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Ob er sich den Hodensack an sein Bein tackert, in einen Tümpel voller Elefanten scheiße taucht oder todesmutig das Privatleben von Tigern erkundet – es gibt fast nichts, was Stephen Glover, bekannt als »Steve-O«, nicht tun würde, um Aufmerksamkeit zu erregen. In der MTV-Kultserie Jackass führte er jede Menge Mutproben und Experimente am eigenen Körper durch, bei denen er nicht selten seine Gesundheit aufs Spiel setzte. Die Sendung machte ihn berühmt, und je irrer seine Stunts wurden, desto durchgedrehter wurde auch sein Leben. Er wurde süchtig nach Alkohol, Drogen und Ruhm und betrachtete bald sein ganzes Leben als einen einzigen todesmutigen Stunt. In dieser Autobiografie schildert Steve-O sein verrücktes Leben, seine Ausschweifungen, die Drogenabhängigkeit und seinen Weg zur Genesung mit dem gleichen abgedrehten Humor, den so viele Menschen an ihm mögen.
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Seitenzahl: 576
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Nachdruck 2016© 2012 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86D-80636 MünchenTel.: 089 651285-0Fax: 089 652096
Die Originalausgabe erschien 2011 bei Hyperion in den USA und in Kanada unter dem Titel Professional Idiot: A Memoir © 2011 by Ballbag Inc f/s/o Stephen Glover. All rights reserved. This translated edition published by arrangement with Hyperion.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Egbert BaquéRedaktion: Caroline KaziankaUmschlaggestaltung: Maria WittekUmschlagabbildungen: John MadereSatz: HJR, Manfred Zech, Landsberg
ISBN Print 978-3-86883-456-7ISBN E-Book (PDF) 978-3-86413-155-4ISBN E-Book (EPUB, mobi) 978-3-86413-174-5
Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:www.rivaverlag.de
Dieses Buch ist all jenen gewidmet, denen ich einen Anschiss verpasst habe, weil sie mir genau das erzählt haben, was ich hören musste, als ich es nicht hören wollte.
1 | Ich schwöre, dass ich so geboren wurde
2 |In diesem Kapitel entdecke ich die Freude am Alkohol, den Ladendiebstahl, Mötley Crüe und den Spaß, mit Eiern zu schmeißen
3 | Wahre Liebe, dein Name ist … JVC VHS-C Camcorder
4 | Hurrikan Steve-O
5 | Bullen, Ärzte und Hohlköpfe
6 | Jetzt bin ich ein Profi
7 | Burning Boy Festival
8 | Dieses Kapitel ist nicht lustig, gehört aber auch dazu
9| Clown im Einsatz
10 | In diesem Kapitel werde ich von einem Hai gebissen
11 | Ich habe doch schon immer gesagt, dass ich berühmt werde
12 | Ich gehe nicht
13 | Im Fernsehen kannst du das nicht machen
14 | Was heißt »Kacke-Kondom« auf Schwedisch?
15 | Mein Sohn ist ein Blödarsch
16 | Steve-O: internationaler Botschafter des guten Willens
17 | Nutten, Transen und Makohaie – oje!
18 | Paparazzi Stuntman
19 | Na gut – wer will mich rappen hören?
20 | Dämonen und Engel
21 | Das nennt man wohl »vor die Hunde gehen«
22 | Paragraf 5150
23 | Das wird nicht geklärt
24 | Soll ich es noch einmal wagen?
Bildteil
Epilog | Was kommt als Nächstes?
Danksagung
Bildnachweis
1
Im März 1996 saß ich im Gefängnis – in der Strafvollzugsanstalt von Orange County in Orlando, um genau zu sein. Ein paar Monate zuvor war ich innerhalb nicht einmal eines Jahres zum zweiten Mal wegen Trunkenheit am Steuer erwischt worden. Nachdem ich verbotenerweise an einer roten Ampel ein Wendemanöver veranstaltet und die Kurve nicht richtig gekriegt hatte, musste ich rechts ranfahren. Ich versuchte, dem Beamten einzureden, dass ich nicht betrunken, sondern nur müde sei. Doch im Protokoll zu meiner Festnahme steht: »Der Beschuldigte lehnte einen Alkoholtest bei der Straßenkontrolle ab und erklärte, er wolle lieber ein Nickerchen machen.«
Nach der Verlesung der Anklage bekannte ich mich schuldig und bat den Richter, meine zehntägige Haftstrafe sofort antreten zu dürfen, denn eine weitere Hin- und Rückfahrt von mir zu Hause in Südflorida konnte ich mir nicht leisten.
