Ein geheimnisvolles Weihnachtsfest - Sandrine Dupont - E-Book
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Ein geheimnisvolles Weihnachtsfest E-Book

Sandrine Dupont

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Beschreibung

Wenn Kanadier, Franzosen, Texaner und Deutsche gemeinsam Weihnachten feiern, ist Spannung garantiert! Zum Fest erwartet dich ein cross-over der besonderen Art. Die kanadischen Rockstars aus „Liebe heilt alle Wunden … irgendwann“ machen sich mit ihren Familien auf den Weg nach Aspen/Colorado, um in den verschneiten Rocky Mountains mit einem Weihnachtskonzert das Jahr ausklingen zu lassen. Doch mit der Ruhe und Besinnlichkeit ist es schnell vorbei, als aus Europa die französischen Paare, die du aus „French Trouble“ kennst, dazustoßen. Für weiteres Aufsehen sorgt das Eintreffen der Feuerwehrmänner aus dem texanischen „Heaven“ sowie des ungewöhnlichen Paares aus „Eine Liebe durch die Zeit“. Welche Geheimnisse verbergen Nikolai und Helena, die schon den Gesetzen der Zeit getrotzt haben und sich nun der Gruppe anschließen? Schnell werden aus Fremden Freunde, denn trotz ihrer Unterschiede verbindet sie mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Ein Weihnachtsroman, der so noch nie geschrieben wurde und dessen Ausgang die Geschichte verändern könnte.

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Ein geheimnisvolles Weihnachtsfest

 

 

 

Von Sandrine Dupont

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über die Autorin:

Sandrine Dupont liebt es fantasievoll und trotzdem nah dran am wirklichen Leben. Ihre Protagonisten sind Menschen wie du und ich. Mit Fehlern und Macken. Manchmal zeigt sich erst auf den zweiten Blick, dass sie mehr sind, als es scheint.

Mit ihren Kindern und zwei Katzen lebt sie bei Frankfurt am Main auf dem Land, inmitten von Wiesen und nahe dem Wald.

In diesem Buch finden sich alle von ihr geschaffenen Romanfiguren wieder.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein geheimnisvolles Weihnachtsfest

 

Sandrine Dupont

 

 

 

 

 

1. Edition, 12/2020

© All rights reserved.

 

 

Die im Buch abgedruckten Grafiken wurden bei Deposit Fotos oder Pixabay legal erworben.

 

Facebook: @SandrineDupont.Writer

Instagram: @sandrinedupont.writer

eMail: [email protected]

 

 

Alle Figuren und Ereignisse sind reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und Geschehnissen sind nicht gewollt und entspringen nur der Fantasie der Autorin. Einzig die Fakten aus dem fiktiven Tagebuch von Henry Moreaux sind historisch belegt. Als Quellen dienten hier Wikipedia und ein online-Artikel des MDR. Das geheime Treffen in New York und die folgenden Ereignisse fanden allerdings nach meinem Kenntnisstand nicht statt.

 

 

 

Vorwort

 

Dieses Buch ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich, denn hier spielen alle Protagonisten mit, die ich bis heute zum Leben erweckt habe. Und wer meine Bücher gelesen hat, weiß auch, das sind ganz schön viele. Für das bessere Verständnis des vorliegenden Romans wäre es besser, ihr hättet alle oder wenigstens die meisten der Bücher gelesen, jedoch habe ich versucht, die wichtigsten Ereignisse der vorherigen Bücher einzubauen.

 

Neben den texanischen Feuerwehrmännern und ihren Frauen inklusive dem Historiker mit seiner Gattin, spielen die Figuren aus Vancouver, die beiden Zeitreisenden und alle Franzosen samt Anhang mit. Insgesamt kam ich auf unglaubliche zweiundzwanzig Personen, wobei ihr von zweien noch kein Buch gelesen habt. Sie werden sich im kommenden Jahr auf ihre Reise zu euch begeben.

 

Abwechselnd zu den „normalen“ Kapiteln werdet ihr seltsame Tagebucheinträge lesen. Nach und nach werdet ihr verstehen, was es damit auf sich hat. Bitte überspringt sie nicht, denn sie geben vielleicht Hinweise auf die weitere Geschichte.

