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Italien: Eine Liebeserklärung an den ersten Urlaub. An Mare, Spiaggia und das späte Gelato auf der belebten Piazza. An opernhafte Kulissen. An die Leich-tigkeit des Seins. An Caffè und Cappuccino, die süchtig machen. -Überhaupt an das Essen! Für viele so etwas wie der erste kulinarische Kuss. Einen, den man nie mehr vergisst. Ein Sommer wie damals ist ein Ticket für italienisches Kopfkino. Claudio Del Principe reiste Erinnerungen nach und sammelte von Genova über Venezia bis nach Apulien vertraute und verlockende Rezepte, die einen italienischen Sommer perfekt machen. Mit Pasta und Pizza, die duften wie nirgendwo sonst. Und Klassikern wie Vongole, Polpo oder Bistecca Fiorentina. So schmeckt Sommer in Italien. Verliebt in die guten Dinge, anziehend und genussvoll. La vita è bella!
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Seitenzahl: 147
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— PIZZE FOCACCIE —
— PASTA RISOTTO —
— FISCH —
— FLEISCH —
Alle Rezepte sind für vier Portionen berechnet; es wurden Eier der Größe M verwendet.
Geschmack und Gerüche sind Erinnerungen. Einige der genussvollsten sind mit unserer Kindheit verbunden, mit ausgewählten Orten oder Anlässen. Und manch eine vereint gleich alle drei Dinge: Ferien, Meer und Italien.
Jeder hat eigene Erinnerungen an prägende Italienurlaube. Mit besonderen Begegnungen und memorablen Momenten. Für mich ist es der Reichtum an grandiosen Rezepten. Jede Region überrascht immer wieder aufs Neue mit altbewährten Gerichten, die mich in ihrer Schlichtheit mitreißen. Ganz zu schweigen von der einzigartigen Szenerie, die alle Eindrücke verstärkt und die Sinne in ein sanftes Glücksgefühl katapultiert. Ich kann mich kaum sattsehen an schönen Landschaften und Menschen, antiker Architektur, Kunstwerken und Design.
Wie könnte man ein Land nicht lieben, das mit grandioser Kultur einnimmt, mit bestem Wein berauscht, mit ehrlichem Essen zu Tränen rührt und mit überschwänglicher Herzlichkeit umarmt? Wer würde nicht unterschreiben, dass italienisches Essen die cucina numero uno ist? Das fängt schon beim Espresso an. Es ist erfreulich, dass heute bei uns vermehrt auf gute Espresso-Qualität geachtet wird, aber bis zur samtigen Wucht eines italienischen caffè ist es noch ein langer Weg.
Ja, gutes Essen macht einfach alles noch viel besser. Deshalb reisen alle so sehnsüchtig in dieses Land des guten Geschmacks. Dass immer ein wenig Nostalgie mitschwingt, ist gut. Sie lässt uns träumen und schärft den Blick für die guten und schönen Dinge. Das sollten wir von den Italienern abschauen: kleine Freuden im Alltag lieben und das Leben genießen. Eines wissen wir unterdessen: In gutem italienischem Essen steckt ein Geheimnis; es sind die kleinen Zubereitungstricks für das gewisse Etwas. Das ist keine Zauberei. Aber wenn alles stimmt, ist es reine Magie.
In diesem Buch verrate ich die wichtigsten Tipps für meine liebsten italienischen Sommergerichte. Gepaart mit Gedanken zum ewigen italienischen Sommer. Buon appetito e viva l’Italia!
Was ich fast noch mehr liebe als den ersten Kaffeeduft am Morgen, ist der Geruch vom ausgehenden Streichholz, mit dem man in der Ferienwohnung den Gasherd angezündet hat, um die Moka Express zu befeuern. Jetzt kann der Tag kommen.
Nichts lässt Erinnerungen und Emotionen stärker verschmelzen als Musik. Mit dieser Playlist meiner liebsten italienischen canzoni lassen sich die wiederentdeckten unvergesslichen italienischen Sommer-Momente für immer ins Innerste brennen.
Zur Harmonie eines italienischen Sommers gehören aber auch andere vertraute Klänge wie das unvermeidliche Zirpen der Grillen. Das Rauschen des Meeres. Die hellen Glockenklänge der Rathausuhren und allgegenwärtigen Kirchen. Das Blaffen der Marktleute. Der Singsang der Strandverkäufer. Das Klopfen, Klimpern und Zischen der baristi. Die scheppernden Lautsprecherdurchsagen aus fahrenden Autos für diverse Angebote oder Veranstaltungen. Das Bimmeln und Blöken von Schafen. Das Brummen der Wespen (Vespa) und Bienen (Ape) in den Gassen. Das pausenlose Reden und Lachen der Menschen.
