Echte Liebe - Sascha Fligge - E-Book

Echte Liebe E-Book

Sascha Fligge

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Beschreibung

Elf Jahre nach der Beinahe-Insolvenz strotzt Borussia Dortmund wirtschaftlich vor Kraft und sportlich vor Selbstbewusstsein. Dabei lag der Klub im Frühjahr 2005 in Trümmern: der Schuldenberg gigantisch, das Stadion veräußert, der Zwangsabstieg bedrohlich nah. Mit strategischem Geschick und klugen Konzepten gelang dem Team um Hans-Joachim Watzke, Dr. Reinhard Rauball und Thomas Treß schließlich die Rettung. Unter Trainer Jürgen Klopp begann 2008 eine neue Erfolgsära. Echte Liebe zeichnet das spektakuläre Comeback des BVB spannend und anschaulich nach. Mit vielen Hinterzimmer-Geschichten, Anekdoten und exklusiven Fakten liefern die Autoren ungewöhnliche Einblicke hinter die Kulissen des Vereins. Sie lüften das Scouting-Geheimnis der Borussia, lassen in Gastbeiträgen schwarzgelbe Ikonen wie Dede und Sebastian Kehl zu Wort kommen und verraten, wie der Klub seinen einzigartigen Markenkern fand. Jürgen Klopp spricht in einem Interview so offen wie nie zuvor über seine Dortmunder Jahre. Diese Erfolgsstory zeigt: Der BVB ist weit mehr als nur ein Fußballverein. Er ist eine Lebenshaltung: bodenständig, echt, ambitioniert.

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Das Buch

Das Fußball-Märchen von Dortmund

Elf Jahre nach der Beinahe-Insolvenz strotzt Borussia Dortmund wirtschaftlich vor Kraft und sportlich vor Selbstbewusstsein. Dabei lag der Klub im Frühjahr 2005 in Trümmern: der Schuldenberg gigantisch, das Stadion veräußert, der Zwangsabstieg bedrohlich nah. Mit strategischem Geschick und klugen Konzepten gelang dem Team um Hans-Joachim Watzke, Reinhard Rauball und Thomas Treß schließlich die Rettung. Unter Trainer Jürgen Klopp begann 2008 eine neue Erfolgsära.

Echte Liebe zeichnet das spektakuläre Comeback des BVB spannend und anschaulich nach. Mit vielen Hinterzimmer-Geschichten, Anekdoten und exklusiven Fakten liefern die Autoren ungewöhnliche Einblicke hinter die Kulissen des Vereins. Sie lüften das Scouting-Geheimnis der Borussia, lassen in Gastbeiträgen schwarzgelbe Ikonen wie Dede und Sebastian Kehl zu Wort kommen und verraten, wie der Klub seinen einzigartigen Markenkern fand. Jürgen Klopp spricht in einem Interview so offen wie nie zuvor über seine Dortmunder Jahre.

Diese Erfolgsstory zeigt: Der BVB ist weit mehr als nur ein Fußballverein. Er ist eine Lebenshaltung: bodenständig, echt, ambitioniert.

Die Autoren

Frank Fligge, *1969, hat mehr als 25 Jahre lang als Journalist u.a. über Borussia Dortmund berichtet und mehrere Bücher über den BVB geschrieben. Heute arbeitet er als Kommunikationsberater, Moderator und Autor.

Sascha Fligge, *1977, ist Direktor Kommunikation bei Borussia Dortmund und hat tiefe Einblicke in die Strukturen des Klubs.

Frank Fligge · Sascha Fligge

Echte Liebe

Das spektakuläre Comeback des BVB

Econ

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ISBN: 978-3-8437-1462-4

© der deutschsprachigen AusgabeUllstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016Fotos: © Alexandre Simoes / BVB; Firo SportphotoUmschlaggestaltung: FHCM GRAPHICS, BerlinCovermotiv: K-werk Kommunikationsdesign, Dortmund

E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Inhalt

Über das Buch und die Autoren

Titelseite

Impressum

Der BVB ist wieder da!

