Ein Sommer in Galway - Jo Thomas - E-Book

Ein Sommer in Galway E-Book

Jo Thomas

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Beschreibung

Ein irisches Dorf, ein abgelegenes Cottage und eine frische Brise fürs Herz!

Mit gebrochenem Herzen und dem Vorsatz, sich nie wieder zu verlieben, strandet Fiona in einem kleinen irischen Dorf. Akute Geldnot führt sie auf eine Austernfarm, wo sie nicht nur mit ihrer Angst vor dem Wasser und zwei störrischen Eseln zu kämpfen hat, sondern auch mit ihrem Arbeitgeber Sean. Der hat genaue Vorstellungen von der Austernzucht und eine Partnerin, die Fiona das Leben schwer macht. Vor allem aber hat er diese wunderschönen dunklen Augen, die Fionas Vorsatz ins Wanken bringen ...

»Jo Thomas zeichnet eine Welt, in der man zu gern leben würde, mit Figuren, die einem unheimlich ans Herz wachsen.« KATIE FFORDE

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

49. Kapitel

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

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Über dieses Buch

Mit gebrochenem Herzen und dem Vorsatz, sich nie wieder zu verlieben, strandet Fiona in einem kleinen irischen Dorf. Akute Geldnot führt sie auf eine Austernfarm, wo sie nicht nur mit ihrer Angst vor dem Wasser und zwei störrischen Eseln zu kämpfen hat, sondern auch mit ihrem Arbeitgeber Sean. Der hat genaue Vorstellungen von der Austernzucht und eine Partnerin, die Fiona das Leben schwer macht. Vor allem aber hat er diese wunderschönen dunklen Augen, die Fionas Vorsatz ins Wanken bringen …

Jo Thomas

Ein Sommer in Galway

Aus dem britischen Englisch von Gabi Reichart-Schmitz

1. Kapitel

Als die Seeluft mir ins Gesicht weht, fühlt sie sich an wie eine kühle Dusche für meinen Kopf. Sie ist sauber und frisch und riecht nach Salz. Ich stehe auf den Stufen des Polizeireviers oder, besser gesagt, vor einem Mietcontainer, in dem die Polizeistation untergebracht ist. Der Wind bläst mir durchs Haar, und ich recke ihm das Gesicht entgegen, damit die feuchte Luft jede Träne, die mir entkommen könnte, mit sich davonträgt. Während ich mir mit geschlossenen Augen den Wind um die Nase wehen lasse, werden mir zwei Dinge klar: Erstens befinde ich mich an einem Ort namens Dooleybridge, und zweitens bin ich hier gestrandet und besitze nur das Kleid, das ich gerade am Leib trage – das Kleid, in dem ich geheiratet habe.

Ich schlage die Augen auf, schaudere und kehre zur Hafenmauer zurück, vor der das Wohnmobil gestanden hatte. An der Mauer entdecke ich ein paar Schrammen, und ein Scheinwerfer liegt auf dem Boden. Ansonsten deutet nichts mehr darauf hin, dass es je hier war. Ich bücke mich und hebe den Scheinwerfer auf. Oh, und noch etwas wird mir klar: Auf keinen Fall kann ich nach Hause zurück, auf gar keinen Fall.

Jetzt drehe ich mich um und gehe auf die Straße zu; eigentlich kann man nicht von Gehen sprechen, es ist eher ein Humpeln. Meine Schuhe bringen mich um und bespritzen meine Füße und meine Waden hinten mit Wasser. Aber es ist auch nicht unbedingt das richtige Wetter für goldene Slipper. Es ist kalt und nass, und ich könnte mich nicht elender fühlen, als es bereits der Fall ist. Ich beschließe, den Hügel wieder hinaufzusteigen, und überquere die Straße direkt unterhalb der Polizeistation, um in einen gefliesten Hauseingang zu treten. Dort atme ich so tief ein, dass meine Brust schmerzt und ich husten muss. Mir bleibt nichts anderes übrig. Mit gesenktem Kopf berühre ich das kalte Messing der Tür und drücke sie mit aller Entschlossenheit auf, die ich aufbringen kann.

Die Tür knallt krachend gegen die Wand, während ich förmlich in den Raum falle und mich und alle anderen ziemlich erschrecke. Schnell wird mir klar, dass nicht so ein Gedränge herrscht, wie ich erwartet habe, sondern nur eine Handvoll Menschen da sind. Alle Blicke sind auf mich gerichtet. Eine Hitzewelle steigt von meiner Brust auf und schießt mir ins Gesicht. Meine Wangen brennen, während ich innerlich zusammenzucke, ein Gefühl, als wäre ich in einen Italowestern geraten, in dem der Klavierspieler bei meinem Eintreten aufhört zu spielen.

»Entschuldigung«, murmele ich fast unhörbar und schließe die Tür sehr leise hinter mir. Mein Magen gibt Geräusche von sich wie eine Waschmaschine im Schleudergang. Ich sehe mich in dem Pub um. An einem Ende ist ein kleiner, offener Kamin, in dem ein Feuer brennt, obwohl angeblich Sommer sein sollte. Die Flammen vertreiben mit ihrem unerschrockenen, fröhlichen, orangefarbenen Schein die ungemütliche Kühle. Ein mir nicht vertrauter Geruch liegt in der Luft, irgendwie erdig und gleichzeitig süßlich. Auf dem Feuerrost liegen Klumpen, die wie brennende Erde aussehen. Daheim würde ich einfach die Heizung einschalten, doch momentan bin ich sehr, sehr weit weg von meinem Zuhause. Die Vorderseite der Theke ist mit Holz vertäfelt, ebenso wie die Wände im gesamten Raum. Und damit meine ich mit Nuten und Federn gehaltenen Kiefernholzbrettern, die schwarz gebeizt sind. Normalerweise erwartet man, dass ein solcher Raum voller Zigarettenqualm wäre, doch das ist nicht der Fall. In der Ecke am Feuer sehe ich eine kleine Gruppe von Leuten, die allesamt so alt sind wie Betty von Bettys Brötchen. Oder, wie es jetzt heißt, vom Coffee House. Betty ist meine Chefin – oder sollte ich lieber Ex-Chefin sagen?

Sie weigert sich beharrlich, in den Ruhestand zu gehen, sitzt immer auf einem Stuhl am Ende der Theke und sieht dabei wie ein Buddha aus. Nie hat sie es über sich gebracht, die Herrschaft über die Kasse aus der Hand zu geben. Einmal hat sie mir vorgeschlagen, den Laden zu leiten, aber ich habe abgelehnt. Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht, fühle mich hinter den Kulissen – in dem Fall in der Küche – wohler. Kimberly, die hinter der Ladentheke steht, hat sich um den Job beworben, doch dann hat ihn Sandra aus dem Restaurant TGI Friday’s bekommen. Kimberly hat angefangen zu joggen und viel Obst zu essen.

Die Gruppe am Kamin starrt mich immer noch an, genau wie Betty, wenn sie mit ihren wachsamen Augen die Kasse im Blick behält. Am Tresen sitzen zwei Gäste, einer mit einer alten Tweedmütze und einer Jacke mit Löchern an den Ellbogen, der andere in einem dünnen Jogginganzug und einer Baseballkappe. Auch diese beiden haben sich umgedreht und starren mich an. Mit brennenden Wangen und glühendem Dekolleté mache ich erst einen und dann noch einen Schritt vorwärts. Ich fühle mich wie bei dem Kinderspiel »Kaiser, wie viele Schritte darf ich gehen?«, während mir die Blicke aller Anwesenden folgen. Das Mädchen hinter der Theke poliert Gläser und lächelt mir zu. Ich bin unglaublich dankbar, ein freundliches Gesicht zu sehen. Es liegt nicht an ihrem kurzen, weiß gefärbten Haar oder der großen, weißen Blume, die sie sich hinter ein Ohr gesteckt hat, dass sie hier heraussticht. Nein, es liegt daran, dass sie ungefähr Anfang zwanzig ist, im krassen Gegensatz zu den meisten ihrer Gäste.

Als zwei Hunde bellend hinter dem Tresen hervorstürmen, weiche ich einen Schritt zurück. Der eine ist schwarz und hat kurze, dicke Beine und einen langen Körper. Vorne hat er einen weißen Streifen. Der andere ist fett und sieht ein bisschen wie eine Kreuzung zwischen einem Husky und einem dickbäuchigen Schwein aus.

Man kann mich nicht wirklich als mutig bezeichnen. Ich war immer schon der Meinung, dass es besser sei, einem Konflikt aus dem Weg zu gehen, statt sich ihm zu stellen. Als ich mich gerade nach jemandem oder etwas umsehe, hinter dem ich mich verstecken kann, greift das Mädchen hinter der Bar ein.

»Platz!«, ruft sie scharf. Obwohl sie klein ist, hat sie eine kräftige Stimme. Kein Wunder, dass die Hunde mit eingezogenem Schwanz hinter den Tresen zurückkehren. Ich glaube, auf ihren Befehl hin hätte ich das Gleiche getan.

»Also, was darf ich Ihnen bringen?« Sie wischt sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und lächelt wieder.

