Ein bisschen Wahnsinn für die Seele - Amelie Sorglos - E-Book

Ein bisschen Wahnsinn für die Seele E-Book

Amelie Sorglos

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Beschreibung

23 Geschichten, bunt gemischt, erzählen von der Liebe, vom Lieben und Verlieben, von zärtlichen Momenten, von Sehnsucht und Verlangen. Erotische Fantasien, prickelnd und voller Leidenschaft, Geschichten für stille Momente und Erzählungen, die das Leben schrieb.

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Seitenzahl: 118

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I FEEL MY SOUL RISING WHEN I'M CLOSE TO YOU

WHEN YOUR WITH ME GIRL

THERE'S NOTHING I CAN'T DO

Joe Cocker

Soul Rising Lyrics

Inhalt

Rising soul

Auf dem Weg zu dir

Traum in Grün

Blaue Stunde

Reise durch die Nacht

Die Erwählten

Von Liebe reden wir später

Glückliche Reise

Nur ein Seitensprung

Traumtänzer

Sommergewitter

Der letzte Zeuge

Verzaubert

Alte Liebe

Martin

Wege aus der Finsternis

Blind Date

Der letzte Tanz

Die knallrote Badehose

Seine Augen

Mein Name ist Mata. Ich bin jung, reich und eine Diebin

Eine Sommerliebe

Wenn es dich noch gibt, sag wo ich dich finde

Rising soul

Der Mann öffnet das Fenster weit, von hier aus kann er den Fluss sehen, der träge dahinzieht. Ein paar knorrige Bäume säumen das Ufer. Die Sonne steht tief, lange Schatten kündigen den frühen Abend an.

Mike Weller fühlt ein leises Beben, das seine Lippen erzittern lässt und seine Hände unruhig werden, als wollten sie etwas betasten. Sehnsucht schleicht sich in seine Einsamkeit.

Er schaut auf die Uhr, dreht sich um und läuft durch den langen, dunklen Raum zu einem Schreibtisch, auf dem ein Computer steht und über dem einige alte, vergilbte Fotos an der Wand hängen. Dabei zieht er das linke Bein hinter sich her, als gehöre es nicht wirklich zu ihm. Es macht ein schlurfendes Geräusch. Seit Mike als Kind an Kinderlähmung erkrankte, ist er ein Krüppel. Bevor er sich niederlässt, zündet er Kerzen auf einem hohen Leuchter an und schiebt eine CD in den Player. Joe Cockers rauchige Stimme füllt den Raum:

She believes in me in what I do

She believes in me I need her too

She believes in God above

She believes when we make love

Nur wenige Handgriffe und der Bildschirm flimmert. Angelina! Er hatte sie im Sommer, in einem dieser Chaträume, in denen er Tage und Nächte lang surfte, kennen gelernt. Inzwischen war es Herbst geworden. Seit jenem Tag trafen sie sich erst ein paar Mal in der Woche, dann jeden zweiten Tag und seit sie sich einen Monat kannten, jeden Tag. Ihr virtuelles Date fand immer zur gleichen Zeit statt und verlief stets auf die gleiche Weise.

Auch heute wartet Angelina auf ihn, den Mann, der sich Jimmy nennt. Ein junger, ein sportlicher Typ mit blauen Augen und hellen Haaren. So hat er sich beschrieben.

Mike Weller fährt mit der schlanken Hand über seinen kahlen Schädel. Angelina, meine Traumfrau, denkt er und wählt sich ein.

„Hallo Angelina“, tippen seine mageren Finger, „wie geht es dir?“

„Hallo Jimmy, wenn du hier bist, geht es mir gut.“

„Ich bin froh, dich zu treffen, Liebes.“

„Ja, Jimmy. Hörst du unsere CD?“

„Ja!“

„Ich auch, Jimmy.”

I'D REALLY LIKE TO LIVE BESIDE YOU BABY

I LOVE YOUR BODY AND YOUR SPIRIT AND YOUR CLOTHES

BUT YOU SEE THAT LINE THAT'S MOVING

THROUGH THE STATION

„Was trägst du? Das weiße?“

„Ja, Jimmy, das weiße mit den vielen Knöpfen.“

„Hmmm. Ich bekomme Lust, es zu öffnen. Was trägst du darunter?“

„Rate mal, Jimmy“

„Ich wette nichts.“

„Falsch! Strümpfe, ich trage Strümpfe.“

„Du bist süß, Angelina! Ich mag dich!“

Mike Wellers Herz schlägt schneller. Für diese Stunde mit Angelina würde er sein Leben hergeben. Er sieht sie in dem weißen Kleid. Durch das zarte Gewebe schimmern die Rundungen ihrer Brüste, die beim Atmen steigen und fallen. Kleine, feste Brüste. Angelina ist jung, erst achtzehn. Eine silberne Spange hält ihre langen, dunklen Haare zusammen. Wie sehr er es liebt, diese Spange zu öffnen.

