3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €
Was passiert, wenn eine Autorin im Weihnachtschaos versinkt?
Der turbulent-gefühlvolle Weihnachtsroman für herzerwärmende Lesestunden
Als Autorin hat man es nicht immer leicht – schon gar nicht an Weihnachten! Mit ihrer bevorstehenden Manuskriptabgabe hat Mona alle Hände voll zu tun und kann sich um den ganzen Weihnachtskram kaum kümmern. Natürlich gibt ausgerechnet jetzt ihr Laptop mit dem wichtigen Manuskript den Geist auf und die ständigen Anrufe ihrer Agentin sind absolut keine Hilfe. Um das Chaos perfekt zu machen soll Mona dieses Jahr auch noch das traditionelle Familienfest organisieren. Doch dann taucht plötzlich der attraktive David auf und ein wahres Weihnachtswunder geschieht …
Erste Leser:innenstimmen
„Die chaotische Autorin Mona kann man nur ins Herz schließen. Aber auch David war mir von Anfang an sympathisch.“
„Dieser Liebesroman hat mich absolut verzaubert und mich noch mehr auf Weihnachten freuen lassen!“
„Einfach nur herzerwärmend und wunderschön.“
„Die perfekte Liebesgeschichte für die Vorweihnachtszeit!“
„Trotz der Kürze des Romans konnte ich mit den Charakteren mitfiebern und mich in den Bann ziehen lassen.“
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 163
Als Autorin hat man es nicht immer leicht – schon gar nicht an Weihnachten! Mit ihrer bevorstehenden Manuskriptabgabe hat Mona alle Hände voll zu tun und kann sich um den ganzen Weihnachtskram kaum kümmern. Natürlich gibt ausgerechnet jetzt ihr Laptop mit dem wichtigen Manuskript den Geist auf und die ständigen Anrufe ihrer Agentin sind absolut keine Hilfe. Um das Chaos perfekt zu machen soll Mona dieses Jahr auch noch das traditionelle Familienfest organisieren. Doch dann taucht plötzlich der attraktive David auf und ein wahres Weihnachtswunder geschieht …
Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits erschienenen Titels Glühweinduft und Weihnachtsküsse.
Überarbeitete Neuausgabe November 2022
Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98637-750-2 Hörbuch-ISBN: 978-3-98637-837-0 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98637-753-3
Copyright 2022, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine Neuausgabe des bereits 2021 beim dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH, erschienenen Titels "Glühweinduft und Weihnachtsküsse", ISBN: 978-3-98637-183-8.
Copyright © 2016, Droemer Feelings Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2016 bei Droemer Feelings erschienenen Titels Glühwein mit Kuss. (ISBN: 978-3-42644-237-1).
Covergestaltung: Emily Bähr unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com: © shin28, © Zukerman, © MiOli, © piixypeach Korrektorat: Susanne Meier
E-Book-Version 23.11.2023, 15:48:08.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Unser gesamtes Verlagsprogramm findest du hier
Website
Folge uns, um immer als Erste:r informiert zu sein
Newsletter
TikTok
YouTube
Was passiert, wenn eine Autorin im Weihnachtschaos versinkt?Der turbulent-gefühlvolle Weihnachtsroman für herzerwärmende Hörstunden
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt! Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür. Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast'e Weihnachten verpennt.
– Verfasser unbekannt –
Das Klingeln des Telefons klang wie ein Eindringling. Ich angelte nach dem Handy und nahm, noch während ich auf den Bildschirm meines PCs starrte, das Gespräch an. Die Stimme, die ich am anderen Ende hörte, ließ mich genervt aufseufzen, auch wenn ich sie nur noch selten hörte. Es war die Stimme meiner Schwester.
Herrgott noch mal! Wieso konnte meine Mutter eigentlich nicht akzeptieren, dass ich nicht mehr als nötig mit Lisa reden wollte?
Als habe meine Schwester meine Gedanken erraten, rief sie:
»Leg nicht gleich auf. Mama hat gesagt, ich soll dich anrufen und fragen, ob du vielleicht noch Hilfe brauchst.«
Ihre Aussage überraschte mich, weshalb ich nicht sofort wieder auflegte. Nicht die üblichen Spitzen über ihr fantastisches und mein planloses Leben.
