Eine Liebe für alle Zeit - Sandrine Dupont - E-Book

Eine Liebe für alle Zeit E-Book

Sandrine Dupont

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Beschreibung

Helenas Leben könnte perfekter nicht sein. Sie hat ein wundervolles Zuhause, zwei Kinder und einen Mann, der sie abgöttisch liebt. Doch da sind diese seltsamen Träume, die sie keine Nacht durchschlafen lassen. Auch ihr Mann Nikolai spürt, dass jemand versucht, seiner Familie zu nahe zu kommen und ihr Geheimnis ans Licht zu bringen. Als wäre sein Leben in der modernen Zeit nicht schon kompliziert genug. Geheimnisvolle Männer verfolgen sie und beteuern dabei ihre guten Absichten, doch ob sie es wirklich gut meinen? Helena und Nikolai setzen alles daran, die Welt, wie wir sie kennen, zu verändern, und reisen in eine Zeit voller Gefahren. Dabei kann nur ihre bedingungslose Liebe sie retten. Mit „Eine Liebe für alle Zeit“ findet die Abenteuer der beiden Zeitreisenden einen spannenden Abschluss.

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Eine Liebe für alle Zeit

 

Timetraveller-Reihe, Band 2

 

von

 

Sandrine Dupont

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über die Autorin:

Sandrine Dupont liebt es phantasievoll und doch muss immer alles stimmen. Ihre Geschichten enthalten viel Liebe und auch eine große Portion Spannung, denn das wahre Leben ist ja auch alles andere als langweilig.

Zusammen mit ihrer Katze Leyla lebt sie nahe Frankfurt am Main.

 

 

 

 

 

 

1. Edition, 09/2021

© All rights reserved.

 

 

 

 

Vorwort

 

Lange habe ich mit mir gehadert, ob ich eine Fortsetzung von „Eine Liebe durch die Zeit“, der Geschichte meiner beiden Zeitreisenden Nikolai und Helena Moreau, schreiben soll oder nicht. Doch irgendwie ließen sie mich nicht los.

 

Außerdem, so wurde mir irgendwann bewusst, hatte ich nie wirklich die Herkunft von Helena aufgeklärt. Wer waren ihre Eltern? Wer war die seltsame Frau, die Baby-Helena an ihre Adoptivmutter übergeben hat? Und die wichtigste Frage von allen: Warum?

 

Also fing ich an zu schreiben und das Schicksal nahm seinen Lauf, wie man so sagt.

 

Doch lest selbst. Ich wünsche euch eine spannende Unterhaltung mit meinen beiden Zeitreisenden.

 

Und bevor ihr fragt ... einen dritten Teil wird es definitiv nicht geben. Aber vielleicht tauchen sie erneut in anderen Büchern von mir auf. Wer weiß das schon. Bei den beiden ist schließlich alles möglich.

 

 

 

 

 

Prolog

 

 

Beim Aufwachen hatte ich fast schon geglaubt, Helena sei erneut verschwunden. Ich sollte sie wirklich anbinden, dachte ich und begab mich auf die Suche.

Doch als sie mit dieser jungen Frau auftauchte, glaubte ich zu träumen. Fast könnte man die beiden für Zwillinge halten, so ähnlich sahen sie sich. Nur schien es außer mir niemandem aufzufallen!

Interessiert lauschte ich den Ausführungen unseres Gastes. Auch Cassian war von ihr fasziniert, denn ich bemerkte die sehnsüchtigen Blicke, die der junge Adlige Aveline zuwarf.

„Unsere Reisegruppe wird immer größer“, schmunzelte Helena, als wir endlich wieder unterwegs waren. „Und ich dachte zu Beginn, ich müsse mich ganz allein durchschlagen.“

„Es sieht so aus, als hättest du nun ausreichend Unterstützung“, stellte ich fest. „Aveline ist in deinem Alter. Man könnte euch für Schwestern halten, wenn man den wahren Altersunterschied nicht wüsste.“

„Meinst du?“ Skeptisch sah mich meine Frau an. „Das ist mir gar nicht so aufgefallen.“

Ich lachte auf und Cassian drehte sich erschrocken zu mir herum, um sich dann wieder angeregt mit der jungen Frau zu unterhalten, die zwischen ihm und Gery auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte.