Der Weg in die Krise

Die Gläubiger ziehen mit – ein erster kleiner Hoffnungsschimmer • Wettrüsten und Transfer-Wahnsinn: Mit Stefan Reuter fing alles an • Von Börsengang, Stadionausbau und Geldbeschaffungs-Tricks

Gastbeitrag: Carsten Heise

Gastbeitrag: Stefan ten Doornkaat

Die akute Rettungsphase

Wo sich der Geldadel trifft: Geheime Verhandlungen in Kitzbühel • Uli Hoeneß rettet den BVB: Ein Märchen wie von den Gebrüdern Grimm • Der Sanierungsplan rettet das Überleben, doch die Perspektive heißt Mittelmaß. Oder? • Heroische Leistung am Verhandlungstisch: Wie der BVB die Banker und Juristen entnervt

Die Reinhard-Rauball-Story

Der dritte Hilferuf erreicht ihn,als Borussia auf die Katastrophe zusteuert

Triumphe und Transfers

Statt Sahnetorte bekamen die Fans plötzlich Dortmunder Salzkuchen serviert • Über Nacht ohne Trainer. Was nun: Magath oder Doll! • Aus der Not wird eine Tugend: Das neue Scouting-Modell als Erfolgsrezept • Die Idee ist geboren: Vollgasfußball! Nur der geeignete Trainer fehlt noch • Jung – jünger – BVB: Mit einem »Kinderriegel« in der Abwehr zur Meisterschaft

»In Dortmund ist Fußball nicht diese schönste Nebensache der Welt. Es ist eine Hauptsache.«

Jürgen Klopp im Interview

Gastbeitrag: Sebastian Kehl

Gastbeitrag: Dede

Der Markenfindungsprozess: Wer oder was sind wir – und warum?

Schon der Gründungsakt war Rebellion – auch deshalb mögen BVB-Fans echte Typen • T steht für Treue. Und kaum einer personifiziert sie wie Dede • Intensität ist das Merkmal, um das sich alles dreht • Aus dem Jubiläumsmotto wird die »Echte Liebe«

Status quo und Perspektiven

»Nie wieder Schulden für sportlichen Erfolg!« • Der FC Bayern hat mehr Fans – aber kein Klub genießt größere Sympathien als Borussia Dortmund • Zwischen Borsigplatz und Asien: Der Traditionsklub erobert neue Märkte • Schwarzgelber Hype in Asien: Wenn Fußballprofis wie Popstars gefeiert werden • Die aktive Fan-Szene als kritischer Mahner: Erfolg ja – aber nicht um jeden Preis!

Der BVB und die Medien

Ein Wechselgerücht reicht – schon rücken die TV-Teams am Knappschaftskrankenhaus an • Über Facebook, Twitter, Instagram & Co. erreicht der BVB ein Millionenpublikum

Gastbeitrag: Klaus Engel

Gastbeitrag: Ulrich Leitermann

Gastbeitrag: Bjørn Gulden

107 Jahre – 14 Titel

Bildteil 1

Bildteil 2

Feedback an den Verlag

Empfehlungen

Der BVB ist wieder da!

Borussia Dortmund im Mai 2016.

Ein kerngesunder Fußballklub am Ende einer herausragenden Saison. Einer Spielzeit, der zur absoluten Perfektion letztlich nur eines fehlte: die Krönung, die Kirsche auf der Sahne. Ein Titel! Und dennoch: Wären Rot und Blau in Dortmund keine Tabufarben, dann müssten pralle knallrote Bäckchen das schwarzgelbe Logo zieren, und über der BVB-Zentrale am Rheinlanddamm müsste von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ein wolkenloser Himmel in sattem Königsblau leuchten.

