chemotherapeutika
12.3.4 Wirkspektrum
12.3.5 Wirkqualität
12.3.6 Wirkmechanismus
12.3.7 Resistenz
12.3.8 Pharmakokinetik
12.3.9 Verträglichkeit und unerwünschte Wirkungen
12.3.10 Überlegungen zum rationalen Einsatz von Antibiotika
13 Spezielle Bakteriologie
13.1 Übersicht
13.2 Grampositive Kokken
13.2.1 Staphylokokken
13.2.2 Streptokokken
13.2.3 Enterokokken
13.2.4 Mikrokokken
13.2.5 Anaerobe Kokken
13.3 Grampositive, aerobe, nicht sporenbildende Stäbchenbakterien
13.3.1 Listerien
13.3.2 Korynebakterien
13.3.3 Nokardien
13.4 Grampositive, mikroaerophile bis anaerobe, nicht sporenbildende Stäbchenbakterien
13.4.1 Lactobacillus
13.4.2 Bifidobacterium
13.4.3 Gardnerella
13.4.4 Propionibacterium
13.4.5 Aktinomyzeten
13.5 Grampositive, aerobe, sporenbildende Stäbchenbakterien
13.5.1 Bazillen
13.6 Grampositive, anaerobe, sporenbildende Stäbchenbakterien
13.6.1 Clostridium
13.7 Mykobakterien
13.7.1 Tuberkuloseerreger
13.7.2 NTM
13.7.3 Mycobacterium leprae
13.8 Gramnegative Kokken
13.8.1 Gramnegative aerobe Kokken
13.8.2 Eikenella
13.8.3 Moraxella catarrhalis
13.8.4 Kokkoide, aerobe Kurzstäbchen
13.9 Gramnegative aerobe, nicht fermentierende Stäbchenbakterien (Pseudomonadaceae)
13.9.1 Pseudomonas
13.10 Enterobacterales
13.10.1 Salmonella
13.10.2 Shigella
13.10.3 Escherichia
13.10.4 Yersinia
13.10.5 Klebsiella
13.10.6 Klebsiella granulomatis
13.10.7 Enterobacter
13.10.8 Serratia
13.10.9 Proteus
13.11 Vibrio (Vibrionen)
13.11.1 Vibrio cholerae
13.11.2 Vibrio parahaemolyticus
13.11.3 Vibrio vulnificus
13.12 Diverse gramnegative aerobe Stäbchenbakterien
13.12.1 Brucella
13.12.2 Francisella
13.12.3 Bordetella
13.12.4 Legionella
13.12.5 Pasteurella und Mannheimia
13.12.6 Haemophilus
13.13 Spirochäten
13.13.1 Treponema
13.13.2 Borrelia
13.13.3 Leptospira
13.14 Weitere gramnegative, gebogene und schraubenförmige Stäbchenbakterien
13.14.1 Campylobacter
13.14.2 Helicobacter
13.15 Bacteroidales, Fusobacteriaceae
13.16 Obligat intrazelluläre Bakterien
13.16.1 Chlamydiaceae
13.17 Rickettsiaceae
13.17.1 Rickettsia
13.17.2 Ehrlichia
13.17.3 Coxiella
13.17.4 Bartonella und Afipia
13.18 Mollicutes (zellwandlose Bakterien): Mycoplasmataceae
13.18.1 Mycoplasma
Teil V Mykologie
14 Allgemeine Mykologie
14.1 Übersicht
14.2 Bedeutung
14.2.1 Allergie
14.2.2 Intoxikation
14.2.3 Infektion
14.3 Merkmale und Klassifikation
14.3.1 Nomenklatur
14.3.2 Strukturen
14.4 Diagnostik
14.4.1 Mikroskopischer Nachweis
14.4.2 Kultureller Nachweis
14.4.3 Molekularbiologischer Nachweis
14.4.4 Antigennachweis
14.4.5 Serologischer Nachweis
14.4.6 Klinische und bildgebende Verfahren
14.5 Therapie
14.5.1 Antimykotika
14.5.2 Resistenzen
15 Medizinisch relevante Pilze
15.1 Dermatophyten
15.2 Sprosspilze
15.2.1 Askomyzetische Sprosspilze
15.2.2 Basidiomyzetische Sprosspilze
15.3 Schimmelpilze
15.3.1 Aspergillus
15.3.2 Penicillium
15.3.3 Phaeohyphomyzeten („Schwärzepilze“, Dematiaceen)
15.4 Mucoraceen
15.4.1 Andere Schimmelpilze
15.5 Dimorphe Pilze
15.5.1 Histoplasma capsulatum
15.5.2 Blastomyces dermatitidis
15.5.3 Coccidioides immitis
15.5.4 Sporothrix
15.6 Außergewöhnliche Pilze
15.6.1 Pneumocystis jirovecii
15.6.2 Mikrosporidien
Teil VI Protozoen
16 Einführung – Allgemeine Parasitologie
16.1 Einteilung
16.2 Begriffsdefinitionen
16.3 Bedeutung
17 Allgemeines zu Protozoen
17.1 Definition und Klassifikation
17.2 Nachweis
17.3 Bedeutung
18 Medizinisch relevante Protozoen
18.1 Sporozoen
18.1.1 Plasmodien
18.1.2 Babesia
18.1.3 Toxoplasma gondii
18.1.4 Sarcocystis
18.1.5 Cystoisospora
18.1.6 Cryptosporidium
18.1.7 Blastocystis hominis
18.1.8 Cyclospora cayetanensis
18.2 Ziliaten
18.2.1 Balantidium coli
18.3 Rhizopoden
18.3.1 Pathogene Darmamöben
18.3.2 Pathogene frei lebende Amöben
18.4 Flagellaten
18.4.1 Trypanosoma
18.4.2 Leishmanien
18.4.3 Trichomonaden
18.4.4 Giardia duodenalis
Teil VII Helminthen
19 Allgemeines
19.1 Einführung
19.2 Diagnose von Wurminfestationen
19.3 Anthelminthika
20 Nematoda (Fadenwürmer)
20.1 Allgemeines
20.2 Nematoden mit Darminfestationen
20.2.1 Oxyuridae
20.2.2 Ascarididae
20.2.3 Ancylostomatidae
20.2.4 Rhabditidae
20.2.5 Trichuridae
20.3 Nematoden mit extraintestinalen Infestationen
20.3.1 Trichinella
20.3.2 Filariidae
20.3.3 Spiruridae
21 Trematoda (Saugwürmer)
21.1 Allgemeines
21.2 Schistosomatidae
21.2.1 Schistosoma haematobium
21.2.2 Schistosoma japonicum, Schistosoma mekongi
21.2.3 Schistosoma mansoni, Schistosoma intercalatum
21.2.4 Schistosomatidae als Erreger der Zerkariendermatitis
21.3 Leberegel
21.3.1 Opisthorchiidae
21.3.2 Dicrocoeliidae
21.3.3 Leberegel der Familie Fasciolidae
21.4 Darmegel der Familie Fasciolidae
21.4.1 Fasciolopsis buski
21.5 Lungenegel
21.5.1 Paragonimidae
21.6 Blutegel
22 Cestoda (Bandwürmer)
22.1 Allgemeines
22.2 Cyclophyllidae
22.2.1 Taeniidae
22.2.2 Echinococcus
22.2.3 Hymenolepidae
22.3 Pseudophyllidae
22.3.1 Diphyllobothrium latum
Teil VIII Arthropoden
23 Allgemeines zu Arthropoden