„Vielleicht ist sie tatsächlich mir dir verwandt, wenn auch nur ganz entfernt. So wie Cassian mit mir verbunden ist“, überlegte ich. „Das wäre doch möglich.“

„Hey mein Bruder“, rief Cassian von vorne. „Aveline sagt, dass ihre Großmutter ihr auch von dieser Legende erzählt hat, nach der eine Frau mit dunklen Haaren ihr Volk retten wird. Allerdings denkt sie, sie wäre diese Retterin.“

„Ach ja? In welchen Ländern warst du denn schon, Aveline?“, wollte ich mürrisch wissen. „Soweit ich es in Erinnerung habe, ist diese geheimnisvolle Dame bereits viel gereist, bevor sie alle rettet.“

Die junge Frau dreht sich zu mir um. „Du kennst die Geschichte also, dachte ich es mir. Wenn man diesen Punkt außer acht lässt, wäre ich die Richtige, aber du hast recht, es müssen alle Faktoren berücksichtigt werden.“ Sie wandte ihren Blick zu Helena. „Vielleicht bist du es ja auch. Denn du hast ein Geheimnis, von dem niemand etwas wissen darf.“

 

Helena

 

„Mon coeur, wach auf“, flüsterte eine tiefe Stimme und holte mich in die Wirklichkeit zurück. „Du hast geträumt. Wenn auch sehr lebhaft.“

„Nikolai? Was machst du hier?“ Verwundert schaute ich meinen Mann an und rieb mir dabei über das Gesicht. „Warum bist du nicht in der Werkstatt?“

„Es ist noch früh am Morgen.“ Liebevoll küsste er mich und legte seine warme, leicht raue Hand an meine Wange.

„Habe ich wieder im Schlaf gesprochen?“ Ich schmiegte mich, jetzt da ich wusste, wir hatten noch Zeit füreinander, in seine starken Arme.

„Oui ... du sagtest etwas von „Nein, bitte nicht. Lass mich gehen“. Wer soll dich gehen lassen? Ein anderer Mann?“

Deutlich hörte ich die Anspannung in seiner Stimme. Die Ereignisse vor etwas mehr als drei Jahren, als wir den Kampf gegen die Kräfte der Zeit fast verloren hätten, hatte uns enger zusammengeschweißt, als es bei anderen Paaren der Fall war.

„Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht. Es ist alles so ... undeutlich. Als würde ich das Geschehen durch einen Schleier oder so betrachten. Sicher weiß ich nur, dass ich mich dabei nicht wohl gefühlt habe. Irgendetwas stimmte nicht.“

„Vielleicht, weil ich nicht bei dir war.“ Zärtlich strich er eine meiner langen schwarzen Haarsträhnen, die sich aus dem dicken Zopf gelöst hatten, hinter mein Ohr. „Ich würde dir überallhin folgen und dich zurückholen, egal wo oder wann du bist.“

Zufrieden seufzte ich auf. „Dann habe ich ja gar keinen Grund, besorgt zu sein.“

Aus dem Nebenzimmer drang leises Lachen zu uns. Wie es aussah, waren die dreijährige Alexandra und der vor kurzem geborene Henry bereits wach. Und wahrscheinlich erklärte unsere aufgeweckte Tochter ihrem Bruder ein Bilderbuch.

Die Geburt des kleinen Henry, benannt nach Nikolais Papa, war schwierig gewesen und eine Zeitlang sah es aus, als würden wir beide es nicht schaffen. Vielleicht war das der Grund für diesen immer wiederkehrenden Traum. War Henry der junge Mann, den ich, wenn auch nur undeutlich, sah? Aber warum sollte er mich gehen lassen? Er lebte doch hier mit uns in dieser Zeit. Diese ganze Geschichte war sehr merkwürdig, wobei an unserem Leben eigentlich nichts normal war.

Die Umstände, wie Nikolai in mein beschauliches und doch einsames Leben gepoltert war, waren mysteriös und durften niemals bekannt werden.

Als wäre es gestern gewesen, sah ich ihn vor mir, wie er, begleitet von niemand geringerem als dem belgischen Meisterdetektiv Hercules Poirot, aus diesem seltsamen Zug im Frankfurter Hauptbahnhof stieg. Großgewachsen und eindrucksvoll stand er auf dem Bahnsteig und schon beim ersten Blick in seine wiesengrünen Augen wusste ich, er war etwas Besonderes. Dass er aus einer anderen Zeit, einem anderen Jahrhundert stammte, erfuhr ich wenig später. Doch die Anziehung zwischen uns spürten wir beide. Uns verband etwas, das bereits lange Zeit existierte. Ich war die Wiedergeburt seiner verlorengeglaubten ersten Liebe, an deren Tod er sich immer die Schuld gegeben hatte, die aber einfach ein Opfer der Umstände geworden war. Dass er ein Spion und der Sohn eines Diplomaten des französischen Staates war, wurde schnell klar. Die Papiere, die er in Istanbul, oder Konstantinopel wie es im Jahr 1913 noch hieß, hatte mitgehen lassen, sollten den drohenden Ersten Weltkrieg verhindern, allerdings musste er dafür zurück in seine Zeit. Bald stand fest, wir würden uns jetzt, wo wir uns endlich gefunden hatten, nie wieder trennen und so begaben wir uns gemeinsam auf die Reise in die Vergangenheit. Zusammen trotzen wir den Gesetzen der Zeit und schafften das nie für möglich gehaltene. Den Krieg haben wir allerdings nicht verhindern können.