»Ähm …« Ich versuche zu sprechen, bringe aber keinen Ton heraus, also räuspere ich mich mit trockener Kehle und versuche es noch mal.

»Ich bin auf der Suche nach …« Ich werfe einen Blick auf den Zettel in meiner Hand, die Rückseite eines Strafzettels wegen Falschparkens. »Sean Thornton?«, und sehe die Kellnerin fragend an.

Sie neigt den Kopf zur Seite und sieht mich mit leicht gerunzelter Stirn an. Dann stellt sie sich auf die Zehenspitzen und beugt sich über den Tresen. Ungeniert mustert sie mich – beginnend bei meinen Schuhen und dem zerrissenen Saum meines Kleides. Ich zupfe daran. Kleine Stofffetzen, die wie winzige Quasten aussehen, bleiben an meinen Fingern hängen. Ich schüttele die Hand, um sie wieder loszuwerden. Erneut schießt mir das Blut ins Gesicht.

Schließlich nickt die junge Frau in eine bestimmte Richtung. Dort entdecke ich einen einzelnen Mann, der jetzt aufblickt.

»Da drüben«, sagt sie mit immer noch gerunzelter Stirn. Dabei mustert sie mich, als hätte ich zwei Köpfe.

»Danke.« Ich drehe mich zu dem Mann in der abgetragenen Wachsjacke um. Er hat einen Tisch für sich allein, darauf befinden sich ein Notizbuch und ein Stift und daneben eine weiße Tasse auf einem Unterteller. Mit einer äußerst sparsamen Handbewegung winkt er mich zu sich.

»Oh, sieht aus, als wäre Ihnen jemand zuvorgekommen«, sagt das Mädchen, während ich stehen bleibe und zusehe, wie der jüngere der beiden Männer am Tresen – der im Jogginganzug – auf Sean Thornton zugeht. »Kann ich Ihnen etwas bringen, solange Sie warten?«, will sie etwas fröhlicher wissen. Ich spüre beinahe körperlich, wie meine Stimmung noch weiter sinkt, obwohl ich nicht geglaubt hätte, dass das überhaupt noch möglich wäre. Der Mann im Jogginganzug sitzt jetzt auf einem kleinen, mit grünem Velours überzogenen Hocker Sean Thornton gegenüber.

»Haben Sie auch Tee?« Ich seufze lauter, als ich wollte. Die Gruppe in der Ecke beobachtet mich immer noch.

»Tee? Na klar.« Sie nimmt einen Stift und einen Block zur Hand. »Auch was zu essen?«

Ich schüttele den Kopf, als ich an die paar Euro denke, die noch übrig sind, nachdem ich das Bußgeld auf dem Polizeirevier bezahlt habe. »Rücksichtsloses Fahren«, hatte der Polizist gesagt. Wahrscheinlich hatte er auch noch recht. Plötzlich knurrt mein Magen laut wie ein Löwe. Ruckartig hebe ich die Hände, um mir gleichzeitig den Magen zu halten und mein Erröten zu verbergen.

»Suppe und ein Sandwich?« Es klingt eher nach einer Feststellung als einer Frage. Sie zieht eine Augenbraue hoch.

»Prima«, stimme ich hastig zu.

Die Kellnerin setzt mit einer schwungvollen Bewegung den Wasserkessel auf. Ich habe das Gefühl, dass sie mich immer noch nicht aus den Augen lässt. Jetzt ist sie weiter hinten an der Bar, und ich kann sehen, dass sie lila Shorts in Lederoptik trägt mit einer Strumpfhose und dazu ein rotes T-Shirt, auf dem in Glitzerbuchstaben Drama Queen steht. Ich dagegen habe ein weites graues Sweatshirt und ein hautfarbenes, schmuddeliges Kleid an.

»Sind Sie auf Urlaub hier?«, ruft sie über den Lärm des kochenden Wassers hinweg und unterbricht damit meine Gedanken.

»Ähm, nicht direkt; naja, irgendwie schon.« Darauf kann ich nicht antworten, ohne mich in eine langwierige Erklärung zu stürzen, und das ist das Letzte, wozu ich momentan Lust habe.

»Verzeihung.« Schnell versuche ich, das Thema zu wechseln. »Können Sie mir sagen, wo das Klo ist?« Zu meinem Erstaunen stemmt sie die Hände in die Hüften und schüttelt den Kopf. Das Wasser ist immer noch ziemlich laut.

»Daskloo?« Wieder schüttelt sie ihren wasserstoffblonden Kopf und antwortet dann zu meinem noch größeren Erstaunen: »Nein, hab noch nie davon gehört.« Sie wirkt richtig verwirrt. Einen Moment lang erstarre ich, doch dann fällt der Groschen. Okay, sehr komisch – das ist dieser irische Humor. Ich gebe mir Mühe mitzuspielen und lache gutmütig.

»He, John Joe«, ruft das Mädchen zu der Gruppe hinüber, die sich am Feuer zusammengeschart hat. Oh mein Gott, bitte sag mir, dass das hier nicht wirklich passiert! Bitte lass es keinen Schabernack sein, den sie mit Urlaubern spielen, die dringend mal müssen.

»Hast du eine Ahnung, wo Daskloo ist?«

Ein älterer Mann in einem durchlöcherten Pulli schüttelt den Kopf.

»Und du, Freda? Deine Kinder wohnen doch überall verteilt, kennst du Daskloo?«

Freda trägt einen zu großen Anorak. Sie lässt die Mundwinkel sinken und schüttelt ebenfalls den Kopf.

»Frank? Du vielleicht?«

Frank kratzt sich an den Korkenzieherlocken, die unter seiner Wollmütze hervorlugen.

»Grandad? Wenn sich hier jemand auskennt, dann bist du das.«

Jemand stupst Grandad an, bis er aufwacht und auf den Boden spuckt.

»Daskloo! Sie sucht Daskloo!«, ruft Freda ihm zu. Er winkt ab und schläft wieder ein. Seine Ellbogen ruhen auf den Lehnen seines Rollstuhls, und sein Kopf sinkt nach vorne.

Falls es tatsächlich einen Gott gibt, dann sorge er jetzt bitte dafür, dass sich der Boden auftut und mich verschlingt. Ich hebe den Kopf gen Himmel und schließe hoffnungsvoll die Augen. Doch nichts geschieht. Genau wie meine Mutter, sie ist auch nie da gewesen, wenn ich sie gebraucht habe.

»Ich glaube«, sagt eine Stimme neben mir und lässt mich zusammenzucken. Meine Augen springen auf. Sean Thornton steht neben mir. Der Mann im Jogginganzug sitzt wieder an der Theke, greift nach seinem Bierglas und schüttelt den Kopf.

»Ich glaube«, wiederholt Sean Thornton langsam und bedächtig, »dass die Dame wissen möchte, wo die Toilette ist.« Er stellt seine Tasse mit der Untertasse auf dem Tresen ab. »Da lang, dann links.« Er deutet mit der Hand. Dankbar senke ich den Kopf und hinke in die angewiesene Richtung.

Ich suche Halt am Waschbecken und spritze mir Wasser ins Gesicht. Dann versuche ich, mich mit einem harten Papiertuch abzutrocknen, doch das tut bloß weh. Die Person, die mich aus dem gesprenkelten Spiegel anstarrt, jagt mir Angst ein – ich erkenne mich kaum wieder. Meine Augen sind geschwollen, mein Gesicht ist fleckig und rot. Ich sehe aus, als wäre ich um zehn Jahre gealtert. Lichtjahre entfernt von der strahlenden Braut, die gestern Morgen von zu Hause zur Kirche aufgebrochen ist.

»Sean hat gesagt, ich soll Ihr Essen da drüben hinstellen«, erklärt die Barfrau, als ich zurückkehre. Sie wirkt ein wenig beleidigt, wie jemand, der gescholten wurde. Dann fährt sie fort, ihre Gläser zu polieren.

Auf einem Tisch auf der anderen Seite des Tresens warten eine Schale mit dampfender Orangensuppe und ein extradickes Sandwich auf mich. Mein Magen rumpelt voller Vorfreude.

»Ich dachte, Sie möchten vielleicht irgendwo essen, wo Sie ein bisschen mehr Ruhe haben.« Thornton nickt in Richtung der Gruppe auf der anderen Seite des Pubs.

»Danke«, antworte ich und setze mich.

»Kein Problem. Ich würde gerne sagen, sie meinen es nur gut, aber … das kann ich nicht«, fährt er fort, ohne mich anzusehen. Stattdessen wirft er den Einheimischen auf der anderen Seite des Pubs und dann den beiden an der Theke einen Blick zu. Sie ziehen ihre Mützen tiefer und wenden sich ab. Mir wird klar, dass ich die Gelegenheit ergreifen muss.

»Sie sind Sean Thornton, oder?« Ich nehme die rote Papierserviette, die neben der Suppenschale liegt, und drehe sie in meinen Händen. Mein Lächeln hat wahrscheinlich mehr Ähnlichkeit mit einer Grimasse.