WHEREVER WE GO

WHATEVER WE DO

I KNOW WE'LL NEVER MAKE IT THROUGH

IF WE TRY TO STAND ALONE

WE NEED LOVE TO LEAN ON

LOVE TO LEAN ON

ON AND ON AND ON

LOVE TO KEEP US STRONG

„Deine Haare fallen wie Kaskaden auf deine Schultern. Wie wundervoll sie duften.“ Er fühlt die seidige Glätte und versenkt sein Gesicht darin. „Halt mich fest, mein Liebling!“, bettelt er.

„Meine Arme berühren dich, Jimmy. Du fühlst die Wärme meines Körpers.“

Ihre ganze Schönheit dringt auf ihn ein, die Wärme ihres Leibes setzt ihn in Flammen. In einer stummen Umschlingung zieht er sie an sich.

Er legt beide Arme um sie und presst seinen Mund auf ihre nackte Schulter. Voll Wonne trinkt er den Kuss der Liebe, trinkt darin die lange Sehnsucht seines Lebens und die verwirklichte Wollust aller seiner Träume.

„Halt mich!“, bettelt auch die Frau, mit der er in einer Umarmung lange verweilt, schwebend, mit klopfendem Herzen. Sein ganzer Leib erschauert vor Ungeduld und Lust.

„Halte still, mein Liebling, halte still!“

Langsam öffnet er die Knöpfe ihres Kleides. Er zählt: Eins, zwei, drei ..., so viele Knöpfe und Angelina trägt nur Strümpfe unter dem Kleid.

Plötzlich wird Angelina lebendig. Mit sanften Händen erforscht sie seinen Leib, gibt ihm Küsse auf das Gesicht, auf den Mund und auf die Augen.

„Ich mag es, Angie, wenn du mich so berührst!“

„I GOT SUNSHINE ON A BRAND NEW DAY

AND THE GREY CLOUDS HAVE ALL DRIFTED AWAY

AND THERE'S NOBODY THAT I CAN'T BE

IF IT'S YOU AND ME

Angelina stöhnt, schickt kleine Signale. Buchstaben tanzen im Kreis, verwandeln sich in elektrisch aufgeladene Punkte, die durch seinen Körper jagen.

Von Kopf bis Fuß in Lust gefangen, gibt sich Mike dem Spiel hin. Während er den Duft ihres Haares und den Hauch ihrer Lippen einzieht, fühlt er sich vor Wonne zergehen. Sein Herz klopft laut, ein Zittern durchströmt seinen Körper.

I FEEL MY SOUL RISING WHEN I'M CLOSE TO YOU

WHEN YOUR WITH ME GIRL

THERE'S NOTHING I CAN'T DO

In jeder Minute wächst der Taumel, in jedem Augenblick fluten neue Ströme durch Mikes Seele.

Eine lange Zeit hält er die Frau still umfangen, dann erlöscht alles.

Der Mann steht auf und bewegt sich zurück zum Fenster, das noch immer weit geöffnet ist. Er schaut zum Fluss, auf dem die Wellen langsam treiben.

And The Grey Clouds Have All Drifted Away

And There's Nobody That I Can't Be

If It's You And Me

Joe Cocker

Soul Rising Lyrics

schneite Vergessen auf alte Spuren –

über gleißendes Weiß schritt ich

wie träumend dahin.

Da verfing sich

ein Lächeln in meinen Wimpern,

entwischte meiner tastenden Hand,

strich im Vorbeihuschen

sanft über meine Wangen

und blieb zuletzt zaghaft

an einem Mundwinkel hängen:

Es wolle mit zu dir,

flüsterte es scheu.

(anonym)

Auf dem Weg zu dir

Ein Berg Glitzerschnee liegt auf dem Fensterbrett. Die ganze Nacht und den halben Vormittag hat es geschneit. Der alte Kastanienbaum im Garten ist in Watte gepackt. Nebelschwaden ziehen vorüber. Jetzt teilen sich die Wolken, Sonnenlicht überflutet die bizarre Landschaft. Ohrenbetäubende Stille flutet durch meine Sinne, ich liege und lausche. Mein Atem geht flach. Wenn ich die Augen schließe, vermischen sich bunte Farben in meinem Kopf. Unkontrolliert flattern meine Hände über die Bettdecke. Sie ist so weiß, wie alles um mich herum.

