Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Cornelia Kuppe über die Liebe zu sich, zu ihrem Seelenpartner und zum Krebs. In ihrem ersten Buch "Ja, ich lebe jetzt mein Leben!" zeigt Cornelia Kuppe ihren Weg auf, den sie nach ihrer Krebsdiagnose ging, um zu ihrem ICH zurückzufinden. In dem Buch "Eine Liebe zu dritt" schließt sie an die Erfahrungen an und erzählt offen und ehrlich, wie ihr "neues Leben" weitergeht. Cornelia Kuppe trifft ihren Seelenpartner und erfährt die große Liebe, doch gleichzeitig läuft sie Gefahr, sich wieder zu verlieren. In ihrer lebendigen Art zu schreiben, lässt sie die Leser an den Lektionen ihres Lebens teilhaben , die sich zu wiederholen scheinen und sie immer wieder auffordern: "Bleib dir selbst treu!"
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 218
Veröffentlichungsjahr: 2016
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Für meine große Liebe
Peter
Danksagung
Vorwort von Imke Liegmann
Rückblick – Was bisher geschah
Mein neues Leben
Schicksalstag
Die Melodie des Lebens
„Ganz oder gar nicht“
„Der Weg der Kaiserin“
Die heimliche Sucht gebraucht zu werden
„Die Sonne“
Zuwendung
Innehalten
„Ich bin ich – Du bist Du“
Mein Raum
Tantra
Wünsche
Rückzug
Das Enneagramm
„Engel der Harmonie“
Preußin in Bayern
Licht und Schatten
Original-Tagebucheinträge 2005
Mittwoch, 13. Juli
Freitag, 15. Juli
Samstag, 16. Juli
Zwiegespräch
Dienstag, 19. Juli
Mittwoch, 20. Juli
Freitag, 22. Juli
Meine Scheidung
„Wu wei“
Originaltagebucheinträge 2006
Sonntag, 20. August
Dienstag, 29. August
Mittwoch, 30. August
Freitag 1. September
Freitag, 7. September
„Creatives Atelier“
Zweifel
Nachwort
Erläuterungen
Literatur-Empfehlungen
Adressen
Ich danke meiner Familie, meinen Freunden und meinen Lesern für ihre motivierenden Worte, eine Fortsetzung meines ersten Buches „Ja, ich lebe jetzt mein Leben!“ zu schreiben.
Feedbacks meiner Leser zeigen mir, dass es für viele Menschen hilfreich sein kann, wenn ich ehrlich und unverblümt meine persönliche Geschichte wiedergebe. Es erfüllt mich zutiefst, auf diese Weise anderen Menschen helfen zu können.
Ich möchte mit meinem Weg und meinem Umgang mit der Diagnose Krebs anderen die Angst nehmen und Beispiel dafür sein, dass auch sie aus der Krankheit lernen und auch mit der Krankheit leben können.
Ich glaube, spätestens dann, wenn wir unsere Lektionen aus der Krankheit gezogen haben, erleben wir das Leben als das was es ist:
Wunder-voll!
Wenn wir unsere Krankheit und damit unsere Konflikte, die uns krank werden ließen, aus dem Schatten in das Licht holen, erlösen wir uns selbst.
Nach meinem Entschluss, ein zweites Buch zu schreiben, dauerte es nicht lange, bis mir der Buchtitel in den Sinn kam: „Eine Liebe zu dritt“.
Mancher mag vielleicht denken, die Wahl des Titels sei provokativ, doch ich ließ mich ganz allein von meiner inneren Stimme führen.
Ich ließ mich nicht irritieren, sondern notierte, was mir mein Bauch vorsagte:
Eine Liebe zu dritt:
Meine Liebe zu
mir,
zu meinem
Seelenpartner
und
zu meinem
Krebs
Ich hatte eine genaue Vorstellung darüber, was ich schreiben wollte und brauchte nur zu beginnen und darauf zu vertrauen, dass mir auch dieses Mal meine Tagebuchaufzeichnungen einen guten Dienst erweisen würden.
Mit meinem ersten Buch zeigte ich meinen Weg auf, wie ich mir meinen Krebs erschaffen hatte und welchen Weg ich ging, um zu meinem ICH zurückzufinden. Darüber, wie mein „neues Leben“ aussieht und wie viel Übung es immer wieder bedarf, mich darin zurechtzufinden, gibt genug Stoff für dieses Buch.