»Hilfe? Wieso Hilfe? Wobei?« Ich klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr, während ich meinen Text überflog. Wenn ich mich beeilte, würde einer pünktlichen Abgabe des Manuskriptes nichts mehr im Wege stehen. Wenigstens dieses Mal!
Am anderen Ende der Leitung stöhnte Lisa leise auf. »Weil morgen Heiligabend ist, Mona. Deshalb! Oder hast du das etwa vergessen?«
Vor Schreck ließ ich beinahe das Telefon fallen. Heiligabend? Das konnte doch unmöglich schon morgen sein! Ich war doch erst vorgestern bei der Sparkasse gewesen, um die Miete zu überweisen, oder …?
Schnell warf ich einen Blick auf das Datum rechts unten im Bild. Es bestätigte die Aussage meiner kleinen Schwester: Morgen war tatsächlich Heiligabend und ich kein einziges Stück darauf vorbereitet. Und ausgerechnet dieses Jahr war ich an der Reihe das Fest für meine Familie auszurichten. Mist, Mist, verdammter Mist!
Gut, dies war ja nicht das erste Mal, dass mir so etwas passierte. Über die Arbeit an meinem neuen Liebesroman hatte ich völlig die Zeit vergessen. Immerhin hatte Lady Chatterley endlich ihr Herz für Lord Worthington geöffnet und sich ihm auf einer blühenden Sommerwiese hingegeben. Also warum sollte ich dann auf so etwas Schnödes wie Daten achten, wenn die Liebe in meiner Geschichte Einzug hielt und …
Kurz gesagt – Zeit und Raum gerieten für mich völlig in Vergessenheit, wenn es um das Fertigstellen meiner Manuskripte ging. Nur Pinot, mein Jack Russell Terrier, sprang zwischendurch mit der Leine im Maul auf den Schreibtisch, um mich zu einem Spaziergang aufzufordern. Ohne ihn würde ich das Haus vermutlich nur einmal im Monat verlassen, um den Kühlschrank aufzufüllen, die Post reinzuholen und die Rechnungen zu bezahlen. Wobei ich auch mittlerweile darüber nachdachte, mir nicht nur meine Lebensmittel nach Hause liefern zu lassen, sondern auch mein Konto auf Onlinebanking umzustellen. Jede Minute, die ich außerhalb meiner Wohnung verbrachte, bedeutete doch verlorene Zeit. Für mich. Meine Manuskripte. Meine Romanhelden. Meine Leser.
Allerdings graute es mir auch davor, meine Konto- und Kreditkartendaten der Internetkriminalität frei Haus zu liefern, indem ich sie selber in irgendwelche Formulare eintippte. Ich unterdrückte einen gurgelnden Laut.
Diesmal handelte es sich leider nicht einfach nur um den vergessenen Geburtstag von Opa oder Lisas Auftritt bei einer Modenschau, sondern um Weihnachten. Um die Geburt Jesu, das Fest der Familie, das Fest der Liebe, das Fest der Besinnlichkeit!
Besinnlich? Pah! Nur eine Störung meines kreativen Schaffens, eine erzwungene Unterbrechung, ein gesellschaftlicher Zwang, ein … Egal. Fakt war, ich hatte ein Problem: Ich war null vorbereitet. Mist!
»Hallo! Mona? Bist du noch dran?«, hörte ich plötzlich Lisa.
»Keine Sorge«, log ich kurzerhand und sprang vom Schreibtischstuhl auf. »Ich habe alles im Griff. Sogar die Geschenke sind schon eingepackt.«
»Echt? Alles schon fertig?« Lisa klang etwas ungläubig.
Ich fühlte, wie die Wut in mir hochkroch, langsam und bedrohlich, einer schwarzen, großen Spinne gleich. Wenn ich eines nicht gebrauchen konnte, dann eine Standpauke, die am Ende wieder auf die Diskussion hinaus lief, wie unorganisiert ich angeblich war. Ich war alles andere als unorganisiert!