Nur 15 Monate nach akuter Abstiegsangst und 12 Monate nach dem tränenreichen Abschied von Jürgen Klopp ist Borussia Dortmund zurück an der Spitze. Deutscher Vizemeister hinter dem FC Bayern München. Nie zuvor in der Geschichte der Fußball-Bundesliga hat ein Zweitplatzierter mehr Punkte gesammelt als der BVB in der Premierensaison von Neu-Trainer Thomas Tuchel. Mehr noch: In 46 von 53 Spielzeiten hätten die 78 Zähler der Dortmunder – zugleich das zweitbeste Ergebnis der Klubgeschichte – zum Titelgewinn gereicht. Noch besser waren nur der FC Bayern München (1972, 1973 und 2013 bis 2016) sowie Borussia selbst in der Double-Saison 2011/12. Zum Vergleich: Als der BVB 1995, 1996 und 2002 Deutscher Meister wurde, reichten dazu 69, 68 bzw. 70 Zähler.

Noch ein paar statistische Fakten, die eindrucksvoll belegen, welch eine überragende Saison der BVB gespielt hat: Bis zum 32. Spieltag lag Dortmund auf Kurs in Richtung neuer Vereinsrekord. Der liegt bei 81 Punkten aus der Spielzeit 2011/12. Erst das 0:1 in Frankfurt und das 2:2 zum Abschluss gegen Köln kosteten die möglichen 83 Punkte. Ärgerlich, aber kein Drama, denn die Schwarzgelben hatten bereits sieben Spieltage vor Saisonende, und damit früher als je zuvor ein Tabellenzweiter, die direkte Champions-League-Qualifikation perfekt gemacht. Schon nach dem 28. Spieltag war klar, dass sie mindestens Vizemeister werden würden. Herausragend!

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aber war: Borussia konnte umsetzen, was Tuchel bei seiner Vorstellung am 3. Juni 2015 ebenso selbstbewusst wie realistisch als Losung ausgegeben hatte: Der BVB wolle in allen Wettbewerben die Besten herausfordern. In der Bundesliga also den FC Bayern, der in den Jahren zuvor 25, 19 bzw. 33 Punkte Vorsprung auf Dortmund hatte und den Titel 2014 schon Ende März feiern durfte. Diesmal mussten die Münchner bis zum Schluss kämpfen. Erst am 33. Spieltag brachten sie die Meisterschaft unter Dach und Fach.

Mit 82 Toren stellte Borussia Dortmund in der Saison 2015/16 zudem einen internen Bundesliga-Rekord auf. Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang (25 Saisontreffer) wurde dank seiner glänzenden Leistungen im Trikot des BVB als erster Bundesliga-Spieler überhaupt zu Afrikas Fußballer des Jahres und bei der Wahl der Profikicker-Gewerkschaft VDV vor Torschützenkönig Robert Lewandowski (FC Bayern München) und Teamkollege Henrikh Mkhitaryan zum besten Bundesliga-Spieler des Jahres gewählt. Auch die beiden anderen Kategorien gingen an den BVB: Das Votum für den »Newcomer der Saison« entfiel auf Julian Weigl, »Trainer des Jahres« wurde Thomas Tuchel.

Die jährliche Umfrage des Fachmagazins Kicker gewann ebenfalls ein Borusse: Hier wurde Henrikh Mkhitaryan (11 Tore/20 Vorbereitungen allein in der Liga) von den Profi-Kollegen zum besten Feldspieler der Saison gekürt. Christian Pulisic gelang nicht nur im zarten Alter von 17 Jahren der Sprung in den Profi-Kader. Er avancierte auch zum viertjüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte und zum jüngsten Spieler, dem es gelang, zwei Treffer zu erzielen. Jürgen Klinsmann berief ihn daraufhin in den US-Kader für die Copa America, wo Pulisic immerhin dreimal eingesetzt wurde – u. a. beim Halbfinal-Aus gegen Argentinien. Im Testspiel gegen Bolivien hatte sich das BVB-Talent zuvor als jüngster Torschütze in die Geschichtsbücher seiner Nationalmannschaft eingetragen.