In diesem Buch ist es nicht der Weg zu mir, den ich beschreibe, sondern mein Weg zum bewussten SEIN.
Ohne das Einverständnis meines Lebensgefährten Peter wäre dieses Buch wohl kaum zustande gekommen. Ich danke Peter aus tiefem Herzen für seine Liebe und Unterstützung und freue mich sehr, dass auch er durch seine Offenheit anderen Menschen die Möglichkeit gibt zu wachsen. Meinen größten Respekt spreche ich an dieser Stelle Peters Exfrau Rita aus. Ich danke Rita, dass sie seinerzeit Peter in Liebe losgelassen hat und es mir dadurch überhaupt erst möglich wurde, zu ihm zu finden und die Erfahrungen zu machen, die ich in diesem Buch beschreibe.
Ein herzlicher Dank geht an Ulrike Homeyer, die mir mit ihrem spontanen Geschenk, mein Manuskript Korrektur zu lesen, einen enormen Druck nahm und eine große Freude bereitete. Meiner Therapeutin Imke Liegmann danke ich für ihr wunderbares Vorwort.
Ich hoffe, dass ich mit meiner aufgeschlossenen Art zum Innehalten anrege und einige Impulse für Ihr Leben setzen kann.
Oktober 2007 Cornelia Eggemann
Im September 2009 habe ich meinen Geburtsnamen Kuppe wieder angenommen und den Namen meines geschiedenen Ehemannes in Achtung und Dankbarkeit losgelassen. Das Vorwort von Imke Liegmann und den Buchtext habe ich diesbezüglich nicht verändert. Mit der überarbeiteten Neuauflage Januar 2016 habe ich in der Hauptsache das Cover neu gestaltet, deshalb ergibt sich auch eine neue ISBN-Nummer. Der Buchinhalt bleibt davon unberührt und in allen existierenden Ausgaben mit gleichem Titel identisch.
Januar 2016 Cornelia Kuppe
Als ich vor einigen Tagen eine große radiologische Praxis aufsuchte, hatte ich das Manuskript von Cornelia Eggemanns zweiten Buch in der Handtasche. In einem ruhigen Eckchen wollte ich die Wartezeit mit der Lektüre verkürzen. Ich schaute mich um. Eine bleierne Schwere lag über allem. Rechts neben dem Eingang die „Anmeldung“ mit der Aufschrift „Bitte um Diskretion: Nur einzeln eintreten und den Aufforderungen des Personals Folge leisten“ auf den dicken Glastüren. Mein Blick folgte den langen, kellerartigen Fluren mit den vielen Kabinentüren, die irgendwie in die Tiefe zu führen schienen. Menschen mit weißen Kitteln, die geschäftig hin und her hasteten. Menschen im überfüllten Wartezimmer. Stille. Anonymität. Nur unterbrochen durch die Stimme einer Assistentin: „Frau …/Herr … bitte folgen Sie mir zu Kabine Nr. ...“. In der „Wartezone“ Menschen „wie du und ich“, mit angespannten Gesichtszügen, die stumm und in sich gekehrt da saßen oder den „Aufforderungen des Personals Folge leisteten“. War es der geschäftsmäßige Ton, der keinen Raum für menschliche Nähe zuließ oder die kafkaeske Anmutung der Innenarchitektur? Oder waren es die Gesichter der Wartenden? Blicke, die ins Leere gingen? Dahinter verborgen: Fragen. Fragen nach dem Leben. Fragen nach dem Tod. Dem eigenen Leben. Dem eigenen Tod. Die Stimmung in dieser radiologischen Praxis wirkte beklemmend – irgendwie erstarrt.