23.1 Biologie der Arthropoden
23.2 Medizinische Bedeutung der Arthropoden
23.2.1 Giftwirkung
23.2.2 Parasitismus
23.2.3 Vektorfunktion
23.2.4 Allergische Reaktion
23.2.5 Psychische Reaktionen
23.2.6 Prophylaktische Maßnahmen und Bekämpfung
24 Wichtige, medizinisch relevante Arthropoden
24.1 Klasse Arachnida (Spinnentiere)
24.1.1 Schildzecken
24.1.2 Milben
24.2 Klasse Insecta (Insekten)
24.2.1 Ordnung Heteroptera (Wanzen)
24.2.2 Ordnung Siphonaptera (Flöhe)
24.2.3 Ordnung Anoplura (Läuse)
24.2.4 Ordnung Diptera (Zweiflügler)
Teil IX Klinische Infektiologie
25 Einführung
26 Infektionen des ZNS
27 Infektionen des Auges
27.1 Allgemeines
27.2 Infektionen der Augenlider
27.3 Infektionen der Bindehaut
27.4 Infektionen der Hornhaut
27.5 Intraokuläre Infektionen
27.5.1 Uveitis
27.5.2 Endophthalmitis
27.6 Infektionen der Orbita
27.7 Infektionen der Tränenorgane
28 Infektionen des Ohres
28.1 Infektionen des äußeren Gehörgangs
28.2 Infektionen des Mittelohrs
29 Infektionen der oberen Luftwege
29.1 Infektionen von Nase und Nasennebenhöhlen
29.2 Infektionen von Rachen und Larynx
30 Infektionen der unteren Luftwege
30.1 Infektionen von Trachea und Bronchien
30.1.1 Akute Tracheobronchitis
30.1.2 Chronische Bronchitis bzw. akute Exazerbation/Infektexazerbation der COPD
30.1.3 Bronchiolitis
30.2 Infektionen des Lungenparenchyms und der Pleura
30.2.1 Pneumonie
30.2.2 Lungenabszess
30.2.3 Pleuritis und Pleuraempyem
31 Infektionen des Herzens
31.1 Perikarditis
31.2 Myokarditis
31.3 Endokarditis
32 Infektionen des Verdauungstraktes
32.1 Infektionen von Mund und Zähnen
32.2 Ösophagitis
32.3 Enteritis
32.4 Peritonitis
33 Infektionen von Leber, Galle und Pankreas
33.1 Hepatitis
33.2 Bakterielle Cholezystitis und Cholangitis
33.3 Akute Pankreatitis
34 Infektionen der Niere und der ableitenden Harnwege
34.1 Allgemeines
34.2 Harnwegsinfektion – Zystitis und Pyelonephritis
34.3 Urethritis
35 Infektionen der Geschlechtsorgane
35.1 Infektionen der männlichen Geschlechtsorgane
35.1.1 Orchitis
35.1.2 Epididymitis
35.1.3 Prostatitis
35.2 Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane
35.2.1 Vulvitis
35.2.2 Vaginitis (Kolpitis)
35.2.3 Infektionen des inneren Genitales
36 Infektionen von Knochen und Gelenken
36.1 Osteomyelitis
36.2 Arthritis
37 Infektionen der Haut und der Weichteile
37.1 Allgemeines
37.2 Wundinfektionen
37.3 Phlegmone/Abszess
37.4 Diabetisches Fußsyndrom
37.5 Nekrotisierende Fasziitis
37.6 Bissverletzungen
37.7 Dermatomykosen
38 Weitere Infektionen
38.1 Sepsis
38.2 Infektionen während der Schwangerschaft/Geburt
38.3 Infektionen im Alter
38.4 Infektionen bei Abwehrschwäche
38.5 STD (sexually transmitted diseases)
38.6 Importierte Infektionen
38.7 Postinfektionssyndrome
39 Biologische Kriegführung bzw. Bioterrorismus
39.1 Potenzielle mikrobielle Kampfmittel
Teil X Hygiene und Impfungen
40 Einführung
40.1 Grundlagen
40.2 Grundvoraussetzungen für eine hohe Lebenserwartung
40.3 Aktueller Stellenwert der Hygiene
41 Aufgabengebiete der Hygiene
41.1 Gesundheitserziehung
41.2 Lebensmittelhygiene
41.3 Trinkwasserhygiene
41.3.1 Natürliche Wasserquellen
41.3.2 Trinkwasser
41.4 Hygiene von Badewasser und Abwasser
41.4.1 Badewasserhygiene
41.4.2 Abwasserhygiene
41.5 Umwelthygiene
41.6 Epidemiologie
41.6.1 Grundlagen
41.6.2 Persistenz von Erregern in der Umwelt und spezielle Reservoire
41.6.3 Infektionsquellen bzw. Übertragungswege
41.7 Infektionsschutzgesetz (IfSG)
41.7.1 Meldepflicht
41.7.2 Zuständigkeit bei der Behandlung von übertragbaren Krankheiten
41.7.3 Gemeinschaftseinrichtungen
41.7.4 Umgang mit und Transport von infektiösem Material
41.7.5 Quarantänekrankheiten
41.7.6 Weitere Bestimmungen
41.8 Krankenhaushygiene bzw. nosokomiale Infektionen
41.8.1 Grundlagen
41.8.2 Prophylaxe
42 Desinfektion und Sterilisation
42.1 Desinfektion
42.1.1 Arten der Desinfektion
42.1.2 Desinfektionsverfahren
42.1.3 Substanzen zur Desinfektion
42.2 Sterilisation
42.2.1 Sterilisationstechniken
42.2.2 Sonstige Verfahren mit eingeschränktem Einsatzbereich
42.2.3 Kontrolle der Sterilisiervorgänge
42.2.4 Verpackung des sterilisierten Materials
42.2.5 Dokumentation
43 Impfungen
43.1 Allgemeines
43.2 Passive Immunisierung
43.3 Aktive Immunisierung
43.3.1 Totimpfstoffe
43.3.2 Lebendimpfstoffe
43.3.3 Kombinationsimpfstoffe
43.4 Individueller versus kollektiver Gewinn durch Impfungen
43.5 Impfpflicht
43.6 Impfempfehlungen
43.7 Weitere Impfstrategien
43.8 Impfdokumentation
43.9 Zukünftige Entwicklungen
Teil XI Addendum
44 SARS-CoV-2 – Covid-19
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum/Access Code
Herbert Hof, Gernot Geginat, Udo Reischl
1 Einführung in die Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
2 Allgemeine Infektionslehre
3 Diagnostik
4 Grundlagen der antimikrobiellen Chemotherapie
Herbert Hof
Im genetischen Stammbaum der Lebewesen ( ▶ Abb. 2.1) bilden die Bakterien einen eigenen Zweig; Pilze und Parasiten stehen näher bei den Tieren.