Mindestens ebenso erfreulich war die Entwicklung der Zuschauerzahlen. Zu den insgesamt 26 Pflicht-Heimspielen der Saison 2015/16 begrüßte Borussia Dortmund 1948880 Zuschauer. Noch einmal fast 100000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2013/14. In der Bundesliga liegt die Auslastung der Stadionkapazität von 81359 Plätzen bei 99,88 Prozent. Mit der durchschnittlichen Besucherzahl von 81178 belegte der BVB zum 17. Mal in Folge Platz eins in Deutschland. Zuschauer-Weltmeister ist er obendrein. Kein anderer Fußball-Klub auf dem Globus hat mehr Besucher als Borussia Dortmund.

Und die Schwarzgelben stellten weitere Bestmarken auf: Sie erziehlten im Geschäftsjahr 2015/16 – nicht zuletzt durch die Transfers von Mats Hummels zum FC Bayern München und Ilkay Gündogan zu Manchester City – mit 376,3 Millionen Euro (+ 36,3 Prozent) den höchsten Umsatz der Klubgeschichte (bisher: 305 Mio. in 2012/13). Apropos Transfers: Anfang Juli war dann nach monatelangem Hickhack mit dem Spieler und seinem Berater Mino Raiola auch der Wechsel von Henrykh Mkhitaryan fix. Der Armenier spielt künftig mit Superstar Zlatan Ibrahimovic unter Star-Trainer Jose Mourinho im Star-Ensemble von Manchester United. Die 42 Millionen Euro Ablöse, die Borussia Dortmund für ihn verbuchen durfte, fallen bilanziell zwar schon ins Geschäftsjahr 2016/17. Insgesamt erzielte der BVB aus dem Verkauf dieser drei Akteure, die im Jahr darauf allesamt ablösefrei hätten wechseln können, mehr als 100 Millionen Euro. Unter finanziellen Aspekten eine gigantische Story. Europas Fußballmanager blickten staunend nach Dortmund. Und applaudierten.

In der sportlichen Bilanz ist zweifelsfrei festzuhalten, dass der BVB mit Hummels – Gündogan – Mkhitaryan seine zentrale Achse der Erfolgssaison 2015/16 verloren hat und vor dem, so Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, »größten personellen Umbruch der zurückliegenden zehn Jahre« steht. Also vor dem größten Umbruch der Ära Watze. Oder anders ausgedrückt: vor dem größten Umbruch innerhalb des Zeitraums, den dieses Buch beschreibt, denn der BVB nahm nicht nur über 100 Millionen Euro für drei Spieler mit jeweils nur noch einem Jahr Vertragsrestlaufzeit ein – er gab das Geld auch wieder aus und investierte unter anderem in die beiden Weltmeister Mario Götze (FC Bayern München) und André Schürrle (VfL Wolfsburg). Insbesondere die Rückkehr des »verlorenen Sohnes« Götze, der den BVB drei Jahre zuvor inmitten eines riesigen Hagelsturmes aus negativen Fan-Emotionen verlassen hatte, stellt Borussia Dortmund auch vor eine kommunikative Herausforderung. Die Mehrheit der Anhängerschaft begrüßt den Transfer – aber eben längst nicht alle Fans. Der BVB steht folgerichtig nicht nur vor einer sportlichen, sondern auch vor einer kommunikativen Herausforderung.

Der Blick in die Zukunft ist aufregend. Keine Frage. »Der BVB ist das spannendste Projekt des Fußballs«, titelte die Welt. Aber blicken wir zunächst noch einmal zurück auf die Saison 2015/16, in der Borussia Dortmund im fünften Jahr in Serie ein großes Finale erreichte: 2012 DFB-Pokal, 2013 Champions League, 2014 bis 2016 wiederum DFB-Pokal. Das haben zuvor nicht einmal die Bayern geschafft. Zur vollen Wahrheit gehört, dass der BVB nur das erste dieser fünf Endspiele – 2012 gegen die Bayern (5:2) – gewinnen konnte. Bei den vier Finalniederlagen seither spielten allerdings dreimal auch diskussionswürdige Schiedsrichterentscheidungen eine maßgebliche Rolle. So auch im Endspiel am 21. Mai 2016, das die Dortmunder erst nach Elfmeterschießen unglücklich mit 3:4 verloren. Statt Siegesfeier und Jubelkorso um den Borsigplatz endete die Spielzeit erneut mit Frust und Tränen.