Wenn wir mit der Krankheit Krebs in Berührung kommen, dann springen uns diese Fragen an. Raubtierartig. Unvorhersehbar. Mitten ins Gesicht. Wie wir es auch immer drehen und wenden: Wir spüren, sie gehen uns selbst an. Ob wir nun auf der Seite der „Betroffenen“ oder auf der Seite der „Behandelnden“ oder auch nur auf der Seite der „Beobachtenden“ stehen. Diese Frage, was habe ich damit zu tun? Diese Fragen nach dem Wie und Was, nach dem Warum und Wohin. Fragen, die nicht ausgesprochen werden, weil da kein Raum ist, sie zu stellen, weil da keine umfassenden, den ganzen Menschen bedenkende Antworten erwartet werden können. Diese Fragen, die sich mehr und mehr zurückziehen vor den sachtypischen Antworten, was jetzt zu tun sei und vor den kategorisierenden Zuweisungen wie „therapierbar“ und „nicht therapierbar“. Tun, machen. Machbarkeit und die Macht der Wissenschaft. Wie eine wissenschaftlich korrekte Therapie, die „den Krebs erfolgreich bekämpft“, auszusehen habe, das belegen „Doppelblind-Studien“, wissenschaftlich erfasste Antworten auf wissenschaftlich gestellte Fragen. Doppelblind.
Wie lebendig ist dagegen die Sprache Cornelia Eggemanns! Ihre unaufgeregte, warmherzige Art von sich zu sprechen, nimmt mich mit hinein in den Erzählfluss, in die Geschichte, die ja ganz und gar ihre ganz persönliche Geschichte ist. Und doch fühle ich mich mit ihr verbunden. Mit großer Spannung verfolge ich in ihrem Text, wie ein menschlicher Lebensweg nach der Diagnose Krebs weitergehen kann. Und er ist vor allem eines nicht: doppelblind. Ganz im Gegenteil: innehalten und achtsam – ohne zu werten – hinschauen. Im Sinne einer Bestandsaufnahme des lebendigen Lebens: was ist, was wirklich ist. Umfassend, mit den Augen der Liebe. Das ist hohe Konzentration auf das Leben. Auf das einmalige, einzigartige, unverwechselbare Leben. So erfährt sie Antworten auf ihre Fragen. Antworten, die immer sehr persönlich sind. Nicht typisierbar, nicht übertragbar.
Ist es ein Wunder, was Cornelia Eggemann beschreibt? Das Wunder einer unerklärlichen Heilung? Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hat sich die bekannte amerikanische Biochemikerin Caryle Hirshberg zusammen mit einem Forscherteam auf den Weg gemacht, solchen Fragen nachzuspüren, angesichts eines Phänomens, dem sich niemand verschließen kann, der je „unheilbar“ an Krebs Erkrankte begleitet hat: Unerwartete Genesung. Ihre Antwort – belegt durch zahlreiche Interviews mit „Überlebenden“ und wissenschaftlichen Auswertungen von einer immensen Fülle von Daten und Fakten: „Die Kraft zur Heilung kommt aus uns selbst.“1 Sie ging der naheliegenden Frage nach, „gab es etwas, dass die Menschen, die eine Heilung oder einen ungewöhnlich langen Überlebenszeitraum erfahren haben, von anderen unterschied?“ Etwas, das die Heilung oder die unerwartet langandauernde Remission des Prozesses erklären könnte? Vielleicht eine Gemeinsamkeit aller „Fälle“, die solche „Wunder“ begreiflich machen und anderen zur Gesundung verhelfen könnte? Akribisch wertete sie 50 Lebensgeschichten von medizinisch dokumentierten Fällen einer sogenannten „spontanen Remission“ aus. Ein „Rezept“ fand sie nicht – denn alle diese Menschen, alle ihre Geschichten, alle ihre Wege waren unterschiedlich. Das, was ihr auffiel, war die Bereitschaft dieser Menschen, sich mit ihrer Geschichte zu konfrontieren, sie anzuschauen, für sich selber einzustehen, sich zu akzeptieren mit allen Macken und Fehlern, aber auch die Probleme anzupacken und mutig Fragen zu stellen. Die dadurch angestoßenen Veränderungen ergeben sich dann wie von selbst. Dieser Weg zu sich selbst, war das die rätselhafte Gemeinsamkeit, der not-wendige Aufbruch in das eigene lebendige Sein?
In Cornelia Eggemanns zweiter „Reisebeschreibung“ über ihren Weg zu sich selbst können wir erfahren, wie kraftvoll und beglückend solch eine „Wende“ ist. Und auch, wie viel Mut und Konzentration frei wird. Denn Mut und Kraft werden nicht im „Kampf“ verpulvert. Nicht im Widerstand gegen den eigenen Körper, gegen den inneren Feind, dem Krebs, aufgezehrt, sondern verwandelt in befreiende Kräfte der Liebe. Die Liebe zu sich selbst. Die Liebe zum eigenen Leben mit Krebs. Die Liebe zum Anderen.