Lebewesen haben viele gemeinsame Strukturprinzipien, die zu ihrer Einteilung bzw. Klassifikation genutzt werden können. Einen hohen Stellenwert hat dabei der genetische Verwandtschaftsgrad, der zur Erstellung von Stammbäumen verwendet wird ( ▶ Abb. 2.1).
Offensichtlich bilden die Bakterien einen eigenen Zweig, während die Pilze und Parasiten viel näher bei den Tieren stehen. Mikroorganismen sind also keine einheitliche Gruppe von Lebewesen. Die Helminthen (Würmer) sowie die Arthropoden (Gliederfüßler) sind zwar keine Mikroorganismen im engen Sinne, aber ihnen kommt Bedeutung als Krankheitserreger zu, sodass sie in diesem Lehrbuch erwähnt werden. In diesem genetischen Stammbaum erscheinen Viren nicht, da sie eigentlich keine Lebewesen sind; dennoch spielen diese Mikroorganismen eine große Rolle als Krankheitserreger, weshalb ihnen ein breiter Raum in diesem Buch zukommt.
Universeller phylogenetischer Stammbaum (genetic tree of life)
Abb. 2.1 Universeller phylogenetischer Stammbaum nach Carl Woese, basierend auf Sequenzvergleichen der 16(18)S r-RNA-Gene. Bakterien bilden einen eigenen Zweig, während Pilze und Parasiten näher bei den Tieren stehen.
Zwei Drittel der Biomasse der Erde besteht aus Mikroorganismen.
Allein die Tatsache, dass mehr als zwei Drittel der Biomasse der Erde aus Mikroorganismen besteht, belegt ihre immense und vielfältige Rolle für Natur und Menschen. Wegen ihres riesigen Repertoires an Stoffwechselleistungen und ihrer Adaptationsfähigkeit können die Millionen an unterschiedlichen Keimarten in äußerst verschiedenen ökologischen Nischen in der Umgebung von bzw. auf und im Menschen leben und gedeihen.
Das Gros der Umweltkeime hat seine unüberschätzbare Rolle in der Schaffung von Grundvoraussetzungen für das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen, indem sie den Kreislauf der anorganischen und organischen Materie der Natur mitbestimmen.
Den Mikroorganismen kommt eine enorme Bedeutung für die Beschaffenheit der Umwelt zu.
So schaffen etwa die sulfitreduzierenden Bakterien im Erdreich Sulfate, welche für die Pflanzen notwendig sind; von anderen Bakteriengesellschaften im Boden wird Ammonium zu Nitrit umgebaut und den Pflanzen angeboten. Andere, die mit den Wurzeln von Leguminosen in Symbiose leben, binden N2 aus der Luft. Für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichtes in der Biosphäre sind Mikroorganismen also essenziell. Einige Keime sind wahre Spezialisten. So haben selbst pathogene, gefürchtete Keime wie Pseudomonas aeruginosa, der Erreger des blaugrünen Wundeiters, und anderer nosokomialer Infektionen, außerhalb des Menschen segensreiche Wirkungen, sie können von Erdöl verseuchte Böden wieder sanieren. Andere Bakterien dagegen produzieren z. B. Methan oder Lachgas, welche als sog. Treibhausgase den Abbau der Ozonschicht in der Stratosphäre beschleunigen und so einen Klimawechsel fördern.
Manche Pilze sind unabdingbar für das Wachstum von größeren Pflanzen; nur wenn diese Pilze eine Symbiose mit den Wurzeln der Pflanzen (Mykorrhiza) eingehen, können die notwendigen Nährstoffe aus dem Boden resorbiert werden.
Sie können aber auch indirekt schädlich auf die menschliche Gesundheit wirken. Beispiele hierfür sind eine Minderung der Nahrungsmittelqualität oder auch der -quantität (durch Ernteausfälle).
Indirekt tragen Mikroorganismen ganz wesentlich zur Erhaltung und – auch – zur Gefährdung der Gesundheit bei, z. B. durch ihren Einfluss auf die Nahrungsmittelproduktion. Einerseits sind manche Mikroorganismen pflanzen- bzw. tierpathogen und durch ihr Wirken kommt es zu erheblichen Ernte- und Ertragsausfällen oder zu einer Verminderung der Qualität der Nahrungsmittel; Mikroorganismen sind also in vielen Fällen Ursache von Hungersnöten und Unterernährung, der größten Geißel der Menschheit. Andererseits sind manche Mikroorganismen entscheidend für die Produktion, Verbesserung und Verfeinerung von Nahrungsmitteln.
Viele Körperregionen sind mikrobiell mit einer charakteristischen Population von diversen Mikroorganismen besiedelt ( ▶ Abb. 2.2). Dies bezeichnet man als Mikrobiom. Das Mikrobiom dient der Gesundheit, allerdings enthält diese autochthone Flora fakultativ pathogene Mikroorganismen, sodass endogene Infektionen möglich sind.
Auch der Mensch selber beherbergt in seiner sog. natürlichen Flora meist apathogene Keime ( ▶ Abb. 2.2). Vor allem die große Masse und Vielzahl der Bakterien im Darm stellen regelrecht ein eigenes Organ (Mikrobiom) dar. Sie dienen der Gesundheit, z.B. durch die Produktion antimikrobieller Wirkstoffe oder auch durch den Entzug von Nährstoffen, welche von pathogenen Keimen benötigt werden, oder durch Stimulierung des Immunsystems und anderer Organe. Manche Keime dieser autochthonen Flora sind fakultativ pathogen, sodass endogene Infektionen möglich sind. Offensichtlich sind auch Organe, die bislang als steril erachtet wurden, wie etwa die Harnblase und die Plazenta, natürlicherweise kolonisiert.
Merke
Die menschlichen Körperstellen und Exkremente, die von jeweils charakteristischen Populationen von Mikroorganismen besiedelt sind:
Mundhöhle, Darm
Lunge
Haut
Harnblase
Vagina, Cervix uteri, Uterus und Plazenta
Muttermilch
männlicher Samen.
Die Menge und Art der Mikroorganismen variiert zwischen den verschiedenen Körperstellen und ist abhängig von Alter und Lebensbedingungen. Die größte Keimdichte herrscht mit ca. 1014 Bakterienzellen im Dickdarm. Die Menge des fremden Genmaterials ist etwa 150-mal größer als die des menschlichen Genoms, daher spricht man von einem 2. Genom. Der Mensch erlebt so als Holobiont eine Symbiose eigener und fremder Gene.
Je nach Alter und den Lebensbedingungen beherbergen diese Körperstellen ständig eine Standortflora, die evtl. noch durch transiente Keime ergänzt werden kann. Während früher nur die kultivierbaren Keime gezählt wurden, hat sich durch die Anwendung von modernen Methoden der Molekularbiologie, wie etwa dem ▶ Next Generation Sequencing (NGS), die Möglichkeit ergeben, das gesamte Fremdgenom zu bestimmen. Dieses Femdgenom besteht aus > 1000 verschiedenen Mikroben nämlich aus Viren (z.B. Bakteriophagen), Bakterien, Pilzen und Protozoen.