Frust und Tränen beschreiben auch die schwarzgelbe Gefühlslage am 14. April 2016. Das Los wollte es, dass Borussia im Viertelfinale der Europa League auf den FC Liverpool traf, den neuen Arbeitgeber ihres langjährigen Erfolgstrainers Jürgen Klopp. In den Runden zuvor hatte der BVB den renommierten FC Porto und den englischen Spitzenklub Tottenham Hotspur souverän ausgeschaltet, dabei als erster deutscher Verein überhaupt an der White Hart Lane im Londoner Nordosten gewonnen.

Doch das Wiedersehen mit »Kloppo« gleich in Saison eins nach seinem Abschied vom BVB – noch dazu in einer K.-o.-Konstellation – wurde im Vorfeld medial so gnadenlos überhitzt, dass Dortmunds Profis im Hinspiel seltsam gehemmt wirkten und über ein 1:1 nicht hinaus kamen. Umso enthemmter traten sie im Rückspiel auf, führten blitzschnell mit 2:0 und lange mit 3:1. Standen also mit eindreiviertel Beinen im Halbfinale dieses einzigen Wettbewerbs von Bedeutung, den der BVB in seiner Klubgeschichte noch nie gewonnen hat.

Es folgte eine Schlussphase, die sich in Dortmund bis heute niemand so recht erklären kann. Liverpool gelang der Anschluss. Der Ausgleich – 3:3. Dieses Ergebnis, das den BVB immer noch unter die letzten Vier katapultiert hätte, hatte auch nach 90 Minuten Bestand. Dann flog eine letzte Flanke in den Strafraum, Dejan Lovren schraubte sich hoch und kam mit dem Kopf an das Leder. Für Sekundenbruchteile war es mucksmäuschenstill im Stadion. Dann beulte der Ball das Netz aus – und die Anfield Road explodierte. Borussia war ausgeschieden! Am Ende eines Spiels, das in die Europapokal-Historie eingehen wird, jubelten die »Reds«. Die BVB-Profis hockten mucksmäuschenstill in der schmucklosen und beengten Gästekabine des legendären Stadions. Noch eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff entwickelte jeder Schweißtropfen, der zu Boden fiel, die gefühlte Lautstärke eines Metallica-Konzerts.

Dennoch: Sportlich ist der BVB nach der Talsohle 2014/15 wieder obenauf. Wirtschaftlich strotzen die Westfalen vor Kraft. Die Perspektiven sind exzellent – auch deshalb, weil sich europaweit heißbegehrte Leistungsträger wie Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus mittel- bis langfristig zu Schwarzgelb bekannt haben. In den Mittelfeldspielern Mikel Merino (Jahrgang 1996, CA Osasuna) und Emre Mor (Jhg. 1997, FC Nordsjaelland) sowie Angreifer Ousmane Dembélé (Jhg. 1997, Stade Rennes) sicherte sich der BVB frühzeitig die Dienste von drei der begehrtesten Talente Europas. Insbesondere Dembélé wurde von allen kontinentalen Spitzenklubs gejagt, nachdem er erst am 13. Spieltag der Saison 2015/16 sein Debüt in der französischen Ligue 1 gefeiert und fortan in 23 Partien eindrucksvolle 17 Scorerpunkte gesammelt hatte. Er entschied sich für Dortmund – nicht zuletzt deshalb, weil Borussias Scouting-Abteilung sein Talent schon zu einem Zeitpunkt erkannt hatte, als die anderen Klubs nicht einmal seinen Namen auf der Liste hatten. Hinzu kommt mit Orel Mangala (Jhg. 1998) vom RSC Anderlecht ein ebenfalls hoch veranlagter zentraler Mittelfeldakteur, der beim BVB 2016/17 zunächst für den Kader des amtierenden U19-Meisters vorgesehen ist.