»Nach Hause« ist allerdings eine ziemlich beschönigende Bezeichnung meiner damaligen Lebenssituation. Mama hatte mich rausgeschmissen, und das nicht ohne guten Grund: Ich war ein verantwortungsloser Chaot, der offenbar völlig unfähig war, irgendeine Art von Job zu behalten. Die meiste Zeit hing ich damals auf den Sofas von Freunden herum oder ich schlief, wenn alles richtig schiefging, in meinem Wagen, mit dem ich herumkurvte, obwohl ich meinen Führerschein gerade mal wieder hatte abgeben müssen und das Nummernschild abgelaufen war. Ich erzählte den Leuten gern, dass ich Stuntman sei, doch abgesehen von ein paar geschenkten T-Shirts einer ziemlich neuen, in Florida ansässigen Klamottenfirma namens Bizo hatte ich nichts Vernünftiges vorzuweisen, auch wenn ich mich sechs Jahre lang immer wieder dabei gefilmt hatte, wie ich mit dem Skateboard herumdüste, von Dächern in flache Pools sprang oder sonst was tat, wovon ich glaubte, es könnte die Aufmerksamkeit der Leute wecken. Zudem waren all meine Vorderzähne lädiert, weil ich auf einer Party vor mehr als einem Jahr besoffen von einem Balkon im zweiten Stock gesprungen war, um ein Mädchen zu beeindrucken, und dabei auf dem Gesicht gelandet war. Bisher hatte ich es noch nicht geschafft, sie wieder in Ordnung bringen zu lassen.
Jeder, der noch einigermaßen richtig tickt und sich mein damaliges Leben vor Augen führt, würde wohl zu dem Schluss kommen, dass es eine einzige beschissene Katastrophe war. Doch als ich – ein arbeitsloser, wohnungsloser College-Abbrecher mit ein paar übel aussehenden Vorderzähnen – da so auf der unteren Pritsche in meiner Gefängniszelle hockte, war ich total zuversichtlich. Ich war so überzeugt davon, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis die Welt entdecken würde, was für ein unglaublich durchgeknallter Typ ich war, dass ich die absolute Notwendigkeit spürte, schleunigst mit meinen Memoiren zu beginnen.
»Man nennt mich Steve-O«, schrieb ich. »Ich überlege aber, ob ich mich nicht doch wieder Steve Glover nennen sollte, denn mit meiner Karriere geht es gerade richtig los, und ich weiß nicht, ob ich einen Spitznamen haben will, wenn ich berühmt bin.«
Wennich berühmt bin. Das finde ich klasse. Als ich diese Zeilen zum Auftakt notierte, zweifelte ich keine Sekunde daran, dass ich berühmt werden würde; für mich stellte sich lediglich die Frage,wann. Mag sein, dass mein Leben zu jenem Zeitpunkt ein einziges Fiasko war, das sich eigentlich nur zum Schlimmeren entwickeln konnte, doch ein Stück von mir schaut neidisch auf diesen 21-jährigen Tagträumer. Auch wenn bei diesem Kerl bis dahin nur sehr wenig glattgelaufen war, wusste er, was er wollte, und war sich absolut sicher, dass er es schaffen würde. Ich finde es immer noch erstaunlich, dass ich so enthusiastisch und optimistisch sein konnte, obwohl ich wirklich keinen Grund dazu hatte. Und noch Jahre später, als meine Träume schon im Wesentlichen Wirklichkeit geworden waren, konnte ich mich wie ein echter Idiot aufführen.
Sobald ich meine »Gefängnis-Memoiren« niedergeschrieben hatte, reichte ich jede Seite an einige Mitinsassen weiter, die sie – wohl aus lauter Langeweile, die an diesem öden Ort herrschte – auch tatsächlich lasen. Es genügte mir nicht, selbst ganz begeistert davon zu sein, wie toll mein künftiges Leben einmal sein würde – ich hatte das Bedürfnis, dass auch andere davon wussten. Alle raten einem, einfach den Kopf einzuziehen und bloß nicht aufzufallen, wenn man ins Gefängnis muss, aber ich konnte mich an diese Regel nicht halten. Ich brauchte ein Publikum.
So ähnlich war es eigentlich schon von Anfang an.
Ich wurde am 13. Juni 1974 in London, England, geboren. Zu jener Zeit war mein Papa Marketingdirektor für Pepsi Europe, und angeblich ist er in Anzug und Krawatte im Kreißsaal gestanden, während meine Mama mich aus sich herauspresste. Er machte ein paar grausige Fotos von der Entbindung und den unmittelbaren Nachwirkungen und soll dann, gleich nach meiner Geburt und nachdem die Ärzte versichert hatten, dass mit Mama und mir alles in Ordnung war, zu einer Geschäftsbesprechung geeilt sein. Ein paar Tage später, als es für uns an der Zeit war, das Krankenhaus zu verlassen, musste uns Mamas Freundin nach Hause fahren, denn Papa wurde in weiteren Besprechungen festgehalten. Das war in etwa das Muster, das meine Kinderjahre bestimmte: Papa düste als aufstrebender Firmenmanager umher, während Mama, meine drei Jahre ältere Schwester Cindy und ich zu Hause blieben.