Die Menge der Mikroorganismen variiert stark in den einzelnen Körperstellen ( ▶ Abb. 2.2). In der Lunge treten > 600 verschiedene Spezies auf. Die größte Keimdichte findet man im Dickdarm mit ca. 1014 Bakterienzellen, während der menschliche Körper dagegen aus nur 1012 Zellen besteht! Die Menge des fremden Genmaterials mit ca. 3,3 Millionen Genen ist etwa 150-fach größer als das menschliche Genom; man spricht von einem 2. Genom. Der Mensch als Holobiont erlebt also eine Symbiose von körpereigenen und vielen körperfremden Genen.
Der Einfluss der natürlichen Keimflora für den Menschen ist am Beispiel der Darmflora dargestellt. Sie hat positiven wie negativen Einfluss. Ist sie also Freund oder Feind?
Dieses natürliche Ökosystem besteht z.T. aus harmlosen Kommensalen, aber auch aus potenziell pathogenen Mikroorganismen und solchen, welche die Entwicklung und die Homöostase des Menschen dirigieren.
Beispielsweise regulieren die Darmmikroben regional die Peristaltik, die Durchblutung des Darmes sowie die sekretorische Aktivität der Darmepithelzellen. Sie beeinflussen auch die Funktionen diverser Organe. Unter anderem die Funktion des Gehirns („Die Darm-Hirn-Achse“), es gibt Hinweise auf eine ursächliche Rolle bei Autismus. Die Entwicklung des Immunsystems des Darmes und darüber hinaus auch des gesamten Körpers wird durch das Mikrobiom gesteuert: So ist es beteiligt an der Entstehung von Asthma sowie von chronischen Entzündungen des Darmes und der Gelenke. Auch bei der Entstehung des metabolischen Syndroms oder des Diabetes mellitus spielt es eine Rolle. Die Darmflora dient zudem auch als Quelle für endogene Infektionen mit potenziell pathogenen Erregern. Also Freund oder Feind?
Keimbesiedlung im Mund bis in den Darm
Abb. 2.2
Das Metabolom stoffwechselaktiver Darmbakterien enthält massenhaft Enzyme, Vitamine und Fettsäuren (z.B. short-chain fatty acids; SCFAs), so kann der Darminhalt als eigenes Organ betrachtet werden.
Die stoffwechselaktiven Darmbakterien produzieren massenhaft Enzyme, Vitamine (speziell Vitamin K) und andere Stoffe wie etwa die kurzkettigen Fettsäuren (z.B. short-chain fatty acids; SCFAs). Ihre Metaboliten nennt man das Metabolom. Somit ist der Darminhalt als ein eigenes Organ mit ca. 2 kg Gewicht zu betrachten.
Einige Beispiele für Auswirkungen des Mikrobioms des Darmes sind
Abbau von Fremdstoffen (Xenobiotika) wie Toxinen und Kanzerogenen, z.B. Acrylamid. Allerdings können manche Bakterien kanzerogene Nahrungsbestandteile auch aktivieren, z.B. indem sie Nitrosamin aus Nitrit und Nitrat erzeugen!
Eubacterium spp. und weitere Bakterien sowie Pilze degradieren Mykotoxine, wie Aflatoxin, Ochratoxin und Fumonisin, s. Kapitel ▶ Mykologie, in der Nahrung.
Modulation von Pharmaka: Östrogene und Herzglykoside, welche in der Leber glukuronidiert und damit inaktiv wurden, werden im Kolon deglukoronidiert. Diese pharmakologisch aktiven Derivate tragen zur Effektivtät bei. Die Wirkung mancher Krebstherapien hängt daher z.T. von der Zusammensetzung der Darmflora ab.
Viele der üblichen Darmbakterien verwerten Gallensäuren und können so bewirken, dass etwa die Sporen von Clostridioides difficile nicht mehr in der Lage sind auszukeimen. Da nur die vegetativen Bakterienzellen die schädlichen Toxine bilden können, unterbleibt so eine Enteritis.
Firmicutes können mit ihren Enzymen auch pflanzliche Fasern spalten, sodass schlussendlich eine bessere Futterverwertung resultiert. Bis zu 20 % mehr Kalorien können aus der Nahrung gewonnen werden. Das Körpergewicht wird also in erheblichem Maße durch die Zusammensetzung der Darmflora bedingt.
Harmlose Darmbakterien tragen zur „colonization resistance“ bei, indem sie z.B. mittels ▶ Bacteriocinen und Peroxiden die Kolonisierung mit fremden, pathogenen Erregern verhindern.
Die harmlose Standortflora verdrängt pathogene Erreger von den Mukosazellen und verhindert somit deren Adhäsion und damit schon den Beginn einer Schädigung.
Bakterielle Metaboliten, z.B. SCFA, ernähren die Darmepithelzellen (Enterozyten).
Produktion von Vitaminen (Vitamin K).
Stimulierung und Erziehung des mukosaassoziierten Immunsystems (cross talk between bacteria and the immune system).
Eine ganz besondere Rolle spielen die kurzkettigen Fettsäuren, die sog. short-chain fatty acids (SCFAs), die das Mikrobiom im Darm aus pflanzlichen Kohlenhydraten bildet.
Merke
Die Rolle der SCFAs (short-chain fatty acids)
rasche Absorption durch die Darmepithelzellen:
Butyrat wird von den Darmepithelzellen als notwendige Energiequelle genutzt
Propionat wird hauptsächlich von der Leber verwendet
Acetat wird systemisch verteilt und erreicht periphere Gewebe.
SCFAs stärken die lokale Abwehr: Sie induzieren die Produktion von IgA und Zytokinen, wie IL17 und IL22. Weiterhin stimulieren sie die Produktion von RegIIIγ, einem antimikrobiellen Lektin, in der Schleimhaut.
Die Ergänzung der Nahrung mit unverdaulichen pflanzlichen Stoffen erhöht die Produktion von SCFA, wovon der Mensch profitiert.
Vor allem Faecalibacterium, welches vor chronischen Entzündungen im Darm schützt, produziert viele SCFAs.
Die Darmflora ist erstaunlich stabil und schützt sich selbst vor Störungen (Resilienz). Äußere Faktoren, wie Essgewohnheiten, spielen jedoch eine große Rolle.
Die Stabilität der Darmflora ist bei einem Individuum beträchtlich. Die Resilienz, d.h. der Schutz vor Störungen, wird von den Bakterien selbst bewerkstelligt, z.B. mittels Bacteriocinen. Diverse äußere Faktoren können jedoch auf die Zusammensetzung der Darmflora Einfluss nehmen. Die Essgewohnheiten spielen eine große Rolle, wobei der Verzehr von proteinhaltiger, tierischer Nahrung, etwa Fleisch, die Bacteroidetesgruppe, eine pflanzliche Kost dagegen Prevotella begünstigt. Viele andere Lebensmittel, wie etwa Kaffee, ändern auch die bakterielle Zusammensetzung.
Die Bakterienpopulation im Darm ( ▶ Tab. 2.1 ) kann in 3 verschiedene Enterotypen eingeteilt werden:
Bacteroidestyp
Prevotellatyp oder
Ruminoccocustyp.
Sie variieren mit den Essgewohnheiten, Allgemeinzustand und Alter eines Individuums.
Die Bakterienpopulation im Darm ( ▶ Tab. 2.1 ) lässt sich bei verschiedenen Individuen in 3 verschiedene Enterotypen einteilen: Bacteroidestyp, Prevotellatyp oder Ruminococcustyp.