Doch der Verrat seines besten Freundes und seine anschließende Verhaftung, riss uns erneut auseinander. Ich kehrte, auf Anraten von Hercules Poirot, der mit uns in die Vergangenheit gereist war, in meine Zeit zurück, nicht wissend, dass ich unser gemeinsames Kind bereits unter dem Herzen trug. Ein Kind, das wie wir die Fähigkeit besaß, durch die Zeit zu reisen.

Ob Henry auch das Zeitreisegen geerbt hatte? Das blaue Licht, das sich um seine kleinen Händchen schlängelte, sobald er damit mich oder seinen Papa berührte, könnte ein Zeichen dafür sein. Irgendwann würden wir es genau wissen.

„Du hast diesen Traum sehr oft in letzter Zeit, non?“, fragte Nikolai. „Und du weißt nicht, was er bedeutet?“

„Nein“, versicherte ich ihm. „Ich weiß nur, dass ich ihn das erste Mal träumte, als wir uns gerade kennengelernt hatten, also kurz nachdem du in Frankfurt ankamst.“

„Erzähl mir nochmal, was du siehst, und lass kein Detail aus.“

Nikolai zog mich noch näher an sich und rieb über meinen nackten Arm.

Es war ein sehr warmer Sommer und auch in der Nacht kühlte es kaum ab. Die Wärme war nicht aus den Räumen zu bekommen. Uns allen machte jedoch die Hitze nichts aus. Vielleicht, weil wir aus dem Süden stammten. Mein Mann wurde zwar 1880 in Russland geboren, wuchs aber in Frankreich, genauer gesagt im Burgund, auf. Woher ich kam, wusste niemand. Mein Vater und meine Mutter hatten mich als Säugling aufgenommen, ohne meine leiblichen Eltern zu kennen. Nur meine immer leicht gebräunte Haut und die blauschwarzen Haare legten es nahe, dass ich nicht aus einem europäischen Land stammte. Vielleicht waren das aber auch einfach genetische Überreste meiner Abstammung aus dem alten Ägypten. Mittlerweile war es mir egal, wo ich geboren worden war.

„Ich sitze unter einem Baum, vielleicht ein Olivenbaum, denn die Umgebung sieht sehr mediterran aus. Nicht weit von mir sitzt ein kleines Mädchen, etwa im Alter von Alexandra und sie singt. Was, kann ich nicht verstehen, das Lied ist in einer mir unbekannten Sprache. Aber es klingt sehr schön und das Kind scheint viel Spaß dabei zu haben“, erzählte ich, die Augen geschlossen. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen bei der Erinnerung an diesen besonderen Moment.

„Interessant“, murmelte Nikolai, der weiterhin meinen Arm streichelte. „Was noch? Wie sieht die Umgebung aus? Irgendwelche besonderen Gebäude?“

Einen Moment überlegte ich. „In der Ferne kann ich schneebedeckte Berge erkennen. Sie müssen sehr hoch sein, wenn sie jetzt im Sommer noch weiß sind. Und es ist eindeutig warm, denn ich sehe meine nackten Füße und auch das Mädchen trägt ein leichtes, helles Kleid und einen Hut mit Blumen darauf.“

„Dann könnte es möglicherweise in Südfrankreich sein. Dort sind, wie du weißt, die Pyrenäen, deren Gipfel selbst in der heißen Jahreszeit schneebedeckt sind. Warm ist es hier im Sommer auf jeden Fall.“ Ich spürte die Lippen meines Mannes auf meinem Scheitel. „Was siehst du noch?“

„Eigentlich nicht viel. Wenn ich mich umdrehe, sehe ich einen schlanken, großgewachsenen Mann, der auf mich zuläuft. Er ist gekleidet in ein weißes Hemd und eine cremefarbene lange Hose. Seine Haare sind nicht zu erkennen, denn auch er trägt eine Kopfbedeckung. Das Haus, aus dem er anscheinend kommt, hat ein dunkelrotes Dach und eine grellweiße Fassade, so wie es im Süden üblich ist. Die reflektierende Sonne blendet mich ein wenig, so dass ich ihn nicht richtig sehen kann. Sein Blick ist auf den Weg vor ihm gerichtet, also kann ich sein Gesicht nicht erkennen.“

„Spricht er denn mit dir, als er ankommt? Oder wer sagt, dass du nicht weggehen sollst?“, wollte Nikolai wissen.

Ich stützte mich auf den Unterarm und sah meinen Gatten eindringlich an.