Meine Eltern waren ein seltsames Paar. Papa stammt aus einer Familie von Strebern und Erfolgsmenschen. Sein Vater Richard, geboren und aufgewachsen in England, machte seinen Abschluss in Oxford und promovierte anschließend an der Harvard-Universität in Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs diente er in der kanadischen Armee und verbrachte anschließend viele Jahre als Universitätsprofessor in Winnipeg. Er starb, als ich elf Jahre alt war, und in meiner Erinnerung ist er vor allem ein Kotzbrocken, der meine Mätzchen zu missbilligen schien. War er da, zeigte er deutlich, dass alles, was ich tat, sagte oder trug, inakzeptabel war. Zu seiner Verteidigung muss ich zugeben, dass er vermutlich recht hatte, und all das, was mich damals an ihm ärgerte, würde heute wahrscheinlich Respekt in mir hervorrufen.
Papas Mutter, Constance, machte ihren Abschluss am Vassar-College und anschließend einen Magister in Englisch am Mount-Holyoke-College – und das zu einer Zeit, in der nur sehr wenige Frauen überhaupt auf ein College gingen. Ihre Familie, die im Papierhandel tätig war, war relativ wohlhabend, doch sie und mein Großvater lebten sehr genügsam.
Während meiner Kindheit lernte ich Oma Constance ziemlich gut kennen. Sie war eine entzückende Frau, deren freundliches Wesen – und nachlassendes Gedächtnis – ich mir voll und ganz zunutze machte. Ich glaube nicht, dass sie Alzheimer hatte, aber nach dem Tod meines Großvaters ließ ihre geistige Kraft deutlich nach, und so war es für mich ziemlich einfach, sie für meine Belange einzuspannen. Wenn ich sie in British Columbia besuchte, schleppte ich sie immer wieder mit, um mir irgendwelchen Kram zu kaufen. Unter anderem brachte ich sie dazu, mir eine Anlage mit Doppel-Kassettendeck und mein erstes anständiges Skateboard, ein Powell-Peralta, zu kaufen. Sie war der gutmütigste Mensch, der mir je begegnet ist, und im Nachhinein fühle ich mich ziemlich schlecht bei dem Gedanken, dass es mir, während sie an Demenz litt, vor allem um die Vorteile ging, die ich daraus schlagen konnte.
Papas Bruder und Schwester haben es ebenfalls weit gebracht. Seine Schwester arbeitete als Direktorin zweier führender Kunstgalerien in Kanada; sein Bruder machte Karriere als Marineoffizier und war später als Historiker tätig. Auch in Papas weiterem Familienkreis wimmelt es von Akademikern, und der Umstand, dass er in die Wirtschaft ging, machte ihn gewissermaßen zu einem schwarzen Schaf.
Ganz anders die Familie meiner Mutter. Mamas Vorfahren waren seit jeher Alkoholiker, Süchtige und Depressive. Ihre Eltern wurden beide in Kanada geboren und Mama wuchs in Ontario auf. Mamas Vater, Ed, habe ich nie kennengelernt, denn er schoss sich eine Kugel in den Kopf, als ich ein Jahr alt war. Doch das, was ich über ihn erfuhr, zeichnet nicht gerade ein gutes Bild von ihm. Er war ein hochgewachsener, charismatischer Bursche, der gerne mit einem dicken Bündel Banknoten herumlief und damit angab. Er hatte ziemlich viel Geld geerbt und ihm gehörten diverse Autohäuser, aber er verbrachte viel Zeit auf der Pferderennbahn, zockte und betrank sich. Wenn ich es recht verstanden habe, hat er all sein Geld verpulvert.
Ed war Alkoholiker und offensichtlich einer von der besonders unzuverlässigen und unangenehmen Sorte. Obwohl Mama in der Schule eine Überfliegerin war und sogar ein Stipendium für ein Studium erhalten sollte, lehnte mein Großvater es ab, ihr auch nur einen Cent für die Schule zu geben, und erklärte immer wieder, dass es Geldverschwendung sei, ein Mädchen aufs College zu schicken.
Eine andere Geschichte, die ich über ihn hörte, ist noch irritierender: Als meine Schwester Cindy ein Baby war, nahm Mama die Kleine einmal zu einem Besuch bei unseren Großeltern mit. Als sich mein Großvater dann im Suff mit Mama stritt, hat er anscheinend eine Waffe hervorgeholt und sie auf Cindy gerichtet. Möglich, dass diese Geschichte mit der Zeit immer übertriebener dargestellt wurde, sicher jedoch ist, dass die Polizei gerufen wurde und mein Großvater eine Nacht in der Zelle verbrachte, bis die Anklage schließlich fallen gelassen wurde. Es ist daher nicht weiter erstaunlich, dass er und Mama sich ziemlich entfremdet hatten, bevor er sich schließlich selbst das Leben nahm.