»Der bin ich«, antwortet er ruhig und sieht mich an. Sein Blick macht mich nervös, in seinen Augen ist keine Spur von Humor zu erkennen.

»Gut.« Meine Kehle wird schon wieder trocken. »Denn«, fahre ich schnell fort, obwohl es sich anfühlt, als hätte ich einen Tennisball im Hals, »ich bin wegen der Stelle hier.«

2. Kapitel

Genau wie das Mädchen hinter dem Tresen sieht er mir zuerst ins Gesicht und mustert mich dann von Kopf bis Fuß: die verkratzten goldenen Schuhe mit dem kleinen Pfennigabsatz, das Kleid mit dem schicken, aber eingerissenen Saum und das große, sackähnliche Sweatshirt.

Ich zucke mit den Schultern. »Tut mir leid, ich hatte keine Zeit mehr, mich umzuziehen.« Dabei fühle ich mich so lächerlich, wie ich zweifelsohne aussehe. Er schweigt, und ich krümme mich innerlich, weil mir das alles so peinlich ist. Dann knurrt mein Magen wieder laut.

»Hört sich an, als würde Ihr Magen glauben, er bekäme nie wieder etwas. Wissen Sie was: Sie setzen sich, essen Ihre Suppe, und danach unterhalten wir uns.« Damit wendet er sich wieder seinen Notizen zu. Verlegen schnappe ich mir einen Stuhl, nehme den Löffel in die Hand und esse die Suppe. Sie ist warm und wirklich gut; bald schon fühle ich mich besser. Ich betrachte das Sandwich, doch obwohl ich hungrig bin, kann ich es mit dem Knoten in meinem Magen nicht essen. Und die Tatsache, dass ich unter Beobachtung stehe, macht es auch nicht gerade leichter.

Als ich mit der Suppe fast fertig bin, kommt der Mann mit den vielen struppigen Locken herüber und stellt sich vor Sean Thornton. Dabei verschüttet er ein wenig von dem Bier, das er in seiner Hand hat.

»Wie geht’s, Frank?«, fragt Sean höflich, doch seine Stimme klingt kühl.

»Gut, Sean, gut. Wegen diesem Job. Freda sagt, du suchst im Galway Advertiser nach einem Assistenten. Und die Anzeige ist auch auf Facebook, oder war es Twitter? Im Internet jedenfalls. Ich glaube, ich könnte der Richtige sein.« Eine Hand hat er in der Tasche, mit der anderen schwenkt er das Bierglas hin und her und verschüttet noch mehr davon. »Ich kenne mich gut auf einer Farm aus, und ich komme von hier.«

»Ach, ich würde dir den Job gern anbieten, Frank, aber ich suche jemanden, der auch Büroarbeiten erledigen kann, Telefondienst übernimmt, Mitteilungen notiert und solche Dinge«, antwortet Sean mit einem entschuldigenden Schulterzucken. Frank nickt und zuckt ebenfalls mit den Schultern. Dann dreht er sich um und gesellt sich wieder zu der Gruppe auf der anderen Seite der Theke.

»Ein netter Kerl, aber wenn er ein Glas über den Durst getrunken hat, will er sich mit dem ganzen Ort anlegen«, murmelt Sean leise. Erstaunt über diese Bemerkung betrachte ich Frank, der etwas unsicher auf seinen Barhocker klettert.

Nervös tupfe ich mir mit der zusammengerollten Serviette die Mundwinkel ab. So, jetzt bin ich an der Reihe, denke ich und hole tief Luft; allerdings habe ich keine Ahnung, wo oder wie ich anfangen soll. Ich lege die Serviette hin und drehe mich zu Sean um. Doch plötzlich marschiert die Frau, die ich für Freda halte, zügig durch den Pub und bleibt vor Sean stehen.

»Ich habe gehört, dass du jemanden für die Farm suchst. Ich stehe zur Verfügung«, sagt sie kurz angebunden. Mir wird schwer ums Herz. Sean wirkt nachdenklich, sogar ein wenig amüsiert.

»Freda, John Joe und du, ihr habt eure eigene Farm, um die ihr euch kümmern müsst.« Er steckt seine Lesebrille in die Brusttasche seiner Jacke. »Das ist nichts für dich«, fährt er fort, nimmt einen Bierdeckel und dreht ihn zwischen den Händen.

»Naja, kann schon sein, aber zusätzlich ein bisschen Geld wäre nicht verkehrt«, erwidert Freda mit einem kleinen Schnauben.

»Tut mir leid, aber eigentlich gibt’s nicht viel mehr als Unterkunft und Verpflegung und ein bisschen Taschengeld«, erklärt er und zuckt wieder entschuldigend mit den Schultern. Freda nickt kurz und kehrt schnell zu ihrer Gruppe zurück. Jetzt bin ich an der Reihe. Jetzt! Wieder hole ich tief Luft und will gerade aufstehen, als plötzlich die Kellnerin mit einem Glas Guinness auftaucht, das sie vor Sean abstellt. Sie will doch nicht etwa auch noch den Job haben?, denke ich und lasse mich auf den Stuhl zurücksinken.

»Du siehst aus, als könntest du das vertragen«, gurrt sie kokett.

»Oh Margaret, du bist zu gut zu mir.« Lächelnd nimmt er das Bier entgegen.

»In meinem Horoskop steht, dass eine freundliche Tat heute belohnt werden wird.« Sie zieht ein feuchtes Tuch hervor und wischt den Tisch ab. Und mich beschleicht das Gefühl, dass sie mit einem Auge Sean und mit dem anderen mich beobachtet.

»Wenigstens einer hier, der mich nicht für durch und durch schlecht hält«, kommentiert er und hebt das Glas mit der Schaumkrone an die Lippen.

»Das tun sie gar nicht. Sind nicht gerade drei von ihnen zu dir gekommen, um nach dem Job zu fragen?« Jetzt wischt sie meinen Tisch ab und hebt schwungvoll die Suppenschale und den Teller hoch. »Sind Sie fertig?« Leicht angesäuert mustert sie das unberührte Sandwich.

»Ja, tut mir leid.«

Sie wendet mir den Rücken zu und richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf Sean.

»Sie möchten bloß rauskriegen, warum ich einen Mitarbeiter brauche«, entgegnet Sean und trinkt einen Schluck von seinem Bier. Auf seiner Oberlippe bleibt cremiger Schaum zurück, den er gleich ableckt.

»Offensichtlich suchst du jemand ganz Besonderen.« Sie hört sich an, als wäre sie ebenfalls interessiert. Entweder das, oder sie versucht, mich aus dem Konzept zu bringen – und das gelingt ihr tatsächlich.

Eigentlich weiß ich überhaupt nicht, was ich hier tue. Es war eine verrückte Idee, auf die mich der Polizist gebracht hat. Ich bin mir nicht sicher, ob er mir helfen oder mich einfach nur im Auge behalten wollte. Ich meine, was verstehe ich schon von Farmarbeit? Der Mann hat gerade drei gut geeignete Kandidaten abgewiesen, soweit ich das beurteilen kann. Warum soll ich mir auch hier noch eine Abfuhr holen? Plötzlich bin ich sauer auf mich selbst, das hier kann’s ja wohl nicht sein. Entschlossen stehe ich auf, greife nach der Tasche mit meinen Habseligkeiten, ziehe den zerfledderten Saum meines Kleides herunter, hebe das Kinn ein wenig und gehe Richtung Tür.

»Hey!«, ruft er mich zurück. »Ich dachte, Sie wären wegen der Stelle hier?«

Ich will nicht für noch mehr Aufsehen sorgen, also drehe ich mich um.

»Ich glaube nicht …«

»Nehmen Sie Platz. Das können wir nicht wissen, bevor wir uns unterhalten haben«, fordert er mich auf. Ich lasse die Schultern sinken und setze mich auf den Hocker vor ihm.

»Möchten Sie etwas trinken?«, fragt er und deutet zur Kellnerin.

»Könnte ich wohl ein Glas Leitungswasser haben?« Vielleicht hilft das ja gegen meine trockene Kehle und die Übelkeit in meinem Magen.

»Sicher.« Er hebt den Kopf und nimmt Blickkontakt mit dem Barmädchen auf. Sie wirft mir einen eisigen Blick zu, der das Meer zum Erstarren bringen könnte, und verschwindet hinter dem Tresen.

»Also, wie heißen Sie denn?« Er setzt seine Brille auf und schaut mich über deren Rand an, was mir wieder das Gefühl gibt, die neue Schülerin in der Klasse zu sein, und es hat, weiß Gott, viele neue Schulen gegeben.

»Fi…« Ich halte abrupt inne, ohne meinen Namen komplett auszusprechen. Das Letzte, was ich momentan brauchen kann, ist, dass jemand nach mir sucht und mich auch findet. Schon sehr früh habe ich gelernt, dass es bei einem Start an einer neuen Schule am besten ist, den Kopf einzuziehen und sich unsichtbar zu machen. Und genau das muss ich jetzt tun – unsichtbar werden … mal wieder.

»Fi?« Er sieht von seinen Notizen auf.

