Ein Plädoyer für die Mehrheit (SPIEGEL-Bestseller) - Sarna Röser - E-Book

Ein Plädoyer für die Mehrheit (SPIEGEL-Bestseller) E-Book

Sarna Röser

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Beschreibung

Sarna Röser ist leidenschaftliche Unternehmerin, Netzwerkerin und Nachfolgerin eines in dritter Generation geführten Familienunternehmens. Sie ist jung, weiblich, zukunftsorientiert. Sie will Klimaschutz, aber wirtschaftsverträglich. Sie fordert Solidarität in der Gesellschaft, weiß aber auch, dass der Staat nicht alles richten kann. Und sie ist überzeugt: So wie sie denkt die Mehrheit. Eine Mehrheit, deren Stimme im lauten Getöse der Aktivisten gerade untergeht. Eine Mehrheit, die sich wünscht, dass Probleme in diesem Land endlich wieder ideologiefrei angepackt und gelöst werden. Für diese Mehrheit ist dieses Buch. Röser zeichnet ihre Vision eines freien, sozial gerechten Deutschlands und schlägt konkrete wirtschafts-, steuer- und sozialpolitische Maßnahmen vor, die Deutschland fit für die Zukunft machen.

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SARNA RÖSER

EIN PLÄDOYER

FÜR DIEMEHRHEIT

Innovation oder Ideologie:In welchem Deutschlandwollen wir leben?

Copyright 2023:

© Börsenmedien AG, Kulmbach

Coverfoto: Evelyn Dragan

Gestaltung Cover: Daniela Freitag

Gestaltung, Satz und Herstellung: Timo Boethelt

Vorlektorat: Elke Sabat

Korrektorat: Egbert Neumüller

Konzeptionelle und redaktionelle Mitarbeit: Michael Ehlers, Thomas Meyer,

DIE JUNGEN UNTERNEHMER

Druck: CPI books GmbH, Leck, Germany

ISBN 978-3-86470-922-7

eISBN 978-3-86470-923-4

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Postfach 1449 • 95305 Kulmbach

Tel: +49 9221 9051-0 • Fax: +49 9221 9051-4444

E-Mail: [email protected]

www.plassen.de

www.facebook.com/plassenverlag

www.instagram.com/plassen_buchverlage

INHALT

Warum es dieses Buch braucht

TEIL 1 | Warum wir reden müssen

Über Scheinriesen

Über Nebenkriegsschauplätze

Über Werte und Wurzeln

Warum Mittelstand eine Haltung ist

Warum Ideologien uns nicht weiterhelfen

Warum man so nicht miteinander reden kann

Weil online und digital anders funktionieren

TEIL 2 | Was wir besser machen können

Für ein starkes und zukunftsfähiges Deutschland

Für Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit

Für wirksamen und wirtschaftlichen Klimaschutz

Für verantwortungsvolle Haushaltspolitik und soziale Sicherungssysteme

Ein verbindlicher Tilgungsplan und sinnvolle Ausgabenbegrenzung

Ein tragfähiges und generationengerechtes Rentensystem

Ein Staat, der sich nicht mehr als Unternehmer versucht

Für Wohlstand durch ein neues Bildungswunder

Für gute Standortpolitik statt Abstieg

Steuerpolitik als Wachstumspolitik

Entbürokratisierung und Digitalisierung

Kluge Arbeits- und Fachkräftestrategie

Digitale Infrastruktur schaffen und KI ermöglichen

Für ein mutiges Gründer-Mindset

Für Selbstverantwortung statt Nanny-Staat

Ein positives Menschenbild

TEIL 3 | Wofür es sich zu kämpfen lohnt

Ja, tatsächlich Deutschland

Für Engagement und Unternehmertum

Für die Hoffnung und für die Mehrheit

Ein Plädoyer für die Mehrheit – auf einen Blick

Danksagungen

Endnoten

WARUM ES DIESES BUCH BRAUCHT

© TV21

Sabine Christiansen

Endlich ein ideologiefreies Plädoyer für die Menschen, die dieses Land tagtäglich mit ihrer Arbeit am Laufen halten und nur ungläubig den Kopf über vermeintlich große Debatten zu Gendersternchen und Klimaklebern schütteln können. Endlich ein Plädoyer für ebendiese Mehrheit der Menschen, die sich eine vernunftgeleitete Politik wünscht, um unser Land voranzubringen und wirtschaftlich erfolgreich zu halten.