„Sie haben Besuch, Frau Sommer!“ Die Schwester bleibt in der Tür stehen.

„Ihre Tochter!“ Die Stimme der Schwester klingt, als hätte sie eine frohe Botschaft zu verkünden.

Meine Tochter?

Die Fremde tritt an mein Bett.

„Hallo Mama“, sagt sie und schaut mir in die Augen. „Wie geht es dir heute?“

Die Frau nimmt meine Hand und drückt sie ein wenig. „Gut schaust du aus, Mama!“ Sie kramt aus ihrer Tasche eine Schachtel Schokolade und legt sie auf mein Nachtschränkchen.

„Die magst du doch?“

„Danke!“, sage ich leise.

Die Fremde ist elegant gekleidet, ihre Hände sind gepflegt, sie trägt viele Ringe, auch einen Ehering. Leise rückt sie einen Stuhl neben das Bett, setzt sich und fängt zu plaudern an. Namen, Namen. Erstaunlich, wen sie alles kennt. Ich lausche ihrer Stimme, beobachte die Augenbrauen, wie sie sich heben und senken und diesen Mund, der so rot ist, wie eine Kirsche.

„Mama, warum lachst du?“

Habe ich gelacht? Vielleicht über den Kirschenmund? Die Farben in meinem Kopf verdichten sich, nehmen Gestalt an, drehen sich im Kreis. Meine Augen werden schwer.

Nach einer Weile steht die Frau auf und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich rieche ihr Parfum. Das kenne ich, fällt mir ein. Vor einigen Tagen war eine Frau hier, die roch genauso.

„Du willst jetzt sicher schlafen, Mama. Bis bald!“ An der Tür dreht sie sich um und winkt. Weg ist sie. Meine Tochter? Der Duft ihres Parfums hängt noch immer über meinem Bett. Ein Sonnenstrahl huscht über den blankgeputzten Fußboden, ich schließe die Augen.

Als ich sie wieder öffne, sitzt Richard in dem Sessel mit der hohen Lehne. Zuerst sehe ich seine Schuhe. Schwarze Schuhe. Richard trägt immer schwarze Schuhe, doch heute hat sich ein Schnürsenkel gelöst, der vom linken Schuh. Richard trägt einen gestrickten Pullover. Sein Blick ist auf mich gerichtet, still, verharrend. Ich sehe die dunklen Schatten unter seinen Augen und tiefe Falten um seinen Mund, ich spüre seine Melancholie. Mein Richard, wie verloren er da am Fenster sitzt.

Wir waren so jung, damals, als wir mit dem Nachtzug nach Paris fuhren. Es war kalt, dicke Schneeflocken fielen vom nachtgrauen Himmel, doch es störte uns nicht. Wir fanden ein kleines Hotel, in einer engen Straße, mit einem winzigen Zimmer, in dem ein einziges Bett stand. Wir haben uns geliebt, wir haben uns verschlungen, warm und weich und voller Süße. Wir haben das Herz des anderen geküsst, unserem Atem gelauscht und dem Trommeln in der Brust. Erinnerungen, eingebrannt für ein ganzes Leben.

„Tanze für mich, wenn ich einmal sterbe“, hatte er gesagt, weil er glaubte, es gäbe eine Welt, die noch bunter sei.

Doch die Tage, die anfangs wild und voller Erwartungen auf uns zuflogen, zerflossen. Und all unsere Worte und Wünsche verstummten.

Er sitzt noch immer in dem Sessel, es liegt noch immer diese Stille zwischen uns. Dann schaut er mir in die Augen, mit einer Eindringlichkeit, die kein Wegsehen erlaubt. Ich fühle eine Leichtigkeit, die nicht fassbar ist. Ich möchte ihn berühren, Richard, meine erste Liebe!

„Komm, Anna! Komm!“, flüstert Richard. Er streckt die Hand aus, lockt und winkt. Dann ist er verschwunden.

„Warte!“, rufe ich, „so warte doch!“

Auf nackten Füßen laufe ich durch lange Flure, eile Treppen hinunter und weiter bis zu einer Pforte, die weit offen steht. Mein Nachthemd bläht sich im Wind. Der Mond glitzert auf schneebedeckten Wegen, ich laufe schneller, ich schwebe, ich fliege. „Richard!“ Ein Licht, ein Funkeln. „Richard! Ich komme!“

Traum in Grün

Es hatte sich herumgesprochen, schneller als der Wind. Bei Emely‘s, ja, bei Emely‘s lag der Traum im Schaufenster und das schon seit Tagen. Der kleine Laden befand sich nur einige Ecken von den Räumen der Tanzstunde entfernt, in der wir Schülerinnen der siebten Klasse des Lyzeums, jede Woche unsere Beine schwangen. Wir lernten Foxtrott, Langsamen Walzer, Tango und vieles mehr. Neben der Tanzerei interessierten uns vor allem die jungen Herren, die vom Gymnasium zu uns geschickt wurden und denen wir gefallen wollten.

