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Über eine ungewöhnliche Annonce sucht ein Meister nach willigen Sklaven für eine exklusive S/M-Party - und sie melden sich zuhauf: Da ist etwa Carl, ein ehemaliger Marine und Stiefellecker, oder Christopher, ein bisexueller Bodybuilder, der ohne zu zögern auf seinem Geschäftspapier die Antwort verfasst. Doch bevor sie die Ehre haben, dem Meister zu dienen, müssen sie eindringlich befragt und inspiziert werden ...
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Seitenzahl: 267
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Freiwillige gesucht
Für eine private, elegante SM-Party einer diskreten Gruppe von Damen und Herren in San Francisco. Bewerber müssen gut gebaut und attraktiv, gleichwohl willens und fähig sein, unterwürfige Dienste zu verrichten und mäßige bis starke Schmerzen zu erdulden. Nur Zuschriften von wirklich willigen und erfahrenen Männern erwünscht.
Kaum war die Anzeige erschienen, klingelte das Telefon. Natürlich hatte ich weder meinen Namen noch meine Telefonnummer veröffentlicht; bei den Anrufern handelte es sich um Leute, die meine Chiffrenummer wiedererkannten. Das waren nun nicht gerade die neuen und unverbrauchten Gesichter, auf die ich gehofft hatte, sondern solche, die ich bereits kannte.
Der erste Anruf kam überraschenderweise von einem Redakteur des Magazins, in dem die Annonce erschienen war. Anfangs dachte ich, er wolle mich vielleicht für einen Artikel interviewen, aber er kam schnell zum eigentlichen Thema. »Was treibst du?«
Ich verstand immer noch nicht und erzählte etwas über ein Projekt. »Nein, nein«, sagte er aufgeregt. »Was treibst du auf dieser Party? Kann ich auch kommen? Ich will dabei sein.«
Ich lachte ihn aus. Er gehörte zu der Art aalglatter Berufseinsteiger, die sich immer verächtlich über die Aspekte meiner Sexualität äußerten, die sie für nicht gesellschaftsfähig hielten – zumindest taten sie das in der Öffentlichkeit. Doch sobald sich auch nur die kleinste Chance bot, dass ich etwas veranstaltete, bei dem er mitmischen könnte, erschien diese Seite meines Lebens auf einmal furchtbar glamourös – jedenfalls solange niemand von seiner Mitwirkung erfuhr.
Ich wischte seine Kommentare beiseite. »Nein, nein, das ist eine spezielle Veranstaltung, nur für eine Handvoll Leute. Und wieso liest du überhaupt die Kleinanzeigen? So kenne ich dich ja gar nicht.«
Das nahm ihm den Wind aus den Segeln. Er präsentierte sich gern als seriöser, verantwortungsvoller Zeitgenosse, und dazu passte es nicht, die Kleinanzeigen zu studieren, auch wenn er mit ihnen seine Brötchen verdiente. Er gab nur selten zu, dass er es trotzdem tat.
Dieser Anruf war kein Einzelfall. Viele meiner Bekannten hatten die Annonce entdeckt und hielten das für die passende Gelegenheit, mich auf das Thema anzusprechen. Andere Schriftsteller, von denen keiner es je wagen würde, erotische Literatur zu schreiben, fanden meine Unternehmungen auf einmal faszinierend. Die Unverfrorensten unter ihnen versuchten, ihren Anruf dadurch zu rechtfertigen, dass sie Witze über meine Party rissen.
Ich hatte auf solche Spielchen keine Lust, ich ließ sie einfach auflaufen. Ein paar anderen, die ich respektierte, erklärte ich, dass es nur eine Veranstaltung für Madame und Adrienne sein sollte und dass Phil der einzige andere Mann dabei sein würde. Es war nur eine Sache für uns vier.
Das klang nun so, als würden allein wir vier diese Party genießen können. Das war eine zu strenge Einschätzung, aber sie hatte einen wahren Kern. Ich hatte schon andere Treffen mit viel mehr Gästen organisiert, und alles war bestens gelaufen, aber dieses Fest sollte in der Tat etwas Besonderes sein.
