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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literatur, Werke, Note: 2,0, Freie Universität Berlin (Fachbereich Deutsche Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: „Romane schließen damit, daß Held und Heldin heiraten. Damit müßte man anfangen, aufhören aber damit, daß sie sich wieder trennen […]“ , so die Forderung Wolfgang Matz‘ in seiner erst kürzlich erschienenen Studie zur Untersuchung des Ehebruchs als literarisches Phänomen. Eine Ehebruchgeschichte ist allerdings nie nur eine Ehebruchgeschichte. Sie ist auch oftmals eine Geschichte der Ehre und der Ehrwiederherstellung. Bettet man dieses Geschehen in den Kontext des auslaufenden neunzehnten Jahrhunderts ein, so kommt man zwangsläufig um das Duell nicht herum. Summa summarum wird es mir in dieser Arbeit um eine Ehebruchgeschichte gehen, die gleichzeitig aber auch eine Duellgeschichte ist. Was wäre da glaubhafter und lebendiger, als eine wahre Begebenheit? Theodor Fontane liefert mit seinem gesellschaftskritischen Werk Effi Briest ein Musterbeispiel des poetischen Realismus und gibt „einen anschaulichen Eindruck jenes Phänomens, das im 19. Jahrhundert die Spalten der Tagespresse füllte, Richtern und Totengräbern Arbeit verschaffte, die Gemüter protestantischer Synodalen und katholischer Theologen erhitzte und die Phantasie von Schriftstellern beflügelte“ . Zunächst soll der Duellbegriff Gegenstand meiner Ausführungen sein und hinsichtlich seiner verschiedenen Facetten beleuchtet werden. Besonders eng mit dem Duell verknüpft ist der Ehrbegriff, der die Standesehre und die Mannesehre impliziert, wie Ute Frevert in ihrem Werk Ehrenmänner betont: „Männer […] waren zunächst einmal Mitglieder von Ständen, Staatsbürger, Berufsgenossen, Familienväter, Ehegatten […]. Die Betonung von Mut, Tapferkeit, Willenskraft und Entschlossenheit, mit denen jene Ehre verteidigt werden sollte, wies unmittelbar ins Zentrum männlicher Selbstbilder. Männer mussten stark und unbeugsam sein, um sich gegenseitig achten zu können und von Frauen geliebt zu werden.“ Ferner fand die männliche Ehre ihren sichtbaren Ausdruck in der Fähigkeit und Bereitschaft eines Mannes, diese um jeden Preis gegen Verletzungen durch Dritte zu verteidigen. Darüber hinaus sei die Ähnlichkeit der Begriffe „ehrhaft“ und „wehrhaft“ nicht des Zufalls geschuldet, sondern vielmehr als eine „unauflösliche Symbiose“ des männliches Charakters zu verstehen, dessen Belastbarkeit im Duell unter Beweis gestellt werden konnte. Das Duell als „‘Vehikulum des Mutes und der Entschlossenheit‘ konnte […] geradezu als eine Beweisprobe echter, unverfälschter Männlichkeit angesehen werden.“
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Duell
2.1 Definition des Duellbegriffs
2.2 Ehre – Ursache des Duells
2.3 Duellkodex und Offiziersehre
2.4 Ehebruch
2.5 Von Absurditäten und Paradoxien
3. Effi Briest – ein gesellschaftskritischer Roman?
3.1 Eine wahre Begebenheit?
3.2 Gesellschaftskritik im verklärenden Schönheitsschleier
3.3 Effi und Innstetten
3.4 Duelldiskussion und gesellschaftskritische Komponente
4. Reflexion und Fazit
5. Literaturverzeichnis
„Romane schließen damit, daß Held und Heldin heiraten. Damit müßte man anfangen, aufhören aber damit, daß sie sich wieder trennen […]“[1], so die Forderung Wolfgang Matz‘ in seiner erst kürzlich erschienenen Studie zur Untersuchung des Ehebruchs als literarisches Phänomen. Eine Ehebruchgeschichte ist allerdings nie nur eine Ehebruchgeschichte. Sie ist auch oftmals eine Geschichte der Ehre und der Ehrwiederherstellung. Bettet man dieses Geschehen in den Kontext des auslaufenden 19. Jahrhunderts, so kommt man zwangsläufig um das Duell nicht herum. Summa summarum wird es mir in dieser Arbeit um eine Ehebruchgeschichte gehen, die gleichzeitig aber auch eine Duellgeschichte ist. Was wäre da glaubhafter und lebendiger, als eine wahre Begebenheit?
Theodor Fontane liefert mit seinem gesellschaftskritischen Werk Effi Briest[2] ein Musterbeispiel des poetischen Realismus und gibt „einen anschaulichen Eindruck jenes Phänomens, das im 19. Jahrhundert die Spalten der Tagespresse füllte, Richtern und Totengräbern Arbeit verschaffte, die Gemüter protestantischer Synodalen und katholischer Theologen erhitzte und die Phantasie von Schriftstellern beflügelte“[3].