Es ist nicht so, dass man diese Tonkulisse zuhause vermisst. Aber wenn man in Italien ist, hat man die Gewissheit, dass sie gefehlt hat.
ESTATE | BRUNO MARTINO
Er hasst den Sommer, weil seine Liebe erloschen ist. Ich liebe den Song, weil er eine hypnotische Sehnsucht entfacht.
CI VORREBBE UN AMICO | ANTONELLO VENDITTI
Einen Freund müsste man haben, um zu vergessen, singt Venditti. Er ist ein Freund, den man hat, um sich zu erinnern.
BALLA BALLA BALLERINO | LUCIO DALLA
Eine Einladung, das Leben zu umarmen und zu tanzen, als gäbe es kein Morgen.
VIVA L’ITALIA | FRANCESCO DE GREGORI
Alles was Italien ausmacht – im Guten wie im Schlechten. Eine Liebeserklärung.
UN’ESTATE AL MARE | GIUNI RUSSO
Ohrwurm. Wird seit 1982 jeden Sommer von jeder Radiostation in Italien gespielt.
VIA CON ME | PAOLO CONTE
Genau. Weg von hier. Bloß weg aus diesem tristen Grau. Italien: It’s wonderful!
E LA LUNA BUSSÒ | LOREDANA BERTE
Unvergesslich. 1979: Italo pop goes Reggea. Sogar Nina Hagen sang im gleichen Jahr ihr »African Reggae«.
SUMMER ON A SOLITARY BEACH | FRANCO BATTIATO
Eigenwillige Synthie-Pop-Liebeserklärung an den Tag am Meer.
GENTE DI MARE | UMBERTO TOZZI & RAF
Früher sorgte dieses Duett für Gänsehaut. Heute spürt man noch immer das Salz auf der Haut.
CHE MALE C’È | PINO DANIELE
Ist man trunken vor Liebe, Sonnenuntergang und Wein, tut dieser schöne Song fast schon ein bisschen weh.
VOLARE | DOMENICO MODUGNO
Man muss in Polignano a Mare gewesen sein, dem Geburtsort von Domenico Modugno, dann hebt man vollends ab.
AZZURRO | ADRIANO CELENTANO
Paolo Contes Komposition über Liebe, Einsamkeit und den erdrückenden Sommer in der Stadt – ikonisch umgesetzt von Celentano.
TU SEI L’UNICA DONNA PER ME | ALAN SORRENTI
Welche Frau möchte das nicht hören?
METTI, UNA SERA A CENA | ENNIO MORRICONE
Morricone. Meister der Melancholie. Dazu der Sirenengesang von Edda dell’Orso. Magisch!
TU VUÒ FÀ L’AMERICANO |RENATO CAROSONE
Ein italienischer Sommer ohne Carosone Canzoni? Undenkbar.
BONUSTRACK – A GEH!
Die österreichische Band Wanda schmettert mir ihre Hymne »Bologna« direkt ins Herz. Wie sind die bloß auf diesen grandiosen Text gekommen? Woher wussten die, dass ich so viel amore für diese Stadt übrig habe?Und vor allem: dass meine Tante »Ceccarelli« heißt!
Dieses Tatar ist sehr zurückhaltend gewürzt. Wie so vieles in Italien. Das mag ich besonders, wenn alles in Balance ist. Keine Gewürze oder Säuren dominieren. Der Geschmack der Hauptzutat nicht überdeckt wird mit zu vielen Zutaten. Aber in diesem Rezept ist eine ganz besondere Zutat enthalten: dieCOLATURA DI ALICI. Die rundet alles noch einmal ab und gibt dem Gericht eine unaufdringliche, aber merkliche Tiefe.
—600 g frischer Thunfisch
—1 Stange Staudensellerie
—1 kleine Frühlingszwiebel
—1 EL Kapern plus Kapern zum Garniern
—1 unbehandelte Zitrone
—etwas Zitronenthymian
—4 EL Olivenöl extra vergine plus Öl zum Garnieren
—1 ELCOLATURA DI ALICI(S. 131 und Tipp)
Thunfisch mit einem scharfen Küchenesser in kleine Würfel schneiden. Sellerie schälen und kleinschneiden. Frühlingszwiebel schälen und fein schneiden. Kapern abspülen und abtropfen lassen. Zitrone heiß abspülen, Schale abreiben. Zitronenthymian waschen, trockenschütteln.
In einer Schüssel Thunfischwürfel, Sellerie, Frühlingszwiebel, Kapern, Olivenöl, COLATURA DI ALICI und etwas Zitronenabrieb mischen.