Den Bacteroidestyp findet man überwiegend bei Menschen, die tierische Eiweiße (Fleisch) und ungesättigte Fette verspeisen. Diese Menschen weisen gehäuft Fettleber, Insulinresistenz und Kolonkarzinom sowie Immunoseneszenz, konstante niedriggradige Entzündungen im Darm und eine CRP-Erhöhung auf. Menschen mit Prevotellatyp ernähren sich überwiegend mit faserhaltiger Nahrung; assoziiert sind rheumatoide Arthritis, Diabetes mellitus Typ 2 oder auch vorangegangene längere Antibiotikatherapien. Die Flora vom Ruminococcustyp ist gekennzeichnet durch eine hohe Diversität. Die Neigung zu Entzündungen ist bei Personen mit diesem Enterotyp vermindert, die Gefahr für Atherosklerose erhöht. Vom Säuglingsalter bis hin zum Greisenalter verändert sich die Darmflora. Auffälliger Weise dominieren beim Erwachsenen die Anaerobier deutlich. Die aeroben Darmbakterien, wie etwa E. coli, bilden also nur einen Bruchteil der gesamten Mikroben.
Tab. 2.1
Zusammensetzung der bakteriellen Darmflora des Menschen
Anteil
Gruppe
Beispiele
60 %
Firmicutes (grampositive Bakterien)
Prevotella, Clostridium (darunter Ruminococcus), Eubacterium, Bifidobakterien, Bacillus (z.B. Slackia), Lactobacillus, Roseburia, Enterokokken
5 %
Firmicutes
Faecalibacterium prausnitzii
10 %
Bacteroidetes (gramnegative Anaerobier)
Bacteroides, Porphyromonas, Eggerthella, Alistipes
5–10 %
Verrucomicrobia (anaerobe, eigentümliche Keime)
Akkermansia
ca. 10 %
Archaebakterien
1 %
Proteobakterien (aerobe, gramnegative Stäbchen)
E. coli
Präbiotika, z.B. unverdaubare Zucker wie Laktulose, haben eine wachstumsfördernde Wirkung auf die autochthone Darmflora.
Durch eine gezielte Auswahl von Nahrungsmitteln, den sog. Präbiotika, wie Laktulose (einem nicht resorbierbaren Zucker), versucht man die Zusammensetzung der Darmflora so zu steuern, dass Fehlbesiedelungen vermieden und die „guten“ Darmbakterien begünstigt werden. Auch diverse Medikamente beeinflussen die Darmflora, wobei besonders die Protonenpumpeninhibitoren und die Antibiotika zu nennen sind, aber auch Laxativa, Metformin, Betablocker und Opiate.
Eine als Dysbiose bezeichnete gestörte Flora kann mit Krankheiten assoziiert sein. Ist die Darmflora schwer gestört, kann der Zustand mittels Stuhltransplantation verbessert werden.
Eine gestörte Flora, die als Dysbiose bezeichnet wird, kann mit Krankheiten assoziiert sein. So sind bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, einige Leitkeime, z.B. Faecalibacterium prausnitzii vermindert; auch im Alter nehmen die Firmicutes ab und dafür dominieren eher die Bacteroidetes. Bei schwer gestörter Darmflora kann, durch Stuhltransplantation von einem gesunden Spender, versucht werden, den Zustand zu verbessern.
Exkurs
In Deutschland war früher die sog. „Dreckmedizin“ gegen vielerlei Beschwerden weit verbreitet. Der kranke Martin Luther schrieb aus dem Rheinland an seine Frau Katharina v. Bora in Wittenberg: „Liebe Katharina auch Dein Dreck hat mir nicht geholfen!“
Probiotika, z.B. Milchsäurebakterien (Lactobacillus) oder Sprosspilze (Saccharomyces), haben einen gesundheitsfördernden Einfluss auf den Wirt.
Als Nährungsergänzungsmittel werden Probiotika wie Lactobacillus-Arten oder Sprosspilze, etwa Saccharomyces, eingesetzt, um die Stuhlflora im positiven Sinn zu manipulieren. Die Idee dabei ist, die Vermehrung von pathogene Bakterien zu hemmen und die Adhäsion von pathogenen Erregern an die Schleimhaut zu verhindern, weil die Stellen bereits durch harmlose Probiotika besetzt sind, und so das mukosaassoziierte Immunsystem zu stimulieren.
Exkurs
Der Nobelpreisträger Ilja Metchnikoff ( ▶ Abb. 2.3) wollte alt werden. Da er hörte, dass besonders in Bulgarien die Menschen alt werden, züchtete er aus dem Stuhl eines 100-jährigen Bulgaren Bakterien, den Lactobacillus bulgaricus (heute: Lactobacillus delbrueckii var. bulgarica), an. Diesen vermehrte er in Milch und trank regelmäßig diese Bakteriensuspension, weil er dachte, dass auch ihm diese Bakterien zu einem langen Leben verhelfen würden. Er setzte sie also als Probiotikum ein.
Als er mit ca. 70 Jahren verstarb, meinte er, dass er früher hätte damit beginnen sollen. Er verkaufte das Patent an einen belgischen Molkereibesitzer, sodass wir heute unseren Joghurt davon ableiten.
Ilja Metschnikow: Nobelpreis 1908 für Medizin in Anerkennung seiner Arbeiten über die Immunologie, speziell über die Phagozytose
Abb. 2.3
(Fotografie von Félix Nadar)
Exkurs
Die Abhängigkeit von der eigenen Flora ist bei manchen Lebewesen noch viel deutlicher! Rinder können nur deswegen von der pflanzlichen Nahrung leben, weil sie im Pansen Bakterien beherbergen, welche Pflanzenfasern spalten und resorbierbare Produkte liefern.
Viele Mikrofilarien, z.B. bei ▶ Onchocerca volulus, haben in ihrem Darm Bakterien der Gattung Wolbachia als Endosymbionten, ohne die sie sich nicht vermehren könnten.
Aus Sicht des Mediziners ist vor allem die Pathogenität eines Mikroorganismus wichtig. Manche können auch Allergien und Intoxikation auslösen.
Auch apathogene Mikroorganismen der Umgebung können eine allergische Wirkung haben.
Für den Mediziner steht die Pathogenität der Mikroorganismen im Vordergrund. Dabei sind unter den Millionen von Keimen nur einige Hunderte gefährlich. Einige davon besiedeln den menschlichen Körper ständig und schädigen diesen erst bei einer für den Erreger „günstigen“ Gelegenheit („Opportunisten“). Andere werden von außen auf den Menschen übertragen und können ihn entweder vorübergehend kolonisieren oder sofort infizieren. Im Prinzip lösen pathogene Keime drei verschiedene Reaktionen aus:
Allergie: Die ständige Auseinandersetzung des Immunsystems mit den pathogenen, aber auch apathogenen Keimen und ihren Produkten aus der Umwelt bzw. der körpereigenen Flora, fordert das angeborene und das erworbene Immunsystem des Menschen zu einer andauernden Leistungsbereitschaft heraus. Das eigentliche Ziel ist zwar, die Infektion zu verhindern, aber gelegentlich kann diese Reaktion auch überschießend oder fehlerhaft sein, sodass sich keine protektive Immunität, sondern eine allergische Reaktion entwickelt.