 

 

 

 

 

Widmung

 

Lange habe ich überlegt, wem ich dieses Buch widmen soll. Entstanden ist es in einer gesellschaftlich und persönlich schwierigen Zeit, in der niemand wusste, was die kommenden Wochen und Monaten bringen würden.

 

Die Attentate in Europa, die Corona-Epidemie und meine eigene Lebenssituation machten es oft nicht leicht, kreative Gedanken zu finden und diese in Gefühlen aufzuschreiben.

 

Daher widme ich dieses Buch allen, die stets versuchen, auch in schwierigen Zeiten optimistisch zu bleiben und anderen dabei völlig uneigennützig dabei helfen, weiterhin positiv zu denken. Ihr seid unsere Helden.

 

Verliert nicht den Mut. Gebt einander Halt. Seid für eure Mitmenschen da.

 

Und ich widme dieses Buch meinen Kindern Lars und Anna, denn sie zu solch wundervollen Menschen heranwachsen zu sehen, lässt mich weiterhin stark sein. Ich bin so unfassbar stolz auf euch.

 

 

Tagebucheintrag von Henry Moreaux

 

01. November 1913

 

Was hat sich Nikolai nur dabei gedacht? Wie konnte er ausgerechnet eine Deutsche in unser Leben bringen? Ist er denn von allen guten Geistern verlassen? Und musste er sie gleich ehelichen? Manchmal verstehe ich ihn nicht. Vielleicht hätte ich in seiner Jugend doch härter durchgreifen müssen und ihn spüren lassen, wo sein Platz in der Gesellschaft ist. Immerhin hat er laut seinen Angaben die Dokumente aus Konstantinopel mitgebracht. Es war kompliziert genug, ihn zu dieser Reise zu überreden und dann seine wahre Identität zu verschleiern. Gerade in dieser angespannten Zeit wäre es einer Katastrophe gleichgekommen, hätte man ihn als Spion Frankreichs enttarnt. So hat er sich als gelangweilter und vermögender Sohn eines Diplomaten ausgegeben und scheinbar haben ihm alle diese Rolle abgenommen. Nur weiß ich noch immer nicht, warum er so lange gebraucht hat. Er hätte doch schon vor vier Wochen zurück sein sollen! War seine Liebschaft zu diesem Frauenzimmer ... wie heißt sie doch gleich? ... Helena? ... der Grund? Oder steckt da mehr dahinter? Ich werde es zur Not aus ihm herausprügeln. Bis jetzt habe ich immer alles erfahren, was ich wissen musste.

 

 

 

Kapitel 1

 

Reise in den Urlaub

 

„Und du bist sicher, der Truck mit dem Equipment kommt rechtzeitig an?“ Die Stirn in Falten gelegt, studierte Adam an seinem Schreibtisch sitzend die Reise- und Frachtpapiere. Sein Büro lag am Hafen von Vancouver und bot einen einzigartigen Blick über das Wasser, auf dem sich die untergehende Sonne spiegelte. Jetzt im Winter lagen nur wenige Boote festgezurrt am Kai.

„Natürlich. Der LKW ist vor drei Tagen losgefahren und selbst jetzt im Winter sollte das reichen“, versuchte ihn seine Frau Sara zu beruhigen. Diese hatte es sich, zusammen mit ihrem Bruder Kilian und dessen Managerin Isabella, in einem der wuchtigen Sessel bequem gemacht.

„Wäre ja echt seltsam, wenn wir unplugged spielen müssten. Ein Konzert ohne aufwendige Technik wäre mal was anderes“, stimmte ihr Kilian zu. „Aber auch das würden wir irgendwie rocken.“

„Mach dir keine Sorgen, Adam. Ich bin davon überzeugt, es wird alles gut gehen.“ Auch Isabella nickte optimistisch. „Wichtig ist nur, dass wir morgen früh unseren Flieger bekommen. Denn ein Auftritt ohne euch ... na ja, das geht ja schlecht. Wer soll denn sonst auf der Bühne stehen?“

„Du sagst es“, lächelte Sara. Sie streckte sich, stand auf und drückte ihrem Mann einen Schmatzer auf die kratzige Wange. Momentan ließ er seinen Bart wieder etwas länger wachsen, aber sie störte das nicht. Sie hatte ihn damals mit Vollbart kennengelernt. War das wirklich erst ein Jahr her? So viel war seitdem passiert.