Auf der Suche nach verführerischem Tand durchforsteten wir alle Geschäfte unserer kleinen Provinzstadt. Es fanden sich Ketten, Ringe, Haarschmuck und Gerüschtes jeglicher Art. Spätestens wenn der Tanzlehrer in die Hände klatschte und rief: „Bitte die Herren, zum Tanz auffordern!“, hielten wir Mädchen die Luft an und hofften, das begehrte Ziel einer der Jünglinge zu sein, die wir als besonders attraktiv eingestuft hatten.

Mein Favorit hieß Hans, ein hoch aufgeschossener Junge, der mich um Ellen überragte. Ich mochte sein Lachen, seine blauen Augen und sein Temperament, mit dem er mich im Saal herumzuwirbeln verstand. Seine Kurzsichtigkeit störte mich genauso wenig wie die Tatsache, dass er riesige Füße hatte, mit denen er mir des Öfteren auf die Zehen trat.

Den Abschluss der Tanzstunde bildete ein Ball, auf den wir Mädels uns seit Wochen vorbereiteten und der uns regelmäßig in Aufregung versetzte, wann immer wir darüber sprachen. Ein Ballkleid musste gekauft werden, es war das erste in unserem Leben und von größter Wichtigkeit.

Bei Emely‘s nun lag ein Ballkleid im Schaufenster, das meinen Freundinnen und mir gleichermaßen den Atem raubte. Es war aus grün schillerndem Taft, mit einer roséfarbenen Schärpe und einer Blume am schulterfreien Oberteil. Davon abgesehen, dass nur eine von uns dieses Kleid haben konnte, kostete es mehr als dreihundert Mark und somit galt es als unbezahlbar. Trotzdem ließ ich nichts unversucht, schleppte meine Mutter vor den Laden, schwärmte bei meiner Großmutter von diesem Traum und bettelte meinen Vater an, er möge mir das Kleid kaufen. Es half alles nichts, ich musste nach einer Lösung suchen. Tante Uschi fiel mir ein.

„Ob mir Tante Uschi so ein Kleid nähen könnte?", fragte ich meine Mutter.

„Warum nicht, wir müssten grünen Taft auftreiben“, meinte sie.

„Und rosafarbene Seide für die Schärpe und eine Blume“, gab ich zu bedenken.

Die Zeit drängte, in zwei Wochen sollte das Fest stattfinden. Tante Uschi wurde zu Emely‘s zitiert, sich das Kleid ganz genau anzusehen. Sie brachte ihren Fotoapparat mit und wusste sofort, wo sie den Stoff dafür finden würde. Sie nahm Maß und fing zu nähen an. Tante Uschi war geschickt, drei Tage später durfte ich zur Anprobe kommen und bald schon hing das Kleid an meinem Schrank. Der Anblick entzückte mich. Einige Male probierte ich es an und drehte mich vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer meiner Eltern. Das Kleid umspielte meinen Körper, der Taft schillerte in allen Nuancen von Tönen in Grün und die zarte Blume, am Ausschnitt, schmeichelte meinem Teint ganz wunderbar. Der Knalleffekt war die Schärpe aus rosa Seide, sie betonte meine schmale Taille und verlieh dem Kleid seinen einmaligen Charme. Wie würden mich meine Freundinnen beneiden. Und Hans? Er würde mich stolz aufs Parkett führen und vielleicht fiel ihm irgendetwas Schmeichelhaftes ein, etwas über meinen ausgezeichneten Geschmack? Vielleicht?

Der Abend war gekommen, die Aufregung hatte ihren Höhepunkt erreicht und überschritten. Ich zog das Ballkleid an, schlang die Schärpe um meine Taille und schlüpfte in meine hochhackigen Pumps. Meine Augen glänzten und meine Wangen glühten wie im Fieber, ich gefiel mir sehr. Mit beiden Händen wuschelte ich meine dunkle Lockenpracht zurecht, bevor ich zu meinen Eltern in den Wagen stieg, die mich zu dem Fest begleiteten.

Hans sah ich schon von Weitem. Er stand am Straßenrand und begrüßte mich mit einem Blumensträußchen. Gut sah er aus, in seinem dunklen Anzug mit der Fliege.

„Tolles Kleid!“, lachte er.