Tatar mit einem Servierring anrichten. Mit restlichen Kapern, Zitronenabrieb, Zitronenthymian und Olivenöl garnieren.
TIPP
Für COLATURA DI ALICI gibt es keinen gleichwertigen Ersatz. Das Thunfisch-Tartar kann alternativ aber auch mit feinem Meersalz, hochwertiger japanischer Sojasauce oder asiatischer Fischsauce abgeschmeckt werden.
Es ist einfach fantastisch: Praktisch jede Region hat ihre charakteristische Focaccia. Jede unterscheidet sich geschmacklich und vor allem von der Konsistenz her deutlich von den anderen. Und doch sind sie alle eng verwandt und schließen die Lücke zwischen Brot und Pizza mit einer aromareichen Vielfalt. Die Focaccia barese vereint einige der besten Eigenschaften: Sie ist außen knusprig, innen fluffig weich und dank der reifen Tomaten und reichlich Olivenöl unglaublich geschmacksintensiv!
—300 g italienisches Weizenmehl, Type 00 (ersatzweise Mehl Type 405)
—200 g italienisches Hartweizenmehl,RIMACINATA(fein)
—1 mittelgroße Kartoffel (etwa 100 g)
—feines Meersalz
—1 EL Zucker
—350 g Wasser
—50 ml Olivenöl extra vergine plus Öl zum Einölen und Beträufeln
—200 g Mutterhefe (oder 20 g Frischhefe)
—400 g kleine Strauchtomaten
—1 kleines Bund Oregano
Beide Mehlsorten in eine große Schüssel sieben. Kartoffel in der Schale in Salzwasser weichkochen, schälen und noch warm durch die Kartoffelpresse zum Mehl drücken.
Zucker, Wasser, Mutterhefe und 10 g Salz dazugeben und 5 Minuten lang von Hand oder mit der Knetmaschine auf langsamer Stufe verrühren (der Teig bleibt sehr weich und relativ flüssig). Olivenöl zufügen und weitere 5 Minuten weiterrühren.
Teig mit eingeölten Händen zu 2 Kugeln formen und auf 2 eingeölte runde Backbleche von 32 cm Durchmesser absetzen und abdecken.
12 Stunden bei Zimmertemperatur reifen lassen, bis sich das Volumen verdreifacht hat. (Wenn der Teig mit Frischhefe zubereitet wird, benötigt er 1 bis 3 Stunden Reifezeit, je nach Umgebungstemperatur.)
Tomaten waschen und halbieren. Oregano waschen, Blättchen abzupfen und fein hacken. Ofen auf 250 Grad Unter-/Oberhitze vorheizen.
Teig anheben, wenden und mit den Fingerspitzen und leichtem Druck von der Mitte nach außen flach ausformen. Nicht am Teig ziehen, sondern mit weichen Druckbewegungen arbeiten.
Tomaten darauf verteilen, großzügig mit Öl beträufeln, mit Oregano bestreuen und salzen. Etwa 20 Minuten backen. Noch warm oder kalt genießen.
Fischsalat ist großartig. Vor allem, wenn eine oder mehrere Zutaten noch lauwarm sind. Man kann zum Beispiel bei diesem Salat die Bohnen und Kartoffeln vorkochen und sie dann mit dem lauwarmenBACCALÀmischen. Ich mag diese feinen Temperatur-Nuancen. Bei einem ähnlichen Thunfischsalat mische ich jeweils als warme Komponente die Bohnen hinzu, während Kartoffeln, Salatblätter und Thunfisch kalt sind.
Wichtig ist, dass die Zwiebeln mild sind, wie die aus Tropea. Wer keine passenden Zwiebeln findet, kann Frühlingszwiebeln statt der leicht beißenden Gemüsezwiebel verwenden.
—500 g eingeweichterBACCALÀ(ersatzweise 250 g getrockneter oder gesalzener Stockfisch)
—2 Knoblauchzehen
—1 Karotte
—1 Stange Staudensellerie
—1 Lorbeerblatt
—500 g frische Cannelini- oder Borlotti-Bohnen
—1 Zweig Rosmarin
—4 mittelgroße Kartoffeln
—1 kleines Bund Rucola
—1 Tropeazwiebel
—feines Meersalz
—schwarzer Pfeffer aus der Mühle
—Olivenöl extra vergine zum Marinieren und Beträufeln
—Weißweinessig zum Marinieren
Vom eingeweichten BACCALÀ die Haut abziehen und die Gräten entfernen. Fisch in einen Topf geben und mit Wasser bedecken.