„Okay, dann lasst uns für heute Schluss machen. Wir treffen uns morgen wie vereinbart am Gate“, bestimmte Adam, die Papiere in seine abgewetzte Ledertasche steckend. „Der alte Mann da oben wird schon aufpassen, dass alles glatt geht.“

Nach einem Zwischenstopp in San Francisco und Denver erreichten sie am nächsten Tag endlich das hoch in den Rocky Mountains gelegene Luxushotel.

„Boah ... ich bin total alle“, stöhnte Sara und sank auf das breite Bett, als sie endlich ihre Zimmer bezogen und ausgepackt hatten. „Warum muss Reisen immer so anstrengend sein?“

„Ach komm. Es wird dir hier gefallen. Ich bin schon gespannt, ob noch andere Gäste in unserem Alter einchecken. Angeblich ist das Hotel komplett ausgebucht. Eine Gruppe aus Texas belegt wohl einen großen Teil der Zimmer. Irgendwas mit Feuerwehr murmelte der Concierge, als ich ihn danach fragte. Keine Ahnung, was er damit meint. Ich hoffe nur, die halten hier keine nächtlichen Übungen ab.“ Adam rutschte neben seine Frau und streckte die langen Beine von sich. Für große Menschen wie ihn waren Flugreisen alles andere als angenehm.

„Wir werden sehen.“ Sara kuschelte sich an seine Seite. „Auf jeden Fall wird es ein ungewöhnlicher Urlaub.“

Zwei Zimmer weiter hatte Kilian gerade seinen Koffer ausgepackt, als es leise an der Tür klopfte. „Herein“, rief er, wohl wissend, wer da Einlass verlangte.

„Ich wollte nur schauen, ob alles zu deiner Zufriedenheit ist“, erkundigte sich Isabella. Als seine Managerin war sie um das Wohl ihres Schützlings besorgt, doch wie es aussah, hatte sich Kilian bereits eingerichtet.

„Du bist ja fast schlimmer als meine Mutter“, grinste er. „Komm, lass uns runter in die Bar gehen. Ich brauche was zu trinken. Außerdem will ich checken, wo wir in drei Tagen spielen werden. Der große Meister soll ja schließlich zufrieden sein.“

Im Fahrstuhl betrachtete er Isabella, die sichtlich nervös und angespannt war. Warum nur? Brachte seine Nähe sie so dermaßen aus dem Konzept? Sie war kein unerfahrenes Mädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand und darüber hinaus auch noch erfolgreich in ihrem Job war. Wo lag also das Problem? Er konnte sich ihre Unsicherheit nicht erklären.

Der Saal, in dem Adam und er auftreten sollten, war so, wie es das Hotelmanagement versprochen hatte. Und ihr Equipment war wie erwartet eingetroffen und wurde von einer örtlichen Mannschaft bereits aufgebaut. Dann konnten sie ja bald loslegen. Er konnte es kaum erwarten, mit seinem Schwager auf der Bühne zu stehen und zu beweisen, dass auch er ein guter Musiker war. Seine Karriere nahm gerade Fahrt auf, aber er wollte endlich aus Adams Schatten treten und selbst für positive Schlagzeilen sorgen. Dieser Auftritt würde vielleicht den Startschuss dazu geben.

 

 

Morgens in Frankfurt/Deutschland

 

„Allez! Allez“, kommandierte Nikolai seine Frau durch den Flughafen. Die kleine Alexandra auf dem Arm, stürmten sie durch die Abflughalle. Niemals würde er zugeben, dass ihm angst und bange war, seinen allerersten Flug anzutreten, unter keinen Umständen!

Das knapp zweijährige Mädchen auf dem Schoß, saßen sie wenig später endlich im Flugzeug Richtung USA.

„Entspann dich, Nikolai“, beschwichtigte ihn Helena lächelnd. „Das Reisen mit dieser großen Maschine gilt als absolut sicher. Denk dran, wir haben schon ganz andere Transportmöglichkeiten genutzt.“

Es war etwas über drei Jahre her, seit Nikolai unverhofft in Frankfurt aufgetaucht war und erklärt hatte, er stamme aus dem Jahr 1913! Doch wie sich zeigte, entsprach alles der Wahrheit. Gemeinsam waren sie zurück in seine Zeit gereist und hatten versucht, den nahenden Ersten Weltkrieg zu verhindern. Leider erfolglos, wie man aus den Geschichtsbüchern wusste.