Ich wusste immer, wo ich die vollgekritzelten Klebezettel mit den Charaktereigenschaften meiner Protagonisten hingeklebt hatte. Ich speicherte jede Version meiner Kapitel fein säuberlich nummeriert auf dem Rechner ab und wusste genau, in welchem Unterordner die einunddreißigste Version zu finden war. Für meine Steuer hatte ich mir sogar extra einen großen Umzugskarton angeschafft, in dem ich das ganze Jahr über alle Belege und Rechnungen sammelte. Ich räumte sogar regelmäßig alle zwei Monate abgelaufene Lebensmittel aus meinem Kühlschrank! Und ich sollte nicht organisiert sein?
»Und was bekommen wir dieses Jahr geschenkt? Wieder Last-Minute-Parfum-Duschgel-Socken?«
Diese Ziege! »Stell dir mal vor – es sind richtige Geschenke und weder Duschgel, noch Parfum«, gab ich extra schnippisch zurück. Wenn ich mich sputen würde, würde ich es vielleicht sogar heute noch schaffen, welche zu besorgen. Um alles andere könnte ich mich auch morgen früh noch kümmern.
Mit dem Handy am Ohr hastete ich die Treppe herunter und stolperte beinahe über den Hund, der im Halbdunkel auf dem Teppich in der Diele schlief. Erschrocken sprang Pinot auf. Er kläffte.
»Okay, wann sollen wir dann morgen bei dir sein? Gegen vier, wie immer?« Lisas Stimme klang völlig entspannt. Kein Wunder. So wie ich sie kannte, hatte sie ihre Weihnachts-To-do-Liste schon Ende September komplett abgearbeitet. Selbst ihre Reisetasche, wenn sie zum nächsten Fotoshooting musste, packte sie nach einem speziellen Checklisten-System, damit sie nie etwas vergaß.
»Äh … ja, vier klingt gut.« Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe.
»Sehe ich genauso«, stimmte sie mir zu. Sie klang immer noch ungläubig. Aber der würde ich es zeigen. »Wenn wir um halb acht fahren, reicht das locker um einen Parkplatz zu suchen und noch einen vernünftigen Platz weiter vorne zu bekommen.«
»Wieso willst du unbedingt vorne parken?« Immer ganz nach vorne als »First Face«, wahrscheinlich Berufskrankheit wie bei allen Models. Ich griff zur Handtasche, die auf dem Dielenschränkchen lag.
»Nein, die Sitzplätze. Du hast doch die Karten besorgt?«
Ich zuckte erneut zusammen. Verdammt! Das Weihnachtskonzert des Madrigalchores. Musik statt Mette. Unsere Familientradition.
»Um ehrlich zu sein …«, ich stockte. Wollte ich meiner Schwester wirklich die Genugtuung lassen, sich mal wieder bestätigt zu fühlen, dass ich nichts aber auch gar nichts auf die Reihe bekam? Für Lisa war Schreiben ja eine brotlose Kunst und ich die berufliche Versagerin, auch wenn ich mich ja eher als künstlerischen Freigeist bezeichnete. Nur weil sie ihr Leben mit durchgeplanten Sporteinheiten und peniblem Kalorienzählen verbrachte, hieß es ja nicht, dass ich es auch zu meinem Lebensmotto machen müsste. Aber weil ich genau das nicht tat, bekam ich aus ihrer Perspektive eben nichts auf die Reihe, weder im Job, obwohl ich immerhin vom Schreiben leben konnte, noch im Alltag noch in der Liebe. Bei Männern bekam ich ihrer Meinung nach sowieso nie was geregelt. Und wenn doch, dann suchte ich mir unter Garantie die Falschen aus – ihrer Meinung nach. Dabei war sie diejenige gewesen, die mir den Freund abspenstig gemacht hatte. Und wenn Mama nicht immer besänftigend intervenieren würde, würde ich vermutlich auch kein Wort mehr mit meiner Schwester wechseln. Ich war immer noch sauer auf sie. Und dazu hatte ich schließlich auch allen Grund. Und mir dann auch noch sagen lassen zu müssen, dass ich nichts auf die Reihe bekam, wo sie meine gesamte Lebensplanung über den Haufen geschmissen hatte?
Nein. Deshalb wollte ich nicht, dass meine Schwester dachte, ich sei unfähig fünf blöde Karten zu besorgen. Das wäre Grund genug für sie, wieder auf mir rumzuhacken, wie ein Specht auf einen morschen Baumstamm. Ich würde später anrufen und welche bestellen. Zur Not gab es ja auch noch Karten an der Abendkasse. Schließlich war die Kirche seit Jahren nur noch halbvoll.