Als Verstärkung für die Innenverteidigung verpflichtete der BVB mit Marc Bartra einen spanischen Nationalspieler vom FC Barcelona, der in seiner Profi-Laufbahn schon so ziemlich alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Doch nicht allein die Qualität dieses Transfers ließ die Fachwelt aufhorchen, sondern auch die Konditionen: Während die medialen Spekulationen über mögliche Hummels-Nachfolger ins Kraut schossen und sich im Bereich zwischen 20 und 30 Millionen Euro Ablöse abspielten, zogen Bartra und Borussia eine Ausstiegsklausel im Vertrag des Spaniers – er wechselte für acht Millionen Euro. Für einen Akteur seiner Klasse ein Schnäppchenpreis.

Außerdem neu im Kader: Sebastian Rode vom FC Bayern München und Raphael Guerreiro vom FC Lorient aus der französischen Ligue 1. Der Linksverteidiger gewann im Juli 2016 nicht nur mit Portugal den EM-Titel, sondern trumpfte dabei als Stammspieler auf der Linksverteidigerposition sowohl defensiv wie offensiv groß auf. Seinen Marktwert hat er während des Turniers jedenfalls deutlich erhöht. BVB-Sportdirektor Michael Zorc dürfte sich vor dem Fernseher die Hände gerieben und mehr als nur einmal gedacht haben: Gut, dass wir so früh Nägel mit Köpfen gemacht haben.

Gerade Spieler wie Merino, Mor und Dembélé sind ein Versprechen auf die Zukunft. Aber auch Julian Weigl, der im Sommer 2015 als Perspektivspieler vom TSV 1860 München aus dem Zweitliga-Keller geholt wurde. Beim BVB stieg er auf Anhieb zum Stammspieler im defensiven Mittelfeld auf und wurde im Sommer 2016 von Bundestrainer Joachim Löw sogar in den Kader für die Europameisterschaft in Frankreich berufen, wo er zwar nicht zum Einsatz kam, aber wichtige Erfahrungen sammeln konnte.

Oder Felix Passlack, Kapitän der Dortmunder U19, die – doch noch ein Titel! – am 29. Mai 2016 durch einen 5:3-Finalsieg bei der TSG 1899 Hoffenheim zum sechsten Mal Deutscher Meister wurde. Zum ersten Mal seit 18 Jahren. Mit weitgehend derselben Mannschaft übrigens, die in den beiden Spielzeiten zuvor jeweils den U17-Titel gewonnen hatte. Jeweils mit Passlack, der als eines der größten Talente im deutschen Fußball gilt und, wie Teamkollege Pulisic, als 17-Jähriger unter Thomas Tuchel sein Bundesliga-Debüt feierte. Das alles zeigt: Der BVB ist nach ein paar dürren Jahren auch im Nachwuchsbereich wieder der Maßstab in Deutschland – Dzenis Burnic und Janni-Luca Serra sind weitere Namen aus der U17/U19-Meistermannschaft, denen Fachleute großes Talent bescheinigen.

Um ein Haar hätte Borussia Dortmund sogar das U-Double gewonnen. Denn auch die U17 zog ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft ein, verlor aber vor mehr als 6000 Zuschauern im Stadion Rote Erde gegen Bayer Leverkusen mit 0:2. Es wäre das erste Mal überhaupt gewesen, dass ein Klub dreimal in Folge den U17-Titelträger stellt. Und das erste Mal seit Einführung der U-Bundesligen, dass U19- und U17-Meister aus demselben Verein kommen.

Hinzu kommt: Borussia Dortmund ist »in«. Sympathiewerte und Popularität steigen seit Jahren kontinuierlich – auch im Ausland. Zu den Heimspielen im Signal Iduna Park reisen Fans aus aller Welt an; aus England im 14-Tage-Rhythmus durchschnittlich 800 bis 1000 mit Billigfliegern. Die Südtribüne, Dortmunds »Gelbe Wand«, ist ein Sehnsuchtsort für Fußball-Romantiker.

Elfeinhalb Jahre liegen zwischen dieser Zustandsbeschreibung aus dem Frühjahr 2016 und dem ultimativen Tiefpunkt der Vereinsgeschichte.

Nur elfeinhalb Jahre.