Dieses Buch ist ein Geschenk. Ein Geschenk der Liebe. Ich beglückwünsche Cornelia Eggemann zu ihrer Begeisterung, die ihr die Flügel verliehen hat, die „bleierne Schwere“ der Krebserkrankung zu überwinden!
Im September 2007 Imke Liegmann
1Caryle Hirshberg / Marc Ian Barasch, Unerwartete Genesung – Die Kraft zur Heilung kommt aus uns selbst, Droemer Knaur, München 1995, vergriffen.
Inhaltsangabe meines Buches
„Ja, ich lebe jetzt mein Leben!
Es begann mit der Diagnose Eierstockkrebs im Dezember 1999 in einem inoperablen Stadium. Nach vier Zyklen Chemotherapie mit den dazugehörigen Konsequenzen, einer umfangreichen Operation und weiteren zwei Zyklen Chemotherapie, waren meine Werte für einige Monate im Normbereich, obwohl ich schulmedizinisch als unheilbar galt.
Panik überkam mich, als es mich trotz einiger Veränderungen in meinem Leben (vor allem in beruflicher Hinsicht) erneut erwischte. Ich entschied mich ein zweites Mal zur Operation. Aber diesmal war es anders als beim ersten Mal: Gegen den Rat der Ärzte entschied ich mich gegen die empfohlene Chemotherapie und suchte nach anderen Wegen. Während meiner Kur wurden die Weichen meines Lebens neu gestellt. In den Therapiegesprächen erkannte ich, was in meiner Beziehung mit meinem Mann (ich gab ihm das Pseudonym Ben) im Argen lag und wie schwer es war, dagegen allein etwas zu unternehmen. Der Alltag kehrte wieder ein. Eines Tages hörte ich von einer Seminarreise nach Mallorca und war sofort begeistert. Ich meldete mich ganz spontan und aus reiner Intuition an. Ein neuer Lebensabschnitt kam ins Rollen. Auf Mallorca kam ich meiner Seele nah und erfuhr mich selbst. Meine Erkenntnisse aus den Therapiegesprächen gebe ich in meinem Buch „Ja, ich lebe jetzt mein Leben!“ unverblümt weiter und lasse den Leser daran teilhaben. An Beispielen aus meinem Leben, meiner Kindheit und meiner Jugend zeige ich sich immer wiederholende Muster auf. Ich brachte den Mut auf, diese Muster zu durchbrechen und probierte neue Fahrwasser. Nach dieser Reise war nichts mehr wie es vorher war. Ich redete mir nichts mehr schön und gestand mir ein, dass ich nur mit der Aufmerksamkeit bei mir bleibend zur Integrität zurückfinden konnte.
„Love it – change it – or leave it”
Dieser Leitsatz einer Vortragsrunde des Mallorcaseminars ging mir nicht aus dem Sinn. Zu Hause begab ich mich weiter in Gesprächstherapie und beobachtete solange mein Leben, bis ich ganz klar fühlte: Es war nicht wirklich mein Leben, welches ich lebte. Ich glaubte an die Ehe und sah die Lösung nicht darin, mich zu trennen. Selbst die ungewünschte Kinderlosigkeit öffnete mir nicht die Augen. Erst der Gedanke an die Worte des Standesbeamten: „… bis dass der Tod Euch scheidet!“, ließ mich aufwachen. Ich konnte dem Tod bereits in die Augen sehen und wollte nicht länger warten bis er zuschlagen würde. Die Worte meiner Freundin: „Zu einer guten Beziehung gehören sowohl eine zufriedenstellende Sexualität als auch offene Gespräche“, bewegten mich, mir nichts mehr vorzumachen. Ich entschied mich, mein Leben zu leben und trennte mich nach neunzehn gemeinsamen Jahren von meinem Ehemann Ben.
Ich erfuhr am eigenen Leib, dass Krebs für „ungelebtes Leben“ stand und wie wichtig es war, für mich und meine eigenen Bedürfnisse einzustehen.
Nach der Trennung lebte ich zunächst allein und lernte mich immer besser kennen.