»Also … lasst euch doch einfach mal überraschen«, improvisierte ich mit wild klopfendem Herzen. »So, außerdem muss ich noch ein bisschen was vorbereiten und die Wohnung putzen. Wir sehen uns dann morgen um vier!«
Lisa verstand ausnahmsweise den Wink mit dem Zaunpfahl und verabschiedete sich mit einem sarkastischen Unterton, wie gespannt sie doch auf den Tannenbaum sei. Ich malte mir aus, wie ich sie in selbigen schubste, während sich die Nadeln in ihren schmalen Salathintern pikten. Allerdings war dies noch ein Punkt, um den ich mich kümmern musste: für mehr als Salat auf den Hüften meiner Schwester und dem Rest der Familie sorgen. Und dafür blieben mir lediglich – ich warf schnell einen Blick auf die Uhr an der Küchenwand – dreiundzwanzig Stunden. Verdammt!
***
»Hey Pops! Wann kommst du mich morgen abholen?«
Stumm verdrehte ich die Augen und biss mir in die Faust. Tausendmal hatte ich meiner Tochter gesagt, sie solle mich nicht so nennen. Sie tat es trotzdem. »Davina, bitte. Pops hört sich immer so an, als könnte man mich zum Frühstück essen oder als wäre ich ein uralter Papagei. Kannst du mich nicht einfach Papa nennen, so wie andere auch?«
Am anderen Ende der Telefonleitung kicherte es. »Pops, du bist doch uralt. Außerdem bist du mein Papa, da kann ich dich nennen, wie ich will.«
Was sollte ich dem noch entgegensetzen? Eigentlich hatte ich es auch bereits aufgegeben, meiner Tochter in diesem Punkt ins Gewissen reden zu wollen. Sie war mit ihren sechzehn Jahren ganz schön vorlaut – so wie ihre Mutter.
»Also wann kommst du … Pops?«, versuchte sie es erneut. Ihr leises Kichern war eindeutig.
Seufzend drückte ich den Hörer mit meiner Schulter am Ohr fest, griff zu dem Midi-Tower, den ein Kunde vorhin als defekt in Reparatur gegeben hatte und löste beiläufig die erste Schraube. »Gegen sechs. Ich lasse einmal auf deinem Handy durchbimmeln. Kommst du dann runter?«
Das Aufstöhnen war unmissverständlich. »Ganz ehrlich? Ich finde das echt uncool. Meinst du nicht, du kannst Mom wenigstens Hallo sagen?«
Das versetzte mir einen Stich, was ein eindeutiges Zeichen war: Ich war auch nach zwei Jahren immer noch nicht ganz über die Sache hinweg. Aber wie auch – wenn man belogen und betrogen worden war. Ich hatte Ina zwar schnell nicht mehr geliebt, aber wütend war ich immer noch auf sie.
»Davina, ich klingel durch und du kommst runter, verstanden?« Mein Tonfall war schärfer als beabsichtigt, was mir augenblicklich leidtat. Meine Tochter konnte schließlich nichts dafür, dass meine Ex ein Miststück war.
»Okay, Papa.« Sie klang kleinlaut. »Und wohin willst du dieses Jahr gehen? Wie immer in die Kirche?«
Ich schraubte flink die drei weiteren Schrauben los und nahm das Seitenteil ab. »Hier um die Ecke gibt es ein Gospelkonzert. Wäre das was für uns? Vorher könnten wir beim Chinesen essen.«
»Gebongt«, ertönte es prompt. »Chinesisch klingt super.«
Ein Seufzen entrang sich meiner Brust. Innen war der Rechner nicht nur verstaubt, sondern auch völlig verklebt. Die Flecken sahen schwer nach Kaffee aus. Kein Wunder, dass das Ding nicht mehr laufen wollte. Ich legte den Schraubenzieher weg und griff zu der Packung mit den Reinigungstüchern.
»So, Pops, und jetzt hätte ich gerne noch einen Tipp.«
Bei uns beiden war es zwar zur Tradition geworden, dem anderen im Vorfeld Tipps zum Weihnachtsgeschenk zu geben. Es war aber auch gang und gäbe von Davina mich mit ihren Tipps völlig in die Irre zu führen, weshalb ich mich dieses Jahr endlich rächen wollte. Mittlerweile war sie alt genug für väterliche Vergeltung.