„Das ist ja das Seltsame daran. Ich kann die Stimme hören, aber ich sehe nicht den Mann, zu dem sie gehört. Der Fremde kann es nicht sein, dazu ist er zu weit weg.“ Ängstlich schaute ich zu ihm hinunter. „Was bedeutet das? Werde ich allmählich verrückt?“

Auch Nikolai setzte sich auf und hauchte einen Kuss auf meine Lippen. „Natürlich nicht. Vielleicht brauchst du einfach etwas mehr Ruhe. Seit Henrys Geburt hattest du kaum Zeit für dich.“

Er schwang seine langen Beine aus dem Bett und zog mich mit sich hoch. „Wie wäre es, wenn ich die Kinder heute zu deinen Eltern bringe und du ein paar Stunden für dich hast? Ihre Großeltern würden sich bestimmt freuen.“

Ich seufzte auf. Es stimmte, die entkräftende Geburt des kleinen Henrys vor sechs Wochen zerrte noch immer an meinem Körper. „Einverstanden. Ich packe eine Tasche und du rufst meine Mutter an.“

„Trés bien. Du wirst sehen, es wird dir guttun.“

Lächelnd sah ich ihm hinterher. Wie immer trug er kein Shirt und unter der dunkelgebräunten Haut traten die Muskeln deutlich hervor. Er hatte nicht wie andere Männer in den Schwangerschaften zugelegt, sondern war schlank geblieben. Ich hingegen hatte einige Kilos zugenommen, die mich störten, meinen Mann allerdings nicht.

Aus dem Nebenzimmer hörte ich ihn nun singen. Vielleicht nicht sehr melodisch, aber die kleine Alexandra liebte es, wenn ihr Papa auf Französisch sang. So lernte sie neben Deutsch und Englisch, das sie beide konnten, auch die Sprache ihrer Vorfahren aus Paris.

 

Nikolai

 

 

Nachdenklich ging ich in Richtung Auto, die kleine, feuchte Hand von Alexandra in meiner. Die Babyschale mit Henry darin hing an meinem anderen Arm. Noch vor der Geburt unserer Tochter hatte ich den Führerschein, so nannte man es in dieser Zeit, bestanden und ich liebe es, endlich unabhängig mit dem Auto fahren zu können.

Ich machte mir große Sorgen um meine Liebste. Seit der Geburt unseres Sohnes wurde sie immer schmaler. Sie schlief kaum und wenn, dann träumte sie diesen seltsamen Traum. Was mochte er bedeuten? Konnte es eine Erinnerung aus ihrem vorherigen Leben sein?

Kurz nach meiner Ankunft in Frankfurt hatten wir herausgefunden, dass Helena die Wiedergeburt meiner ersten großen Liebe war, die ich 1899 in Kairo getroffen und dort auch verloren hatte. Doch die Landschaft, die Helena beschrieb, war nicht ägyptisch, sondern eher südfranzösisch oder vielleicht spanisch. Wenn sie nur erkennen würde, in welcher Sprache das kleine Mädchen sang, dann wüssten wir mehr.

Am Auto, einem alten Audi-Kombi, angekommen, schnallte ich meine Kinder an und startete den Motor. „Dann wollen wir mal zu euren Großeltern fahren“, rief ich den beiden lachend zu.

Begeistert klatschte Alexandra in die Hände und sogar der kleine Henry schien meine Worte verstanden zu haben, denn er quietschte vergnügt auf.

Nur 10 Minuten später erreichten wir das Haus, in dem meine Schwiegereltern wohnten. Nach meiner Rückkehr in die Gegenwart hatten Helena und ich für einige Wochen oben unter dem Dach gewohnt, bevor ich in der Schweiz das dort deponierte Vermögen abgeholt hatte und wir endlich in ein eigenes Heim gezogen waren.

„Da sind ja meine kleinen Schätze“, wurden wir von Helenas Mutter freudig strahlend begrüßt. Diese hatte uns schon von weitem zugewunken, kaum dass wir in die kleine, schmale Straße eingefahren waren. „Wie geht es euch denn? Oh, entschuldige Nikolai.“ Schuldbewusst schlug sie die zierliche Hand vor den Mund. „Ich vergesse immer wieder, dass du noch nicht so gut Deutsch sprichst“, plapperte sie nun in Englisch weiter. „Wir haben uns eine Weile nicht gesehen. Wie geht es Helena?“

„Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher. Sie schläft kaum durch, obwohl ich selbst oft nachts aufstehe, wenn Henry Hunger hat. Erst heute Morgen musste ich sie aus einem Alptraum wecken. Sie hat ihn mir dann zwar erzählt, aber ich werde nicht so ganz schlau aus allem.“ Nikolai seufzte auf. „Vielleicht sind es auch nur die Hormone. Darüber habe ich letzt etwas gelesen. Diese sollen ja so einiges anrichten. Oder sie hat die schwierige Geburt noch nicht verarbeitet. Keine Ahnung. Auf jeden Fall wollte ich, dass sie heute ein wenig Zeit für sich hat.“

„Das war eine hervorragende Idee, mein Lieber. Deine Frau erholt sich und wir Großeltern können unsere Enkelkinder verwöhnen“, lachte nun auch Martin, Helenas Vater, der aus dem Haus kommend zu uns ans Gartentor getreten war. „Möchtest du noch eine Tasse Kaffee oder musst du weiter in die Werkstatt?“

„Leider muss ich gleich fahren. Vielleicht ein anderes Mal. Ich hole die Zwei dann morgen Nachmittag wieder ab, wenn das für euch okay ist.“ Fragend sah ich sie an.