„Ich weiß, meine Liebste, trotzdem ist mir unwohl dabei, unser Schicksal der Technik anzuvertrauen.“ Krampfhaft umklammerte er die Lehnen seines Sitzes, als die Boing 747 schließlich abhob und sich in den Himmel schraubte.

Seine Anspannung ließ erst nach, als sie die endgültige Reisehöhe, so nannten sie es, erreicht hatten.

„Warst du schon mal in den USA?“, fragte er Helena, die Wolken unter sich betrachtend. Er hatte sich für den Fensterplatz entschieden, denn er wusste gerne genau, was um ihn herum passierte.

„Nein, aber nach dem Abitur wäre ich ohne zu zögern als au pair in die Vereinigten Staaten gegangen. Leider war es nicht möglich, meine Eltern konnten das Geld für die Reise nicht aufbringen.“ Seufzend lehnte sich Helena zurück und betrachtete ihren Mann.

Wenn man nicht wusste, dass er eigentlich schon über 140 Jahre alt war, würde man ihn auf Ende dreißig schätzen. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie den Gesetzen der Natur getrotzt hatten und nun endlich wieder zusammen waren. Zudem hatte das Schicksal ihnen ein weiteres Geschenk gemacht. Alexandra, benannt nach Nikolais Schwester, sah ihrem Vater sehr ähnlich. Sie hatte die gleichen dunklen Haare und die fast aristokratischen anmutenden Gesichtszüge. Nur die grünen Augen hatte sie von ihr geerbt. Die Kleine war ein aufgewecktes Kind, das neugierig alles um sie herum erkundete und keine Ängste zeigte.

„Ich habe zwar nahezu alle Länder in Europa bereist, aber über den großen Teich bin ich nie gekommen. Es gab auch keinen Grund dafür“, erklärte Nikolai.

Nach Zwischenstopps in Chicago und Denver erreichten sie müde und auslaugt Aspen. Alexandra war irgendwann auf dem Arm ihres Vaters eingeschlafen.

„Sieh dir nur diese Berge an“, schwärmte Helena, als der Hotelbus auf der schmalen Straße durch die Rocky Mountains fuhr. „Dagegen ist unser Taunus ja nur ein kleiner Hügel. Und so viel Schnee habe ich noch nie gesehen.“

Endlich wieder festen Boden unter den Füßen, entspannte sich auch Nikolai und atmete tief ein und aus. „Die Luft hier ist auch anders. So sauber.“

Im Hotel angekommen, geleitete man sie zu einer geräumigen Suite in der obersten Etage. Alexandra hatte ein eigenes Zimmer, darauf hatten sie bestanden. Schließlich war dieser Urlaub so etwas wie ihre Flitterwochen, die sie damals nicht hatten machen können. Sie würden die gemeinsame Zeit in vollen Zügen genießen, auch wenn Helena immer noch nicht den Grund kannte, warum Nikolai darauf bestanden hatte, ausgerechnet hier Urlaub zu machen. Sie hatte ihren Mann nicht danach gefragt, sich aber doch ihre Gedanken gemacht. Er war ein mysteriöser Mann, der auch jetzt noch viele Geheimnisse hatte. Würde sie je alles über ihn wissen? Und wollte sie das überhaupt? Er liebte sie und sie ihn. Das allein zählte.

 

Währenddessen in Paris ...

 

„Jetzt kommt schon, Charly“, schimpfte Gaspard und sah zum wiederholten Male auf seine Armbanduhr. Es war ein schlichtes Modell, denn obwohl er als Anwalt wirklich gut verdiente, war er der Ansicht, man müsse mit dem eigenen Reichtum nicht angeben. „Du hast genug Sachen eingepackt. Und wenn etwas fehlt, kaufen wir es da.“

In diesem Moment klopfte es an der Tür ihres Hotelzimmers, das sie im Paris Stadtteil St. Germain bezogen hatten. Es war Charlottes Wunsch gewesen, ein paar Tage vor ihrem Abflug in der Metropole zu verbringen, um shoppen zu gehen und sich mit Sponsoren ihres Kinderhauses in Lyon zu treffen.