Intoxikation: Einige Mikroorganismen führen zur Erkrankung, ohne dass sie selbst in den Wirtsorganismus eindringen bzw. eine Entzündung hervorrufen. Hier wird der menschliche Organismus durch die Aufnahme von sezernierten Toxinen (Giften) gestört und geschädigt.
Infektion: Diese kann also sowohl durch exogene als auch durch endogene Mikroorganismen ausgelöst werden. Ausmaß und Folgen einer Infektionskrankheit hängen von der Suszeptibilität (Empfänglichkeit bzw. Abwehrbereitschaft) des Patienten und vom Grad der Pathogenität (Schädlichkeit) des Erregers ab.
Keime haben verschiedene Virulenzfaktoren wie Enzyme, Toxine oder Adhäsionsfaktoren. Sie sind entscheidend dafür, wie schnell und wie stark sich ein Erreger im Wirtsorganismus ausbreitet.
Wie schnell und wie stark sich ein Erreger im Wirtsorganismus ausbreitet, hängt neben der Abwehrlage des Wirtes ganz entscheidend von der Aggressivität des Erregers ab. Dazu haben Keime verschiedene Virulenzfaktoren, die je nach genetischer Ausstattung und Situation in unterschiedlicher Menge produziert werden können. Dies können Enzyme, Toxine oder Adhäsionsfaktoren sein, die in einer konzertierten Aktion je nach Bedarf zum Zuge kommen.
Die Folgen einer Infektion für Gesundheit und Leben eines Menschen sind in starkem Maße von Wirtsfaktoren abhängig. So ist z. B. die Prognose einer Infektion mit dem Pilz Scedosporium bei Vorliegen einer Abwehrschwäche äußerst schlecht, die Mortalität liegt mit > 90 % sehr hoch, obwohl der Pilz nicht sehr pathogen ist. Dieser fast harmlose Umweltkeim kann deswegen als typischer Opportunist bezeichnet werden.
Exkurs
Manche Mikroorganismen sind mit vielen Virulenzfaktoren ausgerüstet. Wenn solche Erreger (z. B. Yersinia pestis) in einen menschlichen Organismus gelangen, können sie sich trotz heftiger Gegenwehr des Wirtes vermehren und eine Infektion verursachen. In diesen Fällen sind dann auch junge, gesunde Menschen gefährdet. Solche Keime nennt man obligat pathogen.Andere Keime dagegen sind fakultativ pathogen, d. h. sie können nur dann eine Erkrankung auslösen, wenn die Bedingungen für sie geeignet sind. So besiedeln bei vielen gesunden Menschen Pilze der Art Candida albicans den Mund, ohne dass dadurch Krankheitssymptome entstehen. Ändert sich jedoch das Milieu (z. B. durch ein schlecht sitzendes Gebiss, welches die Schleimhaut reizt oder wenn sich die lokale Immunität der Schleimhaut reduziert, z. B. durch Infektion mit HIV), können die Pilze in die Schleimhaut eindringen und einen Soor hervorrufen, der mit einem flächenhaft weißen Belag und einer schmerzhaften, entzündlichen Reaktion des umliegenden Gewebes einhergeht. Man nennt solche Erreger, die eine günstige Gelegenheit abpassen, Opportunisten.Sogar eigentlich ziemlich harmlose Umweltkeime, wie etwa Schimmelpilze der Arten Aspergillus fumigatus oder Rhizopus pusillus, können z. B. bei Leukämiepatienten, die wegen einer zytostatischen Therapie in eine lang anhaltende Neutropeniephase geraten, eine Infektion der Lunge oder auch des Gehirns bedingen. Solche Mikroorganismen mit wenig Aggressivität können sich demnach bei entsprechend schwerer Schädigung der Abwehrlage als Opportunisten entpuppen.
Die Kontagiosität beschreibt die Fähigkeit eines Keimes, eine Infektion hervorzurufen ( ▶ Tab. 2.2 ).
Die Kontagiosität beschreibt die Fähigkeit eines Keimes, bei Kontakt auch die „Chance“ zu nutzen und eine Infektion hervorzurufen. Im Einzelfall sind dafür viele verschiedene Eigenschaften verantwortlich. Bei hoch kontagiösen Keimen reicht oft schon eine kurze Expositionszeit gegenüber einer geringen Keimmenge aus, um eine Krankheit auszulösen. Ein Maß für die Gefährlichkeit von Keimen ist die minimale Infektionsdosis ( ▶ Tab. 2.2 ).
Tab. 2.2
Minimale Infektionsdosen, die für die Auslösung einer manifesten Infektion eines Erwachsenen notwendig sind.
Salmonella
> 108 Keime
Shigella
> 102 Keime
Lamblien
> 102 Keime
Herbert Hof, Udo Reischl
Herbert Hof
Berufliche Exposition, sozialer Status, Reiseanamnese, Alter („Kinderkrankheiten“), Kontakt mit Erkrankten, vorangegangene Aufenthalte im Krankenhaus oder im Altenheim, genetische oder erworbene Prädisposition, Impfstatus, bisheriger Verlauf der Krankheit.
Fragen zu beruflicher Exposition, sozialem Status, Reiseanamnese, Alter („Kinderkrankheiten“), Kontakt mit Erkrankten, vorangegangene Aufenthalte im Krankenhaus oder im Altenheim, genetische oder erworbene Prädisposition und Impfstatus können hilfreiche Hinweise für oder wider das Vorliegen einer bestimmten Infektionskrankheit bieten. Der bisherige Verlauf der Krankheit – akut oder chronisch – und subjektiv empfundene Beschwerden sind weitere wichtige Anhaltspunkte.
Herbert Hof
Einige Infektionskrankheiten gehen mit ganz ▶ charakteristischen Symptomen einher, sodass der Arzt ohne Weiteres eine ziemlich sichere Diagnose stellen kann ( ▶ Abb. 3.1). Allerdings gibt es auch Fälle, die nicht klassisch verlaufen.
Einige Infektionskrankheiten gehen mit ganz ▶ charakteristischen Symptomen einher, sodass der Arzt ohne Weiteres eine ziemlich sichere Diagnose stellen kann. Bei Röteln, Masern, Windpocken, u. a. bestehen typische Hauteffloreszenzen ( ▶ Abb. 3.1). Dagegen ist z. B. das Auftreten eines Ikterus zwar ein starkes Verdachtsmoment für das Vorliegen einer Hepatitis, aber kein endgültiger Beweis, da auch andere Ursachen dieses Symptom hervorrufen können.
Der stakkatoartige Husten bei Infektion mit Bordetella pertussis erlaubt zumindest eine annähernde Diagnose, vor allem, wenn ein solcher Fall während einer Epidemie auftritt. Allerdings gibt es auch Fälle, die nicht klassisch verlaufen, daneben können auch manche Viren ganz ähnliche Symptome induzieren, wobei aber die Konsequenzen ganz unterschiedlich wären. Deshalb ist in vielen Fällen eine Bestätigung der Verdachtsdiagnose durch eine eingehende Labordiagnostik sinnvoll.