»Hm, nur Fi.« Ich nicke und hoffe, dass ich damit durchkomme.

»Nachname?«, will er wissen, doch da bin ich auf einmal ratlos.

»Ähm …« Schweigen breitet sich aus, das er schließlich durchbricht.

»Sie sind Englisch, richtig?«

»Gewissermaßen.« Ich will ihm weder meinen Namen nennen, noch sagen, woher ich komme. »Ich bin ziemlich oft umgezogen.«

»Englisch …«, schreibt er auf.

»Ja, Fi Englisch.« Reaktionsschnelligkeit gehört nicht zu meinen Stärken.

Er sieht mich an.

»Fi Englisch«, wiederholt er bedächtig. Auf einmal bin ich schrecklich müde. Ich muss das hier einfach hinter mich bringen und dann zusehen, wo ich heute übernachten werde.

»Und wie sieht es denn mit Ihren Qualifikationen aus?« Erneut mustert er mich über den Rand seiner Brille. Es fühlt sich an, als könne er in meine Seele blicken und wisse alles über mich. Er hat eine lange Nase, die ihn sportlich aussehen lässt, und Fältchen um die Augen. Während er auf meine Antwort wartet, streicht er sich die langen, lockigen Haare aus dem Gesicht.

»Nun ja, ich, ähm, ich …« Mein Kopf ist völlig leer … mal wieder. Genauso würde es mir auch gehen, wenn ich bei Wer wird Millionär mitspielen würde. Wenn ich im Zentrum der Aufmerksamkeit stehe, passiert mir das immer. Ich hasse Druck. Es klappt ganz wunderbar, wenn Brian und ich zu Hause vom gemütlichen Ledersofa aus dem Fernseher die Antworten zurufen, doch ich bezweifle, ob ich vor Ort auch nur meine Lieblingsfarbe nennen könnte. Wahrscheinlich würde ich braun statt lila antworten. Lila erinnert mich an den Garten eines Heims, in dem ich mal gewohnt habe. Doch das hilft mir auch nicht dabei, mich auf meine Qualifikationen zu besinnen. Komm schon, Hirn, tu was!

»Ich sag Ihnen was, warum stellen wir uns nicht erstmal richtig vor. Ich bin Sean Thornton, und ich habe inseriert, weil ich einen Mitarbeiter suche, ein Mädchen für alles sozusagen, um mich auf der Farm zu unterstützen. Ich habe … eine Menge um die Ohren und brauche Hilfe.« Er wirft einen Blick auf die Gaffer in der Ecke. Die Barfrau kehrt zurück und stellt das Glas Wasser vor mich.

»Und das ist Margaret«, stellt er sie mit einem kleinen Lächeln vor, während sie die Hände in die Hüften stemmt und den Kopf kritisch zur Seite neigt, »unsere sympathische Kellnerin.«

»He!« Sie versetzt ihm einen spielerischen Schlag mit ihrem Geschirrtuch. Ich spüre, wie ein kleines Lächeln meine Mundwinkel hebt, oder vielleicht ist es auch bloß die Anspannung, die ein wenig nachlässt. Ich brauche diesen Job unbedingt, ich habe keine Bleibe und kein Geld. Es gibt eine Menge Gründe, angespannt zu sein.

»Danke«, sage ich und trinke einen Schluck Wasser.

»Gerne«, erwidert sie und kehrt zum Tresen zurück.

»Also, haben Sie Erfahrung in der Lebensmittelproduktion?«, fragt er, während Margaret davontänzelt, ohne dass er Notiz von ihr nimmt. Dabei sieht er mich direkt an. Plötzlich kann ich antworten.

»Oh ja! Ich habe in einer Bäckerei gearbeitet, seit ich fünfzehn war«, entgegne ich etwas ermutigt. »Und am Wochenende übernehme ich bei einem Lokalsender den Telefondienst«, füge ich hinzu, weil mir einfällt, was er vorher gesagt hat. Oder sollte ich eher die Vergangenheitsform benutzen?

»Sonstige Kenntnisse, haben Sie irgendwelche Kurse besucht?«

»Ich habe einen Kurs zum Thema Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz absolviert.« Er macht sich Notizen, und als mir nichts anderes mehr einfällt, sage ich: »Und einen Segelkurs.« Mein Mund wird wieder trocken, und ich trinke schnell einen kleinen Schluck.

»Und gehen Sie davon aus, dass Sie eine Weile hierbleiben?« Er mustert mich forschend. Ich bin unsicher, was ich antworten soll. Aber ich brauche diesen Job, also nicke ich.

»Keine Familie hier?« Wieder notiert er sich etwas auf seinem Block. Unter dem Tisch taste ich nach meinem Ehering. Er gleitet in meine Hand. Der Verlobungsring sitzt fester, den habe ich ja lange getragen. Ich schiebe ihn ein Stück den Finger hinauf und reibe die Delle, die er hinterlassen hat, bevor ich ihn wieder zurückschiebe und den Kopf schüttele.

»Nein, keine Familie.«

»Also kennen Sie die Gegend nicht besonders gut?«, hakt er nach.

Erneut schüttele ich den Kopf. Irgendwie läuft das wohl nicht gut.

»Und Sie haben nur in der Bäckerei gearbeitet, sonst mit keinen Lebensmitteln?«

Mit einem ziemlich jämmerlichen Gefühl verneine ich auch diese Frage mit einem Kopfschütteln. Er wirft einen Blick auf seinen Block und macht Anstalten, ihn einzustecken. Was soll ich jetzt bloß tun? Ich muss wohl zurück zu dem Polizisten im Container, falls er nicht schon Feierabend gemacht hat, und ihm sagen, dass ich in der Klemme sitze. Falls ich gedacht hatte, dass der Tag nicht noch schlimmer werden kann, hat sich gerade das Gegenteil herausgestellt.

»Nun ja.« Ich hüstele ein wenig. »Trotzdem, danke.« Ich mache Anstalten aufzustehen. Doch plötzlich dreht Sean sich mit einem breiten Lächeln zu mir um.

»Wo wollen Sie hin?«

»Ich nehme an, dass ich nicht die Person bin, nach der Sie suchen«, antworte ich. Er muss es ja nicht auch noch aussprechen.

»Sie haben keine Erfahrung, und Sie kennen die Gegend nicht«, spricht er das Offensichtliche aus. »Damit sind Sie genau das, wonach ich gesucht habe! Wann können Sie anfangen?« Seine Augen funkeln vor Begeisterung. Sein Kurswechsel trifft mich völlig unvorbereitet: Wie bei Willy Wonka in Charlie und die Schokoladenfabrik weiß man nie wirklich, was er als Nächstes tun oder sagen wird.

»Soll das ein Scherz sein?« Mehr fällt mir dazu nicht ein.

Er schüttelt immer noch lächelnd den Kopf. Es gibt jede Menge Fragen, die ich jetzt stellen sollte, doch ich bin so dankbar, dass ich bloß antworte: »Danke. Sofort, wenn Ihnen das passt?«

Natürlich müsste ich ein paar Fragen stellen. Aber es war die Rede von Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld – genau das, was ich momentan brauche.

»Perfekt!« Er sammelt seine Habseligkeiten ein. »Kommen Sie, lassen Sie uns verschwinden.« Er wirft einen letzten Blick auf die kleine Gruppe am Feuer. »Statler und Waldorf können diesen Typen nicht das Wasser reichen.« Er nimmt seine abgenutzte braune Aktentasche und macht seine Wachsjacke zu.

»Wer?«

Er lacht nur.

»Dann wollen wir mal dafür sorgen, dass Sie Ihre Unterkunft beziehen können.« Er sieht sich um. »Kein Koffer?«

»Ich reise mit leichtem Gepäck«, antworte ich schnell. Er zuckt mit den Schultern und scheint sich damit zufriedenzugeben. Nachdem wir gezahlt haben, verlassen wir den Pub und gehen zum Parkplatz am Hafen, wo die letzten Hinweise auf mein Vorleben so gut wie verschwunden sind. Ganz kurz betrachte ich die Stelle, an der das Wohnmobil zuletzt gestanden hatte, als ich noch Mrs. Brian Goodchild war. Jetzt bin ich Fi Englisch.

Als er die Tür eines roten Ford Transit öffnet, springt eine sandfarbene Dänische Dogge heraus.

»Das ist Grace«, stellt er vor, während die Hündin meine Füße beschnuppert und mich mit ihrer großen schwarzen Schnauze anstupst. »Laut der Marke an ihrem Halsband hieß sie einmal Gary, aber ich finde, Grace passt viel besser zu ihr.« Auf seinen Pfiff hin springt der Hund wieder in den Transporter. Ich klettere ebenfalls hinein und strecke mich, um die schwere Tür zuzuziehen. Als wir losfahren, habe ich das Gefühl, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Wie bei Fußabdrücken im Sand wird es sehr bald keine Spur von der Existenz von Mrs. Brian Goodchild mehr geben.

3. Kapitel

»Wie kommt es, dass sie früher Gary genannt wurde?«, will ich wissen und streichele dem sanftmütigen Hund den Kopf.