Rückblende:

Im Februar 2005 drücken das börsennotierte Fußball-Unternehmen Borussia Dortmund, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 118,8 Millionen Euro. Auch der eingetragene Verein (e. V.) ist in siebenstelliger Größenordnung verschuldet. Der traditionsreiche Klub, einer der erfolgreichsten im deutschen Fußball, steht vor dem Aus. Das Führungsduo Dr. Gerd Niebaum/Michael Meier hat den BVB mit mehrjährigem Anlauf ins nackte Chaos manövriert. Nur ein Wunder kann den Gang zum Insolvenzrichter noch abwenden.

In den elfeinhalb Jahren seither feierte die Borussia erst ihre Rettung, dann den 100. Geburtstag und bald darauf zwei Meisterschaften. Sie gewann 2012 erstmals in der Vereinsgeschichte das Double aus Bundesliga-Titel und DFB-Pokal. Sie wurde dreimal Vizemeister, erreichte vier weitere Male das Pokalfinale in Berlin und 2013 zum zweiten Mal nach 1997 das Endspiel um die Champions League.

Der BVB ist wieder da! Nicht als Eintagsfliege, sondern mit sportlicher Konstanz und wirtschaftlicher Kontinuität. Ein Top-Klub in Deutschland und eine fixe Destination auf der europäischen Fußball-Landkarte.

Was in den elfeinhalb Jahren zwischen Februar 2005 und Sommer 2016 an Rheinlanddamm und Strobelallee gelang, ist ohne jeden Zweifel eine der bemerkenswertesten Management-Leistungen mindestens im deutschen Sport. Vielleicht sogar darüber hinaus. Dass das Sanierungskonzept, das die Retter Dr. Reinhard Rauball und Hans-Joachim Watzke Anfang 2005 gemeinsam mit der Wirtschaftsberatung RölfsPartner erarbeitet haben, griff, ist das eine. Dass die neue Klubführung es darüber hinaus geschafft hat, aus dem Börsen-Unternehmen BVB, das als Synonym für Misswirtschaft, Lügen und unseriöses Geschäftsgebaren stand, wieder eine werthaltige Marke zu machen, mit der Konzerne wie Evonik, Puma und Signal Iduna strategische Partnerschaften eingegangen sind, weil sie sich dadurch einen Sympathie- und Imagetransfer erwarten, hat eine ganz andere Qualität.

Borussia Dortmund hat in den elfeinhalb Jahren seit der Quasi-Insolvenz von 2005 einen kompletten Paradigmenwechsel vollzogen. »Nie mehr Schulden für sportlichen Erfolg« – so lautet die Maxime. »Echte Liebe« heißt seit einigen Jahren das Markenversprechen. Zwei Worte, die maximale Emotionalität verheißen.

Um dieses Wunder soll es hier gehen. Das Buch beschreibt den Weg von Borussia Dortmund aus dem »Vorzimmer der Pathologie« zurück an die Spitze. Es setzt am Nullpunkt an. Es erklärt die wirtschaftlichen Zusammenhänge und erzählt die Geschichte vom spektakulären Comeback des BVB. Dass Fans an manchen Stellen Gänsehaut bekommen werden, ist volle Absicht der Autoren. Neutrale Leser werden mindestens einen tiefen Einblick in die Führung eines Spitzenklubs im deutschen Profifußball und in die wirtschaftlichen Hintergründe erhalten. Warum die Banken- und Finanzkrise für die Sanierung des BVB ein gewaltiges Risiko darstellte, letztlich aber ein Segen war. Warum es die Erfolgsära unter Jürgen Klopp möglicherweise nie gegeben hätte, wenn Felix Magath im »Vorstellungsgespräch« mehr Überzeugungskraft entwickelt hätte. Warum es so wichtig war, sich darüber klarzuwerden, wer und was Borussia Dortmund eigentlich ist und warum das Erschließen neuer, internationaler Märkte unverzichtbar ist: Das alles lesen Sie in diesem Buch. Dazu geben prominente Gastautoren Einschätzungen zur Entwicklung und zu den Perspektiven des BVB.

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