Zunächst soll der Duellbegriff Gegenstand meiner Ausführungen sein und hinsichtlich seiner verschiedenen Facetten beleuchtet werden. Besonders eng mit dem Duell verknüpft ist der Ehrbegriff, der die Standesehre und die Mannesehre impliziert, wie Ute Frevert in ihrem Werk Ehrenmänner[4] betont: „Männer […] waren zunächst einmal Mitglieder von Ständen, Staatsbürger, Berufsgenossen, Familienväter, Ehegatten […]. Die Betonung von Mut, Tapferkeit, Willenskraft und Entschlossenheit, mit denen jene Ehre verteidigt werden sollte, wies unmittelbar ins Zentrum männlicher Selbstbilder. Männer mussten stark und unbeugsam sein, um sich gegenseitig achten zu können und von Frauen geliebt zu werden.“[5] Ferner fand die männliche Ehre ihren sichtbaren Ausdruck in der Fähigkeit und Bereitschaft eines Mannes, diese um jeden Preis gegen Verletzungen durch Dritte zu verteidigen. Darüber hinaus sei die Ähnlichkeit der Begriffe „ehrhaft“ und „wehrhaft“ nicht des Zufalls geschuldet, sondern vielmehr als eine „unauflösliche Symbiose“[6] des männliches Charakters zu verstehen, dessen Belastbarkeit im Duell unter Beweis gestellt werden konnte. Das Duell als „‘Vehikulum des Mutes und der Entschlossenheit‘ konnte […] geradezu als eine Beweisprobe echter, unverfälschter Männlichkeit angesehen werden.“[7]
Das Duell – ein „mit Waffen ausgeführte[r] Zweikampf unter Männern zu dem Zweck, die verletzte oder in Frage gestellte Ehre des Forderers wiederherzustellen“[8] – beziehungsweise vielmehr die gesellschaftskritische Dimension des Duellzwanges soll in meiner Arbeit vordergründig behandelt und im Rahmen der Duelldiskussion um Effi Briest Anschluss finden. Dabei werde ich nicht umhin kommen, den Ehrenzweikampf in direkter Verbindung zum Ehebruch zu beleuchten, der als besonders schweres Delikt mit zwingender Notwendigkeit ein Duell erforderte.[9]
Im zweiten Abschnitt des Hauptteils meiner Arbeit werde ich Theodor Fontanes Effi Briest hinsichtlich der zuvor diskutierten Duelldebatte thematisieren. Dabei möchte ich zunächst grundlegende Eckdaten des Romans hervorheben, wozu auch der Bezug zum Ursprung der Geschichte um Effi und Innstetten gehört. Darüber hinaus sollen die grundlegenden Beziehungen und Charaktereigenschaften der Protagonisten herausgestellt und kurz beleuchtet werden, Effis Affäre zu Crampas wird an dieser Stelle ebenfalls Gegenstand meiner Betrachtungen sein.
Abschließend werde ich das Duell zwischen Crampas und Innstetten, unter denen im ersten Teil meiner Arbeit herausgestellten Erkenntnissen hinsichtlich des Ehrenzweikampfes, betrachten und unter gesellschaftskritischen Aspekten analysieren und reflektieren. Am Ende meiner Ausführungen werden meine Erkenntnisse in einem kurzen Fazit zusammengefasst und ein Ausblick auf eventuell offen gebliebene Fragen gegeben.
Das Duell ist ein Phänomen längst vergangener Zeiten, beansprucht in der Literatur jedoch noch heute seinen Platz. Daher ist es notwendig, die Geschichte und Bedeutung des Duells in der Vergangenheit zu beleuchten, um die Funktion, die es im gesellschaftlichen Kontext einnahm, einschätzen und bewerten zu können. Im Folgenden werde ich mich hauptsächlich auf die Werke Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft von Ute Frevert, Ritualisierte Kontingenz von Gerhard Neumann, Jeder ist seines Unglücks Schmied von Maja Razbojnikova-Frateva und Effi Briest: Historische Realität und literarische Fiktion in den Werken von Fontane, Spielhagen, Hochhuth, Brückner und Keuler von Anja Restenberger beziehen.
Es gibt Lagen, aus denen der Mann sich nur durch das Duell zu retten vermag, wo der im Kampf gefundene Tod den besten Abschluss bringt und einem ferneren Leben in Schmach und Schande vorzuziehen ist. Da deckt der ehrliche Kampf, der Beweis der Unverzagtheit, sein blankes Schild über den Fleck und der Nachruf hebt den Mut als alles Unschöne tilgende Tugend hervor.[10]
Wie bereits erwähnt und besonders anschaulich von Maja Razbojnikova-Frateva dargelegt, galt das Duell als das adäquate Instrument, den beschmutzten Ruf oder die verletzte Ehre wieder herzustellen und muss daher in unmittelbarer Verknüpfung zum Ehrbegriff betrachtet werden.