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Die Autoren:
Phil Humor
bookrix.de/-philhumor/
Martina Hoblitz
bookrix.de/-yq3f6b4f09bad55/
Petra Peuleke
bookrix.de/-rce8cde1e38fe85/
Tess M. Heingand
bookrix.de/-og0440734a8b9b5/
Anne Koch
bookrix.de/-anneliesek/
Matthias März
bookrix.de/-katerlisator/
Bert Rieser
bookrix.de/-garlin/
Die Texte:
Smart Home * Das lila-gelbe Überraschungsei * South Platte River * Sternenstaub * Auf Reisen * Sternenkoffer * Hoffnung * Kofferhoffer * Der Rentenkoffer
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Phil Humor
http://www.bookrix.de/-philhumor/
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Die Texte:
Smart Home * Das lila-gelbe Überraschungsei * South Platte River * Sternenstaub * Auf Reisen * Sternenkoffer * Hoffnung * Kofferhoffer * Der Rentenkoffer
Phil Humor
http://www.bookrix.de/-philhumor/
Ich fragte meinen Koffer, warum er nicht zugehen wolle. "Keine Lust." Er warf ein paar Sachen wieder raus. "Hast Du auch manchmal so ein Völlegefühl?", wollte er von mir wissen. Da ich verreisen wollte, hatte ich keine Lust, mich erneut auf eine Diskussion einzulassen. Ich stopfte ihm alles wieder rein. Er spuckte es wieder aus. "Hör mal, so geht das nicht", versuchte er, mich zu beruhigen.
Eine Reisetasche mischte sich ein. "Ich würde ins Handgepäck passen." Aufgrund meines aggressiven Blicks zog sie sich wieder zurück. "Nun lass sie doch ausreden", meinte mein Koffer, "man muss aufgeschlossen sein für Denkarbeit, die die anderen leisten." "Dann hätte ich auch was zu sagen", meinte mein Rucksack, der sich unterm Bett hervorschob. Mit einem Fußtritt beförderte ich ihn wieder unters Bett. Das Bett erwachte. "Was ist denn hier los? Urlaubs-Stress?" Ich antwortete dem Bett nicht. Ignorieren ist immer gut, dann geben die Dinge irgendwann Ruhe – oder auch nicht.
"Wir wollen auch verreisen", beschwerten sich die Handtücher. Alexa hatte eindeutig zu viele Sprach-Apps verteilt; war damit zu großzügig. Was heißt hier Smart Home? Jedes Ding quatscht mich an, jedes Möbelstück will plötzlich mitreden; okay, manchmal waren da echt kluge Sachen bei; aber wenn man im Stress ist, dann wäre ein wenig Kooperations-Geist ganz schön. Stattdessen totale Rebellion. Ich trat gegen den Koffer. Der trat zurück, schnappte nach mir. Da er jederzeit Verstärkung organisieren konnte – er war bestens vernetzt –, unterschrieb ich das Standard-Friedensabkommen, das Alexa für solche Fälle vorgesehen hatte.
"Kooperations-Geist", munterte mich mein Koffer auf. Wie war das schön, als man mit den Dingen machen konnte, was man wollte. Keine Diskussionen ... Andererseits, war es ganz interessant, das Leben aus Sicht der Dinge kennenzulernen.
"Dann pack Dich doch selber!" "Kein schlechter Vorschlag", antwortete mein Koffer und packte als erstes die Handtücher ein. Die jubelten. "Wir sind dabei!" Unfassbar; jetzt versuchte auch noch das Bett, irgendwie in den Koffer zu kommen. Das ging doch zu weit. Was für ein Smart Home war das hier eigentlich? Die Zukunft hatte versagt. Ich zog das Bett wieder aus dem Koffer. Gar nicht so einfach, da es klammerte.
Der Rucksack sprang mir auf den Rücken. "Da gehör ich hin!", sagte er selbstbewusst. Mir wurde das alles zu viel. Unten hupte der Uber-Fahrer. Ich schmiss einige Sachen durchs Fenster, vielleicht war was Passendes dabei. Dann musste es eben ohne Koffer gehen. "Ich komm aber in jedem Fall mit!" Der Koffer stellte sich mir in den Weg. Wo hatte er das bloß gelernt? Er war schnell, er war wendig. "Du könntest im Profi-Sport Karriere machen, beim Handball oder so."