Mamas Mutter, Thelma, war ebenfalls eine schreckliche Alkoholikerin. Besonders häufig habe ich sie nicht gesehen, aber jedes Mal, wenn ich sie sah, war sie betrunken. Als sie älter wurde, litt sie an Zirrhose und ihre Hände waren stets knallrot. Sie konnte kaum eine Nacht durchschlafen, ohne aufzustehen und irgendetwas zu trinken, um die Entzugserscheinungen zu mildern. Irgendwann war sie angeblich betrunken mit brennender Zigarette eingeschlafen, sodass ihr Wohnzimmer zu brennen begann. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich irgendjemand besonders darüber aufgeregt hätte. Nachdem mein Großvater Selbstmord begangen hatte, heiratete sie einen Typen namens Wayne Howell, der eine lange Karriere als Fernsehansager bei NBC hinter sich hatte. Der war auch Alkoholiker, passte also gut zum Rest dieser gestörten Familie.
Nicht alle meine Erinnerungen an die Familie meiner Mutter sind negativ. Mama und ihre Schwester Janice standen sich sehr nahe, und ich weiß noch, dass sie sich gerne trafen und zusammen Spaß hatten. Als ich in meinen Zwanzigern vom Clown-College des Zirkusunternehmens Ringling Brothers and Barnum & Bailey aufgenommen wurde, machte mein Cousin Neil, der Sohn von Janice, gerade eine Ausbildung als Bestatter. Ich erinnere mich noch genau, dass Mama und Tante Janice am Küchentisch in Mamas Haus saßen und sich darüber amüsierten, welcher der beiden Söhne wohl der größere Verlierer sei: der, der künftig zu große Schuhe und eine große, rote Nase tragen würde, oder der, der Tote einbalsamieren sollte. Stundenlang lachten sie sich darüber kaputt. Wirklich verletzend fand ich das allerdings nicht, denn die beiden waren unglaublich albern.
Ich glaube schon, dass Mama ihre Familie gehörig auf die Nerven ging. Denn ab und an gab es spätnachts Telefonate, bei denen ihre betrunkene Mutter über sie herfiel. Das soll nicht heißen, dass Mamas Familie nur aus fürchterlichen Leuten bestand – das wäre nicht fair –, doch Alkoholismus und Depressionen sind schlimme Krankheiten, mit denen viele in ihrer Familie zu kämpfen hatten, und diese Leiden ließen alles andere, was diese Leute betraf, immer wieder in den Hintergrund treten. Oder wie Cindy es einmal ausdrückte: »Jeder Zweig dieses Familienstammbaums, egal wie weit unsereins in seiner Erinnerung zurückgeht, ist voll mit Schnaps, Drogen, Zockerei und Selbstmord.«
Meine Eltern waren in unserer Jugend sehr darauf bedacht, Mamas gesamte Familie auf Abstand zu halten. Damit wollten sie sicherlich Cindy und mich vor deren negativem Einfluss schützen. Doch ich glaube, dass mein Leben Beweis genug dafür ist, dass so etwas unmöglich ist: Seinen Genen kann niemand entkommen.
Die letzten beiden Jahrzehnte, während deren ich mich zu einem rücksichtslosen und selbstmordgefährdeten Alkohol- und Drogenabhängigen entwickelte, war kaum zu leugnen, dass ich der Familie meiner Mutter entstammte. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass mein Ehrgeiz und mein Drang, dieses ganze Fehlverhalten letztlich in eine erfolgreiche Karriere umzumünzen, ein Erbe ist, das mir mein Papa hinterlassen hat.
Meine Eltern lernten sich 1966 bei einem Betriebsfest in Toronto kennen. Papa arbeitete damals im kanadischen Büro von Procter & Gamble und Mama kam zu der Party, weil sie dort mit jemand anderem verabredet war. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, und zwei Jahre später heirateten sie in Toronto. Es war eine sehr kleine Hochzeitsfeier – nur sie selbst, der Geistliche und vier andere Leute waren anwesend. Mama entschied im letzten Augenblick, dass sie ihre Eltern nicht dabeihaben wollte, also durften Papas Eltern auch nicht kommen.
Mama hat einen Abschluss als Krankenpflegerin gemacht – ihr Vater wollte ihr zwar keine Ausbildung bezahlen, doch die Krankenpfleger-Schule in Kanada war kostenlos. Nachdem sie Papa geheiratet hatte, hörte sie jedoch auf zu arbeiten. Ich glaube, dass sie es letzten Endes bereut hat, keine eigene berufliche Karriere verfolgt zu haben, aber so lief das damals eben. Abgesehen davon wäre es bei all den Umzügen, die Papas Job mit sich brachte, für Mama fast unmöglich gewesen, sich konsequent um eine eigene Laufbahn zu kümmern. Im Anschluss an Toronto zogen sie für ein paar Jahre nach Connecticut und anschließend, 1972, nach London. Unser erster Umzug nach meiner Geburt – ich war zu dem Zeitpunkt sechs Monate alt – führte uns von London nach Rio de Janeiro, Brasilien. An das Leben dort kann ich mich nicht mehr erinnern, aber offenbar habe ich den größten Teil meiner Zeit mit unseren Hausmädchen verbracht, und die ersten Worte, die ich sprach, waren sogar portugiesisch.