„Natürlich ist es das. Mach dir keine Sorgen. Kümmere du dich um deine Frau. Genießt die Zeit für euch.“

Meine Schwiegereltern winkten mir noch nach, als ich ins Auto stieg, und verschwanden dann in ihr kleines Haus.

Ich schätze mich glücklich, solch wundervolle Menschen zu meiner Familie zählen zu können. Sie hatten mich damals aufgenommen, als ich endlich wieder mit meiner Liebsten vereint war. Zunächst waren sie natürlich skeptisch, denn die Geschichte, die ich ihnen erzählte, war mehr als seltsam gewesen. Ein Zeitreisender, der mit einem Zug aus dem 20. Jahrhundert gekommen war. Doch irgendwann hatten sie verstanden, dass ich die Wahrheit sagte und auch akzeptiert, dass Helena und ich uns nie wieder trennen würden. Sie wussten natürlich nicht alles aus meiner Vergangenheit. Nicht einmal meiner Frau hatte ich jedes Detail erzählt und ich hoffte auch, dass ich das nie müsste. In meinem anderen Leben hatte ich Dinge getan, für die mich die heutige Polizei ins Gefängnis sperren würde und auf die ich ganz bestimmt nicht stolz war. Aber damals, im vorherigen Jahrhundert, waren die Umstände anders. Doch stände ich erneut vor diesen Situationen, würde ich mich wieder so entscheiden.

Zwischenzeitlich war ich an der Halle, in der meine Werkstatt untergebracht war, angekommen. Davor parkte ein weißer Porsche, an dessen linker Tür ein älterer Mann mit dickem Bauch lehnte. Ich hatte gelernt, dass diese Autos viel Geld kosteten und somit der Besitzer wohl vermögend war. Was wollte er dann ausgerechnet von mir?

„Ah, da sind Sie ja, mein lieber Herr Moreau. Ich habe einen Auftrag für Sie, falls Interesse besteht“, rief mir der andere Mann freundlich zu.

„Guten Tag, Herr .... ich weiß nicht, wie ich Sie ansprechen soll.“ Interessiert sah ich ihn an.

„Oh, ich vergaß, mich vorzustellen. Mein Name ist Heribert von Allerswesel. Ich bin vor kurzem in diesen bezaubernden Ort gezogen und nun auf der Suche nach einem Fachmann, der mir meine Traumküche bauen kann. Ein Nachbar hat Sie mir wärmstens empfohlen. Hätten Sie vielleicht Zeit, mitzukommen und sich vor Ort einen ersten Eindruck zu verschaffen?“

Ich sah auf die Uhr, die Helena mir zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war ein einfaches Modell, denn ich legte keinen Wert auf Prunk. Jetzt war es erst kurz vor 10 Uhr, also noch relativ früh am Tag. Aktuell hatte ich nicht so viel zu tun, was mit Sicherheit an der Jahreszeit lag. Einen wohlhabenden Kunden konnte ich aber auf jeden Fall gebrauchen. Auch wenn ich mein Vermögen nur für den Hauskauf ausgegeben hatte, würde es nicht für immer reichen. Ich musste an die Zukunft meiner Familie denken.

„Einverstanden. Fahren Sie vor, ich folge Ihnen“, schlug ich vor.

„Sehr gut. So machen wir das!“ Freudig klatschte der andere Mann in die Hände und stieg dann umständlich in das niedrige Fahrzeug.

Nach einer kurzen Fahrt parkten wir vor einem riesigen Haus oder eher einer Villa. Darin hätte unser sein Eigenes locker zweimal Platz, dachte ich mir und sah zu den vielen Erkern und Zinnen an der Fassade hoch.

„Kommen Sie, kommen Sie“, bat der ältere Mann und winkte mir zu. „Ich bin auf Ihre Ideen gespannt.“

Die Diele, die wir jetzt betraten, glich mehr einem Ballsaal, in dem sich bestimmt zwanzig Paare gleichzeitig zum Walzer drehen konnten.

„Sie haben ein ausgesprochen beeindruckendes Haus“, sagte ich mich weiter umschauend. „So ... geräumig. Leben Sie hier allein?“

„Nein“, lachte der Mann. „Meine Frau und unsere Töchter sind gerade in Kronberg unterwegs. Haben Sie auch Kinder? Dass ein attraktiver Kerl wie Sie verheiratet ist, davon gehe ich einfach mal aus.“

Zwischenzeitlich hatten wir den Raum erreicht, der später wohl die Küche werden sollte. Es gab keinerlei Schränke oder einen Herd. Nur die üblichen Fließen an den Wänden zeugten von der vorgesehenen Funktion dieses Raumes. Noch befand sich kein Belag auf dem Fußboden, aber das würde sich sicherlich bald ändern.