1 Knoblauchzehe, Karotte und Staudensellerie schälen und mit dem Lorbeerblatt zum Fisch geben. Einmal aufkochen, dann bei milder Hitze 15 Minuten ziehen lassen.
(Getrockneten oder gesalzenen Stockfisch 2 Tage lang im kalten Wasser einweichen, dabei das Wasser zweimal täglich wechseln).
Bohnen aus der Schale lösen, restlichen Knoblauch schälen und halbieren, Rosmarin waschen. In einem Topf Bohnen, Rosmarin und Knoblauch mit kaltem Wasser aufsetzen. Einmal aufkochen, dann zugedeckt bei milder Hitze weichkochen (etwa 45 Minuten).
Währenddessen Kartoffeln schälen, in Würfel schneiden, waschen und in Salzwasser zugedeckt weichkochen (15 Minuten).
Rucola waschen und trockenschütteln, Zwiebel in feine Ringe schneiden.
Fisch, Bohnen und Kartoffeln in eine Schüssel geben. Mit Olivenöl und Weißweinessig marinieren, salzen, pfeffern und vorsichtig mischen.
Auf Teller verteilen, mit Rucola und Zwiebelringen garnieren und mit weiterem Olivenöl beträufeln.
(Foto S. 19)
Diese hauchzarte, superleichte Crespelle-Timbale habe ich in einer sogenanntenTAVOLA CALDAgekauft. Ich liebe diesen Gastro-Typ! Sie sind meistens wenig größer als eine Bar. Das Speiseangebot an kalten oder warmen, bereits gekochten Gerichten liegt in der Vitrine. Man isst entweder am Tresen im Stehen oder an einem der wenigen Tische. Meistens aber nimmt man etwas alsTAKE AWAYmit.
Das Angebot reicht von frittierten Reisbällchen und -kroketten, Pasteten und Aufläufen über eingelegte Gemüse oder Fisch bis zu Salat und Süßspeisen. Typisch sind auchROSTICCERIA-Gerichte wie Braten, Grillhähnchen, Paniertes und Bratkartoffeln. Was die Speisen auszeichnet, ist die extrem hohe Homemade-Qualität. Fast Food vom Feinsten!
FÜR I6 CRESPELLE TEIG
—4 Eier
—1 Prise Salz
—4 EL italienisches Weizenmehl Type 00 (ersatzweise Mehl Type 405)
—Öl zum Braten
FÜLLUNG
—1 rote Zwiebel
—1 kleine Zucchini
—1 Karotte
—200 g kleine Strauchtomaten
—1 kleines Bund glatte Petersilie
—8 Garnelenschwänze
—8 EL Olivenöl extra vergine plus Öl zum Beträufeln
—400 g Seeteufelfilet
—1 Spritzer Weißwein
—feines Meersalz
—schwarzer Pfeffer aus der Mühle
ZUBEREITUNG CRESPELLE
Eier in einer Schüssel mit dem Salz verquirlen. 200 ml Wasser dazugeben, Mehl hineinsieben und kräftig mit einem Schneebesen zu einem flüssigen Teig verrühren. 15 Minuten ruhen lassen, damit das Mehl quellen kann.
Eine beschichtete Pfanne erhitzen, mit geöltem Küchenkrepp leicht einölen. Mit einer Suppenkelle etwas Teig in die Pfanne gießen, Pfanne sofort schwenken, damit sich der Teig gleichmäßig dünn verteilt.
Sobald sich der Pfannkuchen am Rand löst, wenden und fertigbacken (die Crespelle dürfen ein ganz wenig Farbe bekommen). Gebackene Crespelle auf einem flachen Teller stapeln.
ZUBEREITUNG FÜLLUNG
Zwiebel schälen und fein würfeln. Zucchini waschen und in 5 mm kleine Würfel schneiden. Karotte schälen und in 5 mm kleine Würfel schneiden. Tomaten waschen, entkernen und in kleine Würfel schneiden. Petersilie waschen, trockenschütteln und fein hacken. Garnelenschwänze und Fischfilet ebenfalls in kleine Würfel schneiden.
In einer Bratpfanne Olivenöl erhitzen, Zwiebel, Zucchini und Karotte 10 Minuten darin anschwitzen ohne zu bräunen.
Garnelen und Fisch 5 Minuten mitbraten, mit Weißwein ablöschen. Tomaten und Petersilie dazugeben, salzen, pfeffern, umrühren. Hitze abschalten, Füllung in der Pfanne auskühlen lassen.
FERTIGSTELLUNG TIMBALE
Ofen auf 180 Grad Unter-/Oberhitze vorheizen.