Die Schwellung von peripheren, drainierenden Lymphknoten und der Milz, dem drainierenden Lymphknoten des Blutes, beobachtet man bei vielen Infektionen.
Typische Hauteffloreszenzen bei Röteln, Masern und Windpocken
Abb. 3.1
Abb. 3.1a Bei Röteln sieht man zuerst ein Erythem (d. h. Rötung im Niveau der Haut) und später entwickeln sich Papeln, die leicht das Niveau der Haut überragen (beim Tasten spürt man die Unebenheiten der Haut). Die Einzeleffloreszenz ist etwa stecknadelkopfgroß. Alle Effloreszenzen sind in etwa demselben Entwicklungsstadium.
(Gortner, L., Meyer, S.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme; 2018)
Abb. 3.1b Bei Masern besteht ebenfalls ein Erythem und eine leichte Papelbildung; die Einzeleffloreszenz ist jedoch stecknadelspitzengroß; jedoch können gelegentlich die Einzeleffloreszenzen konfluieren und sind dann wie bei Röteln stecknadelkopfgroß. Alle Effloreszenzen sind im gleichen Entwicklungsstadium.
Abb. 3.1c Bei den Windpocken sieht man gleichzeitig alle Stadien der Effloreszenzen nebeneinander, nämlich Erythem, Papel, Pustel, geplatzte und verschorfte Pusteln.
Plötzlich einsetzende Übelkeit und schwallartiges Erbrechen, gefolgt von Durchfall, sind deutliche Hinweise auf eine ▶ Norovirusinfektion, vor allem in den Wintermonaten („winter vomiting disease“).
Bei Durchfall kann die Beschaffenheit des Stuhles auf die Ätiologie hinweisen. So ist der Stuhl bei ▶ Cholera und bei ▶ ETEC typischerweise wässrig, bei ▶ Shigellainfektion dagegen blutig.
Fieber ist ein Leitsymptom für viele Infektionen, wobei neben der Höhe der erreichten Temperaturen auch der Verlauf der Fieberkurve bewertet werden muss ( ▶ Abb. 3.2).
Fieber ist für viele Infektionskrankheiten ein Leitsymptom, wobei neben der Höhe der erreichten Temperaturen auch der Verlauf der Fieberkurve (Fiebertypen) bewertet werden muss: Während bei den meisten Fieberreaktionen ein abendlicher Temperaturanstieg erwartet wird, entsteht beim Typhus, einer zyklischen Infektion mit kontinuierlicher Freisetzung von Endotoxin, über 1–2 Wochen eine Kontinua auf hohem Niveau ( ▶ Abb. 3.2). Ein undulierendes Fieber, welches abfällt, um nach Tagen wieder anzusteigen, ist typisch für die Brucellose. Allgemein bekannt ist auch der zyklische Fieberanfall bei Malaria, nämlich an jedem 3. Tag (Malaria tertiana) oder 4. Tag (Malaria quartana).
Merke
Das Warnsignal Fieber kann fehlen, z. B. im Alter oder unter antipyretischer Therapie.
Fieberkurven
Abb. 3.2 Manche Infektionskrankheiten induzieren typische Fieberverlaufskurven, wobei die Höhe der Temperatur, die Dauer der Fieberschübe und die zeitlichen Intervalle zwischen den einzelnen Schüben variieren können.
Die Kardinalzeichen der Entzündung sind:
Rubor (Rötung)
Calor (Überwärmung)
Tumor (Schwellung)
Dolor (Schmerz)
Functio laesa (Funktionseinschränkung).
Vor 2000 Jahren von Celsus beschrieben und später von Galen ergänzt, gelten Rubor, Calor, Tumor, Dolor und Functio laesa als Kardinalzeichen der Entzündung, hervorgerufen durch mikrobielle Erreger:
Durch Freisetzung von Entzündungsmediatoren (Prostaglandine, Kinine u. a.) werden die Gefäße weit gestellt, sodass diese Areale besser durchblutet werden, was Rubor und Calor zur Folge hat.
Da auch die Permeabilitätsbarriere des Endothels betroffen ist, kommt es zu einer Extravasation von Lymphe und zu einer Diapedese von Entzündungszellen, sodass das Gewebe an Zellmasse und Turgor zunimmt (Tumor).
Dieser gesteigerte Druck, zusammen mit Entzündungsmediatoren, stimuliert die sensiblen Nervenendigungen, was den Schmerz (Dolor) erzeugt.
Zur Schonung und Schmerzvermeidung werden solche entzündliche Gebiete (z. B. Gelenke) ruhig gestellt, was eine Funktionseinschränkung (Functio laesa) bedeutet.
Herbert Hof
Als Folge von Infektionen ändern sich manche physiologischen Parameter (z.B. Transaminasen, Glukose, Eiweiß und Laktat). Bei vielen chronischen Infektionen kommt es zu einer Autoimmunreaktion, dem ▶ Antiphospholipidsyndrom. Auch der Rheumafaktor entsteht als Folge von verschiedenen chronischen Infektionen.
Als Folge von Infektionen ändern sich manche Parameter, die mithilfe der Klinischen Chemie nachgewiesen werden. So steigen beim Leberzerfall während einer Hepatitis die Blutspiegel von Transaminasen, z.B. von Aspartat-Aminotransferase und besonders von Alanin-Aminotransferase, stark an. Bei Durchfall droht wegen starker Verluste ein Kaliummangel. Bei bakterieller Meningitis sind im Liquor cerebrospinalis die Spiegel von Glukose erniedrigt; dagegen steigen die Werte von Eiweiß und Laktat an. Im Verlauf von vielen chronischen Infektionen kommt es zu einer Autoimmunreaktion, dem ▶ Antiphospholipidsyndrom, das durch Bestimmung von Antikörpern gegen körpereigene Phospholipide erkannt werden kann. Auch der Rheumafaktor, d.h. Antikörper der Klasse IgM gegen den Fc-Anteil von IgG, entsteht als Folge von verschiedenen chronischen Infektionen; jedoch ist dieser Autoantikörper auch bei diversen anderen Autoimmunkrankheiten ohne mikrobiellen Grund vorhanden, etwa der rheumatoiden Arthritis, dem Lupus erythematodes und der Sklerodermie.
Merke
CCP (cyclic citrullinated peptide)-Antikörper sind aussagekräftiger für eine rheumatoide Arthritis als der Rheumafaktor.
Darüber hinaus gibt es noch ganz charakteristische Zeichen von Infektionen:
Der Eisenspiegel im Serum ist bei Infektionen meist erniedrigt (normal 10–30 μmol/l).
EisenspiegelBei Infektionen ganz generell ist der Eisenspiegel (und auch der Kupferspiegel) im Serum erniedrigt, weil diese Elemente aus der Zirkulation in die Gewebemakrophagen transportiert werden, um so unter anderem den Bakterien einen essenziellen Wachstumsfaktor vorzuenthalten. Fieber und Hepcidin, ein Akute-Phase-Protein, steuern diese Prozesse. Eine Hyposiderinämie steigert die unspezifische Infektabwehr, während eine Eisenüberladung, z. B. nach Bluttransfusionen, zu einer Infektanfälligkeit führt. Der Normalwert im Serum liegt bei 10–30 μmol/l.