Ich war ein hyperaktiver Knirps. Als ich 18 Monate alt war, schlug ich mir einen meiner Schneidezähne aus, weil ich mit voller Wucht gegen ein Möbelstück unserer Wohnung gerannt bin. Daher hatte ich während meiner frühesten Kindheit eine Riesenlücke vorne im Gebiss. Die Freunde meiner Eltern nannten mich seitdem Rocky.
Als ich zweieinhalb Jahre alt war, wurde mein Vater bei Pepsi befördert und so zogen wir nach Caracas, Venezuela. Als mich meine Mutter am ersten Tag, den ich dort im Kindergarten verbracht hatte, abholte, meinte der Erzieher, ich sei tremendo. Mama verstand das als tremendous, also toll, und verkündete diese frohe Botschaft sogleich Papa. Doch nachdem sie ihre venezolanischen Freunde befragt hatten, wurde schnell klar, dass bei der Übersetzung eine feine Nuance verloren gegangen war. Tatsächlich hatte der Erzieher nämlich gemeint, ich sei wie ein Wirbelwind – würde mich schlecht benehmen, sei schwer in den Griff zu kriegen, also eigentlich eine ziemliche Nervensäge. Dieser Mann war der Erste von zahlreichen Lehrern, Trainern, Freunden, Chefs, Kollegen und Fremden, die eine solche Feststellung treffen sollten. Schon in jenem zarten Alter war Zurückhaltung offenbar nicht mein Ding.
Ein Jahr später verließen wir Caracas – damals sprach ich fließend Englisch, Spanisch und Portugiesisch, vergaß aber schon bald, was ich in den beiden letztgenannten Sprachen gelernt hatte –, weil Papa nach Connecticut versetzt wurde. Meine frühesten Kindheitserinnerungen drehen sich um die Zeit, die wir dort verbrachten. Wir wohnten in einem etwas vornehmeren Außenbezirk von Darien, und ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mit einem Mädchen aus unserer Nachbarschaft durch den Wald in der Nähe unseres Hauses flitzte und wir beide uns gegenseitig unsere Hintern zeigten. Damals war ich wohl der Auffassung, dass das sexy sei.
Als ich in den Kindergarten kam, gab es eigentlich von Anfang an Probleme. Nie werde ich vergessen, wie verhasst mir das Mittagsschläfchen war. Ich hatte einfach so viel Energie, dass allein schon der Gedanke, mich am helllichten Tag für eine Weile hinlegen zu müssen, quälend war. Und das sollte noch viele Jahre so bleiben. Als wir an Jackass1 arbeiteten und ich bei Autofahrten im gleichen Bus, Wagen oder Transporter mit Johnny Knoxville unterwegs war, mischte er mir manchmal Beruhigungspillen ins Essen – in der Hoffnung, dass ich dann endlich etwas stillhalten und er ein wenig Ruhe genießen könnte. Das hat jedoch kein einziges Mal funktioniert. Mit Sicherheit war er ziemlich überrascht, welche Dosen an Beruhigungsmitteln keinerlei Wirkung bei mir zeigten.
Nach zwei Jahren in Connecticut zogen wir dann nach Miami.
Schon an meinem ersten Tag als Erstklässler führte ich mich so auf, wie ich es gewohnt war. Ich erinnere mich, dass ich an meinem Tisch saß und, während der Schultag seinem Ende entgegenging, aus einem großen Fenster starrte, das sich über eine ganze Seite des Klassenraums erstreckte. Als ich draußen meine Mutter entdeckte, die mich abholen wollte, sprang ich auf, fuchtelte wild mit meinen Armen und benahm mich wie ein Blödmann. Wahrscheinlich wollte ich damit nur Aufmerksamkeit erregen – die meiner Mutter, meiner Klassenkameraden, meiner Lehrerin –, doch niemand war davon beeindruckt, die Klasse war eher angenervt, und Mama war wütend. Wieder einmal war es einfach zu viel des Guten gewesen. Ein paar Jahre später erhielt ich ein Zeugnis, das in gewisser Weise mein Grundproblem definierte.
»In sozialer Hinsicht hatten Steves Versuche, seine gleichaltrigen Kameraden zu beeindrucken, oft die gegenteilige Wirkung«, schrieb meine Lehrerin Mrs. Iacuessa. »Vielleicht fände er breitere Anerkennung, wenn er mehr Einfühlungsvermögen und größere Zurückhaltung zeigen würde.«
Mrs. Iacuessa traf den Nagel so genau auf den Kopf, dass es nach wie vor ein wenig schmerzlich für mich ist, dies anzuerkennen. Jahre später sollten die meisten Jungs der Jackass-Truppe in ähnlicher Art auf mich reagieren. Als wir die allererste Staffel der Serie filmten, wurden meine Auftritte innerhalb von fünf Tagen in Florida abgedreht. Nachdem wir ein paar Tage zusammen getrunken, verrückte Stunts gemacht und einfach nur gemeinsam herumgealbert hatten, hatten diese Jungs genug von mir.