„Ja, ich bin Vater einer Tochter und eines Sohnes“, erklärte ich ihm mit Stolz in der Stimme. „Lassen Sie mal hören, was Sie sich vorgestellt haben.“

„Also“, begann der Mann und deutete auf die gegenüberliegende Wand. „Hier hätte ich gerne eine hohe Arbeitsfläche. Ich bin ja nicht mehr der Jüngste und will mich nicht so weit hinunter beugen. Den Herd hätte ich gerne in einer Kochinsel ... so nennt man das doch, oder? .... und das Spülbecken dort vor dem Fenster, damit man nach draußen in die Natur schauen kann. Die oberen Türen, wenn möglich, mit Glaseinsätzen, dafür unten komplett zu. Das lockert es auf, denke ich.“

Fachmännisch zog ich meinen Zollstock, einen Bleistift und den Block aus der Hosentasche und fing an, alles zu vermessen.

„Ich denke, das sollte gehen. Die Wasseranschlüsse liegen an der richtigen Stelle. Nur die Leitung für den Herd wird ein Elektriker verlegen müssen, bevor Sie sich Gedanken über den Boden machen können“ erklärte er ihm.

„Bevor ich es vergesse ... wir haben einige alte und sehr wertvolle Küchenschränke geerbt, von denen meine Frau sich nicht trennen möchte. Glauben Sie, man könnte sie integrieren?“

„Dazu müsste ich sie mir anschauen, um das zu beurteilen. Zeigen Sie sie mir bitte“, bat ich ihn.

Gemeinsam gingen wir weiter durch das weiträumige Haus.

„Das wären die Schmuckstücke.“ Der Mann deutete auf zwei antik aussehende hohe Sideboards und ein Buffet im gleichen Stil. „Wundervoll, oder?“

Fast schon zärtlich strich ich über das rötlich-braune Holz. „Ja. Wer auch immer diese Möbel erschaffen hat, er war ein Künstler“, sagte ich leise. „Solch erlesene Arbeiten findet man heute nicht mehr. Nicht lackiert, sondern geölt, so sollte man wertvolles Holz behandeln.“

„Dann denken Sie, wir könnten Sie in die neue Küche einfügen?“ Bittend sah mich der Mann an. „Wir wollen uns nicht von den Schränken trennen und hier in diesem Raum kommen sie nicht zur Geltung.“

„Ich sehe kein Problem dabei. Wir können für die Fronten das gleiche Holz nehmen, wie es für diese Möbel verwendet wurde, und lassen es optisch altern, dann fällt es fast nicht mehr auf. Allerdings muss ich Sie warnen: Günstig wird das nicht werden. Ich ziehe es vor, Küchen komplett aus Vollholz herzustellen und nicht aus billigem Pressspan.“

Der Mann winkte lächelnd ab. „Machen Sie sich darum keine Sorgen. Da dies meine letzte Immobilie ist, in der wir wohnen werden, gebe ich das Geld gern aus. Wir fühlen uns so wohl in dem Haus.“

„Einverstanden. Dann entwerfe ich Ihre Küche und melde mich, wenn der Plan erstellt ist. Das Holz, das ich mir vorstelle, ist auf Lager, somit können mein Mitarbeiter und ich bald anfangen.“

„Sehr gut. Ich bin schon gespannt, was Sie zaubern. Angeblich sind Sie ja für ausgesprochen kreative Ideen bekannt, so erzählte man mir. Auf jeden Fall freue ich mich, dass Sie den Auftrag übernehmen“, rief Herr von Allerswesel.

„Es ist mir eine Ehre“, erwiderte ich und deutete eine leichte Verbeugung an. Manchmal kommt halt doch meine diplomatische Ausbildung durch, dachte ich. „Ich melde mich baldmöglichst.“

Wir tauschten unsere Visitenkarten aus und ich lief zurück zum geparkten Auto.

Wenn mit diesem Auftrag nichts schief ging, konnte ich deutlich entspannter in die Zukunft schauen. Doch wusste ich aus eigener Erfahrung, dass die Zeit manchmal andere Pläne mit einem hatte.

 

Helena

 

 

Kaum waren Nikolai und die Kinder aus dem Haus, atmete ich tief durch. Was stand für heute auf der to-do-Liste? Eigentlich musste ich wieder arbeiten. Ein Verlag hatte angefragt, ob ich das Manuskript eines neuen aufstrebenden Autors unter die Lupe nehmen könnte. Doch irgendwie schaffte ich es nicht, mich dazu aufzuraffen. Auch wenn es manch einer meiner Freunde belächelte, Lektorieren war anstrengend. Es beschränkte sich nicht nur auf Lesen, sondern jeder Satz musste genau auf Rechtschreib- und Grammatikfehler geprüft werden.

Mir die langen Haare wieder zusammenbindend, setzte ich mich auf das weiche, dunkelblaue Sofa. Hier arbeitete ich am liebsten. Oder bei angenehmen Temperaturen im Liegestuhl im Garten.

Aufseufzend nahm ich die zusammengehefteten Seiten hoch und blätterte sie durch. Sah nicht sehr spannend aus, aber das spielte ja leider keine Rolle. Romane bearbeiten, ja, das würde ich gerne machen und nicht so langweilige Abhandlungen von Themen, für die sich doch eh niemand interessierte.