Das tiefe Gefühl der Liebe nach dem ich mich immer sehnte und es bisher vergeblich im Außen suchte, erlebte ich auf meiner zweiten Mallorcareise im November 2003.
Alles fügte sich zu einem Ganzen zusammen.
Den Glauben an mich und an die Kraft meines Unterbewusstseins hatte ich, solange ich denken konnte.
Er war einfach da.
Ein Seminar, an dem ich mit einunddreißig Jahren teilnahm, lehrte mich, dass die Kraft meines Unterbewusstseins sich enorm verstärkt, wenn sie mit meinen Gedanken und meinen Gefühlen zusammenfließt.
Dort erfuhr ich, dass meine geistige Einstellung wichtiger als mein Können ist und meine Phantasie es ist, die mir zeigt, wo mein Ziel liegt und wie mein Ziel aussieht.
Ich lernte auch, dass die Wegstrecke zu meinem Ziel, Kraft und Anstrengung bedeutet und ich es nur erreichen kann, wenn ich sie mit Begeisterung auf mich nehme.
Das tat ich und ich entschied mich. Ich machte mich auf den Weg.
Dreiundvierzig Jahre war ich, als ich 2 ¼ Jahre nach meiner Krebsdiagnose auf meinem ersten Mallorca-Seminar das Bild meines Schatzes in mir sah. Ich sah meinen Schatz, der funkelnd wie ein Diamant im Verborgenen meines Inneren lag.
Auf Mallorca kam ich meiner Seele nah, erfuhr mich als geistiges Wesen und spürte, dass ich das „Göttliche“ in mir hatte.
Neunzehn Monate lagen zwischen meinem ersten und meinem zweiten Mallorca-Seminar. Es waren Monate harter Arbeit an mir selbst.
Dies zeigte mir, dass alles seine Zeit brauchte und es besonders die Phasen des Stillstandes waren, die eine große Portion Geduld und Vertrauen forderten.
Am 14. November 2003 hatte ich das Gefühl, die Zeit des Trauerjahres sei nun vorbei. Seit meiner Trennung von Ben, bzw. meinem endgültigem Auszug aus unserer gemeinsamen Wohnung, war auf den Tag genau ein Jahr vergangen.
Ich fühlte den Erfolg der harten Arbeit an mir, die ich geleistet hatte.
Es war gut, dass ich mir erlaubt hatte, mir die für meine innere Arbeit erforderliche Zeit zu nehmen und ich war mir sicher:
„Jetzt, wo ich die Liebe in mir und zu mir wiedergefunden habe, kann Heilung geschehen und es wird nicht mehr lange dauern, bis ein Mann wieder eine Rolle in meinem Leben spielt.“
Ich war gespannt auf meine Anziehungskraft, denn ich wünschte mir von Herzen eine harmonische Beziehung mit einem Mann meiner Träume, der wie ich das Leben für sich in seiner Ganzheit annimmt und sagt:
„Ja, ich lebe jetzt mein Leben!“
… begann am Morgen des 15. November 2003 mit einer kleinen Prüfung, die ich gut meisterte, wie ich fand. Es war der Anruf von Ben. An diesem Morgen nahm ich das Telefonat entgegen und geriet nicht aus dem Gleichgewicht, wie es in den vergangenen Monaten immer wieder der Fall war. Es gab Tage, an denen ich mein Handy abschaltete, weil mich bereits das Erkennen seiner Nummer auf dem Display aus der Fassung brachte.
An diesem Vormittag war es anders. Ich hörte mir mit einer inneren Gelassenheit seine Vorwürfe an und stellte zum ersten Mal seit unserer Trennung vor einem Jahr fest, dass ich mich nicht mehr für sein Leben verantwortlich fühlte. Jedenfalls war es in diesem Moment so. Es war sehr schade, dass Ben es offensichtlich nicht auf die Reihe bekam, für sich selbst zu sorgen, aber es beunruhigte mich nicht im Geringsten. Ich blieb, egal welches Register er auch zog, ganz bei mir und war stolz auf mich, dass ich auf keines der Themen, die Ben anschnitt, in irgendeiner Weise emotional reagierte.