Familienunternehmerin Sarna Röser stellt sich mit ihrem Buch an die Seite dieser Mehrheit. Mit beiden Beinen fest auf dem wirtschaftspolitischen Fundament der sozialen Marktwirtschaft und mit dem Gemeinwohl im Blick geht sie die Herausforderungen unserer Zeit von Klimaschutz über Digitalisierung bis hin zur Chancengerechtigkeit an – und zeigt, dass es auch anders geht. Nämlich besser.

Sabine Christiansen ist Journalistin und Medienunternehmerin. Ihre Talkshow „Sabine Christiansen“ war die wichtigste und meistgesehene Politikdebatte im deutschen Fernsehen. Mit durchschnittlich sechs Millionen Zuschauern hatte ihre Sendung Einfluss auf die politische Diskussion in Deutschland. Inzwischen leitet sie ihre eigene Produktionsfirma und ist als Aufsichtsrätin aktiv.

© Dominik Osswald

Dr. Patrick Adenauer

Wirtschaft schafft die Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft. Sie trägt ganz wesentlich dazu bei, dass unsere Demokratie stabil und die Politik handlungsfähig ist. Denn ohne erwirtschaftete Steuereinnahmen wären weder Investitionen in Bildung, Infrastruktur noch Klimaschutz möglich. Funktionierenden Umweltschutz gibt es nur mit Innovationen. Daher ist es elementar, dass Unternehmen in Deutschland gute Rahmenbedingungen haben und die Stimme der Wirtschaft artikuliert und wahrgenommen wird, wenn es um die Gestaltung unserer Zukunft geht.

Sarna Röser ist die Stimme der jungen Generation in Deutschland. Sie hat den Verband der Jungen Unternehmer als Gesicht des Deutschen Mittelstands geprägt wie wenige zuvor. Sarna Röser lebt den Dialog mit der Politik, ist Vorbild für Nachfolger und Gründer und kämpft dafür, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv bleibt. Mit diesem Buch legt sie den Finger in die Wunde und zeigt konkrete Lösungen auf, wie eine Politik zum Wohle der Gesellschaft und künftiger Generationen aussehen müsste.

Dr. Patrick Adenauer ist Unternehmer und Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Er ist unter anderem Präsident des Family Business Network (FBN) Deutschland e. V., Vizepräsident von DIE FAMILIENUNTERNEHMER und Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung.

© Christina Riedl

Christoph Werner

Wer im Ausland gelebt hat, weiß, mit welcher Bewunderung viele Menschen auf unser Nachkriegsdeutschland schauen. Die Prosperität unseres Landes verdanken wir dem großen Wurf des Grundgesetzes und der Entscheidung für die soziale Marktwirtschaft. Säulen des Erfolgs wurden die unternehmerische Einsatzbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, ein gesundes Empfinden für soziale Verantwortung und eine klare Vision für ein in Frieden geeintes Deutschland. Doch was ist unsere fortschrittliche Vision für Deutschland seit der friedlichen Wiedervereinigung und für die nächsten Jahrzehnte?

Sarna Röser legt als Unternehmerin mit ihrem Buch den Fokus auf Ideen, wie Deutschland wieder Selbstvertrauen finden und die Herausforderungen unserer Zeit als Chancen nutzen kann. Sie leistet einen Diskussionsbeitrag, um wieder in die Manege eines unbefangenen Ideenwettbewerbs zu steigen und Lust auf Zukunft zu gewinnen.

Christoph Werner ist Familienunternehmer und Vorsitzender der Geschäftsführung von dm-drogerie markt. Vor Eintritt in das von seinem Vater 1973 gegründete Unternehmen arbeitete er 15 Jahre im Ausland bei L’Oréal und GlaxoSmithKline. dm ist in 14 europäischen Ländern erfolgreich tätig.