Die Akute-Phase-Proteine, vor allem das CRP (C-reaktives Protein), sind bei Infektionen erhöht ( ▶ Abb. 3.3). Die Serumspiegel von CRP reagieren empfindlicher als die Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Der CRP-Normalwert beträgt 0–5 mg/l.
Akute-Phase-ProteineDas C-reaktive Protein (CRP) ist das auffälligste der Akute-Phase-Proteine, neben Ferritin, Hepcidin, Serumamyloid A, Haptoglobin, α-Antitrypsin, Fibrinogen, Coeruloplasmin sowie den Komplementfaktoren C3, C4 ( ▶ Abb. 3.3). Unter dem Einfluss hauptsächlich von IL-1 und IL-6, welche z. B. aus Makrophagen bei Kontakt mit Bakterien freigesetzt werden, kommt es innerhalb von wenigen Stunden in den Leberzellen zu einer gesteigerten Synthese und Freisetzung von CRP, einem Protein, das definitionsgemäß mit dem C-Polysaccharid aus der Kapsel von Pneumokokken reagiert.
Darüber hinaus funktioniert es aber als generelles Opsonin und Stimulans für weitere Entzündungsmediatoren und verstärkt somit die unspezifische Infektabwehr. Wenige Stunden bis Tage nach dem Stimulus wird die Synthese von CRP wieder gedrosselt. Die quantitative Bestimmung erlaubt also eine zeitnahe Objektivierung von Entzündungsgeschehen.
Die Höhe der CRP-Spiegel verläuft parallel zum Ausmaß der Gewebsschäden und ist aussagekräftiger als z. B. die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG, ▶ Abb. 3.4).
Die Höhe der CRP-Spiegel verläuft parallel zum Ausmaß der Gewebsschäden. Eine Verlaufskontrolle der Spiegel gibt ein objektives Maß zur Bewertung von Therapieerfolgen; diese Messwerte sind somit aussagekräftiger als z. B. die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), die immer 2 Tage hinter dem CRP-Spiegel herhinkt ( ▶ Abb. 3.4).
CRP kann aber auch bei nicht infektiösen Prozessen erhöht sein (z. B. bei rheumatoider Arthritis, Morbus Still, Morbus Reiter, Morbus Crohn, Morbus Bechterew).
Auch bei manchen, nicht erregerbedingten Entzündungen steigt das CRP über den Normalwert an, z. B. bei der rheumatoiden Arthritis (primär chronischen Polyarthritis), Morbus Still, Morbus Reiter, Morbus Crohn, Morbus Bechterew, während bei anderen, klinisch ähnlichen Bildern der CRP-Spiegel unauffällig bleibt, z. B. bei Lupus erythematodes, Sklerodermie, Colitis ulcerosa. Hier trägt also das CRP zur Differenzialdiagnose bei.
CRP wird auch bei nicht entzündlichen Ursachen, z. B. nach chirurgischen Eingriffen oder Herzinfarkt, produziert. Es ist also kein spezifischer Entzündungsmarker!
Aber auch bei nicht entzündlichen Ursachen wird CRP produziert, z. B. bei Herzinfarkt mit Gewebsnekrosen und überhaupt nach chirurgischen Eingriffen, sodass dann die CRP-Spiegel kein Maß für den Infektionsverlauf sind.
Serumproteine während einer „akuten Phase“
Abb. 3.3 Unmittelbar nach einer Infektion, einem Trauma, einem Herzinfarkt oder einem operativen Eingriff ändert sich die Zusammensetzung der Serumproteine. Der Gehalt mancher Proteine, darunter vor allem das CRP (C-reaktives Protein), steigt rasch und sehr stark an, wogegen andere Werte, wie etwa Komplementfaktor C3, nur wenig erhöht sind.
Wertigkeit von CRP und BSG
Abb. 3.4 Der Serumgehalt an CRP (C-reaktives Protein) steigt innerhalb weniger Stunden nach dem Reiz an, abhängig vom Ausmaß der Schädigung. Nach dem Geschehen sinkt der Wert bald wieder ab. Dagegen erhöht sich die BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) erst Tage später und fällt auch erst später wieder ab. Somit ergibt die Bestimmung von CRP ein aktuelleres Bild als die BSG.
Procalcitonin wird als Marker für akute bakterielle Infektionen angesehen (normal 0,1 μg/l).
Procalcitonin Nach Stimulation durch Tumornekrosefaktor (TNFα) produzieren nahezu alle Zellen des Körpers dieses Prohormon. Es wird als Marker für akute bakterielle Infektionen, speziell von Sepsis und Pneumonie, propagiert. Innerhalb von 2–6 Stunden – also noch vor dem CRP – nach einem Reiz steigt der Serumwert von normal 0,1 μg/l auf bis zu 20 μg/l an und sinkt auch relativ schnell wieder ab. Somit ist dieser Parameter auch zur Bewertung des Therapieerfolges von Antibiotika bei bakteriellen Infektionen geeignet.
Das Differenzialblutbild zeigt bei bakteriellen Infekten meist eine Leukozytose mit Linksverschiebung. Manche Infektionen, z. B. Typhus, gehen aber geradezu typischerweise mit einer Leukozytopenie einher.In anderen Fällen kommt es zu einer Veränderung in der Zahl (z. B. Lymphozytose bei Keuchhusten) und dem Aussehen der Lymphozyten (z. B. Zellveränderungen bei Mononukleose). Bei HIV-Infektion gehen vor allem CD4+-T-Lymphozyten zugrunde; die Relation zu den CD8+-T-Lymphozyten verschiebt sich.
Differenzialblutbild gibt oft wichtige Hinweise. Eine Leukozytose, bestehend aus polymorphkernigen Granulozyten, evtl. noch charakterisiert durch eine Häufung von jugendlichen Granulozyten (Linksverschiebung), tritt wenige Stunden nach einem bakteriellen Reiz auf, zunächst durch rasche Mobilisierung dieser Zellen aus einer Reserve, sofern der Körper dazu überhaupt noch in der Lage ist. Bei alten Menschen und chronisch Kranken muss man mit einer Knochenmarkinsuffizienz rechnen; auch Neugeborene haben nur einen begrenzten Pool an abrufbaren Leukozyten. Später, d. h. nach Tagen, folgen dann auch neu gebildete Granulozyten. Manche Infektionen, z. B. Typhus, gehen aber geradezu typischerweise mit einer Leukozytopenie einher.
In anderen Fällen kommt es zu einer Veränderung in der Zahl und dem Aussehen der Lymphozyten. Absolute und relative Lymphozytose sind geradezu klassisch für Keuchhusten, auch bei vielen viralen Infektionen sind mononukleäre lymphozytäre Zellen stärker vermehrt als Granulozyten. Ganz charakteristische Zellveränderungen sieht man im peripheren Blut bei Mononukleose. Nach fortschreitender Infektion mit HIV kommt es zu einem Verlust der CD4+-T-Lymphozyten. Die Relation zu den CD8+-Zellen ist verschoben.
Herbert Hof
Infektionsfolgen in infizierten Organen können in makroskopischen und mikroskopischen Untersuchungen von Organen bzw. Biopsien erkannt werden.