»Sie wurde unten am Strand ausgesetzt. Wahrscheinlich von einer Gruppe Surfer, denen sie irgendwann mal gefallen hat. Sie hatten sich nicht mal die Mühe gemacht, ihr Geschlecht rauszukriegen.« Er schaltet hoch, während wir den Ort verlassen und die Küste entlangfahren. Grace legt sich mit ihren Vorderbeinen auf meinen Schoß. Ich bin dankbar für die Ablenkung.

»Was für eine Farm haben Sie denn?« Endlich fällt mir eine vernünftige Frage ein.

»Bitte?« Er wirft mir einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentriert. Dann blinkt er und biegt von der Hauptstraße in eine schmale, einspurige Straße ein. Der Transporter schaukelt hin und her, genau wie gestern das Wohnmobil. Allerdings befindet sich jetzt auch noch eine Dänische Dogge im Führerhaus. Die Heizung bläst warme Luft in unsere Richtung, sodass es sich anfühlt, als befände man sich in einem Staubsauger.

»Ich meine, ist es eine Farm für Schweine, Kühe oder Ackerbau …?« Ich verstehe vom einen so viel wie vom anderen – gar nichts –, doch es hat sich eh so angehört, als handele es sich um einen Bürojob, also ist mir das egal. Mir gefällt die Vorstellung, auf Getreidefelder hinauszuschauen. Mein neuer Chef lacht, was mich ein bisschen nervt und ärgert.

»Das hier ist Galway, das wissen Sie aber schon, oder?« Er sieht zu mir, dann auf die Straße und wieder zu mir. Ich nicke. Er umklammert das Lenkrad und lacht erneut.

»Sehen Sie sich mal um.« Mit einer Handbewegung deutet er auf die Landschaft. »Hier gibt es nichts außer Moorland«, sagt er und zeigt auf die eine Straßenseite. »Damit lässt sich nicht viel anfangen.«

Verwirrt blicke ich mich um. Auf der anderen Straßenseite ist das Meer. Als er wieder lacht, ärgere ich mich noch mehr. Seine dunklen Locken beben. Er wendet mir den Kopf zu.

»Ich bin Austernzüchter, das da draußen ist meine Farm.« Er deutet aufs weite Meer hinaus. Ich frage mich kurz, ob er sich einen Spaß mit mir erlaubt, doch das tut er nicht – man sieht es ihm an.

Heiliger Bimbam! Ich lasse mich in den Sitz zurücksinken. Warum um Himmels willen habe ich nicht vorher nachgefragt? Was soll ich denn jetzt bloß tun?

Die schmale Fahrstraße endet. Dort, wo sie in einen überwucherten Weg übergeht, steht ein »Einfahrt verboten«-Schild. Falls ich geglaubt habe, die vorherige Straße wäre holprig gewesen, werde ich nun eines Besseren belehrt. Die Suppe schwappt so sehr in meinem Bauch herum, dass ich mir kurz Sorgen mache, ob sie wieder hochkommt. Schließlich erreichen wir ein Gatter rechts vom Weg, das Sean passiert – zusammen mit einem »Einfahrt verboten«-Schild.

Langsam fährt er mit dem Transporter einen steilen Weg hinunter, bevor er bremst und ruckartig die Handbremse zieht. Vor uns steht ein großer grüner Wellblechschuppen, dahinter ein kleines weißes Cottage. Zu meiner Rechten sehe ich die Ruine eines Hauses, oder war es mal ein Stall oder eine Scheune? Es handelt sich um ein altes weißes Steingebäude mit einem rostroten Wellblechdach. Vielleicht war es irgendwann mit Reet gedeckt. Das Haus sieht traurig und verlassen aus, und die Ironie des Ganzen entgeht mir nicht. Und dahinter … Wasser, jede Menge Wasser – schlimmer kann es nicht kommen für jemanden, der große Angst davor hat.

Als ich die schwere Tür des Transporters zurückschiebe und aussteige, trifft mich sofort der Geruch nach Salz und Seetang. Das weckt Erinnerungen und verursacht mir eine Gänsehaut. Der Wind versetzt mir eine Ohrfeige, er brennt richtig im Gesicht, als würde er mich für meine Dummheit bestrafen. Haarsträhnen peitschen in meine Augen wie ein wild gewordener Handfeger. Ich streiche die Strähnen zurück und sehe Sean, der ein paar schiefe Betonstufen zu dem Cottage hinter dem großen grünen Schuppen hinaufsteigt. Ich klammere mich an die Autotür und benutze sie als Schutzschild gegen das Wetter. Und das soll Juni sein!

Nun drängt Grace sich an mir vorbei und wirft mich beinahe um, als sie aus dem Lieferwagen zu den Felsen schießt, um nach Botschaften zu schnüffeln. Ein bisschen ist es wie SMS für Hunde. Sie bleibt stehen und hinterlässt ihre Antwort.

Ich starre Richtung Meer. Direkt vor mir befindet sich ein Bach, der sich über die Felsen in die darunter liegende Bucht ergießt. Die Bucht ist von schroffen, zerklüfteten Hügeln umgeben, deren Gipfel in Nebel gehüllt sind. Abgesehen vom Wind und dem Schlagen der Wellen herrschen eine Stille und eine Ruhe, an die ich nicht gewöhnt bin. Ich fühle mich, als wäre ich vom Rand der Landkarte heruntergefallen.

Es gibt zwei orangefarbene Bojen, jeweils an den entferntesten Punkten der Bucht – als hätte jemand sein Revier abgesteckt. Doch ansonsten ist wirklich nichts zu sehen. Kein Anzeichen für irgendeine Art von Zuchtbetrieb. Keine großen Fischerboote oder Pflöcke. Die einzige Spur von Austern ist ein großer Haufen Austernschalen innerhalb des Gatters, ein regelrechter Berg. Vielleicht isst er sie einfach gerne selbst in großen Mengen. Ich kann nicht fassen, dass tatsächlich jemand hier draußen lebt; keine Geschäfte, kein Café, kein Pub, kein … Ich sehe mich um, gar nichts. Man könnte sagen, ich fühle mich wie ein Fisch auf dem Trockenen – das trifft es ziemlich genau. Was tun die Menschen hier draußen? Wovon leben sie?

Ein unwegsamer, felsiger Pfad führt zum Wasser hinunter, ein anderer schlängelt sich an der Küste entlang, weg vom Haus, an dem Grace momentan langsam weitere Botschaften aufnimmt und Antworten sendet.

»Kommen Sie?«, ruft mein neuer Chef von der Haustür des Cottages aus. Der Wind zerzaust ihm das Haar. Mühsam schließe ich die Tür des Lieferwagens und frage mich, ob ich nicht auf der Stelle wieder verschwinden soll, einfach sagen, dass ich schreckliche Angst vor Wasser habe und genauso gut auf dem Mond hätte landen können; alles hier ist mir vollkommen fremd. Doch wohin soll ich gehen? Ich habe kein Geld, keine Kleidung, keinen Wagen. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche meines Kapuzenpullis. Kein Netz – selbst wenn ich jemanden anrufen wollte. Aber ich möchte ja niemanden anrufen. Also schalte ich das Handy aus und schiebe es in die Tasche zurück. Kein Telefon, kein Facebook, keine E-Mails.

Ich muss es drauf ankommen lassen und bleiben, zumindest eine Weile lang, bis ich mir überlegt habe, wohin ich als Nächstes gehe. Nachdem ich tief Luft geholt habe, gehe ich auf wackligen Beinen den Pfad zum Cottage entlang. Der Boden ist uneben und mit vielen winzigen Steinchen bedeckt. Ich trage noch immer goldene Slipper und fühle mich dämlich, kalt und einsam.

Das Cottage ist klein, weiß, und das Dach ist mit grauen Schieferplatten gedeckt. Die rote Farbe der Haustür blättert ab. Ich nehme den Ort, der mein Zuhause sein wird, vielleicht sogar für die nächsten Monate, genau in Augenschein. Ein Gutes hat das alles hier zumindest: Niemand wird mich hier je finden, wirklich niemand.

Ein Geräusch wie von einem Nebelhorn lässt mich zusammenzucken.

»Iiiiih ahhhhh! Iiiiiih ahhhhh!« Ich werfe einen Blick aufs Meer hinaus, doch dort ist nichts zu sehen. Also drehe ich mich um und blicke in die andere Richtung, hinter das Cottage über die Felder. Zwei kleine Esel stehen neben einer Steinmauer. Einer hat den Kopf in den Nacken geworfen und zieht die Lippen zurück, sodass er eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Mick Jagger aufweist. Er ist für den Lärm verantwortlich. Ist das eine Art Kampfruf, wie bei einem Wachhund? Hinter den Eseln oder Maultieren oder was eben sie sind, erstreckt sich ein weiteres Feld, auf dem eine eingezäunte Holzhütte steht. Ein anderes Geräusch zerschneidet die Stille. Ein riesiger Vogel breitet die Flügel aus und stimmt mit einem lauten »Honk! Honk!« in das Geschrei ein. Ich bin Hoftieren nie näher gekommen, als bei einem Tagesausflug zu einem Stadtbauernhof, als ich noch klein war. Seitdem kenne ich Tiere nur in Cellophan verpackt an der Supermarktkasse von Tesco. Eilig laufe ich zur Haustür, werfe noch einen kurzen Blick aufs Meer und frage mich, wie um Himmels willen ich mit der Angst zurechtkommen soll, mit der es mich erfüllt.