TEIL 1

WARUM WIR REDEN MÜSSEN

Über Scheinriesen

Bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 haben 23,4 Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland keine Stimme abgegeben. Fast ein Viertel der wahlberechtigten Deutschen. Und sie sagen damit: Macht euer Ding allein. Diesen Menschen ist unser politisches System nicht einmal ein „Euch zeig ich’s!“ wert. Sie wählen nicht, weil sie das Gefühl haben, dass ihre Stimme sowieso nicht zählt. Oder sie wählen nicht, weil sie in unserem politischen System niemanden finden, der ihre Überzeugungen angemessen repräsentiert. Aber Demokratie ist ein Ringen um den richtigen Weg. Und sie funktioniert umso besser, je mehr Menschen dabei mitmachen.1 Angesichts der aktuellen Lage scheinen viele Menschen resigniert zu haben. Das ist nicht nur schade, sondern auch schädlich für unsere Gesellschaft. Es muss unser aller Aufgabe sein, diese Gruppe wieder für dieses Land zu begeistern. Denn es gibt sehr viele Dinge, für die es sich lohnt, mit Inbrunst zu kämpfen – für unser Land, für unsere Erfolge und unsere Zukunft! Für eine freie und gerechte Gesellschaft. Für unsere Werte. Für Demokratie. Für unseren Wohlstand. Für eine lebenswerte Zukunft und die Bekämpfung des Klimawandels. Wenn wir an diesen Herausforderungen scheitern, ist alles andere umsonst.

Wir müssen darüber streiten, wo wir als Gesellschaft hinwollen, und wir müssen darüber streiten, wie wir unsere Ziele erreichen wollen. Aber das tun wir eben nicht! Nicht da, wo es wirklich wehtun würde. Diskussionen zur Steuergerechtigkeit, Diskussionen zur kollabierenden Altersvorsorge und zum siechenden Bildungsbereich werden im öffentlichen Diskurs übertönt vom Streit um identitätspolitische Glaubensfragen. Wir verlieren uns in Kleinkriegen über Gendersternchen, den erlaubten Zuckergehalt von Limonaden und darüber, wie viele Geschlechter es zukünftig geben soll.

Dabei geht es eigentlich um die entscheidende Frage, mit welchem Staatsverständnis und welcher Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung Deutschland eine gute Zukunft hat. Es geht darum, ob wir den staatlichen Einfluss weiter ausbauen; ob wir bei Investitionen nur noch an die öffentliche Hand und nicht an die private Wirtschaft denken. Fragen rund um Digitalisierung, Arbeitskräftemangel, Bildung, Energie, Klimaschutz sind keine Zukunftsthemen mehr, sondern müssen jetzt, auch im Sinne der nächsten Generationen, beantwortet werden.

Die Frage ist, warum wir die drängenden Fragen unserer Zeit nicht konzentriert und lösungsorientiert in all ihrer Komplexität angehen. Warum leisten wir uns, wie Markus Lanz es im Frühjahr 2023 sehr gut ausdrückte, die intellektuelle Faulheit, nicht wirklich hinzuschauen, wo die Ursachen unserer Probleme liegen? Ich möchte den Ausdruck „intellektuelle Faulheit“ sogar noch ergänzen – um intellektuelle Feigheit. Denn Probleme analysieren ist das eine, die Umsetzung von Lösungen nochmals etwas anderes. Wir jedoch scheitern aufgrund unserer selbst auferlegten Denk- und Sprechverbote als Gesellschaft aktuell ja bereits an der sachlichen Analyse. Wie sollen wir Probleme rund um die Migrationspolitik lösen, wenn bereits das Benennen derselben im Netz und in Teilen der Medien mit der Nazi-Keule sanktioniert wird? Wie können wir um die besten Lösungen zum Klimawandel ringen, wenn man bereits für die Forderung nach Technologieoffenheit als „Klimaleugner“ diffamiert wird. Wie können wir einen Diskurs führen, wenn jedes Abweichen von der in vielen Bereichen als alternativlos vorgegebenen und deshalb „erlaubten“ Meinung mit einem Shitstorm überzogen wird?