„Unser Taxi ist da“, rief er ungehalten. „Wenn du jetzt nicht kommst, erreichen wir unseren Flieger nicht mehr.“

Schnaufend und mit rotem Kopf zerrte seine Frau ihren großen Koffer aus dem Schlafzimmer. „Wir können. Es ist alles drin.“

Lächelnd gab er ihr einen Klaps auf den Po und schob sie Richtung Tür.

„Kommen Thomas, Ella, François und Simone auch zum Flughafen? Fliegen wir alle zusammen?“, erkundigte sich Charly aus dem Fenster des Taxis schauend.

„Natürlich. Der Flug ist sehr lang und wir können währenddessen in die richtige Urlaubsstimmung kommen“, erklärte Gaspard seiner Frau.

Am Gate wurden sie schon von ihren Freunden erwartet. Die Wiedersehensfreude war bei allen groß, denn man hatte sich länger nicht gesehen.

„Ich bin schon so gespannt, ob auch ausreichend Schnee liegt“, flüsterte Ella Simone zu. „Ich würde gerne wieder mal richtig Ski fahren. Hier in Europa geht das ja fast nicht mehr. Nirgendwo liegt noch genug Schnee. Wenn, dann nur noch ganz weit oben in den Bergen. Aber schon gar nicht bei uns in der Provence.“

„Du wirst lachen, ich traue mich nicht auf diese wackligen Bretter“, kicherte Simone, sich bei Ella einhängend. „Aber im nächsten Sommer werde ich einen Surfkurs machen, dann kann ich endlich etwas zusammen mit François unternehmen. Du weißt ja, er liebt das Wasser.“

„Es gibt auch nichts Besseres als auf dem Meer zu sein.“ Charly, die sich zu ihnen gesellte, sah sie mit leuchtenden Augen an. „Sag Bescheid, dann komme ich nach Bordeaux und zeige dir ein paar Tricks mit dem Board.“

Ihre Männer, alle über 1,90 groß, liefen hinter ihnen und lächelten nur. Fast hätte man sie für die Bodyguards dieser wunderschönen Frauen halten können. Einige der ebenfalls wartenden Fluggäste warfen ihnen interessierte Blicke zu.

„Wir fallen mal wieder auf“, murmelte Thomas, die Umgebung scannend.

„Aber nur, weil wir so bezaubernde Damen eskortieren.“ Das tiefe, raue Lachen von François schallte durch die Halle.

Endlich saßen sie im Flugzeug, alle nebeneinander.

„Los geht es“, freute sich Ella, ihre langen, dunklen Locken zu einem Dutt drehend. „Auf in einen tollen Urlaub.“

„Wenigstens haben wir genug Beinfreiheit. Ich hasse es, wie eine Ölsardine in einer Blechbüchse sitzen zu müssen.“ Zufrieden aufseufzend streckte Gaspard die sehnigen Beine aus.

„Ja, bei einem dermaßen langen Flug wäre das wirklich ätzend“, stimmte ihm Thomas zu.

Charly war irgendwann an ihren Mann geschmiegt eingeschlafen und auch Ella fielen schließlich die Augen zu. Nur Simone hatte verschiedene, teils buntmarkierte, Dokumente vor sich auf dem Tisch liegen und arbeitete.

„Kannst du nicht wenigstens jetzt mal eine Pause machen?“, flüsterte François, darauf bedacht, die anderen nicht zu stören.

„Nein, das geht nicht. Im Januar wollen wir eine ganz neuartige Ausstellung machen und dazu muss ich einiges vorarbeiten. Als Chefin liegt es in meiner Verantwortung, dass alles klappt“, versuchte ihm Simone zu erklären. „Und was soll ich denn anderes machen? Umherlaufen kann ich nicht und die Filme, die gezeigt werden, kenne ich alle schon auswendig.“

Missmutig gab François ihr recht. „Sie könnten echt mal neuere Blockbuster zeigen. Okay, du arbeitest noch eine Stunde und dann hast auch du endlich Urlaub. D’accord?“

„Einverstanden.“ Schnell drückte sie ihrem fürsorglichen Gatten einen Kuss auf den Mund. „Und jetzt lenk mich nicht ab, ich muss mich konzentrieren.“

Zum Glück verlief der achtstündige Flug Richtung New York ohne Turbulenzen oder andere Unannehmlichkeiten und sie erreichten ihr erstes Ziel entspannt und gutgelaunt.