Es markierte meine Rückkehr in das Leben, das ich vor fünf Jahren hinter mir gelassen hatte. Ich war aufs Land gezogen, weil die Stadt mich langweilte und von meiner Arbeit ablenkte, statt mich dazu anzuregen. In meinem Haus auf dem Land hatte ich nur noch selten Gelegenheit zu einem ausschweifenden Sexleben. Ich war angewiesen auf die Besuche von Fremden und die Gutmütigkeit von Freunden, die bereit waren, meilenweite Reisen anzutreten – zumindest im Sommer. Im Winter waren Besucher hier oben im Norden eine Rarität.
Aber jetzt wollte ich nach San Francisco fahren. Madame, meine geliebte, wenn auch schwierige Freundin, wäre zur gleichen Zeit dort. Phil wohnt auf der anderen Seite der Bay in einer dieser Industriestädte. Vor allem wäre auch Adrienne dort, die elegante Autorin, die unseren Nächten so viele Fantasien geschenkt hatte.
Die Welt, in der wir vier lebten, war eine Welt der Worte, der Bilder und der Berufung auf höhere Ebenen der Sexualität. Madame, Phil und ich hatten das jahrelang erstrebt. Wir hatten den Umriss dieses Reiches erkundet, indem wir in den sexuellen Ghettos der modernen und urbanen Welt gelebt hatten. Der Geruch dieser Orte haftet uns in gewisser Weise nach wie vor an. Das leugnen wir auch gar nicht. Wir hegen die Erinnerung an diese Düfte voller Liebe.
Adrienne kam ganz von selbst zu uns. Ihr Pfad war weniger gewunden, ihre Botschaft dafür umso schöner. Ihre Beschreibungen mögen weniger realistisch sein, doch in ihrer Gewandtheit sind sie nur umso kostbarer.
Unser Kreis ist weit geschwungen: Die Entfernung zwischen dem Stadthaus von Madame in New York, Adriennes viktorianischem Anwesen in San Francisco, Phils geliebtem Rückzugsort in der East Bay und meinem eigenen Landhaus beträgt mehrere tausend Meilen.
Wir hatten uns im Laufe der Jahre paarweise getroffen, doch noch nie hatte es eine Gelegenheit gegeben, wo wir alle vier im selben Zimmer sitzen, rauchen, plaudern und die Gesellschaft der anderen genießen konnten.
Madame machte am liebsten aus allem ein Ritual. Es war ihr ein Bedürfnis, dem Leben mit höfischen Manieren und Anmut Schönheit zu verleihen.
Phil war so sehr Teil der sexuellen Welt, dass er treffsicher die Vollkommenheit einer erotischen Inszenierung beurteilen konnte. Er prüfte jedes Szenario, das ich mir ausdachte, und er genoss jedes Detail, das ich mir ersonnen hatte, um das Gesamtbild auszuschmücken. Daraus folgt natürlich, dass er auch mein strengster Kritiker sein konnte. Mangelte es meiner Idee an Authentizität, dann griff er mich an und fühlte sich persönlich beleidigt.
Adrienne würde endlich Gelegenheit bekommen, alles mit eigenen Augen zu sehen. In unseren Gesprächen hatte sie großes Interesse an den Einzelheiten bekundet, wollte immer ganz genau den Ablauf wissen. Sie hatte eine blühende Fantasie, aber ihr tatsächlicher Erfahrungsschatz war begrenzt. Aus persönlichen Gründen wollte sie die wenigen Gelegenheiten, die andere Leute ihr anboten, nicht wahrnehmen.
Ich konnte Abhilfe leisten. Ich konnte dieses Ereignis für sie Realität werden lassen. Ich konnte Madame die Möglichkeit geben, einen vollkommenen Dienst zu erleben. Ich konnte dieses Fest als Dank an Phil gestalten, für all die Jahre der Ausbildung, die er mir hatte zukommen lassen.
Und das Ganze ausgerechnet bei einer Buchmesse? Wo sonst? Warum nicht? Es war die Chance für uns zusammenzukommen.
Andere Anrufer meinten, ich würde das ohnehin nur tun, um mein Umfeld zu schockieren. Das entsprach ganz und gar nicht meiner Absicht. Doch irgendwer spielte die Annonce den Organisatoren der Buchmesse zu, und dabei wurde sie so fehlinterpretiert, dass man glaubte, ich plane eine Demonstration in den Messeräumlichkeiten. Ich fand die Vorstellung amüsant und konnte nicht aufhören zu lachen. Dabei lag mir in Wirklichkeit nichts ferner als diese Form der Öffentlichkeit.