Ich bin davon überzeugt, dass es bessere Antworten auf die Zukunftsfragen Deutschlands geben muss. Für viele Bürgerinnen und Bürger wird ein Weiter-so unweigerlich zu Wohlstandsverlust unter Verbotsorgien führen. Dies träfe natürlich nicht im ersten Schritt die Entscheider im alimentierten Staatsdienst, sondern die Facharbeiter, Angestellten, Unternehmer, Familienmütter und -väter – und sehr viele aus unserer jungen Generation.

Die gute Nachricht ist: Diejenigen, die den demokratischen Streit um die besseren Argumente mit Moral und Lautstärke unterdrücken wollen, sind wie Scheinriesen.

Der Scheinriese ist eine Figur aus Michael Endes Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Je näher man dem Scheinriesen kommt, desto kleiner wird er. Was die entscheidenden Fragen um unsere Zukunft angeht, ist es genauso: Je genauer man die laut propagierten Antworten betrachtet, desto deutlicher wird ihre Untauglichkeit, die großen Fragen unserer Zeit zu beantworten.

Und noch etwas macht die Lauten zu Scheinriesen: Sie sind viel weniger, als ihre Lautstärke, ihre Reichweite und ihre Omnipräsenz in der Öffentlichkeit uns glauben machen. Angst ist im Umgang mit Scheinriesen deshalb die falsche Herangehensweise.

Ich bin davon überzeugt, dass – genau wie ich – sehr viele Menschen in diesem Land die Rückkehr der Vernunft herbeisehnen. Eine Mehrheit, die sich die Rückkehr zu einer ideologiefreien, lösungsorientierten Politik wünscht. Eine Mehrheit, die mit einer immer stärkeren staatlichen Einmischung in ihr Privatleben nicht einverstanden ist. Eine Mehrheit, die ihre Kinder gern selbst erziehen möchte. Eine Mehrheit, die kulturelle Vielfalt zu schätzen weiß, die aber nicht für ihre eigenen Werte und für ihre Herkunft beschämt werden will. Eine Mehrheit, die sich wünscht, dass Probleme beim Namen genannt werden, um sie effektiv lösen zu können. Eine Mehrheit, die in Frieden mit ihren Nachbarn leben möchte und die weiß, dass es staatliche Autorität ist, die diesen Frieden garantiert. Die sich wünscht, dass der Staat sich auf seine Kernaufgaben konzentriert und sie ansonsten in Ruhe lässt.

Ich spreche von den vielen Menschen in diesem Land, die Bewährtes bewahren und das, was sich als untauglich für die Herausforderungen der Gegenwart erweist, über Bord werfen wollen, um Platz zu machen für innovative Lösungen. Menschen, die sich wünschen, dass der Staat die strukturellen Voraussetzungen für ein gutes Leben schafft, die aber keinen Staat wollen, der über intensivste Lenkung und Moral die Lösung von strukturellen Problemen auf die individuelle Ebene abwälzt. Menschen, die wissen, dass die Frage, ob sie mit 100 oder 160 km/h zu einem Kundentermin fahren, kaum Einfluss auf das weltweite Klima hat.

Diese Menschen gibt es in allen Parteien und allen Lagern auf dem Boden unserer Verfassung. Natürlich wird es immer Ränder geben, die nicht mitmachen wollen, die Narrensäume aller politischen Organisationen. Diese können wir nur einladen, umzukehren.

Was wir anderen, denen Vernunft und eine lösungsorientierte Herangehensweise etwas bedeuten, dazu jedoch hinter uns lassen müssen, ist ein betoniertes Lagerdenken. Verabschieden wir uns doch einfach von dem Glauben, dass vermeintliche moralische Überlegenheit gleichbedeutend ist mit besseren politischen Entscheidungen. Recht haben kann auch die andere Seite. Verlassen wir unsere Meinungsburgen, in die wir uns durch die Flut von „Nebenkriegsschauplätzen“ drängen lassen, und suchen wir stattdessen die besten Argumente für eine tragfähige und lebenswerte Zukunft.