Naja, auf keines der Themen stimmt nicht ganz, denn die Frage nach der Telefonnummer der neuen Pflegefamilie unseres Hundes Bosley berührte mich schon sehr. Plötzlich bekam ich Angst, Ben könnte seine Drohung, dort aufzukreuzen und unseren Hund zurückzufordern, wahr machen. Seit dem 1. November 2002, dem Tag, an dem ich unseren Hund schweren Herzens abgab, hatte ich mit der Tochter der Familie regelmäßigen Email-Kontakt. Es war beruhigend für mich, immer wieder zu lesen, wie Bosley seine neue Familie akzeptierte, sich in den dortigen Tagesablauf integrierte und sich ganz offensichtlich wohl fühlte. Die Vorstellung, Ben würde dieses durch sein überraschendes Auftreten zerstören, beunruhigte mich. Ich informierte die neuen Hundeeltern und musste feststellen, dass sie davon nichts wissen wollten. Sie baten mich, ihnen nicht mehr davon zu berichten, da sie sich sonst nicht imstande fühlten, sich ganz auf Bosley einzulassen. Das verstand ich. Sie vertraten die Auffassung, dass diese Zwistigkeiten zwischen Ben und mir energetisch bei Bosley ankommen würden und ihn verunsicherten. Obwohl es mir wehtat, respektierte ich diese Einstellung und brach den Kontakt ab. Genau genommen war es eher so, dass sie den Kontakt abbrachen, denn ich bekam keine Antwort mehr. Sie gaben mir deutlich zu verstehen, dass sie lediglich das erste Jahr den Kontakt aufrechthielten, weil ihnen der Züchter gesagt hatte, es würde ein Jahr dauern, bis ein Hund seine neue Umgebung als sein neues Zuhause anerkannt hätte. Gern hätte ich weiterhin ab und zu gehört, dass es Bosley gut ging, doch jetzt war ich gefordert, endgültig loszulassen.
Okay, es war hart, aber sicher für uns alle das Beste.
Am 20. November 2003 traf ich mich mit meinen Mallorca-Freundinnen in Hamburg zum Vortrag von Dr. Weber. Es tat gut, sich in regelmäßigen Abständen zu treffen und austauschen zu können. Auch wenn ich den Vortrag zum wiederholten Male anhörte, genoss ich es und konnte gleichzeitig meine Freundinnen wiedersehen. Nach dem Vortrag saßen wir noch zusammen in der Kneipe und nahmen eine Kleinigkeit zu uns. Ich spürte meine Veränderung im Vergleich zu den vergangenen Monaten und beobachtete, dass ich irgendwie selbstbewusster als früher war. Es wurde über die anstehende Weihnachtsfeier des „Vereins zur Förderung seelischer und körperlicher Gesundheit“ gesprochen und ich sagte spontan zu, die Dekoration zu übernehmen. Obwohl ich mich von ganz viel „Überflüssigem“ getrennt hatte, verfügte ich immer noch über reichlich Weihnachtsdekoration aus meiner Zeit der Selbstständigkeit in Grömitz. Außerdem hatte ich in den vergangenen Monaten ganz liebevoll kleine Dinge gebastelt, die ich auf der Adventsausstellung verkaufen wollte. Meine Freundin Gabi, eine wahre Koryphäe in Sachen Basteln, veranstaltete nämlich am Sonntag vor dem 1. Advent, wie in den vergangenen Jahren auch, einen Weihnachtsbasar mit Selbstgebasteltem. Ich freute mich, jetzt, wo ich wieder in Ahrensburg wohnte, mich daran beteiligen zu können.
Die „Planerin“ in mir war wieder gefragt. Im Geiste durchdachte ich die Weihnachtsfeier des Vereins und stellte mir vor, wie ich dort alles Übriggebliebene ausstellen und verkaufen könnte. Ich holte meine Weihnachtskisten aus dem Keller und begann zu sortieren. Meine Ein-Zimmerwohnung in Ahrensburg, die seit einem Jahr mein neues Zuhause war, schmückte ich und war in meinem Element. Kurz hielt ich inne, denn mein Nacken machte sich bemerkbar. Er war immer noch steif und fühlte sich von innen irgendwie wund an. Ich dachte an das Bild des Elefanten und der Sonnenblume, welches vor meinem geistigen Auge während einer Therapiesitzung auf Mallorca entstand. Der Elefant verkörperte den harten und männlichen Teil in mir und die Sonnenblume meinen weiblichen weichen Teil. Ich dachte kurz daran, dass es nun Zeit wurde, harte Strukturen weich werden zu lassen. Diese Gedanken waren nur von kurzer Dauer, denn es machte so großen Spaß, in meinem Element des Dekorierens zu sein, dass ich bereits neun Tage vor dem ersten Advent alles in meiner Wohnung und auf dem Balkon weihnachtlich getrimmt hatte. Ich folgte in meinem Tun ganz meiner Intuition und sagte mir: „Wer weiß, was kommt und wofür es gut ist, alles fertig zu haben.“ Eine Antwort darauf bekam ich einige Tage später.
