Ein totes Mädchen schreit nicht - Rolf Peter Sloet - E-Book

Ein totes Mädchen schreit nicht E-Book

Rolf Peter Sloet

4,8

Beschreibung

Nach dem brutalen Mord an einem 16-jährigen Mädchen steht die Regensburger Mordkommission vor einem Rätsel. Alle Ermittlungen verlaufen im Sand und der sadistische Mörder scheint ungeschoren davonzukommen. Erst als es gelingt, den jungen Kommissar Igor Reisch in eine kriminelle Vereinigung einzuschleusen, ergeben sich erste Hinweise auf den Täter. Doch dann fallen der Polizist und seine Freundin selbst in die Hände des Mörders und seine Kollegen versuchen verzweifelt das Leben der beiden zu retten.

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Leseprobe eBook Ausgabe 2014
Originalausgabe: »Ein totes Mädchen schreit nicht«
©2014 SPIELBERG VERLAG, Regensburg
Umschlaggestaltung: Spielberg Verlag
Umschlagfoto: ©serov - Fotolia.com, Kerstin Maier - photocase
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung
Rolf Peter Sloet, Jahrgang 1947, arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Pädagoge im Landkreis Regensburg. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Hobbytaucher verfasste er Fachliteratur für die Ausbildung von Tauchlehrern und veröffentlichte zudem Science-Fiction-Romane. Mit Beginn des Ruhestands begann er Kriminalgeschichten zu schreiben. »Ein totes Mädchen schreit nicht« ist sein erster Kriminalroman.
Geschichte und Personen sind frei erfunden.

Inhaltsverzeichnis

Erstes Buch

1. Tiefenthal

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

Zweites Buch

1. Königin

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

Drittes Buch

1. Das Netz

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

Erstes Buch

Tiefenthal

1.

Der schwere Wagen passierte die Ausfahrt 39 Eynatten und verließ wenig später den belgischen Teil der E 40 mit ihrer durchgehenden, lückenlosen Beleuchtung, die nachts sogar aus dem Weltraum zu erkennen ist.

Jetzt war er wieder in Deutschland und hatte freie Fahrt. Der Fahrer drückte auf das Gaspedal und die knapp vierhundert PS beschleunigten den Jaguar schnell auf über zweihundert km/h. In der Nacht von Samstag auf Sonntag herrschte kaum Verkehr auf der Autobahn und auch mit Radarkontrollen war nicht zu rechnen. In maximal sechs Stunden würde er zu Hause sein. Das Rauschen der Räder auf dem Asphalt, die leise Musik von Vivaldi aus den zehn Lautsprechern im Wagen, die Kegel der Scheinwerfer, die sich in die Dunkelheit bohrten, die Geschwindigkeit, das alles mochte er. Er kontrollierte den Wagen, beherrschte ihn. Auch das mochte er. Kontrollieren und beherrschen.

Der Mann saß ruhig und konzentriert hinter dem Steuer. Bis er plötzlich mit der Faust auf das Lenkrad hieb und »Scheiße!« brüllte.

Es war immer dasselbe. Sie sahen aus wie die Engel, strahlten ihn an, ließen ihn hoffen. Hoffen auf die Erfüllung seiner Sehnsucht, auf das Erreichen des einen, großen Ziels: Die Perfekte, die Unschuldige zu finden, die sich ihm hingab und dankbar dafür war, dass er sie lehrte. Die, die nur ihn und keinen anderen wollte.

Wieder brüllte er »Scheiße«, schrie seine Enttäuschung gegen die Windschutzscheibe.

Erneut hatte er kostbare Zeit vertan, hatte ihn eine betrogen, war ihm eine nicht gerecht geworden. Er atmete tief durch, versuchte sich zu beruhigen.