Um es ganz deutlich zu machen: Weil Sie sich konsequenten Klimaschutz wünschen, müssen Sie nicht gendern. Ihr Wunsch, dass der Staat alles dafür tut, dass Sie nachts sicher nach Hause gehen können, macht Sie nicht zu einem Rechten; ebenso wenig wie der Wunsch nach einer geordneten Einwanderungspolitik, der im Übrigen völlig widerspruchsfrei mit dem ehrlichen Wunsch nach guten und verstärkten Integrationsmaßnahmen für die Willkommenen einhergehen kann.

Dass Sie Geld verdienen und sich eine sichere Zukunft für sich und Ihre Familie erarbeiten möchten, dass Sie stolz auf Ihre Leistung sein wollen, ist nicht verwerflich, sondern Grundlage von Innovation und Wohlstand. Es ist der Treibstoff dieser Gesellschaft. Ich weiß das, denn auch ich bin einer dieser Menschen. Und ich treffe täglich Menschen, die unter dem aktuellen politischen Klima und den Entscheidungen, die dieses Klima hervorbringt, leiden. Die es leid sind, dass nur noch die Lauten gehört werden, und die gern auch die Leiseren hören würden, auch wenn das Hinhören anstrengender ist: Angestellte, Arbeiter und Unternehmer.

Im Frühjahr 2023 sind es so viele Menschen, dass ich davon überzeugt bin, dass wir die Mehrheit in diesem Land sind.

Dieses Buch ist Einladung und Aufforderung zum Engagement zugleich. Es ist meine Sicht der Dinge als junger Mensch, Frau und Unternehmerin. Es sind meine Wünsche und Vorschläge für eine bessere Zukunft. Ein Plädoyer für eine vernunftgeleitete Politik, von der unser Land und unsere Gesellschaft in ihrer Gesamtheit profitieren würden.

Ein Plädoyer für die Mehrheit.

Über Nebenkriegsschauplätze

Kein aktuelles „Debattenbuch“ kommt ohne Verweise auf ebenso medien- wie öffentlichkeitswirksame Aufregerthemen aus wie Gendern, Identitätspolitik, Feminismus, Rechtspopulismus, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk …

Auch ich nehme die Diskussionen darüber natürlich wahr, die aus meiner Sicht abgekoppelt stattfinden von der Lebensrealität der Mehrheit der Menschen in diesem Land. Diese Themen sind jedoch nicht meine Spezialgebiete, und ich streife sie deshalb in den nächsten Kapiteln nur dort, wo ich der Überzeugung bin, dass sie mein Anliegen nicht fördern beziehungsweise diesem im Wege stehen. Die Art, wie und wo wir miteinander reden, ist zum Beispiel so ein Thema.

Ich bin – ich werde mich Ihnen noch genauer vorstellen – Unternehmerin und keine Soziologin oder Politologin. Ich bin in der Wirtschaft zu Hause. Als Unternehmerin erschien es mir nicht zielführend, ein weiteres Buch auf den Meinungsmarkt zu bringen, das die Leser in Zustimmung oder Ablehnung noch enger an das eigene Lager fesselt. Denn nur darum geht es aus meiner Sicht bei diesen Debatten. Sie dienen nicht dazu, eine Lösung oder eine gemeinsame Haltung herauszuarbeiten, sondern sie dienen der Abgrenzung von „den anderen“ und der eigenen Selbstvergewisserung, der bessere Mensch zu sein.

Viel wichtiger als der Inhalt erscheint aus dieser Sicht, wer etwas sagt und wer wem zustimmt – oder wer von wem Zustimmung erhält. Besonders Letzteres ist ein Problem. Denn ich kann mir nicht in jedem Fall aussuchen, von welcher Seite ich Beifall bekomme.