Der 23. November 2003, der Sonntag des Weihnachtsbasars, erwies sich als mein ...
Der Beginn der Weihnachtsausstellung war für 13 Uhr angesetzt. Damit ich den Sonntag in aller Ruhe beginnen konnte, hatte ich mein Auto bereits Samstagabend beladen. Ich war zutiefst zufrieden, hatte erholsam geschlafen, im Bett gefrühstückt und lag gut in der Zeit. Es war gerademal neun Uhr. Eine gute Gelegenheit, den PC anzuschalten und meine Emails zu checken.
Mit meinem Computer hatte ich, seit ich allein wohnte, eine innige Beziehung.
Begonnen hat dieses „technische Verhältnis“ im Herbst 2002, ein paar Monate, nachdem ich mich entschieden hatte, mich von Ben zu trennen. Ich nahm den Impuls einer Freundin auf und loggte mich im Internet ein. Es war nicht nur eine Freundin, die mir den Impuls gab und Erfahrungen mit „Chatrooms“ und „Flirtlines“ hatte. Genau genommen erzählten mir zwei Grömitzer Freundinnen abwechselnd ihre Geschichten, die sie in diesen Foren erlebten. Ich konnte mir nicht recht vorstellen, wie das gehen sollte. Mir kam alles reichlich suspekt vor und ich hatte so meine Bedenken. Eines Tages aber, als ich allein zu Hause war, packte mich die Neugier. Ich nahm allen Mut zusammen und besuchte die Website des Dating-Cafés. Von meinen Freundinnen wusste ich, dass es hier seriös zuging und es einigermaßen übersichtlich war. Ich fand Gefallen an diesem „neuen Gebiet“. Das „Neue“ war aufregend und irgendwie geheimnisvoll. Noch hatte ich nicht den geringsten Durchblick, fühlte mich in meinen vier Wänden jedoch sicher und unerkannt. Ich ging sogar einen Schritt weiter und wagte es, mich dort zu registrieren; denn schließlich kostete es gegenüber anderen Partnerbörsen nichts und war ja anonym, jedenfalls solange ich kein Foto von mir einstellte. Ich überlegte mir einen Nicknamen und nannte mich Nele 43. Nele als Abkürzung meines Vornamens „Cornelia“ und 43, naja, nicht schwer zu erraten. Das war mein Alter im Jahr 2002. Ich wartete meine Freischaltung ab und schaute mir dann an, was so im „Angebot“ war. Es war interessant, mir die einzelnen Profile der männlichen Kandidaten anzusehen. Ambitionen, einen Mann kennenzulernen, hatte ich absolut nicht. Ich wollte lediglich auf diese Weise eine Verbindung von mir zur Außenwelt herstellen. So beließ ich es zunächst bei der Registrierung und loggte mich in den nächsten Monaten nur hin und wieder ein.
Post bekam ich keine, d. h. keine, die mich aus meinem Dornröschenschlaf weckte. Ich vertrat die Meinung, dass „keine Post zu erhalten“ ein Hinweis darauf sei, noch mit meiner Aufmerksamkeit ganz bei mir zu bleiben. Durch die Trennung von Ben hatte ich genug aufzuarbeiten und es war noch kein Platz für eine neue Beziehung in meinem Leben. Einmal traf ich mich mit einem Mann, der mich anschrieb. Er kam aus Hamburg und ich fand es als gute Übung für mein Selbstvertrauen, mich überhaupt erst einmal mit einem fremden Mann zu treffen. Völlig absichtslos ging ich zu dieser Verabredung. Mich interessierte das Gespräch über seinen Beruf (er hatte eine Prüfung zum Psychoberater abgelegt), mehr aber auch nicht. Wir verabredeten einen Kinobesuch am Nachmittag.