Ich möchte unbedingt rein, dem Wind entkommen und Seans Frau und seine Familie kennenlernen. Sich in einer Familie zu verlieren könnte genau das sein, was ich gerade brauche. Also zwinge ich mich zu einem Lächeln, streiche mein Kleid mit den Händen glatt, betrete das Cottage und bereite mich auf den Wirbel vor, den mein Auftauchen unweigerlich verursachen wird.

Drinnen liegt Feuchtigkeit in der Luft. Unwillkürlich erschaudere ich. Es ist kälter, als ich erwartet habe. Und viel leiser.

Sean sammelte anscheinend gerade Wäsche ein, die auf den Rückenlehnen von lauter verschiedenen Stühlen hängt. Der Küchentisch ist vor ein großes Fenster geschoben, das Ausblick aufs Meer bietet.

»Entschuldigung, ich habe nicht oft Gäste.« Er nimmt das letzte T-Shirt von einer Stuhllehne und legt es auf den Wäscheberg, der sich jetzt auf seinem Arm türmt.

»Ups.« Ich fange einen dunkelblauen Wollpulli auf, bevor er zu Boden fallen kann, und lege ihn auf den unordentlichen Haufen. Sean steuert auf eine Tür am anderen Ende des Raumes zu, sodass ich mich umsehen kann. Offenbar handelt es sich um eine Küche-mit-Esszimmer-mit-Wohnzimmer-mit-Büro, dem Papierstapel in der Ecke nach zu urteilen. Es wäre eine Riesenuntertreibung zu behaupten, dass das nicht das ist, womit ich gerechnet habe. Es gibt einen kleinen Küchenbereich, ein rotes Sofa und einen schwarzen, dickbäuchigen Ofen. In der Spüle stapelt sich schmutziges Geschirr, auf dem Tisch liegt Hundefutter neben einem dicken, aufgerollten Strick. Neben dem Sofa entdecke ich eine Gitarre und einen schiefen CD-Turm. Das große Fenster zeigt auf den Fluss und das Meer hinaus – es fühlt sich an wie auf einem Schiff. Alles wirkt kalt und abweisend.

»Ich mache mal das Feuer an, dann geht’s uns gleich prächtig«, verkündet er, klaubt Kleinholz zusammen und öffnet die Ofentür. »Wie gesagt, ich bin nicht daran gewöhnt, Gäste zu haben.« Dann nimmt er weitere Holzscheite aus dem Korb neben dem Ofen und legt sie auf den Feuerrost. Er trägt noch seine Jacke und zieht nun ein Feuerzeug aus der Tasche. Nach ein paar Versuchen flackert eine kleine Flamme auf, die er an das Papier unter dem Holz hält. Schließlich erwacht das Feuer knisternd zum Leben. Als er die Ofentür schließt, schießen die orangefarbenen und gelben Flammen prasselnd in die Höhe. Ich stehe immer noch etwas verstört wie angewurzelt an derselben Stelle.

»Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, dann mache ich uns was zu essen«, verkündet er, während er seine Jacke auszieht und auf einen der überfrachteten Haken neben der Eingangstür hängt.

»Es ist gleich hier drüben«, fährt er fort und zeigt auf einen Raum direkt gegenüber der Haustür. »Das Badezimmer ist links daneben. Zu mir geht’s da lang.« Er deutet hinter das Wohnzimmer, wo er die Wäsche abgelegt hat. »Und das ist Grace’ Platz.« Neben der Gitarre steht eine große, mit Decken ausgelegte Kiste. In der anderen Ecke bei der Tür zu Seans Schlafzimmer, sehe ich etwas, das ich für einen Schreibtisch halte. Allerdings ist er unter den Papierstapeln, die umzukippen drohen, nur schwer zu erkennen. Einige Haufen sehen so aus, als wären sie schon mal heruntergerutscht.

»Kommt Ihre, ähm, Frau auch?«, bringe ich krächzend hervor mit einer Stimme, die nicht wie meine klingt.

»Meine Frau?« Er schüttelt den Kopf und lacht, während er Torf auf das Feuer legt. »Nein. Es gibt keine Frau, nur mich und Grace.« Er richtet sich auf und dreht sich zu mir um. In diesem Augenblick stürzt Grace durch die Tür und bringt einen Schwall kalter Luft mit. Sean reibt ihr den Kopf, bevor er die Tür schließt.

»Das ist einer der Gründe, warum ich Unterstützung brauche. Jemand muss sich um Grace kümmern, wenn ich nicht hier bin. Ich habe eine Arbeit, nur im Sommer, aber sie bezahlt die Rechnungen. Daher brauche ich jemanden, der für Grace da ist.« Er wischt sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. »Und die anderen Tiere.«

Meine Augenbrauen schießen in die Höhe. Meine Erfahrung mit Haustieren beschränkt sich auf einen Goldfisch namens Fred, den ich auf einem Jahrmarkt gewonnen habe. Drei Tage später war er tot.

»Andere Tiere?« Ich versuche zu schlucken.

»Ja, zum einen die Hühner. Sie legen ziemlich gut, und wir haben eine Menge Eier. Und die Gänse, sie sind großartige Wachhunde. Dann sind da natürlich noch Freddie und Mercury, die beiden Esel. Ich habe sie gewissermaßen von meinem Onkel geerbt, sie sind schon länger hier als ich. Aber abgesehen von den Tieren gibt es nur mich.« Entschuldigend deutet er mit einem Nicken auf das Chaos ringsherum.

»Nur Sie«, wiederhole ich. Ganz allmählich kapiere ich, was Sache ist. Ich bin in einer vollkommen abgelegenen Gegend, zusammen mit einem Mann, den ich nicht kenne und der mir erzählt hat, er sei Austernfarmer. Ich schlucke schwer. Langsam wird mir bewusst, in was für eine saudumme Situation ich mich gebracht habe.

»Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.« Er streckt die Hand aus, um mir den Weg zu weisen. Es gibt ein Einzelbett, einen alten, dunklen Holzschrank, eine kleine Frisierkommode, die aussieht, als wäre sie einst jemandes ganzer Stolz gewesen, und einen Stuhl.

»Richten Sie sich häuslich ein. Ich rufe Sie, wenn das Abendessen fertig ist.« Damit zieht er die Tür hinter sich zu. »Und lassen Sie sich nicht von Grace stören. Sagen Sie ihr, sie soll in ihr Bett gehen, wenn sie Sie besuchen kommt«, ruft er noch. Ich höre ihn in der Küche rumoren, Musik wird eingeschaltet, und er singt dazu. Schließlich setze ich mich auf das Bett und ziehe erst das Sweatshirt und dann das ruinierte Hochzeitskleid aus. Bevor ich es falte und ganz unten in den Schrank lege, drücke ich es an mein Gesicht und atme den Geruch meines früheren Lebens ein. Als ich wieder auf das Bett sinke, lasse ich endlich den Tränen freien Lauf, die ich den ganzen Tag zurückgehalten habe. Wo, um Himmels willen, bin ich da nur reingeraten?

Als ich später nach einer abwechslungsreichen Dusche – heiß, kalt, Tröpfeln, mit voller Kraft – in mein Zimmer zurückkehre, finde ich auf dem Bett eine Jogginghose und ein T-Shirt. Ich ziehe die Sachen an und gehe zögernd ins Wohnzimmer. Obwohl ich jetzt sauber bin, fühle ich mich noch erschöpft. Aus der Küche zieht ein überraschend köstlicher Duft herüber. Sean blickt von der heißen Bratpfanne auf.

»Ich dachte, Sie brauchen vielleicht geeignete Arbeitskleidung. Hoffentlich sind die Sachen okay, es waren die kleinsten, die ich finden konnte. Wir können morgen einen Abstecher in die Stadt machen, falls Sie noch ein paar Dinge besorgen müssen.«

»Die Kleidung ist völlig in Ordnung, vielen Dank. Das ist sehr nett von Ihnen.« Mir ist bewusst, wie seltsam es wirken muss, dass ich überhaupt nichts bei mir habe.

»Ich habe noch eine neue Zahnbürste. Wie gesagt, wir können morgen noch mehr kaufen, wenn ich zur Arbeit nach Galway fahre.« Er geht zu dem dickbäuchigen Ofen hinüber, auf dem eine Pfanne steht, in der Kartoffelwürfel vor sich hin braten. Als er an der Pfanne rüttelt, steigt erneut eine köstliche Wolke von Knoblauch, Rosmarin und Olivenöl auf.

»Es gibt nur Omelette«, erklärt er beinahe entschuldigend. »Könnten Sie schon mal das Brot auf den Tisch stellen?« Er zeigt auf einen großen Brotlaib. Ich nehme das Brett mit dem Messer und die Butterschale.