Eine ofenfeste Form einölen. Crespelle so einlegen, dass sie den Boden überlappend bedecken und seitlich ein wenig über den Rand hängen.
Eine erste Schicht der Füllung darauf verteilen, mit 2 Lagen Crespelle bedecken. So weiterverfahren, bis alle Zutaten aufgebraucht sind.
Überlappende Enden der Crespelle einklappen, alles mit Olivenöl beträufeln und 15 Minuten backen.
TIPP
Am besten schmeckt die Timbale ausgekühlt, in kleine Rechtecke geschnitten. Wer mag, kann sie natürlich auch warm genießen.
(Foto S. 23)
Kinder heult, damit euch Papa den Cocco bello kauft!
Das Leben am Strand, es ist schön. Schön anstrengend. »Spiaggia Caraibi«. Schon recht. In der Karibik sieht es dann aber ein bisschen anders aus. Bagni 67. Reihe 8, ombrellone Nummer 43. Für die Miete der lettini musst du einen Kleinkredit aufnehmen. Immer ist alles voller Sand. Schlimmer noch. Voller netter Mitmenschen, die sich ausbreiten und dich an ihrem Leben teilhaben lassen: »Emanueele! Emm-aaa-nuu-eeeele! Vieni qui, Mamma. Du erkältest dich, amore!« Ja, bestimmt.
Die Luft flimmert. Es sind ja nur 34 Grad im Schatten. Ständig muss man sich eincremen, den Schattenplatz verschieben, die Liegeposition wechseln, etwas aus der Strandtasche kramen, das auf mysteriöse Weise verschwunden ist. »Und du bist ganz sicher, dass du es eingepackt hast?« »Weißt du was? Pack doch deine blöde Tasche von jetzt an selbst!«
Und immer, wirklich immer, mit der Verlässlichkeit eines Schweizer Uhrwerks, stehen just in dem Moment drei fliegende Händler bei dir, wenn du gerade ankommst, aufbrichst, dich in die Badehose zwängst oder den Schirm einbuddeln willst. »Amico, hast du Augen im Kopf? Augen? Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin! Ich will jetzt kein massaggio, Nein, auch keinen Hut! Was hab ich da auf dem Kopf? Ist das etwa kein Hut?« Und wenn dann endlich alles stimmt und du bequem liegst und dich auf deine Lektüre freust (Diabolik, aus Nostalgie, ich kann mich nicht abnabeln), dann macht der Animator (wer bezahlt den eigentlich?) der zusammengewürfelten Tanzturntruppe mächtig Beine: »Nossa! Nossa! Bravi! Tutti insieme ... Nossa! Nossa!« Also, Ohrstöpsel rein, aufpassen dass der iPod keinen Sand abbekommt (ich rede von Bob, dem kleinen Baumann neben mir, mit seiner expressiven Schaufeltechnik). Und plötzlich nickt man ein und befindet sich in diesem Wach-Schlaf-Zustand, in dieser Parallelwelt, wo man die ganze Geräuschkulisse zu einem wirren Traum verwebt. Genau, wie Gerhard Polt in »Man spricht deutsh«.
Ach, ich liebe es. Ich muss wohl Masochist sein. Irgendwie gehört es einfach dazu, zum italienischen Sommer. Und ich beobachte die ganze Szenerie fürs Leben gern. Genieße den starken Espresso an der Strandbar, die leckeren Snacks, gelati, den Blick in die Gazzetta dello sport. Aber mehr als ein, zwei Tage halte ich es nicht aus. Dann peilen wir die freien Strände an, mieten ein Boot und steuern die romantischsten Buchten an, die ganz kleinen, die man nur übers Meer erreicht, die mit kristallklarem Wasser und karibisch weißem Sand. Die sind teilweise menschenleer! Und langweilig. Irgendwie.
Wenn ich in unseren Breitengraden in einem Spitzenrestaurant rohen Schwertfisch als Gang in einem Menü bekomme, dann ist er kunstvoll angerichtet und angereichert mit allerlei Kresse, »Erde«, »Knusper«, feinen Emulsionen, Gels und Pürees. Sieht alles wahnsinnig toll aus. Aber vom Fisch schmeckt man leider wenig.
In einfachen Fischrestaurants in Italien sieht es weniger spektakulär aus. Die dünnen Scheiben werden im Zitronensaft mariniert und schwimmen ohne irgendwas dazu im Olivenöl. Aber der Geschmack, der Geschmack, Freunde – unvergleichlich! Die paar Kapern und die Petersilie auf dem Rezeptfoto habe ich eher alibimäßig darüber gegeben, fürs Auge – für den Gaumen sind sie nicht zwingend.
—2 Zitronen
—1 Knoblauchzehe