Ich war froh, dass wir uns für’s Kino verabredeten (den Film „Frida“ hätte ich mir sowieso angesehen), denn so brauchten wir uns nicht großartig zu unterhalten. Beim ersten Anblick rief mir meine innere Stimme zu: „Das hier ist nichts für mich!“ Es war nicht meine Welt, mich mit fremden Männern zu treffen und ich war froh, als ich wieder zu Hause war. Ich fragte mich, ob es mein erster und letzter Kontakt über dieses moderne Forum gewesen sein sollte? Mein Postfach im Dating-Café schlummerte vor sich hin …, genau bis zu diesem Morgen des 23. November 2003.
Froh gelaunt und nichts erwartend schaute ich in meinen Posteingang und las: „Sie haben eine Nachricht in Ihrem Postfach des Dating-Cafés!“ Sofort loggte ich mich auf der entsprechenden Seite des Internets ein, um meine Nachricht abzuholen. Leichte Aufregung machte sich in meinem Inneren breit, als ich das Profil des Absenders anklickte. Ich wollte mir ansehen, wer mir da schrieb: „Dein Kleid auf dem Foto steht dir gut!“ (Ich hatte gleich nach meiner Rückkehr von Mallorca ein Foto von mir im Strandkleid eingestellt). Ich öffnete das Fenster des Absenders und war enttäuscht, kein Foto von dem Verfasser dieses Satzes zu sehen. „Na gut“, dachte ich und antwortete kurz und knapp: „Schalte bitte dein Foto frei. Ich möchte sehen, wer mich denn da anspricht!“ Ruckzuck wurde sein Foto freigegeben und ich studierte die Angaben seines Profils. Mein erster Eindruck: „Sehr nett, sympathisch, bestimmt sehr zuvorkommend und höflich; Größe und Gewicht, sowie Augen- und Haarfarbe waren okay, Familienstand: geschieden, drei Söhne; seine Beschreibung im Profil: ein Traum! Aber: ein Schnauzer!!!!!!! Ich stand nun ganz und gar nicht auf Haare im Gesicht. Wir mailten uns unsere Fragen und Antworten hin und her und ich war überrascht, wie wunderbar ich mich dabei fühlte. Seine Ausdrucksweise gefiel mir und ich fühlte mich einfach wohl. Hinter seinem Nicknamen „sanftundzaertlich“ steckte der Name Peter. Wir verabredeten, am Abend weiter zu mailen, da es inzwischen für mich Zeit wurde, mich auf den Weg zur Adventsausstellung zu machen.
Es war ein schöner Tag mit meiner Freundin Gabi. Wir verkauften unsere selbstgefertigten Weihnachtsartikel, plauderten, tranken Kaffee und genossen selbstgebackenen Kuchen. Egal was ich tagsüber tat, in meinem Kopf ratterte es. Immer wieder gingen mir die Worte durch den Kopf, Worte unseres ersten Mailkontakts und die wunderbaren Worte seines Profils. Ich hatte Peters Profil ausgedruckt und hätte mich und meine eigenen Wünsche selbst nicht besser beschreiben können. Sollte es das, was ich las, verpackt in einem Mann, wirklich geben? „Dann ist es mein Traummann!“, dachte ich. Mein Traummann, der sich hinter einem Schnauzbart zu verstecken versuchte. Ich war froh, mich nicht von einem Bart blenden zu lassen und konnte es kaum erwarten, den Emailkontakt fortzusetzen. Ich sah es als gutes Omen an, dass Peter mich anschrieb, obwohl meine Postleitzahl verriet, dass unsere Wohnorte Meilen voneinander entfernt lagen. Ich glaubte an die Macht des Universiums, die alles fügt, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich hatte den Wunsch „gefunden zu werden“ und wollte nicht die „Suchende“ sein. Darum meldete ich mich im Dating-Café an. Jetzt spürte ich tief in mir, dass es funktionierte.
Am Abend erwarteten mich bereits nette Zeilen und ich konnte meine Begeisterung nicht verbergen, geschweige denn mich dahingehend zurückhalten, dass ich nicht sofort antwortete. Ich versuchte „cool“ zu bleiben und es gelang mir überhaupt nicht, denn