Chris Pontius (Mitwirkender bei Jackass, Wildboyz2): Schon nach ein paar Tagen konnte ich es kaum mehr erwarten, dass er wieder nach Hause fuhr. Jede Gelegenheit, sich hervorzutun, nutzte er. Am ersten Tag, an dem ich ihn kennengelernt hatte, gingen wir beide noch ziemlich spät abends in ein Restaurant essen – da machte er dem Geschäftsführer Rückwärtssaltos vor. Anfangs ist das ja lustig, aber wenn man die ganze Zeit mit ihm zusammen ist, stellt man nach ungefähr zwei Tagen fest, dass er vor allen Leuten das Gleiche macht. Und irgendwann hat man einfach die Nase voll davon. Kaum war er verschwunden, atmete die ganze Filmcrew tief durch: »Ahhhhh.«
Johnny Knoxville (Miturheber/Star von Jackass): Als ich Steve zum ersten Mal begegnete, war er wirklich nett, auch wenn er eine ziemliche Nervensäge war. Er hat dieses krankhafte Bedürfnis, sich ständig in den Vordergrund zu spielen. Ich bin ja schon süchtig nach Aufmerksamkeit, aber er ist rettungslos abhängig davon. Er liebte es aufzufallen und würde alles tun, um beachtet zu werden. Wenn es darum geht, auf einer Skala von 1 bis 10 festzulegen, wie aufgedreht er war, dann lag er bei 11,5.
Das beschreibt ganz gut, wie es sich schon immer verhielt. Ich war eben der Junge, der sich als Drittklässler in der Schulkantine Salz direkt aus dem Salzstreuer in den Mund schüttete, um die Anerkennung der anderen Kinder zu erhalten. Es wäre sicher einfach, dieses Verhalten darauf zurückzuführen, dass meine Familie so oft umgezogen ist – nach dreieinhalb Jahren in Miami ging es wieder zurück nach London –, doch da steckte mehr dahinter. Ich fühlte mich in meiner eigenen Haut unwohl, als sei ich nicht gut genug, und in gewissem Sinne waren all meine Mätzchen und Bemühungen, Leute zu beeindrucken, ein Versuch, alles richtig zu machen. Ich erinnere mich noch, wie ich mit etwa zehn Jahren neben einem hübschen Mädchen in der Klasse saß und zu ihr meinte: »Wetten, dass ich heute vom Unterricht befreit werde?« Als sie mich ungläubig ansah und wohl gerade fragen wollte: »Wie willst du denn das hinkriegen?«, fingerte ich schon an einem lockeren Zahn in meinem Mund herum und riss ihn gewaltsam raus. Dann hob ich in aller Seelenruhe meine Hand und bat den Lehrer, während mir Blut aus dem Mund tropfte, mich ins Krankenzimmer zu entlassen. Mission erfüllt.
Schon von klein auf gehörte Verkleiden zu meinen beliebtesten Methoden, Aufmerksamkeit zu erregen. Als Knirps drehte ich mein Lätzchen immer nach hinten, sodass es wie ein Umhang aussah, und mit meinem Dreirad düste ich dann in unserer Auffahrt herum und spielte den Superhelden. Am allerliebsten jedoch – und das ist wohl noch heute so – setzte ich statt einer guten Verkleidung mein eigenes Blut ein. Solange ich zurückdenken kann, gab es kaum etwas, was mich mehr entzückte als das Mitgefühl, die Schockwirkung und die fassungslosen Blicke, die mein Bluten, ob unglücklicherweise oder absichtlich ausgelöst, erregten. Das verschaffte mir stets ein ganz besonderes Gefühl.
In der fünften Klasse hatte ich eine Klassenlehrerin namens Mrs. Cornish. Es gehörte zu meinen Grundprinzipien, all meine Probleme auf meine Lehrer abzuladen, doch Mrs. Cornish hatte ich regelrecht auf dem Kieker. Eines Tages hielt mir ein Junge namens Kenneth Harbaugh auf dem Spielplatz die Arme auf dem Rücken fest und schubste mich um. Der Boden, auf den ich mit meinem Kopf knallte, bestand aus einer Mischung aus Kieseln, Teer und Asphalt. Daher ritzte mir ein zackiger Kiesel die Stirn auf, sodass Blut floss. Ich hatte zuvor schon oft geblutet, doch so viel Blut wie diesmal hatte ich bisher noch nicht gesehen. Zweifellos musste ich sofort in ein Krankenhaus, aber stattdessen ging ich ins Schulgebäude und rannte in mein Klassenzimmer, um Mrs. Cornish zu erschrecken. Dort präsentierte ich mich ihr mit blutgetränktem Hemd und klaffender Kopfwunde, nur um sie zum Schreien zu bringen. Später kam ich dann tatsächlich ins Krankenhaus, fing an zu kotzen und es wurde eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Ich finde es bezeichnend, dass mein erster Gedanke schon beim Aufprall auf dem Boden war: Wie kann ich das nutzen, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen?