Ich hatte nur eines im Sinn: in die sexuelle Welt zurückzukehren – und zwar mit aller Macht. Warum? Das ist eine der Fragen, die ich mir bewusst niemals stelle. Meine Fantasien verlangten es so. Mein Trieb verlangte es so. Meine Begierde verlangte es so. Es war lange her, seit ich diese Dinge in der Wirklichkeit erkundet hatte. Ich hatte mich eine Weile aus der Szene zurückgezogen, und ich wollte danach wieder aufs Land zurückkehren. Doch jetzt wollte ich erst einmal diesen Schritt tun.
Vor meinem Weggang aus der Stadt hatte ich mein Leben gelebt und die Grenze zwischen Fantasie und Realität verwischt. Ich war losgezogen und hatte Dinge getan, von denen andere nur hinter vorgehaltener Hand sprachen. Ich war dabei nicht zu Schaden gekommen, und ich hatte kein Interesse daran, andere zu verletzen. Mein Interesse galt der Schönheit von Sexualität und der Möglichkeit, Träume in die Tat umzusetzen.
Meine derzeitige Vision war erreichbar. Ich konnte sie Wirklichkeit werden lassen, ohne dabei an Integrität zu verlieren. Ich konnte drei wichtigen Menschen in meinem Leben einen außergewöhnlichen Abend zum Geschenk machen. Ich sah keinen Grund, es nicht wenigstens zu versuchen.
Einer der Anrufer meinte, es sei gefährlich, meinen sexuellen Aktivitäten solchen Glanz zu verleihen. Das würde sie nur für Menschen interessant machen, die meine Praktiken besser nicht ausüben sollten. Dieses Argument wies ich sofort von mir. Meine sexuellen Vorstellungen und Praktiken mögen vieles sein, aber sicher nicht heuchlerisch, und sie haben nur den einen Zweck: unermesslichen Genuss zu bereiten.
Für wen ich mich denn eigentlich hielte, fragte der Anrufer. Welches Recht hätte ich, den so privaten sexuellen Akt und die Fantasien der Menschen zu nehmen und daraus Veranstaltungen zu machen, darüber zu schreiben, sie zu fotografieren, sie in die Wirklichkeit zu überführen?
Ich bin der Zirkusdirektor. Ich führe Lichtregie, und ich stimme die einzelnen Nummern ab. Das ist meine Gabe, meine erste Liebe, mein Beitrag zu einer Welt voller Langeweile und trostloser Moral.
Mir war von Anfang an klar, dass meine Party ein Erfolg sein würde.
Die Vorstellung, jemandem sexuell zu Diensten zu sein, löst in unserer Gesellschaft Entsetzen und einen sonderbaren Zorn aus. Das ist traurig. Die Menschen haben keinerlei Bedenken, Jugendliche in widerlichen Fast-Food-Läden jobben oder Frauen die bedeutungslosesten Tätigkeiten in Kaufhäusern verrichten zu lassen, mal ganz zu schweigen von den Arbeiten, die man Männern, die irgendwelchen Minderheiten angehören, in der Regel zumutet. Aber wenn sexuelle Dienste zur Sprache kommen, ist das Geschrei groß.
Die Vehemenz dieser Reaktionen hat wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Zumindest ein paar weibliche und männliche Prostituierte erheben ihre Stimme und sagen, dass ihre Arbeit ihnen Freude bereitet und dass sie eine angemessene Entschädigung dafür erhalten, aber man glaubt ihnen nicht. Stars der Pornobranche können sooft sie wollen betonen, dass sie ihren sexuellen Exhibitionismus voller Genuss ausleben, doch die Tugendwächter beharren darauf, dass diese Menschen zutiefst unglücklich sein müssen.
Noch alberner ist die Verleugnung der Tatsache, wie sehr unsere Kultur bereits von sexueller Sklaverei geprägt ist – solange nur diese Begriffe nicht benutzt werden und wir uns dieser Tatsache nicht bewusst werden müssen. Wir äußern uns abfällig über Pornografie, schmücken dann aber die Seiten unserer größten Zeitschriften mit anzüglichen Fotos von attraktiven Männern und Frauen in Unterwäsche. Wir schicken junge Männer auf dem College auf das Football-Feld, wo sie sich zu unserem Vergnügen einem ausgeprägten körperlichen Sadomasochismus hingeben sollen.
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