»Was soll ich damit machen?« Ich mustere das aufgerollte Seil und die Packung Hundefutter.

»Oh, einfach auf den Boden damit. Naja, das Hundefutter vielleicht besser nicht.« Er nimmt mir die Packung ab und deponiert sie ganz oben auf einem Schrank. Anschließend stellt er zwei Teller mit goldgelben Omelettes auf den Tisch, nimmt die Kartoffeln vom Ofen und teilt sie zwischen uns auf. Dann setzen wir uns und essen. Draußen ist es inzwischen dunkel, was mir in gewisser Weise hilft, denn ich kann das Meer nicht mehr sehen. Sean schneidet Brot. Ich stelle fest, dass mein Appetit nach mehr als achtundvierzig Stunden, in denen ich nur von Diätcola und Marmeladenkeksen gelebt habe, wieder zurückgekehrt ist. Es schmeckt köstlich. Ich teile das lockere Omelette mit dem Messer und lasse den geschmolzenen Käse zwischen meinem Mund und dem Teller Fäden ziehen.

Nach dem Essen räumen wir den Tisch ab. Wir reden nicht viel, wofür ich dankbar bin.

»Also dann, ab ins Bett.« Er klatscht in die Hände. »Die Springtide beginnt morgen gegen zehn, und wir haben einiges zu tun.«

»Gut«, antworte ich, denn ich bin plötzlich zum Umfallen müde. Ich habe nicht nur nicht mehr richtig gegessen, seit ich die Hochzeitsfeier verlassen habe – abgesehen von der Suppe heute –, nein, ich konnte auch nicht mehr richtig schlafen. Auf der Fähre hatte ich mich im Wohnmobil versteckt und das Bett ausgezogen, aber richtig schlafen konnte ich nicht. Mit ein bisschen Glück sieht die Welt morgen nach einer erholsamen Nacht wieder besser aus.

»Danke für das Essen.« Ich schiebe meinen Stuhl an den Tisch und bringe sogar ein Lächeln zustande. »Und danke für …« Was soll ich sagen, für die Kleidung, den Job, dafür, dass er nicht gefragt hat, warum ich hier bin?

»Keine Ursache«, entgegnet er wegwerfend und erhebt sich ebenfalls. »Willkommen an Bord. Morgen früh zeige ich Ihnen, was Sie wissen müssen, und erkläre Ihnen, was Sie zu tun haben. Jetzt gehen Sie am besten schlafen und ruhen sich aus.« Mit einer kleinen Geste scheucht er mich freundlich hinaus.

»Morgen ziehe ich ganz früh mit meiner Schwalbe los, falls Sie mich begleiten wollen. Sie müssen sich jetzt noch nicht entscheiden, sagen Sie mir einfach morgen Bescheid.« Die Worte hängen in der Luft. Langsam drehe ich mich um und schleiche in mein Schlafzimmer. Mit Nachdruck mache ich die Tür zu. Habe ich ihn richtig verstanden? Leise murmele ich vor mich hin. »Seine Schwalbe? Meint er eine Prostituierte? Hat er eine Bordsteinschwalbe? Ist er etwa ein Zuhälter?«

Hektisch sehe ich mich um und schnappe mir schließlich den Stuhl, um ihn unter die Türklinke zu klemmen. Ich bin wütend, weil ich mich von einem flaumigen Omelette und ein bisschen selbst gebackenem Brot in falscher Sicherheit habe wiegen lassen, nur weil das Essen vorzüglich war. Vielleicht war es vergiftet – mit dieser Vergewaltigungsdroge! Ich werfe einen Blick aus dem Fenster – vielleicht kann ich ja rausspringen. Draußen ist es stockdunkel. Und ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Bevor es nicht wieder hell ist, kann ich nirgendwohin. Als ich endlich ins Bett krieche, bleibe ich sitzen, ziehe die Decke bis zum Hals und umklammere meine Knie. Auf gar keinen Fall darf ich einschlafen.

4. Kapitel

Ein lautes Geräusch lässt mich aus tiefem Schlaf aufschrecken. Mein Herz rast. Mein Kopf, der sich anfühlt, als wäre er mit Watte gefüllt, schießt in die Höhe. Ich hatte das Gesicht ins Kissen gedrückt und sehe jetzt ganz verschwommen. So tief habe ich seit Wochen nicht mehr geschlafen. Wo bin ich? Draußen ist es hell. Schnell strecke ich die Hand nach Brian aus, aber er ist nicht da. Ich habe geträumt. Ich war zu Hause und habe im Coffee House gearbeitet. Alle haben mit dem Finger auf mich gezeigt und gelacht. Mein Kissen ist nass von Tränen. Ich konnte die Stimme meiner Mutter hören, die gerufen hat, was für eine Idiotin ich doch bin. Und die von meiner Arbeitskollegin Kimberly, wie sie meiner Chefin Betty erzählte, dass Brian ›eine Nummer zu groß‹ für mich ist. Ich hörte das Gelächter der Wohnmobilfahrer, als sie kamen, um das Wohnmobil abzuholen. Mein Mann hatte angerufen, um ihnen zu sagen, dass es eine Planänderung gegeben habe. Und ich konnte das Lachen all jener hören, die auf meiner Hochzeit waren.

An der Tür rüttelt jemand – es ist das gleiche Geräusch wie zuvor. Als mir schlagartig wieder einfällt, wo ich bin, fahre ich herum und sitze kerzengerade im Bett. Ich bin irgendwo ganz weit draußen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, mit einem Mann, der mit seiner Nutte ausgegangen ist und mich hergebracht hat, damit ich ebenfalls für ihn arbeite! Vorher mag ich vielleicht geträumt haben, doch jetzt bin ich hellwach und trotzdem mitten in einem Albtraum. Wie konnte ich bloß so blöd sein? Jetzt ist doch alles ganz klar. Er macht Jagd auf junge, schutzlose Frauen, bringt sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hierher, bietet ihnen Job, Unterkunft und Verpflegung an. Und dann verkauft er sie als Prostituierte an wer weiß wen! Warum sonst war er so entzückt, weil ich mich um den Job beworben habe? Ich habe keine Qualifikationen, keine Familie, weiß nicht, wo ich mich befinde. Ich war schlicht und einfach pflückreif. Der Polizist und er stecken offenbar unter einer Decke. Ich hätte es kommen sehen müssen.

Ein scharfer Schmerz fährt mir in die Brust. Ich drücke die Hände darauf, mein Herz hämmert wie eine Trommel. Wieder rüttelt jemand an der Zimmertür. Mein Herz schlägt noch schneller. Als ich die Luft anhalte, höre ich draußen heftiges Schnaufen. Oh mein Gott! Ich lasse die Türklinke und den darunter geklemmten Stuhl nicht aus den Augen. Jetzt ist ein Kratzen zu hören. Scheiße! Sie kommen, um mich zu holen. Vielleicht hätte ich gar nicht aus diesem tiefen Schlaf erwachen sollen! Wahrscheinlich wollen sie mich mit einem Boot verschleppen! Niemand weiß, dass ich hier bin, also wird es auch niemandem auffallen, wenn ich verschwinde.

Voller Panik sehe ich mich nach einem schweren Gegenstand um, ich bin jetzt auf den Knien. Niemals hätte ich so unachtsam sein dürfen, schimpfe ich mit mir selbst. Was habe ich mir bloß dabei gedacht – von einem fremden Mann mitten im Nirgendwo ein Zimmer anzunehmen!? Schließlich habe ich schon genug schäbige Unterkünfte gesehen, um zu wissen, dass man niemandem trauen kann. Nichts wie raus hier, sofort. Ich fahre herum – ob das Fenster einen Fluchtweg bietet? Wieder wackelt die Tür.

»Weg von der Tür!« Ich stürze mich auf die Lampe neben dem Bett und reiße sie aus der Steckdose und in die Höhe. Das Rütteln und Kratzen hört auf, stattdessen höre ich ein Schnaufen.

»Ich warne euch!« Inzwischen stehe ich auf dem Bett und halte die Lampe hoch über den Kopf. Das T-Shirt, in das ich gestern Abend geschlüpft bin, reicht mir bis zum Oberschenkel. Ich spähe aus dem Fenster und sehe, wie weit es runtergeht, und dann plötzlich folgt ein mächtiger Schlag gegen die Tür. Der Stuhl fliegt zur Seite und stürzt klappernd um. Als die Tür aufspringt, schreie ich laut auf.

»Raus!«, kreische ich und jage damit mir selbst einen Schrecken ein und auch Grace, die sich offensichtlich mit beiden Vorderpfoten gegen die Tür gestemmt hatte. Die Hündin bellt laut und jaulend auf. Als sie mit schwingenden Lefzen ihren Kampfschrei beendet, starren wir uns an, sie von der Tür aus und ich auf dem Bett stehend. Ich weiß nicht, wer mehr Angst hat.

Schließlich springe ich vom Bett, stelle die Lampe ab und gehe zu ihr, um ihr den Kopf und die Ohren zu streicheln.

»Gutes Mädchen, tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe«, murmele ich und spüre, wie mein Herzschlag sich allmählich wieder normalisiert.