Die Fragen, die den Inhalt der Botschaft übertönen, sind: Auf welcher Seite steht der Sprecher? Ist er – unabhängig davon, wo wir uns selbst verorten – für oder gegen uns? Benutzt er die richtigen Codes? Nur wer diese Tests besteht, darf überhaupt darauf hoffen, dass seine Äußerung inhaltlich wahrgenommen wird, das heißt, dass sie im nächsten Schritt daraufhin überprüft wird, ob sie den aktuellen Sprachregelungen entspricht.

Es wird darum gestritten, ob und wie viel Fleisch auf den deutschen Teller darf und ob man mit dem Auto zur Arbeit fahren darf – und wenn ja, wie schnell.

Maßstab scheint nicht mehr eine gewisse, mit der Realität der Mehrheit der Menschen übereinstimmende Vernunft zu sein, sondern eine ganz besondere Moral. Was ich erlebe, ist, dass jemand der diesen Maßstäben nicht entspricht, sich darauf einstellen muss, dass jeder in der Öffentlichkeit getätigte Halbsatz auf die Goldwaage gelegt, jede jemals getroffene Entscheidung oder unglückliche oder überspitzte Äußerung hervorgeholt, zerpflückt und gegen einen verwendet wird.

In meinem Fall schreibe ich als Unternehmerin über Wirtschaftsthemen. Das macht mich rein quantitativ zu einer Minderheit beziehungsweise einer Vertreterin einer marginalisierten Gruppe, denn so viele gibt es von uns nicht. Tatsächlich ist es mein Ziel, dieses Lagerdenken mit lösungsorientierten Vorschlägen zu überwinden. Maßstab meiner Vorschläge ist das Gemeinwohl.

Das Gemeinwohl bezieht sich auf das Wohl der Gesellschaft als Ganzes im Gegensatz zu individuellen Interessen oder Gewinnen. Es bezieht sich auf das Interesse aller Mitglieder einer Gemeinschaft und darauf, dass alle Mitglieder eine angemessene Lebensqualität genießen können. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang, dass das Gemeinwohl langfristig gedacht wird. Es bezieht sich nicht nur auf das Hier und Jetzt, sondern denkt für die kommenden Generationen mit. Aus dieser Perspektive sind Nachhaltigkeit und Klimaschutz zentrale Elemente des Gemeinwohls.

Zu den wirtschaftlichen Aspekten des Gemeinwohls gehören die Förderung von Beschäftigung und nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie die Sicherstellung von fairem Wettbewerb. Soziale Aspekte des Gemeinwohls umfassen die Sicherstellung von sozialer Gerechtigkeit und Inklusion, die Förderung von Bildung und Gesundheit sowie die Bereitstellung von grundlegenden Dienstleistungen wie dem öffentlichen Verkehr, der Infrastruktur und der öffentlichen Sicherheit.

Politische Aspekte des Gemeinwohls beziehen sich auf die Förderung von Demokratie und Freiheit sowie auf die Einhaltung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten. Kulturelle Aspekte des Gemeinwohls umfassen die Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft sowie den Schutz unseres kulturellen Erbes.

Das Gemeinwohl ist ein wichtiger Faktor für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft. Es ist die Verantwortung unserer Regierung, sicherzustellen, dass politische Entscheidungen im Einklang mit dem Gemeinwohl getroffen werden und dass alle Mitglieder der Gesellschaft in der Lage sind, von diesen Entscheidungen zu profitieren.

Ob Sie gendern und wie Sie gendern, ist dagegen Ihre Privatsache. Und solange es keine staatlichen Versuche der Sprachregulierung gibt, soll es mir recht sein. Ich persönlich finde, unsere Sprache ist kompliziert genug – auch ohne Gendersternchen und Unterstriche.