»Es ist schwarz und lang, doch der Schornsteinfeger ist es nicht.«
Am anderen Ende gackerte meine Tochter los. »Pops, du brauchst endlich eine Freundin, du guckst definitiv zu oft Drei Haselnüsse für Aschenbrödel.«
Das Christkind ist total verwirrt, sieht was auf Erden jetzt passiert: »Was ist nur mit den Menschen los Was soll die ganze Hektik bloß? Bis jetzt hab ich in der Heiligen Nacht doch immer alle Geschenke gebracht! Nie war ich mit den Nerven nieder – und geklappt hat es trotzdem – alle Jahre wieder!«
– Verfasser unbekannt –
Natürlich waren die Geschäfte am Abend vor Heiligabend pickepackevoll. Menschenmassen drängelten sich um die letzten Sonderangebote in den Schütten und die Schlangen an den Kassen ließen erahnen, dass ich mich sicher bis Ladenschluss hier würde durchkämpfen müssen. Und das, wo ich mein Manuskript fertig korrigieren müsste!
Im Arm hielt ich zumindest meine Beute des Raubzuges durch die Schreibwarenabteilung. Für meine Mutter, die regelmäßig Tagebuch schrieb, hatte ich eine hübsche Notizkladde sowie einen ergonomisch geformten Tintenroller ergattert. Meinem Vater würde ich einfach Das Buch der 1000 Witze und eine CD von Heinz Erhardt schenken. Er gab ständig Kalauer zum Besten. Nur kannten wir leider schon alle Witze. Damit könnte er immerhin sein Repertoire erweitern.
Opa Günther würde sich sicher über das politische Buch von Thilo Sarrazin Deutschland braucht den Euro nicht und die warmen Wollsocken freuen. Er war ein klassisches Kriegskind, wo Weihnachten noch wirklich ein Fest der Liebe und nicht des Konsums gewesen war. Seine Geschichte der langersehnten Holzeisenbahn, die Urgroßvater damals eigenhändig geschnitzt hatte, ließ mich zumindest an Heiligabend noch eine Spur des Weihnachtsgedankens erahnen, der irgendwo zwischen der neunten Weihnachtsfeier und der zwölften Weihnachtskarte, die unbedingt pünktlich verschickt werden musste, verloren gegangen war. Weihnachten war wirklich nicht mehr das, was es mal war. Die Leute waren meist gestresst, wussten nicht, was sie schenken sollten und nahmen es in all der Hektik mit der Rücksicht und Nächstenliebe auch nicht mehr so genau. Ich wusste schon, warum mich der Geist von Weihnachten eher gruselte als erfreute. Schon allein der Gedanke, dass die Geschenke womöglich nicht den Erwartungen entsprachen …
Apropos Geschenk. Mir fehlte jetzt eigentlich nur noch ein passendes für Lisa, obwohl sie das alles andere als verdient hatte, aber des lieben Weihnachtsfriedens wegen … Nachdenklich schlich ich durch die Abteilung für Damenoberbekleidung und versuchte, etwas nach ihrem Geschmack zu finden, der meinem aber so gar nicht entsprach. Aber ich war hier wohl eh falsch. Dank ihres Modeljobs war sie klamottentechnisch gut ausgerüstet. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich gehörte eher zur Modefraktion »bequeme Jeans, Sweatshirt und Haarzopf«, während meine Schwester nur äußerst selten ungestylt aus dem Hause ging. Vielleicht sollte ich ihr doch lieber wieder ein teures Parfüm oder zur Abwechslung mal ein tolles Schmuckstück schenken. Ich drehte den Ständer mit dem Modeschmuck zum dritten Mal, als mein Handy plötzlich lossurrte. Das Geräusch ließ mich zusammenzucken. Dabei rutschte der Tintenroller von meinem Geschenkeberg herunter. Ich warf die restlichen Sachen schnell in eine Auslage mit Handschuhen, hob den Stift auf und angelte gleichzeitig in meiner Tasche nach dem Störenfried. Es war Vera, meine Agentin. Sicher wartete sie schon sehnlichst auf das fertige Manuskript, also eröffnete ich das Gespräch direkt mit den Worten: »Keine Sorge, ich brauche nur noch die Abschlusskorrektur machen und dann bin ich fertig.«
Vera lachte in den Hörer. Sie kannte mich schon seit zehn Jahren und wusste, wie perfektionistisch ich war. Deshalb reizte ich die vertraglich geregelten Deadlines oft auch aus. Selbst nach der dreißigsten Korrektur fand ich immer noch einen Kommafehler oder einen Satz, der umgestellt werden musste. Somit waren meine Deadlines oft Dead-Dead-Deadlines. Das gefiel den Verlagen aber nicht und damit Vera ebenso wenig.