Als Grace mit dem Schwanz wedelt, schlägt er gegen den Türrahmen.

»Alles ist in Ordnung«, sage ich so sanft, wie meine zitternde Stimme es zulässt. »Aber ich muss jetzt mein Zeug zusammenpacken und von hier verschwinden.« Anscheinend beruhigt es mich, mit Grace zu sprechen. Ich schnappe mir meine Tasche und die kleine Brauthandtasche, in der sich mein Pass und meine paar restlichen Euro befinden. Als ich mit meinen wund gelaufenen Füßen in die goldenen Schuhe schlüpfe, zucke ich vor Schmerz zusammen. Dann ziehe ich die Jogginghose und den Kapuzenpulli an, verheddere mich in meiner Panik aber darin.

Grace lässt sich nieder, legt das Kinn zwischen die Pfoten und beobachtet mich aufmerksam. Aus irgendeinem unbekannten Grund mache ich das Bett. Es ist eine Angewohnheit von mir, wenn ich weggehe. Schließlich sehe ich mich nach Sean um. Vorsichtig schleiche ich zu seiner Zimmertür und lausche. Nichts – und das allein ist schon unheimlich. Ich bin nicht daran gewöhnt, keinerlei Geräusche zu hören. Zu Hause war immer mal ein Martinshorn zu hören gewesen, vorbeifahrende Fahrzeuge, Autoalarmanlagen und so Zeug, aber niemals nichts. Ich hole tief Luft und beschließe, es zu wagen. Ein letztes Mal streichele ich Grace über den Kopf, bevor ich auf die Haustür zusteuere. Dabei werfe ich einen Blick in den Hauptraum des Cottages. Das Chaos sieht keinen Deut besser aus als gestern Abend, im Gegenteil, im kalten Tageslicht eher noch schlimmer. Ich riskiere es, aus dem Fenster zu sehen, und halte den Atem an. Das Meer ist so nah. Schnell trete ich einen Schritt zurück, dennoch habe ich registriert, dass das Boot, das gestern noch da war, weg ist.

Ich muss meine Chance nutzen und sofort verschwinden, um nicht drogenabhängig mit einem Zuhälter Tausende von Meilen von hier entfernt zu stranden. Als ich auf Zehenspitzen zur Tür tapse, folgt Grace mir auf dem Fuß; ihr Kopf steckt praktisch in meiner Kniekehle. Draußen sieht es nass und grau aus. An den Kleiderhaken neben mir hängt eine Ansammlung von wasserdichten Jacken. Es wäre kein Diebstahl, ich würde mir bloß eine ausleihen. Vielleicht könnte ich sie zurückschicken, sobald ich mich an einem anderen Ort niedergelassen habe. Himmelherrgott!, schimpfe ich mit mir, nimm einfach eine Jacke! Der Typ will dich verkaufen, er ist ein Mädchenhändler; das ist das Mindeste, was er dir schuldet.

Ich strecke die Hand aus und greife nach einer gelben Regenjacke, doch als ich daran zerre, kracht die ganze Garderobenleiste mitsamt dem Regalbord darüber herunter. Direkt vor der Haustür liegt jetzt ein Berg Jacken und versperrt mir den Fluchtweg.

5. Kapitel

»Oh, verdammter Mist! Was habe ich bloß getan?« Sean hob den Kopf und ließ sich die Atlantikböen ins Gesicht peitschen. Der Wind half ihm immer, Klarheit in seine wirren Gedanken zu bringen. Außerdem fühlte er sich dort draußen lebendig.

Der Seitenwind wehte ihm das dichte, lockige Haar ins Gesicht, und er stopfte es im Nacken in seine Jacke. Dann schloss er die Augen. Er war müde, doch hier draußen zu sein, wo er sich am glücklichsten fühlte, war die beste Erholung, die er kriegen konnte. Aufs Meer hinaus fuhr er immer, um über seine Probleme nachzudenken. Seine Gedanken waren zu seinem jüngsten Dilemma gesprungen. Hatte er einen schrecklichen Fehler begangen?

Er sah zu den tiefroten Segeln in der Farbe eines guten Rotweins auf. Die drei Segel arbeiteten zusammen und fingen den Wind ein. Jetzt waren sie prall gefüllt und gewölbt wie die Schale einer Auster.

Er wusste nichts über diese Frau, abgesehen davon, dass sie in der Lebensmittelproduktion und ein bisschen in der Medienbranche gearbeitet hatte – oh, und dass sie Engländerin war. Ansonsten überhaupt nichts. Er atmete tief ein; die frische, salzige Luft entspannte ihn – besser als jeder Drink, den er je genossen hatte.

Was wäre, wenn sie mehr wüsste, als sie preisgab? Wenn sie herausfinden wollte, wie sein Geschäft funktionierte und wie er es schaffte, damit in dieser Branche immer noch seinen Lebensunterhalt zu verdienen? Oder vielleicht arbeitete sie für jemand anderen, für jemanden, der es auf sein Land abgesehen hatte? Ihm schwirrte der Kopf vor lauter Möglichkeiten. Warum tauchte eine Frau, die weder Freunde noch Familie in der Gegend hatte, aus heiterem Himmel auf und wollte bei ihm arbeiten? Das ergab doch einfach keinen Sinn.

Das Wasser schlug gegen die Bootswände aus Mahagoniholz. Die Leinen klatschten gegen den Mast, als die Segel leicht flatterten. Seine Laune besserte sich, als er den Nervenkitzel spürte, weil das Boot immer schneller das Wasser durchschnitt.

Entweder war sie genau das, wonach er gesucht hatte, jemand, der keine Ahnung von den Leuten hier, von ihm und von seinen Austern hatte – oder sie versuchte, ihn für dumm zu verkaufen.

Sean hörte Flügelschlagen und wandte den Kopf nach links, wo er seinen täglichen Begleiter entdeckte, einen silber-weißen Fischreiher, der neben dem Segelboot herflog. Seine gewaltigen Flügel bewegten sich auf und ab und trugen den großen Körper, so schnell es ging. Seemöwen kreuzten und tauchten mühelos unter ihm hindurch. Doch er flog weiter, gleichmäßig und treu.

Seans Gedanken wendeten sich den Dorfbewohnern zu, die er gestern gesehen hatte. Ihm war nicht entgangen, wie sie tratschten und darüber rätselten, was er wohl vorhatte. Sie waren sogar so dreist gewesen, nach Arbeit zu fragen. Sollten sie ruhig lästern; er hatte sich inzwischen mit dem Gerede und den skeptischen Blicken abgefunden – das ging schon seit seiner Ankunft so. Das dumme Geschwätz störte ihn nicht. Doch er wollte ihnen auch keinen richtigen Grund zum Tratschen geben. Deshalb war Fi ihm wie die Antwort auf alle seine Probleme erschienen. Jetzt allerdings war er sich da nicht mehr so sicher.

Er ließ den Blick über den kleinen Ort und die Küstenlinie schweifen, kahl, ländlich, mit Felsen durchsetztes Moor. In diesem Wasser befanden sich die Juwelen – seine Juwelen. Jetzt schaute er auf die andere Seite der Bucht. Dort drüben, hieß es, würden die besten Austern überhaupt gezüchtet, so wie in Dooleybridge früher. Doch jetzt nicht mehr. Die Austernfarmer hatten ihr Geschäft aufgegeben. Familien hatten ihre Siebensachen zusammengepackt und waren weggezogen, in die Stadt oder ins Ausland. Nichts war je wieder so gewesen wie vor den Gerüchten, kurz bevor sein Onkel gestorben war. Er schluckte schwer. Dort drüben hatten sie all das, was die Gemeinde auf dieser Seite des Wassers verloren hatte.

Eine große Welle schlug gegen den Bug des Bootes. Als es hineintauchte und wieder hochkam, wurde Sean von einem Schwall kalter Gischt getroffen. Er stand auf und stieß aus vollem Hals einen Schrei aus, der seine Anspannung löste. Er zog an den Leinen, um das Boot noch weiter zu beschleunigen, und der silber-weiße Reiher hielt trotz seines plumpen Körpers weiterhin mit.

Regen setzte ein und begleitete ihn bis nach Hause, aber er störte ihn nicht. Wie auch? Das gehörte hier draußen einfach dazu. Außerdem war es möglicherweise der Regen, der das Wachstum der Austern förderte. Er hoffte, dass eines Tages jeder seine Austern kennen würde, dass sie als die besten der Welt gelten würden, doch vorher musste er in wenigen Wochen den Lizenzerneuerungstermin überstehen. Unmöglich konnte er es allein schaffen, die Austern marktfertig und die Farm inspektionsbereit zu bekommen und gleichzeitig seine neue Stelle anzutreten. Diese Fi war seine einzige Hoffnung.

In der Ferne konnte er seine Farm sehen; die Austerntische würden bald aus dem Wasser herausragen. Er musste sich beeilen. Und wieder überkam ihn dasselbe Gefühl, wie jedes Mal, wenn er seine Farm sah: nach Hause zu kommen. Er würde alles für ihre Rettung tun.