Eine Nacht in Missouri - Anonym - E-Book

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Anonym

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Beschreibung

In "Eine Nacht in Missouri" entfaltet sich ein vielschichtiger narrativer Teppich, der in die Abgründe menschlicher Existenz und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen eintaucht. Die anonyme Autorenschaft verleiht dem Werk eine geheimnisvolle Aura, während der prägnante und eindringliche Schreibstil des Autors den Leser in die Handlung zieht. Durch eine Mischung aus poetischer Prosa und knackigem Dialog wird die düstere Atmosphäre Kansas Citys in der Nacht lebendig, wo Einsamkeit und Verlangen aufeinandertreffen und ein eindrückliches Porträt einer vergessenen Gesellschaft gezeichnet wird. Der literarische Kontext ist stark verwurzelt in der Tradition der amerikanischen Gothic-Literatur, angereichert mit zeitgenössischen Themen, die soziale Marginalisierung und identitätsstiftende Konflikte beleuchten. Der Autor, dessen wahre Identität unbekannt ist, nutzt diese Anonymität bewusst, um die universellen Herausforderungen des menschlichen Daseins zu thematisieren. Es ist anzunehmen, dass persönliche Erfahrungen sowie ein tiefes Verständnis für die soziale Dynamik in Missouri den Autor stark beeinflusst haben. Diese Aspekte fließen in die Charaktere und deren Schicksale ein, die alle durch eine bemerkenswerte psychologische Tiefe gekennzeichnet sind und den Leser zum Nachdenken anregen. "Eine Nacht in Missouri" ist eine Empfehlung für alle, die sich für komplexe psychologische Porträts und die Ergründung der menschlichen Seele interessieren. Das Buch stellt nicht nur Reise in die Abgründe des menschlichen Geistes dar, sondern fordert auch zur Reflektion über gesellschaftliche Themen auf. Ein literarisches Erlebnis, das lange nach dem Lesen nachhallt.

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Anonym

Eine Nacht in Missouri

Auf der Suche nach Identität und Zugehörigkeit in der Tiefe Missouris
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2024
EAN 8596547843047

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text
Erinnerung eines amerikanischen Freiwilligen.

Es war zu Anfange des jetzigen amerikanischen Bürgerkriegs, dessen erste Schlachten im westlichen Missouri, kaum weit von der Indianergrenze, geschlagen wurden. Was von den jüngern Deutschen in St. Louis ein Gewehr tragen konnte und nicht unabweislich an die Stadt gefesselt war, hatte sich in die aufgerufenen Freiwilligen-Regimenter einreihen lassen, um dem Gelüste des Gouverneurs, den Staat von der Union loszureißen und dem eben entstandenen Südbunde anzuschließen, entgegen zu treten. Das Verbleiben Missouri’s in der Union war für das deutsche Element im Staate nicht nur eine politische, sondern eine völlige Lebensfrage; die Deutschen waren von jeher die schärfsten Gegner der in Missouri am wenigsten gerechtfertigten Sclaverei gewesen, hatten es sogar endlich zu einer mächtigen Partei gegen das sclaverei-freundliche Amerikanerthum gebracht und wären unter der Herrschaft der südlichen Baumwollenbarone zu rechtlosen Parias gemacht worden. Nebenbei lagen unter der politischen Aufregung alle Geschäfte so gänzlich nieder, herrschte eine so drückende Geld- und Arbeitsnoth, daß Viele nach dem Gewehr griffen, um wenigstens der schweren Sorge für den täglichen Unterhalt enthoben zu sein. Indessen betrug die ganze Macht, womit der Höchst-Commandirende, General Lyons, seinen ersten Feldzug in das Innere des Staats unternahm, doch kaum über 7- oder 8000 Mann, von denen eigentlich nur die Officiere richtig uniformirt waren – das nothwendigste Exercitium aber hatte sich unter dem Drange des Augenblicks wunderbar schnell gelernt. Ich selbst, als gedienter preußischer Soldat, war gleich anfangs zum Lieutenant gewählt und bestätigt worden – kurze Zeit darauf aber nahm mich der General, theilweise wohl mit meines fertigen Englisch und meiner Schreibgeläufigkeit wegen, in seinen Stab auf.

Es war ein drückend warmer Abend, und das Haupt-Corps unserer kleinen Armee lagerte vor einem hügeligen, waldigen Terrain, um das Heranstoßen eines kleinern Corps unter Oberst Sigel zu erwarten. Vom Feinde hatten wir nur die unbestimmtesten Nachrichten; wir wußten, daß der Gouverneur Jackson die ganze amerikanische männliche Bevölkerung in dieser Gegend zu den Waffen gerufen und sie der Hauptmacht der Rebellen unter General Price zugeführt hatte; wie weit aber diese Macht stand und wie stark sie überhaupt sei, waren Fragen, die sich trotz aller eingezogener Erkundigungen noch nicht hatten beantworten lassen. Der ganze Landstrich, in welchem wir uns befanden, hing dem Südbunde an; gewöhnlich hatten wir auf den Farmen, denen wir uns genähert, nicht ein einziges weißes Gesicht, sondern nur grinsende und mit Verwunderung auf uns starrende Negersclaven angetroffen; wo wir aber auch einmal eines Amerikaners oder einer Farmersfrau habhaft geworden, hatten wir nichts als eine anscheinende völlige Unwissenheit über unsere Gegner getroffen; seit längerer Zeit wollte Niemand von ihnen etwas gesehen noch gehört haben, und selbst die Schwarzen, welche zuletzt zum Sprechen gebracht werden sollten, schienen mit ihren Herren im völligen Einverständniß zu handeln.

Ich lag vor dem Zelte des Generals im Grase, den leisen, kühlen Luftzug, welcher aus den Bergen vor uns kam, genießend und den Gesängen, welche aus der Mitte der lagernden Truppen ertönten, horchend. Wir hatten ganze Sängervereine unter uns, die trotz aller Ermüdung vom Marsche keinen Abend ohne den prächtigsten Quartettgesang vorübergehen ließen. Seit wir ausgerückt waren, war es hauptsächlich ein Lied im Marschtakt, welches für die Missourier Freiwilligen besonders geschrieben war, das mich vor Allen ansprach und das verdient hätte die Marseillaise aller Deutschen in dem sich entspinnenden Kampfe zu werden. Wenigstens dachte ich damals so, wo mich noch die ganze Begeisterung für unsere Sache, die ganze Romantik und Poesie des ersten Anfanges unseres „heiligen Kriegs“ umspann – heute, wo man einen zehnfachen Katzenjammer für den damaligen Rausch durchzumachen gehabt, wo gerade unsere Deutschen unter dem Betrugssystem der Verpflegungsbeamten und der Unfähigkeit sogenannter Generale immer bei Zehntausenden haben zu Grunde gehen müssen, klingt besagtes Lied freilich wie ein lebendiger Hohn. Es verherrlichte in zwei Anfangsversen die Union als neue Mutter und Ernährerin der herübergeflüchteten Deutschen und schloß dann:

Drum auf, drum auf, du deutsches Herz, Es gilt die Mutter schützen! Sei dir der Sohnespflicht bewußt, Wirf dich als Wall vor ihre Brust Und zeig’ die Schwerterspitzen! Die deutsche Treu’, die alte Treu’, Ersteh’ im neuen Lande neu, Und Fluch ihm, der sie schändet!