Als ich ein Kind war, drehte sich viel von dem, was meine Beziehung zu meinem Vater ausmachte, um Sport. Er meldete mich für alles Mögliche wie Baseball, Football oder Fußball an, und diese Aktivitäten boten uns immer Gesprächsstoff oder wir konnten sie sogar gemeinsam ausüben. Ich war ein ganz guter Sportler, aber während eines Spiels überkamen mich dann allerlei Ängste: Oh nein. Wenn der Ball jetzt zu mir kommt, dann werde ich es bestimmt vermasseln. Doch was ich beim Sport am meisten mochte, waren die Trikots. Mit diesen Klamotten fühlte ich mich irgendwie wichtig.
Ich fand es toll, mir am Morgen vor einem Baseballspiel das Trikot zurechtzulegen. Kam ich dann aus der Schule, war es schon für mich bereit. Ich trug meine Trikots ja sogar, wenn gar kein Spiel anstand – in der Schule, im Kino, wo auch immer. Das Foto auf meinem kanadischen Personalausweis, den ich bekam, als ich neun war, zeigt mich in voller Football-Montur mitsamt Schulterpolstern. Wer jemals Football gespielt hat, weiß, wie unförmig man sich so ausstaffiert fühlt, doch ich hatte darauf bestanden, mich für diese Aufnahme im Fotostudio zu kleiden, als marschierte ich zum Anstoß. Es passt irgendwie, dass das Bild für meine Identitätskarte aufgenommen werden sollte: Denn da saß ich also, ein Neunjähriger, der sich in seiner eigenen Haut ganz unwohl fühlte und sich ein Football-Trikot überstreifte, um eine Identität anzunehmen, mit der er leben konnte.
Schule war für mich als Heranwachsenden nicht wirklich mein Ding. In fast all meinen Zeugnissen war irgendeine Version der gleichen Auffälligkeit zu lesen: »Steve ist nicht dumm, aber er konzentriert sich einfach nicht auf die Sache.« Gut, es lief ganz passabel, ich hatte meist Dreien und Vieren, meine Schwester allerdings war eigentlich von Geburt an eine Einser-Schülerin. Das hat mich vermutlich ein wenig eingeschüchtert. Da ich wusste, dass ich sie auf diesem Gebiet nicht übertrumpfen konnte, machte es auch keinen Sinn, es zu versuchen.
Weil wir so häufig umzogen, verbrachten Cindy und ich in jungen Jahren viel Zeit miteinander. Oft stapften wir gemeinsam durch Wälder, und in Miami waren wir stets damit beschäftigt, im Pool in unserem Garten zu schwimmen, zu tauchen oder irgendwelchen Blödsinn anzustellen. Ich kann mich nicht erinnern, als Kind besondere sportliche oder akrobatische Fähigkeiten gehabt zu haben, aber vielleicht war ich eher dazu bereit, Sachen auszuprobieren, die andere Kinder sich nicht trauten. Ich weiß zum Beispiel noch, dass ich einen Kopfsprung vom Dreimeterbrett in den Pool unseres Country-Clubs in Miami gemacht habe, obwohl ich eine Heidenangst davor hatte. Eigentlich war die Angst für mich wie ein kleiner Rausch.
Cindy Glover (Schwester): Steve war schon immer ein kleiner Draufgänger, neigte oft zum Größenwahn und war von dem Gedanken besessen, ein Superheld zu sein. Wäre er zwanzig Jahre später geboren worden, hätte man bei ihm sicher ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom oder eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Störung diagnostiziert und entsprechend medizinisch behandelt. Doch ich bin mir nicht sicher, ob er tatsächlich an so etwas litt. Er hatte viel Fantasie, aber ihm mangelte es an diesem »Erst denken, dann springen«-Instinkt, den man sich bei einem ziemlich sportlichen Kind wünscht.