Langsam ließ seine Erregung nach. Sein Blick suchte den Innenspiegel des Wagens, aber er konnte nicht viel erkennen. Es war zu dunkel. Aber er brauchte den Spiegel nicht, denn er wusste, wie er aussah, wie gut er ausschaute. Viele Frauen drehen sich nach ihm um und natürlich auch nach seinem Auto, wenn er damit langsam durch die Stadt rollte. Frauen mochten Männer, die gepflegt und männlich markant waren, die gut rochen. Seine Haare ließ er in den teuersten Herrensalons schneiden. Die Finger waren perfekt gepflegt und die Schwarzhaarige im Nagelstudio gab sich immer besondere Mühe. Schließlich gab er ihr ein gutes, ein sehr gutes Trinkgeld. Ihre Kontaktversuche blockte er ab. Sie war nicht die, die er suchte. Manche Männer liefen in billigen Jeans und ausgeleierten T-Shirts herum. Dafür hatte er kein Verständnis. Auch nicht für Bierbäuche, unrasierte Gesichter und untrainierte Körper. So würde er sich nie gehen lassen. Seine Kleidung kaufte er nur in den besten Fachgeschäften, er achtete auf renommierte Labels, auf die farblich passende Zusammenstellung. Er war schlank, durchtrainiert und hielt sich immer fit. Das mochten die Frauen. Und das alles tat er nur für die Eine, die er suchte.

Die erste Schlampe hatte anfangs getan als ziere sie sich, war mit geschlossenen Knien in seinem Auto auf der Rückbank gesessen. Ihr Versprechen, keine Jeans sondern einen Rock zu tragen, hatte sie nicht gehalten. Seine Küsse sollten ihr zeigen, was sie ihm wert war, seine Hände auf ihrer Haut ihr beweisen, dass er, nur er, sie lehren konnte.

Und was machte die Schlampe? Sie zog plötzlich ihren Pulli aus, öffnete ihren billigen BH, zog den Reißverschluss seiner Hose auf, suchte sein Glied.

Dann sagte sie: »Gib mir einhundert Euro. Dann blase ich dir einen.«

Das verschlug ihm die Sprache. Sie sollte seine Auserwählte sein, die Einzige, ihm ihre Unschuld darbieten. Und nun erwies sie sich als Hure. Bezahlen sollte er, eine sechzehnjährige Hure bezahlen. Frauen kaufen konnte er überall, aber er wollte keine kaufen. Er hatte vor, die EINE zu lieben, wollte sein Leben mit ihr teilen, ihr Herr und Meister sein, ihre Dankbarkeit und Zuneigung erfahren.

»Ich habe sie bestraft«, flüsterte er. »Sie hatte mich nicht verdient. Zahlen sollte ich. Aber sie musste zahlen!«

Wut stieg in ihm hoch, wieder hieb er auf das Lenkrad.

»Sie verdiente mich nicht. Sie verdienten mich alle nicht!«, schrie er.

Nach wenigen Minuten beruhigte er sich, stellte die Musik etwas lauter, lehnte sich in die Lederpolster zurück.

Am Autobahnkreuz Heumar bog er nach Süden ab. Später, als die Geschwindigkeitsbeschränkung aufgehoben wurde, gab er Vollgas auf der A3.

Er dachte an die Letzte, die ihn auch enttäuscht hatte. Da war alles anders gewesen. Geweint hatte sie, geschluchzt und nach ihrer Mutter gerufen. Sie tat ihm so leid und er versuchte sie zu beruhigen, sie in den Arm zu nehmen. Er küsste ihre Brüste, wollte sie auf die Freude, auf die Lust vorbereiten. Aber das dumme Ding sprang aus dem Auto, schrie gellend. Er bemerkte ihren panischen, angsterfüllten Blick, als er ihr den Mund zuhielt. Dann wurde sie ohnmächtig und sackte in sich zusammen. Aber er fing sie auf, bettete sie auf die Polster seines Wagens, schob ein Kissen unter seinen Kopf, deckte sie mit seiner Jacke zu.

Als sie erwachte und er sie trösten wollte, weinte sie, drohte: »Ich habe das Kennzeichen aufgeschrieben. Ich habe es sogar fotografiert. Meine Eltern gehen zur Polizei und du kommst ins Gefängnis, du Schwein.«

»Schwein!«, hatte sie ihn genannt.

Da musste er sie doch bestrafen.

Fünf Stunden später fuhr er den Wagen in die Garage. Völlig erschöpft ging er unter die Dusche und fiel dann auf sein Bett.

»Ich werde mir eine Neue suchen, die Richtige«, dachte er, bevor er einschlief, »gleich morgen.«