„Weiter geht’s nach Denver“, trällerte Ella fröhlich. „Ob wir auch die Ewings sehen?“

Thomas grinste sie an. „Die wohnen in Dallas. Wenn, dann die Carringtons, aber die sind im Urlaub.“

Gespielt entrüstet blieb sie vor ihm stehen. „Da komme ich mal nach Denver und sie sind nicht da? Das geht doch nicht!“

Den Arm um seine Frau gelegt, liefen sie schnellen Schrittes hinter den anderen her. Ihre Umsteigezeit war knapp bemessen und unter keinen Umständen durften sie den Anschlussflug nach Colorado verpassen.

„Nochmal vier Stunden eingesperrt“, beschwerte sich Gaspard sichtlich genervt.

„Ach komm. Hier ist es doch wenigstens gemütlich warm und sauber. Ich bin schon in viel schlimmeren Maschinen geflogen.“ Sein Freund Thomas knuffte ihn an den durchtrainierten Oberarm. Dieser war als Soldat der französischen Armee überall auf der Welt im Einsatz gewesen und hatte sicherlich mehr Stunden in einem Flugzeug gesessen als sie alle zusammen.

„Trotzdem. Ich mag es einfach nicht. Wenigstens ist das Essen okay und die Begleitung könnte nicht besser sein.“ Gaspard griff nach Charlys Hand und hauchte einen Kuss darauf. „Aber mein Motorrad wäre mir lieber.“

„Da wären wir aber ziemlich lange unterwegs, Monsieur“, schmunzelte seine Frau.

Endlich hatten sie Denver erreicht. Beim Landeanflug sahen sie die schneebedeckten Berge der Rocky Mountains.

„Wie es aussieht, klappt das mit dem Ski fahren“, freute sich Ella. „Unser Hotel liegt ja oben in den Bergen und die Skigebiete noch höher. Endlich wieder ausreichend Schnee.“

„Hast du deiner Schwester Bescheid gegeben, dass wir bald da sind?“, fragte Charlotte ihren Mann beim Verlassen des Flugzeuges.

„Merde. Das habe ich vergessen, aber wir treffen sie in der Ankunftshalle in Aspen. Der Flughafen dort ist nicht so groß und wir werden sie sicherlich nicht übersehen können. Sie sagte, sie kommen als große Gruppe und die Feuerwehrmänner sind nicht zu übersehen, glaub mir“, erklärte er ihr lachend.

Verglichen mit dem Flug von Paris nach New York war die letzte Etappe ihrer Reise ein Klacks. Kaum waren sie in der Luft, da landeten sie auch schon wieder.

„Man spürt gleich, dass wir weit über dem Meer sind. Der Luftdruck ist höher.“ Gekonnt gähnte Thomas und sorgte so für den Druckausgleich in seinen Ohren. Die anderen machte es ihm nach.

„Da schau, ist das nicht deine Schwester? Ich erkenne sie von deinen Fotos. So viele unbekannte Menschen. Ob sie mich auch mögen werden?“ Nervös spielte Charly mit einer ihrer hellblonden Haarsträhnen.

„Natürlich werden sie das. Mach dir keine Sorgen.“ Gaspard drückte sie fest an sich, während sie auf die anderen zuliefen.

 

 

Derweil in Heaven/Texas

 

„Leo!“, brüllte Melissa energisch und knallte die Wagentür so fest zu, dass Flynn, ihr junger Border Collie, erschrocken zur Seite sprang und bellte. „Sorry, Babybär. Aber dein Herrchen treibt mich in den Wahnsinn.“ Zärtlich streichelte sie über sein weiches Fell und kraulte die seidigen Ohren. „Leo, wir müssen los. Der Flieger wartet nicht auf uns.“

„Ich komme doch schon“, brummte der gerade gerufene und schleppte seinen Armee-Sack die breite Treppe vor ihrem Haus hinunter. „Glaube mir, wir schaffen das rechtzeitig.“ Liebevoll drückte er seiner Freundin einen Kuss auf die roten, wilden Locken.