Während meiner gesamten Kindheit war Papa beruflich ständig auf Achse. War er aber mal da, dann konnte er – und das kann er noch immer verdammt gut – ziemlich einschüchternd wirken. Doch ich bewunderte ihn und sehnte mich nach seiner Anerkennung. Wenn er zu Hause war, saß er manchmal mit Freunden bei einem Bier zusammen. Dann lungerte ich oft bei dieser Runde herum, weil ich dazugehören wollte. So wurde ich irgendwie zu seiner Zirkusnummer. Er meinte bei diesen Gelegenheiten zum Beispiel: »He, für einen Dollar macht mein Junge einhundert Liegestütze.« Hundert Liegestütze hätte ich wohl niemals geschafft, aber ich habe immer losgelegt und es wenigstens versucht. Das Körperliche hat zwischen meinem Vater und mir stets eine große Rolle gespielt, und das hat sicherlich mit dazu beigetragen, dass aus mir dieser Typ wurde, der immer bereit war, seinen Körper für die wildesten Aktionen einzusetzen, um die Aufmerksamkeit und Anerkennung anderer Leute zu gewinnen. Klar war Papa enttäuscht, wenn ich ein beschissenes Zeugnis anschleppte, aber wenn wir dann im Garten Ball spielten, meinte er zum Beispiel: »Ich geb dir zehn Dollar, wenn du den Ball so hart werfen kannst, dass ich mir beim Fangen die Finger breche.«
Papa hatte auch eine spitzbübische Seite. Als ich in der dritten Klasse war, waren wir alle zu einer Hochzeit in der Familie eingeladen. Papa wollte mir zeigen, wie er ein ganzes Streichholzbriefchen auf einmal anzünden konnte, doch er hatte dabei nicht bemerkt, dass er unter einem Rauchmelder stand … Die ganze Hochzeitsgesellschaft musste evakuiert werden. Mama war stinksauer, aber ich fand das cool.
Keine Ahnung, ob er es zugeben würde, aber ich glaube, dass mein Papa gerne mit Feuer spielte. Immer wenn er den Holzkohlegrill anzündete, kippte er absichtlich zu viel Flüssiganzünder darauf. Wenn Mama dann schimpfte und ihm befahl, damit aufzuhören, spritzte er nur noch ein bisschen mehr davon darüber. Ich war auch ein angehender Pyromane: Zu den Lieblingsbeschäftigungen meiner Kindheit gehörte es, Benzin aus einem Benzinkanister auszukippen und es dann zu entzünden, indem ich mit einem Hammer auf Zündplättchen einer Spielzeugpistole einschlug. Ich hatte einen Mordsschiss dabei und liebte das.
Auch als ich älter wurde, faszinierte mich Feuer. Ich spuckte Feuer aus meinem Mund, setzte verschiedene Körperteile in Flammen – und tatsächlich war ein total lächerlicher, verunglückter Feuer-Stunt der Grund, warum ich in die Truppe der Jungs aufgenommen wurde, die später Jackass drehte. Nie würde ich jemanden für etwas verantwortlich machen, das ich meiner eigenen Blödheit zu verdanken habe, aber als Kind habe ich zumindest widersprüchliche Botschaften erhalten: »Spiel nicht mit Feuer« ist sicherlich ein Grundsatz, der zum elterlichen Einmaleins gehört, doch so richtig laut und deutlich wurde mir der nicht mitgeteilt.
1Jackass ist eine US-amerikanische Fernsehserie, die von 2000 bis 2002 produziert und in Deutschland erstmals 2001 ausgestrahlt wurde. 2002, 2006 und 2010 wurden Jackass-Filme veröffentlicht.
2Wildboyz ist die Nachfolgeserie von Jackass.
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Meine Eltern haben während meiner Jugend ziemlich viel gemeinsam getrunken und dabei offenbar auch Spaß gehabt. »Gesellschaft« brauchten sie dazu keine. Cindy und ich wurden dann entweder in den Keller verbannt oder spukten an den Rändern dieser Erwachsenenwelt herum und hörten uns Geschichten und Scherze an, die wir oft gar nicht recht kapierten. Ich kam jedoch schon ziemlich früh – mit acht oder neun Jahren – darauf, dass Mama Alkoholikerin war. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damals den Begriff kannte, und ganz bestimmt wusste ich nicht, was genau er bedeutete, doch ich bemerkte, dass sie sich anders verhielt, wenn sie trank – und das kam häufig vor. Wenn sie betrunken war, war sie außer Gefecht gesetzt. Dann kam sie kaum aus ihrem Schlafzimmer heraus. Musste ich zu einem Spiel, wenn Papa nicht in der Stadt war und Mama nicht aus dem Bett kommen wollte, um mich hinzufahren, dann musste ich einen Nachbarn bitten, mich hinzubringen. War sie während der Abwesenheit von Papa betrunken, dann gab es keinen geregelten Alltag mehr. Essen war eine Kümmer-dich-selbst-darum-Angelegenheit und der Schulbesuch war uns freigestellt.
Mama gehörte nicht zu jenen Säufern, die abends abstürzten und am nächsten Tag verkatert waren. Tagelang, manchmal sogar wochenlang hing sie einfach auf der Couch herum oder blieb gleich im Bett, trank, schlief ein, wachte auf und trank weiter. Mit der Zeit sah sie dann immer fertiger aus und das Haus verwandelte sich in ein einziges Chaos. Cindy verhielt sich für ihr Alter unglaublich verantwortungsbewusst und kümmerte sich um einiges, doch alles in allem waren wir in unserer Kindheit und Jugend im Wesentlichen uns selbst überlassen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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