Nein, das musste warten, beschloss ich. Stattdessen würde ich die freie Zeit nutzen, um die Pflanzen, die meine Mutter mitgebracht hatte, in die vorbereiteten Beete einzusetzen.

Gerade wollte ich in die Handschuhe schlüpfen, da klingelte mein Handy.

„Hallo?“

„Helena? Sophie hier. Wie geht es dir?“, erkundigte sich meine Freundin.

Während der Schulzeit waren wir unzertrennlich gewesen, doch dann zog Sophie zum Studieren und Arbeiten ins Ausland. Erst seit letztem Sommer war sie zurück und es war fast wie früher. Es verging kein Tag, an dem wir nicht telefonierten.

„Hey ... wie schön, dass du anrufst. Uns geht es gut. Ich bin heute kinderfrei und wollte gerade etwas im Garten arbeiten“, antwortete ich.

„Das ist eine tolle Idee. Du brauchst auch mal Zeit für dich. Und deine Eltern vergöttern ihre Enkelkinder.“

„Das stimmt. Nikolai hat sie eben hingebracht.“

„Du hast einen wundervollen Mann, der dazu ein absoluter Hingucker ist“, kicherte Sophie. „Ich weiß bis heute nicht, wo du den gefunden hast. Solche Männer wie er laufen doch bestimmt nicht im Bahnhof herum.“

Wenn sie wüsste, dachte ich mir schmunzelnd. Natürlich würde ich ihr niemals erzählen, wer oder was mein Liebster wirklich war.

„Gibt es außer, dass du meinen Mann anschmachtest, noch einen Grund für deinen Anruf?“, erkundigte ich mich und schielte bereits zu dem Sonnenschirm an der Ecke der Terrasse. Ich würde diesen vor das Beet stellen, dann wäre es nicht so brennend heiß in der Sonne.

„Was hältst du davon, wenn wir morgen nach Frankfurt fahren? Es ist herrliches Wetter und ich würde so gerne wieder einfach mal Zeit mit dir verbringen, ohne Kinder und Männer. Kannst du es einrichten? Nur wir zwei? Vielleicht finden wir noch ein paar neue Kleider oder Schuhe. Sag ja, liebste Freundin“, bettelte Sophie.

Ich lachte, denn Sophie konnte ich beim besten Willen nichts abschlagen. „Ich denke, das geht. Die Kinder kommen erst morgen Nachmittag wieder und Nikolai muss eh in die Werkstatt.“

„Perfekt. Wir machen uns einen schönen Tag in der Großstadt. Ich freue mich so sehr. Ist 9 Uhr okay? Und natürlich hole ich dich ab.“

„Das passt. Bis morgen dann.“

Lächelnd legte ich auf. Es würde mir guttun, mal etwas anderes als nur die eigenen vier Wände zu sehen und Windeln zu wechseln.

Ich liebte meine Kinder über alle Maßen und würde sie für kein Geld der Welt hergeben, doch ab und zu brauchte ich etwas Zeit für mich. Und mit Sophie wurde es nie langweilig. Bestimmt würden wir morgen viel Spaß zusammen haben.

Endlich konnte ich anfangen. Mit einer kleinen Schaufel und den Händen grub ich die Löcher für die vielen Pflanzen, deren Namen ich größtenteils gar nicht kannte. Nur anhand der Stecker daran wusste ich, wie groß sie wurden und wohin ich sie setzen musste. Auch ein paar mediterrane Kräuter platzierte ich. Somit hatten wir stets aromatische Zutaten für die vielen Gerichte, die Nikolai und ich zusammen kochten.

So vertieft in meine Arbeit bemerkte ich gar nicht, wie plötzlich jemand hinter mir stand. Erschrocken drehte ich mich um.

„Nikolai! Musst du mich so erschrecken? Warum bist du schon zu Hause?“, fuhr ich ihn außer Atem an.

„Mon coeur! Es ist fast Nachmittag und viel zu warm, um in der stickigen Halle zu arbeiten.“ Mit festem Griff zog er mich hoch und dicht an sich. „Hmm ... du riechst so gut.“

Leise seufzte ich auf, als er begann, mit seinen Lippen meinen Hals zu küssen. Ich neigte meinen Kopf zur Seite und legte ihn an seine Schulter.

„Musst du noch lange in der Erde buddeln oder möchtest du die Zeit lieber mit mir verbringen? Denke daran ... wir sind allein. Keine Kinder, die etwas von uns wollen“, erinnerte er ich mich mit seiner samtweichen Stimme.

Wie schon so oft verursachte er damit ein Kribbeln in meinem ganzen Körper. Ich war ihm mit Haut und Haaren verfallen, diesem atemberaubenden Mann aus dem vorherigen Jahrhundert!