Sie waren auf dem Weg zum Flughafen, von wo aus sie, nach einem Zwischenstopp in Denver, nach Aspen im Bundesstaat Colorado fliegen würden. Normalerweise hätte Flynn in einer Hundebox fliegen müssen, aber da es ihm in letzter Zeit nicht so gut ging, hatte seine Tierärztin Juliette ein Attest ausgestellt. Nun hatte er einen eigenen Platz und würde zwischen ihnen sitzen.

„Ich freue mich schon so, mit allen Weihnachten zu feiern. Und Schnee liegt auch, zumindest laut Internet“, plapperte Melissa aufgeregt.

„Das wäre mega. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt Ski gefahren bin.“ Leo grinste sie an. Wie all seine Kollegen von der Feuerwehrwache in Heaven liebte er es, sich im Freien auszutoben. In Texas konnte er so gut wie nie Ski fahren, umso mehr freute er sich auf Colorado.

Am Gate wurden sie schon von ihren Freunden erwartet. Alle waren da: Nelly und Rik, Caroline und Neil, sogar Mike mit Juliette und den süßen Zwillingen Emma und Rose und ihrem Hund Marcus. Auch dieser hatte eine Bescheinigung im Flieger sitzen zu dürfen. Immerhin war er ein national bekannter Rettungs- und Spürhund!

Aufgeregt plaudernd steuerten sie gemeinsam Richtung Check-in und gaben ihr Gepäck auf. Keine Stunde später saßen sie alle im Flugzeug Richtung Colorado.

„Geht es dir gut, Kleines?“, fragte Rik seine Frau besorgt. „Du siehst ein wenig blass um die Nase aus.“

„Ich fliege nur nicht so gerne“, antwortete diese und blinzelte ihn an. „Aber zum Glück dauert der Flug ja nicht so lange.“

Auf der anderen Seite des Ganges saßen Juliette und Mike, jeder von ihnen ein Kind auf dem Schoß. Mittlerweile waren die Mädchen 5 Monate alt und der ganze Stolz ihres Vaters. Wenn man Mike nicht kannte, wurde man zunächst von seinen unzähligen Tattoos abgeschreckt, dabei war er die Liebenswürdigkeit in Person.

Nach endlosen Stunden landeten sie. Die anderen Passagiere waren froh, endlich das Flugzeug verlassen zu können, denn Marcus und Flynn hatten versucht, in den schmalen Gängen Fangen zu spielen und alle mit ihrem Gekläffe genervt. Doch auf ein Handzeichen von Mike waren beide still geworden und brav zu ihren Plätzen zurückgekehrt.

„Schatz?“, rief Juliette, kaum dass sie den Flieger in Aspen verlassen hatten. „Emma braucht eine neue Windel.“ Suchend schaute sich Mike um, doch nirgends war ein Waschraum, den er als Mann mit Kind auch betreten durfte.

„Immer das gleiche“, knurrte er. „Überall werde ich als Vater diskriminiert. Okay, dann muss ich es halt hier erledigen.“ Er hatte kein Problem damit, die Stinkbomben seiner Töchter zu wechseln. Für ihn gehörte das ganz einfach dazu. Außerdem hatte er schon ganz andere Krisen überstanden. Kurzerhand zog er seine warme Jacke aus, legte sie auf einen der Stühle und seine Tochter darauf. „Dann wollen wir mal, Kadett“, grinste er und kitzelte sie am Bauch. Das glucksende Lachen der Kleinen zauberte allen ein Lächeln ins Gesicht.

Juliette konnte sich gar nicht sattsehen an diesem Bild. Mike strahlte so viel Liebe und Zufriedenheit aus, dass ihr Herz fast explodieren wollte. Vergessen waren die schweren Zeiten, die sie beide durchgestanden hatten.

Plötzlich umschlossen sie von hinten starke Arme. Erschrocken quietschte sie auf. Auch Mike hob den Blick, lächelte dann aber und wandte sich wieder seiner Tochter zu. Okay, wenn er nichts einzuwenden hatte, konnten diese Arme nur zu einem gehören. „Bonjour mon frere“, begrüßte sie ihren Bruder Gaspard.

„Bonjour ma petit. Wie ich sehe, lässt du deinen Mann wieder für dich arbeiten“, lachte er und zog seine kleine Schwester an sich.

---ENDE DER LESEPROBE---