Bei einer aktuellen Umfrage des WDR zeigte sich, dass die Mehrheit der Befragten die Verwendung der ungegenderten Sprache im Internet und in Zeitungen bevorzugt. Mehr als die Hälfte der Befragten lehnt die Gendersprache im Radio, bei Podcasts und im Fernsehen ab. Auch der sogenannte Gendergap, das Pausieren innerhalb eines Wortes, findet nur den Zuspruch einer Minderheit. Die Mehrheit der Befragten lehnt sowohl die Verwendung von Symbolen wie Sternchen in schriftlicher Form als auch eine sprachliche Pause ab – insgesamt mehr als 67 Prozent. Frauen und Männer sind hier einer Meinung.2 Ein klares Votum gegen staatliche oder halbstaatliche Sprecherziehung.

Diejenigen, die gendern möchten, können und dürfen das freiwillig gern tun. Doch trotz dieser Umfragewerte erleben wir beispielhaft, wie die Meinung der Mehrheit „ignoriert“ wird: Im Studierendenparlament der Freien Universität Berlin (Stupa) zum Beispiel werden die Anträge der Mitglieder, die nicht in „gendersensibler“ Sprache verfasst sind, einfach nicht mehr bearbeitet. Obwohl es bisher an keiner deutschen Universität eine offizielle Pflicht zum Gendern gibt, sind die Mitglieder in Berlin tatsächlich dazu „verpflichtet“.

Das ist nur ein Beispiel von vielen. Doch was passiert, wenn sich ganze Bevölkerungsgruppen mehrheitlich überfordert oder von der Politik ignoriert fühlen? Sie resignieren.

Ich möchte in diesem Zusammenhang an den Moralphilosophen Philipp Schwind erinnern, der sagt, dass in der modernen Gesellschaft niemand übrig bleibe, „der den Maßstäben einer reinen Position, wie sie heute verstanden wird, genügt“. Es ist in der heutigen Welt sogar „unmöglich, in allen Hinsichten so zu handeln, wie es ein moralisch vorbildlicher Mensch tun würde“.3 Sehr viele Dinge, die wir tun – tun müssen –, sind unter bestimmten Sichtweisen problematisch. Man dürfe deshalb nicht in einzelnen Fällen, die einem selbst besonders am Herzen liegen, von anderen mehr erwarten als in den übrigen Bereichen. Wir werden als Gesellschaft einen Weg finden müssen, wie wir mit all diesen Aufregerthemen in Zukunft umgehen. Maßgabe sollte dabei immer so wenig staatliche Regulierung wie möglich und so viel individuelle Freiheit wie möglich sein. Diese Freiheit wird dort begrenzt, wo sie die Rechte anderer verletzt. Auch ohne künstliche Aufregung und ohne dass einzelne Aktivisten aus ihrer Dauerempörung ein Geschäftsmodell machen, nehmen diese wichtigen Diskussionen genug Raum ein. Ich spreche diesen Grundsatzdebatten also nicht ihre Relevanz ab, zumindest nicht primär. Aber dazu später mehr.

Natürlich habe ich eine persönliche Meinung zu vielen Themen, aber es ist (m)eine Meinung. Mehr nicht. Oftmals ist es ja so, dass die meisten Menschen so lange keine Meinung zu einem bestimmten Thema haben, bis sie danach gefragt werden. Dann bauen sie sich aus Hörensagen und einer Laune heraus einen Standpunkt zusammen. Und insbesondere in den sozialen Medien sind sie bereit, diesen vor zwei Minuten gebildeten Standpunkt bis aufs Blut zu verteidigen. Wie sinnvoll das ist, können Sie selbst entscheiden, denn ich bin mir sicher, auch Sie sind bereits in eine solche Diskussion geschlittert, sei es auf der Straße, am Abendbrottisch oder auf Facebook. Ich würde mich freuen, wenn wir uns öfter trauen würden zu sagen: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht und mir noch keine Meinung gebildet.

Ehrlicherweise gibt es so viele Themen, dass es nahezu gar nicht anders geht, als sich auf die beschriebene Meinungsbildung zu verlassen. Nur möchte ich meine Meinungen zu Themenfeldern, in denen ich nicht wirklich zu Hause bin, nicht auch noch in Buchform pressen. Das überlasse ich den Expertinnen und Experten.