„Ich sollte die frisch eingesetzten Blumen und Kräuter noch wässern, sonst war die Arbeit umsonst. Und dann“, lächelte ich zu ihm hoch und tupfte mit dem schmutzigen Handschuh auf seine Nasenspitze, „gehöre ich dir.“

„Trés bien. Das klingt gut. Geh du mal planschen und ich mache uns eine Kleinigkeit zu essen. Du hast bestimmt wieder vergessen, Nahrung zu dir zu nehmen. Stimmt’s?“ Vorwurfsvoll sah er mich an der Terrassentür stehend an. „Nicht lügen. Ich kenne dich.“

„Ertappt“, rief ich schuldbewusst, den Schlauch aus der Halterung nehmend. „Aber es war eh viel zu warm.“

„Das ist keine Ausrede. Du weißt, was der Dokteur gesagt hat. Es ist wichtig, dass du ausreichend und regelmäßig isst“, ermahnte er mich.

„Jahaa ... geh du Essen machen und ich gieße schnell alles.“

Damit drehte ich das Wasser auf und wollte Nikolai nass spritzen, doch der hob nur drohend den Zeigefinger. „Wehe dir! Non!“

Wenig später war alles durchfeuchtet. Nun mussten die Pflanzen nur noch anwachsen. Schnell räumte ich Arbeitsmaterialien weg und zog dann die Handschuhe aus.

In diesem Moment trat Nikolai aus dem Haus, ein Tablett mit dampfendem Essen in den Händen.

„Das nenne ich mal perfektes Timing“, lachte ich und setzte mich auf den Gartenstuhl. „Ich bin gespannt, was du gezaubert hast.“

„Viel war nicht im Kühlschrank“, grinste er mich an. „Daher gibt es heute Hühnchen mit Gemüse und Reis. Ich hoffe, es ist nicht zu scharf geworden.“

Vorsichtig schob ich mir den vollgeladenen Löffel in den Mund und kaute genüsslich. „Es ist perfekt. Ich sollte dich ab sofort immer kochen lassen.“

Sichtlich erfreut lachte er. „Das würde dir so gefallen. Aber ich mache es gerne. Du weißt, ich liebe es, mit den Händen zu arbeiten.“ Er lehnte sich vor und forderte einen Kuss. „Jedoch wirst du dich revanchieren müssen, ma petit.“

Nach dem Essen machten wir es uns auf der breiten Doppelliege, die uns meine Eltern zum Einzug geschenkt hatte, gemütlich, neben uns zwei Gläser mit dunklem Rotwein. Mittlerweile war es deutlich abgekühlt, und so lag eine leichte Decke auf meinen Beinen.

„Es ist so friedlich“, murmelte ich schläfrig. An seine Seite gekuschelt, genoss ich die Wärme, die wie immer von Nikolais Körper ausging.

„Das stimmt. Die letzten Wochen und Monate waren doch sehr anstrengend für uns“, sagte Nikolai und streichelte dabei über meinen Arm. „Besonders für dich. Ich hatte solche Angst, dass du ... dass ich ... ich möchte es mir gar nicht mehr vorstellen, ohne dich zu leben.“

„Schh“, wisperte ich und legte meinen Zeigefinger auf seine vollen Lippen. „Denk nicht darüber nach, was hätte sein können. Nichts und niemand kann uns trennen. Sogar das Schicksal hat es versucht und ist kläglich gescheitert. So schnell wirst du mich nicht mehr los.“

Noch näher an ihn drängte ich mich und schob meine Hand unter sein Shirt. Warm und weich und ausgesprochen muskulös war sein Körper. Einfach perfekt. Ich konnte einfach nicht ihre Finger von ihm lassen. Doch empfand er genauso, jetzt, wo ich nach der Schwangerschaft nicht mehr so schlank wie davor war?

„Ich werde dich nie wieder gehen lassen, non! Du bist mein, für alle Zeit“, hauchte er und zog mich zu sich hoch.

Seine Lippen eroberten die meinen, seine Zunge verlangte unerbittlich Einlass, den ich nur zu gerne gewährte.

Nikolai drehte mich auf den Rücken und lehnte sich über mich. „Ich liebe dich so sehr Helena, es würde mich zerreißen, würde ich dich erneut verlieren. Versprich mir, bis an unser beider Ende an meiner Seite zu bleiben, egal, wie schwierig die Zeiten auch werden.“

Ein wenig erstaunt sah ich ihn an. „Erwartest du denn Probleme?“

„Non, aber unser Leben ist nicht gerade das, was man als normal bezeichnen kann. Wir wissen beide, dass wir anderen Maßstäben unterliegen.“

„Und doch kann uns nichts trennen.“

Mit beiden Händen zog ich ihn wieder näher und vertiefte den Kuss. „Du bist mein und ich die deine.“

Langsam befreite Nikolai mich von der störenden Kleidung. Zum Glück konnte niemand auf unsere Terrasse schauen, denn das Haus lag etwas abseits. Und so hörte keiner meine leisen Schreie und sein tiefes Brummen, als wir uns leidenschaftlich liebten.

Dicht an meinen Mann gekuschelt, schlief ich irgendwann ein. Im Unterwußtsein fühlte ich, wie Nikolai mich ins Bett trug.

---ENDE DER LESEPROBE---