»Alles klar. Ich habe nur gedacht, ich halte dich etwas an. Der 01.01. ist und bleibt Stichtag. Ich will mir nicht schon wieder was vom dp Verlag anhören müssen.«
Während Vera sprach, ließ ich langsam meinen Blick über den Ständer mit den Accessoires hinten in der Ecke gleiten und da erblickte ich ihn – einen dezenten Seidenschal in schwarz-rot.
»Natürlich. Wie gesagt, ich bin auch fast fertig. Ich musste nur kurz unterbrechen, um noch etwas zu besorgen.«
Ich zögerte. Wenn er mir gefiel, konnte er Lisa dann überhaupt gefallen? Aber er war perfekt. Absolut.
»Ach Mona, ich habe selten einen so verpeilten Menschen wie dich kennengelernt. Hast du mal wieder keine Weihnachtsgeschenke besorgt?«
»Äh das auch. Ich habe aber auch vergessen, das Weihnachtsfest für meine Familie zu organisieren. Dieses Jahr bin ich leider dran.« Ich lachte verlegen auf und warf einen weiteren Blick auf den Schal. Er würde ihr gefallen. Ganz sicher. Und ich konnte mich auch nicht daran erinnern, jemals einen ähnlichen Schal an ihr gesehen zu haben. Zur Not behielte ich einfach den Kassenbon, damit Lisa ihn umtauschen könnte. Trotzdem: Ein Hauch von Vorfreude keimte in mir auf.
Vera lachte laut auf. »Das ist mal wieder typisch für dich. Herrje Mona, du lernst aber auch nicht dazu. Das Leben spielt sich auch außerhalb der fiktiven Welt ab.«
Natürlich musste ich Vera indirekt recht geben. Gerade in den letzten zwei Jahren hatte ich mich immer mehr zurückgezogen, was sicher auch damit zusammenhing, dass Lisa sich mir nichts dir nichts meinen Freund gekrallt hatte. Bevor diese Sache mit Lisa und Leon passiert war, war ich tatsächlich gesellschaftsfähiger gewesen.
»Ja ja, mal sehen. Vielleicht nehme ich mir als guten Vorsatz fürs nächste Jahr vor, mich wieder mehr in die reale Welt zu integrieren.«
Jemand rempelte mich von der Seite an. Eine junge Frau ungefähr in meinem Alter. Und sie lief geradewegs auf den Ständer mit dem Schal zu. Mit Lisas Schal. Mit nur Lisas Schal. Verdammt. Dort hing doch nur der eine! Außerdem hatte ich Lisa am Telefon bereits vorgegaukelt, dass es dieses Jahr kein Duschgel gab. Diese Lüge wollte ich auf keinen Fall auffliegen lassen – schon gar nicht vor Lisa.
Wieder lachte Vera auf. »Gut dann störe ich dich jetzt nicht länger. Aber denk dran. Der erste Januar ist schneller da, als dir lieb ist.«
Die junge Frau näherte sich gefährlich dem Ständer mit dem Schal. »Bis dann Vera«, würgte ich meine Agentin ab und verstaute das Handy hastig in meiner Handtasche. Dann beschleunigte ich meinen Schritt. Um jeden Preis musste ich verhindern, dass mir jemand mein tolles Geschenk direkt vor der Nase wegschnappte. Die junge Frau sah skeptisch über die Schulter zu mir herüber. Mein Blick huschte unwillkürlich zu dem Schal und wieder zurück zu der Frau. Sie runzelte die Stirn. Das Aufflackern in den Augen meiner Kontrahentin war eindeutig: Sie wollte ihn auch.