Wenn ich also von Nebenkriegsschauplätzen spreche, dann bedeutet das vor allem, dass ich andere Themen als wichtiger erachte. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass wir ohne eine funktionierende Wirtschaft gar nicht mehr über andere Themen sprechen müssen. Ich möchte deshalb über Wirtschaftspolitik sprechen.

Wirtschaft schafft die Voraussetzungen dafür, dass wir uns überhaupt erlauben können, uns mit anderen Dingen zu beschäftigen. Insofern hat Wirtschaftspolitik nämlich doch Einfluss auf alle angesprochenen gesellschafts- und sozialpolitischen Themen. Ich glaube daran, dass eine starke Wirtschaft die Grundlage für eine erfolgreiche Sozialpolitik bildet. Denn eine florierende Wirtschaft schafft Arbeitsplätze, Wohlstand und Möglichkeiten für alle Bürger – und sie denkt nachhaltig. Eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik bedeutet für mich, dass wir die richtigen Anreize setzen, um Investitionen und Innovationen zu fördern. Dazu gehören eine starke Infrastruktur, ein gutes Bildungssystem und sinnvolle Regulierungen beziehungsweise Deregulierungen.

Eine starke Wirtschaft bedeutet nicht, dass jeder automatisch erfolgreich ist. Umso mehr müssen wir uns dafür einsetzen, dass jeder eine Chance hat, seine Fähigkeiten und Talente zu entfalten. Dass und warum dies auch eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit ist, werde ich im Verlauf der nächsten Kapitel erklären.

Zentrale Elemente der Wirtschaft sind unter anderem Unternehmen, Arbeitnehmer und die Politik. Unternehmen produzieren Güter und Dienstleistungen und schaffen Arbeitsplätze. Arbeitnehmer sind diejenigen, die Unternehmen zum Leben erwecken. Ohne sie könnten die cleveren Ideen von Unternehmern nicht in die Tat umgesetzt werden. Und sie sind diejenigen, die für diese Unternehmen Güter und Dienstleistungen produzieren. Sie erhalten im Gegenzug ein Einkommen, das sie für den Kauf von Waren und Dienstleistungen verwenden können. Die Regierung spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Wirtschaft durch ihre Gesetze, Regulierungen und ihre wirtschaftliche und fiskalpolitische Politik. Regierungen sorgen auch für Infrastruktur, Bildung und andere öffentliche Güter, die zur Unterstützung der Wirtschaft beitragen. Das Geld, das sie dazu benötigen, bekommen sie in Form von Steuern vor allem von den Unternehmen und den Arbeitnehmern. Diese Elemente sind eng miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Eine erfolgreiche Wirtschaft erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen all diesen Elementen, um Wohlstand für das Gemeinwohl zu schaffen.

Sie und ich erwirtschaften unter den Rahmenbedingungen, die die Politik setzt, die Gelder, die die Politik ausgibt. Wir finanzieren gemeinsam sämtliche Arbeitsstellen im öffentlichen Sektor – und unsere Arbeit ermöglicht sämtliche Sozialausgaben, Bildungs- und Infrastrukturprojekte in diesem Land. Denn der Staat erwirtschaftet selbst kein Geld. Der Staat schafft die Rahmenbedingungen, in denen andere Geld verdienen können.

Erst wenn dieses Geld verdient ist, kann darüber diskutiert werden, wie und für was es ausgegeben werden soll. Diese Diskussion muss aber immer der zweite Schritt sein. Ich habe gelernt, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Und ich habe gelernt, mit dem ersten Schritt zu beginnen.

Über Werte und Wurzeln

Spätestens an dieser Stelle schulde ich einigen meiner Leserinnen und Leser wohl eine Erklärung. Wenn Sie sich bisher nicht für Wirtschaft und Unternehmensbelange interessiert haben, kennen Sie mich also vielleicht gar nicht so richtig und stellen sich deshalb zu Recht die Frage, was ausgerechnet mich berechtigt, Ansprüche zu stellen und meine Ideen für eine bessere Zukunft für unser Land in Buchform zu präsentieren. Warum sollten Sie ausgerechnet mir vertrauen?