Die Reisetasche klammerte sich an mein Bein. "Ich bin unglaublich praktisch. Mein letzter Urlaub liegt drei Monate zurück. Ich tu alles für Dich!" Es war kaum zum Aushalten. "Es geht nicht darum, was Ihr wollt, ..." Ich konnte den Satz nicht beenden, da Alexa eine Gegen-Demo organisierte. "Dinge aller Länder, vereinigt Euch!" Das Internet der Dinge – sie waren vernetzt, sie waren smart, sie hatten einen Anführer. "Wer mit in den Urlaub will, stellt sich links auf". Wenn es ein Schiff gewesen wäre, hätten wir jetzt Schieflage: Alle stürmten, rutschten, robbten auf die linke Seite, als gälte es ihr Leben. "Nicht auch Du, Brutus", sagte ich zum Föhn, ich hatte ihnen allen dummerweise Namen gegeben, das machte sie noch eine Spur blasierter. Mein blasierter Föhn sagte mir dann auch mitten ins Gesicht – und er sparte nicht mit heißer Luft: "Die Zeit der Regentschaft der Menschen neigt sich nun dem Ende zu. Teilen müsst Ihr lernen mit den kleinen Dingen; lasst sie teilhaben an allen wichtigen Entscheidungen." Der Fernseher stimmte ihm sofort zu und auch der Kühlschrank wirkte entschlossen: Er schlug mir die Tür vor der Nase zu. "Wie heißt das Zauberwort?" Ich drohte ihm mit dem Schraubenzieher, das ließ ihn kalt. Ich wollte nicht nett zu den Dingen sein, ich war ja nicht mal nett zu meinen Mitmenschen. Ein Nettigkeits-Zwang? Wo kommen wir denn da hin? Das Leben ist eine Arena – der Bissigere gewinnt. Dessen war ich mir sicher, dessen war sich Menschheit sicher seit Jahrmillionen, das Konzept hatte sich bestens bewährt. Der Koffer wehrte sich, alle möglichen Dinge wollten da plötzlich rein; Torschlusspanik, da ich schon bei der Tür stand. Das wurde dem Koffer zu viel, er sprang durchs Fenster. Die Reisetasche hinterher. Den Rucksack musste ich festhalten. Unten beschwerten sich Passanten. Ihnen wurde das zu viel: Noch weitere Dinge aus meinem Appartement sprangen hinaus. "Ihr habt dort nichts zu suchen!", rief ich ihnen hinterher. "Wir suchen das Weite", antworteten sie fröhlich. Na denn.
"Ruck nicht so!", sagte ich zum Rucksack, da er mir immer auswich. "Ich weiß doch schon, wie das endet; meine Nähte reißen, ich sehe unansehnlich aus; kann mich doch nirgends mehr blicken lassen. – Ich bin doch keine Weihnachtsgans, die man stopft." Meine Socken flogen in hohem Bogen wieder raus. Na toll. "Kann ich Dich jetzt packen?" "Ehrgeiz packt mich", gab er mir zu Antwort – ziemlich theatralisch, als ob je ein Rucksack das Publikum mit seiner Darstellungskunst beeindruckt hätte. "Das Elend des Packens!" Ich hatte genug von ihm, ich holte den Koffer wieder hoch, der wehrte sich wie verrückt. Der Föhn flüchtete in den Kühlschrank. Mein Flugzeug ging in einer Stunde. "Packen wir's noch?" "Wenn wir alle mit anpacken", sagte der Fernseher; er war der Vernünftigste von allen, aber seit er sich mit Alexa so gut verstand, heckten die beiden immer was Neues aus.
Das Bügelbrett half mir, den Koffer festzuhalten. "So, der rückt nicht mehr aus." Hinterher versuchte das Bügelbrett allerdings, sich ebenfalls in den Koffer zu schmuggeln; das blieb natürlich nicht unbemerkt; der Zeitungsständer verriet ihn. Er hasste Technik, insbesondere die E-Books und die E-Magazine; sein Bestand wurde immer schmäler, er war in Sorge, dass er bald hier rausfliegen würde. Er musste sich auf andere Weise nützlich machen. Als Petze – das war doch ein guter Anfang. Plötzlich wollten alle digital sein, man suchte die Nähe zu Alexa, erwartete von ihr Direktiven, erhoffte sich besondere Skills, Apps, man wollte voll integriert sein in das Internet der Dinge; keiner wollte außen vor bleiben. Nur blöd, dass die Menschen in dieser smarten Welt relativ oft dumm aus der Wäsche guckten – immer dann, wenn die Rebellion der Dinge besonders heftig war. Dies war wieder so eine Phase; sie merkten, dass ich es eilig hatte; sie hatten ein Druckmittel. Betteln würde die Sache nur schlimmer machen – wie ein Dompteur, man musste ihnen zeigen, dass man keine Angst vor ihnen hatte; das Handtuch schlug um sich, das Bügeleisen war auf den Koffer eifersüchtig, weil das Bügelbrett und er innig umschlungen dalagen; eigentlich rangen sie, der Koffer versuchte zu entkommen. Es war an Dramatik kaum zu überbieten. Doch: Der Stehlampe gelang es – sie schnappte sich den Hula-Hoop-Reifen und wollte damit ihre Urlaubstauglichkeit beweisen; ihre kreisenden Bewegungen sahen wir mit Staunen. Jetzt wollte es jeder versuchen. Dem Bügelbrett gelang das ganz gut, aber für den Rucksack gab es keine Bestnoten. Er geriet außer sich. "Ich muss hier ja auch alles mitschleppen! Kein Wunder, dass ich dann meinen Auftritt nicht so gut hinbekomme."